Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

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frauholle
Beiträge: 40
Registriert: 4. Feb 2005, 21:41

Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

Beitrag von frauholle »

Hallo zusammen,

ich finde dieser Forum wirklich sehr hilfreich. Doch muss gleich auf der ersten Seite dieses Forum entdecken, dass diese als psychische Erkrankung bezeichnet wird.
Es würde allen Betroffenen sehr helfen endlich einmal mit diesem Vorurteil aufzuräumen. Es liegt ein Defizit beim Gehirnstollwechsel vor. Ich könnte viele medizinische Ausdrücke verwenden und diskutieren, wie z.B. den Verbleib von Serotonin u. Noradrenalin im synapthischen Spalt usw. Doch das hilft hier keinem Betroffenen. Die Ärzte sind gefordert in der Öffentlichkeit endlich Publik zu machen, dass dies eine Erkrankung ist wie jede andere. Über alle Krankheiten wird gesprochen, wie Krebs, Aids, Rheuma usw.
Nur über die Depression nicht. Und warum nicht??? Das kann ich genau sagen.
Da der Ausdruck "Depression" schon allein erniedrigend ist und weil unsere Gesellschaft nicht weiss, dass dies eine Stoffwechselerkrankung, wie andere auch.
Wenn man möchte das Betroffenen geholfen wird, sollte man in der Medizin erstmal Klarheit über die Definition der Ausdrücke verschaffen.
Ich habe viele Bücher über die Krankheit gelesen, u.a. auch das Buch von Prof. Dr.
Hegerl. Ich weiss also wovon ich spreche.
Ich hoffe, dass die Zukunft für Betroffene Erleichterung bringen wird und die Forschung auf diesem Gebiet noch voranschreitet.
Desweiteren würde ich mir als Betroffenen wünschen, dass alle Krankenhäuser Stationen haben, wo wir behandelt werden können.
Denn in einer Psychiatrie hat ein Depressionskranker gar nichts verloren, da geht es den Betroffenen noch schlechter.

So ich bin froh, dass ich mir diese Zeilen mal von der Seele schreiben konnte und hoffe auf einen Fortschritt in der Medizin.

Ganz lieben Gruss
an alle!!!
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroff

Beitrag von kormoran »

hallo frau holle,

ich kenne diesen wunsch, es möge ein virus gefunden werden, oder die fehlende substanz, und, schwuppdiwupp, ist die depression bekämpft und die betroffene person vom stigma des "zu blöd, das leben zu bewältigen" los.

es ist aber wissenschaftlich erwiesen dass veränderungen im gehirn sehr wohl durch ereignisse wie zb. extreme gewalt in der kindheit ausgelöst werden.

ein reduzieren von psychischen krankheiten auf die organische veränderung (die ja in so einem fall dann sehr wohl vorliegt, aber eine folge und nicht die ursache - lediglich die unmittelbare ursache der symptome darstellt) würde bedeuten, die täter und die gesellschaft aus ihrer verantwortung zu entlassen.

auf der anderen seite ist es ebenso erwiesen dass psychotherapie wirkt, d.h. einem menschen mit depressionen kann es sehr wohl dadurch wieder besser gehen (nicht jedem, nicht sofort, nicht unbedingt auf immer und ewig), und diese veränderungen, dieses training bewirkt auch wiederum änderungen im gehirn.

es lässt sich einfach nicht wegwünschen dass unser körper und unsere so schwer fassbare seele zusammenhängen.

zu behaupten dass nur das eine oder nur das andere existiert, bringt uns doch nicht weiter.

lg
kormoranin
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Denker
Beiträge: 645
Registriert: 11. Apr 2005, 13:55

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

Beitrag von Denker »

Erzähl keine Märchen, Frau Holle!
Für mich ist die Geschichte mit dem gestörten Hirnstoffwechsel eine Folge der Depression, nicht ihre Ursache! Hohe Spiegel des Stresshormons Cortisol, wie man sie oft bei depressiven Menschen findet, können z.B. die Serotoninproduktion stören, und der Stress ist ja wohl eher psychisch bedingt, oder?

Und indem du dich vehement für ein organisches Leiden einsetzt, diskriminiert du gleichzeitig alle psychischen Erkrankungen. Denn irgendwie ist dann organisch für dich doch wieder besser als psychisch, nicht wahr?

Gruß
Denker
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

Beitrag von heike56 »

Hallo,

so lange es nicht eindeutig erklärbar ist, wodurch Depressionen entstehen, werden immer wieder sehr viele unterschiedliche Theorien darüber diskutiert werden.

Ich erinnere mich dann immer an das Magengeschwür, wo man meinte, es gäbe eine typische Persönlichkeit die Magengeschwüre bekäme. Und jetzt hat man ein Bakterium als Ursache gefunden.

Ich bin gespannt, ob wir es noch irgendwann erfahren, ob es eine einheitliche Ursache für Depressionen gibt.

Viele Grüße

Heike 47
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

Beitrag von CJ43 »

Hallo Frau Holle!

Wenn man alles konsequent aus biologistischer Sicht betrachtet, dann haben Schizophrene in der Psychiatrie ebenfalls nichts verloren. Auch hier werden Störungen in der Gehirnchemie nachgewiesen und mit Medikamenten behandelt.

Also einfach gesagt: entweder sind wir alle verrückt oder alle "nur" organisch krank. Oder? Was für uns Depris gilt, sollte dann genauso für Psychotiker gelten.

Ich finde allerdings auch, dass psychische Krankheiten (egal wie man ihre Ursachen benennt) nichts sind, was man ebenso offen erzählt wie eine Knie-OP. Klar, das geht mir auch so! Ich trage meine Psychiatertermine nur verschlüsselt in meinen Kalender ein, weil ich den in Sitzungen oder auf dem Schreibtisch aufgeschlagen vor mir liegen habe. Mir wäre es peinlich, wenn Kollegen mitkriegen wo ich in Behandlung bin.

Auch wenn es sogar stimmen sollte, dass alles rein biologisch verursacht wird:
Depressionen äußern sich nun einmal in einer Störung dessen, was wir "Psyche" nennen.
Ich finde daher nicht diese Zuordnung stigmatisierung, sondern die Bewertung psychischer Krankheiten in der Gesellschaft überhaupt. Und ich denke es ist kein Weg, sich sozusagen elitär von anderen "Verrückten" abzusetzen.

Liebe Grüße!
Constanze
steppenwolf1

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroff

Beitrag von steppenwolf1 »

Hi Zusammen,

sorry, dass ich schreibe. Für mich stellt sich wieder die Frage, wenn alles organisch, heisst ja, dass die Materie (Serotonin oder was auch immer) die Psyche bestimmt oder ? (die Seele kann nur mit Körper existieren) ....
Bei Depressionen sagt man ja z.B. Serotininmangel ...
Bei PS nicht ... also rein Psyche ...

Sorry, wenn fahclich niederstes Niveau ...

Grüsse an euch.

s.wölfin
TearsforFears
Beiträge: 392
Registriert: 18. Jan 2008, 12:52

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

Beitrag von TearsforFears »

Hallo,

so viel ich weiß, ist wissenschaftlich nicht geklärt, ob die Störungen im Serotonin/Noradrenalin Haushalt jetzt URSACHE oder FOLGE der Depression sind.

Klar spielt der Hirnstoffwechsel eine wichtige Rolle, aber das ist ja bei vielen psychischen Erkrankungen so, nicht nur bei der Depression.

@Frau Holle: Kann es sein, dass Du mit "Psychiatrie/psychisch Kranken" nicht in einen Topf geworfen werden willst?

Ich kann das verstehen, die Diagnose psychisch krank ist sehr stigmatisierend.

Trotzdem sehe ich das für mich selbst anders: Ich bin psychisch krank und seit ein paar Monaten steh ich auch dazu.

Grüße,
Tears
BeAk

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroff

Beitrag von BeAk »

Liebe Frau Holle,

und was soll an der Bezeichnung Depression erniedrigend sein?

Die Erniedrigung beginnt in UNSEREN Köpfen!

Übrigens liegt bei den meisten psychischen Störungen/Krankheiten ein Hirnstoffwechselstörung vor, u.a. auch bei einer Schizophrenie, einer Suchterkrankung usw.
Hete
Beiträge: 241
Registriert: 1. Mär 2007, 20:06

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroffenen

Beitrag von Hete »

Und ist es denn nicht völlig bedeutungslos ob psychisch oder organisch? Mein Körper steigt heute z.B. wieder einmal über starke Kopfschmerzen aus dem Leben "aus". Ok, kann ich akzeptieren, tut zwar höllisch weh. Aber ich kann weder die Trennung meines Partners von mir noch meinen befristeten Arbeitsplatz hier und jetzt ungeschehen machen.

Ich suche intensiv nach einam Job, vermisse meinen Partner nicht- jedenfalls nicht bewußt, doch die veränderten Lebensumstände müssen KÖRPER und PSYCHE bewältigen. Und dabei ist es mir völlig Wurscht ob meine Depression die eine oder die andere Ursache hat. Es ist meine Aufgabe einen Weg zu finden damit umzugehen und wenn ich es nicht schaffe, dann zwingt mich mein Körper-so wie heute- zu einer Auszeit.Früher habe ich mich unendlich darüber aufgeregt und die Schmerzen dadurch verschlimmert, heute bin ich traurig darüber, dass meine Seele den Weg über den Körper gehen muß, damit mein Verstand begreift- es ist genug, mach Pause!!!!!!!!!!!!!!

Morgen ist ein neuer Tag. Hete
Jannis
Beiträge: 2
Registriert: 1. Mai 2008, 11:22

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroff

Beitrag von Jannis »

Sehr richtig finde ich es, die Definitionen zu hinterfragen, denn aus einer falsch gewählten Begrifflichkeit können auch falsche Maßnahmen abgeleitet werden. Wenn "Depression" nicht Krankheit sondern Symptom ist, dann hilft ein SSRI auch allenfalls nur symtpmatisch.

Leider sind die Ärzte aber nicht in der Lage eine vernünftige Diagnose zu stellen, weil sie sich beim gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand auf die Angaben der Patienten verlassen müssen, soweit körperliche Ursachen ausgeschlossen werden können. Somit wird die Zustandbeschreibung einer Gemütslage der Einfachheit halber zur Krankheit erklärt.

Das ist so, als würde man Bauchschmerzen als Krankheit bezeichnen, die unabhängig von der Kenntnis behandelt werden könnte, ob Ursache ein Magengeschwür oder eine Blinddarmentzündung ist.
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Depression ist eine organische Erkrankung! An Hr. Dr. Niedermeier u. alle Betroff

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Frau Holle,

das hätte die Pharmaindustrie gerne, dass wir Depressionen alle für ein rein organisches Problem halten. Dann müssen wir nur ein Leben lang die teueren Tabletten samt Nebenwirkungen fressen und die Pharmaindustrie verdient sich dumm und dusselig. Das resultiert nämlich aus der Einstellung, Depresson sei etwas rein Organisches.

Der Hirnstoffwechsel und sogar das Wachstum neuer Nervenzellen können sowohl durch Psychopharmaka als auch durch Erfahrungen aus der Umwelt beeinflusst werden. Und Du kannst Dein Hirn sogar bis zu einem gewissen Punkt selbe beeinflussen. Durch die Gedanken und Bilder, die Du Dir machst und durch Dein eigenes Handeln. Es macht zum Beispiel einen Unterschied, ob Du akltiv Dein Leben gestaltest oder ob Du den ganzen Tag im Sofa vor dem Fernseher abhängst.

Dies alles ist wissenschaftlich belegt.Du kannst es z.B. in einem sehr seriösen, gut verständlichen und erschwinglichen Taschenbuch von Stefan Klein nachlesen:"Die Glücksformel"

Übrigens: Tabletten helfen zwar schnell, aber wenn man sie absetzt, kommt es ziemlich bald zu Rückfällen. Bei Psychotherapie hingegen ist das anders. Es dauert zwar länger, bis sie wirkt, aber wenn sie wirkt, ist die Rückfallwahrscheinlichkeit wesentlich geringer.
Und wenn doch ein Rückfall auftritt, dann meistens erst viel später als nach der Einnahme und dem Absetzen von Medikamenten.

'Eigentlich ist die Depression eine psychosomatische Erkrankung. Körper und Seele sind eine Einheit. Das merkt man gerade bei der Depression.

Viele Grüße, Amalia
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