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Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:12
von Nico Niedermeier
Ich sitze gerade hier mit einem Pat. von mir und wir unterhalten uns über das "Morgentief" als eigenes Symptom.
Frage an die Forianer:
Kommt as überhaupt öfter vor?
Kommt es nur bei alten Menschen öfter vor?
Was machen Sie dagegen? Was hilft? Was hilft nicht?
Viele Grüße
Dr. Niedermeier
P.S. Was ist mit Morgentief gemeint?! Beginn 4-6h, Ende meistens 9-11h vormittags.
Symptome: Antriebsschwäche, Ängstlichkeit und eine totale negative Sicht von eigener Person, Umwelt und Zukunft.

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:28
von cool
Hallo Herr Dr. Niedermeier,
hallo Patient !

Ich komme grundsätzlich morgens schwer in die Gänge und bin daher nicht besonders gut gelaunt oder zum Reden aufgelegt.

In depressionsfreien Zeiten würde ich mich da als Morgenmuffel ohne Krankheitswert einstufen.
Und wegen dem Alter : Das war bei mir schon immer so und jetzt bin ich 44 Jahre. (ist das alt ?)

Ein morgendliches Stimmungstief von Krankheitswert als alleiniges Symphtom kann es sicher auch geben.
Was man probieren könnte und wahrscheinlich nicht schadet, wären Wechselduschen am Morgen, den Frühstückstisch bereits am Abend schön decken, morgens gleich Radio oder CD-Player anstellen, die Kaffemaschine vielleicht auch schon am Abend befüllen und mit Zeitschaltuhr versehen,Rolläden gleich nach dem Aufstehen hochziehen, lüften oder sogar die Nase aus dem Fenster stecken......

Und über Antidepressiva würde ich auch nachdenken.
Und über den Tagesverlauf. Was ist am Mittag,Nachmittag,Abend anders als am Morgen/Vormittag ?

Vielleicht mag sich "der Patient" auch gerne direkt hier einklinken. Muss ja nicht gleich sein, aber wäre doch eine Idee.

Liebe Grüße Cool

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:30
von 912318798
Grüß Gott, Dr. Niedermeyer!

Das Morgentief ist ein sehr weitverbreitetes Phänomen, soweit ich mich schon mit Leidensgenossen ausgetauscht habe!

Erstmal beginnt es mit der schlaflosen oder schlafgestörten Nacht zuvor.
Die Folge ist eine Energielosigkeit am Morgen,
die mich am rechtzeitigen Aufstehen und die Inangriffnahme eines geordneten Tagesablaufes hindert.

An manchen Tagen schläft man einfach sehr lange in den Morgen hinein,
an anderen Tagen bleibt man wach im Bett verkrochen,
prügelt Horrorszenarien durch das Gehirn,
zerfließt in Angst-Schweiß,
wagt nicht, aus dem Bett zu steigen, wenn das Telefon oder die Türklingel läutet,...

In den letzten Monaten habe ich es geschafft,
diesen ersten Schritt zu setzen, der mich zumindest aus dem Bett holt.

Ich habe einige Fixpunkte eingerichtet, die ich dann im mehr oder weniger taumeligen Zustand absolviere.

Einer davon ist, den PC einzuschalten und dieses Forum zu besuchen,
in der Hoffnung,
dass es Beiträge gibt, wo ich meine,etwas darauf sagen zu können.

Ein Weiterer, schleunigst das Haus zu verlassen und viel Zeit im Freien zu verbringen.

Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass es mir gut tut,
positive Gedanken zu greifen, zu lesen und zu schreiben.

Das Erwachen ist in erhöhter Aufmerksamkeit bald leichter gefallen.

(Ob jetzt natürlich die ADs und die "heilende" Zeit hier auch mitgespielt haben,
wage ich hier nicht fest zu stellen!)

Die heiteren Beiträge so mancher Menschen hier haben mich bald dazu veranlasst,
es ihnen gleichzutun,
sodass ich durch dieses Prozedere einen guten Star in den Tag entwickelt habe.

Oft jedoch bleibe ich an meinem Sessel kleben, und,
ja...

Aber es hilft mir ungemein, sich schon von früh weg in positiver Art mitzuteilen!


Ja, das habe ich i. Zh. mit Morgengrauen zu berichten!


Lieben Gruß und danke für alles!

Jojo

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:30
von TearsforFears
So, so jetzt sollen wir auch noch Ihren Job machen...

Im Ernst:

Bei mir: ja, es kommt vor.

Ich komme morgens aufgrund meines sehr niedrigen Blutdrucks aber eh schwer in die Gänge, Depri oder nicht.

Bei mir äußert sich das Morgentief so:
1. Angst vor dem Tag und seinen Terminen (wie soll ich das nur schaffen/ das wird bestimmt ganz schlimm).

2. Müdigkeit und so ein Gefühl, als hätte ich meinen Kopf nicht auf (kann mich nicht konzentrieren, irgendwie ist alles im Nebel). Ich entwickel dann riesen Probleme bei Fragen wie: Welchen Pulli zieh ich heute an? Die Entscheidung dauert dann schon mal länger und das hinterläßt ein schlimmes Gefühl der Überforderung, das mir dann gleich den gesamten Morgen versaut.

Dagegen hilft bei mir:
1. Kaffee, Kaffee, Kaffee.
2. Morgens kalt abduschen.
3. Die Dinge, die man morgens braucht(Aktentasche, Klamotten für den Tag, wichtige Dokumente etc.), bereits am Abend vorher herrichten.

Grüße,
Tears

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:31
von trude
Lieber Doc,

subjektive Morgentiefgefühle sind so wie Sie beschreiben haben.
Ich persönlich kann mich erinnern, daß diese erstmals bei mir in der Pubertät aufgetreten sind, und dann mindestens einen halben Tag gedauert haben. Hinzu kamen immer wieder negative (Versagens-)Träume, dessen Grundgefühl beim Aufwachen noch präsent war. Aufwachen und sich freuen, daß ein neuer Tag beginnt kannte und erlebe ich selten.
Mittlerweile weiß ich um diese (ca. 25 Jahre später) Symptomatik und wie ich mit ihr am besten umgehe. Sprich am besten aufstehen, sich einen Grund zum Aufstehen suchen (z.b. morgens die Zeitung kaufen...) und somit andere Gefühle hereinlassen, die diese klassischen Morgentiefs-Feeling nach und nach überdeckeln. Das klappt natürlich in akuten Depri-Phasen eher schlecht...

Dauer ca. 1-2 Stunden. Im Urlaub oder wenn ich an andern Orten bin, ist es meist nicht so stark, oder auch mal gar nicht vorhanden, weshalb ich früher immer mal gerne woanders geschlafen habe.

Trude

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:32
von ANOVA
Hallo Dr. Niedermeier,
hallo "Patient"

>Was ist mit Morgentief gemeint?! Beginn 4-6h, Ende meistens 9-11h vormittags.
>Symptome: Antriebsschwäche, Ängstlichkeit und eine totale negative Sicht von eigener Person, Umwelt und Zukunft.

Das kam bei mir in den schlimmen Zeiten eigentlich täglich vor. Da ich zu den Zeiten ziemliche Schlafprobleme hatte, bin ich sehr oft zwischen 04.00 und 06.00 Uhr aufgewacht. Die Angst vor dem Tag und davor, dass die Zukunft sich nicht ins Positive verändern wird drückte mich total nieder und in den Zeiten, in denen ich noch weinen konnte war es meistens diese Morgenzeit, in der ich stark weinen musste.

>Was machen Sie dagegen? Was hilft?

Aufstehen, aufstehen, aufstehen und "aktiv" werden, auch wenn es nur die Schritte vom Bett zum PC oder Radio sind. Mit der Zeit habe ich ein Morgentief-Ritual entwickelt: bei Früherwachen bin ich aufgestanden und habe mir einen warmen Kakao gemacht und dabei Radio gehört oder im Forum rumgelesen. Ich habe also die schlechte Phase am Morgen mit in den Tag eingebaut, was dazu führte, dass ich nicht mehr so viel darüber nachdenken musste bzw. ich mich nicht mehr so stark dagegen wehren musste. Mit der Zeit konnte ich mir dann auch bewusst herholen, dass das Morgentief irgendwann am Vormittag oder Mittag wieder abflaut. Das hat mir geholfen.

>Was hilft nicht?

Liegenbleiben und sich grämen. Sich dagegen auflehnen, jegliche Warum-Fragen. Ich glaube, man muss es vorübergehend (!) hinnehmen, dass die Stimmung morgens eben so ist und sie vermutlich nicht besser wird, wenn man zuviel Energie darauf verwendet, sich Gedanken um das Morgentief zu machen.

Ich wünsche Ihrem Patienten viel Glück und Kraft!

Gruß
Xenia

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:34
von cool
Nachtrag zum P.S.:

Da steht Beginn zwischen 04:00 bis 06:00 Uhr.

Wie sieht es denn mit dem Schlaf aus ? Hört sich so nach frühzeitigem Erwachen an und man kann nicht mehr einschlafen.
Das kenne ich in depressiven Phasen und in diesen habe ich dann auch die Beschwerden ihres Patienten.
Evtl. ein schlafanstossendes, angstlösendes AD am Abend ? Mir hilft da z.B. Stangyl sehr gut.

Cool

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:46
von Ha-Pe
Hallo zusammen,

ich bin hier im Forum ein viel Leser und wenig Schreiber, aber zu diesem Thema möchte ich posten.

Ich kenne diese Morgentiefs auch. Ich komme schwer aus dem Bett und bin antriebslos. Die Gedanken kreisen und ich habe Angst vor dem Tag.
Ich verlasse dann möglichst schnell das Haus und gehe zur Arbeit. Ich versuche mich durch die Arbeit vom Morgentief abzulenken. Ein geordneter Tages- und Arbeitsablauf hilft mir. So zwischen 10:00 und 11:00 Uhr wird es dann besser und nachmittags ist es dann in Ordnung. Ich habe festgestellt, je strukturierter mein Tagesablauf ist, je besser komme ich durch den Vormittag. Sehr schlimm ist für mich, wenn ich keine vernünftige Arbeit oder Aufgabe habe und so vor mich hin dümpel.
Für die Statistik, bin männlich, 47 Jahre und nehme seit einem Jahr AD.

Viele Grüße

Ha-Pe

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:53
von Majuha10
Kommt es nur bei alten Menschen öfter vor?

Hallo Herr Niedermeier, hallo Patient

wann beginnt bei Ihnen das alt sein?

Ich quäle mich seit Jahren mehr oder weniger jeden Morgen damit herum.

Erstmal nicht mehr aufregen über den wenigen Schlaf.

Der Antriebsschwäche begegne ich mit der Einstellung "einfach Zeit lassen".

Vom Aufstehen bis zum Verlassen der Wohnung, um zur Arbeit zu gehen benötige ich, ohne dass ich für die Zeit eine Erklärung habe gut 2 bis 2 1/2 Stunden. Oft möchte ich wieder zurück ins Bett und die Decke über´n Kopf ziehen, aber die Vorstellung mich telefonisch krank zu melden, läßt mich bereits Schweißausbrüche bekommen. Ich habe für mich festgestellt, dass es morgens immer die gleichen Routinen sein müssen z.B. ich schaue der Kaffemaschine zu, ich schau nach den Blumen und gieße sie eventuell. Nach etlichen Tassen Kaffee kommt dann die Dusche warm-kalt-warm-kalt-lau.

Den Fußweg zur Arbeit nutze ich für meditative Übungen, vorm Fahrstuhl wird tief Luft geholt und auf dem Flur werden die Kollegen im vorbei gehen gegrüßt. Dann beginnt es langsam besser zu werden und ab 10 h kann ich auch gut Termine wahrnehmen und ich frage mich, warum ich jeden Morgen "son Gedöns" (Aufhebens) um all das mache.

LG Maruschka

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 14:54
von FOKUS
Hallo Herr Niedermeier,

ich (48) habe auch viele Morgentiefs in meiner Depression erlebt und mir im Rahmen meiner Möglichkeiten Gedanken darüber gemacht:

Bei mir fing das Tief mit dem Aufwachen an, zur „normalen“ Aufwachzeit und zog sich bis in den frühen Nachmittag. Späten Nachmittag/ frühen Abend/ späten Abend wurde meine Stimmung zunehmend besser.

Hirnphysiologisch gesehen vermute ich, das der Hormonspiegel während des Schlafens bei allen Menschen herunter gedrosselt ist und von daher bei allen eine mehr oder wenig ausgeprägte Art „ Morgendepression“ oder „Morgenmuffeligkeit“ verursacht und bei depressiv Erkrankten sich jedoch nicht oder nicht so schnell regulieren kann.

Psychologisch gesehen lag der Tag am Morgen noch gänzlich vor mir und ich musste den mit Inhalt und Struktur füllen, diese Anforderungen konnte ich aufgrund der Depression nicht erfüllen und so lag immer eine zusätzliche Last auf mir.

Am Abend war dann der Tag „gelaufen“, „Feierabend“, ich brauchte nichts mehr zu leisten und sozusagen auch Feierabend für meine Depression und mein Hormonspiegel hat sich etwas reguliert…aber ob der sich regulierende Hormonspiegel das „Feierabendgefühl“ bei mir auslöst oder der „Feierabend“ Einfluss auf meinen Hormonspiegel nimmt…?
Vielleicht wirken beide Faktoren zusammen…

Was habe ich „dagegen“ gemacht?

Kreislauf mit Kaffee in Schwung gebracht, mir Kleinziele vorgenommen, mich trotz aller Widerstände und Antriebsschwäche überwunden, etwas zu machen, was gemacht werden muß…Haushalt…Körperpflege…einkaufen…

Und später hat bei mir Citalopram auch eine sehr (!) gute Wirkung gezeigt, keine Tiefs mehr, ich vermute aber auch, dass es mit meinem langem TP Psychotherapiehintergrund eng verbunden ist.

Freundlicher Gruß
FOKUS

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 16:08
von Iris
Hallo Herr Niedermeier,

ich habe gerade seit gestern auch wieder diese Phase mit diesem Morgentief.
Bei mir ist es so das ich schon nicht richtig wach werde,also das Gefühl habe noch schrecklich müde zu sein,so bleiernd das ich nach dem Aufwachen noch 1 Stunde liegen bleibe.
Ich arbeite Nachmittags deshalb kann ich mir das erlauben.

Nach dem Aufstehen fühle ich mich Schwach,Energielos,Krank oft verbunden mit einer leichten Übelkeit und so bleiernd schwer das ich am liebsten wieder ins Bett gehen würde.Und es hilft mir eigentlich mich einfach nur hinzulegen (auf die Couch) und zu entspannen.Zu irgendwelchen sportlichen Tätigkeiten kann ich mich überhaupt nicht aufraffen.Es dauert bei mir manchmal bis zum Nachmittag bis es mir besser geht,gestern war es ca. 16 Uhr.
Ich hatte in meiner schlimmsten Zeit eine Phase in der ich gegen 5 Uhr wach wurde und solch eine Unruhe in mir hatte das es nicht auszuhalten war,ich hatte solch eine Angst vor dem Tag,obwohl gar kein Grund bestand weder Beruflich noch privat.
geholfen hat mir Doxepin die Unruhe einigermaßen in den Griff zu bekommen.
Das Morgentief kenne ich schon lange und fürchte es auch sehr,da es mich sehr einschränkt.Oft ist der Spuk nach ein paar Tagen wieder verschwunden.
Ich bin übrigens 40 Jahre alt.Warum sollte das nur bei alten Menschen auftreten ?

Viele Grüße
Iris

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 16:16
von cybolon
Hallo @all,

in der Depression, mit Schlafstörungen, ging es mir genauso. Es gab ein Morgen- und ein Mittagstief (ca. 14 - 16:00 Uhr).
Erst abends, wenn die Last des (Depri-) Tages von den Schultern war, ging es mir etwas besser.

Jahrzehntelang habe ich mich morgens geärgert, auf die Arbeit gehen zu müssen. Träumte ich vom Schlaraffenland oder was? Keine Ahnung!

Dem Entgegen fühlte ich mich, direkt nach der Klinik, erstmal auf der Arbeit wohler, als zuhause, war dort weniger depressiv. Auch arbeite ich schwer an meinen Einstellungen, suche nach alternativen Sichtweisen und ändere die Blickwinkel.
So ist es für mich heute eigentlich eher angenehm, den Wechsel zwischen Arbeit und Privatleben zu haben. Meine Frau tut mir heute schon leid, wenn ich in 20 Jahren in Rente gehe!

Entscheidend für mich war, dass ich die Morgentiefs einfach nicht mehr zulies. Es dauerte allerdings ein paar Monate, dazu überhaupt erstmal in der Lage zu sein.
Ablenkung, Überwindung des inneren Schweinehundes, ständige Wiederholung von alternativen Reaktionen auf bestimmte Gedanken, sind mir hierbei heute noch hilfreich.

Auch die Bewertung des vorangegangenen Schlafes, ist in meinem Fall ein entscheidender Aspekt. Nachdem mein Vater jahrelang predigte, ich bräuchte 8 Std. Schlafes, wundere ich mich nicht, dass ich bis heute die Stunden nachzähle. Allerdings die Bewertung, "Schlechter Schlaf lässt schlechten Tag folgen", kann ich inzwischen entkräften.

Habe letzte Nacht nur 5 Std. geschlafen, bin zwar etwas müde aber sonst ist alles roger.

Auch von mir: Viel Glück, Herrn Dr. Niedermeier und dem Patienten!

@Ha-Pe
"Für die Statistik, bin männlich, 47 Jahre und nehme seit einem Jahr AD."

Ich auch, bin ich auch, nehme ich auch, aber erst seit 9 Monaten.

Bist ein guuuter Jahrgang!

Liebe Grüße
vom
cybolon

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 16:39
von maria45
Hallo Herr Dr. Niedermeier,
Sie fragen speziell , ob es vor allem bei alten Leuten das Morgentief gibt. Bei meiner
82jahre alten Mutter, fällt mir das stark auf. Ihr ist auch morgens oft übel, schwindelig, Angstzustände, dann nimmt sie
halt ihr Adumbran, das sie schon jahrzehntelang nimmt , dann wirds besser und
nachmittag gehts ihr so ganz gut.
viele Grüsse Maria

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 16:43
von Regenwolke
Hallo Dr. Niedermeier, hallo Patient,

in sehr depressiven Zeiten hatte ich immer auch ein Morgentief, das hat sich so geäußert, daß ich gegen vier oder fünf Uhr wach wurde, dann sehr unruhig war mit ständigem Gedankenkreisen, Angst vor dem Tag und einem starken Gefühl von Kraft- und Freundlosigkeit.

Erst am Nachmittag wurde die Stimmung dann besser, und gegen Abend war ich manchmal richtig aufgedreht und euphorisch.

Das Morgentief hat mir am meisten in meiner (sehr langen) Diplomphase zu schaffen gemacht, am besten geholfen haben mir Termine, die mich gezwungen haben, schon früh aus dem Haus zu gehen, d.h. ich habe versucht, mir meinen Tag so einzurichten, daß es möglichst einen Grund zum Aufstehen gibt.
Wichtig war auch, den Tag mit etwas angenehmen zu beginnen, eine warme Dusche, mir einen Kaffee kochen, Zeitung lesen, und solche Dinge dann zu einem kleinen Ritual zu machen.

LG, Wolke

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:06
von cool
Hallo Herr Dr. Niedermeier,
hallo Patient !

Ich hatte es aufgrund dieses Satzes (evtl. falsch) verstanden, dass der Patient "nur" unter einem ausgeprägtem Morgentief leidet, aber ansonsten keine typischen Depressionssymptome zeigt.
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Zitat :
"Ich sitze gerade hier mit einem Pat. von mir und wir unterhalten uns über das "Morgentief" als eigenes Symptom."
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX

Wie auch immer, da tears den niedrigen Blutdruck erwähnte, denke ich, man sollte körperliche Ursachen ausschließen.
Darum wäre auch Blutdruck im Tagesverlauf prüfen wichtig, evtl. ein großes Blutbild,....
Dann denke ich an diese Atemaussetzer in der Nacht. (Schlafapnoe) Falls es da Hinweise gibt, müsste man evtl. mal ins Schlaflabor.

Hat der Patient noch andere Erkrankungen und nimmt er evtl. Medikamente ?

Dann wäre noch eine Aufklärung für den Patienten in Sachen "Schlafhygiene" hilfreich und würde auf keinen Fall schaden.

Auch das Erlernen einer Entspannungsmethode wäre gut. (z.B. progressive Muskelentspannung nach Jacobson)

Wenn körperlich nichts gefunden wird und unsere Tipps keine wesentliche Besserung zeigen, dann wird es wohl eine Depression sein. *seufz*

Hier empfehlen wir Psychotherapie und/oder Medikamente. Das kommt auf den Schweregrad der Depression und den Leidensdruck des Patienten an.

Bekommen wir jetzt alle zusammen einen Ehrendoktortitel ???

Viele Grüße Cool

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:25
von Holgi
Hallo Doc und Foris

Also wenn ich mir Ihr Eingangsposting so durchlese, würde ich meinen, das ich bei Ihnen war.

Ab 4-4.30 Uhr Schweißausbrüche und Angstzustände.
6 Uhr geht dieser Scheiß-Wecker.
Aufstehen hinauszögern, jede Minute zählt!!!
Irgendwann muss ich raus, weil ich mich übergeben muss.
Manchmal Galle, manchmal wie heute morgen nichts.
Ich schau in den Spiegel und wünsche mir .........
Ich verachte meinen Körper und habe Panik in die Firma zu fahren.
Ich empfinde alles nutzlos.
Fahre Umwege um später anzukommen.

Und in der Tat so zwischen 10 und 11 Uhr gehen die Beschwerden weg.

Sehr merkwürdig, habe ich noch nie drauf geachtet.

Leider habe ich keine Lösung, suche selber danach, weil dieser "Morgenkampf" mich irgendwann unbringen wird.

Liebe Grüße an alle

Holgi
-----------------------------------------
Finde ich eine Lösung, schreibe ich sie euch zuerst.

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:26
von ricky
Hallo Dr.Niedermeier, hallo Patient,

ich (34) habe während meiner depressiven Episoden immer mit Morgentiefs zu tun.
Allerdings wache ich dann so zwischen 7 und 8 Uhr auf.
Es fällt mir sehr schwer aufzustehen und mich zu irgendwas aufzuraffen.
Die Angst vor dem Tag lähmt mich.
Versuche dann aber aus dieser Lethargie herauszukommen, irgendwas zu tun - auch wenn das super schwer ist - um mich abzulenken.
Der Zustand hält meist bis mittags an. Dann geht es langsam besser, und abends fühle ich mich fast "normal".

LG ricky*maus

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:32
von Dendrit
Hallo Herr Dr. Niedermeier,

Kommt as überhaupt öfter vor?
Meinen Sie an Personen (drum meld ich mich mal, auch wenn der Patient schon weg ist) oder öfter bei einem Menschen? Bei mir kommt es seltener vor, da ich die Problematik eher nachmittags/abends.

Kommt es nur bei alten Menschen öfter vor?
Da stellt sich halt die Frage, ab wann ist man alt? Mit meinen 34 bin ich für nen 15jährigen ein altes Eisen. Für meinen "alten" Psychiater bin ich ein "junges Ding".

Was machen Sie dagegen? Was hilft?
Nichts. Zwing ich mich oder mach wie einige oben vorgeschlagen Aktivitäten, klapp ich körperlich nachmittags zusammen und je nach dem wie ich allgemein drauf bin, kriselts abends dann psychisch. Radiohören lenkt ab.

Was hilft nicht?
Zwingen aufzustehen.

Was ist mit Morgentief gemeint?!
Was über einen "normalen" Morgenmuffel hinausgeht und die von Ihnen beschriebenen Symptome extrem sind und heult (bzw. könnte). Verschwindet das nach ein paar Std., würd ich es als das Morgentief bezeichnen.

Hm, interessant, hab auch nie darauf geachtet bzw. ist mir nicht aufgefallen.

LG, Manuela

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:32
von penelope
hallo
also ich bin 24 und morgens geht es mir MIES. damit meine ich bis 12.00. besser wird es ab 14.00. (jetzt nicht fragen was zwischen 12.00 und 14.00 passiert)
normalerweise bin ich schon um 7 oder 6 wach und liege nur im bett und wenns es mir schlecht geht denke ich mir "wozu?" und dann denke ich mir "niemand weiß wozu. ich will nicht mehr. es ist sinnlos".
wenn esmir gut geht, denke ich mir morgens "die anderen können es auch, also beweg dein hintern".
es hilft eine routine zu haben, dass man immer um dieselbe zeit was erledigen muß. in tiefer depression weine ich nur morgens. radio hören hilft dann, wenn die kein mist erzählen. es ist komisch aber wirtschaftsnachrichten sind ganz toll. aktien etc. zahlen. haben sowas solides.
die stimmung bessert sich gegen abend, weil abends alles viel weicher ist. kanns nicht besser beschreiben. der vormittag kam mir immer schon zu heftig vor.
hoffe der beitrag hilft.

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:48
von Caroline1
Hallo Dr Niedermeier,

Mein Alter kennen Sie ja, so in etwa Mittelalter, wie Sie halt .

Das Morgentief ist bei mir ein absoutes Deprisymptom. Es gibt bei mir KEINEN Zusammenhang mit eventueller Schlaflosigkeit, und ich bin auch kein Morgenmuffel. Mein Morgentief äussert sich hauptsächlich in Form von ANGST, Angst davor, diesen Tag überstehen zu müssen. Das alles auch OHNE nachvollziehbaren Grund, weshalb ich Angst haben könnte, wie zB ein bestimmter Termin oder Aufgabe, der/die auf meinem Tagesplan steht. Es ist eins meiner klassischen Depressionssymptome. Wenn das Morgentief stärker wird, weiß ich, dass ich aufpassen muss.

Was mir am besten dagegen hilft? Die furchtbare Lähmung überwinden (kann ein Riesenkraftakt sein, und ich bin dann schnell danach erschöpft) und möglichst rasch "aktiv" werden, wie ja auch schon andere schrieben.

Analog zum Morgentief kenne ich auch das Abendhoch, wenn auch in abgemilderter Form. Abends gings mir in Deprizeiten immer besser. Lange habe ich das auf meine private Situation zurückgeführt, als die Depressionen vor allem Ausdruck meiner Überforderung waren (ich saß mit den kleinen Kindern alleine zuhause und mein Mann ging "hinaus in die Welt", sprich arbeiten). Deshalb empfand ich eine Zeitlang mein Morgentief als Angst, den Tag alleine mit meinen kleinen Kids zu verbringen, die mir alle Kraft raubten. Kam dann abends mein Mann wieder nach Hause, hatte ich Hilfe an meiner Seite, fühlte mich nicht mehr so ausgeliefert und gelähmt. Dann ging es mir besser.

Dann wurden die Kids größer und älter, und ich musste nicht mehr die Tage zuhause alleine mit ihnen "rumsitzen" (verkürzt ausgedrückt), das Morgentief kam aber trotzdem immer wieder. Woran liegt es nun? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, denn wie gesagt, mein anfängliches Erklärungsmodell, so stimmig es mir auch schien, hat ja schon längst keine Berechtigung mehr. Selbst in depressionsfreien Zeiten habe ich jetzt noch manchmal morgens ein vages "morgentiefliches" Gefühl, welches sich noch immer als diffuses Angstgefühl äussert......

Liebe Grüße an Sie und alles Gute für Ihren Patienten wünscht

Caroline

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:54
von feuerfisch
Hai Allerseits

Morgentief

- laaange Aufwachphase (1-2h),
in der ich zu keiner vernünftigen Handlung fähig bin. Trotzdem raus aus dem Bett, sobald ich halbwegs die Augen offen habe und rein in die Klamotten, die ich schon einen Tag zuvor bereit gelegt habe (wer weiß wie ich sonst aussehen würde, müsste ich mich morgens entscheiden, ganz abgesehen von meiner Laune, die nach suchen und nix gescheites finden sonst hätte). Genauso ist alles was ich sonst brauche, für die Arbeit z.B., vorbereitet und liegt schon am selben Platz, weil ich imstande wäre wichtige Dinge liegen zu lassen .

- Angst vor dem Tag,
die ich morgens versuche zu verdrängen, indem ich mir auch keine Zeit lasse (*lol* die ich sowieso nicht hätte). Keine Zeit zum Denken, sonst wäre ich zu nix fähig. Tun, tun, tun, handeln. Immer nach demselben Ablauf und immer rasch.

- Hat eh alles keinen Sinn und Zweck, besonders ich,
wird genauso bekämpft wie die Angst vorm Tag .... mit Handeln

Später, wenn dann die unvermeidlichen Gedanken Zeit haben hochzukochen, wenn ich zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit bin; dann gehe ich dagegen an mit den positv formulierten, kurzen Sätzen, die ich mir immer wieder vorsage (gelernt in der DBT Therapie). Das wirkt, so dass ich nicht mit ganz soviel Angst und Unwertigkeitsgefühl auf der Arbeit ankomme.

Was auch gut hilft sind meine AD´s, die ich morgens nehme. Ob Einbildung oder nicht - ich habe das Gefühl dass es eine gewisse Zeit nach der Einnahme besser wird mit meinen Gedanken.

Inzwischen bin ich Zeitberentet und mein Tagesablauf ist ein anderer. Trotzdem versuche ich aufzustehen sobald ich die Augen auf habe und meine Umwelt registriere. Aber manchmal gönne ich mir jetzt den Luxus und bleibe noch ein wenig liegen und bemühe mich dabei aber auch mich davon zu überzeugen dass ich UM MEINETWILLEN aufstehe und den Tag beginne. Ich muss mir das Wert sein! Und der Tag kann nichts Schlimmeres bringen als wenn ich mich selbst untergehen lasse!

Schwierig dort hin zu gelangen, aber nur so geht es für mich. Nicht mehr abdeckeln, sondern bewußt FÜR MICH leben.


Liebe Grüße

feuerfisch


.

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 17:58
von Dendrit
Hmm, wenn alle da aufstehen und aktiv sein können, muss es bei mir wohl was anderes sein ...

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 18:06
von Inkognito

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 18:25
von mondraute
Ich leide auch unter einem Morgentief.
Es ist dann, als ob der Lebensfunke nicht überspringen wollte. Ich stehe zwar auf und erledige die gewohnten häuslichen Tätigkeiten aber die Stimmung ist gedrückt und ich komme einfach nicht in die Gänge. Ich verspüre dann auch eine starke Grübelneigung wobei es dabei meist um die Krankheit Depression geht. Ich bin nicht mehr berufstätig und könnte an und für sich ein schönes Leben haben.

Manchmal versuche ich durch Lesen oder das Beobachten der Vögel in meinem Garten mich positiv auf den Tag einzustimmen. Manchmal grabe ich in der Vergangenheit nach Erfolgserlebnissen und kann dadurch die Stimmung ein ganz klein wenig anheben.

Nachmittags gegen 4.00 Uhr hebt sich der Schleier und ich frage mich, was das am Morgen nun eigentlich wieder war.

Ich habe eine Frage an Euch. Ist das Morgentief ein Charakteristikum für eine endogene Depression oder kommt es auch bei anderen Depressionsformen vor ?

Liebe Grüße von Eurer Leidensgenossin Mona

Re: Morgentief

Verfasst: 28. Apr 2008, 18:33
von mondraute