raushalten oder einmischen

[imagine]

Hallo,
ganz ehrlich, ich weiß es nicht, wann es sinnvoll ist, sich einzumischen und wann nicht.
Klar hat diese Frage auch mit den jüngsten Vorkommnissen hier im Forum zu tun, aber eben nicht nur.
Wann kann ich es für mich verantworten, mich rauszuhalten, obwohl mir mein Herz was ganz anderes sagt.
Ich bin schon so oft auf die Schnauze gefallen und habe es immer noch nicht kapiert.
Mir fehlt eifach das Gespür, ich merke nicht, wann es mir mit meiner Einmischung schlecht ergeht, wann ich die Grenzen des anderen überschreite und meine eigenen.
Oft ist mein Mund schneller als mein Kopf.
Aber selbst, wenn ich wieder klar denken kann, weiß ich es oftmals nicht.
Das macht mich in vielen Fällen zum Opfer, ich käme z.B. nie auf die Idee meinen Sitzplatz zu verteidigen, für jemand anderen kann ich das durchaus.
Im Moment fühle ich mich mehr als nur verwirrt, ich bin traurig, weiß nicht mehr, wo oben und wo unten ist,ziehe mich zurück, habe Angst vor den Reaktionen der anderen.

Ich schreibe sogar wirr, ich merke es selbst, aber ich lasse es mal so stehen, denn so fühle ich mich, irgendwie ver-rückt

imagine

[kaitain]

[rm]

<<..Wann kann ich es für mich verantworten, mich rauszuhalten, obwohl mir mein Herz was ganz anderes sagt...>

Guten Morgen liebe Imagine,

Ich wünsche Dir, daß Du wieder etwas Ruhe und vor allem Frieden mit Dir findest. Die Ereignisse der letzten Tage/ Woche haben Dich m.E. in Deinem Selbstverständnis zusätzlich mitgenommen und das ist mir nicht anders gegangen. Irgendwo hat es anscheinend einen Riss im Miteinander gegeben, man stellt sich selbst in Frage. Hilflosigkeit schleicht sich ein, nachdem direkt vor einem eine Tür zugeknallt wurde, die man nochmal behutsam öffnen wollte.

Was wichtig ist: Du bist gehört worden, ich denke von mehr Menschen, als Du annimmst. Du hast Dein Herz sprechen lassen und das solltest Du anerkennen. Du trittst u.a.für menschliche Wärme, für Gerechtigkeit untereinander ein und da spricht eine Imagine aus Dir, die ich wertschätze (und bestimmt nicht nur ich)!

Nun, ich bin im Moment auch nicht
gerade 'obenauf', aber trotzdem noch kurz etwas, was mir zu dem Thema einfällt: Harmonie ist eigentlich etwas Schönes, aber ich neige dazu, aus Eigenschutz (?) mit ALLEN harmonisch auskommen zu wollen. Warum eigentlich? Weil ich mir selbst total unsicher bin und mich schnell von anderen in die Ecke gedrängt fühle und erkenne dabei oft nicht, daß ich mich eher annehmen könnte, wenn ich mich so gebe, wie ich nun mal bin, mit allen Fehlern und Ängsten und auch mit meiner Spontanität.

So, das von mir Geschriebene ist nun wirklich etwas durcheinander, aber ich hoffe trotzdem, Du verstehst, was ich Dir damit sagen will.

Pass gut auf Dich auf und bleib Du selbst!
Liebe Grüße,
Reinhart

[imagine]

Liebe Kaitan,
doch, du hast das ganz richtig beschrieben, auch ich lebe in so einem Umfeld.
Auch dort ist es so, dass die Dinge eben so sind, wie sie sind, was rum ist ist rum und wenn irgendwas nicht geht, dann geht es eben nicht...

Ich habe auch schon eine "blutige Nase" und ja, du hast es schon richtig gesehen, es geht mir tatsächlich schlecht.
Es ist seit langer Zeit das erste Mal, dass ich das schriftlich formuliere und vor mir eingestehe, dass es mir schlecht geht.

Nun ist es ja für mich nichts Neues hinzuschauen, anstatt wegzuschauen, mich zu überfordern (im seelischen Bereich)
Allerdings macht mich das auch aus, weißt du?

Ja,ich glaube, du weißt!!

Ich sollte mich auch nicht so viel mit den Sorgen anderer beschäftigen, manchmal denke ich, das tue ich, um mich von meinen eigenen abzulenken, aber ich weiß es nicht so genau
Ich glaube einfach, ich habe das in der frühesten Kindheit und Jugend tun müssen, dann wählte
ich natürlch den entsprechenden Beruf und nun weiß ich nicht mehr, wann was richtig und nötig ist und wann nicht

ich freue mich jedenfalls sehr, dass du mir geschrieben hast
Wie geht es Dir denn, etwas besser?

Alles Liebe

imagine

[tallgirl]

Hallo Imagin,

Ich habe Deine Thread gerade erst gelesen und kann nur sagen, dass Du hier eine unendlich schwierige Frage gestellt hast.

Wann soll ich mich einmischen und wann nicht? Wann ist es besser den Mund zu halten und wann nicht?

Nun, ich bin eine Person, die zumindest oft, eben nicht wegschaut, sonder sich einmischt. Vor allem dann, wenn ich sehe, dass viele Menschen auf eine Person oder Gruppe einhacken.
Das kann ich nicht haben und da kommt in mir Wut auf. Sicherlich bedingt dadurch, dass ich es nicht immer leicht hatte in der Schule. Man könnte eigentlich sagen, dass ich der Außenseiter schlechthin war. Ich gehörte nie irgendwo dazu, so sehr ich mich auch angestrengt habe.
Das hängt mir leider noch heute nach.

Die letzten Tage und Wochen hier im Forum, (ich denke dass Du auch darauf anspielst) haben mich sehr betroffen gemacht.
Ich habe nicht verstehen können, warum hier auf die ein oder andere Person immer wieder eingehackt worden ist.
Ich hatte bis Dato eigentlich immer gedacht dass dieses Forum entstanden ist, um anderen Menschen zu helfen und nicht, um noch auf ihnen herum zu hacken.

Ich habe mich in den ersten Tagen danach auch sehr schwer getan überhaupt noch etwas zu schreiben, wusste ich doch nicht, ob meine Worte passend ausgedrückt sind, ohne andere Menschen zu verletzten oder sie gegen mich aufzubringen.

Es ist immer ein sehr feine Wanderung zwischen „Einmischen“ und „tatenlos“ zuschauen.

Habe ich die Wahl, so mische ich mich ein. Ich denke, dass ist immer noch die bessere Wahl.

[Marc-EN]

Liebe Imagine, lieber Reinhart,

leider denken in dieser Gesellschaft immer weniger Menschen so - ich wünsche mir da mehr Ver-rückte.

Ich bin hier, weil ich als Klinikarzt 25 Jahre versucht habe, mich einzumischen: gegen Ruck-Zuck-Therapie, gegen Lieblosigkeit, gegen Herrgötter-in-Weis, gegen knausrige Verwaltungsleiter, gegen Hierarchien - für mehr Menschlichkeit, für Empathie, für Für-sorge, für Menschenwürde.

Sicher: hier und da hat es geklappt (und ich bin dankbar für jeden EINZELNEN davon), aber im Grunde habe ich den Kampf verloren:

Nun bin ich krank, habe die Kraft und den Mut verloren um mich weiter einzusetzten und frage mich, ob "raushalten" nicht eine bessere Haltung gewesen wäre.

Aber da ich dem Dalai Lama, Erich Fromm und all den klugen Menschen glaube, denke ich, daß mich "raushalten" vielleicht noch eher krank gemacht hätte - vielleicht.

Jedenfalls kann ich heute in den Spiegel schauen - auch wenn ich dann Traurigkeit sehe.

Liebe Imagine: für mich ist es ein klares "JA" zum Einmischen - also bitte mehr Ver- rückte!

Euch allen einen schönen Tag

---Marc----

[kaitain]

[imagine]

Liebe Kaitain,
das ist mir schon aufgefallen, dass du ab und an das Gefühl hast, nicht wahrgenommen zu werden, aber ich finde es immer mutig von dir, dass dann auch zu schreiben, alleine das könnte ich schon nicht.
Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich dir das hier schreibe, denn du musst dir dann ja auch evtl. Bemerkungen gefallen lassen, denen ich ich mich schon im Vorfeld entziehe.
Ich weiß nicht, ob du das ähnlich empfindest, aber ich denke schon, dass wir ähnlich gestrickt sind
Dadurch haben wir dann auch dieselben Probleme.
Aber, wie sie lösen, das ist doch hier die Frage, oder und ich weiß leider auch überhaupt keine Antwort darauf.

Ich möchte gerne ich selbst bleiben und weiß mitunter noch nicht einmal wer ich bin

Aber du siehst, nicht nur wir schlagen uns mit dieser Problematik herum

Ich antworte auch noch allen, versprochen!
Vorerst mal liebe Grüße
imagine

[rm]

Imagine,

sorg gut für Dich und tu doch einfach mal das, was Dir im Moment gut tut. Vielleicht ein Spaziergang?...bei uns ist gerade die Sonne herausgekommen.

Vor allem mach Dir keinen Stress wegen evtl. ausstehender Antworten... ich erwarte keine, weil ich selbst weiß wie schwierig es in manchen Situationen ist, die wenige Energie auch noch für etliche Antworten aufzubringen, zumal, wenn man sich selbst nicht im Klaren ist, wo im Moment der Weg hinführen könnte.

Einen sonnigen Nachmittag
und liebe Grüße von mir,
Reinhart

----marc----

[kaitain]

[imagine]

Liebe Angelika,
zuerst einmal auch an dieser Stelle alles Liebe und Gute für dein neues Lebensjahr.

In der Tat, es ist ein schwieriges Thema, auch ich wollte mich hier erst einmal raus-und zurückhalten, aber da das nicht nur hier meine Theama ist, sondern auch sonst, schreibe ich eben doch wieder, letzlich tue ich es auch für mich und ich hoffe, dass es auch für Data eine Möglichkeit gibt, zurückzukommen und aus diesem Vorfall zu lernen, was auch immer.

Mitunter weiß man sowieso oft erst hinterher, wofür irgendetwas gut war.

Aber wenn ich dann heute den Prozesbeginn des kleinen Mädchens gesehen habe, dass so qualvoll sterben musste, dann frage ich mich wirklich, wie es dazu kommen konnte.
Und, da drängt sich mir der Gedanke auf, dass vielleicht für jeden von uns die Todesstunde jetzt schon feststeht, denn so viele Fehler, kann es im Grunde nicht geben.

Zurück zum Hier und Jetzt und zum Raushaltenkönnen.
Es wird wahrscheinlich immer Menschen geben, die sich raushalten können und für die, diese Lebensweise gut und richtig ist.
Für mich scheint sie es nicht zu sein!
Wenn zum Beispiel bei uns eine ältere Frau ihre Kirschen an der Haustür verkaufen will, dann weiß ich fast alles über ihr Leben, ihre Familie, ihre Krankheiten...

Ginge mein Mann an die Tür, hätte er Kirschen gekauft und wäre in fünf Minuten wieder da.

Nun ist mein Mann nicht kaltherzig, aber er vermittelt den Menschen das Gefühl, dass er nicht in ihre Angelegenheiten einbezogen sein will.
Ich denke, ich strahle etwas aus, dass die Menschen ermuntert, mir ihre Sorgen zu erzählen, auf der anderen Seite bin ich aber nach außen gerichtet und bekomme Dinge mit, die andere Menschen nicht wahrnehmen
Ich habe es ja immer mit Beispielen, ich wollte mir einen Schlafanzug kaufen und neben mir war ein Ehepaar, die auch nach Schlafanzügen suchten
Ich hörte einen Satz und schon war mir klar, die Frau hat Brustkrebs und muss plötzlich ins Krankenhaus, also half ich dem völlig hilflosen Ehemann bei der Suche.

Soche Dinge geschehen mir ständig.

Nicht, weil ich so ein guter Mensch bin, sondern weil ich Sachen mitkriege, die anderen verborgen bleiben.

Nun und das ist das Problem, es tut mir in diesem Ausmaß nicht gut, es lässt mich meine innere Mitte nicht finden, lässt mich nicht zur Ruhe kommen.
Was also soll ich tun?
Und darauf weiß ich wirklich keine Antwort...
Wo und wann schadet mir das Einmischen in die Belange anderer?

Im Moment etwas ratlose Grüße von imagine

[imagine]

Lieber Reinhart,
Danke für die guten Wünsche, ich weiß, dass du mich verstehst, auch wenn ich keine langen Sätze schreib.
Ich weiß, dass es viele menschen hier gegeben hat, die mir zustimmten, du wirst es sicher glauben, wenn ich dir sage, ich habe es gespürt

Liebe grüße
imagine

[imagine]

Lieber Marc,
ich komme ja auch aus dem medizinischen Bereich und leider ist es so, dass die Zustände in den Krankenhäusern so dramatisch sind, dass nur die Hartgesottenen dort bleiben können, ohne Schaden zu nehmen, ich kann dich gut verstehen und es tut mir sehr leid, dass du aus diesem doch eigentlich schönen Beruf ausstegen musstest

Alles Liebe

imagine

[Inkognito]

[imagine]

Liebe Schokofreakin
da ist schon viel Wahres dran, an dem was du schreibst, ich werde morgen ausführlicher antworten, bin im Moment recht müde

Alles Liebe und vielen Dank

imagine

[steppenwolf1]

Hi imagine,

wollte eigentlich nicht antworten, weil ich dachte/denke ich mische mich ein, in Dinge, die Du anders geklärt haben willst und auch wegens der Vorkommnisse.

Insofern, sag mir, wenn ich hätte nicht schreiben sollen.
Einiges hatte ich ja auch schon geschrieben und meine Meinung dazu war auch ähnlich Deiner ???? weiss auch nicht ... kann es nicht so richtig einschätzen.

Ich denke, dass man vllt. oft auch übersensibel ist und jeder anders reagiert ? Der eine zeiht sich zurück, der andere geht in Angriff über , der dritte versucht diplomatisch zu sein .....

Was ich mich oft gefragt habe, gerade in der Richtung Übersensibilität. Wie definiert man das ? Ab wann ist das so oder reagiert man noch normal ? Kann man das so klar abgrenzen ?

Aber ich stimme den anderen zu, dass ich mich lieber eingemischt habe, anstatt den nächsten Tag nicht in den Spiegel gucken zu können.
Was sit denn bei einem Unfall ? Sagen wir da auch, ach nein, da misch ich mich nicht ein ? Das kann fatale Folgen haben.

Aber es kann verdammt weh tun ... unendlich weh.

Gruss, s.wölfin

[imagine]

Liebe Wölfin,
schön, dass du mir geschrieben hast
Ich bin dir noch ne mail schuldig, aber sie kommt, das verspreche ich dir.
Ja, ich finde es auch schwierig, aber ich finde auch, dass man sich immer wieder fragen muss,ob es denn auch für einem selbst richtig ist.
Weißt du, ich war schon viel weiter, konnte meine Grenzen besser erkennen und auch die der anderen, aber solche Ereignisse werfen mich dann immer ein wenig zurück und ich beginne mich erneut zu fragen.
Und ja,ich möchte es mit Marcs Worten sagen, in diesem Fall habe ich lieber ein trauriges Bild im Spiegel gesehen, aber auch ein hilfloses, das macht mir immer noch zu schaffen.
Und doch, es geht um was Grundsätzliches, man kann wirklich nicht alle Menschen retten, letztlich mus man auch für sich selber sorgen, das versuche ich jetzt wieder, es gelingt mir auch ganz gut, aber die Grenzen sind fließend, verstehst du, was ich meine?

Liebe Grüße an dich, fühle dich umarmt

deine Imagine

@ Kaitain, auch an dich denke ich oft und ich nehme dich wahr

[cybolon]

Ich auch!