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Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 9. Apr 2008, 02:28
von Ala
Hallo zusammen,

wollte mich (so)kurz (wie möglich) vorstellen und erklären, was mich hierher treibt.

Ich bin 25, habe als ich jünger war hauptsächlich mit Ess-Störungen (primär Bulimie) gekämpft und war deshalb vor 5 Jahren in Behandlung; die Uni-Klinik war allerdings ein Ausbund an Inkompetenz und nach 6 Monaten dort war es schlimmer als am Anfang. Damals wurde (wie ich später erst durch Stielaugen auf den Brief an meinen Hausarzt erfuhr) auch eine Dysthymie diagnostiziert und nach 3 Monaten bekam ich Zoloft. Dieses habe ich ein Jahr später selbst ausgeschlichen.

Meine Ess-Störung hat sich durch eine Kombination aus einer Internet-Gemeinschaft, meinem Freund seit 3 Jahren, und dem Erreichen meines Kreditlimits gelegt. Statt dessen allerdings spiele ich jetzt den ganzen Tag Online-Spiele (MMORPGs) und bin auch dem Alkohol etwas zu sehr zugetan.
Ich bin im 11. Semester an der Uni, schreibe seit 2 oder 3 Jahren theoretisch an meiner Diplomarbeit und mache praktisch gar nichts, wäre scheinfrei wenn ich die Hausarbeit für das letzte Seminar letzten Sommer je geschrieben hätte. Schlafe bis in den frühen Nachmittag und bleibe bis mindestens 5 Uhr früh auf, und habe seit mindestens einem Jahr eigentlich keinen Kontakt mehr zu irgendwem außer ab und zu meinen Eltern, meiner Tante oder 2 alten Schulfreundinnen- verlasse meine Wohnung nur noch, um Essen oder Alkohol zu kaufen.

Stimmung geht immer mehr in den Keller, habe mich im Februar letztes Jahr endlich überwunden, wieder einen Psychiater aufzusuchen- dieser verschrieb mir diverse Pillen und tat sonst gar nichts (erst Citalopram mit mehreren Dosiserhöhungen, dann Trevilor). Im Sommer ging ich zu jemandem, "mit dem man auch Reden kann", aber die wollte mich in eine Klinik schicken, also ging ich nicht mehr hin.

Den letzten Termin mit dem Pillendoktor habe ich mal wieder vergessen, und bis jetzt keinen neuen ausgemacht weil a) der kann mir ja sowieso nicht helfen b) er hat schon mal gesagt dass er abbrechen will, wenn ich mich wieder nicht blicken lasse. Gestern sind die Tabletten ausgegangen und ich fühle mich gerade, als habe mein Gehirn spastische Zuckungen.

Ich weiß im Moment nicht mehr weiter. Ich kann nicht an meiner Diplomarbeit arbeiten, weil ich geradezu Panik davor habe, außerdem werde ich es ja sowieso nie zum Diplom schaffen. Ich kann mich aber auch nicht bewußt dafür entscheiden, abzubrechen, geschweige denn das meinen Eltern sagen. Es gibt nur noch schlafen, heulen, essen, Computer spielen, trinken, heulen, schlafen.
Ich sollte mir wahrscheinlich einen neuen Therapeuten/Psychiater suchen, aber ich vertraue denen nicht und die guten haben sowieso ewige Wartelisten. Am liebsten würde ich mich den ganzen Tag im Bett verstecken

Ich weiss dass ein Forum wie dieses keine magische Lösung hat, aber vielleicht ist oder war ja jemand in einer ähnlichen Situation?
Außerdem war das Post viel zu lang, tut mir leid aber ich weiß nicht wo ich da sinnvoll kürzen kann- ich schwalle nicht immer so viel, versprochen.

Gruß, A.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 9. Apr 2008, 12:34
von J.Bravo
Hallo Ala,

denke ich hänge mich einfach an dich dran und Stelle mich kurz vor. Bin 35 Jahre alt und bin Opfer des sogenannten "Burnout Syndroms". Fachlich nennt mein Psychiater das eine "Depressive Episode"!. Habe durch meinen Führungsjob viel Verantwortung und hatte eigentlich jeden Tag nur Stress und meinte gleichzeitig alles machen zu müssen. Da ich meine Aufgaben recht gut erledigte bekam ich immer mehr auf den Tisch. Ab Anfang 2007 litt ich unter Schlafstörungen war sehr Schreckhaft und immer müde. Leider hörte ich nicht auf die ersten Zeichen meines Körpers und rannte im Job einfach weiter. Ende des letzten Jahres zeigte mir mein Körper wer Stärker ist und ich wurde langsam Depressiv ohne es zu merken. Eines Mittwochs brach auf einmal alles zusammen. Ich ging von der Arbeit direkt zu meiner Ärztin die mich für zwei Wochen außer Gefecht setzte(Krank geschrieben). Ging natürlich am nächsten Tag wieder auf die Arbeit mit der Meinung ohne mich schaffen die das nicht. Gegen Mittag der nächste Zusammenbruch. Bin noch Irgendwie nach hause gekommen und war fix und fertig. Ich war müde und konnte mich nicht mehr konzentrieren habe den ganzen Tag in der Wohnung verbracht und kam nicht mehr hoch. Hatte Selbstmordgedanken, Angst vor der Zukunft, Minderwertigkeitsgefühle usw.

Bin nun seit November zuhause und bei einem Psychiater sowie einen Psychotherapeuten in Behandlung. Zuerst wurde mir Citalopram verschrieben. Nun erfolgt eine Umstellung auf Trevilor.

Es geht mir zum Glück langsam besser habe aber trotzdem keine Ahnung wie es weiter gehen soll. In die alte Firma will ich nicht mehr gehen da diese mich zum Teil mit fertig machte. Bemühe mich nun um eine andere Stelle bin dafür aber zur Zeit nicht belastbar genug. Hatte schon Vorstellungsgespräche die ich aber ziemlich in den Sand gesetzt habe.

Etwas habe ich schon kapiert. Medikamente helfen um wieder in den langsam auf die Füße zu kommen. Alkohol nicht. Habe selber letztes Jahr oft am Wochenende gerne einen gehoben damit ich abschalten konnte. Und jedes Wochenende wurde es mehr...!

Gebracht hat es nichts, trinke nun einmal im Monat was wenn ich mal weg gehe.

Gehe zum Doc und lasse dir deine Medikamente verschreiben und jemanden zum labern währe auch nicht schlecht. Brauchst denen auch nicht zu Vertrauen mache ich auch nicht. Laber mir aber alles von der Seele.Niemand kann dich in die Klink schicken ohne dein OK.

Hängen lassen ist nicht!

Habe gerade von Citalopram auf Trevilor gewechslet. Wie hat Trevilor bei Dir gewirkt?

Viele Grüße J.B

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 9. Apr 2008, 14:08
von cybolon
Hallo Ala und Johnny,

zunächst ein herzliches Willkommen im Forum!

@Ala
Ähnliches habe ich auch schon von anderen gelesen. Es kommt mir vor, als fehle Dir die Motivation, den Teufelskreis der Depression zu durchbrechen. Woher soll diese auch kommen?

Daher zunächst die Frage: Was wäre denn so verkehrt daran, eine andere Klinik zu versuchen?
"Die können mir eh nicht helfen", kann nur sagen, wer es probiert hat, gelle?! Davon abgesehen ist eine Blockade sämtlicher Hilfe von außen auch ein Symptom der Krankheit selbst. Da ist der Hebel, mit welchem Du ansetzen müsstest, um den Kreis aufzubrechen!

Ich hoffe, Du findest schnell eine gute Fachkraft und den Mut, es anzupacken.

@Johnny
Deine Schilderung könnte von mir sein!

Auch bei mir begann, im Mai 2007, alles mit den typischen Brun-out Symptomen. Nach einem Urlaub, der selbstverständlich nicht ausreichte, mich zu kurieren, kam dann der absolute Zusammenbruch. Mittelschwere Depression.

Auch dachte ich, genau wie Du, dass ich meinen Job nie mehr machen könnte. Nach der Klinik (11 Wochen) ging dann auch die 1. Wiedereingliederung nach 2 Wochen in die Binsen. Ab 02. Januar d.J. nahm ich einen erneuten Anlauf. Seit 6 Wochen bin ich wieder in Vollzeit.

Glaube mir, leicht war es nicht, die eigentliche Arbeit zu machen und den ganzen Tag gleichzeitig noch Gedanken und Gefühle im Kopf zu bearbeiten. Einfach nur Erschöpfend!

Was sich aber recht positiv entwickelt, ist die Einstellung zur Arbeit. Es fällt mir leichter, den Tag hier zu verbringen. Geboren aus der Depression, mit Gedanken, wie: "Ist doch auch sch*egal, wo ich mich besch* fühle...", achte ich nun viel mehr darauf, dass die Arbeit ein großer Teil meines Lebens ist. Ich lebe also mehr auf der Arbeit. Gönne mir mehr Highlitghts am Tag und möchte auch nicht immer auf 100% laufen.
(Bedenke, auf der Arbeit verbringen wir mehr wache, erlebte(!) Zeit, als zuhhause.)
"Nein sagen" muss ich noch fleißig üben.
Aber es wird schon langsam sichtbar, dass ich auch damit noch beliebt bleiben kann.
Hinzu kommt, dass ich, auf eigenen Wunsch, die Vertretung des Leiters der Gesamtverwaltung unseres Firmenkomplexes, abgegeben habe. Sch* auf's Geld! Meine Gesundheit ist es mir wert.

Auch im Freundeskreis gilt es, beharrlich an seine eigenen Vorteile zu denken. Bei so manchem Umzug, wird mir zukünftig ganz plötzlich der Tennisarm wehtun.

Wäre es für Dich denkbar, dass Du es im alten Job, unter neuen "Vorzeichen" nochmal probierst?

Ala und Johnny,
denkt bitte daran, Euch gibt es nur einmal, auf begrenzte Zeit und ohne Rückgaberecht.

Lest Euch bitte auch hier im Forum Threads durch über Achtsamkeit und andere Formen, im Umgang mit der Depression. Eingen, auch mir, hat es auch sehr geholfen!

Liebe Grüße
vom
cybolon

€: Ortho...

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 9. Apr 2008, 14:21
von parvus_
sieht so aus, als hättest du u.a. probleme, deinem leben struktur zu geben. geht mir übrigens da nicht anders.
ich habe bei mir festgestellt, daß es mir um so schlechter, je chaotischer mein leben ist. ich versuche deshalb wenigstens einen halbwegs "vernünftigen" tag - nacht rythmus hinzukriegen. ich bemühe mich also, um ein- spätestesn zwei uhr nachts auch wirklich im bett zu liegen und spätestens um 8 acht uhr aufzustehen.
an den tagen, an denen mir das nicht gelingt, gelingt mir auch sonst nichts. an denen tagen wo ich es schaffe, gelingt mir mach mal wenigstens irgend eine kleinigkeit.
vielleicht wäre es für dich einen versuch wert, daß du dich ein wenig zwingst, einen rythmus zu finden. das hat m.e. auch den vorteil, daß das etwas ist, was man vielleicht relativ leicht selber hinkriegen kann.

auch ich bin neu hier

Verfasst: 9. Apr 2008, 15:36
von oxumare
Hallo, nutze die Gelegenheit mich auch kurz vorzustellen: ich bin 41, hänge seit fast 6 Monaten in den Seilen der Depression, halte mich dabei immer noch gerade auf so einem Level, dass man mir die Krankheit nicht anmerken muss, also ich gehe noch raus zu Freunden und regelmäßigen Treffen, habe sogar depressiv einen neuen Job gesucht und Anfang Februar begonnen. Da kämpfte ich zwei Monate lang mit massiven Konzentrationsstörungen und Überforderung herum und erkannte leider auch schnell, dass ich mich selbst gesund dort nie wirklich wohlfühlen würde. Also habe ich Anfang letzter Woche auf Anraten mehrerer Freundinnen beschlossen, meine Krankheit in den Mittelpunkt zu stellen, mich um Tagesklinik und psychosomatische Klinik zu kümmern und mich von meinem Psychiater und Therapeuten krankschreiben zu lassen, was natürlich in der Probezeit zur prompten Kündigung führte. Inzwischen bereue ich diese Entscheidung, weil ich jetzt eben wieder alleine zuhause sitze mit meinen kreisenden Gedanken und es auch harte Arbeit ist sich diese Klinkikaufenthalte zu organisieren. Gerade kam ich frustriert vom Infocafe einer Tagesklinik zurück - hatte mich im Termin vertan und kam eine Stunde zu spät, nächste Woche wieder... Montag hing ich fast eine Stunde in einer Warteschlaufe ohne zu dem entsprechenden Arzt durchzukommen...

ich finde es großartig, dass es dieses Forum gibt und ich wünsche Euch allen, speziell Ala, Johnny B.und Parvus, dass Ihr die Kraft für einen sinnvollen nächsten Schritt auf Eurem Weg findet!

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 9. Apr 2008, 16:12
von Regenwolke
Hallo Ala, Johnny und Uhura,


euch allen herzlich willkommen hier im Forum.

Ala, deine Situation (eigentlich bis auf den Alkohol) kenne ich ganz gut. Während meine Studiums ging es mir so lange einigermaßen gut, wie mein Tag durchs Studium strukturiert war. Als dann die Diplomphase kam, bin ich völlig eingebrochen, ich habe vier Jahre für meine Arbeit gebraucht (genauso lange, wie für das ganze Studium vorher).

Daß ich es - zwar immer am psychischen Limit - aber trotzdem gepackt habe, habe ich zu einem großen Teil der psychologischen Beratungsstelle für Studierende zu verdanken. Aus verschiedenen Gründen war es mir zu der Zeit nicht möglich, eine normale Therapie zu machen, Mißtrauen hat dabei eine Rolle gespielt, ich wollte mich aber auch nicht richtig fest auf jemanden einlassen. Irgendwann bin ich dann eben bei der psychologischen Beratungsstelle der Uni gelandet und hatte Glück, ich bin bei einer Therapeutin gelandet, mit der ich gut zurecht kam und die mich über die üblichen 10-15 Stunden Beratung hinaus betreut hat. In unregelmäßigen Abständen - so wie es ihr und mir paßte - konnte ich dort Termine machen, das war keine Therapie im eigentlichen Sinn, mehr eine stützende Begleitung, die mir aber sehr geholfen hat.

Ich schreibe das, weil ich dir ans Herz legen will, dich an die Beratungsstelle deiner Uni/Hochschule zu wenden. Kann natürlich sein, daß sie Dich sofort weiter vermitteln wollen (die haben meist auch Adressen niedergelassener Therapeuten und Ärzte), aber einen Versuch ist es trotzdem wert. Es ist völlig unverbindlich, als Studentin kannst du dort einfach einen Termin ausmachen.

Die "spastischen Zuckungen" sind vermutlich Absetzerscheinungen vom Trevilor. Trevilor soll man nicht abrupt absetzen, sondern langsam ausschleichen, d.h. Du solltest Dich dringend an Deinen Pillendoktor wegen eines Rezeptes wenden. Danach kannst Du Dir doch einen anderen Arzt suchen, wenn du möchtest.


Euch allen dreien eine guten Austausch hier,
Wolke

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 9. Apr 2008, 17:09
von TearsforFears
Hallo Neulinge,

Rest gelöscht weil komplett überflüssig.

Grüße,
Tears

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 10. Apr 2008, 03:15
von Ala
Hallo,

kann leider auf die Antworten im Moment nicht gebührend eingehen, aber danke was ich nur sagen wollte ist, ich kann nicht zur beratungsstelle für Studierende- ich studiere Psychologie.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 10. Apr 2008, 09:59
von Regenwolke
Ala, ich bin selber auch Psychologin, warum sollte das bedeuten, daß Du nicht zur Beratungsstelle für Studierende gehen kannst?

LG, Wolke

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 10. Apr 2008, 10:32
von J.Bravo
Hallo,

erst mal danke für den netten Empfang.

@ cybolon
Da sind wir uns sehr ähnlich.
Das mit dem nein sagen muß ich noch lernen sonst packe ich mir wieder zuviel auf die Schultern.

In der alten Firma will ich nicht mehr anfangen. 700% Wachstum innerhalb von einem Jahr. Vor 2 Jahren sollte ein neues EDV System kommen, ist aber zu teuer. Also nur Word und Excel. Und mehr Personal geht nicht. Ausbeutung.

@Uhura
Ich denke das es besser ist Dich in den Mittelpunkt zu stellen und erst mal auf den Job zu verzichten. Wenn Dich der Job zur Zeit überfordert wäre das auf längere Zeit nicht gut gegangen.

Habe selber Konzentrationsstörungen und kriege an manchen tagen die Wörter nicht aus dem Kopf um ein normales Gespräch zu führen. Würde ich jetzt beginnen zu Arbeiten wäre ich auch total überfordert und alles fängt bestimmt wieder von vorne an.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 12. Apr 2008, 22:53
von Ala
Hallo nochmals zusammen Freue mich über die Antworten/den Austausch mit anderen Betroffenen.

@ Johnny:
Mit 35 eine Führungskraft ist (meiner Meinung nach) ganz schön beeindruckend, aber der Körper lässt Dich eben nicht endlos über die Grenzen hinausgehen :/
Ich muss ganz ehrlich sagen, wenn ich Geschichten wie Deine oder Uhuras lese, fühle ich mich immer etwas schuldig-
es kommt mir so vor, als ob wenn jemand super Erfolgreiches sich total überarbeitet, dann ist die Depression irgendwo verständlich, aber ich sitz eigentlich nur faul auf meinem Hintern rum (meine Eltern finanzieren mein Studium und stehen Nebenjobs eher ablehnend gegenüber, solange diese nicht nützlich bezüglich des Studiums sind)und verschwende Zeit und Geld, obwohl ich die Fähigkeiten hätte (ich habe als Beste meines Jahrganges Abitur gemacht etc blahblah, interessiert bloß kein Schwein mehr)- weshalb also depressiv?
Ich weiß, dass es so einfach nicht ist, aber es hilft dem Gedanken der Wertlosigkeit nicht gerade.

Ich weiß nicht, wie Du es in Deiner Situation schaffst, Dich um eine andere Stelle etc. zu kümmern; dass Du die Gespräche aus Deiner Sicht "in den Sand" gesetzt hast, wundert mich nicht...

re: Trevilor: Ich kann es nicht sagen. Ich wurde von Citalopram umgestellt weil sich auf Citalopram eigentlich nichts änderte. Eine Zeitlang sah es so aus, v.a. nachdem die Dosis erhöht wurde (ich bekam zuerst 150, dann 225 mg), als würde es Stimmungsmäßig schon helfen (mein Freund [Fernbeziehung] meinte, ich würde mich deutlich weniger pessimistisch anhören), aber geändert bezügl. Dinge erledigt bekommen etc. hat sich nix.
Es Anfang der Woche abrupt abzusetzen weil es eben alle war, war wie die anderen schon sagen, ein Fehler- ich ticke seither glaube ich nicht so ganz richtig und hätte am Dienstag wegen Kleinigkeiten alles kurz und klein schlagen können (habe das teilweise an meinem Schreibtisch ausgelassen, Mittwoch früh konnte ich meine Hand kaum bewegen :/ ).

Alkohol- leider seit langem nicht mehr nur was am Wochenende für mich, sondern eigentlich jeden Abend ein paar Drinks. Hilft nicht wirklich, nein. Ist aber angenehm :/ mit lecker Essen ist das ja bei meiner Vorgeschichte so eine Sache.

@ Horst:

Re: Klinik hast Du natürlich recht, aber ich bin seit meinen Erfahrungen in dieser Uni-Klinik (6 Monate verschwendet, Ess-Störung war hinterher schlimmer als vorher, inkompetentes Volk gab mir aus Versehen 3x soviel Eisen wie gedacht, vergaß auf einer Station voll Essgestörter und Selbstverletzer, die Küche abzuschließen, breitete Tonnen von Schoko-Ostereiern auf den Tischen aus, etc. etc. In den Wochen vor meiner Entlassung habe ich 3-4x am Tag die Besuchertoilette ein paar Stockwerke tiefer frequentiert, und kein Mensch hat's mitgekriegt. Plus dieser Krampf von wegen "Sie spielen zwar gerade schön Klavier [ich habe es mir dort selber beigebracht], aber laut Ihrem Tagesplan sollten Sie gerade malen!!"...nee nee. Mein Freund (er ist Amerikaner) meinte schon, dieser Stümperhaufen wäre dort MAterial für eine Millionenklage gewesen.

@ Parvus:

Du hast natürlich recht, aber das gelingt mir absolut gar nicht, natürlich teilweise auch wegen meines Freundes (ich habe im Prinzip den gleichen Schlaf/Wach-Rhythmus wie er, außer dass ich eben Uhrzeitmäßig 7 Stunden voraus bin) und wegen meines ständigen Aufenthaltes im englischsprachigen/US-zentrierten Internet.

@ Uhura:

da kann ich mich total hineinversetzen, da hat man endlich mal allen seinen Mut zusammengenommen und sich einen Ruck gegeben, und dann war's der falsche Tag oder man hat die Uhrzeit falsch erinnert etc...in solchen Momenten bin ich immer sehr geneigt, alles hinzuschmeißen. Ich wünsche Dir auch Kraft auf Deinem Weg

@ Wolke:

Die Beratungsstelle an unserer Uni ist auf der gleichen Etage wie das psychologische Institut, und wir haben Studenten als Praktikanten dort, ehemalige Studenten von 2 Semestern über mir in Psychotherapeutenausbildung, etc. Plus ich lasse mich dort sowieso schon regelmäßig blicken weil ich Dateneingabe für eine Studie als Hiwi-Job mache. Wenn ich dort in Behandlung gehe, weiß das innerhalb von 2 Tagen das gesamte Institut. Abgesehen davon dass ich immer weniger von der Psychologie halte, je mehr ich davon lerne...vor allem von den magischen Methoden der KBT.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 12. Apr 2008, 23:27
von BeAk
Liebe Ala,

KBT, konzentrative Bewegungstherapie?

Also meine KBTlerin ist Krankenschwester und Heilpraktikerin. Ich wuste garnicht das sich auch Psychologen beruflich damit befassen.

Ich finde nichts magische an der KBT. Es ist eine gute Methode um seine Gefühle besser warnehmen zu lernen.

Psychologische Psychotherapeuten befassen sich meist mit anderen Dingen, als nur der Verbesserung der Gefühlswarnehmung.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 13. Apr 2008, 05:16
von Ala
Hallo Beatrix,

habe Quatsch geredet, meinte nicht KBT sondern KVT (Kognitive Verhaltenstherapie). Nicht, dass ich ein Freund der Psychoanalyse wäre...aber ja, irgendwie so ganz das Wahre ist das alles nicht. Hatte wahrscheinlich noch KBT im Kopf wegen meines Praktikums in einer Essstörungspraxis, wo KBT = Körperbildtherapie.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 13. Apr 2008, 11:12
von Regenwolke
Hallo Ala,

das ist natürlich eine blöde Situation mit der psychologischen Beratungsstelle - kann ich verstehen, daß Du dann da nicht hingehen willst.

Deine Psychotherapie-Skepsis kann ich auch nachvollziehen - ein bißchen habe ich das auch. Im Unterschied zu Dir habe ich (da war meine Uni eine ziemliche Ausnahme) ein sehr orthodox psychoanalytisches klinisches Studium gehabt, die VT'ler in meinem Studiengang fand ich überhaupt nicht überzeugend. Aber die Engstirnigkeit der Analytiker hat mich irgendwann auch angenervt, dazu kam dann noch ein Klinikaufenthalt in einer analytisch orientierten Klinik, der ziemlich ungut verlaufen ist.
All das hat dazu beigetragen, daß ich ganz lange für Therapie nicht offen wahr, obwohl ich vor dem Studium gute Therapieerfahrungen gemacht hatte.

Daß ich wieder offener geworden bin, lag daran, daß ich seit meinem Studienende ganz viel gelesen habe, was mir den Blick über den "Studientellerrand" möglich gemacht hat. Bücher über Traumatherapie, Körpertherapie, neue Ansätze in den "Richtlinienverfahren"...
Da waren dann Sachen dabei, die haben mich richtig begeistert, so daß ich mich irgendwann nochmal auf die Suche nach einer Therapeutin gemacht habe. Ich war sehr misstrauisch und die Suche hat sich dadurch (und sicher auch durch mein gewachsenes Wissen und meine Ansprüche) schwierig gestaltet, aber ich habe seit einiger Zeit eine Therapeutin (VT und Traumatherapie nach Reddemann), mit der ich gut zurecht komme. Sie berücksichtigt auch mein Fachwissen und läßt mich mitreden, und ich habe wirklich Vertrauen aufbauen können.

Na, ich will dich nicht zu etwas überreden. Aber daß du gerade nicht in eine besonders gute Richtung steuerst, weißt du ja wahrscheinlich selbst.
Was mir außer Therapie noch einfällt, sind Selbsthilfegruppen, vielleicht wär das eine Möglichkeit (auch im Hinblick auf den Alkoholkonsum)?

LG, Wolke

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 13. Apr 2008, 16:37
von BeAk
Liebe Ala,

auch die KVT hat nichts magisches.

Man sollte sich allerdings eine Therapiemethode aussuchen die zu einem passt
und möglicherweise passt die KVT nicht zu Dir.

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 13. Apr 2008, 17:07
von Ala
Freut mich ja, dass es noch anderen so geht...ich könnte mir schon vorstellen, (vorausgesetzt eigene Stabilität natürlich, nicht jetzt im Moment) therapeutisch tätig zu werden, v.a. im Bereich Ess-Störungen, wo ich am eigenen Leib Erfahrungen gemacht habe...
aber die Psychotherapeutenausbildung ist meiner Meinung nach das Letzte, nicht nur will ich nicht einen Tag länger als nötig an der Uni verbringen, sondern auch diese Einteilung in VT/Analyse/TP fundiert, und was anderes gibt's nicht.

Mein Freund erzählte, ein ex-Alkoholiker Freund von ihm habe zusammen mit anderen eine Suchtrehabilitationsklinik aufgemacht und arbeite dort jetzt als "Counselor"...sowas könnte ich mir vorstellen, beratend und helfend tätig zu sein ohne sich gleich Therapie auf die Fahnen zu schreiben. Leider mache ich deshalb auch, bewußt oder unbewußt, genau das, wovor meine Eltern die größte Angst haben- schiebe mein Studium so vor mir her in der Hoffnung, dass ich demnächst in die USA ziehen und dort "mal schauen" kann.

Nachdem ich neu hierhergezogen war, hat mir meine neue Hausärztin Empfehlungen an lokalen Psychiatern gegeben, und ich bin zu so einem hin, der sich tiefenpsychologisch fundiert oder was auch immer schimpfte. Das sah dann so aus:
Er: Also, erzählen Sie mal.
Ich: Also äh, was jetzt? Warum ich hier bin, also über die [damals aktuelle] Essstörung? Oder mehr so allgemein?
Er: Was Sie für wichtig halten.
Ich habe dann 45 Minuten schweißgebadet vor mich hin erzählt, ohne jegliche Rückmeldung von ihm. Nachdem das das nächste Mal ähnlich aussah, fragte ich, ob er mir denn nicht Fragen stellen oder selber mal was sagen wolle. "Nein, da wären wir ja wieder auf dieser verhaltenstherapeutischen Schiene, die Sie ja auch nicht mehr wollen."

Da dachte ich mir, der Logik nach ist der beste Therapeut meine Wand, und die werde ich auch konsultieren, ehe dass ich zu dem Depp nochmal hingehe.

Selbsthilfegruppen: ICh habe mal so verschiedene Verzeichnisse durchgeschaut, für Depression speziell habe ich da nichts gesehen (obwohl es zu dem Thema wahrscheinlich Threads hier im Forum gibt, muss mal suchen)...und auf eine Alkohol-spezifische habe ich keine Lust. Ich weiß zwar, dass das alle Alkoholiker behaupten, aber ich bin nicht süchtig- manchmal trinke ich ein paar Tage nichts, weil ich zu faul bin, zum Laden zu gehen.
Abgesehen davon lande ich da am Ende noch in so einem 12-Stufen-Verein, wo mir zu allem Überdruss dann erklärt wird, ich müsse einsehen, dass ich über meine Lage machtlos sei (so weit war ich schon, danke, aber ich dachte eigentlich, das wäre das Werk der Depression).

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 13. Apr 2008, 18:57
von Nico Niedermeier
Sehr geehrte Ala,
hhhmmmm....eigentlich bin ich nicht gefragt worden, und Ferndiagnosen sind ja auch nicht so was wahnsinnig kluges.....aber wenn ich das richtig kapiert habe sind Sie ja ausbildungsmäßig auch nicht ganz fachfremd. Ich schreibe das Folgende nur weil ich Sie ermutigen möchte das mnal für sich selbst zu checken, denn das würde ja wieder eine ganz andere hochspezialisierte Therapie erfordern.....
Bei der Kombination Esstörung, Depression und Alkoholabusus, ein Hang zum Spielen und Medikamente die dagegen nicht wirken, könnte man schon ziemlich der Annahme sein, dass es mal (für einen selbst) ganz sinnig sein könnte, sich mit den Kriterien einer emotional-instabilen Störung zu beschäftigen? Keine Ahnung ob das was mit Ihnen zu tun haben könnte, aber es macht Sinn darüber nachzudenken, denn dann müssten sie ne ganz andere Therapie machen um erfolgreich zu sein..oder?
Viele Grüße
Dr. Niedermeier

Re: Neu hier; kurze Vorstellung

Verfasst: 15. Apr 2008, 16:03
von Ala
Sehr geehrter Dr. Niedermeier,

seit ich das Problem mit dem selbstverletzenden Verhalten habe, habe ich natürlich auch BPD im Kopf gehabt, war aber immer recht überzeugt (und die Therapeuten in besagter Klinik scheinen das auch gedacht zu haben, wobei das natürlich nicht viel heißt- ich hoffe bis zu diesem Tag, dass ich mal einen Katamnesefragebogen von denen zu Qualitätsmanagementszwecken bekomme, damit ich ihnen so richtig die Meinung sagen kann...meine Psychologin hat mich praktisch durch Manipulation via Schuldgefühle dazu gebracht, zu versprechen, das Schneiden in Zukunft sein zu lassen- ich war nah dran, ihr eine Grußkarte zu schicken, als ich zum ersten Mal rückfällig wurde)... war aber immer recht überzeugt, dass das nicht mein Problem sei.

Ich habe gerade nochmal nachgelesen, eigentlich um Ihnen zu sagen, dass ich Ihnen nicht zustimme, musste dann aber doch stutzen. Falls/wenn ich mir jemals einen kompetenten Therapeuten suche, werde ich den Gedanken auf jeden Fall ansprechen.
Aus meiner Sicht gibt es da aber dennoch Dinge, die nicht zusammenpassen (Angst vor dem Verlassenwerden? Wieso isoliere ich mich dann komplett? Unangemessene Wutausbrüche habe ich zwar, aber nur wenn niemand zuschaut [außer höchstens meinem Freund]...gegenüber Leuten habe ich massive Probleme, selbst angemessenen Ärger zum Ausdruck zu bringen. Z.B. spielen mein Freund und ich ab und zu in seinem Freundeskreis Poker, wenn ich dort zu Besuch bin [jaja ich weiß- bitte nicht, da geht es um einen festen Einsatz und mehr um das Zusammensein als alles andere], und während es dort durchaus üblich ist, dass die Verlierer aufstehen so dass ihr Stuhl hinter ihnen umfällt, einen Fluch von sich geben und sich verabschieden, lächle ich freundlich wenn ich verliere und biete an, die Karten zu mischen. Das steht im krassen Gegensatz zum Computer anschreien und auf meinen Schreibtisch eindreschen, passt aber nicht so ganz ins Bild der totalen Impulsivität :/

Wie gesagt, ich werde das mit einem Therapeuten ansprechen...es würde vielleicht erklären, warum die Medikamente so wenig geholfen haben.

Edit: Das mit dem Poker sollte kein Beispiel for "Probleme, angemessenen Ärger zum Ausdruck zu bringen" sein, ich merke jetzt, dass das im Zusammenhang aber so rüberkommt. Nur ein Beispiel dafür, dass ich Menschen gegenüber i.d.R. alles andere als unkontrolliert emotional und impulsiv bin.