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Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 9. Mär 2008, 19:28
von jolanda
Hallo!

Das wird fürchte ich ein kritisches Thema, aber ich will es dennoch versuchen. Man muss sich ja auch damit auseinander setzen dürfen.

Vorweg ich bin momentan nicht in einer Depression und nicht akut suizidal.

In den letzen Jahren hatte ich jedes Jahr mindestens zwei schwere dpressive Episoden, die jeweils zwischen 6 Wochen und 3 Monate dauerten. Viel "gesunde" Zeit bleibt dazwischen nicht. Letzes Jahr im Sommer war es besonders heftig und in der schlimmsten Zeit war ich auch für zwei Wochen stationär - allg. Psychiatrie als Notaufnahme. Da war ich sehr suizidal, auf einer Skala von 0-10 ungefähr bei 9. Jetzt ist es so, dass ich jedesmal aufs neue denke: ich kann das nicht mehr aushalten, nicht schon wieder durchstehen müssen. Ich kann das einfach nicht noch beliebig oft ertragen. Das führt dazu, dass die Depressionen mit jedem mal suizidaler wurden. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, was ich dagegen tun kann. Immer noch stehe ich unter dem Eindruck vom letzen mal, viel schlechter kann es mir wirklich kaum gehen. Ich bin einfach geschockt, was da mit mir war, ich konnte nicht mal mehr Absprachen einhalten (was bisher IMMER möglich gewesen war), so dass ich eine Zeit lang unter 1 zu 1 Beobachtung stand.
Jetzt habe ich einfach Angst vor der nächsten Depression. Wie soll es denn dann werden? Ich will es einfach nicht mehr. Da hilft mir auch das Akzeptieren nicht. Wie soll ich damit Leben, wenn es eine innere Überzeugung gibt, dass ich es irgendwann tun werde, einfach weil ich es nicht mehr aushalte? Und das, obwohl ich - in besseren Zeiten - eigentlich eine Grundsatzentscheidung FÜR das Leben getroffen habe. Aber das ist dann einfach weg. Mein Kopf erinnert sich wohl noch dran, aber es kommt bei den Gefühlen nicht mehr an. Bisher hat die eigene Notbremse Psychiatrie immer noch funtioniert. Beim letzen mal war es allerdings bereits Zufall, dass ich dort hin gekommen bin. Ich hatte einen (sporadischen) ambulanten Gesprächstermin bei der Oberärztin und die hat mich dann nicht mehr gehen lassen.
Ich habe Angst, dass ich es beim nächsten mal nicht mehr schaffe.
Ja, ich bin in Therapie und habe einen Psychiater zu dem ich alle vier Wochen gehe. Allerdings bin ich auch sehr gut darin, alles zu überspielen, denn ich will ja dann immer unbedingt im Alltag weiter funktionieren, auch wenn ich schier drunter zusammenbreche. Also werden die Behandler es nicht zwingendermaßen rechtzeitig sehen. Dass ich dann abends im Bett heulend zusammenbreche, merkt ja keiner.
Meine Therapeutin meint, ich solle eben rechtzeitig in die Klinik, bevor garnichts mehr geht. Aber ich habe gerade einen Job angefangen und mag nicht zu lange ausfallen.Dann kann ich den Versuch arbeiten-können als gescheitert abhaken. Momentan geht es ja auch ganz gut.
Mit meiner Therapeutin kann ich nicht drüber reden, das schaffe ich irgendwie nicht. Und bei meinem Psychiater habe ich den Eindruck, er nimmt diese Angst, wie ich es jetzt hier beschrieben habe, nicht ernst. Er hat das aber bei mir auch noch nicht erlebt, da er die Praxis erst im Januar übernommen hat und bestenfalls inzwischen die Akte gelesen hat.
Ich weiß einfach nicht, wie ich das verhindern soll, dass es wieder so schlimm wird. Jedesmal gab es einen neuen Medikamentenversuch, jedesmal habe ich große Hoffnung da rein gesetzt und jedesmal bin ich tiefer und tiefer abgestürzt.
Wie soll ich da allen Ernstes drüber nachdenken, dass wir evtl. ein Haus kaufen wollen und vielleicht sogar ein Kind haben wollen?
Diese Angst lähmt mich. Ich beobachte mich ständig, ob es denn wieder kippt. Und habe Angst vor dem Frühsommer, weil die Depression da bisher jedes Jahr zugeschlagen hat und jedes mal schlimmer. Ich will doch leben, aber was, wenn ich es dann nicht mehr kann?

LG, jolanda

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 9. Mär 2008, 20:15
von Inkognito

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 9. Mär 2008, 21:05
von jolanda
Hallo!

Ich nehme seit fast 5 Jahren durchgehend Medikamente. Bisher hat keine Medikation die nächste Depression verhindert. Ich habe ein Auffangnetz, trotzdem werden die Depressionen schlimmer und letzendlich landete ich in den letzen Jahren fast jedes mal damit in der Klinik.
Ich leide schon seit Jahren (Jahrzehnten) an Depressionen und es wird jedesmal schlimmer, s.o.
Ich habe einfach nur ANGST vorm nächsten mal. Was dann passiert. Da ist der (erste!) Suizidversuch doch beinahe vorprogrammiert. Ich kann es es nicht nochmal aushalten.

LG, jolanda

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 9. Mär 2008, 21:56
von s-ch
hallo Jolanda,

es tut mir leid, dass eine depressive Krise bei Dir solche starke Folgen hat. Doch es ist auch positiv, dass Dein Auffangnetz funktioniert, dass Du diese Hilfe auch annehmen kannst und wohl auch die kritischen Anzeichen erkennst.

Ich kenne ähnliche Gefühle, allerdings in nicht so starker Ausprägung. Ich weiß auch nicht, ob ich eine Depression habe, da ich keinerlei ärztliche Betreuung habe und will. Doch bestimmte Gedanken in Krisen sind mir nur allzu vertraut und Bestandteil jeder Krise, gerade in der letzten Zeit akut gewesen. Doch ich bin leider nicht imstande, mir Hilfe zu holen.

Ich würde Dir raten, durchaus wachsam zu sein, doch auch aus den guten Phasen - wenn es die gibt - Kraft zu schöpfen und ansonsten auf Dein funktionierendes Helfernetz zu vertrauen.

Ich wünsche Dir alles Gute, S.

PS: ich habe irgendwie meine Registrierung verloren und mußte mich neu anmelden, habe aber schon öfter hier geschrieben.

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 10. Mär 2008, 20:50
von jolanda
hallo!

Was ich nicht begreife: warum hilft nichts gegen die Depressionen? Ich mache Therapie - schon die zweite, der erste Therapeut war nicht gut für mich, meine jetzige Therapeutin, bei der ich schon eineinhalb Jahre bin ist super, da komme ich auch voran. Ich komme sonst viel besser zurecht, bin insgesamt (außerhalb der Depression) stabiler. Ich nehme Medikamente, die glaube ich auch nicht komplett wirkungslos sind. Und trotzdem schlägt sie immer wieder zu. Ich habe eine berufliche Reha gemacht, eine Umschulung und habe jetzt einen 50% Job in dem Betrieb, in dem ich die Umschulung gemacht habe. Bin glücklich verheiratet...Es passt alles. Wieso bringt das nichts, werd... nochmal?!
Und seit ein paar Tagen merke ich, es kippt...ich habe Angst davor, ich will das nicht schon wieder, ich kann nicht nochmal da durch. Ich fühle mich dem so ausgeliefert. 260 € Therapie im Monat (zahle ich privat) und über 200 € Medikamente (zahlt die Kasse), ich arbeite an mir, gebe mir Mühe, mehr auf mich zu achten, mehr Pausen ein zu legen (deshalb keine volle Stelle) und und und. Alles umsonst?!

LG, jolanda

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 10. Mär 2008, 20:51
von jolanda
doppelt

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 10. Mär 2008, 21:10
von Bernd2
Hallo Jolanda,

offenbar sind die Psychotherapien nicht wirksam, ebenso wie die Arzneimittel. Das deckt sich durchaus mit meinen eigenen Erfahrungen. Traurig, aber leider Realität.

Man sollte als Betroffener natürlich zunächst alles versuchen, die Erkrankung zu heilen, oder zumindest die Symptome zu lindern. Wenn alle Maßnahmen ohne Erfolg geblieben sind, muß man irgendwann leider auch dies akzeptieren.

Gruß
Bernd

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 10. Mär 2008, 22:52
von Inkognito

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 10. Mär 2008, 23:11
von Bernd2
"Du hast wie jeder eine Chance auf eine Wende im Krankheitsbild - und das sage ich dir nicht um dich nur zu trösten, sondern weil ich fest daran glaube, das es möglich ist - für Dich genauso wie für mich und viele andere!" Zitat Schokofreak


Eine Chance? Sicherlich! Nur, was ist, wenn es dann nicht klappt? Schau doch mal in die psychiatrischen Kliniken; mindestens die Hälfte der Depri-Patienten dort sind "Stammgäste".

Du kannst gerne glauben, was Du willst. Die Realität sieht leider anders aus.

Gruß
Bernd

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 10. Mär 2008, 23:56
von Ada
Hallo Bernd,

eigentlich wollte ich jetzt ins Bett, aber ich komme nicht umhin, zu Deinem Beitrag etwas zu schreiben...
Mir hat vor Jahren mal jemand prophezeit, dass ich Stammgast werde, er sagte, "einmal Psychatrie immer Psychatrie, das ist wie ein Drehtür, Du gehst raus und gleich wieder rein...Mädchen, vor alllen Dingen wenn man noch so jung ist wie Du , und jetzt schon hier sein muß..."
Ich war da gerade 22.
Nun, es hat sich nicht bewahrheitet...ich bin kein Stammgast geworden...was nicht heißt, das ich frei von meinen Depressionen, Ängsten etc. bin, aber ich meine nun nach langer Suche ( 8 Jahre) das Richtige und jetzt Passende für mich gefunden zu haben...
Ich bin auch nicht für positiv denken, sindern wie Du für realistisches Denken, aber ich denke, dass für jeden Hoffnung besteht,,,es gilt, das richtige für sich zu finden und sich einen Funken Hoffnung, Glaube, Liebe what ever zu bewahren...natürlich, wenn man sich die Psychatrie ansieht, dann sieht es echt finster für einen aus, meint man, aber was ist mit den Leuten, die es geschafft haben ein lebenswerteres Leben zu führen???
Die Frühwarnzeichen zu erkennen, gegen zu steuern, im Einklang mit sich zu leben??? Die sind mit Sicherheit nicht in der Psychatrie und sie finden leider keine Beachtung, da sie leider nirgendwo auftauchen...aber es gibt sie, davon bin ich fest überzeugt..ich finde es schade, dass Du jedwede Form von Hoffnung und Zuspruch im Keim erstickst...jeder Mensch und jede Depression ist anders, was für den einen gilt, muß für anderen noch lange nicht gelten, insofern kannst Du genauso wenig wie ich Prognosen abgeben...aber was schadet es da, jemanden Hoffnung zu machen???

Diese Hoffnung könnte ein Anfang sein...und diesen möchte ich nicht verbaut wissen...
In diesem Sinne..
Ada

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 00:10
von Clown
Hallo Bernd,

«ich finde es schade, dass Du jedwede Form von Hoffnung und Zuspruch im Keim erstickst...jeder Mensch und jede Depression ist anders, was für den einen gilt, muß für anderen noch lange nicht gelten, insofern kannst Du genauso wenig wie ich Prognosen abgeben...aber was schadet es da, jemandem Hoffnung zu machen???

Diese Hoffnung könnte ein Anfang sein...und diesen möchte ich nicht verbaut wissen...»

Dem möchte ich mich mit Nachdruck anschließen!
Könntest du anderen nicht ihre Hoffnung lassen, geben brauchst DU sie ja nicht gerade, wenn du es nicht kannst.

Aber lass es doch die anderen tun, die es können!
Findest du deine eigene Hoffnungslosigkeit nicht schrecklich? Dann gib sie doch nicht auch noch an andere weiter!

Grüße,
Clown

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 00:34
von Bernd2
"Findest du deine eigene Hoffnungslosigkeit nicht schrecklich?" Zitat Clown

Ja, Clown, das finde ich in der Tat schrecklich. Und nun?

Gruß
Bernd

Edit: Um zu vermeiden, daß mal wieder der gesamte Thread kommentarlos gesperrt wird, habe ich den ersten Teil meines Beitrages gelöscht, da er nicht der Meinung der Moderation entspricht.

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 07:07
von jolanda
Hallo!


Hmm, es geht hier ja nicht um Bernd, sondern um mich. Er hat seine Sicht der Dinge gesagt, das darf er und das akzeptiere ich auch. Andere haben eine andere Meinung und auch die höre ich gerne. Weil ich hier ein feedback wollte und eben verschiedene Meinungen, keine davon muss ich übernehmen, wenn ich es nicht will.

Mich würde auch interessieren, wie Ihr (falls ihr das kennt) mit der Suizidalität während einer Depression umgeht. Dass diese Gedanken dann da sind heißt ja noch nicht, dass man sie in die Tat umsetzt oder umsetzen will. aber ich empfinde das dann als sehr quälend und brauche viel Kraft, die ich dann eigentlich nicht habe, dagegen zu kämpfen, dass es nicht dazu kommt.

Die Phasen zwischen den Depressionen waren zu kurz, um Medikamente ab zu setzen.
Jede Depression geht irgendwann zuende. Dass ich nicht dauerhaft drinstecke heiß also nicht zwingend, dass die Medikamente doch helfen oder die Therapie.

Dass die Depressionen immer wieder kehren heißt für mich aber auch nicht, dass Therapie und Medikamente komplett wirkungslos sind. Wie gesagt,ich komme in der Therapie wirklich weiter.Viele Themen werden jetzt endlich bearbeitet. Auch bin ich ansonsten stabiler, habe nicht mehr so starke Abstürze zwischendrin.Ich komme mit Problemen besser zurecht und habe vieles andere auch gelernt. Nur eben diese schweren depressiven Phasen, die kommen trotzdem immer wieder. Und da fühle ich mich ausgeliefert, weil dagegen wohl immer noch nichts hilft. Und es raubt mir so viel Lebenszeit. Weil ich dann nicht spüre dass ich lebe und nichts schönes mehr wahrnehmen kann. Ich mag es nicht mehr aushalten müssen. Ich will nicht, dass mir ein Drittel bis die Hälfte meines Lebens geraubt wird.
Dagegen anschreien nützt nichts. Und die Frühwarnzeichen erkenne ich, versuche auch dann besonders gut auf mich zu achten, aber letztendlich falle ich doch immer weder in den Abgrund.
Ich bin so weit gewandert, immer wieder aufgestanden und weiter gegangen, nur um immer wieder am selben Abgrund zu stehen, ihn zu sehen, die Gefahr zu wissen und doch immer wieder hinein zu fallen.

Ja ich klinge resigniert, weil ich es bin. "es muss ja nicht wieder so sein" sagen mir alle. Aber ich spüre jetzt schon, dass es wieder kommen wird. Jedesmal habe ich gehofft, es wird anders. Ich habe keine Kraft mehr zum Hoffen. Ich versuche die Zeit dazwischen zu genießen. Das gelingt auch. Doch die Fallhöhe wird dadurch noch größer, dennoch glaube ich , dass es richtig ist die depressionsfreie Zeit zu nutzen und zu genießen. Ich will einfach mehr davon und es mir nicht immer wieder kaputt machen lassen.
Die Depression ist mein Feind, und diesen Feind kann ich nicht lieben.

LG, jolanda

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 11:26
von Bellasus
Liebe Jolanda,

deine postings machen mich gerade sehr betroffen, es tut mir weh zu lesen. ABER: Ich glaube du bist gerade jetzt im Moment dabei, die Wahrscheinlichkeit zu vergrößern, dass es dieses Jahr nícht (wieder so schwer) wiederkommt. Du schreibst, du erkennst die Frühwarnzeichen - deine Postings hier gehören doch eindeutig dazu, oder nicht? Und du achtest dann noch mehr auf dich. JETZT gerade scheint dran zu sein, zu lernen, viel viel früher als bisher STOP zu sagen zu allem was dich runterzieht, JETZT nach etwas zu suchen, was dir helfen kann, dich stabilisieren kann - nicht erst, wenn du kaum noch von alleine Hilfe suchen gehst.

Und das tust du doch - du faßt deine Angst in Worte, und sicher wäre es gut, dass nicht nur uns gegenüber zu tun, sondern deiner Thera, deinem Psychiater auch - wenn du bei ihm noch nicht lange bist, kommen von ihm ja evtl. auch neue Anregungen.

Ich kenne dieses schleichende Abrutschen. Auch wenn ich aus der ganz akuten Zeit herausbin, so hatte ich neulich auch gerade eine Phase, wo ich mich vergewissert habe, über eine Nacht in die Klinik zu können. Allein das zu wissen, und mir ergänzend neue Hilfe zu suchen, weil die vorhandene nicht ausreichte, haben geholfen, wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Wie gesagt, es war ein Zwischentief durch äußere Änlässe, aber statt mich zu erschrecken, hat es mir eher Mut gemacht, dass ich es wieder schaffen kann - u.a. indem ich jedesmal etwas früher auf die ersten Anzeichen reagiere! Manchmal denke ich ich gehe viel zu früh los, aber meine Behandler tun ihr Bestes, um mir das auszureden. Lieber sehr frühzeitig Hilfestellungen, welche auch immer für dich die richtigen sind, und damit den Sturz abfangen, mildern, als so lange kämpfen, bis kein auffangen mehr möglich ist.

Sei du es dir wert, liebe Jolanda, der Welt mitzuteilen, dass du Unterstützung brauchst, solange deine Beine dich noch tragen! Wie gesagt, herausfinden, was genau du dazu brauchst, mußt du selber, in dich hineinhorchen, was hat bisher am besten geholfen (bei mir ist es immer die Überlegung: was kann ich jetzt ganz konkret tun?).

Ich hoffe mein Geschreibsel verwirrt dich nicht zu sehr, ich drück dich mal wenn du magst

Annette

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 12:34
von LilyC.
Liebe Jolanda,

ich bin ganz sprachlos, nachdem ich deinen Text gelesen habe, weil ich deine Gefühle sehr gut kenne. Mir geht es fast genau so. Die Suizidalität war ist für mich in den schlechten Zeiten auch immer ein großes Thema. Und es hat mich immer wieder überrascht, dass von Seiten der Therapeuten und Docs daraus so ein Tabu gemacht wird. Mir tat es unglaublich gut, mit anderen "Betroffenen" darüber zu reden und sich auszutauschen. Dadurch habe ich mich ernstgenommen gefühlt.
Ich könnte hier noch ganz viel schreiben, bin mir aber nicht sicher, ob das alles irgendjemanden interessiert.
(Wer weiß, womöglich würde es auch gelöscht...)
Leider fällt mir jetzt auch nichtmal was aufmunterndes, liebes ein, womit ich enden könnte. Ich fürchte mich genauso wie du.

Liebe grüße

Lily

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 13:11
von 912318798
Grüß Dich;, Jolanda und Euch alle!

Es geht mir wie Euch und Ich kann auch kein Rezept abgeben, wie wir das nächste Tief vermeiden können, oder zumindest überstehen.

Ich beginne eben, mich auf dauernde Heilung nicht mehr hinzukrampfen und den guten Momenten etwas abzugewinnen.

Das mag zwar kurzsichtig und nicht zielführend sein, aber so machen es viele Menschen hier und sie haben eine neue Art Lebensqualität gefunden.

Ein wichtiger Faktor dabei ist, sich diese schönen Momente nicht durch die Angst vor der nächsten Depression zu zerstören.
(So ist es mir letztens ergangen, das war nicht schön.)

Allerdings sollen wir nahenden Einbrüchen schon im Vorfeld entgegenwirken...

Es ist wirklich schwierig und sehr traurig, jemanden in solch einer Verzweiflung zu wissen.

Vielleicht hilft Dir wenigstens, hier ein wenig lesen zu können?

Ganz viel Kraft und liebe Grüße

Jojo

P.S. für Jolanda: aber auch "try just a little bit harder...," ebendie

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 17:46
von BeAk
Liebe Jolanda,

ich kann Annette im allem nur zustimmen.

Geh jetzt Du einem Psychiater und Therapeuten und berichtet ihnen von Deinen Befüchtungen!

Je eher Du was unternimmst, je eher Du Dir helfen läßt, um so weniger tief versinkst Du in der Depression.

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 21:05
von jolanda
Hallo!

Danke für eure aufmunternden Worte, Danke dass ihr mir zugehört (bzw. gelesen) habt.

Ich hatte heute einen (regulären) Termin bei meinem Psychiater. Ich habe ihm das wesentliche erzählt. Er verlässt sich drauf - kann er im Moment auch noch - dass ich mich gut genug kenne und mich ggf. rechtzeitig melde. Desweiteren haben wir für und wider eines erneuten AD Versuchs abgewogen. Momentan nehme ich "nur" Lamotrigin (200mg, mein Spiegel ist da ok) und Seroquel (300mg). Er meinte, ich könne noch ein AD dazu probieren. Nach etlichen Fehlversuchen diesbezüglich bin ich aber äußerst skeptisch. Wir haben uns geeinigt, noch etwas ab zu warten.

Sehr positiv war:
er hat mich als ich noch im Wartezimmer saß, gefragt, ob ich ein längeres Gespräch bräuchte, dann würde er einen Patienten vorehr drannehmen, damit er dann mehr Zeit für mich hätte.
Er hat mir in zwei Wochen einen Termin (von sich aus) angeboten. Das hat seine Vorgängerin fast nie gemacht. Die war da eher streng - alle vier Wochen und basta. Klar, Notfalltermine gehen immer, das hat er heute auch nochmal betont.

Erschrecken tut mich, wie schnell ich momentan abrutsche. Und was kann die Hilfe von außen denn schon für mich tun, außer da sein? Das hat er auch so gesagt, was er tun kann, ist mir die Gewissheit zu geben, dass er da ist. Aber TUN können die ja auch nichts.
Das macht mich ja so hilflos - weil man scheinbar nichts tun kann. Ich ja selber auch nicht.

fürs erste haben wir uns auch gegen eine Krankschreibung entschieden. Noch tut mir die Tagesstruktur gut. Und wenn es mir gelingt, mich zu konzentrieren, dann ist die Arbeit eine gute Ablenkung. Allerdings merke ich auch da, dass ich mich schnell überfordert/hilflos fühle, wenn Probleme auftauchen. Bis zu einem gewissen Grad kann mein Chef das noch puffern (er weiß Bescheid)indem er mir (möglichst) Zeitdruck rausnimmt. Wobei Auftrag ist Auftrag und muss termingerecht raus.

Und zu den tabuisierten S-Gedanken: man muss darüber sprechen können. Mindestens mit den Leuten, die einen behandeln. Wobei es mir bei meiner Therapeutin schwer fällt. Aber ich finde auch den Austausch mit Betroffenen interessant und vielleicht hilfreich.

LG, jolanda

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 21:26
von s-ch
hallo Jolanda,

Du schreibst sehr reflektiert, daher glaube ich nicht, dass Dich eine mögliche Krise unvorbereitet trifft. Es ist wichtig, dass Du Dich meldest, wenn es kritisch werden könnte. Allein dieses Wissen kann vermutlich schon helfen, die Folgen in Grenzen zu halten.

Ich habe auch öfter ausführungsnahe Suizidgedanken, ich weiß selbst nicht, wie ich mich da immer wieder davon entferne. Bisher kam es nie zu einem Versuch, nur zu schwerem SVV.

Du sagst es ist wichtig darüber zu sprechen. Ich kann das nicht, weil ich niemanden habe und alle Krisen alleine durchstehe. Höhen gibt es gar nicht.

Liebe Jolanda, wenn Du Dieses Helfernetz hast, laß es zu, dass es Dich stützt. Der Absturz muß nicht unweigerlich kommen, genauso schnell kann die Krise auch vorbei sein.

Ich wünsche Dir alles Gute, S.

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 21:46
von 912318798
Grüß Dich, Jolanda und Euch, liebe Leute!

Soweit ich weiß, ist in diesem Forum das Suizidthema einer rigorosen Zensur unterworfen.
Als es mir sehr schlecht ging, habe ich einen vorsichtig formulierten Beitrag hereingestellt, der sofort wieder entfernt wurde.
Diese Maßnahme hat sicher ihren guten Sinn.
Doch, wie Du sagst, hat ein Betroffener in dieser Situation ein gewaltiges Mitteilungsbedürfnis.
Sein Umfeld kann man über kurz oderlang nicht mehr belasten, so ferne es überhaupt zuhören würde.
Also bleiben sämtliche Emotionen in einem gestaut, werden immer mehr und können eskalieren.

Mir persönlich ging es zu dem damaligen Zeitpunkt extrem schlecht und ich hatte niemanden, dem ich mich anvertrauen konnte.

Es wäre sehr gut, wenn man in einer Institution wie dem KND eine Ebene errichtete, wo unter besonderen Voraussetzungen eine entsprechende virtuelle Diskussionsrunde stattfinden könnte.

Natürlich müssten dabei Registrierung und Identifikation in besonderer, erfassender Form geführt werden.
Eine Moderation dürfte zu wenig sein, es benötigte vermutlich einen Diskussionsleiter, der die Unterhaltungen in entsprechend vertretbaren Bahnen hält.
Und so weiter.

Doch ich glaube, dieser Wunsch bleibt ein Traum.
Dabei bestünde so viel Bedarf dafür.


Liebe Jolanda!

Ich konnte Dir zwar damit nicht weiterhelfen, doch ich habe mein vormaliges Bedürfnis in Deinem bestätigt gesehen und mir die Gelegenheit genommen, dieses Thema aufzugreifen.

Vielleicht liest die Moderation jetzt mit und sagt ganz kurz etwas dazu?
Bitte löschen Sie diesen Beitrag nicht kommentarlos!

Viele liebe Grüße

Jojo

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 21:55
von jolanda
Hallo!

Ich will es ja diskutieren solange es NICHT akut ist. Nur dann kann man sich konstruktiv mit diesem Thema auseinander setzen.

Sobald diese Gedanken zwingend sind, ist man nicht mehr in der Lage, sich damit distanziert zu beschäftigen. Dann geht es nur noch darum, sich in Sicherheit zu bringen. Dann kann und darf das hier auch nicht geschrieben werden, denn das kann naturgemäß so ein forum nicht tragen, da braucht man reale Hilfe vor Ort.

Aber man sollte sich eben wenn man genug Distanz hat auch damit befassen, damit man dann weiß, wie man damit umgehen kann.
Das einzige was dann bei mir noch funktioniert (bisher immer) ist Notbremse Klinik und wenns abends um halb elf ist. Da gibt es irgendwo in mir einen ganz kleinen Funken Verstand oder Überlebenswille oder wie auch immer, der das dann veranlasst. Aber was kann man tun, dass man diese Notbremse nciht braucht, sondern den Zug schon vorher zum stehen bringt, bevor er entgleist?

LG, jolanda

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 22:15
von 912318798
Ich teile Deine Ansicht.
Eine sachliche Diskussion im "gesunden" Zustand könnte wahrscheinlich viele Informationen vermitteln, die schon im Vorfeld helfen.

Was hältst Du von der Vision mit der Internet-Plattform?

Allerdings bleibe ich auch der Ansicht, dass jemand für den Ernstfall auch eine Anlaufstelle braucht.
An Kriseninterventionsstellen, Kummernummern ... denkt man in so einer Situation nicht.
Auch ist die Hemmschwelle, mit Todesangst zum Hausarzt zu gehen, viel zu hoch.

Mir hat dieses Forum - jetzt vielleicht nicht im gegenständlichen Zusammenhang, in sonstigen umso mehr - schon so viel Druck weggenommen, den meine Hälfte Nr.1 oder gar meine Kinder nicht hätten absorbieren können.

Vielleicht wäre es in der gegenständlichen Richtung auch überlegenswert.

Ich weiß nicht, was Menschen machen, die solche Ventile nicht zur Verfügung haben.
Saufen? Drogen? Oder...?

Liebe Grüße und bleib stark!

Jojo

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 22:16
von 912318798
ach ja, und "try just a little bit harder...!

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 11. Mär 2008, 23:50
von Inkognito

Re: Angst vor der nächsten Depression und den Folgen

Verfasst: 12. Mär 2008, 19:03
von s-ch
hallo Jojo,

ich danke Dir für diese Anregung und würde es auch begrüßen, wenn das Tabu etwas aufgelockert würde, vielleicht in einem separaten Unterforum. Ein solcher Austausch würde bestimmt manchen helfen, vielleicht mir auch. Sollten sich die Betreiber dagegen entscheiden, würde ich das auch verstehen.

Hallo Jolanda,

wie geht es Dir heute? Ich hoffe, Du kannst eine akute suizidale Krise rechtzeitig stoppen und Dir die Hilfe suchen. Doch ich wünsche Dir auch, dass sie vorbeigeht und Du nicht so tief fällst. Wahrscheinlich ist der Absturz auch größer, wenn Du die guten Phasen auch kennst und dann Hoffnung hast, es überwunden zu haben.

Bei mir ist die Grundtraurigkeit immer präsent und daher sind die Abstürze auch nicht so groß.

Alles Gute S.