Fieses Vorgespräch

[anci1970]

Hallo zusammen!

Ich habe gestern bei einem Vorgespräch mit einer potenziellen Therapeutin etwas erlebt, was mich derart ausser Gefecht gesetzt hat, dass ich erst heute in der Lage bin, darüber zu berichten.

Ich bin voller positiver Erwartungen in das Gespräch gegangen und mit der Hoffnung, dass es endlich was wird. Ich kam also rein, die Th. wieß mir einen Stuhl zu und verschwand kurz wieder, um die Versichertenkarte einzulesen. Die beiden Stühle standen sich seitlich gegenüber, woraufhin ich den "meinen" dem ihren zuwandte. Ich hatte der Th. bereits am Telefon erzählt, dass ich unter Depressionen und quälenden Ängsten aufgrund von Flashbacks (Bilder vom Missbrauchserlebnis als Achtjährige) leide.

Als sie sich dann gesetzt hatte, sagte sie: "Sie haben den Stuhl umgedreht!"
Ich: "Ja! Es würde mir Angst machen, wenn ich Sie nicht ansehen könnte, weil ich mich in dieser Situation sehr unsicher fühle!"
Von ihrer Seite null Reaktion auf meine Gefühle nur eine Erklärung, dass das so üblich sei, weil "man" sich dann besser konzentrieren könne...
Sie stellte dann im Verlauf allerhand Fragen, unter anderem, was mich belastet.

Da erzählte ich von dem Missbrauch, den damit verbundenen Ängsten, der Hilflosigkeit, die ich empfinde, wenn mich die Horror-Bilder beherrschen und davon, dass ich die Krankheit noch immer nicht wirklich akzeptieren kann und oft (wenig hilfreich...) denke, dass es doch vielleicht gar nicht so schlimm war und es anderen viel schlimmer erging... Und dass ich lernen will, mich ernst zu nehmen. Mit meinem Leid.

Sie entgegnete mir: "Sie müssen sich immer wieder sagen, dass das alles gar nicht so schlimm war. - Und Sie müssen die Angst zu ihrer Freundin machen!"

Ich war wirklich baff!!! Worüber ich mich im Nachhinein freue, ist die Tatsache, dass ich endlich mal zeitlgleich zu einer Situation ein Gefühl hatte. Es war der sofortige Impuls, aufzustehen, das Gespräch zu beenden und zu gehen.

Könnt Ihr mich da verstehen?? Habe ich überreagiert oder kann ich meinen Gefühlen vertrauen?

Ich bin übrigens nicht gegangen und habe mir das bis zum Schluss angehört. Auf meine Frage, wie die Therapie ablaufen würde, sagte sie nur, ich würde das alles ja schon kennen, weil ich bereits eine Therapie gemacht habe...! Sonst nix!

Als ich dann im Treppenhaus war, kamen mir erstmal die Tränen, weil ich mich so überfahren, so wenig ernstgenommen und so völlig unverstanden gefühlt hab.

Mann, Mann... Und da dann immer wieder Kraft finden, um weiter zu machen... *seufz* Is hart! Hab schon einige Absagen und brauche doch so dringend professionelle Hilfe. Will am Liebsten morgens gar nicht Aufstehen, weil mir der Antrieb fehlt und ich solche Angst vor "da draußen" hab!

Dabei bin ich noch ein Glückskind, weil ich so ´ne liebe Partnerin hab, die mich immer und immer wieder aufbaut und tröstet!

Erschöpfte und traurige Grüße von Bianca

[kormoran]

liebe bianca,

schön langsam könnten wir hier im forum ein gruselkabinett eröffnen, wo wir solche exemplare ausstellen (und mit dem eintrittsgeld finanzieren wir eignungsprüfungen für menschen, die den beruf des/r psychotherapeutin/en anstreben ...)

bei einem erstgespräch nicht gegenübersitzen? wie sollst du denn feststellen ob du mit der person kannst, also eine therapeutische beziehung aufbauen möchtest?

und .. mir fehlen die worte.

gut zu wissen dass du nicht allein bist.
wenn die wut raus ist, wünsche ich dir viel kraft und bald ein ankommen beim weitersuchen.

lg
kormoranin

[Dendrit]

Hallo Bianca,

ich bin auch wie komorain einfach fassungslos.

Ich war mal bei einer, die auch - milde ausgedrückt - seltsames Zeug redete. Mich angefahren hat - ich weiß gar nicht mehr, was sie alles sagte. Jedenfalls, wenn mein Mann nicht dabei gewesen wäre, hätte ich nicht den "Beweis", dass ein/e TherapeutIn so reagieren kann, dass einem die Worte fehlen.

Tut mir echt leid.

LG, Manuela

[Frauschlotterbeck]

Liebe Bianca,

höre auf deine Gefühle und klopf diese "Therapeutin" in die Tonne.

Warte lieber bis du eine gute einfühlsame Therapeutin findest,bevor du dich durch so Jemanden nochmal traumatisieren lässt.

Ich drücke dir ganz fest die DAumen auf der Suche nach DEINER Therapeutin.

Gruss und gutes Wochenende wünscht dir

Juliane

[Regenwolke]

Hallo Bianca,

da es bei Dir ja vor allem um Traumafolgen zu gehen scheint, wäre es vielleicht gut, Dir jemanden zu suchen, der auf Traumabehandlung spezialisiert ist. Ich hab dazu mal irgendwann einen Beitrag mit Links zum Thema Trauma und zur Therapeutensuche geschrieben, bin aber jetzt zu müde, danach zu suchen. Wenn Du Interesse hast und den Beitrag nicht findest, guck ich morgen nochmal danach.

Die Therapeutin, bei der Du warst, erscheint mir jedenfalls gänzlich ungeeignet.

Viel Glück bei der weiteren Therapeutensuche,
Wolke

[anci1970]

@ all

Viiielen Dank für Euren Zuspruch!!! Meiner Freundin habe ich erzählt, dass Ihr mich mit Euren Antworten aufbaut und sie hat gesagt: "Die sind aber lieb!"

@ Wolke

Ja, ja... Ich würde liebend gerne eine Traumatherapie machen, aber die Kasse zahlt ja "nur" Psychoanalyse (Frage mich warum!?), Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologisch fundierte Therapie.

In der Reha-Klinik in Bad Bodenteich im Sommer letzten Jahres hatte ich eine "Bezugstherapeutin", die hatte ´ne Trauma-Ausbildung. Die war Hammer!!! Bei der hatte ich das Gefühl, dass sie ALLES im Griff hat, dass sie mich auffangen würde, dass sie mich ernst nimmt und weiss, wie weit sie und wie weit ich gehen darf.

Ich würde gerne zunächst stabiler werden (Sicherer Ort, Tresor und so...- hab ich leider nur ganz kurz gemacht) und dann lernen, damit zu leben oder wenn´s geht, daran zu arbeiten.

Aber in "Reinform" wird das ja nicht bezahlt und ich bin arm wie ´ne Kirchenmaus. ...aber ein Lebenskünstler!

Müßte also jemand sein, der das zwar kann, aber nicht so nennt!? Die eine Th., die ich angerufen habe, hatte üüüberhaupt keine Plätze frei - für Kassenpatienten. Die Zweite war unnahbar, kalt und gänzlich humorlos. Klingt komisch, aber da kann ich nich´ mit umgehen. Is´ kein Unterhaltungsprogramm - is´ mir aber wichtig.

Es gibt selbst in dem großen Berlin nicht wirklich viele Th., die das können... Fühle mich da sehr hilflos und derzeit auch sehr kraftlos. Aber ich rappel mich schon wieder. Und dann geht´s weiter!

Nachtchen Bianca

[rowdys]

Hallo Bianca,

also nach der Beschreibung deines Vorgespräches hätte ich auch nur noch das Weite gesucht.

Leider ist es ja sehr schwierig einen zeitnahen Therapieplatz zu bekommen, macht es nicht gerade leichter, wenn es einem schlecht geht. Ich kann dir trotzdem auch nur den Rat geben, weiter zu suchen, bis du einen "passenden" Therapieplatz gefunden hast. Ich sprech aus eigener Erfahrung.

Was die Traumatherapie betrifft, da gibt es schon Möglichkeiten. Du hast Recht, dass nur die von dir genannten drei Theraformen von der Krankenkasse übernommen werden. Aber es gibt Therapeuten, mit dem Schwerpunkt Trauma.
Ich habe vor kurzem auch meinen Theraplatz gewechselt, hab ein ähnliches Problem, wie du - Flashbacks, heftige Alpträume, ... Ich habe gezielt nach einem Theraplatz mit diesem Schwerpunkt gesucht - meine Thera hat eine Zusatzausbildung "Spezielle Psychotraumatherapie", welche bei mir im Rahmen einer Verhaltenstherapie von der Krankenkasse bezahlt wird.

Da ich auch nicht so recht wußte, wie ich an die spezielle Suche nach einer Therapeutin mit dem Schwerpunkt Trauma rangehen sollte, hab ich mich an die örtliche Fraunberatungsstelle gewandt, welche mir drei Theras empfohlen haben - bei einer von ihnen bin ich jetzt.
Es gibt auch Beratungsstellen von "Wildwasser", die dir vielleicht weiter helfen können, einfach mal googeln, vielleicht gibt es bei dir in der Nähe ja eine.

Also nicht aufgeben und weiter suchen - Liebe Grüße - Sonny

[Regenwolke]

Hallo Bianca,

Traumatherapie wird normalerweise im Rahmen der von der Kasse bezahlten Verfahren durchgeführt, die Therapeuten haben sich dann in Traumatherapie zusätzlich weitergebildet.

Ich hab mal in meinen alten Beiträgen gestöbert und die angekündigten Links gefunden:

http://www.ipsis.de/themen/thema_traumatherapie.htm (allgemeine Infos)

http://www.trauma-beratung.de/Artikel/I ... bungen.pdf (Datei zum Runterladen mit Imaginationsübungen aus der "Psychodynamisch Imaginativen Traumatherapie" nach Luise Reddemann)

http://www.trauma-informations-zentrum.de/index.htm (wenn man dort "Therapeutensuche" anklickt, findet man sehr viele Links für die Suche nach Traumatherapeuten und auch nach Kliniken)


Eine Liste mit regionalen Adressen von Therapeuten (mit und ohne Kassenzulassung), die in PITT nach Reddemann ausgebildet sind, kann man unter folgender Adresse anfordern:

Frau Gunde Hartmann
Schulberg 5
89435 Finningen

(bitte frankierten und an sich selbst adressierten Umschlag beilegen; G. Hartmann ist die Schwester von L. Reddemann)

Über diese Adresse hab ich übrigens meine Therapeutin gefunden, bei der ich mich sehr gut aufgehoben fühle.
Bei Frauenberatungsstellen oder Opferorgansiationen wie "Wildwasser" nachzufragen, wie Sonny das empfohlen hat, finde ich auch eine gute Idee.

Viel Glück!
Wolke

[anci1970]

Hallo sonny, hallo wolke,

vielen Dank für Eure Tipps! Mit Anrufen hab ich´s nicht so... *schäm* Da bekomme ich derzeit total Panik.
Aber ich hab von Jemandem mal den Rat erhalten, nach "Emdria" im Netz zu suchen. Da gibt´s auch Therapeutenlisten. Die in Frage kommenden Th. habe ich dann mit der Liste der KV-Berlin verglichen und es sind ein par übrig geblieben. Denen hab ich jetzt erstmal ne e-mail geschrieben. Denn nur für die Frage, ob sie in absehbarer Zeit freie Plätze haben, muss ich mich ja nicht mit dem Telefon quälen. (Schweißausbruch, Stottern, volles Programm...)

Ich hatte neulich schon ein paar Mails verschickt und in einer Antwort stand immerhin noch der Tipp, es bei einem "Vermittlungsinstitut" zu versuchen. Da werd ich mich mal melden. Vielleicht macht meine Freundin da nen Termin aus für mich.

Einen schönen Sonntag noch...

Bianca