Frequenz der Depri-Phasen

cybolon
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Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Was Neues bei mir:

Vor 14 Tagen bekam ich das Sertralin von 100 auf 150 mg erhöht. Zunächst verstärkten sich vom ersten Tag an die Nebenwirkungen. (2 bis 4 mal Durchfall am Tag, noch nervöser, aufgepeitscht und ängstlicher)
Meine Depri-Phasen schwankten in einem Rhythmus von 2 bis 3 Tagen, wo es immer ganzschön bergab ging.

Seit 3 Tagen jedoch, hat sich das verändert.
Jetzt kommen jeden Tag Schwankungen und die wechseln in 20 minütigem Takt, so, als könne die Depression sich nicht entscheiden, ob sie nun kommen will oder doch nicht.
Das ganze findet vorzugsweise im frühen Nachmittag statt. Durch diesen schnellen, häufigen Wechsel, weiß ich garnicht mehr, wo mir der Kopf steht.

Beispiel, Heute:

11:30 - DefCon 2 (Seelen Alarm)
Ich mekrte, dass meine Stimmung runter ging. Sofort begann ich zu forschen, welche Gedanken es wohl waren. Aber noch ehe ich dahinterkam, fühlte ich mich wieder besser.

12:10 - DefCon 1 (Höchste Verzweiflungs Bereitschaft)
Jetzt ging's mächtig runter, Schussfahrt ins Bodenlose.

13:00 - Defcon 3 (Vorstufe des Wohlfühlens)
Es wurde deutlich friedlicher in mir.

Was bedeutet diese Veränderung?
Ist das gut, weil ich nicht mehr so lange im Loch bin oder ist das schlecht, weil ich so oft in den Keller zu rutschen drohe?

Oder ist das der Beginn eines manischen Verlaufs (Bipolar) ?

*goin'nuzz*
cybolon
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Horst,

dass was Du da beschreibst kenne ich nur zu gut. Bei mir wurden in den letzen Wochen/Monaten sehr viele Medikamente ausprobiert nur leider hat mir keines so richtig geholfen. Seit ein paar Tagen (ca. 1,5 Wochen) habe ich jetzt Elontril verschrieben bekommen und bis auf „Schlafprobleme“ und ein wenig Übelkeit am Morgen komme ich damit auch sehr gut zurecht. Dieses rauf und runter, und dass auch mehrmals am Tag, ist mir durch die Medikamente bekannt, die ich in den letzen Monaten genommen habe. Ich konnte teilweise nicht einmal eine Vorhersage für die nächste halbe Stunde treffen. Ich weiß nicht, ob Du das Gefühl kennst innerlich laut zu schreien aber Dir äußerlich nichts anmerken lassen zu können. Ich habe ja schon mehrfach geschrieben, dass meine „Freundin“ davon auch nicht wirklich etwas wissen will.
Ich habe mich jetzt nach langem überlegen dazu entschlossen, die Beziehung zu Ihr langsam aber sicher zumindest emotional gesehen, einschlafen zu lassen. Ich habe einfach keine Lust mehr eine Freundschaft nur nach den Konditionen zu führen. Nur einmal ein kleines Beispiel….in dieser Woche hat sie Urlaub und ich habe mir gedacht, dass man da doch mal wieder ganz gemütlich einen Kaffee trinken gehen könnte aber sie hat meine Frage dahingegen beantwortet, dass sie die ganze Woche Zeit mit Ihrem Freund verbringen will.
Aber dies nur mal am Rande.
Ich hoffe, dass diese „Achterbahnfahrt der Gefühle“ mit Elontril vergehen wird, denn es ist nicht einfach ein normales Leben führen zu wollen, wenn man alles immer erst kurzfristig entscheiden kann weil man einfach morgens noch nicht weiß, wie es einem Mittags geht.

In den nächsten Wochen kann mein Medikament auch mal so richtig zeigen, was es kann. Leider geht es der neuen Firma für die ich arbeite, seit den letzten Wochen richtig schlecht und es sieht wohl so aus, als ob ich meinen neuen Job verlieren werde. Wie soll man einen Optimismus aufbauen, wenn man seit den letzen Jahren immer wieder einen verbraten bekommt und gar nicht mehr richtig auf die Füße kommt.

Horst, ich wünsche Dir alles nur erdenklich Gute und vor allem diese Achterbahnfahrt bei Dir aufhört.

Ich hoffe meine Antwort geht jetzt nicht zu sehr am Thema vorbei.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
Chiron
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Chiron »

Lieber Horst,

<<Oder ist das der Beginn eines manischen Verlaufs (Bipolar) ?>>

Diese Frage kann Dir wohl nur ein Arzt beantworten.

Wie fühlst Du Dich denn in den Nicht-Depri-Phasen? Euphorisch, gutgelaunt....
(das würde auf eine Hypomanie hindeuten) oder nur erleichtert, dass es vorbei ist?

Stimmungsschwankungen kann man auch während einer unipolaren Depression haben.

Mischzustände oder ultra-ultra-rapid-cycling sind dagegen die Hölle und nur schwer zu behandeln.

Bei mir bedeutet es einen Wechsel zwischen tiefstem Depressionsschmerz und fröhlichem Lachen und der Frage:"Was kann ich jetzt tun?"... (Naja so in etwa, will jetzt nicht zu weit ausholen)

Über die dgbs im I-net gibt es, glaube ich, Fragebögen dazu, falls Dein Psychiater in der Behandlung von Bipolaren nicht bewandert ist.

Ansonsten versuche Dich zu entspannen und sieh es wie Schmerzzustände an, die bei jeder anderen Krankheit auch zwischendurch auftreten können.

Alles Liebe und Gute für Dich,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
Anita2
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Anita2 »

Hallo Horst,
die Stimmungsschwankungen kenne ich auch und auch andere Personen, die ich kenne, haben teilweise sehr extrem damit zu tun.
Ida ( siehe unter Beziehungen hier im Forum) hatte auch die Befürchtung Bipolar zu sein und der behandelnde Psychiater sagte , dass es bei ihr am Realitätsverlust fehlte, der bei Bipolaren immer dabei wäre.

Lieber Horst, vielleicht schwächt dies deine Befürchtung etwas ab.

Alles Gute und liebe Grüße
Anita
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Ihr Lieben,

danke für Eure Antworten und lieben Wünsche!

@Angie:
Das mit der Achterbahn trifft es ganz gut.
Dauernd neue Medis zu probieren ist auch nervraubend für Dich, das kann ich mir vorstellen! Ich hoffe ganz stark mit Dir, dass Dir das Elontril DIE Erleichterung bringt!

Hattest Du denn noch kein klärendes Gespräch mit Deiner Freundin gehabt? (Kann mich dunkel erinnern, dass Du das machen wolltest...)

@chiron:
"...nur erleichtert, dass es vorbei ist?"
Das trifft es wohl eher. Denn richtig fröhlich werde ich zwischen den Phasen nicht. Jedenfalls nicht ohne Anlass.

@Anita:
Das beruhigt mich tatsächlich, denn einen Realitätsverlust erlebe ich dabei nicht.

@all:
Hatte heute morgen einen Biltztermin bei meiner Psychia und sie meinte dazu: "Das ist normal, auf dem Weg der Heilung. Wenn die Abstände kürzer werden und Sie schneller rauskommen, ist das ein gutes Zeichen."

Jetzt hoffe ich, dass sich die Zyklen langsam auf einen Gleicklang zubewegen.
HARMONIE !!!

Liebe Grüße
vom
cybolon

P.S. Bei diesem Thema passt Angies Motto, wie die Faust auf's Auge:
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Clown
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Clown »

Hallo Horst,

nur am Rande, was bedeutet die Abkürzung DefCon2, aus welchem Begriffssystem ist das entnommen?

Grüße,
Clown
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Eckhart Tolle
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo,

Defcon ist ein amerikanisches Warnsystem und zeigt an, in welcher Verteidigungsstufe sich Amerika gerade befindet. (das ist die offizielle Version )

Defence Condition - Defcon
Liebe Grüße



Angie



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RoadToNowhere
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von RoadToNowhere »

@Clown

DefCon=Defence Condition=Verteidigungsstatus

ursprünglich vom US-Militär erfunden, aber auch die Nato benutzt einen ähnlichen Begriff um auszudrücken wie verteidigungs- und alarmbereit sie gerade ist. Damit verbunden sind beispielsweise Routinen wie Zugang und Zugangskontrolle zu Militäreinrichtungen die dann verschieden streng gehandhabt werden bis zum Einberufen von Reserve oder Rückruf von Leuten aus dem Urlaub. Die Stufen werden gestaffelt von 5= Friedenszeit bis 1= Wir warten nur noch auf den Befehl zum Losschlagen und haben alles in Lauerstellung. Anhand von Geheimdienstinfos sowie aktuellen politischen oder kriegerischen Ereignissen wird der Status jeweils so angepaßt wie es die "Bedrohungslage" erfordert. Man sagt in der Kubakrise wurde DefCon 2 ausgerufen - 1 gabs wohl noch nie.

Ist eigentlich ein ganz gutes Bild für das was Horst beschreibt - auch dieses DefCon-Zeug läuft wie ein automatisiertes Programm ab dessen Maßnahmen sich irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg einer ausgedacht hat - ob es noch zeitgemäß ist oder ob man sinnvollerweise bestimmte Maßnahmen der völlig veränderten Lage anpassen sollte sei dahingestellt.

Ich denke auch bei Depressionen passieren Dinge in Körper und Seele die irgendwann als Schutzmechanismen und Abwehrmaßnahmen mal richtig waren - mit sich weiterentwickelnder Situation hätte man die vielleicht auch besser auf die Liste zur Überprüfung gesetzt statt sie als Gesetz in Beton zu manifestieren.
Clown
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Clown »

Hallo Angie und Road,

danke für die Info!

«...dieses DefCon-Zeug läuft wie ein automatisiertes Programm ab dessen Maßnahmen sich irgendwann nach dem Zweiten Weltkrieg einer ausgedacht hat - ob es noch zeitgemäß ist oder ob man sinnvollerweise bestimmte Maßnahmen der völlig veränderten Lage anpassen sollte sei dahingestellt.»

Ist schon witzig, nicht, sowohl im Kleinen (persönliche Depression) als auch im Großen (Interessenkonflikte zwischen Staaten) scheint es dringend notwendig zu sein, andere Arten des Umgangs mit bedrohlichen Zuständen sich anzueignen ....

Horst, ist dir bewusst, warum du solche militärischen Begriffe verwendest?

Grüße,
Clown
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cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Clown,

ja, es ist mir bewusst!

Denn das, was sich in meinem Bewusstsein abspielt, wird aus vielen kleinen "Geheimdienstinformationen" meines Unterbewusstseins nach ganz klaren Regeln eingestuft, wie bei den von Road so komplex und sauber beschriebenen (danke Road!) Abläufen des Militärs.

Wenn sich Depression einstellt, vollzieht sich auf meiner Gefühlsebene folgendes:
Ich bemerke, dass meine Stimmung sinkt.
Sofort geht mein Bewusstsein und mein Körper in Alarmbereitschaft.
Als nächstes werte ich die Informationen aus:
Welche Gedanken haben mich beschäftigt?
Sind die Informanten zuverlässig? (Gedanken real?)
Dafür habe ich mir 5 Konditionen bereitgelegt:

DefCon5 = Höchstes Glück. Richtig gut drauf.
DefCon4 = Zufrieden. Unbeschwert.
DefCon3 = Gelassen. Der Depression gewahr, ohne Wertung achtsam.
DefCon2 = Bedrückt. Unwohl. Sehr(!) achtsam.
DefCon1 = Depressiv. Höchste Achtsamkeit. Zum Heulen genauso bereit, wie zu Handlungsänderungen...

Gerne möchte ich hier an dieser Stelle dem Eindruck Vorschub leisten, dass ich ein kleiner Militarist sei. Mir ist durch den Film "Wargames" damals das mit den DefCon's hängen geblieben und ich fand es recht passend, für das Beschreiben meiner Stimmungen bezüglich der Depression.

Liebe Grüße
vom
cybolon
Clown
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Clown »

Ja, ja, Horst, deine Gründe für deine Einstufungen und deine Vorstellung von deinen inneren Abläufen verstehe ich - aber warum hast du da so militärische Bilder dafür?

Man könnte für die 'Arbeitsweise' des Unbewussten doch auch ein Bild aus der Natur nehmen anstatt von Geheimdienstinformationen zu reden. Na, z.B. mein heißgeliebtes Watt - was sehe ich davon, wie wirkt es, welchem ständigen Wechsel der Einflüsse ist es unterworfen, im Mikroskop ist erkennbar, wieviel zigtausend Lebewesen drin leben ...

Diese angeblich 'saubere' Einteilung deiner Verfassungen ist doch eine Illusion, genauso wie das Militär mit dieser Abstufung völlig am Erfassen der Wirklichkeit vorbeigeht!

Grüße,
Clown
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cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Clown,

das mit dem Watt sind Alternativ-Gedanken. Die wende ich natürlich auch am Liebsten an.
Aber sie haben mit der Einstufung der "Depressions-Stärke" usw. nix zu tun!

Auch habe ich keine Militärischen Bilder für meine Verfassungen. Ich bediene mich lediglich des (für mich eben als passend empfundenen) Ausdrucks "DefCon" in diesem Zusammenhang.
Mehr nicht!
Und die "Geheimdienste" habe ich doch nur zur Erklärung verwendet.
Bitte bring mich nicht noch zur Erklärung der Erklärung...
In diesem Thread sollte es ja eigentlich um die Abstände und Intensität von depressiven Stimmungen gehen, gelle?

Liebe Grüße
vom
cybolon

P.S. Ich liebe das Watt auch heiß und innig. Wir waren oft auf Juist! *schmacht*
Clown
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Clown »

«Bitte bring mich nicht noch zur Erklärung der Erklärung...»

Das ist eine meiner Spezialitäten

Gut's Nächtle,

Clown
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

P.S.

"genauso wie das Militär mit dieser Abstufung völlig am Erfassen der Wirklichkeit vorbeigeht!"

Wie kann das Militär hier an der Erfassung der Wirklichkeit vorbeigehen?

Wenn Die russische Flotte ein Manöver im Kattegat macht, bleiben die USA auf DefCon5.
Sichtet man die U-Boote vor Grönland, sehen die Amis eine Verletzung der NATO Hoheitsgewässer und gehen auf DefCon4.
Erfasst man ein Echo 70 Meilen vor New York, DefCon3.
Werden auf dem Radarschirm nichtidentifizierte Flugkörper ausgemacht, die sich Amerikanischen Städten nähern, folgt DefCon2.
Bei Idenifikation dieser Flugkörper als Raketen oder bei der Sichtung der russischen Flotte im St. Laurenz Strom, wird DefCon1 ausgerufen. Bereitschaft zum nuklearen Erstschlag...

Das alles finde ich zwar deprimierend(!) für die Menschheit aber leider ist es keine Illusion. Wir waren dem Weltuntergang nie näher, als in der von Road erwähnten Kuba-Krise, 1962.

Und: Komisch, jetzt, wo ich das geschrieben habe, passt der DefCon Ausdruck für mich noch besser zur Depression, als vorher!!!
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Liebe Clown,

auch Dir eine gute Nacht!

*Höchste Harmonie Wünsch ( DefCon500.000 )*
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo miteinander,

ich will Euch jetzt nicht die Ohren voll-frohlocken. Aber seitdem die Phasen bei mir schneller nivellieren, fühle ich mich einfach auch gelassener.
Als heute seine Pestilenz, der "Deine Frau könnte Dir weglaufen" -Gedanke kam, antwortete ich ihm: "Hörmal, Kamerad! Wir wissen doch, dass unser Körper nicht unterscheiden kann, ob das JETZT passiert oder nicht. Folglich fühlen wir uns dann beschissen. Warum sollten wir also ausgerechnet JETZT darüber nachdenken? Abgesehen davon, sind anderen Männern auch schon die Frauen weggelaufen und die haben trotzdem wieder gelacht. Einen aktuellen Anlass für so einen depressiven Gedanken gibt es JETZT einfach nicht, okay?"
Dann wartete ich noch einen Moment und ließ den Gedanken einfach dahinplätschern. Es ging mir gut!

Irgendwie kam es mir ungewohnt einfach vor.
Obwohl ich noch depressive Gedanken habe, bin ich gut gelaunt geblieben. Kack ich wirklich nicht über oder so? *Bibber*

Oder war das der berühmte "Klick" ?
Oder ist es morgen schon wieder vorbei?
Oder ist es die höhere Dosis von dem Zeugs?
Oder...?

*schlotter*
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Road,

"ob man sinnvollerweise bestimmte Maßnahmen der völlig veränderten Lage anpassen sollte sei dahingestellt."

"Ich denke auch bei Depressionen passieren Dinge in Körper und Seele die irgendwann als Schutzmechanismen und Abwehrmaßnahmen mal richtig waren - mit sich weiterentwickelnder Situation hätte man die vielleicht auch besser auf die Liste zur Überprüfung gesetzt statt sie als Gesetz in Beton zu manifestieren."

Dem ist nichts hinzuzufügen!

Dafür möchte ich Dir einfach mal sagen, dass mir Deine Art zu schreiben sehr sehr gut gefällt!
Wenn ich ins KND einsteige, sehe ich u.a. immer erstmal nach, ob und wo Du wieder gepostet hast. Denn Deine Ansichten, wie auch Deine faire Kritik ( auch an manchen meiner Äußerungen ) sind für mich immerwieder ein großer Gewinn. Ich bin ja auch hier, um zu lernen.

Danke, Road, Dass Du hier mit uns teilst!!!

Ganz, ganz liebe Grüße
vom
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo nochmal an Alle,

heute ist 4. Tag, wo es mir "am Stück" besser geht. Die Angst, dass es doch wiederkommt, ist aber noch da.

Ich würde so gerne einfach "leben".
Was kann ich gegen diese Angst tun?

Liebe Grüße
vom
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Tja, dumm gelaufen!
Am Tag 5, den es mir mal besser ging, kam ein Einbruch. Sch***!!!

Kam er vielleicht nur, weil ich diese ätzende Angst davor hatte? Habe ich ihn praktisch mit dieser Angst herbeigeführt?

Liebe Grüße
vom
cybolon
SEK
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von SEK »

Guten Abend Horst,

wie steht es im Buch "Schattendasein" ???

Depressionen verlaufen in Wellen.

Stelle Dir also vor, daß Du am Srand sitzt.

Ein AUF und ein AB. Unwillkürlich, nicht steuerbar, meine ohne äußere Einwirkung, oftmals grundlos.....

Hoffe, daß Du "nur" einen kleinen Ausrutscher hattest.....

Was ich hier so alles gelesen habe, macht es mir auch Angst.
Das es z. B. nicht bei einer "einmaligen / erstmaligen" Episode bleibt.....

Mein Doc, redet da zwar anders.... .
Jedoch mache ich mir große Gedanken, daß mich nun für "immer und ewig" dieses Thema: Depression beschäftigen wird - ich betroffen bin.
Mein Leben lange, in die Apotheke laufen werde um mir meine Medi´s zu holen und auch der Terminkalender meines Doc´s / Therapeuten meinen Namen enthält.....

Habe sehr viele Beiträge von Dir gelesen...

Hoffe, daß es Dir wieder besser geht und liebe Grüße


S E K
cybolon
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von cybolon »

Hallo Sek,

danke für Deine liebe Antwort!
Im Laufe des Tages konnte ich mich heute wieder etwas berappeln. Allerdings sitzt der Schock doch recht tief, dass es zu so extremen Schwankungen kommen kann. Jedesmal, wenn ich das Gefühl habe, dass ich endlich richtig draußen bin, bekomme ich einen Schuss vor den Bug. Das macht überhaupt keinen Spass !!!

Einerseits macht es mir zwar auch Angst, wie lange manche schon mit Depris umgehen müssen, andererseits können genau diese Leute mir oft dabei helfen, herauszufinden, wie man es erträglicher macht.

Das Forum ist ein sehr wichtiger Anker in meinem Alltag geworden.
Irgendwie bin ich auch hier im Forum noch von großer Ungeduld getrieben. Wenn ich auf manche Fragen nicht "sofort" ne Antwort erhalte, mache ich mich selbst wieder fertig. Bescheuert, was?
Aber genau so ging es mir gestern, mit diesem Thread hier:

heute ist 4. Tag, wo es mir "am Stück" besser geht. Die Angst, dass es doch wiederkommt, ist aber noch da.

Ich würde so gerne einfach "leben".
Was kann ich gegen diese Angst tun?

Als ich abends immernoch keine Antwort bekommen hatte, grübelte ich darüber und kam zu dem Schluss, dass ich den Leuten hier auf den Geist gehe und es ihnen egal ist, wie ich leide und lauter solche Gespinste rasten mir durch den Kopf. "Klugscheisser" nannte ich mich. Dabei musste ich an ein Posting denken, in dem jemand sowas schrieb, wie: "Es gibt hier Leute, die Anderen immer helfen wollen und mit ihrem eigenen Leben nicht zurechtkommen..."

Ja, ich bin diese Leute!
Immer schmeiss' ich mich in die Riemen, um Anderen Tipps zu geben, schöpfend aus dem, was ich selbst hier gelernt habe. Die Wahrheit ist aber, dass ich mich wohl davor drücke, mit mir selbst zu tun zu haben. Andererseits ist die daraus resultierende Wiederholung der Lektionen eigentlich die beste Methode das Gelernte zu verinnerlichen. Übung...
Hin- und hergerissen zwischen der Welt, wie sie ist und der Welt, wie sie sich anfühlen kann, ging es gestern ins Bodenlose.

Heute habe ich mich dann halt zusammengerissen, meine Arbeit gemacht und im Hinterkopf das Forum verflucht .

Bin aber eigentlich auch selbst Schuld.
Immer schreibe ich mit (Galgen-) Humor und versuche die Leute aufzuheitern. Nicht zuletzt, um mir selbst zu zeigen, dass nicht alles so bierernst genommen werden muss. Auch negative Gedanken (Sichtweisen) sind schließlich mit Humor leichter zu ertragen.
Da wundert es mich auch nicht, dass man einen Schrei aus meiner Ecke garnicht ernst nimmt.

An eine neue Episode glaube ich (noch) nicht.
Dafür waren die 4 Tage einfach zu schön. Vielleicht zu schön, um wahr zu sein.

Liebe Grüße
vom
cybolon
*der sich mehr denn je wünscht, dass endlich der Depri-Virus entlarvt wird*
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Horst,

ich kann mich SEK nur anschließen. Die Beschreibung die verwendet wurde ist wirklich mehr als zutreffen. Ein auf und ab. Wie schon gesagt…Du kannst die Wellen nicht stoppen, Du kannst nur lernen auf Ihnen zu reiten.
Dieses „Wellenreiten“ ist in meinem Fall nur mit Medikamenten erträglich. Ich weiß nicht, ob ich es ohne Medikament geschafft hätte aus meinem wirklich schlimmen Rückfall im letzen Jahr wieder heraus zu kommen.
Auch mit diesen Medikamenten habe ich meine schlechten Tage. So wie in dieser Woche. Stundenweise geht es mir gut aber alles in allem ist die Grundstimmung wieder viel schlechter geworden. Ich weiß, dass ich mich selber unter Druck setze anstatt dass „Ich“ zu allererst einmal an erster Stelle zu setzen. Mir ist das Wohlbefinden anderer Menschen wichtiger als mein eigenes. Aber zumindest habe ich einen großen Fehler von mir gesehen und begriffen und kann jetzt daran arbeiten, diesen Fehler Schritt für Schritt wieder auszubügeln. Ich weiß nicht, ob das wirklich hilft aber es ist einen Versuch wert.
Im Moment geht es mir nicht so gut und ich spüre wieder eine innerliche Panik in mir aufsteigen.
Sitze im Büro und versuche diese Panik in den Griff zu bekommen. Manchmal weiß ich nicht mehr, wie ich das alles noch schaffen soll.

Lieber Horst, versuche die Wellen auf Ihrem Höhepunkt zu genießen, denn das sind die Tage, die Du als Vorrat speichern solltest. Kommt dann wieder ein Tal, dann kannst Du etwas von diesem Vorrat wieder abgeben und hast so eventuell die Möglichkeit, dass schlimmste abzufangen.
Wenn es mir ganz schlecht geht, versuche ich mir einen „Anker“ zu setzen. Ich versuche dann einen Punkt in meinem Leben zu finden, in dem ich wirklich glücklich war und ich mich geborgen und sicher gefühlt habe. Dieser „Anker“ war für mich immer mein Pferd. Es ist zwar schon sehr lange her dass ich selber geritten habe aber wenn ich auf meinem Pferd gesessen habe und wir durch die Wälder geprescht sind, dann war dass für mich ein Moment des wirklichen Glückes. Das sind die Momente, die ich in meinen schlimmen Tagen versuche zu holen. Es ist nicht einfach aber es funktioniert.
Vielleicht versuchst Du das ja auch einmal.

Ich würde ja sagen, dass ich Dir ganz viel Kraft schicken möchte um die Talfahrt abzuwehren aber diese Kraft habe ich im Moment auch nicht.
So möchte ich Dir ein ganz großes „LASS DICH VON MIR DRÜCKEN“ schicken.
Liebe Grüße



Angie



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CJ43
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von CJ43 »

Lieber Horst!
Ich finde, du schreibst hier immer sehr offen und nett, gar nicht klugscheißerisch!

Soweit ich weiß, ist das deine erste Depriphase, die aber schon einige Monate geht, ja?
Du solltest dich nicht entmutigen lassen, dass hier viele Leute Rückfälle haben. Ich glaube, das sind häufig Menschen (mich eingeschlossen), die seit früher Jugend mit Depris zu tun haben. Das muss für dich nicht unbedingt gelten.

Mir ist es sehr schwer gefallen zu akzeptieren, dass ich eine Depriveranlagung habe und sie wohl nicht mehr loswerde.
Kürzlich wurde ich gefragt, wie ich mit meiner Erkrankung umgehe (im Hinblick auf eine ehrenamtliche Arbeit, die ich mache), da zucke ich innerlich immer noch zusammen.
Hier im Forum ist das anders, da geht es ja allen wie mir.

Schlechte Tage muss man einfach überstehen. (Das klingt nun wirklich banal, was, ist aber die mühsame Erkenntnis der letzten 15 Jahre)
Mir fällt das leichter, seitdem ich akzeptieren musste, dass ich kein Mittel gegen die Depression finden werde. Eher Methoden, weniger und nicht so schlimme Phasen zu bekommen. Mehr geht bei mir nicht. Das nimmt mir die Angst etwas, ich beobachte nicht jede Stimmungsveränderung mit Argusaugen.
Und ich fühle mich nicht noch versagerhafter als nötig.

Ich weiß nicht, ob das ein rat ist, kommt mir beim lesen irgendwie so unzusammenhängend vor. Ich bin gedanklich wohl etwas zerfasert...

Dir aber wünsche ich viel Optimismus, Geduld und Nachsicht mit dir selbst, und schicke dir haufenweise Kraft!
Liebe grüße!
Constanze
Rioabajorio
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von Rioabajorio »

Hallo Horst,

ich könnte Dich küssen!!!
Keine Angst, das ist jetzt nur symbolisch gemeint *grins)

Du beschreibst so genau wie es mir geht, die Angst, wieder abzudriften (gestern Abend wieder der Fall) und die Angst, es "den Leuten" irgendwie sagen zu "müssen".
Die Angst, dass es dem Partner doch irgendwann zuviel wird und auch seine (schier unendliche) Geduld ein Ende nehmen könnte.
Die Angst nicht mehr arbeiten zu können und dann vielleicht abhängig zu sein - vom Partner, vom Staat.....
Die pure Verzweiflung, weil es doch letzte Woche so aussah, als würde die Sonner wieder scheinen und jetzt ist er wieder da, der schwarze Sack über dem Kopf.
Die Angst, dass es immer so weitergeht, das ganze Leben lang - ist das dann ein Leben???

Und trotzdem immer versuchen, die anderen aufzumuntern, es nicht ertragen zu können, irgendwem eingestehen zu müssen, das man doch nicht der immer gut gelaunte, immer zuhörende und immer Stimmung bringende Lachsack ist.

Auch Deine Gefühle bzgl. des Forums kann ich so gut nachvollziehen: wieso bekommen alle eine Antwort, nur ich nicht? Nerve ich die anderen? Ist mein Geschreibsel einfach zu banal oder langweilig?

Ach Horst, eines finde ich jedenfalls sehr schön: dass ich nicht alleine so verquere Gedanken habe...

Danke !!
Rio (nicht zu verwechseln mit Rajo...)
tallgirl
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Re: Frequenz der Depri-Phasen

Beitrag von tallgirl »

Hallo Rio,

deine Antwort und Sorgen kann ich nur zu gut verstehen. Mir geht es genau so. Immer wieder die Angst wieder abzurutschen und erzählen zu müssen, dass man nicht gut drauf ist. Einen Seelenstriptease hin zu legen und zu merken, dass das eine gute Ausrede für andere ist sich nicht mit Dir treffen zu müssen, zu merken, dass man doch nicht so viele Freunde hat als man dachte und zu merken, dass man sich nichts merken kann, sich nicht konzentrieren kann und somit als "dumm" abgestempelt wird. Ich bin noch in der Probezeit und kann sicherlich nicht zu meinem Chef gehen und sagen....erm..sorry, ich bin eigentlich nicht so dumm wie es in diesem Moment scheint. Das machen nur die Medikamente die mir helfen zu am leben zu bleiben...

Ich kenne diese Ängste, denn ich erlebe sie jeden Tag.
Liebe Grüße



Angie



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