Diskussionsforum Depression

Hallo liebes Forum,

die Ängste sind weg, die Konzentration ist wieder da, hoffnungslos bin ich auch nicht mehr - aber weitgehend gefühllos. Nach einem halben Jahr Auszeit vom Leben fühle ich mich nun wieder recht alltagstauglich. Aber wo bleibt mein Ehrgeiz? Warum ist mir immer noch so vieles egal?
Ich freue mich auf Erfahrungen und Meinungen!

Hallo Martin,
"Gefühllosigkeit" kann sehr viele Ursachen haben.
Oft ist es auch ein Symptom einer Depression Erschöpfung oder Medikamente.
Das sind riesige Bereiche.
Darum sollst Du mehr schreiben um passende Antworten zu bekommen.
Bei mir ist Trauer in der Depression und Gefühllosigkeit bei Erschöpfung.
Viele Grüße von thom

Ja du hast Recht, ich sollte etwas ausführlicher werden.

Also: Diese Depression ist meine Dritte. Bei den vorherigen habe ich vor allem unter großer Reizbarkeit gelitten. Das war so schlimm, dass ich an sonnigen Tagen mit Sonnenbrille durchs Haus gelaufen bin und am Mittagstisch Stöpsel in den Ohren hatte, weil mir meine Familie zu laut war. Bei der jetzigen Depression hatte ich diese Reizbarkeit nie. Stattdessen hatte ich ein erdrückendes Gefühl von Sinnlosigkeit, gegen das es ja leider keine Stöpsel und keine Brille gibt. Das Leiden unter der Sinnlosigkeit hat sich gebessert, die Antidepressiva leisten da sicher einiges.

Aber jetzt bin ich in der zutiefst paradoxen Situation, dass ich wieder Antrieb habe, sogar kreativ bin, auch erfolgreich arbeite - es mir aber kaum etwas bedeutet. Es fühlt sich manchmal einfach noch ekliger an, als an den härtesten Tagen der Depression. Da tat mir alles weh, da war mir alles zu viel, da habe ich aber auch in jedem Moment gemerkt, dass ich krank bin. Und wenn ich zum x-ten Mal eines meiner Depressionsbücher gelesen habe, gewann ich oft etwas Hoffnung, dass sich das alles schon legen würde.

Jetzt ist das anders. Jetzt kann ich wieder arbeiten, ich kann wieder zehn Kilometer laufen gehen - aber die Befreiung, das Glücksgefühl, die Erleichterung, alles bleibt aus. So fühle ich mich einfach entkernt, nutzlos. Ich bin noch krank, aber wie sehr gehört diese Gefühlsarmut, diese ständige Indifferenz noch dazu? Ist das noch die Depression, und sollte ich einfach warten, bis es vorbei ist; oder sind das noch große Trümmer des ansonsten wieder aufgebauten Hauses?

Mir fehlt das Fundament. Ich frage mich, ob ich etwas daraus lesen soll. Eine Aufforderung, das Leben völlig zu ändern, der Leistungsgesellschaft ganz abzusagen, mich nur noch mit Leuten zu umgeben, die verstanden haben, wie wenig Sicherheit Materielles in solchen Krisen geben kann.

Die Frage, die ich mir stelle, ist also: Will mich mein Körper noch schützen, ist die Gefühllosigkeit ein Restsymptom, oder ist es ein umfassender Verlust von Sinn, ein viel größerer Zusammenbruch meines Weltbildes, als ich gedacht hatte, eine Aufforderung also, aktiv zu werden und sich selbst neu zu erfinden?

Lieber Martin,
Als meine Depression ganz massiv wurde, empfand ich ähnliches wie Du.
Das leben war unwirklich taub lustlos ohne Freure.
Es war für mich irreal in dem Sine, dass ich mich nicht mehr über die vielen Kleinigkeiten freuen konnte, über, die ich mich sonst immer wieder freute.
Das war für mich dann das Zeichen, dass mit mir massiv etwas nicht in Ordnung wqar und als Konsequenz suchte ich Hilfe auf.
Das War im Jahre 2003 2004.
Leider habe ich seitdem zeimliche Odysseen erlitten und hoffe nun wenigstens meinen Mitmenschen helfen zu können.
Beruflich geht es mir nach einer 7 jährigen Odysee seit ein paar Monaten etwas besser, so kann es sogar sein, dass es mir mit 3-4 Dauermedikamenten, und Psychotherapie und einem Klinikaufenthalt dauerhaft etwas besser gehen wird.
Ich lebe als Single.
Ich hoffe Dir geholfen zu haben und dass Du bald etwas mehr Zuversicht hast, es Dir bald wieder besser geht.
Ich bi weiblich und etwas über 40 Jahre alt.
Grüße von thom

Hallo Martin,

ich glaube nicht das du dich neu erfinden musst, sondern wieder finden musst.

Mir geht es seit geraumer Zeit ähnlich, ich muss mich auch erst wieder finden und dies ist nicht gerade einfach.
Irgendwann habe ich mich verloren (im Juli 04)und die suche seitdem ist nicht gerade erfolgreich.
Immer wenn ich denke das ist es kommt der Rückschlag.

VG Milka

kommt mir alles ziemlich bekannt vor....
mich belastet auch die gefühllosigkeit am meißten....die vollkommene innere leere kein spaß, keine freude, keine trauer, überhaupt kein empfinden....nichts!!!
aber auch ich muss funktionieren.
ich mache auch viel sport an meinen leistungen mangelt es nicht, aber es ist scheiße so zu leben...ohne gefühl

Hallo zusammen!
Auch mir kommt das alles ziemlich bekannt vor. Ich schaffe es wieder einen ganz normalen Alltag zu leben, geh sogar arbeiten und bin auch kreativ, aber wenn ich abends ins Bett gehe, habe ich nicht das Gefühl etwas geschafft zu haben und bin nicht zufrieden mit dem was ich gemacht habe. Mir ist alles irgendwie total egal und ich hab da echt keinen Bock mehr drauf. Diese Gefühlslosigkeit raubt mir echt den letzten Nerv und ich werde auch so langsam ungeduldig. Ich weiß einfach nicht wie lange ich noch warten soll, bis sich dieser Zustand endlich mal ändert, das Schlimme ist nur womit soll ich denn warten, man kann ja sowieso nichts machen außer abwarten...Ich möchte einfach mal mit einem guten Gefühl abends ins Bett gehen und denken dass der tag ein guter Tag war, aber leider ist es überhaupt nicht so
Ich glaube man braucht einfach nur ganz viel Geduld mit sich selbst, wie sagt man so schön: Zeit heilt alle Wunden.
Ganz viele liebe Grüße
Andrea

Grüß Euch, liebe Leute!
Martin_U hat hier ein Thema geöffnet, das diesem sehr ähnlich ist:
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1203713326

Dort suchen/finden wir einen Zusammenhang zwischen ADs und unserem emotionalen Vakuum.

Vielleicht fndet Ihr dort interessante Aspekte.
Euer Besuch würde mich freuen!

Liebe Grüße und bleibt stark

Jojo