Depression unbesiegbar?

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Cyberwalk
Beiträge: 146
Registriert: 17. Jul 2006, 23:24

Depression unbesiegbar?

Beitrag von Cyberwalk »

So viele Fragen...

Steckt hinter jeder Depression eine tiefe Ungerechtigkeit oder ein schwerer Mangel?

Wenn Depressive Niedergedrückte sind, wer oder was drückt sie nieder, nicht nur einmal, sondern mitunter ein Leben lang?

Stehen den Unterdrückten ebenso viele Unterdrücker gegenüber und ist die Depression also ein soziales Phänomen, die Depressiven also keine Kranken, sondern die Verlierer, die Schwachen, die Außenstehenden?

Kann ich meine Depression besiegen? Wahrscheinlich ja.
Können alle Depressiven ihre Depression besiegen, sodass die Krankheit an sich verschwindet? Wahrscheinlich nicht.
Wahrscheinlich nicht, solange Menschen Frustration, Enttäuschung, Mangel empfinden, erfahren, verinnerlichen.

Gab es immer schon Depressionen, kennen Tiere Depressionen?

Warum fühle ich mich so klein, was macht mich so klein, dass die Depression alles ist, was mich ausmacht?

Haben die Recht, die sagen, dass ich schwer krank bin?
Haben die Recht, die sagen, dass ich mich hinter der Depression verstecke?

Wie endet eine Depression, wie endet meine Depression und was kann ich gegen sie tun ohne die wichtigste Medizin, die Freude, das Interesse, die Hoffnung, die Kraft?

Und warum schreibe ich so einen Unsinn, den ich morgen wieder bereue? Weil mich die Frage immer mehr quält: Depression, wer oder was bist du? Warum kann ich mich nicht aus deiner eisenharten Umklammerung befreien, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünsche? Oder bin ich, "mache" ich, meine Depression?
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von otterchen »

Guten Morgen Cyrano,

Steckt hinter jeder Depression eine tiefe Ungerechtigkeit oder ein schwerer Mangel?

Mein erster Gedanke: Resilienz

Wenn Depressive Niedergedrückte sind, wer oder was drückt sie nieder, nicht nur einmal, sondern mitunter ein Leben lang?

WENN Depressive Niedergedrückte sind....
Naja, das ist ein altes Wort, das entstanden ist, als man das noch so sah.
Für mich ist Depression die Alarmanlage der Seele. Oder das Fieber der Seele.

Vielleicht kannst Du das mal unter diesem Blickwinkel betrachten?
Wir hatten gerade in der letzten Zeit hier einiges, was dieses Thema berührt hat. Es beschäftigt also nicht nur Dich!

mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Kosmos
Beiträge: 54
Registriert: 23. Jan 2008, 11:38

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von Kosmos »

Ja, Otterchen -- Alarmanlage der Seele -- das würde ich auch so sagen!

Nur .... das EIGENTLICHE Problem ist für mich, die Feuerwehr zu finden, IN MIR!
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Lache, wenns nicht zum Weinen reicht!
tallgirl
Beiträge: 340
Registriert: 25. Jul 2005, 07:46

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von tallgirl »

Hallo,

auch ich möchte mich Euch anschließen. Die Alarmanlage der Seele...ich frage mich nur, wer aktiviert sie und wie kann man sie wieder deaktivieren.

Auch die Aussage "Fieber der Seele" finde ich sehr treffend.

Ich leider schon sehr lange an schlimmen Fieber aber kein Antibiotika hilft dauerhaft.
Liebe Grüße



Angie



Du kannst die Wellen nicht stoppen. Du kannst nur lernen, auf ihnen zu reiten.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von otterchen »

Hallo Angelika,

vielleicht weil Du nur das Fieber bekämpfst, aber nicht die Ursache?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Marie55
Beiträge: 32
Registriert: 8. Nov 2006, 17:27

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von Marie55 »

Hallo Cyrano!

Alle diese Fragen stelle ich mir auch immer wieder. Ich finde keine Antworten und weiß nicht, wie lange ein Mensch dies ertragen kann.
Trotz Medis und Therapie drehe ich mich nur im Kreis.Wie lange soll das noch so gehen?
Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du bald ein paar Antworten findest.
Liebe Grüße
himmelblau
jes
Beiträge: 681
Registriert: 14. Okt 2004, 00:48

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von jes »

Hallo lieber Cyrano,
ist es nicht auch eine Frage wieviel Macht du dieser Krankeit gegenüber deinen Leben gibst ?

Das ist gerade das was mir dazu einfällt, so ganz spontan, so ohne Wert.
Habe dich nach langer Zeit gelesen, es war mir quasie ein Bedürfniss irgendwas zu schreiben, da ich deine Art zu schreiben immer sehr mochte, ich hätte es gern positiver gehabt, dein Lebenszeichen, aber dann wäre wohl es kein Zeichen im KND gewesen.
Nun gut, Lebenszeichen ist Lebenszeichen, also freu ich mich auch darüber.



Ich überlege gerade ob man überhaupt von Sieger oder Verlierer sprechen kann ???
Ich denke nicht, ich sehe es eher als einen Teil von mir, den ich sicher nicht mag und nicht froh bin das er da ist, aber immer noch einen Teil von mir ist. Dennoch gibt es so viele andere, so viele tolle und positive und gesunde Anteile an mir, und hey wenn wir mal zurückscrollen, ich hatte schon so einiges an Diagnosen , so kann ich mittlerweile auch den nicht so schönen Anteil Depression einigermaßen (weissgott nicht ohne Hilfe, aber da muss man in Deutschland auch nicht ohne Hilfe durch)ertragen.
Klingt jetzt blöd, aber lass es dir gut gehen,gerade jetzt...
Ich schenke dir hiermit einen längeren Gedanken


Jessica
Sich selbst zu lieben ist der Anfang einer lebenslangen Romanze.

(Oscar Wilde)
Cyberwalk
Beiträge: 146
Registriert: 17. Jul 2006, 23:24

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von Cyberwalk »

Vielen Dank für Eure Antworten


Hallo Otterchen,

den Begriff "Resilienz" musste ich nachschlagen und offenbar bin ich nicht-resilient. Das alte Wort der "Niederdrückung" habe ich bewusst gewählt, denn genauso erlebe ich meine Depression. Sie hat bei mir zurzeit leider nichts Alarmierendes (im Sinne von Aktivierendes).


Liebe himmelblau,

deine Antwort bedeutet mir viel. Die Welt kann nicht nur schlecht sein, solange es Menschen wie dich gibt. Vielen Dank und pass auf dich auf.


Liebe Jessica,

deine Antwort hat mich von Herzen gefreut. Ich lese nur noch wenig im Forum, weil mir die Konzentration fehlt. Vor ein paar Tagen habe ich etwas von dir gelesen und das ist mir sofort aufgefallen, denn auch ich habe immer gerne von dir gelesen. Ich wünsche dir alles Gute.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Depression unbesiegbar?

Beitrag von otterchen »

Hallo Cyrano,

sorry, ich hätte Dir kurz was zu "Resilienz" schreiben können. Da wir das Thema erst vor einigen Tagen hier breitgetreten haben, wollte ich aber nicht schon wieder damit anfangen.
Ja, alarmierend im Sinne von aktivierend ist es leider nicht. Im Gegenteil: da wird auf einmal alles eingestellt, gegen Null gefahren.
Das meinte ich mit alarmierendem Zustand.
Allerdings wissen wir dann leider nicht, was zu tun ist...

Bei mir jedenfalls läuten gerade wieder die Alarmglocken; ich habe mich selber in der letzten Zeit ausgebremst, habe kaum Kraft und vor allem kaum Ideen, dies zu ändern.
Insofern kann ich Deine Fragen vom Eingangsposting heute voll nachempfinden.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
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