Das Ziel der Gruppentherapie

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912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch, liebe Leute!
Nachdem mir das wirklich freundliche Angebot zur Teilnahme an einer Gruppentherapie gemacht wurde, habe ich auch tatsächlich an einer der Sitzungen teilgenommen.
Als Skeptiker jeder Therapieform gegenüber musste ich mich zu diesem Schritt wirklich überwinden.
Und dann kam, was ich befürchtet hatte.
Es war nicht nur, dass ich die Probleme der anderen Patienten zur Verarbeitung präsentiert bekam, sondern dass ich in einem plötzlich einsetzenden Redefluss weit mehr über mich „veröffentlichte“, als ich eigentlich wollte. –Merkt man erst im Nachhinein.
Die Übungen und Gespräche, die in dieser Sitzung stattfanden, waren mir eher peinlich und ich hegte gegenüber einigen Teilnehmern eine Aversion.

Die Sinnhaftigkeit einer Gruppentherapie ist mir womöglich schon einmal erklärt worden, aber ich habe offensichtlich alles vergessen.

Also frage ich jetzt:

Was ist das Ziel oder der Zweck einer Gruppentherapie?

Was könnt Ihr an Positivem wie Negativem dazu sagen?

Für Eure Berichte danke ich Euch recht herzlich!


Liebe Grüße und bleibt stark

Jojo
Cieloazul
Beiträge: 90
Registriert: 6. Dez 2006, 18:06

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von Cieloazul »

Hallo Jojo

> Die Sinnhaftigkeit einer Gruppentherapie ist mir womöglich schon einmal erklärt worden, aber ich habe offensichtlich alles vergessen.
> Also frage ich jetzt:
> Was ist das Ziel oder der Zweck einer Gruppentherapie?
> Was könnt Ihr an Positivem wie Negativem dazu sagen?>

In der Gruppe soll man sich spiegeln, reflektieren, lernen sich zu äussern u. soziales Verhalten üben. Wenn die Gruppe gut funktioniert, die Menschen sich dem Vortragenden auch wirklich annehmen können, sich mit einer freundlichen, zugewandten Art äussern, dann kann man sicherlich profitieren.

Der Therapeut muss aber viel Erfahrung mitbringen, sollte bis zu einem gewissen Grad führen, leiten u. intervenieren.

Meine Erfahrung ist, dass die meisten Therapeuten überfordert sind, nicht leiten, nicht intervenieren. Dann gibts unweigerlich Verletzte. Ich mach da meist nicht mehr mit. In Kliniken können sie Kosten sparen, in dem ein bis zwei Gruppensitzungen statt finden, so sparen sie sich mind. einen Einzeltermin.

Und das ist nicht ungewöhnlich, was du erfahren hast "mehr erzählt als ich wollte". Denn der Therapeut muss vor jeder Sitzung wiederholen, dass für jeden einzelnen die Schweigepflicht gilt, dass nichts nach aussen getragen werden darf, dass über die Sitzung ausserhalb des Raumes/Gebäudes nicht diskutiert werden darf. Nur so, kann man sich öffnen u. hat erst noch ein sicheres u. gutes Gefühl.
Herzliche Grüsse

Cieloazul



“Malen ist eine Sprache der Empfindung, die da anhebt, wo der Ausdruck mit Worten aufhört.” Asmus Jakob Carstens (1754-1798, Maler)

DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von DepriXX »

Hallo
durch eine Gruppentherapie habe ich gelernt, über meine Probleme mit anderen zu reden.
Vorher waren mir nicht mal meine Probleme bewusst.
Mir fällt es jetzt auch leichter Hilfe zu suchen und mich mitzuteilen.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



sunshine_do
Beiträge: 91
Registriert: 16. Mai 2006, 14:35

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von sunshine_do »

Hallo Jojo,

bei einer Gruppentherapie ist natürlich wichtig, das der Therapeut fähig ist und versteht die Sitzung zu moderieren.

Du kannst sozialen Umgang lernen

Du solltest offen über Deine Probleme sprechen können, ansonsten hat es wenig Sinn ... schon wenn Du Dein Problem mit anderen diskutierst bekommst Du teilweise selber einen anderen Blickwinkel .. und Du bekommst auch interessante Anregungen aus der Gruppe, über die Du vielleicht selber noch nicht nachgedacht hast ..

Teilweise hat das reden anderer über ihre Probleme mir selber eigene Schwächen veranschaulicht, die mir noch nicht klar waren ...

nobody is perfect .. jeder kann von anderen lernen wenn er dazu bereit ist

natürlich ist nicht alles immer nur gut und schön ... wie alles im Leben gibt es immer 2 Seiten der Medaille ... aber es ist ja Deine eigene Entscheidung, welche Anregungen Du annimmst und welche nicht

und .. nicht vergessen .. alle, die da sitzen, haben ein Problem ... von daher muss man auch mal ein paar Abstriche machen wenn jemand sich anders benimmt als Du es Dir wünschen würdest ..

ich habe da ein interessantes Beispiel: ich mag es garnicht, wenn jemand schreit .. ich gehe jedem Choleriker aus dem Weg und entscheide sofort, das ich mit dieser Person nichts zu tun haben will, wenn jemand so entgleist.... in einer Gruppe war jemand, der genaus das Problem hatte, schnell selbst bei Kleinigkeiten zu schreien .. und er hat sehr darunter gelitten und konnte es nicht kontrollieren ... seitdem sehe ich selbst Choleriker mit anderen Augen

viele Grüße
Sunshine
912318798
Beiträge: 1590
Registriert: 28. Jul 2007, 13:39

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von 912318798 »

Grüß Euch!
Unter anderem ist für mich natürlich auch unverständlich, wie ich in einer Gruppe von Menschen mit ähnlichen Defiziten, wie ich sie habe, eben diese ausräumen können soll.
Wenn jemand kommunikative Probleme hat, wird er kaum in einer Gruppe von ausdrucksschwachen Menschen lernen, sich mitzuteilen, stelle ich mir vor.
Vor allem, wenn er das Gefühl haben muß, dass seine Botschaften auf unfruchtbaren Boden fallen.
Durch die Verschwiegenheitspflicht fällt es mir schwer, jetzt ein konkretes Beispiel zu nennen, aber Ihr könnt mich sicher auch so verstehen.

Ja, lernen, sich mitzuteilen, die Probleme zu äußern, darin glaube ich, keinen Bedarf zu haben, da ich als eher extrovertiert gelte, die sprichwörtliche Plaudertasche, die dem Umfeld mit ihrer ballasthältigen Beredsamkeit auf die Nerven fällt.

„sprich mir nicht von Problemen, davon habe ich selbst genug…“ lautet die stets wiederkehrende Antwort.
Ich kann es ja auch verstehen, aber es erleichtert mir nicht mein Leben.

So gesehen habe ich wahrscheinlich die richtige Entscheidung getroffen, die Gruppentherapie nach der „Schnuppersitzung“ nicht mehr zu besuchen.
Schade um die Mühe der Therapeutinnen, hoffentlich können die anderen Teilnehmer profitieren.

Allerdings freue ich mich, ein solch handfestes Beispiel für einen Erfolg erfahren zu können, wie „Sunshine“ erzählt. Das ist toll, doch meine Problematik liegt eher darin, dass ich mich einer solchen Situation nicht stelle, weil ich irgendwann das garantiert Falsche sagen würde.
Auf Dein konkretes Beispiel bezogen, würde ich ganz sicher bei einer der Entgleisungen des Cholerikers mit Gegenaggression, oder zumindest dem entsprechenden Kommentar reagieren.

Jetzt höre ich deutlich, wie alle Leser unisono erhobener Augenbraue verkünden:
„Siehste, genau deshalb bist Du hier….!“

Und dennoch, ich kann nichts dabei ernten.

Kommt noch dazu, dass ich ein Talent habe, andere zu beeinflussen, wie es mir just auch bei dieser einen Sitzung geschehen ist. Der Abend mit mir war für den einen Teilnehmer nicht gerade erbaulich.

Diese Offenheit, die mir selbst auch nur zu oft in den Rücken fällt, stößt viele Menschen vor den Kopf oder sie können meine Botschaften nicht verstehen.
Dabei entsteht natürlich der Eindruck, dass ich Unsinn rede;
aber ich weiß, was ich meine und dass ich Recht habe– wohl nicht immer, aber oft genug.
(oder ?!!!)
Ich bemerke dieses Unverständnis auch häufig hier im Forum.

Wie gesagt, ich werde es jetzt erst einmal sein lassen.
(Aber meine FÄ ist zäh, vielleicht schleppt sie mich doch eines Tages wieder an.)

Ich dank Euch recht herzlich für Eure Antworten und Auskünfte!

Liebe Grüße und bleibt stark!

Jojo
Cieloazul
Beiträge: 90
Registriert: 6. Dez 2006, 18:06

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von Cieloazul »

Hallo Jojo

>Jetzt höre ich deutlich, wie alle Leser unisono >erhobener Augenbraue verkünden:
>„Siehste, genau deshalb bist Du hier….!“>

Stimmt nicht, ich gehöre nicht dazu, denn m.E. ist das doch schon eine wertvolle Erkenntniss "ich gehöre da nicht dazu, mir bringt das nichts u. im Moment will ich das nicht".

Für alles brauchts den richtigen Zeitpunkt - u. manchmal kommt der nicht. Ich mein das nicht pessimistisch sondern einfach nur realistisch.

Ich fühle mich z.B. in Gruppen überhaupt nicht wohl u. schon gar nicht in therapeutischen. Das ist auch eine Lebenserfahrung u. ich denke, dass ich alt genug bin das zu beurteilen.

Fazit; nicht alle müssen mit allen u. allem klar kommen
Herzliche Grüsse

Cieloazul



“Malen ist eine Sprache der Empfindung, die da anhebt, wo der Ausdruck mit Worten aufhört.” Asmus Jakob Carstens (1754-1798, Maler)

Iris
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Registriert: 25. Aug 2005, 13:01

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von Iris »

Hallo,
auch ich mache seit über einem Jahr Gruppentherapie,viel weiter gekommen bin ich nicht.
Ich habe sehr große Probleme vor anderen zu sprechen,sage in der Gruppe zu meinen Problemen auch nur etwas wenn ich angesprochen werde.Ausserdem habe ich auch selten ein aktuelles Problem,die Depression besteht bei mir seit vielen Jahren.
Der Therapeut hält sich sehr zurück und ist oft sehr abwesend,was von den anderen Mitgliedern auch schon bemängelt wurde.
Ausserdem sind zu viele weit auseinanderklaffende Probleme in der Gruppe.Einige haben gar keine Depression,sondern,wenn ich das bemerken darf "alltägliche" Probleme wie Ehestreit o.ä.

Es kommt mich fast so vor als ob dort jeder Patient in die Gruppe gesetzt wird ob es nun passt oder nicht.
Mal sehen wie lange ich das noch mitmache,viel interesse habe ich nicht mehr.

LG
iris
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Shay
Beiträge: 357
Registriert: 5. Jan 2007, 14:06

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von Shay »

Ich habe bisher leider nur sehr wenig Gruppen-Erfahrung, was daran liegt, dass ich die erste Gruppe aus Zeitgründen (Vormittagstermine + Arbeitszeit) nach kurzer Zeit wieder absagen musste.
Vorgestern jedoch hatte ich meinen ersten neuen Gruppentermin, den ich aus verschiedenen Gründen sehr interessant fand.

Grund 1: Ich lernte endlich mal Leute kennen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben wie ich - aber eben nicht auf der "globalen Ebene", die sich Depression nennt, sondern auf der Ebene der direkten Symptome (hier z.B. Durchfall). Bisher hatte ich immer den Verdacht, das versteht keiner, Du hast einfach nur 'nen Rappel...

Grund 2: Ich lerne Menschen kennen, die so vollkommen anders sind als ich - die z.B. echt tolle Ängste mit sich rumschleppen (Terrorismus, Flüche usw...), die ich erst mal gar nicht nachvollziehen kann. Meine erste Reaktion auf diese Leute mit ihren Ängsten war Zynismus und Ironie (heute ist mir das sehr peinlich, aber vorgestern konnte ich irgendwie nicht anders).

Ich bin echt gespannt auf die nächsten Sitzungen, ich merke aber schon, dass es ne Weile dauern wird, bis ich mich darauf einlassen kann.

Nein, verlorene Zeit ist das sicher nicht - es ist aber vor allem erst mal interessant.
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
thom
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Registriert: 25. Mai 2007, 01:53

Re: Das Ziel der Gruppentherapie

Beitrag von thom »

Ich war in der Gruppentherapie als "Akutpatientin" in Bad Arolsen.
Die Klinik gehört den Schön Kliniken an, hat auch eine Niederlassing in der sehr bekannten Klinik in Roseneck und auch Bad Arolsen wo ich war ist eine Klinik der Kette Schön Kliniken.
Am Anfang war ich der Gruppentherapie sehr skeptisch gegenüber gestanden.
Die Gründe waren: Ich mußte als Kind 7 Schulen besuchen hatte eine sehr schwere Zeit mit vielen Mitschülern und habe auch noch einen internationalen Hintergrund den kaum jemand verstend..
Dann hatte ich beruflich in Deutschland nur Probleme mit vielen Mitmenschen , seitdem ich nach 7 1/2 jahren Auslandstätigkeit 2002 nach Deutschland zurück kehrte.
In dem 8 wöchigem Aufenthalt in Bad Aroldsen im Sommer 2007, war ich dann sehr skeptisch gegenüber der Gruppentherapie, die dort 2 mal pro Woche für 1.5 Stunden mit Pause stattfand.
Nach 2 Wochen entdeckte ich dass die Gruppentherapie recht "sicher" war, da es gewisse Regeln gab und diese auch einzuhalten waren.
Auch der Respekt jeden Einzelnen.
Danach in den weiteren 6 Wochen, die ich stationär war konnte ich von der Therapie prophitieren, da ich feststellte, dass ich auch bei der Bearbeitung von den Problemen "gewöhnlicher" Menschen prophitieren konnte.
So hat mir die Gruppentherapie sehr viel gebracht.
Die Lösungsvorschläge, die ich anbrachte waren zwar nicht für alle Teilnehmer die Wichtigsten, führten aber mir zum Bewußtsein, dass sie mir un d den anderen Tilnehmern wahrscheinlich helfen könnten.
So konnte ich auch akzeptieren, dass meine Lösungvorschläge nicht immer für die anderen Teilnehmer die wichtigsten waren.
Das Ergebnis wieder meiner Erwartungen war, dass ich "Gruppenfähifg" bin und mir eine Gruppentherapie etwas bringt.
Das also zur Ermutigung.
Grüße von thom
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