Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

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Wander
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Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Wander »

Hallo Zusammen, ich habe wegen meiner Depression vor 10 Jahren mal eine Gesprächstherapie gemacht, die auch kurzfristig zur emotionalen Entspannung und Stabilisierung beitrug.

Aber mir ist aufgefallen, dass ich über die in der Therapie breit beprochenen Probleme gar nicht nachgrübele, wenn ich nicht depressiv bin. Eigentlich nur, wenn ich depressiv bin und eben auch im depressiven Muster, in allem ein Problem zu sehen, drin stecke.

Mir ist auch aufgefallen unter meinen depressiven Verwandten und Bekannten, dass sie besonders oft in irgend welchen grüblerischen Selbstfindungsgruppen, Familienaufstellungen, Traumabearbeitungen etc. sind.

Ich frage mich allmählich, ob dies nicht alles Ausdruck der Depression ist und das, was ich immer für die Gründe der Depression hielt, einfach Ausdruck der Krankheit ist. Denn viele haben solche "Vergangenheitsaltlasten" wie ich, ohne depressiv zu sein. Ob solche Gespräche zwar kurzfristig die Anspannung nehmen, aber im Grunde nur scheinbar entlasten, weil sie ein ständiges Rotieren im depressiven Muster und Verstärken des depressiven Musters sind?

Aus dieser Überlegung heraus habe ich dann im letzen Jahr parallel zu meinen ADs eine Verhaltenstherapie begonnen. Die Therapeutin interessiert sich also vor allem für meine Gedankenmuster und mein Handeln und nicht für vermeintliche "Altlasten" etc. Damit fahre ich viel besser und wirkungsvoller im Alltag.

Welche Erfahrungen habt ihr damit?

Gruß! Düne
912318798
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Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von 912318798 »

Grüß Dich Wander - Düne!
Dein Beitrag mutet wie eine leise Kritik an der Gesprächstherapie an sich an.
Vor einiger Zeit habe ich mal gewagt, das anzusprechen.
Wenn Du neugierig bist, ich habe die Adresse des Themas herauskopiert:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1186860648



Ich hege, offensichtlich wie auch Du, den Verdacht, dass mit diesen Forschungsreisen in die Tiefen unserer Seelen sehr oft längst verschlossene Türen aufgestoßen werden, hinter denen sich nicht immer nur Heilsames verbirgt.

Aber ich möchte hier gar nicht explizit Stellung beziehen, da ich auch - im Zuge obiger Diskussion - einsehen musste, dass auch positive Ergebnisse durchaus entstehen können.
Allerdings wird Dir jeder erfahrene Therapierte mitteilen, dass es ganz normal ist, dass gewisse Gesprächstherapien schmerzhaft sind.

Es ist halt, wie alles auf dieser Welt, eine Frage der Kompetenz und Seriosität.
Nicht wahr?

Liebe Grüße und bleib stark

Jojo
Wander
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Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Wander »

Au wei, Jojo, danke für die Warnung vor einem möglichen Wespennest!

Bei mir ist es, wie es bei deiner Ausgangsfrage damals auch war, einfach so, dass ich mich frage, wieviel die verschiedenen Therapien zur Heilung der Depression beitragen. Dies ist eine andere Frage als die, ob eine Therapie mir gut tut. Eine Therapie kann mir subjektiv sehr gut tun, mich aber dennoch in meiner Depressionsheilung nicht weiter bringen.

Wenn mir eine Therapie sehr gut tut, und das ging mir mit der Gesprächstherapie damals durchaus so, sie aber eigentlich dazu führte, dass ich mein ganzes depressives übermäßiges Gegrübel für berechtigt hielt statt für ein Krankheitssymptom, weil ja etwas in meiner Vergangenheit entdeckt worden war als mögliche Ursache, diente das nun der Heilung der Depression?

In meinem Falle nicht. Ich kenne viele Depressive, die durch ihre Therapien sehr viel Unterstützung erhalten, nur meine ich, zu oft Unterstützung in ihren depressiven Mustern.

Ein Freund sagte mal zu mir: "Für mich unterscheiden sich psychisch labile Menschen von psychisch stabilen Menschen durch die schlechteren Verdrängungsmechanismen." Das war eine Privatmeinung und auch nicht die eines Fachmannes, aber bei mir klingelte es doch. Denn ich dachte:

Ich kenne sooo viele psychisch gesunde Menschen, die viel schlimmere Altlasten als ich zu tragen haben. Aber der Unterschied zu mir ist, dass sie psychisch stabiler sind. Also ist es doch für mich gar nicht so gut, nun dauernd in diesen Altlasten herumzuwühlen und meine ohnehin schon größere Grübelanfälligkeit noch weiter zu "füttern". Die psychischen Abwehrmechanismen, dass wir manche Dinge nicht dauernd wieder neu hervorzerren, haben wir schließlich zum Schutz.

Also habe ich eine Verhaltenstherapie angefangen , wo Altlasten erstmal gar nicht interessieren, sondern welche Denkmuster es mir schwer machen und die depressiven Reaktionen auslösen.

Und ich sage dir, das ist viiiiel wirkungsvoller in meinem Alltag neben den ADs.

Jetzt denke ich an alle Psychogespräche und Rumwühlereien in der Vergangenheit meiner letzten Jahrzehnte, mit denen ich mir eigentlich immer nur bestätigte, ein armes Opfer zu sein, bis ich begriff, dass ich gar kein ärmeres Opfer bin als die meisten Menschen, nur eben eine Krankheit habe, die mich instabil macht.

Ist das zu verstehen?

Meine Frage wäre darum, ob Verhaltenstherapien nicht vielleicht mehr zur Heilung von Depressionen beitragen als tiefenpsychologische oder andere, in denen man in seiner Psyche rumgrübelt?

Kennt Jemand Forschungszahlen dazu?

Ich hoffe, ich kann hier eine solche Diskussionsfrage einfach mal stellen.

Gruß! Düne
CJ43
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Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Wanderdüne!
Die Frage ist sehr spannend, warum also nicht stellen?
Ich selbst habe mal eine Gesprächstherapie gemacht. Fand ich anstrengend, erhellend, stützend. Habe viel über mich gelernt und auch die Angst davor verloren, mal den Dingen ins Gesicht zu sehen. Und die Angst, Emotionen zu zeigen, vor anderen zu heulen und so, die wurde deutlich kleiner. Mein Umgang mit mir selbst ist versöhnlicher geworden, lockerer.
Das ist 15 Jahre her. Damals hatte ich zum ersten mal Depressionen. Weil ich immer wieder Depriphasen hatte, habe ich eine neue Therapie angefangen und wieder abgebrochen.

Ich habe fünf Jahre ohne ADs gelebt, gar nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. In manchen Phasen sehr am Rande meiner Möglichkeiten. Natürlich habe ich die Methode, über mich und die Welt zu grübeln immer gepflegt und genutzt. Nun bin ich an einem Punkt, wo ich mich für relativ reflektiert halte, wirklich auch viel dazu gelernt habe, und was nutzt mir das? Im Herbst bin ich wieder in eine Depriphase gerutscht, ziemlich schnell und heftig.
Seitdem denke ich nach, was ich tun soll. Wieder Therapie? Über längere zeit ADs nehmen? Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Über Verhaltenstherapie habe ich bisher nur gelesen, keine selbst gemacht. Der Denkansatz erscheint mir sehr positiv: nicht so sehr nach Ursachen suchen, eher Lösungen ausprobieren.
Ich arbeite im psychosozialen Bereich, wo man auch oft darüber nachdenkt: warum ist dieser Mensch so und nicht anders, wie ist er so geworden, welche Motive stehen dahinter, - eben die ganze Palette.
Da hat ein Supervisor mal gesagt: wenn man die Ursache hat, hat man noch längst nicht die Lösung. Das hat mich sehr beeindruckt!
Das heißt ja: egal wieso es so ist, mach doch heute mal was anderes. Oder versuchs zumindest mal. Vielleicht klappt es ja?

Übrigens frage ich mich, ob Gesprächstherapie und Psychoanalyse nicht auch einen Placeboeffekt haben. Je schwerer die Arbeit an sich selbst, je mehr Taschentücher vollgeheult, je mehr Beschädigungen aufgedeckt - um so besser muss es wirken?

Ich weiß nicht, ob ich mich verständlich ausgedrückt habe, hoffentlich!
Kannst du etwas mehr von deiner VT erzählen? Mich würde sehr interessieren, was dir daran geholfen hat.

Liebe grüße, und ich bin gespannt!
Constanze
BeAk

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

ich sehe es mittlerweile auch so wie Dünne.
Die 2 jährige tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie die ich gemacht habe, hat rein garnichts an meiner Anfälligkeit für die Depression geändert. Aber genau das war der Grund warum ich sie gemacht habe. Es ist zwar schön das ich mein Trauma verarbeitet habe, aber das ist mir zu wenig und hat sowieso nur eine Hand voll Sitzungen beansprucht.

Im Grunde war das ganze letzte Jahr für die Katz.

Entschieden habe ich mich für ein tiefenpsychologische Therapie, weil diese vorgibt (als einzige) in der Tiefe an menschlichen Beziehungen zu arbeiten.

Die Verhaltenstherapie wird immer als Therapie vorgestellt, in der der Depressive aktivierd wird seinen Alltag zu leben.
Das war nie mein Problem, trotz schwerster Depression. Ich hatte eine arierte Depression.

Die Verhaltenstherapie müßte, auch hier auf den Seiten des KND, viel deutlicher als eine Therapie die sich umfassend mit allen Problemen die zu einer Depression führen, befasst dagestellt werden. Auch den zwischenmenschlichen.
Die Beschreibung der V-Therapie ist grundsätzlich viel zu einseitig.

Und was die Gesprächstherapie nach Rogers angeht, sie wird nicht von der Krankenkasse bezahlt. Die Anzahl an Depressiven die eine Gesprächstherapie machen, dürfte also nicht sehr groß sein.
Wander
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Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Wander »

Hallo Constanze, deine Erfahrungen, die sich mit meinem decken, sind eben das, was ich meine:

Ziel aller Behandlungen von Depressionen sollten meiner Ansicht nach sein, so wenig wie möglich aus der Alltagsbewältigung zu fallen bzw., bei schwereren Verläufen, soviel wie möglich im normalen Erwachsenenalltag noch zu leben oder wieder zu leben.

Eine Bekannte von mir machte eine lange Traumatherapie und feierte mehr und mehr krank, weil sie erstmal meinte, unterstützt durch die Therapie, jahrelang in den Altlasten nachverarbeiten zu müssen.
Dadurch verlor sie mehr und mehr den Bezug zu ihrem Erwachsenenalltag und stellte mehr und mehr den unrealistischen Anspruch an alle Welt, dass sie sie doch da unterstützen und müssten, dass sie selber Schlimmeres an Altlasten hätte als der Rest der Welt. Sie war nach jeder Therapiesitzung tagelang so fertig, dass sie kaum noch arbeiten konnte. Bis ich ihr mal sagte, eine Therapie, in der ich kränker werde und die meinen Alltag bedroht, halte ich für schlecht.
Nach Ende ihrer Therapie hatte sie mehr über ihre Altlasten verstanden, aber kein einziges ihrer depressiven Alltagsprobleme verloren.

Außerdem ist es nicht wahr, dass die meisten Depressiven schlimmere Altlasten als andere Menschen tragen und es ist gut so, dass man nicht ständig drin rumwühlt. Wenn man das ständig tut, nennt sich das depressives Grübeln.

Das Problem bei mir als Depressiver ist doch, den Antrieb und die emotionale Stabilität für meinen Alltag zu haben. Und das darf nicht durch die Therapie verschlimmert werden.

Also meine ich, dass die "Grübelkrankheit" nicht mit Grübeln behandelt werden sollte, sondern mit Lösungen im Alltag. Das sind bei mittelschweren und schwereren Verläufen neben den wichtigen Psychotherapien eben erstmal auch Medikamente. Auf der Basis einer gewissen Stabilisierung kann ich überhaupt erstmal an mir arbeiten.

Meine persönliche Erfahrung mit der Verhaltenstherapie ist, dass sie alleine nicht heilen kann, aber die Symptome sehr helfen kann, zu lindern, indem ich Techniken gelernt habe, mich auf ein anderes Thema zu begeben, wenn der innere Grübelsog mich nach unten ziehen will bzw. mich erstmal zu fragen, mit welchem negativen Denken dieser Sog gerade entstand. Und indem ich lerne, eben auch in kleinen Schritten meinen Alltag zu leben, wenn zu den großen die kraft fehlt, indem ich das Notwendige vom Aufschiebbaren unterscheide.

Wenn Depressive durch die Therapie meinen, vor allem ein Opfer zu sein, ist etwas falsch gelaufen, finde ich.
Und wenn nicht der Hauptpunkt die Teilnahme am normalen Alltag ist, dann auch.

Lieben Gruß! Düne
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Wander »

Hallo Bea, wahrscheinlich wäre es einfach gut, wenn Psychotherapien einen Anteil an Verhaltenstherapie und Gesprächstherapie hätten, um allen Problemen der Depression gerecht zu werden, aber nie den Bezug zu den Alltagsproblemen zu verlassen. Zwischenmenschliche Probleme gehören ja auch dazu.

Bei der Tiefenpsychologie bin ich skeptisch geworden, weil ich immer befürchte, am Ende mehr Probleme als zuvor zu haben. Aber das ist meine persönliche Frage.

Lieber Gruß! Düne
BeAk

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von BeAk »

Liebe Dünne,

genau darum geht es. Um die Problem die die Depression mit sich bringt oder/und sie ausgelöst hat. Und die sind so unterschiedlich, wie die Menschen verschieden sind. Ein gutausgebildeter Verhaltenstherapeut ist in der Lage darauf einzugehn. Und auch wenn die Ursachen allein im zwischenmenschlichen Bereicht liegen. Also kein Zückzug beim Patienten festzustellen ist und der Alltag der körperlichen Verfassung gemäß ohne schlechtes Gewissen bewältigt wird.


Und da Tiefenpsychologie fast ausschließlich in der Vergangenheit wühlt, die ja nicht zu ändern ist, geht sie schlicht an der krankkeitsauslösenden und förderenden Faktoren vorbei.

Es soll ja einige Therapeuten geben, die Elemente der jeweils anderen Schule mitanwenden. Mein Therapeut aber war ausgebildeter Analytiker/Freudianer und hielt nur was von seiner Schule.

Nochmal, liebe Dünne, werder Du noch Jojo haben eine Gesprächstherapie gemacht wenn diese von der KK bezahlt wurde. Die gesetzlichen KK über nehmen nur die Kosten einer Analyse, einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie und der Verhaltenstherapie.
Wander
Beiträge: 295
Registriert: 16. Jan 2008, 14:43

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Wander »

Hallo Bea, meine Therapeutin damals hat eine Mischung aus mehreren Therapien gemacht, aber schwerpunktmäßig Gesprächstherapie. Was für die KK drauf stand, weiss ich nicht mehr.

Liebe Grüße! Düne
Anita2
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Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Anita2 »

Hallo Düne,
wollte Dir auch meine Erfahrung mitteilen.
Zunächst habe ich 3 Monate eine Tiefenpsychologische Therapie gemacht.
War für mich gut, um die Zusammenhänge, mich bzw. mein Handeln besser zu verstehen.
Danach habe ich die Techniken der Kognitiven Therapie gelernt und konnte mich dadurch sehr gut und schnell stabilisieren.

Als Therapie mache ich Gestalttherapie, die sich am aktuellen Geschehen orientiert und wenn erforderlich wird die Verbindung zu alten Verhaltensmustern hergestellt.
Will sagen, dass die Therapeutin immer auf das was ich erzähle, was mich bewegt eingeht.
Dadurch komme ich schnell vorwärts und wir packen die Vergangenheit nur an, wenn sie im Zusammenhang zu heute steht.
Meine Therapeutin will mich auch noch in die Gruppe aufnehmen um für mich eine Spiegelung von außen herzustellen. Ich finde diese Reihenfolge sehr gut für mich.
Ich denke eine ausschließlich tiefenpsychologische Therapie hätte mich nicht so schnell weiter gebracht und außerdem hatte ich durch die Art der Gestalttherapie eine starke Unterstützung für den Alltag, vor allem im Berufsleben.

Die Grübeleien hatte ich am Anfang auch sehr stark, hat sich aber durch die Therapie geändert, ich kann die Zusammenhänge finden (meistens) ohne dadurch gedanklich hängen zu bleiben und alles was mich dann traurig macht nehme ich mit in die Therapie und spreche es dort an. So kann ich einen Absturz verhindern, vor dem ich einen riesigen Respekt habe.

Ich hoffe ich bin nun nicht "off Topik".

Liebe Grüße
Anita
CJ43
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Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Düne!
Das alle Depressive ein Trauma haben, kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich jedenfalls bin eher der Durchschnittsmensch mit einer Vergangenheit die durchschnittlich schwierig war. Also halbwegs heiles Elternhaus, übliche Pubertätsprobleme, gelegentliche Krisen..., nichts, was nicht andere Leute auch haben.
Ich glaube, ich bin einfach ein schwieriger Mensch. Ich bin auch erst im dritten Beruf glücklich geworden.
Überhaupt erscheinen mir depressive Mitmenschen oft einfach differenzierter und damit leidensfähiger als "Normalos".

Mit geht es in erster Linie darum, nicht mehr so unvermutet in krasse Depritiefs zu rutschen. Weil ich befürchte, dass es eines Tages mein Leben arg verkürzen könnte.
Das Ursachenforschung, die weit zurückgeht, mir eine Hife sein könnte, glaube ich nicht. Ich möchte lieber im Hier und jetzt ansetzen.
Die Frage: Warum bin ich so? interessiert mich nicht (mehr) so sehr. Eher die Frage: Was habe ich da im letzten Jahr gemacht, dass ich so hinein geschlittert bin?

Alltagsbewältigung fällt mir in Depri- Phasen schwer. Wenn es mir schlecht geht kostet es mich große Überwindung fremde Menschen anzusprechen, um z.B. nach dem Weg zu fragen.
Dann hilft mir der Gedanke: ach, sieh es einfach als Übung! Sprich deutlich, lächle, und nun los!

Meine Ärztin hat mir eine Kur angeboten. das hat mich sehr überrascht. Nun denke ich nach, ob ich das machen sollte. Hast du damit Erfahrungen?
Liebe Grüße!
Constanze


@ Bea: du hast Recht! Ich habe nochmal überlegt, auf dem Praxisschild meiner Psychologin stand was von Tiefenpsychologie.
Lioness
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Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Lioness »

Hallo Ihrs,

mische mich mal kurz ein:

Die Verwirrung, was den Begriff "Gesprächstherapie" angeht, hatten wir hier im Forum schon mehrfach, und es auch mehrfach erläutert.....

Bea besteht immer noch darauf, das eine "Gesprächstherapie" nur die sogenannte "Gesprächstherapie nach Rogers" ist und somit von den Kassen nicht bezahlt wird. Letzeres ist völlig richtig.

ABER: Sowohl die Psychoanalyse als auch die tiefenpsychologisch fundierte Therapie und soweit ich weiß auch die Verhaltenstherapie werden als "Gesprächstherapien" bezeichnet - in Abgrenzung zu den nicht gesprächszentrierten Therapieformen - also Ergotherapie, Körpertherapie, Musiktherapie, Kunsttherapie, Reittherapie, Gestaltungstherapie etc.

Von daher war die Aussage, eine Gesprächstherapie zu machen, schon völlig richtig! Düne hat ja nicht gesagt "Gesprächstherapie nach Rogers".

Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Wander
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Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Wander »

Hallo Anita, das hört sich für mich doch gut an, so vielseitig und lösungsorientiert und von allem, was uns das Leben mit Depression schwer macht an Vergangenem, Gegenwärtigem und Zukunftsplänen, etwas.

Hallo Constanze, ich habe leider keine Erfahrung mit Kuren und weiss daher nicht, wie gut sie tun. Da würde ich nach Erfahrungsberichten anderer Depressiver mit speziellen Kurhäusern gehen, denn die scheinen ja sehr unterschiedlich zu sein.
Wir Depressiven können ja oft nicht gut entspannen und geraten bei zuviel Untötigkeit nur in den Grübelsog, darum müsste das schon ein spezielles abgestimmtes Kurprogramm sein, denke ich.

Hallo Lioness, wieder etwas dazu gelernt, danke.

Gruß! Düne
Regenwolke
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Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von Regenwolke »

Huhu,

mit der "Gesprächstherapie" hat Lioness völlig recht, darunter fallen alle verbalen Therapieverfahren. Der Rogers-Ansatz, der früher mal Kassenleistung war, jetzt aber leider nicht mehr, heißt "Gesprächspsychotherapie" oder "Klientenzentrierte Therapie" nach Rogers.

Laut Studien sind die wirksamsten Psychotherapieverfahren in der Depressionsbehandlung die "kognitive Verhaltenstherapie" und die "interpersonelle Therapie", ein speziell für die Behandlung von Depressionen entwickelter tiefenpsychologischer Ansatz. Soviel ich weiß, sollen sie ungefähr gleich wirksam sein.

Übrigens geht es bei tiefenpsychologischen oder psychoanalytischen Verfahren nicht in erster Linie um "Ursachenforschung", bzw. nicht die Kenntnis der Ursachen soll Heilung bringen, sondern die sogenannte "korrektive Beziehungserfahrung", d.h. es geht darum, frühe, aus der Kindheit stammende Konflikte (Traumata eher weniger) innerhalb der Beziehung zum Therapeuten zu bearbeiten.

In den meisten Traumatherapien wird im Gegensatz dazu anders gearbeitet, da geht es oft erstmal um Stabilisierung im Alltag, und erst, wenn diese sicher gelungen ist, werden vorsichtig gut steuerbare Techniken der konkreten Traumabearbeitung eingesetzt.

LG, Wolke
BeAk

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

dann frage ich mich allerdings, wie eine Beziehung ohne beidseitige Komunikation funktionieren soll.

Zu minstest mir geht das völlig an meinen Bedürnissen vorbei. Es ist exterem frustrierend für mich gewesen, kontinuierlich zu versuchen ein Gespräche zustande zu bringen und immer gegen eine Wand zu laufen.
Und wiederum jedes Gespräch über diesen Zustand zu verweigern. Ebenfalls zu verweigern über die wichtigsten Symptome zu sprechen.
Auch eine Gespräch über eine einjähige negative Übertragung wurde von Therapeuten abgelehnt, als ich ziehmlich ratlos war und um ein Gespräch darüber bat usw.

Unter eine hilfreichen Therapiem stelle ich mir grundsätzlich etwas anderes vor.
Beidseitige Komunikation und grundsätzliche Offenheit sind Vorraussetzungen für eine therapeutische Beziehung.
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Bea!
Wie kommt das, dass du keine Antworten bekommst? Schweigt dein Therapeut einfach, oder lässt er Fragen abprallen? Ich dachte, dass eher die Psychoanalyse so arbeitet, also Fragen an den Patienten zurück gibt und sich bedeckt hält mit eigener Interpretation?
So hat es eine Bekannte mal erzählt, die nach 250 Stunden Analyse meinte, der Therapeut wäre vielleicht nicht der Richtige für sie gewesen.
Und noch ne Frage: Was ist das für eine Form von Depression, die du hast? Mich verblüfft, dass du im Alltag keine Probleme hast, wie äußert sich die Depri dann?
Entschuldige, falls dir das zu neugierig erscheint...

Liebe Grüße!
Constanze
BeAk

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von BeAk »

Liebe Constance,

ich habe eine Anpassungsstörung, eine Dythymia und eine rezidivierende Depression (die letzte schwere Episode ist remitiert)und eine NPS.

Das heißt ich bin chronisch leicht depressiv, reagiere aber auf Belastungen in der Beziehung mit stärkerer Depression. Mein Mann ist ebenfalls chronische depressiv und hat zusätzlich eine starke ausgeprägte Winterdepression. Seine Depression überträgt sich voll auf mich. Das ist mein Problem.
Mein Symptomlage ist die übliche, nichts besonderes.

Dadurch das ich mich selbständig medikamentiere (ist abgesegnet vom Psychiater), kann ich auf eine anhaltende Verschlächterung sofort reagieren, brauche dazu keinen Arzt. Das hilft mir, nicht vollends abzusacken.

Aber besser wäre es, ich könnte mich soweit von der Depression meines Mannes abgrenzen, das ich nicht immer wieder, in Folge seiner Depression, selber depressiv würde.

Ich hatte sehr viel Hoffnung in meine jetzt 2jährige tiefenpsychologisch fundiete Psychotherapie gesteckt. Sie hat mir auch im ersten Jahr geholfen, als ich depressiv war, mich zu stabilisieren, ich habe zudem meine sehr belastenden Traumata aufgearbeitet. Aber der erste und wichtigste Grund für diese Therapie war, zu verhindern wieder zu erkranken. Und in diesem Bereich hatte die Therapie, wie ich die letzten Monate gemerkt habe, leider garkeine Wirkung. Ich stand trotz meiner Medikamentenstrategie einige Wochen auf der Kippe und konnte es nicht ändern.
Lediglich meine KBT-Therapeutin hat mir einige gute Tips gegeben.

Mein Therapeut ist ein vollausgebildeter Analytiker alter Schule, er deutet einige von dem was ich erzähle.

Er hält nichts davon, wenn der Patient zuviel weiß. Mein Therapeut verweigert mir über Diagnosen, das Therapieziel, therapeutische Vorgehnweise zu sprechen.
Selbst über meine Symptome wollte er nicht das ich spreche sprechen. Dabei handelte es sich um klassiche Konflikte, nur hatte ich sie halt Symptome genannt, gehören ja auch zur Symptomlage der NPS. Das Wort Symptome aus meinem Mund war schon wieder zuviel. Er büglet das Thema ab. Damit war das Thema erledigt.

Auf ähnliche Weise hat er das Thema "Sinn der Therapie" behandelt, dabei wollte ich eigendlich wissen wie diese unbefriedigende Therapiesituation verbessert werden kann.

Vor vielen Monaten bin ich nach einem großen Konflikt mit ihm, in seiner Gegenwart zur Salzsäule erstarrt. Ich hatte sowas noch nie erlebt und wollte wissen, was mit mir los ist, zumal dies sich beim nächsten Kontakt mit ihm wiederholte. Er sagte damals, es ist normal und das Thema war gegessen.
Ich habe aus seinem Munde nie erfahren was los war. (es war Angst, ein Totstellreflex)

Heute weiß ich, das ich seit einem Jahr in einer Übertragungsneurose feststecke und das mein Therapeut das auch sehr genau weiß.
Er hat zwar versucht das Thema zu bearbeiten, es aber nie benannt. Somit war mir absolut nicht klar was er wollte, ich war nicht in der Lage mitzuarbeiten, da mir seine vorgehn vollkommen unverständlich war und nachfragen ja nicht gestattet sind.

Zudem hat er sich einige fachliche Fehler erlaubt, das mir die Haare immer noch zu Berge stehn, wenn ich daran denke.

Mein Vertrauen hat seit einem Jahr sehr stark gelitten, dank der Übertragungsneurose. Mitlerweile besteht auf meiner Seite nur noch Frustration und Enttäuschung darüber diesen Therapeuten, der einfach nicht warnimmt, was wichtig ist besprochen und geklärt zu werden. Ich habe ihm meine Enttäuschung mitgeteilt, die Therapie beendet und mich von ihm zu einer Verhaltenstherapeutin überweisen lassen. Ein Jahr leiden war lang genug.

Die erste Probatorische Sitzung bei der Verhaltenstherapeutin findet ende Januar statt.
deary
Beiträge: 424
Registriert: 17. Jun 2005, 13:05

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von deary »

Hallo,

falls Psychotherapie depressives Grübeln verstärken sollte, ist entweder die Therapie falsch oder der Therapeut/ die Therapeutin.

Depressives Grübeln ist ein Kennzeichen der Depression und sollte auf Dauer NICHT verstärkt werden durch Psychotherapie.

Auch wenn man nach manchen Sitzungen vielleicht aufgewühlt ist ; wenn es auf die Dauer gesehen grüblerisch macht, läuft etwas falsch.

So sehe ich es.

Liebe Grüße
deary
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von flora80 »

Hallo zusammen,

was mir dazu noch einfällt:

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Grübeln und Nachdenken. Grübeln bedeutet, sich gedanklich im Kreis zu drehen und keine neuen Ideen und Ansätze zu entwickeln. Wenn ich aber nachdenke, dann gibt es einen Fortschritt der Gedanken. Therapie sollte zum Nachdenken anregen, nicht zum Grübeln. Wenn es anders ist, dann läuft etwas falsch! Das sehe ich dann so wie Deary.

Gruß von Flora
CJ43
Beiträge: 466
Registriert: 12. Okt 2007, 10:38

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von CJ43 »

Hallo Bea!
Was du von deiner Therapie schreibst, verwundert mich sehr! Also, meine Psychologin (die mit dem Praxisschild "Tiefenpsychologie") hat mit mir darüber gesprochen, wie sie meine Stabilität und Gesundheit einschätzt. Ich konnte zu allem Fragen stellen und Zweifel äußern. Natürlich fand ich nicht alles treffend, was sie gesagt hat. Sie hat aber akzeptiert, dass sich unsere Meinungen manchmal nicht gedeckt haben.
So ein seltsam verschwiegenes Getue und Verweigern, wie bei deinem Therapeuten, leuchtet mir nicht ein!
Ich weiß, das man in der modernen Psychiatrie auch mit Psychosepatienten offen spricht, also mit Leuten, die Stimmen hören oder Halluzinationen haben, mit dem Ziel, dass sie einen besseren Umgang damit erlernen und weniger unter diesen Symptomen leiden müssen.
Welchen Sinn sollte es haben, einem harmlosen Depressiven die Geheimnisnummer vorzumachen?
Ach man, und ein Jahr ging das so? Also, wenn man sich schlecht fühlen will, geht das auch einfacher.
Ich drücke dir die Daumen für den Neustart, und lass doch mal von dir hören, wie dein erster Eindruck war, ja?

Liebe Grüße
Constanze
BeAk

Re: Verstärkt Psychotherapie depressives Grübeln?

Beitrag von BeAk »

Liebe Constanze,

mein Therapeut ist halt Analytiker. Nur habe ich nie eine Analyse machen wollen, sonst hätte ich mir jehmanden gesucht der seine Patienten auf der Couch therapiert. Ich wollte eine normale tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, so wie du es beschreibst. Und genau das habe ich zu Therapiebeginn auch mit meinem Therapeuten so besprechen und im verlaufe den letzten Jahres noch dreimal über deutlich gemacht. Jedesmal kamm ein empathisches JA, aber in seinem Verhalten ist er nicht einen Milimeter von seiner Position abgewichen.
Ich hatte sogar den Eindruck, das er mit der Zeit immer analytischer wurde, was meinen Frust immer weiter verstärkte.

Er will oder kann einfach nicht warnehmen, was wichtig ist, damit ich erfolgreich in der Therapie arbeiten kann.

Aber selbst wenn er eine 180° Wendung vollzogen hätte und die Therapie so gelaufen wäre, wie von mir gewünscht, so hätte ich die Therapie doch jetzt beendet. Denn eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ist nun mal keine Verhaltenstherapie.

Ich will aber ganz konkret an der Abgrenzung zu meinem Mann arbeiten.

Der tiefenpsychologische Ansatz, über die Vergangenheit, hat mich in den letzten 2 Jahren keinen Milimeter weiter gebracht. Und zwei Jahre Tiefenpsychologie sind genug, um etwas zu erreichen, wenn es möglich ist.
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