muss ich mich "outen"??

Radlerin

muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

ich wurde gerade eben wieder gefragt, wie es mir geht. es war eine "bekannte", die sich vielleicht mal alle 4 wochen oder so mal meldet bzw. mir mal antwortet.

jetzt habe ich mich gefragt, ob ich wirklich lügen kann und soll (ihr erzählen, dass es mir gut geht)??!!

ich habe unterschiedliche erfahrungen gemacht dazu: erzähle ich den leuten die "wahrheit" wenden sie sich entweder ab, geben mir dumme, aber lieb gemeinte ratschläge, oder versuchen mir meine sorgen auszureden.

nur ganz wenige nehmen mich ernst und versuchen, mich bzw. meine gedanken zu verstehen.

ich habe nur immer "angst" davor jemanden etwas zu erzählen und derjenige geht anschließend. also wurde ich sozusagen "falen gelassen".

das ist total lang geworden!! Tut mir leid! Nur vielleicht hat ja jemand ähnliche ERfahrungen, Gedanken, Lösungsvorschläge.

Mann kann sich natürlich auch nur zu den Thama austauschen; ich will keinem zu einer meinung zwingen
Muffelschlumpf
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Muffelschlumpf »

Hallo Radlerin..

Bei ner Bekannten, die Du nur alle 4 Wochen mal triffst, würde ich mich nicht "outen". Ich weiss aus eigener Erfahrung, das viele Menschen zu sehr auf ihrer "Blümchenwiese" leben, als das sie wirklich verstehen wollten wie es ist, wenn es einem häufig mies geht. Das ist meistens noch nicht mal bös gemeint, sondern einfach wahrscheinlich ein Schutzreflex von denen. Bei Freunden, die Du schon lange kennst oder bei Menschen, wo Du merkst das sie wirklich Interesse an Deiner Person haben, da würde ich schon die Wahrheit sagen. Aber bei "lockeren Freunden und Bekannten"? Wozu? Wie Du schon geschrieben hast, kommen meistens eh nur recht kompetenzlose Aussagen bei rum. Obwohl ich es auch schon einmal hatte, das mir dann gesagt wurde, das es der Person genauso gehen würde. War dann Überraschung auf beiden Seiten..

Schönes Wochenende.

Muffelschlumpf
Nutze den Tag.. Oder versuche es wenigstens..
cybolon
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von cybolon »

Hallo Radlerin,

unser Geschäftsführer lief mal über den Flur an der offenen Tür der Dekorateurin vorbei und rief überschwänglich und laut: "Hallo Frau Schmidt (Name geändert), wie geht es ihnen?"
Die Antwort kam in ebenso überschwänglich fröhlichem und lautem Ton: "Beschissen!"
Der Geschäftsführer rief "Das freut mich!" und ging weiter.
Nach ein paar Metern erst drehte er um, ging zu ihr und sagte: "Enstschuldigung, Frau Schmidt! Da sehen sie mal, wie hohl wir alle aneinander vorbeilaufen. Warum geht es ihnen beschissen?"

Will sagen: Wenn jemand die übliche Begrüßung "Na, Alter, alles roger?" oder so bringt, interessiert es ihn ja nicht wirklich und ich will mich dann auch nicht outen.

Wenn ein FREUND wissen will, wie es mir geht, oute ich mich, weil ich weiß, daß er echtes Interesse daran hat.

Wer sich abwendet macht es mir ja leicht, zu erkennen, daß ich auf ihn nicht "bauen" kann.

Aber aus meiner jüngsten Erfahrung bin ich doch überrascht, mit wieviel Wissen, Verständnis und Interesse die Leute auf das Wort "Depression" reagieren.
Es ist in meinem Umfeld eine verschwindend kleine Minderheit, die erschrocken flüchtet.
Fast jeder hat in seinem engsten Verwandtenkreis einen Depressiven oder war/ist gar selbst betroffen.

Liebe Grüße
vom
cybolon

P.S. Bei manchen Leuten beobachte ich sie erstmal eine Weile, da ich abwägen möchte ob er/sie nicht zu sensibel dafür sein könnte.
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

manche fragen nur aus reiner höflichkeit nach meinem befinden und wollen dann auch wissen, warum es nicht so gut ist.

einer habe ich gerade<erzählt, weil sie das auch durchgemacht hatte. von ihr habe ich mir erhofft etwas verständnis zu bekommen. stattdessen ist es genau das was nicht der fall ist.

ich versteh das nicht. ich denke alle menschen in meiner umgebung sind blauäugig und wollen sich bloss nicht mit den problemen anderer befassen. und mir wurde eben geraten, zu erzählen. und dann heißt es wieder andersrum.

also am besten brauche ich gar nicht den mund aufmachen. ich lüge immer brav und sage, dass was sie hören wollen. also nichts von meinen problemen etc.

da komm ich ja ganz weit
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

es ist zum kotzen!!!!

jetzt wurde mir unterstellt, ich sei zickig und nur auf mich selbst bezogen!! das mag ja alles sein.. nur diejenige schreibt, das sie selbst mal ne depri hatte!! das darf nicht wahrsein!!!

ich werde wohl so lange schlucken müssen, bis zu einem arzttermin. und erst dann kann der vulkan ausbrechen
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Hallo zusammen
Also ich musste es ja meinem Chef damals sagen und auch unserem Betriebsrat. Da ja meine Depressionen auch auf den Stress in meiner Firma zurückführen. Ich habe nun wieder meinen alten Arbeitsplatz bekommen. Aber mir scheint da gab es eine undichte Stelle,den meine Kollegen behandeln mich so anders und manchmal kommt es mir so vor als hätten sie Angst vor mir. Hört sich zwar komisch an aber ist so. Ich hab noch niemanden daraufhin angesprochen,weil sie sowieso alles abstreiten würden.
Manchmal denk ich mir einfach,ist doch egal was die anderen denken,hauptsache ich fühl mich wieder wohl ohne stress und verantwortung.
Grüsse von
rainbow
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

es ist echt erschreckend!!

jetzt hat sich aber die baknnte wieder beruhigt bzw. wir haben das teham gewechselt.

es ist doch eigentlich nicht drin in unserer gesellschaft sich um die probleme anderer zu kümmern. dabei wird jeder von sich sagen, dass er sozial ist und ien offenes ohr hat
cybolon
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von cybolon »

>ich werde wohl so lange schlucken müssen, bis zu einem arzttermin. und erst dann kann der vulkan ausbrechen...<

So lange würde ich nicht warten!
Beginne jetzt, es 'rauszulassen.
Was kann denn Schlimmes passieren?
Außer daß irgendjemand beleidigt ist.
Du hast ein Recht darauf zickig zu sein.
Sei es!

Rainbow hat Recht, ist doch sch..egal, was die Anderen denken. Es geht um Dich!!!

Liebe Grüße
vom
cybolon
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

ich habe es jetzt einfach mal drauf ankommen lassen.

zuerst wurde mir unterstellt ich sein zickig. so langsam machen wir ein egordnetes frage-und-antworte-spiel. wobei ich nnoch was loswerde.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Hallo Radlerin.
Mach bloss nicht den Fehler wie ich damals und schluck alles runter. Auch mir wurde damals gesagt ich wäre zickig und aggressiv. Na und !!
Mein "LIEBES" verhalten hat mich immer weiter runtergezogen. Man muss Dampf ablassen und auch mal laut werden. Sonst kann es passieren das man daran erstickt. Wer nie Erfahrungen als Depressiver gemacht hat kann gar nicht wissen wie es uns geht.
Wünsch dir viel Kraft und denk daran - Es geht nur um dich.
LG rainbow
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

leute, die eine depresson hatten, wissen oft auch nicht, wie sie helfen sollen.meine bekannte liest sich zwar alles brav durch, gibt aber tipps, die mir nicht viel weiterhelfen.

aber sie nimmt mich anscheinend ernst; das ist doch schon mal was.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Auch wenn sie dich ernst nimmt. Wirklich helfen können dir nur Leute die selbst betroffen sind oder welche die dazu bestimmt sind zu helfen. Hier meine ich Psychotherapeuten. Zuhören ist oftmals besser als gutgemeinte Ratschläge.
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

zuhören kann auch schwer und anstrengend sein. nur die wenigsten "privatleute" tun isch das an.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Da hast du leider recht. Jeder ist mit sich selbst beschäfftigt und hat keine Zeit.
Bis es ihnen selbst mal so geht und sie Hilfe brauchen. Hast du jemanden in der Familie der dir besteht ?
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

naja. meine eltern wissen nur einen kleinen teil von mir. und ich stehe ihnen nicht so unbedingt nahe, das ich ihnen alles erzählen müsste/könnte. aber vor allem meine mutter hilft mir sehr einen therapeuten oder einen psychiater zu finden.

und mit meiner ehemaligen klassenkameradin kann ich auch reden.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Das ist schön das dir deine Mutter hilft. Meine Mutter geht eigentlich schon auf mich ein,aber manchmal hab ich das Gefühl sie nimmt mich und die Situation in der ich mich befinde nicht ernst. Bin auch gerade auf der Suche nach einem Therapeuten,ist gar nicht so einfach.
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

ich habe ein ungutes gefühl meiner mutter alles zu erzählen. sie ist voreingenommen (die tatsache, dass sie meine mutter ist, reicht schon).. und ich weiß nicht so ganz, was sie daraufhin antwortet bzw. tut.

einen therapeuten ist verdammt schwer. ich habe die suche erstmal hinten angestellt und suche erstmal nach einem psychiater. da hat man eher die chanche was zu kriegen. und ich bin ein mensch geworden, der schneller aufgibt als früher.

hast du freunde oder verwandeten, die dir beistehen?? ich meine, ist es denn zuviel verlangt, sich mehrmals in der woche zu melden?? ich finde das immer tarurig, wenn die leute, denen ich was erzählt habe sich erst nach ein-zwei wochen aufraffen können (oder wie auch immer) mir mal zu schreiben oder zu antworten.

in der zwischnezeit mache ich mir auch meine gedanken über das warum.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Freunde oder eher gute Bekannte hab ich schon,aber ich spreche eher selten über meine Probleme mit ihnen. Und in meiner Verwandschaft weiss es keiner darüber bescheid.Ich glaub nicht mal mein Bruder,es seidem meine Mutter hat mit ihm geredet. es ist einfach leichter mit jemanden zu reden der selbst betroffen ist.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

noch was gib dir bloss nicht selbst die Schuld an deiner Krankheit. Du kannst nichts dafür das die anderen deine Situation nicht verstehen. Wie sollten sie auch,sie sind ja nur indirekt betroffen.
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

ich gebe dir recht. es ist auf jedenfall leichter mit selbtsbetroffenen zu reden. nur sie sind in der lage einen wirklich zu verstehen und können einem wirklich mehr helfen bzw. können es mehr nachempfinden.

das mit dem "nicht-melden" geht mir aber schon sehr auf den zeiger. jetzt erstrecht. es war vorher auch schon so. aber jetzt wird mir erst richtig deutlich, wie alleine ich bin.

meine mutter fragt mich jedesmal, ob ich mich mit jemandem unterhalten habe, wenn ich mal weggewesen bin (ins fitnessstudio-jetzt auch nicht mehr;keine kraft). naja. als ob das so einfach ist leute anzusprechen. wenn man gesund ist, dann ja.
lichtstrahl
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von lichtstrahl »

Du hast recht es ist wirklich nicht einfach auf Leute zuzugehen. Ich bin auch eher der Typ der wartet bis er angesprochen wird.
In der heutigen Zeit sowieso wo jeder nur an sich denkt.
Lebst du in einer Beziehung?
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

ich lebe in keiner beziehung. ich weiß nicht wie es ist verliebt zu sein bzw. wie es ist wenn man geliebt wird (in diesem status).

ich denke ich bin momentan nicht in der lage liebe anzunehmen, zu fühlen bzw. überhaupt abzugeben. das macht mir sehr zu schaffen. mich guckt kein mann an; nicht mal mit dem hintern.
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

rainbow; ich habe in einem anderen tread von dir gelesen, dass du aus ländlicher gegend kommst und auf der suche bist.

ich bin auch am ar.. der welt und auch noch ohne auto, d.h. ich komme nicht mal in die nächst größere stadt. ich bin immer auf meine eltern angewisen, dass sie mich abholen (ich wohne in meinem ausbildungsort) damit ich zu einem eventuellen termin fahren kann.

sehr frustrierend
Shay
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Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Shay »

Also, grundsätzlich würde ich es nicht jedem auf die Nase binden - dafür sind Depris gesellschaftlich einfach nicht genügend anerkannt. Ich habe auch schon so manches mal überlegt, ob ich meine Vorgesetzte einweihe, damit sie versteht, warum ich mich manchmal recht eigenartig verhalte. Und dann habe ich mir überlegt, dass sie es wahrscheinlich NICHT verstehen würde, dass sie wahrscheinlich sagen würde, dass Depressionen keine Krankheit sind, sondern eine Schwäche, ein persönlicher Mangel.Und daraufhin habe ich beschlossen, die Klappe zu halten und nichts zu sagen. Ich weiß nicht wie lange das gut geht, aber ich freue mich über jeden Tag, an dem es mir schlecht geht und sie es trotzdem nicht merkt.
Andererseits habe ich durchaus auch ein-zwei Kollegen, denen gegenüber ich offen sein kann und die davon wissen. Aber es hat lange gebraucht, bis ich das Vertrauen zu ihnen hatte.

Also, ganz ehrlich: nicht damit hausieren gehen. Depressive haben heute immer noch einen Hau weg und stellen sich nur an. Ist leider so.
Gruß: Martin





„A ship is safe in harbour - but this is not what a ship is made for."
Radlerin

Re: muss ich mich "outen"??

Beitrag von Radlerin »

danke für deine meinung.

das mit dem hausieren gehen, stimmt. dann lüge ich liebe und sage, dass es mir ganz gut geht. denn ich schreibe mit demjenigen vielleicht nur einmal in der woche. so eng ist das verhältnis nicht. und ich brauche mich dann auch nicht mit denen anlegen
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