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Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 14:55
von deadlock
>>Und wegen des Lebens die Gründe zu leben verlieren<<
Über diesen Satz bin ich zufällig bei Wikipedia gestolpert. Ich finde ihn so ausgesprochen zutreffend...auf mich.
Ich zerbrösel mein Hirn auf der Suche nach der Antwort auf die Frage, warum es mir so geht, wie es mir geht.
In diesem Satz habe ich sie gefunden.
Ich hatte mir für heute eigentlich vorgenommen, zum Arzt zu gehen. Einfach reinmarschieren, warten bis ich drankomme und ihn dann zu bitten, mir irgendwelche Aufputschmittel zu verschreiben.
An diesem Punkt war ich in den vergangenen Jahren schon öfter aber ich fürchte, diesesmal habe ich einen neuen "Höhepunkt" erreicht.

Ich weiß nicht ob ich das hier überhaupt schreiben darf und werde da jetzt auch nicht näher drauf eingehen aber ich halte es für wichtig, um zu verdeutlichen wie es mir geht.
Wie gesagt, ich wollte zum Arzt - aber ich war (mal wieder) nicht dort.
Jetzt ist geschlossen (ist ja Mittwoch) und ich könnte mich verfluchen, das ich nicht dort war.
Ich wollte doch nur kurz an den PC um meine Mails zu checken...das dauert jetzt schon 4 Stunden.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll.
Manchmal denke ich, wenn die Kinder nicht wären, dann würde ich einfach zur nächsten Klinik fahren und mich mit meiner ganzen kaputten Psyche dort abliefern.
Aber das ist Quatsch...denn auch, wenn die Kinder nicht da wären, würde ich es nicht tun.
Was hält mich davon ab? Warum kann ich diesen Schritt nicht endlich machen?
Ist es wirklich nur die Überwindung, die fehlt?
Ist die Anstrengung sich dazu aufzuraffen einfach zu groß?
Jeden Tag spiele ich mit dem Gedanken, den Kleinen gar nicht zum Kiga zu bringen, nur damit ich mich (am besten) nicht mal richtig anzuziehen bräuchte und einfach wieder ins Bett zu gehen,wenn der Große aus dem Haus ist.
Aber die Vorstellung, dann nicht einmal die paar Stunden vollkommene Ruhe zu haben hat mich dazu gebracht ihn doch hinzubringen.
Es fällt mir von Tag zu Tag schwerer Menschen begegnen zu müssen.
Es hat mich heute Morgen so unendlich viel Kraft gekostet ein Lächeln aufzusetzen und "guten Morgen" zu sagen.
Ich war froh als ich mich von meinem Sohn verabschiedet hatte und endlich da raus war.
Zurück nach Hause...einigeln...verbarrikadieren...allein sein...RUHE genießen.
Ich gehe nicht mal mehr ans Telefon, wenn ich allein bin.
Ich will nicht mehr reden...mit niemandem.
Das ist alles so anstrengend.
Scheinbar kann man "reden" sogar verlernen. Also man weiß schon noch wie "sprechen" funktioniert aber man kriegt es nicht mehr hin.
Es kommt häufig vor, das Leute mich nicht verstehen können (akustisch), weil ich wohl zu leise spreche. Ich meine allerdings in normaler Lautstärke zu sprechen.
Oft habe ich im Kopf was ich sagen möchte, weiß dann aber nicht, wie ich mich ausdrücken soll und laß es dann ganz. Zu anstrengend.
Dieser ganze verrückte Zustand in meinem Kopf ist natürlich nicht erst seit gestern da...er begleitet mich schon seit Jahren.
Aber ich fürchte, es wird schlimmer.

Heute bin ich kaum noch ein Schatten des Menschen, der ich mal war.
Alles was menschlich macht scheint verschwunden.
Kein Mitgefühl mehr... keine Liebe mehr...
nur noch Hass auf mich selbst.
Weil ich nichts geregelt bekomme. Weil ich immer wieder falsche Entscheidungen treffe.
Weil ich immer alles falsch mache...immer wieder versage.
Ich habe die Freude an allem verloren.
Für meine Zukunft sehe ich schwarz. Ich bin zu alt, zu hässlich, zu blöd, usw.
Es heißt, die Hoffnung stirbt zuletzt...
Ich habe die sterblichen Überreste meiner Hoffnung, meiner Träume und Sehnsüchte gestern Abend symbolisch im Balkonkasten begraben.
Nichts davon wird wahr werden.
Ich bin nicht die toughe Alleinerziehende, die alles hinkriegt.
Im Gegenteil...ich habe uns ins "Aus" manövriert. Wir sind jetzt ganz unten - bei Hartz4 - angekommen.
Ich werde nie einen guten Job haben, weil ich das Falsche gelernt habe...weil ich völlig talentfrei bin...
Ich werde nie einen vernünftigen Mann kennenlernen, weil irgendwo auf meiner Stirn wohl stehen muß: verar*** mich, nutz' mich aus, trampel auf meinen Gefühlen herum.
Im Rückblick möchte ich meinen, das ich mein ganzes Leben lang auf der Suche nach Liebe war...nach jemandem, dem ich einfach vertrauen kann....bei dem ich 100% ich sein darf.
Ich sehnte mich so sehr nach dem Gefühl geliebt zu werden. Vielleicht, weil ich es selber nicht empfinden kann und jemanden brauche, den ich kopieren kann.
Wie gesagt...ich habe u.a. auch diese Sehnsucht gestern "begraben" und hoffe, das sie bald endgültig in mir stirbt.
Ich würde so gerne aufhören können zu denken und zu fühlen.
Warum bin ich kein "dummer" Mensch?
Ich glaube, das Leben wäre viel einfacher, weil man gar nicht soviel über alles mögliche nachdenken würde.
Manchmal möchte ich nur noch weg...egal wie oder wohin...nur raus aus meinem Leben.
Die Zeit zurückdrehen und nochmal ganz von vorn anfangen. Geht nicht. Die Kinder kann ich nicht "rückgängig" machen.
Es klingt in meinen Ohren wie ein Hohn, wenn die Leute sagen: "denk' doch an die Kinder" oder "sei doch froh, du hast doch 2 gesunde Kinder"...usw.
Ich frage mich ob ich nicht gerade WEGEN der Kinder an diesem Punkt angelangt bin.
Klar...ich mag immer schon so einen kleinen "Hau" gehabt haben aber seit ich vor 11 Jahren durch meinen Eintritt ins Hausfrauen- und Mutterdasein der Entwertung meiner Person quasi zugestimmt habe, geht es rasant bergab.
Ich kann mich nicht an einen einzigen Tag erinnern, an dem ich mal wirklich ausgelassen, zufrieden, glücklich war.
Nur noch Sorgen...um die Kinder, um's Geld...
Zuviel Verantwortung, die ich von Anfang an allein zu tragen hatte, weil mein Mann ja immer arbeiten mußte (haha).
Ich habe nicht geahnt, das ich mit der Geburt meines Sohnes auch jegliches Recht auf ein EIGENES Leben verlieren würde.
Aber so ist es....DU zählst und interessierst nicht mehr...nur noch in deiner Funktion als Mama.
Ich will so nicht mehr leben...ich will meinen Kindern nicht mehr so ein versagen vorleben...
Ich will doch LEBEN...ich will doch FREUDE empfinden...will nur wieder Mensch sein...
Warum nur geht das nicht?

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 16:59
von Sybil
Ich habe mich in vielem wieder erkannt.In der ganzen Sprachlosigkeit. Dem Gefühl, dass Kinder nicht jeden automatisch glücklich machen - obwohl das doch erwartet wird.

Auch ich habe das Gefühl, dass meine Probleme erst so richtig durchs "Mutter-sein" angefangen haben. Das heisst für mich inzwischen in erster Linie, nicht mehr wirklich frei über mich verfügen zu können.

Dazu kommt der - wenn auch nur eingebildete - Druck der Umwelt, jetzt als Mutter "gefälligst" zufrieden zu sein. nach dem Motto "du hast doch alles". Ja alles ausser meiner Freiheit. Natürlich ist das eine Entscheidung die ich so bewusst gewollt und getroffen habe.

Wenn die Depris nicht da sind, kann ich auch die ganzen schönen Seiten geniesen. In einer depressiven Phase kann ich mich durch das viele Daheim-sein auch um so tiefer fallenlassen.

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 18:57
von Data
Hallo Deadlock,

dein Beitrag hat mich gerade völlig elektrisiert und mich damit aus der geistigen Hibernation geholt. Hey Wahnsinn, krassement! Ich versteh dich in vielem sooo gut! Dass ich das in diesem dahinsiechenden Forum nochmals erleben darf, hätte ich nie gedacht! Aber wenn's am Dunkelsten ist...

Genau das, was du eingangs schriebst, und was dort vermutlich nicht mehr lange stehen wird, habe ich in Gedanken schon oft getan. Deshalb würde ich mich gern mit dir näher darüber austauschen, aber das geht hier wegen der verschärften Gruppenrichtlinien leider nicht, daher möchte ich dich herzlich bitten, mir eine Mail zu schreiben, mein Profil ist offen.

Im Übrigen bist du ganz und gar nicht ohne Talente, nur stehst du dir bei deren Nutzung permanent selbst im Wege – wie du weißt(!), aber du hast keine Ahnung, wie du daran noch was ändern könntest auf deine alten Tage , nicht wahr, man ist so unendlich müde... Und man sucht sich aus Gründen, die einem selbst meist nur in Form von unklaren Missempfindungen vorliegen, keine "professionelle" Hilfe.

Aber wenn man diese Missempfindungen mal analysiert, verbirgt sich dahinter ganz einfach nur der fehlende Glaube daran, dass einem wirklich jemand anderes helfen kann, schließlich kann sich ja niemand das, was man bräuchte, um wieder leben zu können, aus den Rippen schneiden, und kein "normaler" Mensch (selbst kein normaler Therapeut, auch wenn der ebenfalls bekloppt ist), der nicht über Jahrzehnte ähnliches erlebt und vor allem gefühlt hat, kann einen wirklich verstehen und nachfühlen, wie es einem ganz tief drinnen geht, z.B. dass man schon seit langer, langer Zeit immer wieder das feine, untrügliche Gefühl hat, auf ein Ende in grenzenloser Einsamkeit und Verzweiflung hinzusteuern, aus dem es nur noch den einen Ausweg gibt.

Und man ist zu intelligent, zu wachsam, zu misstrauisch, zu ungläubig, zu geschwächt, zu enttäuscht, zu überzeugt davon, dass nur ein Wunder einem noch helfen kann (denn man selbst kann es ja leider nicht, wie man in vielen Jahren durch bittere Erfahrung immer wieder hat lernen müssen), als dass man die übermäßige Kraft aufbringen könnte, sich aktiv Hilfe zu suchen, von den übrigen Schwierigkeiten, die außerhalb von einem selbst noch zusätzlich existieren, mal ganz abgesehen.

Auch glaubt man letztlich nicht wirklich, dass man nur selbst Schuld ist an der ganzen Misere, in der man steckt; dass alles nur deshalb so schlimm ist, weil man angeblich krank ist; man ist doch nicht echt zu blöd ist für's Leben, oder? Hasst man sich denn tatsächlich selbst? Man ist doch kein totales Arschloch, man hat doch niemandem was getan! Man hat doch nicht allen Ernstes solche Qualen verdient? Man hasst seine Hilflosigkeit, man hasst diese immerwährende Traurigkeit, man hasst seine falschen Entscheidungen, man hasst das freudlose Leben, man wünscht sich, die dämlichen Eltern hätten sie nie kennen gelernt, dann gäb's einen nicht, und man hätte nicht diese brutalen Seelenschmerzen – aber hasst man sich wirklich selbst? Ich glaube das nicht. Dann wäre man schon nicht mehr.

Aber "sich selbst hassen" sagt sich so schön, es klingt so mitleidserregend und reumütig, dass sich das verdammte Schicksal doch endlich mal erbarmen könnte – doch das Leben interessiert sich nicht für dich Wurm, auch wenn du um Gnade flehst und behauptest, du würdest dich selbst hassen für deine Sünden. Soll es denn wirklich der einzig gangbare Weg sein, sich dem unmenschlichen "Survival of the Fittest" anzupassen, statt andersherum, was doch viel gerechter und sinnvoller wäre? Und wie soll das Anpassen überhaupt gehen? Verdammt! Dann doch lieber...

...erst mal 'ne Runde Solitär spielen. Oder ins Forum glotzen.

So empfinde ich es zumindest bei mir, und dein Geschriebenes, Deadlock (treffender Name übrigens) deutet für mich darauf hin, es könnte bei dir ähnlich sein. Oder liege ich falsch?

Herzliche Grüße!

Data


PS: Was ist der Genitiv von "man"? Wessen soll sich das Schicksal erbarmen? (Sorry, aber ich kann mich einfach nicht an die Regeln halten. Diesmal jedoch bitte nur mein undepressives Postskriptum löschen, wenn's möglich ist. )

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 19:39
von Rosel
hallo
DRUCKE Deine Geschriebenes aus und laufe damit schnellstens zum Psychiater, lass Dich dort nicht abwimmelen, zeig der Schwester bzw. dem Arzt Dein Schreiben. Dir muss geholfen werden...ich weiß das aus eigenem Erfahren... Alles Liebe Rosel

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 19:55
von Nyx
Hi Data,

off topic: krassement ist doch urheberrechtlich geschützt !

Küsschen an Dich und den Urheber von
Nyx

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:16
von naxos1
Hallo Deadlock,
auch ich habe mich in vielem, was Du schreibst wiedergefunden, allerdings habe ich keine Kinder und mache mich deshalb oft fertig. Klar, ich kann ganz alleine über mein Leben bestimmen, dabei aber auch viele Fehler machen und eben ganz alleine sein...
VG
Sal

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:17
von Data
Ja ja, geh zum Arzt, wirf Pillen ein, dann wird alles gut... Um sich so eine Antwort von der Stange anzuhören, schreibt man sich hier nicht die halbe Seele aus dem Leib, Herrgott! Euch Leuten, die ihr immer nur dazu ratet, man solle doch zum Arzt oder Therapeuten gehen, fehlt es oft schlicht und einfach an Mitgefühl, so sieht es aus! Und deswegen – und weil es im Prinzip die grundlegende Ideologie dieses Forums und der meisten seiner Schreiberlinge ist, dass Depression eine Krankheit ist und nur die sogenannten Profis wirklich helfen können – ist es hier auch so kalt und langweilig geworden! Schaut euch doch mal um, welchem Depressiven wurde denn hier wirklich geholfen durch Medikamente und Therapien? Wem?

Klar, die, denen es jetzt besser geht, sind hier natürlich alle verschwunden, weil sie jetzt lieber ihr schönes Leben genießen, als sich in einem Depressionsforum herumzutreiben... Aber sicher doch. Glaubt ihr das wirklich? Ich kenne einige, die nicht mehr hier schreiben, denen es aber trotzdem kein Stück besser geht, obwohl sie sogar brav zur Therapie gehen und Medis schlucken. Und ich kenne einige, die nicht mehr hier schreiben, und denen es tatsächlich besser geht – aber keinem von denen in Folge von Medikamenten oder einer Therapie!

Weiterhin kenne ich eine Menge Leute hier, die schrieben, Medikamente und Therapie hätten ihnen nicht geholfen. Aber solche Meinungen sind hier nicht erwünscht, vor allem auch nicht von den selbsternannten Hilfshelfern hier. Und ich kenne welche, die hier immer noch schreiben und behaupten, Medis und Therapie hätten was gebracht. Bei ganz wenigen mag da was dran sein. Aber wenn man hinter die Kulissen schaut, ist fast alles wie immer, manchmal sogar schlimmer.

Und ich kenne Depris aus meinem persönlichen Umfeld, wo ebenfalls bisher nicht wirklich erkennbar ist, das Medikamente und Therapie was bringen. Sie verändern sich nur auf seltsame Art, werden egozentrischer (denn in der Therapie heißt es ja auch immer, man solle sich mehr um sich selber kümmern), aber nicht glücklicher.

Mist, ich fange schon wieder an, mich aufzuregen...

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:28
von Data
Nyx, was "krassement" betrifft, hab ich ein Lizenzabkommen mit dem Urheber. Er erfand's (oder?), ich vermarkte es. Und von den Einnahmen hab ich ihm bisher auch immer mindestens die Hälfte abgegeben, das müsstest gerade du doch wissen!

So, nun wollen wir es aber mit der Forumswiederbelebung nicht übertreiben, sonst kommt gleich der nächste Infarkt.

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:39
von schatzi
3

2

1

box!

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:39
von schatzi
3

2

1

box!

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:41
von cool
Hallo "verratich nicht",

danke für die Überschrift deines threads und die deutsche Übersetzung dazu.
Ich werde mir den Satz dezent, aber für mich deutlich sichtbar, an meine Pin-Wand ins Büro heften. Und pünktlich nach Hause gehen und nicht Überstunden machen, weil der Laden schlecht organisiert ist.

((HIER nachträglich einen Absatz gelöscht, da er sich zwischenzeitlich erledigt hat))

Ich finde es sehr gut, dass du hierhergefunden hast. Ein erster Schritt in die richtige Richtung. Du brauchst Hilfe und Unterstützung, um aus deinem "Loch" bzw. "Tief" herauszukommen.

Viele liebe Grüße

Cool

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:49
von Bernd2
Moin Data,

ich hätte nicht gedacht, daß einmal der Tag kommen würde, an dem ich Dir vorbehaltlos zustimmen würde. Nun, heute ist es soweit.

Dein letzter Beitrag ist einfach Klasse. Du hast es auf den Punkt gebracht.

Beste Grüße an Dich
Bernd

Edit: Sorry, ich meinte natürlich Deinen vorletzten Beitrag von 20:17 Uhr.

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:53
von kormoran
liebe deadlock,

dein beitrag hat mich erschüttert, dann hoffte ich es würden andere antworten, die ähnliche erfahrungen haben (mütter zb).

[edit]

für DICH: was du schilderst ist für viele hier sehr "verständlich" weil sie es selbst erleben - diese völlig absurden unverständlichen vorgänge in dir. der wunsch das alles bleiben zu lassen. und dazu noch der irrwitz, dass du dich an den kindern nicht freuen kannst, dass das zur belastung wird, zu dem ganz normalen mütterwahnsinn (muss in deutschland noch eine spur krasser sein als hier in österreich, eine kranke gesellschaft!) dazu.

Für meine Zukunft sehe ich schwarz. Ich bin zu alt, zu hässlich, zu blöd, usw.
(...) ich habe u.a. auch diese Sehnsucht gestern "begraben" und hoffe, das sie bald endgültig in mir stirbt.
Ich würde so gerne aufhören können zu denken und zu fühlen.

liebe deadlock, auch wenn es für dich völlig unglaubwürdig klingt - und du kannst es hier vielfach nachlesen: du bist selbstverständlich NICHT alt blöd oder hässlich. und du WILLST NICHT aufhören zu fühlen. du willst wieder einen zugang zu deinen gesunden ausgewogenen gefühlen, liebe, sehnsucht, erfolg, glück, mit den kindern kichern oder mit freundInnen nach einem film bei einem bier diskutieren.

Ich will doch LEBEN...ich will doch FREUDE empfinden...will nur wieder Mensch sein...
Warum nur geht das nicht?

klingt jetzt blöd, aber: GRATULIERE: du WILLST etwas. und du wirst es auch kriegen. und du hast ein recht darauf, auch als mutter. du hast auch ein recht auf unterstützung und darauf, dass dir einmal die kraft ausgeht.

Bitte schaff' es FÜR DICH dass Du morgen zum Arzt gehst wie Du es Dir vorgenommen hast. Du kannst auch zu einer Psychologin gehen. Es ist nicht gesagt dass Du unbedingt Pillen verschrieben kriegst und es ist auch nicht gesagt dass Du leicht eineN PsychotherapeutIn findest mit der/m Du gut arbeiten kannst. Ich wünsche dir Kraft und Mut und Durchhaltevermögen bei diesem Projekt das ganz DIR gilt. Aber bitte lass Dich auf jeden Fall unterstützen, und glaub daran dass ES WIEDER ANDERS WIRD!!!

lg
kormoranin

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 20:53
von Nyx
schlechtes posting Data. ohne Worte. no more von Nyx

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:05
von cool
Super posting kormoranin !

(( HIER einen Absatz gelöscht, weil er sich zwischenzeitlich erledigt hat))


*bussi* Cool

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:10
von kormoran
[edit]
sorry, war doppelt weils so lang nicht rausgegangen ist

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:11
von kormoran
[edit]


kormoranin
--
non scholae sed piscibus discimus.

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:23
von Clown
«Verklemmung (engl. deadlock) bezeichnet in der Informatik einen Zustand, bei dem ein oder mehrere Prozesse auf Betriebsmittel warten, die dem Prozess selbst oder einem anderen beteiligten Prozess zugeteilt sind. Eine Abart der Verklemmung ist der Livelock.» (Wikipedia)

«Ein Beispiel für eine Verklemmung aus dem realen Leben ist eine Straßenkreuzung, an der von allen vier Seiten Autos gekommen sind und nun (die Regel rechts vor links vorausgesetzt) darauf warten, dass das jeweils rechts wartende Auto zuerst fährt.» (Wikipedia)

Hallo Deadlock,

bezeichnet dein Name für dich deine Situation?
Was würdest du als Autofahrerin an dieser Kreuzung tun?

Grüße,
Clown

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:28
von Alyssa
An sich habe ich gerade was anderes sehr wichtiges zu tun, bin ja nicht ständig am Rechner... nur als ich Bernds Post eben aus Neugier las... denn ist ja schön, dass Data wieder mal schreibt (Das war immer mein Herzhupferl damals, schreiben kann er)
... da dachte ich, hast recht Bernd. Und da ich vorhin schon einen Smilie setzen wollte, mache ich jetzt mal.
Volle gehaltvolle Zustimmung meinerseits, Bernd

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:36
von otterchen
Hallo,

das Dilemma kann ich nachvollziehen... hatte in der Klinik einen Mitpatienten, dessen früher Traum es war, eine große Familie zu haben. Nun, mit 6? 7? 8? Kindern kam er mit seinem Leben nicht mehr zurecht - es war zuviel für ihn! Was tun? Das Leben einfach umtauschen, die Kinder an der Fundstelle abgeben? Das geht nicht mehr!



Nun aber zu Data... sorry, aber Dein Posting hat mich etwas wütend gemacht.
Ja ja, geh zum Arzt, wirf Pillen ein, dann wird alles gut
Das sagt hier niemand. "Arzt, mach mal!" ist genauso passiv wie "ich schluck Pillen, alles wird gut".
Aber alleine davon, sich mit Dir separat in Verbindung zu setzen, wird es ihr doch wohl nicht besser gehen?! Einfach mal auskotzen, alles rausschreien, sich gegenseitig bestätigen - tut mal gut, ok - aber hilft das langfristig?

Euch Leuten, die ihr immer nur dazu ratet, man solle doch zum Arzt oder Therapeuten gehen, fehlt es oft schlicht und einfach an Mitgefühl, so sieht es aus!
So ein Quark!

Schaut euch doch mal um, welchem Depressiven wurde denn hier wirklich geholfen durch Medikamente und Therapien? Wem?
MIR!

Ich könnte noch lang und breit was dazu schreiben, aber das sprengt das Thema des Postings. Ich habe zum eigentlichen Thema dieses Threads heute nichts Besonderes beizutragen, möchte den Beitrag von Data aber nicht unkommentiert stehen lassen.
Depressive brauchen natürlich ein Umfeld, das sie versteht, wobei es sich um Gleichgesinnte oder eine Selbsthilfegruppe (wie z.B. das Forum) handeln kann. Aber für mich gehören Depressive zunächst in die Hände von GUTEN! Ärzten bzw. Therapeuten.

Ja, ich ahne gerade, was Data gemeint haben könnte... Mitgefühl... nicht dieses "duziduzi, bald wird es besser", sondern wirkliches Mit-Fühlen... aber verd***, auch DAS gibt's hier doch!!! Oder lese ich ein anderes Forum als Data??

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:38
von Anne Blume
Liebe Verratich nicht,
herzlich willkommen hier im Forum.
Ihr Posting zeigt, wie verzweifelt Sie sind. Sorry, aber ich musste einige Absätze löschen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie hier hilfreiche Unterstützung finden - zusätzlich zu einer ärztlichen Behandlung.
Ich möchte Sie dringend auffordern, sich Hilfe zu suchen. Notfallnummern finden Sie auch oben rechts auf dieser Seite. Wir können (und dürfen!) hier keine Krisenintervention leisten.

Alles Gute für Sie
Anne Blume

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:53
von Data
@Kormoranin:

>> diese völlig absurden unverständlichen vorgänge in dir. der wunsch das alles bleiben zu lassen.

*luftablass*

Warum sollen das unverständliche Vorgänge sein? Wieso maßt du dir an, die Gedanken von Deadlock als absurd zu bezeichnen, wo du doch offensichtlich keinen blassen Schimmer von ihrem Leben hast? Mag ja sein, dass sie das für dich sind – na und? Bist du der Maßstab?

So, wie du gerade geschrieben hast, so oder ähnlich wird offiziell immer über Depressive gesprochen. Es wird sich selten bis nie die Mühe gemacht, die Gründe für die Depressionen wirklich zu erforschen bzw. zu erfahren, zum einen, weil sie derjenige vielleicht oft selbst nicht vollkommen preisgeben möchte, weil er sich schämt oder das Bekanntwerden zu großen Verwerwerfungen in dessen Leben führen könnte, zum andern, weil die wahren Gründe auch niemand wirklich hören will! Denn oftmals ist man einfach auch hilflos, weil nur der Betroffene selbst etwas ändern kann. Und der kann es oft nicht, weil die Zwänge, in denen er steckt, und die Schwierigkeiten, die sich vor ihm auftürmen, keine imaginären Gebilde, sondern nackte Tatsachen sind! Was ist daran, bitteschön, krank im schulmedizinischen Sinne, wenn man auf Grund von Ausweg- und Hoffnungslosigkeit daran denkt, sich das Licht auszublasen? Alle, die das behaupten, sollten mal in das Leben eines Depressiven schlüpfen, mit allen Erinnerungen, die derjenige hat, und allen Umständen, in denen er lebt. Sie würden nicht mehr von Krankheit sprechen, da bin ich mir sicher!

Ich habe jedenfalls noch keinen einzigen Depressiven getroffen (und ich habe inzwischen eine Menge kennengelernt!), dessen Depression für mich wirklich ein Rätsel war bzw. blieb (es sei denn, sie waren eben verschlossen und haben nichts erzählt), alle hatten gewichtige Gründe, depressiv zu sein, ALLE!!! Für Nichtdepressive sind solch quälenden Gedanken und Absichten höchstens deshalb nicht nachzuvollziehen, weil sie selbst noch nicht in solchen oder ähnlichen Lebensumständen steckten, ganz einfach! Wohlgemerkt, ich spreche hier vom gemeinen homo depressapiens, nicht von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen.

>> du bist selbstverständlich NICHT alt blöd oder hässlich.

Weißt du es? Hast du sie schon gesehen? Vielleicht ist sie es ja? (Sorry, Deadlock.) Für Frauen ist Aussehen mit Abstand das wichtigste – weil Männerhirne so programmiert sind. Männer haben dafür andere Anforderungen zu erfüllen. Und im Leben dreht es sich nun mal hauptsächlich um Beziehungen, und Depressionen sind nichts anderes als Symptome großer innerer Einsamkeit.

Kormoranin, dieses allgemeine Tröst- und Geh-zum-Arzt-Geschwafel geht mir so... *seufz* Ich finde, es grenzt schon an Verhöhnung, jemand mit solchen Allgemeinplätzen abzuspeisen.

Guten Abend!

Data


PS: >> an dieser völlig unbegreiflichen krankheit

Genau DAS ist das Problem! Depressionen sind alles andere als unbegreiflich, aber sie werden – und das bei vielen mit Absicht (die ihnen aber oft selbst nicht klar ist) – absolut missverstanden! Es müssten nicht die Depressionen, sondern das Leben des Depressiven behandelt werden, aber wie soll man das anstellen?

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:56
von otterchen
wow... hier kriegen sich jetzt die Leute in die Haare... und diejenige, die den Thread eröffnet hat, schreibt schon gar nicht mehr.

Gibt mir zu denken...

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 21:59
von schatzi
Nur der Kenner weiß warum!

Speichern nicht vergessen!

Bo.

Re: Et propter vitam vivendi perdere causas

Verfasst: 31. Okt 2007, 22:15
von Nyx
herrje Frau Blume, sind Sie wirklich nicht in der Lage, postings stehen zu lassen, auch wenn diese Ihrer bzw. der Meinung Ihrer Kollegen widersprechen? In diesem Fall sollten Sie alle Antworten besser gleich selbst schreiben; so wäre sichergestellt, dass alles so ist, wie Sie es haben wollen.

Best
Nyx