Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

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rowdys
Beiträge: 64
Registriert: 20. Apr 2007, 21:07

Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

Beitrag von rowdys »

Hallo,

komme gerade von meiner Therapiestunde zurück, bin ziemlich aufgebracht und durcheinander!

Ich war für acht Wochen in der psychosomatischen Klinik und hatte heute die dritte Therapiestunde (seit ich aus der Klinik zurück bin) bei meiner Therapeutin. Vor der Klinik hatte ich fünf Einheiten bei ihr, wobei es mir da jedoch so schlecht ging, dass ich nur geredet habe, alles aus mir rausgesprudelt ist und die Therapeutin mich einfach hat erstmal reden lassen. Habe sie als Therapeutin eigentlich noch gar nicht so recht kennengelernt, war einfach erstmal froh, einen Therapieplatz zu haben.

Heute hat meine Therapeutin etwas thematisiert, was ich jetzt für mich unwichtig fand, da mir ein anderes Thema "unter den Nägeln" gebrannt hat. Und sie hat mir eine Verhaltensweise untergeschoben, die so nicht richtig ist bzw. war. Sie ließ sich davon nicht abbringen und meinte Rückschlüsse auf meine Verhaltensweise ziehen zu können und zu wissen, wie ich mich in einer bestimmten Situation verhalten habe.
Ich habe ihr gesagt, dass sie falsch liegt, dass es anders war. Aber sie blieb bei ihrer Meinung und ich habe ihr gesagt, dass ich mich frage, was ich eigentlich hier mache, dass ich nicht weiß, warum ich über irgendwas diskutieren soll, was nicht so war, wie sie es meint.
Sie hat mich nur angesehen und gesagt, sie wolle mich damit ja nicht ärgern.

Hallo? Ich bin in einer Therapie, bin offen und ehrlich, (was nutzt mir sonst auch eine Therapie) und will auch so angenommen werden. Ich habe kein Problem damit, mich meinen Problemen zu stellen, das ist schließlich der Grund, warum ich die Therapie mache.

Ich habe mich heute überhaupt nicht ernst genommen gefühlt! Frage mich, ob es wirklich die richtige Therapeutin für mich ist.

Habe ich da irgendeinen Denkfehler? Aber ich will mir auch nichts einreden lassen, was nicht so ist.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht und wie seid ihr dann damit umgegangen?

Liebe Grüße - sonny
JanineA
Beiträge: 51
Registriert: 22. Nov 2006, 11:53

Re: Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

Beitrag von JanineA »

Hallo Sonny,

ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwierig es ist einen für einen passenden Therapeuten zu finden.

Das wichtigste ist, dass DU dich dort wohlfühlst. Meinungsverschiedenheiten bleiben, wie in jeder zwischenmenschlichen Beziehung, auch da manchmal nicht aus, allerdings muss man abwägen, wie man mit der herrschenden Wellenlänge zufrieden ist. Das ist die Basis

Was hast du denn von der Therapeuten für einen Eindruck? Ist sie dir symphatisch?

Ich weiß, nach ein paar Stunden kann man das unter Umständen noch nicht wirklich sicher beurteilen. Ging mir damals auch so.

Wann hast du denn wieder die nächste Stunde?

Gruß Janine
rowdys
Beiträge: 64
Registriert: 20. Apr 2007, 21:07

Re: Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

Beitrag von rowdys »

Hallo Janine,

habe mich inzwischen wieder beruhigt.

Ich frage mich jetzt, ob meine Therapeutin mich heute morgen vielleicht bewußt provoziert hat?
Ich habe im Moment, neben meinen "eigentlichen" Problemen, ein zusätzliches Problem, was von außen an mich rangetragen wird, drehe mich damit irgendwie im Kreis und komme aus diesem Kreislauf nicht raus.
Auf jeden Fall, habe ich durch den Ärger heute morgen, irgendwie diesen Kreislauf durchbrochen und mir geht es damit besser.

Ich frage mich nur, ob es heute morgen eine bewußt provokante Therapie war oder ???
Ich kenne meine Therapeutin noch zu wenig, um es einschätzen zu können.

Hm - ob sie mir sympathisch ist? Ich weiß nicht, sie macht einen relativ kühlen Eindruck, von sympathisch kann ich jetzt nicht unbedingt sprechen, aber bisher habe ich mich eigentlich gut aufgehoben gefühlt. Kann eben nur den heutigen Tag nicht so recht einordnen.

Meine nächste Therapiestunde ist am kommenden Dienstag, da werd ich sie auf die heutige Stunde nochmal ansprechen.

Wie sind denn deine ersten Therapiestunden verlaufen? Hattest du gleich zu Anfang den Eindruck, dass es "passt"?

Liebe Grüße - sonny
JanineA
Beiträge: 51
Registriert: 22. Nov 2006, 11:53

Re: Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

Beitrag von JanineA »

Hallo Sonny,

ich habe auch daran gedacht, ob es vielleicht Provokation vonseiten deiner Thera gewesen sein könnte.

Möglich wäre es, es ist nur schwer für mich darüber ein Urteil zu bilden, da mir ja der "Streitgrund" nicht bekannt ist.

Sprich sie in der nächsten Stunde am besten auch direkt darauf an

Zwischen meinem damaligen Thera und mir herrschte keine Welle.
Leider konnte ich das erst nach ca. 10 Stunden sicher beurteilen, da ich zuvor so verwirrt war und auch zuviel mit mir beschäftigt.
Ich konnte einfach kein Vertrauen zu ihm aufbauen. Er war bzw. ist ein sehr kühler Mensch und - das war letztendlich ausschlaggebend, dass er sich an kaum noch etwas von der letzten Stunde erinnern konnte. Dies war sehr frustrierend, da es doch für mich wichtige Dinge zur Aufarbeitung waren.

Bin gespannt, was du weiter zu berichten hast.

Ich drück dir die Daumen, dass du bei deiner Thera in guten Händen bist.

Lg Janine
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

Beitrag von Schöpfung »

Hallo,

brr, das kann ich auch nicht ab, wenn ein Therapeut meint, zu wissen, wie ich mich im Alltag verhalte, ohne seine Hypothese zu überprüfen.

Ich hab auch in der letzten Woche das Gefühl gehabt, meine Therapeutin schiebt mit was unter. Es war ganz komisch. Ich hab ihr erzählt, dass ich mich mit einer Freundin verabredet habe. Und da meinte die Therapeutin: "Glauben Sie, dass sie Ihnen zusagt, wenn Sie einen Termin unter der Woche vorschlagen?"
Ich glaube, die hat überhaupt nicht zugehört. Die Verabredung war doch längst beschlossen - mal davon abgesehen, dass der Werktag von der Freundin höchstpersönlich vorgeschlagen wurde. HÄÄÄ???

So einen ähnlichen Klops hat sie vor ein paar Wochen auch schon mal gebracht. Ich hatte mich da so aufgeregt, dass ich ihr deswegen sogar einen Brief geschrieben habe. Sie ist dann drauf eingegangen, aber jetzt geht das schon wieder los!Und ich hab Angst, wenn ich das jetzt schon wieder anprangere, dass sie mich dann als schwierig hinstellt, andererseits merk ich die Anspannung deswegen und muss es ihr dann wohl doch irgendwie in schonender Form sagen.


Ich schlepp das mit mir rum und fühl mich irgendwie so hilflos, weil ich mich ja auch ein Stück auf die Therapeutin angewiesen fühle.

Grüße, Amalia
rowdys
Beiträge: 64
Registriert: 20. Apr 2007, 21:07

Re: Fühle mich von Therapeutin nicht ernst genommen

Beitrag von rowdys »

Hallo Amalia,

hab deinen Beitrag gerade erst gelesen.

Also ich steh auf dem Standpunkt, dass man in der Therapie offen und ehrlich mit seinen Gefühlen umgehen muß - ich hab für mich die Erfahrung gemacht, dass es mir mit Offenheit besser geht, als irgendwas mit mir herumzutragen.

Auch, wenn es manchmal nichts ändert - aber ich bins los. Ich bin mit der Diagnose, Depression, zu meiner Therapeutin gegangen. Kurz darauf kam ich in die Klinik, es ging mir langsam besser, aber "unter der Depression", kam ein - "mein" fast völlig verdrägtes Trauma zum Vorschein. Meine Probleme haben sich verlagert, die Depression steht nicht mehr im Vordergrund.
Bei meiner Therapeutin habe ich das Gefühl, dass sie bei mir im Dunkeln stochert, aber ich brauche Halt, brauche etwas woran ich mich "festhalten" kann, brauche einen roten Faden in der Therapie.
Ich habe meine Therapeutin darauf angesprochen und wollte von ihr wissen, wie ihre therapeutische Planung aussieht - hat mich auch viel Kraft gekostet, sie darauf anzusprechen. Sie ist mir ausgewichen, sagte nur: wir werden dann sehen. Ich habe drei Anläufe gebraucht, drei Therapieeinheiten, bis ich beim dritten Versuch nicht augehört habe zu fragen. Ich bekam nur zur Antwort: Ja - eine Traumatherapeutin bin ich nicht. Aber hätte sie nicht mit mir darüber sprechen können, wie es weiter gehen kann? Stattdessen ist sie mir immer ausgewichen.
Also ich nehme es nicht so hin, werde die Therapeutin wechseln. Ja, die Wartezeiten sind lang und Therapeuten mit dem Schwerpunkt Trauma, sind rar gesät. Ich hab in zwei Wochen ein Vorgespräch und werde die Wartezeit, trotz allem, bei meiner jetzigen Therapeutin überbrücken.

Lieb Grüße - sonny
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