Welche Therapie für mich?

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Gestern
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Registriert: 10. Okt 2007, 20:17

Welche Therapie für mich?

Beitrag von Gestern »

Hallo Leute,

ich bin neu hier.

Ich bin seit vielen, vielen Jahren depressiv - medikamentös austherapiert - und fürchte, dass ich in Wirklichkeit unter (zumindest Anflügen von) schizoider Persönlichkeitsstörung leide.

Mir ist vollkommen unklar, was ich machen soll, oder ob überhaupt. Ich habe vieles gelesen, auch hier, und mir ist nicht wirklich klar, wie z.B. eine Psychotherapie (und welche?) helfen soll.

Wenn manche hier berichten, was in den Sitzungen vor geht, was gefragt wird etc., dann kann ich damit nichts anfangen. Zudem rede ich nicht gerne mit fremden Leuten, und wenn ich mich mal von innerst nach außen gekehrt habe, so hat das in allen Fällen dazu geführt, dass ich diesen Menschen danach nie wieder sehen wollte/konnte. Kein guter Ausblick auf einen Therapeuten (und da berichten einige hier, wie wichtig ihnen der Therapeut geworden ist, weil er ihr Geheimnis kennt. Mich hat es nur geschüttelt bei dem Gedanken).

Ich sitze hier und weiß nicht was tun, oder ob ich überhaupt was tun sollte. Ich kann mir bei aller Phantasie nicht vorstellen, was in einer Therapie passiert, dass einem helfen könnte sich zu ändern?
An Selbsterkenntnis mangelt es mir eigentlich nicht (glaube ich zumindest).

Aber ich bin innen im Herzen (fast immer) tot, und wie soll das durch reden geändert werden?

Ich hoffe, Ihr könnt mir da helfen, das zu verstehen. Ich stehe da wie ein Ochs vorm Berge.

Ich danke Euch!
Gestern
KristinaB
Beiträge: 113
Registriert: 25. Dez 2006, 11:00

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von KristinaB »

Hallo Gestern,

welche Medis nimmst Du jetzt?
Bist Du bei einem Facharzt in Behandlung?

Unter welchen Symptomen leidest Du am meisten?

Könnte Dir vielleicht eine Verhaltenstherapie helfen, bei der es um die Bewältigung der täglichen Probleme gehen könnte?

Viele Grüße

Kristina
KristinaB
Beiträge: 113
Registriert: 25. Dez 2006, 11:00

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von KristinaB »

Woher kommt das austherapiert?

Von einem Arzt? Von mehreren Ärzten?
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von Sadness »

Hallo Gestern,

Du schreibst "Aber ich bin innen im Herzen (fast immer) tot, und wie soll das durch reden geändert werden?". Das kann sehr wohl durch reden verändert werden. Denn durch das Reden wirst Du Dich zwangsläufig mit Deinen Gefühlen auseinandersetzen. Therapie ist auch viel Spüren und nicht nur Reden. Wenn Du innerlich wie tot bist, wird es irgendwann in Deinem Leben die richtige (unbewusste) Strategie gewesen sein, um weiter zu leben, so vermute ich. Ich hatte vor meiner Therapie auch zu so vielen Gefühlen in mir überhaupt keinen Kontakt, hatte null Schimmer von alldem, was ich da in mir immer weggeschoben oder unterdrückt habe. Weil es mir nicht bewusst war. Es ist aber da und ich glaube, dass es krank macht irgendwann, wenn man sich nicht darum kümmert. Deine Seele macht sich irgendwann bemerkbar. Das sind die ersten Signale, dass man etwas tun muss. Es ist nicht immer leicht in der Therapie, absolut nicht, aber es hat mir sehr viel gebracht, gerade was das Spüren und sich kennenlernen angeht. Ich kann Dich nur ermutigen, denn es bereichert Dich, mit Dir in Kontakt zu kommen. Du lernst Deine Verhaltensmuster und Deine Krankheitssymptome besser verstehen und kannst so auch versuchen, Dinge zu verändern.

Ich wünsch Dir alles Gute und die Kraft für die richtige Entscheidung!

gruß
Sadness
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von Regenwolke »

Huhu Gestern,

vielleicht könnte auch eine "Kreativtherapie" für Dich hilfreich sein, also Körper-/Kunst- oder Musiktherapie, weil da eben erstmal nicht das Reden im Vordergrund steht.

Allerdings zahlt das in der Regel nicht die Kasse und man muß schon gucken, daß man auch einen guten, seriösen Therapeuten findet.

Lieben Gruß,
Regenwolke
Gestern
Beiträge: 5
Registriert: 10. Okt 2007, 20:17

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von Gestern »

Hallo,

und Danke für Eure Antworten.

Mit austherapiert meine ich, dass ein Psychiater sein Arsenal an Medikamenten an mir durchgetestet hat, und ich auf nichts (ja) anspringe, bzw. angesprungen war. Ich bin mit einer Liste von Psychotherapeuten aus seinen Diensten entlassen worden.

Das war die Zeit, wo die Depression im Vordergrund stand. Danach habe ich mich aufgegeben.

Das mit der Depression ist jetzt nicht mehr so ... wie mir heute nach längerem Nachdenken aufgegangen ist. Jetzt bin ich einfach nur noch ohne Gefühl für das Meiste im Leben (Freunde, Hobbies, Kreativität). Dadurch bin ich von der Depresssion her scheints in einer Art Regression. Was nichts fühlt, kann nicht traurig sein...

Es ist eine sehr ruhige Stille in mir drin, also eigentlich absolut nicht befrohlich (vielleicht so gar schön von einem bestimmten Standpunkt aus. Als ich unter Gefühlen so gelitten habe, habe ich mir so eine Stille immer gewünscht).


Nur eben auch sehr beunruhigend, vor allem weil ich wue gesagt früher sehr emotional war (aber immer "anders" und allein).

Mein Alltag läuft flüssig. Ich habe eben nur keine privaten Kontakte (und will keine) und alles, was mir früher Spaß machte, stehe ich jetzt vollkommen gleichgültig gegenüber (und habe es nach dem Versuch alles was mir je Spaß gemacht hat mit Gewalt wiederzubeleben aufgegeben).

Das geht jetzt ins zweite Jahr, denke ich.

Ich mache mir Sorgen um mich, um wie es weitergehen soll. Kann ich wirklich die nächsten dreißig Jahre ohne Hobbies, Freude, mit Gleichgültigkeit gegenüber fast allem und schierer Angst vor der Langeweile des Feierabends und der Wochenende leben? Scheint nicht besonders erstrebenswert.

Ich fühle nichts, wenn ich darüber schreibe, oder rede (habe mir mal vorm Spiegel vorgestellt, einem Arzt meine "Leidensgeschichte" zu erzählen. Von A bin Z).

Ich habe keine destruktiven Verhaltensmuster (außer dass ich zuviel esse), oder gar Gedankenmuster. Ich denke nicht mehr viel. Intellektuell bin ich sehr abgeflacht.

Darum kann ich mir nicht vorstellen, dass es etwas bringen soll, einem Arzt das zu erzählen. Ich muß mir selbst helfen -- wüßte ich wie, dann hätte ich es längst getan. Aber es gibt Psychologen, irgendeine Existenzberechtigung müssen sie ja haben

Das mit der Kreativtherapie klingt gut, aber das kann ich mir nicht leisten, leider. Auch bin/war ich eigentlich von Haus aus recht kreativ, nur das ist erst mit der jahrelangen Depression und jetzt mit der Gleichgültigkeit vollkommen zum Erliegen gekommen. Genaugenommen leider ich darunter am Meisten, denn das war das einzige was ich etwas konnte und auf das ich zu Zeiten stolz war.

Alles sehr unspektakulär.
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von Sadness »

Das sind alles Symptome einer Depression!!! Du solltest das nicht länger leugnen. Meinen Tip hab ich Dir gesagt. Aber Du musst natürlich selber wollen, sonst hat es keinen Sinn!

Gruß
Sadness
Gestern
Beiträge: 5
Registriert: 10. Okt 2007, 20:17

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von Gestern »

Hallo Sadness,

huh, warum greifst Du mich so an? Bitte nicht.

Ich habe seit zwanzig Jahren Depressionen jeglicher Couleur gehabt - verzeihe mir, wenn ich das, was ich gerade empfinde, als anders anzusehen wagte (eine lähmend/abgestumpfte/lebende Tote Phase hatte ich auch schon mal. Das hier ist etwas anderes). Und was nicht heißt, das es keine D. ist! Ich leugne doch nichts? Ich zweifle? Ich lese und finde mich woanders wieder? Ich lese und lerne, dass Depressionen eine andere Grundstörung verdecken? Ich lese und erfahre, dass es für shizoide PS keine große Heilchancen gibt? Vielleicht wollte ich nur von Leuten mit dem gleichen Leiden etwas hören. Etwas Hoffnung, dass man sich nicht umsonst bei einem Seelenklemptner erniedrigt und es Mittel und Wege gibt aus so einem Todesurteilsdiagnose wieder heraus zu kommen.

Was mich jetzt stört ist, dass ich mit meinem Zweifel an einer Gesprächstherapie gleich auch so eine Ablehnung treffe. Es tut mir leid, dass ich mit meinen - Ängsten? - nicht in der Lage bin, mich einem wildfremden Arzt anzuvertrauen. Wäre das anders, dann wäre ich weder krank noch hier!

Aber Du hast recht, ich muß es selber wollen.
Da ich im Moment nichts will wird der Punkt sehr schwer.

Sorry, für die Verschwenung all Eurer Zeit ich weiß selbst nicht mehr, was ich hier wollte.

G.
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von Sadness »

Liebe(r) Gestern,

das sollte kein Angreifen sein, eher ein Wachrütteln. Du scheinst ja selber erkannt zu haben, dass es so nicht weitergehen kann und dass Du alleine aber nicht daraus kommst. Von daher ist doch der Schritt, sich professionelle Hilfe zu holen absolut naheliegend. Du hast doch nichts zu verlieren bei einem Versuch. Wenn Du es nicht versuchst, wirst Du nicht erfahren, ob eine Therapie Dir helfen kann. Du solltest es nicht von vorneherein zum Scheitern verurteilen.

Es ist einfach wichtig, in so einem Zustand nicht alleine zu sein und zu glauben, es würde einem niemand helfen können.

Sorry wenn ich zu grob war, aber ich denke einfach, dass Du Dir ein mögliches gutes Hilfsangebot versperrst. Und das sollte nicht sein. Denn Du hast es verdient, dass man Dir hilft, daraus zu kommen.

Gruß
Sadness
lunasol
Beiträge: 531
Registriert: 1. Apr 2007, 11:49

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von lunasol »

Hallo Gestern,

ich weiss nicht wo du gelesen hast, das eine schizoide PS einem Todesurteil gleichkommt.

Ich selber habe unter anderem auch diese Diagnose. Und bin in Therapie. Und das erfolgreich, wie ich finde.

Es gibt nur sehr wenige diagnostizierte PS´ler dieser Art und ich denke nicht, das Du sie hier finden wirst.

Trotz allem lass dir gesagt sein, eine Therapie ist möglich, wenn sie auch anders aussieht als bei einem Depressiven.

Aber Vermutungen führen zu nichts, lass Dich diagnostizieren und such Dir dann einen Therapeuten, der dich adäquat behandeln kann und will.

liebe Grüsse

lunasol
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von flora80 »

Hallo Gestern,

ich kann mich den Vorschreiberinnen im Prinzip anschließen.

Was mich ein bisschen wundert, ist, dass du schreibst, du seist medikamentös "austherapiert". Es gibt Unmengen an verschiedenen Medikamenten und ich kann mir kaum vorstellen dass die ALLE bereits probiert wurden. Vielleicht hilft es dir, den Arzt zu wechseln und noch einmal etwas neues auszuprobieren.?

Zum Thema Psychotherapie denke ich, dass es tatsächlich für viele Menschen sehr, sehr schwer ist, sich einem ja zunächst einmal völlig fremden Menschen zu öffnen. Aber sowas geschieht schrittweise, du darfst dir das nicht so vorstellen, dass du direkt bei der ersten Stunde alles "auspacken" musst. DU entscheidest, wieviel du wann erzählst. Wichtig finde ich allerdings schon, mit der Erkrankung nicht allein zu bleiben. Du schreibst ja, dass du dich sozial ziemlich isolierst. Eine Therapie könnte dir dabei helfen, den Kontakt zur "Außenwelt" wiederherzustellen. DU musst dich entscheiden, welche Version dir mehr hilft: Willst du weiterhin alleine bleiben, ohne jemanden, der dich annimmt und versucht zu verstehen, oder willst du vielleicht doch versuchen, einen kleinen Schritt aus dem Loch heraus zu machen. Den ersten Schritt dazu, etwas zu ändern, musst du selbst machen, da kann dir niemand helfen. SIch selbst zu isolieren ist ja meistens eine Selbstschutzreaktion und die war bestimmt einmal sehr sinnvoll in deinem Leben. Aber überprüfe doch mal innerlich für dich, ob sie immernoch ihren Zweck erfüllt oder nicht vielleicht doch mittlerweile hauptsächlich hinderlich geworden ist. Ich finde, die Tatsache, dass du hier schreibst und danach fragst, was für dich noch sinnvoll sein könnte, zeigt, dass du mit der Situation ganz und gar nicht glücklich bist. Um etwas zu verändern braucht es allerdings Mut, sich auf unbekanntes einzulassen. Ich kann dir nur sagen, dass es sich lohnt, diesen Mut aufzubringen. Entscheiden musst du das letztlich selbst. Wenn du dich dagegen entscheidest, dann hilft es aber auch nicht weiter, damit zu hadern. Nimm dir Zeit und treff eine Entscheidung. Aber Medikamente alleine werden dir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit nicht helfen können. Meistens führt nur die Kombination mit Psychotherapie zum Erfolg. Dennoch würde ich auch auf medikamentöser Ebene noch mal schauen, wie gesagt, vielleicht mit einem neuen Arzt.


Liebe Grüße von Flora
flora80
Beiträge: 3620
Registriert: 24. Mär 2003, 18:48

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von flora80 »

Hallo noch mal!

Ich hab grad ein bisschen in den Tiefen und Weiten den Forums gesucht und diesen Thread gefunden, in dem ganz gut erklärt wird, welche Therapien es so gibt und was von der KK bezahlt wird. Außerdem gibt es Erfahrungsberichte.


http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1147482166


Vielleicht sind da ja hilfreiche Gedanken für dich dabei und es wird klarer für dich, wie Therapie "funktioniert".

Gruß, Flora
BeAk

Re: Welche Therapie für mich?

Beitrag von BeAk »

Liebe Gestern,

ich habe/hatte auch Probleme mit abgespalten Gefühlen. Habe in meiner tiefenpsychologischen Therapie über meine Traumatas geredet ohne was zu empfinden. Daran hat sich während der 2 Jahre Therapie auch fast nichts geändert. Geholfen hat mir erst die konzentrative Bewegungstherapie zu meinen Gefühlen zu finden.
Ich leiste mir 2 Termine im Monat und es hilft mir wunderbar.
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