lieber nichts fühlen

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U2
Beiträge: 28
Registriert: 28. Jun 2007, 01:13

lieber nichts fühlen

Beitrag von U2 »

niemand sieht wie ich mich quäle, ich verberge es so gut ich kann. Aber vor mir selbst kann ich es nicht.
Der Zwang über alles nachzudenken, alles zu analysieren macht mich verrückt.
Ich habe das Gefühl alles was ich mache und vor allem sage, ist falsch und bingt mich in Schwierigkeiten. Ich glaube, dass mich niemand mehr wirklich mag und ich ihnen auf die Nerven gehe. Ich bin gar nicht mehr ich, mag mich selbst nicht.
Eigentlich will ich nur, dass alle mich mögen- aber ich glaube ich will es zu sehr?
Im Moment möchte ich mich am Liebsten daheim vergraben und nie mehr unter Menschen oder gar unter meinen Freunden sein. Es weiß eigentlich kaum jemand von meiner Depri, und ich fühle selbst manchmal wie verkrampft ich anderen gegenüber bin, die ich nicht einschätzen kann oder nicht kenne. Dann denke ich immer, dass die mich bestimmt SCH.... finden, weil ich krampfhaft versuche witzig zu sein. Es ist als hätte ich dann kein Selbstwertgefühl mehr.
Wenn mir jemand sagt er mag mich, dann ist es ganz toll, ich freu mich so - und am nächsten Tag ziehe ich es wieder in Zweifel.

Was ist nur los mit mir? Kriege ich jetzt noch so eine psychosoziale Störung???

Ich wünschte ich könnte meine Gefühle abschalten und lieber nichts fühlen als das.

biba
Donnerschlag
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Registriert: 24. Jun 2006, 09:55

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von Donnerschlag »

hallo, biba

was hindert dich daran einmal professionelle hilfe in Anspruch zu nehmen???

depressionen erschweren das leben ungemein und sind mitunter von einer solchen intansität, dass es wirklich schwierig ist, da alleine raus zu kommen. depressionen, so wie ich dachte hat nichts damit zu tun sich nur zusammenreissen zu müssen...depression ist eine krankheit, auch wenn es mir noch sehr schwer fällt, das zu akzeptieren.

warum willst du, dass alle dich mögen? ist das wirklich so erstrebenswert? magst du denn im gegenzug alle menschen.und ich stelle mir das sehr anstrengend vor, dieses dein ziel.

grüsse
Tama
U2
Beiträge: 28
Registriert: 28. Jun 2007, 01:13

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von U2 »

Hi Tama,

bin seit fast 3 Jahren in Behandlung, mit AD´s Therapie und allem drum und dran.
Leider hilft nichts.
Wenn ich sage ich möchte, dass mich jeder mag, dann meine ich nicht irgendjemand, sondern die Menschen in meinem Umfeld.
Es gibt Menschen, die mir sehr wichtig sind, und ich habe das Gefühl, dass sie sich von mir entfernen. Ich fühle mich ausgeschlossen, nur noch wie eine Randfigur und es tut mir einfach unheimlich weh. Am liebsten würde ich mich ganz zurückziehen.

Es geht mir im Moment sowieso schlecht und jetzt wo ich die Unterstützung brauche, ist es so als müsste ich noch mit der Nase darauf stoßen- und das will ich nicht.

Die ganze Situation ist so hart, und ich kann mich keinem anvertrauen, meine Depri ist auf dem Höhepunkt, schlimmer geht gar nicht und meine Freundinnen merken NICHTS.

Ich kann gar nicht in Worte fassen, was in mir abgeht.....
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von ben1 »

Hallo Biba

nur kurz ein, zwei Gedanken zu dem von Dir geschriebenen

"Der Zwang über alles nachzudenken, alles zu analysieren macht mich verrückt."

So isses. Unser Verstand ist ein hervorragender Diener im Leben - und ein furchtbarer Tyrann, wenn er versucht, die Leitung an sich zu reissen bzw. in diese Rolle gedrängt wird. Das Problem vieler Menschen, die Depressionen haben ist, das sie sich selbst aus der Fühlung verloren haben - überhaupt nicht mehr wissen, was gut und schlecht für sie ist - und dann kommt Kollege Verstand und versucht (etwas dilletantisch, das sei zugegeben), diese Funktion zu übernehmen. Du, ich, niemand, wird ein erfülltes Leben führen können, das rein Verstandesmäßig geführt wird. Der Verstand flüstert Dir auch so Unsinn ein wie "es ist notwendig, das mich die Leute mögen". Ist es nicht! Es ist schön und basta. Ich finde es wahnsinnig wichtig, den Verstand aus der Verantwortung zu entlassen - wenn mal wieder der Grübelzwang über dich kommt, zu Dir selbst (zum Verstand) zu sagen "ich sehen, wie Du Dich abmühst, aber Du kannst dieses Problem für mich nicht lösen." Zurück zu den Gefühlen kommen bedeutet, erstmal ein Stück "durch die Wüste zu gehen" - sich eine Zeit lang zuzugestehen, das man keine Ahnung hat, was richtig oder falsch, wo oben oder unten ist, sich den einen oder anderen Umweg (der die Ortskenntnis erweitert, das nur nebenbei) zu gestatten - und diesen Schritt möglichst bewußt zu gehen. Unbewußt gehst Du ihn bereits - und der Schmerz, den Du ohne Zweifel spürst, ist NICHT der Schmerz des Weges, sondern der Schmerz des "ist das jetzt richtig oder falsch? Wo komm ich da hin? Wie gehts weiter?

Geh behutsam mit Dir um, nimm den Weg mit möglichst viel Humor, geh aufmerksam, aber nicht zu schnell. Es ist schön, wenn man einen Begleiter auf diesem Weg hat (ein guter Therapeut geht den Weg mit) - aber Du wirst keinen Bergführer finden, der Deinen Weg kennt - der wird erst Deiner, indem Du ihn gehst.

Würde mich freuen, wieder von Dir zu lesen

Ben
hellblau
Beiträge: 125
Registriert: 3. Jul 2007, 18:27

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von hellblau »

Liebe biba,

Außenstehende können einfach nicht nachvollziehen, wie es für uns in einem Depritief ist. Was wir fühlen und was wir denken ist oft für uns selbst verwirrend (gehe da jetzt von mir aus, Korrekturen erwünscht). Ich habe auch die Erfahrung gemacht, das sich Menschen distanzieren oder Dinge sagen, die alles schlimmer machen, ohne uns eigentlich verletzen zu wollen.

Hast Du für Dich schon mal formuliert, wie die Unterstützung in konkreten Situationen aussehen kann? Brauchst du manchmal jemand der einfach zuhört, oder eher jemand der dir Rückmeldung gibt? Wenn Du den Menschen in deinem Umfeld das mitteilen könntest lassen sie sich gern auf dich ein, oftmal sind auch sie nur verunsichert. Würde mich freuen wenn Du irgendwann wieder was zu diesem Thema schreibst.

Ansonsten gebe ich ben ganz recht mit seiner Schilderung unseres und doch so individuelen Befindens. In einem anderen Thread wurde das als Gedankenspirale beschrieben, oftmals ist es die Krankheit die vermeintliche Analysen verfälscht, diese sind es wert loszulassen. Mach dich frei davon , ich weiss, dass es schwer ist und wünsche dir viel Kraft für deinen Weg... alles Liebe, Luise
U2
Beiträge: 28
Registriert: 28. Jun 2007, 01:13

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von U2 »

Hallo Ben,

Danke erstmal.
Weißt Du, ich bin eigentlich ein totaler Gefühlsmensch, null Kopflastig. Ich empfinde es eigentlich mehr andersrum, nämlich, dass meine Gefühle mich dazu bringen, gar zwingen nachzudenken.
Viele meiner Gedanken sind völlig überzogen, aber ich empfinde so- auch wenn der Verstand mir sagt, dass es nicht so ist.
Es gibt Tage, da kann ich kaum etwas bewältigen, da ich diesen ganzen Prozess aus Gefühlen und Gedanken als körperlichen Schmerz empfinde, der mich überall hin verfolgt.
Mein Kopf sagt dann: alles ist gut, es gibt keinen Grund, du kannst ganz ruhig sein.
Aber der Schmerz, die Angst, ist übermächtig. Ich wünschte dann ich würde einfach nichts fühlen, da es so weh tut.

Ich habe Menschen die mich verstehn, glauben mich zu verstehen, sich bemühen da zu sein, darüber kann ich mich nicht beschweren. Fast alle sind mehr oder weniger auch betroffen. Sie sind mir auch sehr wichtig und deshalb wäre es für mich ganz schlimm, wenn sie mich nicht mehr mögen würden. Meine Gedanken und Befürchtungen dies bezüglich sind schwer zu beschreiben,aber sie sind da....

Wobei das natürlich nicht meine einzigen
Gedanken und Ängste sind, aber der Bereich meinen Lebens ist zur Zeit vorherrschend.

Zum Thema Humor möchte ich sgen, dass ich Dir da voll recht gebe und ich versuche das auch, ich bin eigentlich ein sehr fröhlicher und postiver Mensch- eigentlich...
Niemand würde glauben, dass ich so was habe.

Ganz liebe Grüße, biba
U2
Beiträge: 28
Registriert: 28. Jun 2007, 01:13

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von U2 »

Liebe Luise,

danke Dir erst mal.
Die Personen in meinem Umfeld sind echt verständnisvoll......aber sind sie es wirklich oder geh ich ihnen eigentlich auf den Keks? Das sind so Fragen die ich mir stelle.
Ich werde gut unterstützt, glaube ich...
Wen würde ich anrufen, wenn es mir schlecht geht?
Wer würde kommen??
Ok, da gäb es welche.
Und dann? Fragen sie auch nach mir, wenn ich sie nicht bitte? Muss ich immer darum bitten? Merkt denn keiner von sich aus, dass er gebraucht wird? Ich will nicht immer bitten...
Also warte ich, bis sich jemand bei mir meldet und meine Gefühle zermürben mich Tag für Tag mehr. Ich steh mit Ihnen auf und schlaf mit Ihnen ein. Schau aufs Telefon, aufs Handy,...aber keiner meldet sich.
Ich fühle mich allein, ungeliebt, unwichtig.
Wie schön wäre es, wenn ich wüsste, wie ich mich von diesen Gefühlen und Gedanken befreie.
Ich weiß es nicht.- Aber ich will es lernen.

Liebe Grüße biba
ben1
Beiträge: 1379
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von ben1 »

Hallo Biba

ich denke, ich habe verstanden - dann lass es mich anders formulieren.

ZUERST ist ein Gefühl wie Angst, Sinnlosigkeit, Ohnmacht o.ä. da - und dann kommt der Verstand ins Spiel und meint, mit diesem Gefühl fertig werden zu müssen. Und da er nichts aktiv machen kann, und auch keine "Fehlerquelle" finden kann nach allem analysieren, versucht er Dich, zu beruhigen ("Keine Panik, da ist nix schlimmes ..."). Das funktioniert aber nicht.

Diese ursprünglichen Gefühle haben mit Sicherheit einen Sinn und möchten Dir etwas mitteilen. Ich habe keine Ahnung, was das bei Dir sein könnte, aber vielleicht willst Du selbst mal ein wenig nachforschen. Eine hervorragende Methode, um ein wenig Ordnung in diesen Gedanken- und Gefühlewust zu bringen, finde ich den "Voice-Dialogue" - darin werden verschiedene Stimmen in Dir identifiziert (bspw. "der Kritiker", "der Antreiber", "das ängstliche Kind", usw.) und allen wird Raum gegeben, eigene Ansichten zu äußern. Das ist eine hochspannende und absolut persönlichkeitserweiternde Sache. Schau doch mal z.B. auf http://www.zeitzuleben.de/artikel/perso ... gue-1.html

Vielleicht kannst Du so das eine oder andere Bedürfnis, das Du auch noch hast, das bisher aber vernachkässigt wurde, integrieren.

Würde mich freuen, wieder von Dir zu lesen!

Grüße

Ben
U2
Beiträge: 28
Registriert: 28. Jun 2007, 01:13

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von U2 »

Ich weiß, dass mir keiner helfen kann, aber ich muss mir das von der Seele schreiben, da ich das Gefühl habe überzuschnappen.

Ich bin in einer Situation tiefster Verzweiflung u. Der Schmerz, den ich empfinde, raubt mir den Atem. Alles um mich herum zerbricht, was muss ich noch ertragen? Reicht es nicht irgendwann mal? Ich habe Angst, dass ich so durchdrehe, dass ich mich nicht mehr erhole, die Gefühle in mir, der Schmerz sind so stark....
Am liebsten würde ich mich ins Auto setzten und einfach losfahren, einfag weg von hier, wo mich alles so schafft und erdrückt.


Die Tabletten aber lösen meine Probleme nicht und ich habe sonst keine Idee wie ich das schaffen könnte.
Ich bin so hoffnungslos
Keken
Beiträge: 338
Registriert: 26. Aug 2005, 14:34

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von Keken »

Hey Biba,

ich habe den Thread ganz durchgelesen und denke, Du bist einfach heute in einem ganz besonderen Tief. Was ist denn passiert.... ?


In einer solchen Ausnahmesituation kann man nicht gut denken u./o. "schlaue" Tipps von außen annehmen. Dennoch: Es stimmt nicht - und Du weißt das eigentlich - dass Du Deinen Leuten egal bist. Manchmal dominiert einen das Gefühl, ich kenne das auch; ich denke dann, ich platze gleich, es ist einfach da, tobt und frisst und man fühlt sich machtlos.

Das sind wir aber nicht! Warte nicht drauf, dass Dich jemand anruft - ergreife selber die Initiative. Wenn man sich lange von der Außenwelt abkapselt (und lange kann auch bloß ein gefühltes "lange" sein), dann wird dieser Vorgang immer merkwürdiger, man kann sich immer weniger vorstellen, dass die anderen einen mögen, man ihnen nicht zur Last fällt. Was wir Depris aber häufig in unserer Qual vergessen - auch Gesunde haben Probleme wie wir und können demnach oft nachvollziehen, wie es uns geht.

Ich weiß nicht, ob ich in Deiner "Blackout"-Phase überhaupt zu Dir durchdringen kann... In der Mail klingt es, als würdest Du implodieren. Lass es raus, versteck es nicht... mir hilft schreiben... was könnte Dir jetzt ein bisschen Abhilfe schaffen?

Wenn es hilft, dann schreib zurück. Werde hier sitzen und warten.

Vielleicht bis gleich?

Lieben Gruß
Keken
Fear NOT, for I'm with you, says the LORD.
bine2
Beiträge: 141
Registriert: 21. Jul 2007, 21:37

Re: lieber nichts fühlen

Beitrag von bine2 »

Liebe biba,

vielleicht bist du ja noch online und liest meine Antwort. Ich weiß nicht so recht, was ich dir sagen soll. In dieser Stimmung nützen keine noch so gut gemeinten Worte wirklich, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Trotzdem: Vielleicht hilft es dir ja zu wissen, dass du nicht allein bist! Und auch wenn du gerade keinen Freund, Bekannten, usw. anrufen kannst oder willst...Du bist ihnen nicht egal! Auch mir ist es nicht egal, wie es dir geht, obwohl ich dich eigentlich gar nicht kenne!
Ist denn etwas passiert heute, dass es dir besonders schlecht geht?
Mir geht es übrigens auch nicht gut, aber gerade, weil nichts passiert ist. Ich war den ganzen Tag bloß daheim und konnte mich zu keiner Arbeit aufraffen. Aber ich wollte auch nicht wieder eine Freundin anrufen und ihr auf die Nerven gehen, damit sie mich hier herausreißt!
Das was du schreibst, kommt mir insgesamt sehr bekannt vor. Ich frage mich oft, ob ich anderen zur Last falle, usw.
Entschuldige, wenn das jetzt etwas durcheinander ist, ich hoffe, du verstehst, was ich sagen will.
Viele Grüße,
bine
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