Trauer - herzlose Therapeutin?

Möwe
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Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Möwe »

Liebe Forianer,

ich bin neu im Forum, verfolge aber schon seit einiger Zeit Eure Beiträge. Ich fühle mich im Moment traurig und allein. Gestern habe ich erfahren, dass meine beste Freundin nach langer schwerer Krankheit verstorben ist. Obwohl das absehbar war, war es ein Schock. Ich habe sehr geweint und die ganze Nacht nicht geschlafen und war froh, heute Nachmittag einen Termin bei meiner Therapeutin (tiefenpsychologisch fundierte Körperpsychotherapie)zu haben. Allerdings sollte die Stunde zum Alptraum werden. Es fing schon mit einer Enttäuschung an, da sie sich nicht daran erinnern konnte, dass ich in der letzten Woche sehr ausführlich über diese Freundin gesprochen hatte. Schließlich fing ich an zu weinen, und sie sagte, es ist, wie es ist, und ich solle das zulassen. Während ich weinte, saß sie mir - ein Glas Wasser trinkend, ihre lackierten Zehennägel betrachtend und auf die Uhr schauend - gegenüber, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Schließlich bemerkte ich, dass ich mich wie in meiner Kindheit fühle -ich bin traurig und niemand tröstet mich. Das hat mich noch trauriger und verzweifelter gemacht, so dass ich noch heftiger weinte. Dazu meinte sie, früher sei niemand da gewesen, und da komme auch niemand mehr. Die große Frau S. (= ich als Erwachsene) solle die kleine G. (= ich als Kind) in die Arme nehmen und trösten. Das ging völlig an mir vorbei. Dann stellte sie erst sich und dann eine Fußrolle ("das ist jetzt Frau S.") neben meinen Stuhl, ritt nahezu die ganze Stunde darauf herum, dass die Erwachsene Frau S. das Kind in die Arme nehmen müsse, anders gehe es nicht, es käme niemand mehr - ohne zu merken, dass ich ihr in dieser Situation überhaupt nicht folgen konnte. Und je mehr sie darauf herumritt, desto heftiger und lauter wurde mein Weinen. Es war die pure Verzweiflung. Ich konnte mich gar nicht mehr beruhigen. Mitten in der Stunde, noch während ich laut weinte, öffnete sie das Fenster(die Praxis liegt im Erdgeschoss, direkt davor der Bürgersteig). Dann ging sie raus und holte sie ein Glas Wasser, dass ich trinken sollte. Wie ein Befehl kam die Aufforderung jetzt wieder zurückzukommen, die Zeit sei um. Ob ich nicht merke , wie ich an der Hoffnung, es komme noch jemand, festhalte. Das hätten wir doch schon vor zwei Wochen gehabt. Schließlich schnauzte sie mich an, ich solle gefälligst die Zügel anziehen, das gehe nur mit Härte. Und wenn ich nicht aufhöre, hole sie den Notarzt. Also tat ich das, was ich mein ganzes Leben lang getan habe: zusammenreißen und anpassen. Ich trank das Glas Wasser, ich ging herum, wie ich es sollte. Zum Abschluss wollte sie den Satz hören: Ich verlasse jetzt das Kind und gehe zu der Erwachsenen. Also sagte ich diesen Satz und sie war zufrieden. Wenn sie einen Kopfstand verlangt hätte, hätte ich den auch gemacht. Auf den Weg gab sie mir dann noch mit, der Tod der Freundin habe mich daran erinnert, dass ich nicht loslassen könne (wohlgemerkt: die Nachricht lag keine 24 Stunden zurück). Nun sitze ich hier und zu meiner Trauer um meine Freundin kommt die Verzweiflung über diese völlig missratene Therapiestunde hinzu.
Danke fürs Zuhören.
Möwe
Caren
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Caren »

Hallo möwe,

da scheinst Du ja an einen wahren Ausbund an Menschenfreundlichkeit geraten zu sein. Meine Güte... wenn ich das lese, dann läuft es mir kalt den Rücken herunter.

Ich dachte eigentlich, wenn ein Trauerfall so aktuell ist, müsse man denjenigen sich ausweinen lassen. Für "Ich-tröste-jetzt-mein-inneres-Kind"-Spielchen scheint mir persönlich mit meiner Laien-Meinung das nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.

Klar, sie mußte wohl dafür sorgen, daß Du am Ende der Stunde etwas ruhiger bist - aber in so einem Fall, wenn die Trauer so frisch ist, derart mit der Keule draufloszugehen, finde ich heftig.

Und mal abgesehen davon: Ich finde es unprofessionell, daß sie von der letzten Stunde nichts mehr "parat" hatte. Wenn man sich so nicht merken kann, was die Patienten erzählen - was ich durchaus verstehen kann - muß man sich´s halt aufschreiben.

Wie lange bist Du schon bei dieser Therapeutin?

Liebe Grüße
DasAndereKind
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von DasAndereKind »

Hallo Möwe!
Ich schließe mich Caren voll und ganz an. Das klingt furchtbar. Und Du hattest diese Idee, dass da was nicht richtig gelaufen ist, ja auch schon - sonst hättest Du nicht "herzlose Therapeutin" als Titel gewählt!
Allerdings frage ich mich grade, ob das wirklich "nur" (was für eine Aussage!) herzlosigkeit ist - ich durfte eine nahezu identische Erfahrung nämlich auch schon machen. Als ich in der Klinik war bekam ich einen Anruf, dass meine Omma gestorben war. Ich hatte an diesem Tag Gruppensitzung mit einer Therapeutin, mit der ich nicht gut zurecht kam (das beruhte durchaus auf Gegenseitigkeit, so dass ich später wechselte, aber das nur am Rande!). Vor der Sitzung habe ich ihr die Situation erklärt und sie gebeten, mich heute (es ging nur um diesen einen Tag!) nicht zu beuteln. Sie hat dann wohl ein exempel an mir statuiert. Oder sie wollte meinen Panzer knacken, oder was auch immer - von meinem erhofften Schutz war nichts zu spüren. Und ich war so überfordert, dass ich mich nicht davor schützen konnte - ich hab den anderen Teilnehmern noch nicht mal was von Ommas Tod gesagt.
Du siehst also, solche besch... Situationen haben andere hier auch erleben dürfen. Das wird Dir nicht helfen, aber vielleicht kannst Du von mir annehmen, wenn ich Dir meine echte und tief nachempfundene Anteilnahme ausspreche?!
Vielleicht liest das hier jemand, der die Frage beantworten kann, ob man ein solches Geschehen auch anders (und als professionelles Verhalten) betrachten kann. Wäre schön!
Alles Liebe von mir!
GL
Anita2
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Anita2 »

Hallo Möwe,
Caren und Gioia-Luna,
auch ich konnte am Anfang meiner Therapie nur schwer oder gar nicht mit diesem "inneren Kind" umgehen. In meiner ersten Therapiezeit war es für mich überhaupt nicht vorhanden und diese Aussagen der Therapeutin "das eigene innere Kind in den Arm zu nehmen" wirkten total fremd auf mich.
In dem direkten Zusammenhang und zeitlichen Nähe zu einer Trauer, denke ich, ist es noch schwerer dies umzusetzen.
Ich denke, wenn meine Seele in der erwachsenen Person (im hier und jetzt aus dem Geschehen heraus) nach Zuwendung Trost sucht, ist es sehr schwer den Zusammenhang zu dem inneren Kind zu sehen und dann den mentalen Zusammenhang her zu stellen und seine derzeitige tiefe Trauer mit dem Geschehen in der Kindheit in Verbindung zu bringen.

Ich würde hier eine Überforderung der Therapeutin sehen. Ich denke sie kam mit der Situation, die Patientin nicht auffangen zu können, nicht klar und hat mit allen erworbenen Techniken versucht der Situation Herr zu werden.
Mir persönlich fehlt die Empathie in der Situation, nur ist es schwer dies von außen zu beurteilen, habe die Situation ja nicht selbst erlebt.
Ich würde mit der Therapeutin über meine Empfindungen zu dieser Sitzung reden und wenn mein Gefühl keine Nähe, kein Vertrauen
zu der Therapeutin spiegelt, würde ich mir einen anderen Therapieplatz suchen.Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass es etwas dauert, bis sich diese Gefühle einstellen und davon hängt für mich auch ab, wie sehr ich mich einlassen kann.

Ich hoffe es ist nicht zu persönlich dargestellt.

Liebe Grüße
Anita
Weltenwandlerin
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Weltenwandlerin »

Hallo liebe Möwe!

Herzlich willkommen hier- und fühl dich mal fest gedrückt (wenn ich darf).

Ich kann gut verstehen, dass die Stunde ein Albtraum für dich war! Besonders, wenn du real einen Verlust ganz frisch zu verschmerzen hast.

Es gibt sog. Trauerphasen und "das aufbrechen chaotischer Emotionen" gehört eindeutig mit dazu. Und ist einfach menschlich, wie ich finde.

Sie hat rational, mit dem was sie sagt, wohl schon recht, aber ihre Anforderungen an dich stellten doch offenbar eine massive Überforderung für dich dar.

Ich habe den Eindruck, dass da etvl.eine klassische Übertragung/Gegenübertragung stattgefunden hat. Vielleicht ist Trauer für sie selber ein Thema. Vielleicht ist sie nicht die richtige für dich. Vielleicht hält sie dich für stärker, als du im Moment bist.

Du solltest mit ihr reden, ganz ehrlich, wenn du kannst! Denn ob das Ganze so auf dieser Basis heilsam ist- ich weiß nicht. Es klingt für mich nicht danach. Du bist noch nicht bereit, dein inneres Kind zu umarmen. Und dann ist das so. Bevor das geschehen kann, muss es da doch ein soldides Fundament für geben. U.a. eine vertrauensvolle Beziehung zur Therapeutin. Wie lange bist du schon bei ihr?

Liebe Möwe, lass dir deine Gefühle nicht wegreden, sie sind immer "richtig". Du darfst traurig sein, so lange es eben dauert.

Ich hoffe, du hast jemanden anderes in deiner Nähe, der dich und dein inneres Kind mal feste in den Arm nimmt und wo du sein darfst, wie du eben gerade bist.

Alles Liebe!
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Möwe
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Registriert: 13. Jul 2007, 21:18

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Möwe »

Liebe Caren, Gioia-Luna, Anita und Mika,

vielen Dank für Eure lieben und anteilnehmenden und Antworten. Das hat gut getan. Ich denke mittlerweile auch, dass die Therapeutin mit der Heftigkeit der Emotionen überfordert war oder wie Du, Mika, schreibst, in eine Gegenübertragung hineingerutscht ist. Allerdings erlebe ich sie beim Thema "inneres Kind" generell sehr ungeduldig und fordernd. Mir geht es wie Dir, Anita, gegangen ist, dass ich (noch) nicht weiß, wie ich das Kind in den Arm nehmen soll. So etwas kann man doch nicht mit Härte erzwingen. Ich hatte meiner Therapeutin gestern auch gesagt, dass ich keine Gelegenheit hatte, mich von meiner Freundin zu verabschieden und auch noch nicht weiß, wie sie gestorben ist, ob sie noch sehr gelitten hat oder in Frieden aus der Welt gehen konnte. Ich denke, das Thema Abschied von dieser Freundin wäre für diese Stunde angemessen und mehr als ausreichend gewesen. Ich bin bei dieser Therapeutin seit drei Jahren und ich habe durchaus Fortschritte gemacht, aber Stunden wie gestern, wo es an die Substanz geht und sie versagt, lassen mich dann doch (ver)zweifeln. Das Schlimme ist, dass die Trauer nun ganz in Hintergrund gerutscht ist und die gestrige Stunde ganz im Vordergrund steht. Da ich nicht bis zum nächsten Termin warten kann und möchte, habe ich ihr heute eine E-Mail geschrieben und ihr gesagt, wie ich das gestern erlebt habe und was ich gebraucht hätte. Mal sehen, wie sie darauf reagiert.
Seid ganz lieb gegrüßt
Möwe
Anita2
Beiträge: 408
Registriert: 4. Nov 2006, 19:39

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Anita2 »

Hallo Möwe,
ich finde es schade, dass die Therapiestunde Deine Trauer überlagert, verdrängt. Hast Du gemeinsame Bekannte, mit denen Du über den Tod Deiner Freundin reden kannst? Vielleicht kannst Du ja dann auch besser Abschied von Ihr nehmen.

Die Idee mit dem Mail finde ich sehr gut. Habe ich auch schon gemacht und es ist gut von meiner Therapeutin aufgenommen worden.

Du schreibst, dass Deine Therapeutin im Bezug "inneres Kind" für Dich sehr viel Druck erzeugt. Ich Habe damals mit meinem Therapeuten darüber gesprochen und das Thema wurde danach in der Gruppe bei mir nicht mehr so direkt angesprochen und ich habe dann langsam meinen eigenen Umgang mit der Kleinen "Anita" gelernt. Heute komme ich ganz gut damit zurecht. Ich denke, jeder muss die Zeit dafür bekommen, die er braucht!
Ich denke aber auch, Du bist auf einem guten Weg und dass Du Ihr geschrieben hast, denke ich, wird Euch ein Stück weiter bringen.
Ich wünsche Dir auf jeden Fall weiter hin viel Erfolg in Deiner Therapie und wenn Du möchtest kannst Du ja weiter hier berichten, wie es Dir so geht.
Viele liebe Grüße
Anita
flocke
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von flocke »

wie hätte die thera denn eurer meinung nach reagieren sollen?

ich meine, wenn eine stunde um ist, ist sie um und ihre einzige letzte chance, wenn möwe sich nicht beruhigt hätte wäre ein notarzt gewesen....

hätte sie sie in den arm nehmen sollen? schöne vorstellung nicht wahr, nur sind theras dafür zuständig??? einen in den arm zu nhemen, oder sollen sie helfne dass wir selber zurecht kommen...?

ich meine, das kolingt jetzt sicher hart, aber so sehe ich das nun mal.


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Feelalone
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Feelalone »

Flocke, Du "polterst" wieder einmal! (Ist nicht böse gemeint, denn ich habe Dich hier auch als sehr empfindsamen Menschen erlebt)

Aber es gibt auch andere Wege, einen Klienten, der noch ganz frisch von einem großen Verlust unter Schock steht, so was wie Anteilnahme zu vermitteln.
Ich weiss, das liegt nicht jedem, für einen Augenblick seinen Beruf zu "vergessen" und als MENSCH zu agieren.
So verbissene Versuche, jetzt noch extra den distanzierten (was man sonst als professionell bezeichnet) Therapeuten zu spielen und seinen Klienten derart zu überfordern, in dem er ihn auch noch mit "Maßnahmen" vollstopft, finde ich verkehrt und wie schon erwähnt, eine hilf-lose und sinnlose Aktion.
Seinen Klienten durch einen mitfühlenden Händedruck zu signalisieren, dass er nicht allein ist, wäre zumindest eine Geste, die viel bewirken kann - wenn sie ehrlich gemeint ist.
...und das spürt man, und fühlt sich in dieser Situation nicht so einsam.
Denn Einsamkeit muss nichts damit zu tun haben, allein im Raum zu sein;
manchmal ist man in Gegenwart eines anderen Menschen einsamer, als man allein je sein könnte.
...und so spüre ICH diese beschriebene Therapiestunde auch...

Flamingo
"...der Horizont ist weit...

schenke mir die Flügel des Adlers...."
flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von flocke »

naja, also das mit dem körperkontakt und sei er auch noch so harmlosn (hand halten wie erwähnt) finde ich aber auch manchmal kritisch... bei mir könnte das ganz schnell ganz schreckliche folgen haben....

in meiner therapie haben wir schon ganz am anfang abgesprochen wie in bestimmten situationen zu reagiren ist.... was ich mir wünsche, was ich brauche, was möglich ist, was nicht... und was meine thera leisten kann/will/darf...
wenn es dann zu situtationen kam die schief liefen habenw ir hinterher wieder drüber geredet, neue, andere grenzen abgesteckt...


ich finde dieser therapeutin nun unmenschlichkeit, gefühlkälte und was weiß ich sinst noch alles zu unterstellen nicht fair.

flocke
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Möwe
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Möwe »

Hallo zusammen,
jetzt will ich mich auch wieder zu Wort melden. Über die Androhung des Notarztes kann man ja durchaus geteilter Meinung sein, Fakt ist aber, dass die Therapeutin mich in der Stunde völlig überfordert hat. Ich stand noch unter Schock über den Tod meiner Freundin, von dem ich am Abend zuvor per Anrufbeantworter erfahren hatte, und ich denke, es ist eine völlig "normale" erwachsene Reaktion, darüber zu trauern und zu weinen (was ja eigentlich ein positives Zeichen ist, diese Gefühle zulassen und zeigen zu können). In dieser Situation war ich mit der Foprderung der Therapeutin, das Kind in die Arme zu nehmen, überfordert, weil ich das einfach noch nicht kann und so einer Situation schon gar nicht. Und zum Körperkontakt: Ich mache eine tiefenpsychologisch fundierte Körpertherapie und in einer solchen geht es nicht so steril zu wie z.B. in einer Psychoanalyse. Ein In-den-Arm-nehmen wäre also durchaus im therapeutischen Rahmen gewesen und hat es auch schon gegeben. Ein paar anteilnehmende Worte, eine Spur von Mitgefühl hätten es aber auch schon getan.
Viele Grüße
Möwe
flocke
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von flocke »

mhm, na dann, wenn das ok ist un dsonst auch vorkommt knn ich das natürlich auch weniger verstehen, warum ihre rektion so "kalt" war.


warte doch ab, wei sie auf deinen brief reagiert, vielleicht klärt sich das ja.


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Liber
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Liber »

Liebe Möwe,

was Du über diese Therapiestunde schreibst, erschüttert mich regelrecht.

Ich habe zwar eine "sterile" Psychoanalyse gemacht, aber dabei nie eine solch "herzlose" Reaktion erlebt. Auch ich glaube, dass deine Therapeutin in dieser Situation und mit deiner aktuellen ganz frischen Trauer heillos überfordert war. Außerdem lässt ihre Reaktion auf fehlendes Einfühlungsvermögen schließen.

In diesem Moment deiner aktuellen Trauer, die ja nicht aus der Kindheit stammte, sondern vom Hier und Heute, hätte SIE dir beistehen können und müssen. Ihr Satz "da kommt auch niemand mehr" ist kalt und schroff und heißt nichts anderes als: "auch ich stehe dir nicht bei".

Natürlich kommt niemand mehr, der dem Kind von DAMALS beisteht. Dies ist wirklich vorbei.

Aber das muss nicht heißen, dass es auch HEUTE niemanden geben kann, der dir beisteht. Gerade SIE hätte das sein können und müssen.

Einfach durch ihre Anteilnahme, ihr Da-Sein, ihr Mitfühlen und Teilen deiner Trauer. Mehr hätte sie nicht tun können und auch nicht brauchen. Das wäre genug und alles gewesen.

Aber dazu war sie offensichtlich nicht imstande.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du mit der realen Trauer um deine Freundin in die Stunde gekommen bist. Durch die Verweigerung deiner Therapeutin, dir beizustehen, brach dann noch zusätzlich die Trauer des verlassenen Kindes in dir hoch.

Soweit hätte es nicht kommen müssen, wenn sie dich nicht mit dieser Trauer so alleingelassen hätte. Statt Wasser zu trinken und die Fußnägel zu betrachten und auf die Uhr zu schauen - da schaudert es mich, wenn ich mir das vorstelle! - hätte sie dir durch anteilnehmende Blicke und ab und zu ein Wort ("ich bin da" oder "ich spüre Ihren Schmerz") ihre Nähe zeigen können.

Handhalten und Umarmen gab es in meiner PA niemals - aber diese Nähe wie oben beschrieben, die gab es.

Ich glaube, dein Weinen hätte sich allein dadurch beruhigt.

Aber so eskalierte deine psychische Situation - die aktuelle Trauer vermischte sich mit der Trauer des verlassenen Kindes, die durch das Verhalten der Therapeutin aber zum großen Teil erst ausgelöst worden war - und damit war die Therapeutin dann rettungslos überfordert.

Wahrscheinlich waren ihre Maßnahmen, dich am Ende der Stunde irgendwie zu beruhigen, schon angemessen (und waren, obwohl du all das nur aus Gehorsam getan hast, ja wohl auch wirksam, sonst hättest du nicht gehen können) - aber die Stunde an sich war - in meinen Augen - völlig misslungen, weil deine Therapeutin sich deiner Trauer verweigert hat.

Wenn deine Therapeutin jetzt imstande ist, dein Erleben und deine Sicht zu akzeptieren und anzunehmen, wäre das eine gute Chance, zusammen ein Stück weiter zu kommen!

Deshalb möchte auch ich dich unbedingt bestärken, zum Thema zu machen, wie es dir mit ihrem Verhalten gegangen ist.

Es würde mich interessieren, wie es nun weitergeht!


Liebe Grüße und alles Gute

Brittka
Möwe
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Möwe »

Liebe Brittka,
Deine Worte sind Balsam für meine Seele - beschreiben sie doch exakt das, was in dieser Stunde schief gelaufen ist. Der Satz "Da kommt auch niemand mehr" ist ein Standardsatz, den ich immer wieder zu hören bekomme. Wie Du schreibst vermittelt er Distanz im Sinne von "Auch ich stehe Dir nicht bei". Auch das Nichterinnern an die Stunde in der letzten Woche, in der ich ausführlich über meine schwerkranke Freundin sprach, signalisiert mir ein gewisses Desinteresse. Es ist allerdings manchmal schwierig, Realität und Übertragung auseinanderzuhalten. In meiner E-Mail, die ich ihr gestern geschrieben habe, habe ich ihr sehr sachlich mein Erleben und meine Sicht beschrieben. Ich sehe es wie Du: Wenn die Therapeutin in der Lage ist, dies zu akzeptieren und anzunehmen, wäre es eine gute Chance zusammen (!) ein Stück weiterzukommen. Sollte sie dazu nicht in der Lage sein und in Rechtfertigungen verfallen, werde ich diese Therapie nicht fortsetzen. Deine Antwort und die Antworten der anderen haben mir geholfen, das so klar zu sehen.
Viele Grüße
Möwe
flocke
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von flocke »

also ganz ehrlich eine therapie abzubrechen nur weil der thera anderer meinung ist??? nee, also das ist schwach...

kannst du dir vielleicht vorstellen daass sie eine plausible erklärung und rechtfertigung für ihr verhalten hat?

muss ein thera um "Gut" zu sein grundsätzlich alles machen was man gerade will/braucht/verlnagt/erwartet. wäre es wirklich ihre aufgabe gewesen dich in den arm zu nehmen?
ich sehe, was sie getan hat (mit harten worten zwar "da kommt auch keiner mehr") als positiv, es war hilfe zu selbsthilfe. sich selber trösten können ist sehr wichtig...

vielleicht hat sie ja missinterpretiert, hat vermutut deine extreme reaktion stände in direktem zusammenhang mit deiner kindheit... aber selbst bei aktueller trauer, die nicht im ansatz mit früher zu tun hat ist es wichtig auch alleine zurecht zu kommen. es ist eben nicht immer jemand da der einen in den arm nimmt und zeit ohne ende hat...

für mich beduetet therapie zwar auch einen schon und rückzugsraum, aber doch vor allem lernen, lernen mit sich und der welt zurecht zu kommen.... das kann dir ein thera nicht abnehmen, er kann dir nur dabei helfen.


ziemlich bockige haltung nur da zu bleiben wenn sie dir voll und ganz zustimmt und ein "mea maxima culpa" auspricht...


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
flocke
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von flocke »

wie sachlich ist eigentlich ein persönlicher bericht?

vielleicht würde es dir auch etwas bringen, wenn du akzeptierst und annimst.... und du kommst so ein stück weiter....


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Liber
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Liber »

Hallo Flocke,

natürlich ist es nicht Sinn einer Therapie, dass die Therapeutin alles so macht, wie der/die Patient/in es sich wünscht.

Aber es ist in meinen Augen durchaus Sinn einer Therapie, darin Erfahrungen nachholen zu können, die man im bisherigen Leben nicht machen konnte. Wie soll Möwe ihr kleines Kind trösten können, wenn sie niemals erfahren hat, was "Trost" eigentlich ist? Wie sich das anfühlt? Wenn ihre Erfahrung die ist, bei Kummer und Trauer allein zu sein und eben nicht getröstet zu werden?

Genau diese Erfahrung hat die Therapeutin mit ihrem Verhalten - aus meiner Sicht - noch einmal verstärkt.

Ich bin wie du der Meinung, dass es das langfristige Ziel einer Therapie ist, sich später selbst trösten zu können. Aber dazu muss ich es doch erst einmal selbst erlebt haben, wie es ist, in der Trauer eben nicht allein zu sein und mich nicht wie ein verlassenes Kind fühlen zu müssen.

Die Chance, das nachzuerleben, nachträglich zu erfahren, bestand in dieser Stunde. Aber sie wurde von der Therapeutin leider nicht genutzt.

Es ist auch möglich, dass die Therapeutin Möwes Reaktion missinterpretiert hat, ganz klar. Und deshalb ist es ja so wichtig, dass Möwe dies mit ihr klärt.


Viele Grüße

Brittka
BeAk

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen, liebe Möwe

ich sehe es genauso wie Britta.

Und Deine Entscheidung wie Deine Therapeutin mit ihrem Fehler umgeht, als ausschlaggebend für ein Fortsetzen der Therapie anzusehn, finde ich gut.

Fehler eines Therapeuten können sehr verletztend sein.
Diese Verletztheit offenzulegen und Deiner Therapeutin eine Chance geben darüber zu sprechen, ist richtig. Hier wird sich die wahre Qualität Deiner Therapeutin zeigen.

Alles Gute Dir
Weltenwandlerin
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Registriert: 9. Mai 2006, 13:19

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Weltenwandlerin »

Liebe Möwe,

hast du schon eine Antwort von deiner Therapeutin erhalten? Hast du ihr in deiner Mail gesagt, dass du daran denkst evtl.die Thera bei ihr zu beenden?

Ich hatte letzte Woche einen ähnlichen Konflikt mit der meinigen. Bei mir ist niemand gestorben, ich wollte trotzdem bei ihr "auf den Arm".-

Sie: "nee, auf regressive Wünsche reagiere ich ungeduldig, dass können Sie sich bei mir abschminken. Ich sehe ihre Not, möchte Ihnen aber auf der Erwachsenenebene begegnen, um diese zu stärken. Sie können das (bei der KK anrufen und Druck wegen der Weiterbewilligung machen)!"

Bums. Bei mir ist das ein großes Thema: meine große kindliche Bedürftigkeit nach Nähe, Schutzraum und Spiegelung contra (?) meine Pseudo-Sicherheit, Selbständigkeit und Grad der Selbstreflexion. Ich krieg das noch nicht so richtig zusammen...

Inzwischen bin ich soweit, dass ich in solchen Situationen nicht mehr zusammenbreche, sondern die erwachsene Mika sich zu Wort meldet, wenn das innere Kind auch ganz schön schmollt. Also habe ich bei der KK Druck gemacht und fühlte mich trotzdem von ihr gesehen und wertgeschätzt.

Ich glaube, dass ist ein Drahtseilakt und deine Therapeutin gelingt der im Moment nicht wirklich. Das ist ebenfalls menschlich, aber für dich natürlich ein Drama. Kennst du das irgendwoher?

Wenn Sie gut ist, kann sie das zugeben. Ich finde, Authenzität gehört dazu, auch auf Seite der Therapeutin.

Viele liebe Grüße,
Mika
Werden kennt kein Ende. Der Strom fließt weiter. Jeder Augenblick ist neu. Der Schmerz des Wachsens: der Mühen wert! (Bruno-Paul de Roeck)
Möwe
Beiträge: 6
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Möwe »

Liebe Mika, liebe Bea,
mein nächster Therapietermin ist am Mittwochnachmittag. Von einem evtl. Abbruch habe ich in dem Mail nichts gesagt. Ich glaube, meine Therapeutin hat die gleiche Grundhaltung wie Deine, Mika, Therapeutin. Aber alles zu seiner Zeit. Und so flexibel und einfühlsam sollte ein Therapeut schon sein, nicht auf der Selbstständigkeit der Erwachsenen zu beharren, wenn es einfach nicht geht. Das Bild vom Drahtseilakt beschreibt das ganz gut. Und ich sehe es auch so, dass - neben der fachlichen Kompetenz - der Umgang mit Fehlern die Qualität und menschliche Größe eines Therapeuten ausmacht. Dabei geht es nicht um "mea maxima culpa" des Therapeuten, sondern um Akzeptanz des Erlebens des Patienten.
Fühle mich im Moment sehr allein, muss viel an meine Freundin denken.
Liebe Grüße
Möwe
BeAk

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von BeAk »

Liebe Möwe,

ja Du denkst an Deine Freundin, das ist normal. Auch das du Dich verlassen fühlst. Denn so ist es ja auch in gewissem Sinne.

Du hast Dein Empfinden Deiner Therapeutingegenüber sehr klar und wie ich finde, richtig ausgedrückt und ich wünsche Dir, das sie die Größe hat zu erkennen was jetzt nötig ist.

Alles Gute Dir
Frauschlotterbeck
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Frauschlotterbeck »

Es geht auch anders.

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte in einer klinik eine sehr einfühlsame Therapeutin.

Sie hat mich nach einer sehr emotionalen und mit sehr viel Trauer ablaufenden Therapiestunde
an die Hand genommen, mich in mein Zimmer gebracht und mich zugedeckt und versprochen später nochmal nach mir zu sehen.

Ich habe mich dann in den Schlaf geweint und die Therapeutin hat wirklich noch mal nach mir gesehen.

Ich habe mich so geborgen gefühlt, obwohl ich schon erwachsen bin.

Bei meiner ambulanten Therapeutin, darf ich nach der Stunde immer mit ihrem Hund spazieren gehen um mich wieder zu beruhigen und ohne Belastung sicher nach Hause zu fahren.

Muss ca. 20km fahren.

Gruss und alles Gute

Juliane
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
Regenwolke
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Möwe,

kann leider nur kurz antworten, da ich aus dem Urlaub schreibe. Dein Posting hat mich aber ziemlich berührt.

Ich sehe es ganz genauso, wie Brittka. Deine Trauer war aktuell, und in dieser Situation wäre es m. E. angebracht gewesen, Mitgefühl auszusprechen und Dir die Gelegenheit zu geben, darüber zu sprechen, was dieser Verlust bei Dir auslöst.

Durch ihre fordernde Reaktion hat die Therapeutin die "alte" Bedürftigkeit des "inneren Kindes" ja eher noch getriggert.

Daß Deine Therapeutin nicht mehr wußte, daß Du ihr von der Krankheit der Freundin erzählt hattest, könnte ein Anzeichen dafür sein, daß sie selbst mit dem Thema ein Problem hat. Ich halte es jedenfalls nicht für zufällig, eine so wichtige Sache einfach zu "vergessen". Vielleicht sind da wirklich Gegenübertragungsgefühle am Werk.

Ich hoffe, du kannst die Situation mit Deiner Therapeutin klären.

Liebe Grüße,
Regenwolke
Möwe
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Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Möwe »

Hallo zusammen,
ich komme gerade von meiner Therapiestunde und es hat genau den Verlauf genommen, wie ich es schon befürchtet hatte. Ich kann das alles gar nicht im Einzelnen wiedergeben - aber für mein Gefühl der Überforderung in der letzten Stunde war da kein Verständnis. Meine Trauer um die Freundin sei eine kindliche Trauer gewesen, ein erwachsener Mensch rede über seine Trauer. Das hätte ich ja nicht getan. sondern nur geweint (zur Erinnerung: die Nachricht vom Tod der Freundin lag keine 24 Stunden zurück). Und wenn sie mich in so einer Situation nicht darauf hinweise, dass da niemand sei und auch keiner mehr kommen werde, wann dann sonst. Zu meiner Anmerkung, das dem Anlass angemessene Thema für diese Stunde wäre für mich die Trauer und das Abschiednehmen von der Freundin gewesen, meinte sie, es sei ja um Abschiednehmen gegangen, um Abschied von der Hoffnung, dass da doch noch jemand komme. Zum meinem Gefühl des Alleingelassenseins: sie werde auch weiterhin während der Stunden Wasser trinken und schließlich müsse sie ja auf die Uhr schauen, da die Stunden zeitlich begrenzt sein (das Ganze spielte sich aber gleich zu Beginn der Stunde ab). Zu meiner Verletzung und Enttäuschuing, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, dass ich in der Woche zuvor ausführlich von der Freundin gesprochen hatte: sie könne sich ja schließlich nicht die ganzen Litaneien der Patienten merken. Im Laufe der Stunde wurde sie immer heftiger und emotionaler, sie sei ärgerlich, weil ich ihr Vorwürfe mache. (ich fand mich heute nicht vorwurfsvoll, und selbst wenn: darf ein Patient nicht auch mal einen Vorwurf machen, Kritik üben, sagen, was ihm nicht gut getan hat?). Da konnte ich es mir nicht verkneifen, zu sagen, dass für ihre Gefühle sie allein verantwortlich sei und dass ich den Eindruck habe, sie stecke in einer Gegenübertragung, mit ihren kindlichen Gefühlen - Antwort: ihre Gefühle seien erwachsen, meine Gefühle seien kindlich. Wenn sie nicht auf meiner Seite stünde , würde sie sich nicht schon drei Jahre mit mir herumplagen. Schließlich sagte ich ihr sehr ruhig, dass ich die Therapie so nicht fortsetzen könne, wenn ich in Situationen, in denen es bei mir an die Substanz gehe, keine Unterstützung finde. Das nahm sie zur Kenntnis und begann sofort, Abschiedsworte zu sprechen, wobei sie aber zusehend friedlicher wurde. Das war dann zuviel, zwei Abschiede gleichzeitig, zumal es ja auch viel Postives in dieser Therapie gab und ich wirklich auch Fortschritte gemacht habe. Und so fing ich wieder heftig an zu weinen. Schließlich machte sie den Vorschlag, dass ich es mir noch einmal überlege und am Freitag noch einmal komme. Bevor ich dann ging, nahm sie mich in den Arm, mit der Bemerkung, jetzt sei ich wieder ganz bei mir (?), sie sei jetzt aber nicht meine Mutter. Und jetzt sitze ich hier und bin völlig verwirrt. Hinzu kommt, dass ich nach wie vor nichts Näheres über den Tod meiner Freundin weiß und auch meine Schwester im Moment sehr krank ist.
Das ist hier nun doch sehr lang geworden. Ich hoffe, Ihr seht es mir nach.
Viele Grüße
Möwe
Caren
Beiträge: 73
Registriert: 6. Aug 2006, 10:24

Re: Trauer - herzlose Therapeutin?

Beitrag von Caren »

Man man man... vielleicht sollte ich das nicht schreiben, aber ich tue es doch: Solche Verhaltensweisen wie die, die Deine Therapeutin da an den Tag gelegt hat, tragen - zumindest bei mir - dazu bei, das alte Vorurteil zu nähren, daß manche Therapeuten besser nicht auf die Patienten losgelassen werden sollten.

Sie kann sich ja nicht die ganzen Litaneien der Patienten merken - ja, klasse, super Aussage! Einerseits sicher verständlich, aber: Wenn sie das nicht kann, muß sie sich Notizen machen und dann eben mal zurückblättern, um wieder einigermaßen im Bilde zu sein.

Ein erwachsener Mensch redet also über seine Trauer - aber klar doch, egal, um wen oder was es geht, hat der erwachsene Mensch also gefälligst ganz objektiv und abgeklärt über seine Trauer zu sprechen, egal, wie frisch diese ist und egal, wie geschockt man noch von der Todesnachricht ist. Nee, das darf doch echt nicht wahr sein!

Liebe Möwe, wie auch immer es nun weitergehen wird: Ich wünsche Dir ganz viel Kraft dazu!
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