Wie finde ich Hilfe?

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wtre
Beiträge: 2
Registriert: 5. Jul 2007, 17:37

Wie finde ich Hilfe?

Beitrag von wtre »

Hallo,

ich leide seit circa 15 Jahren an Depressionen, habe mich aber nie getraut Hilfe zu suchen bzw. weiss ich nicht genau wohin. Mittlerweile kann ich mich meist auf einem grauen Existenzlevel halten, aber ich falle doch immer wieder in ein schwarzes Loch (Beim dem Wetter.. kein Wunder ). Also dachte ich, ich kläre jetzt erstmal all die Fragen, die mich davon abhalten, Hilfe zu finden.

Ich weiss, dass der Hausarzt die Diagnose stellt oder die Überweisung schreibt. Aber, da ich sonst nie krank bin, habe ich keinen Hausarzt. An sich kein Problem, nur habe ich keine Lust mit meinen Problemen hausieren zu gehen und einer fremden Person nach der anderen unangenehme private Dinge zu erzählen. Was fragt der Hausarzt, wieviel will er wissen, bevor er einen weiter gibt?

Andererseits, weiss ich nicht, ob man sich einfach einen Psychologen aussuchen kann. Die Behandlung (und damit welche Art von Arzt) hängt schließlich von der individuellen Diagnose ab. Außerdem, wie findet man einen guten Psychologen? Ein Problem, das ja auch bei der Überweisung besteht.
Schreibt die gesetzliche Krankenkasse vor, wie man vorgeht, wohin man sich wendet? Wird die Behandlung von der Krankenkasse übernommen?

Falls ich dann eine Therapie verschrieben bekomme, lässt sich so was gut mit dem Berufsleben vereinbaren? Wie oft und wie lang sind solche Sessions? Vielleicht kann ich das in der Mittagspause oder vor der Arbeit erledigen. Es ginge wohl auch, z.B. an einem Tag immer eine Stunde später zu kommen; dann muss ich mir für meinen Chef nur eine andere medizinische Begründung einfallen lassen. Falls er ein Attest verlangen würde, schreibt der Arzt auch ein Attest, aus dem nicht hervorgeht, dass es sich um Depressionen handelt?

Viele Fragen.. daher meine Unsicherheit den ersten Schritt zu tun.
Ich danke Euch im voraus für Eure Antworten,
T
AvantGarden
Beiträge: 182
Registriert: 11. Nov 2005, 17:11

Re: Wie finde ich Hilfe?

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Trew,

erstmal herzlich willkommen in unserer Gemeinschaft.
Kurz vorweg: Es ist kaum zu glauben, dass Du bereits seit 15 Jahren an Depressionen leidest. Wie hast Du das nur so lange ausgehalten? Respekt. Ich finde es aber ganz grossartig, dass Du Dich nun zu einer Therapie entschlossen hast.

Ich will nun einige Deiner Fragen beantworten:

Du musst nicht unbedingt zu einem Hausarzt. Aber ich finde, dass Du Dir so oder so mal einen zulegen solltest.
Aber Du kannst Dir auch selber einen Therapeuten suchen und dann dort die 10 Euro Praxisgebühr bezahlen - die hättest Du sonst beim Hausarzt bezahlt und er hätte Dir dann eine Überweisung mitgegeben. Du solltest darauf achten, dass der Therapeut für alle Kassen zugelassen ist, da er dann die Therapie bei der Krankenkasse beantragt. Im anderen Fall müsstest Du das selber machen und das ist wohl mit viel Papierkram verbunden. Damit ist dann ja auch die Frage beantwortet, ob die Kasse die Therapie übernimmt.
Du hast dann beim Therapeuten 5 Sitzungen zum "Kennenlernen". Das ist für beide Seiten wichtig, weil eine Therapie ja sehr intim ist und man schon einen Draht zueinander haben sollte. Wenn Du kein gutes Gefühl hast, kannst Du innerhalb dieser Zeit die Therapie abbrechen und einen anderen Therapeuten suchen. Einige hier haben sich Termine bei gleichzeitig 2 Therapeuten geben lassen, um Vergleichsmöglichkeiten zu haben.

Wenn Du dann das Gefühl hast, dass Du bei einem Therapeuten gut aufgehoben bist, wird er - wie oben schon beschrieben - die Therapie beantragen. Entweder eine Kurzzeittherapie (25 Stunden) oder eine Langzeittherapie (50 Stunden). Das entscheidet der Therapeut. Eine Sitzung dauert normalerweise 1 Stunde.
Einen guten Therapeuten zu finden ist natürlich so eine Sache. Ich habe Meine auf Empfehlung meiner Hausärztin gefunden. Vorher war ich bei einer anderen, mit der ich aber nicht klar kam und nach 3 Stunden abgebrochen habe.
Da Du aber ja nicht zum Hausarzt gehen möchtest, bleibt Dir nur das Telefon, um Termine für eine Erstsitzung auszumachen. Manchmal merkt man schon an der Stimme, ob der Mensch dahinter einem sympathisch ist. Du kannst auch am Telefon schon mal ein paar Fragen stellen, dann stellst Du vielleicht auch schon mal fest, wie der Therapeut reagiert. Ich muss Dir allerdings sagen, dass viele Therapeuten lange Wartelisten haben. Es ist möglich, dass Du einige Wochen oder sogar Monate auf die erste Sitzung warten musst.

Mit der Arbeitszeit ist das so eine Sache. Das solltest Du mit dem Therapeuten vereinbaren. Manche machen da Ausnahmen, ansonsten geht es danach, wann Termine frei sind. Ein Attest ohne Begründung sollte kein Problem sein.

Ich hoffe, ich hab Dir erstmal weitergeholfen und wünsch Dir viel Glück.

Nur Mut!!
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
ausdemEis
Beiträge: 320
Registriert: 18. Mär 2007, 22:11

Re: Wie finde ich Hilfe?

Beitrag von ausdemEis »

Hallo trew,

ich möchte Dir auch ein paar Erfahrungen berichten.

Das mit dem Hausarzt ist so eine Sache. Meiner hat die Symptome sofort richtig erkannt und mir ein Antidepressivum sowie eine Überweisung zu einem Therapeuten mit nach Hause gegeben. Inklusive mehrerer Adressen. Der Therapeut, den ich jetzt habe, sagt allerdings, dass dies lange nicht bei allen Hausärzten der Fall ist. Wenn Du also sowieso keinen Hausarzt hast und Deine Sorgen nicht gleich mehreren Leuten mitteilen möchtest, könntest Du sofort zu einem Therapeuten gehen. Adressen bekommst Du entweder im Internet oder bei Deiner Krankenkasse.

Das Problem, den richtigen Therapeuten zu finden, bleibt natürlich bestehen. Aber: Nur weil Dir ein Hausarzt eine Überweisung ausgestellt hat, heisst das nicht, dass Du nicht auch zu einem anderen Therapeuten gehen kannst. Die Erfahrungen von Dani mit den 5 Probesitzungen kann ich leider nicht teilen. Dennoch: Mein Hausarzt hat auf meinen Wunsch ein zweites Attest ausgestellt, mit dem ich dann zu einem weiteren Therapeuten gegangen bin, um vergleichen zu können. Und ich muss sagen: Die Entscheidung war mehr als eindeutig. Es gibt himmelweite Unterschiede, das habe ich allein bei diesen beiden Personen festgestellt.

Wie ich das mit der Arbeit vereinen soll weiß ich auch noch nicht. Bisher hat die Therapie nicht so wirklich gestartet, ich werde erst ab dem nächsten oder übernächsten Monat wöchentlich Termine bekommen können. War bisher nur sporadisch dort. Ich glaube aber, dass ich die Termine nicht vor der Arbeit oder dazwischen wahrnehmen möchte. Die bisherigen Sitzungen haben mich immer ziemlich aufgewühlt.

Du siehst, Deine Sorgen kann ich Dir nicht nehmen, das kann wohl niemand hier. Aber es gibt viele Möglichkeiten. Du musst Dich "nur" überwinden. Aber sieh es mal so - Du hast einen ersten Schritt gemacht und Dich hier offenbart. Weitere Schritte werden sicherlich folgen.

Wünsche Dir die Kraft für den zweiten Schritt!
Urmel
Trinchen80
Beiträge: 2
Registriert: 5. Jul 2007, 18:35

Re: Wie finde ich Hilfe?

Beitrag von Trinchen80 »

hi!
mir geht es ähnlich wie dir. bin im anfangsstadium der suche nach richtigen therapeuten. während ich meinen ersten beitrag eben geschrieben habe, hast du deinen wahrscheinlich auch geschrieben, so dass sich unsere fragen und sorgen überschneiden... auch ich glaube, dass ich seit langer zeit an depressionen leide ohne dass ich wirklich etwas etwas dagegegen unternommen habe.

auch an diejenigen, die mir auf meinen beitrag- der nächste in der liste-antworten wollen, tut es mir leid, wenn ihr dies doppelt tun müsst. ich schaue also hier rein, was ihr für tips habt, wie man einen guten therapeuten findet...oder wie man sich am besten vor der therapie verhält...
good luck
trinchen
wtre
Beiträge: 2
Registriert: 5. Jul 2007, 17:37

Re: Wie finde ich Hilfe?

Beitrag von wtre »

Vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde mir das noch mal überlegen.
DasAndereKind
Beiträge: 74
Registriert: 30. Mai 2007, 16:28
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Re: Wie finde ich Hilfe?

Beitrag von DasAndereKind »

Hallo trew, hallo Trinchen!
Ich bin sicher nicht die Richtige Euch zu raten (ich müsste mir ja auch mal wieder eine neue Thera suchen, aber ich hoffe noch immer, diesmal allein wieder rauszukommen - illusorisch, ich weiß!), aber die Idee vor der Arbeit oder während der Mittagspause zur Therapie zu gehen halte ich auch für nicht oder zumindest nur schlecht durchführbar! Mir ging es danach oft nicht sehr sensationell - ist ja auch klar: die Therapie soll ja auch die unangenehmen Erfahrungen und Gedanken ansprechen; das bringt immer wieder was ins Rollen, das man erstmal durchdenken und verdauen muss!
Aber es ist toll, dass Ihr Euch durchgerungen habt, den ersten Schritt zu machen!
Alles Gute auf Euren Wegen!
GL
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