Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Berti
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Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Hallo erstmal.
Ich bin in diesem Forum neu und ich wollte Euch mal um Euren Rat bitten.
Ich bin mir ziemlich sicher an Depression erkrankt zu sein. Ich würde seit längerer Zeit gern zu einem Arzt gehen, doch ich kann mich nicht überwinden und ich rede mir immer ein, dass es auch so irgendwie gehen wird. Ich meide generell seit längerem den Gang zum Arzt.
Da ich beruflich einen Neuanfang starten muss, sitze ich jetzt in einer Zwickmühle.
WIE HABT IHR ES ZUM ARZT GESCHAFFT? ODER HABT IHR EUCH ZUERST AN FREUNDE GEWANDT?
Sara32
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Sara32 »

Hallo Berti! Herzlich willkommen hier!

Würdest du mit dem Arztbesuch auch so zögern, wenn Du Dir ein Bein gebrochen hättest...?

Versteh mich nicht falsch, ich kann es gut nachvollziehen, dass dir dieser Weg Schwierigkeiten bereitet.
Mein Problem war und ist manchmal immer noch, mir einzugestehen, dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt. Diese Einsicht hilft mir aber, mehr auf mich zu achten, mir nicht soviel zuzumuten - weil ich dann ein Stück weit Verantwortung (zum Teil auch Schuld...) abgeben/-legen kann.

Hast du denn Arzt, dem du vertraust oder von dem Du Gutes gehört hast?
Dann schreibe Dir Deine Symptome auf und zeigst sie ihm oder druckst einen Selbsttest aus.... Dann ist der Druck, es erklären zu müssen, vielleicht nicht mehr so groß?

Alles Gute!
feuerfisch
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von feuerfisch »

sorry, zu krass
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Berti
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Hallo Sara, danke für Deine Antwort.

Ich habe mir überlegt zu dem Hausarzt zu gehen, zu dem ich früher schon immer gegangen bin. Der Arzt kennt meine Familie recht gut und meine Cousine arbeitet dort. Aber genau deswegen überlege ich ob ich nicht woanders hingehe. Ich möchte erstmal nicht dass das meine Bekannten und Familienangehörigen mitbekommen.

Gruß Berti
Sara32
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Sara32 »

Mein Weg zum Arzt kam im Übrigen zustande, weil der Leidensdruck zu hoch war und die sog. somatischen Beschwerden (ständige Erschöpfung, Migräne, Magenschmerzen u. v. m.) immer heftiger wurden.

Ich kann nachvollziehen, dass Du nicht willst, dass deine ganze Familie davon Wind bekommt. Allerdings wird das irgendwann wohl eh der Fall sein, und es ist schon von Vorteil, dass du den Arzt kenntst. Er wird das ja vertraulich behandeln...
Manchmal ist es auch nötig, dass man zum Facharzt geht (also Arzt für Psychiatrie). Der kennt sich einfach besser aus, auch was Medikamente angeht und so.
Berti
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Muss mich der Arzt nicht sowieso bei Verdacht auf Depression an einen Facharzt überweisen? Er ist "Allgemeinmediziner".

Habe wohl auch Hemmungen vorm Arztbesuch, weil dass für mich immer sowas wie der letzte Strohhalm war. Ich habe Angst davor, irgendwann feststellen zu müssen, dass auch der Arzt mir nicht helfen kann. Ich habe mal mit einem Freund drüber gesprochen nachdem er mir was angemerkt und mich zu Rede gestellt hatte. Das war allerdings unter Alkoholeinwirkung. Da hatte ich meine Emotionen halt mal nicht im Griff!?
Hattest Du denn vor Deinem ersten Arztbesuch mal mit Freunden oder Bekannten drüber gesprochen?
Didi69

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Didi69 »

Hallo berti,
wie ich es geschafft habe? Ich hab am Anfang auch alleine versucht, bis es gar nicht mehr ging... dann gab es keine andere Variante mehr. Familie: war anfänglich nicht einfach, aber mittlerweile sind Mitleid und Selbstvorwürfe in meiner Familie in Verständnis umgeschlagen... kein Wunder , Depressionen sind wohl in der heutigen Zeit an der Tagesordnung in unterschiedlicher Auswirkung. Was Du auch tust, Du machst es für keinen anderen, sondern für Dich!
René
Clown
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Clown »

Hallo Berti,

«Ich habe Angst davor, irgendwann feststellen zu müssen, dass auch der Arzt mir nicht helfen kann.»

Kann schon sein, dass es eine Weile dauert, bis du auf den Arzt, die Ärztin, den Therapeuten ... triffst, mit deren Hilfe du vorwärts kommst.
Nur: Was hast du noch zu verlieren, außer Illusionen?

Willst du so, wie es ist, weiterleben?
Dir bleibt doch eigentlich nichts anderes übrig, als dich auf deinen Weg zu begeben... und das meine ich durchaus auch im weitesten Sinn.

Alles Gute,
Clown

PS: Dass du hier schreibst, ist der erste Schritt ... ... und nun geh einfach weiter.
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Berti
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Hallo René,
hat sich bei Dir denn seit dem Arztbesuch viel geändert?

Bei mir fing es ca. 2004 an mit Angstzuständen nach dem Aufstehen und auf dem Weg zur Arbeit an. Es war wie ein Ohnmachtsgefühl. Die Kehle schnürrte sich zu etc.. Ich habe mich seitdem viel damit befasst. Die depr. Phasen sind nicht mehr so intensiv aber dafür irgendwie von Dauer. Ich werde diese Gedanken nicht mehr los.
Vielleicht habe ich auch schon vor dem Jahre 2004 unter Depr. gelitten. Mir war es damals nur nicht bewusst.
MrsTacco
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von MrsTacco »

Hallo Berti,

gehe zu einem anderen Arzt. Einem Arzt wo keiner aus der Verwandtschaft arbeitet.

Gehe zum Arzt bevor die Depression noch schlimmer wird.

Viele Grüße
MrsTacco
Berti
Beiträge: 20
Registriert: 22. Jun 2007, 00:03

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Danke Clown,
danke für die ermutigenden Worte. Das mit "auf den Weg machen" trifft es vielleicht auf den Punkt. Ich wollte schon so oft endlich meinen Weg gehen. Und ich habe meine Wünsche/Vorstellungen zu oft in Frage gestellt. Alles beim Alten belassen.
AvantGarden
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von AvantGarden »

Hallo Berti,

ich kann dir auch nur raten, schnell zum Arzt zu gehen.
Allerdings finde ich es ziemlich verwunderlich, dass Du zögerst, zu Deinem Hausarzt zu gehen. Auch, wenn er Deine Familie kennt und Deine Cousine dort arbeitet, aber ich sage nur ein Wort: Schweigepflicht! Wenn Du ihm in dieser Hinsicht nicht vertraust (was dann echt ein starkes Stück wäre), solltest Du Dir generell einen anderen Arzt suchen.

Viel Glück und viel Kraft
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
Clown
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Clown »

Hallo Berti,

"Ich wollte schon so oft endlich meinen Weg gehen."

Also, welche Schritte hast du inzwischen unternommen?

Gruß,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Berti
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

@clown:

Ich habe bisher noch nichts unternommen.
Im Moment ist wieder so ein Punkt wo ich das nicht so ernst nehme und mir einrede, dass es auch so irgendwie gehen wird. Irgendwie total bescheuert, wo ich doch weiß, dass sich so nichts ändern wird.

Gruß Berti
Berti
Beiträge: 20
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Hallo Dani,
ich glaube schon dass ich dem Arzt vertrauen kann. Ich denke ich zögere noch weil es mir peinlich ist drüber zu sprechen.
Berti
Beiträge: 20
Registriert: 22. Jun 2007, 00:03

.

Beitrag von Berti »

Lioness
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Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Lioness »

Hallo Berti,

nochmals: Es muss Dir wirklich NICHT peinlich sein! Ich weiß, es fühlt sich so an, und es ist schwer, gegen dieses Gefühl anzugehen.

Aber keine Krankheit sollte einem peinlich sein, erst recht keine Depression. Es ist völlig "normal", an einer psychischen Störung zu erkranken, das hat NICHTS mit Nicht-wollen-Können, Schwäche, Unvermögen etc. zu tun.

Du teilst dies Schicksal allein mit ca. 5 Millionen Bundesbürgern, die depressiv erkrankt sind. Tendenz steigend!

Krass ausgedrückt: Du hast eine Depression - und keine Syphillis, die Du Dir in Phuckett oder sonstwo eingefangen hast. Oder ein Gemüse in einer dafür nicht wirklich vorgesehenen Körperöffnung stecken. DAS wäre peinlich!

Also überwinde Dich und schwing Dich zum Arzt - es kann wirklich nur besser werden!

Alles Gute
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
BeAk

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von BeAk »

Liebe Lioness,

deine Phantasie ist wirklich goldig.
kormoran
Beiträge: 3276
Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von kormoran »

lieber berti!

ich schließe mich den ermutigungen an: ab zu einem arzt/einer ärztin dem/der du vertraust.

ich wäre froh wenn ich vor geraumer zeit erkannt hätte dass das eine depression ist (nicht zugelassen hätte dass mich die internistin für gesund erklärt und nicht weiter verweist), und wenn ich bei meinen beschwerden nicht immer und immer wieder gedacht hätte "es geht auch so". es geht nicht - oder es geht zwar irgendwie, aber wie??!! es ist schade um die zeit, die lebensqualität die du haben könntest.

familienhausarzt: tja, unserer zuhause hatte einen sehr gelassenen umgang mit der schweigepflicht ...
dass er dich kennt wäre ein vorteil, wenn du ihm wirklich vertrauen kannst. wenn du das thema depression, und wie es dir geht, explizit ansprichst, wird er alles abklären (schilddrüse und solche üblichen verdächtigen) und dich gegebenenfalls an einen facharzt neur./psychiatrie weiterverweisen.

schreib dir auf, was dir wichtig ist: wie es dir geht, und was du wissen willst oder sagen willst.

letztlich ist am wichtigsten DASS du hingehst, und DASS ein prozess in gang kommt.

alles gute!
kormoranin
p.s. ich habe nicht mit freunden geredet. höchstens gejammert dass es mir schlecht geht. wenn dein freund schon gemerkt hat dass etwas nicht mit dir stimmt, und du vertrauen zu ihm hast, könnte es eine große unterstützung sein wenn da einer ist der weiß, was sache ist. es kann allerdings auch schwer sein zu erklären was eine depression ist... vielleicht ist es dir einfach zu anstrengend alles zu erklären, und dann vielleicht doch nicht verstanden zu werden. musst du auf deinen bauch hören und ein bisschen vorsichtig sein ...
 http://www.depressionsliga.de
*** zurück ins leben!
Didi69

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Didi69 »

Hy Berti,
natürlich hat sich seit dem Arztbesuch viel geändert, u.a. 2 Kliniktherapien und 10 Jahre Auf und Ab. Es ändert sich ständig irgendwas, aber deswegen bin ich nicht geheilt, trotz diverser Abgründe ab und an (aber die haben andre Ursachen)... Ich kann damit umgehen, es gehört zu mir, wenn es auch manchmal schwer ist und das Beste: ich brauch keine Medi mehr (obwohl sie in Krisenzeiten notwendig waren). Peinlichkeit: Der Vergleich mit Syphilis oder Tripper und anderen schlimmen Krankheiten is gar nicht mal so abwegig - das is peinlich . Depri, Unsicherheiten ect. sieht man einem nicht unbedingt an, das sieht bei ner dicken Backe oder nem blauen Auge schon anders aus... soviel zum Thema peinlich. Mach Dein Ding!
René
Berti
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Registriert: 22. Jun 2007, 00:03

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

Ich habe es heute mal geschafft früh aufzustehen. Frühstück gemacht, Zeitung gelesen. Dann irgendwann überlegt heut abend meine Cousine wegen einem Arzttermin zu fragen. Schon bekam ich wieder dieses brennende Gefühl im Bauch. Ich war unruhig, und die Gedanken nahmen wieder ihren Lauf.

War noch kurz hier im Forum. Hab mich heute nachmittag wieder hingelegt um dem Ganzen zu entfliehen, konnte aber nicht schlafen.

Schreibe und lösche hier schon wieder seit Minuten irgendwelche Dinge. Im Moment fällt es mir sogar hier schwer, mich auszulassen.
Berti
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Berti »

kormoran
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Registriert: 29. Mai 2007, 21:56

Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von kormoran »

hallo berti,

überrumple dich selbst, bitte!
du weißt dass der anruf und der weg zum arzt der erste schritt ist, dass alles besser werden kann.

ich wünsch dir eine große portion mut und nehme gerne, wenn du willst, deine vielen gedanken derweil bei mir in verwahrung. du brauchst nur dieses blatt, wo du dir aufgeschrieben hast, was du dem arzt sagen willst.

du schaffst das!
kormoranin
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*** zurück ins leben!
Greteline1
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Greteline1 »

Hallo Berti!Ich habe mich eine lange Zeit vor Neurologen Therapie gestreupt!Ich war in 2001 1 mal beim Neurologen er verschreieb mir Paroxetin wegen Angststörungen.Jahrelang über Hausärzte mein Rezeptchen geholt und gut.Habe gedacht ich könnte ohne Tabletten leben.Zu der Zeit 30 mg Paroxetin auf 0 Geschraubt wie blöd anstatt das über einen Facharzt zu machen.Jetzt in Ärtzlicher Behandlung mit neuer Medi.Die Beziehung ist belastet mir tut das so leid wünsche ihm doch eine glückliche gesunde Frau.Die Zeit wird es bringen aber fakt ist das ich krank bin und das muß ich erstmal verstehen.Liebe Grüße und Euch allen einen schönen Abend und viel kraft.
Greteline1
Beiträge: 156
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Re: Fehlender Mut zum Arzt zu gehen

Beitrag von Greteline1 »

Hallo Liones! Hey hast mich zum Schmunzeln gebracht.Bin auch Betroffen und derzeit angeschlagen.Ich war heute in der Ambulance ich gebe nicht auf,mein Freund ist auch ko die letzten wochen mit steß müssen erstmal verdaut werden.Das tut mir so unentlich leid,wies weitergeht weiß man nicht.Erstmal erholen kraft tanken.Wolltest Du mit so einer Frau leben die immer Tabletten vielleicht einnehmen muß und nicht belastbar ist und immer wieder jobs anfängt und aufhört?ich weiß es nicht möchte nur das er glücklich ist.Dir einen schönen Abend lieben Gruß Greteline muß mal gucken was mein Hänsel macht
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