Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

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x7hd5u
Beiträge: 2
Registriert: 8. Jun 2007, 12:18

Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von x7hd5u »

Hallo an alle,

ich brauche mal Euren Rat: Was macht aus Eurer Sicht mehr Sinn: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse? Und vor allem: Warum?

Oder ist es sinnvoll, mit einer Verhaltenstherapie zu beginnen und eine Psychoanalyse daran anzuschließen?
ricky
Beiträge: 1450
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von ricky »

Hey Tiny,

das kann man so pauschal nicht sagen.
Es kommt auf deine Bedürfnisse und Ziele an.
Wenn du im Jetzt und Hier etwas verändern willst, dann ist eine VT das richtige.
Willst du aber Dinge aus der Vergangenheit verarbeiten, dann ist sicherlich eine Analyse besser.
Und es gibt ja auch noch die tiefenpsychologisch fundierte Therapie, wo Konflikte im Hier und Jetzt vor dem Hintergrund von vergangenen Erfahrungen bearbeitet werden.

Hast du dir darüber schonmal Gedanken gemacht?

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Zazou
Beiträge: 38
Registriert: 18. Okt 2006, 19:42

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von Zazou »

Hallo, vielleicht tröstet es dich ein wenig, dass ich gerade vor der gleichen Frage stehe.
Ich habe schon eine Verhaltenstherapie gemacht, bei einem Beratungsgespräch wurde mir jetzt eine tiefenpsychologische Therapie empfohlen. Ich glaube zwar, die könnte mir helfen, aber ich habe auch große Angst, dass sie mich zu sehr aufwühlt und meinen mühsam gehaltenen Seelenfrieden wieder kaputtmacht, weil man sich so vielen unangenehmen Dingen stellen muss. Was meint ihr dazu?
BeAk

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von BeAk »

Lieber Zazou,

gerade weil Du den Seelenfriede nur mühsamhalten kannst, solltest Du eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie machen.

Denn wenn man Probleme verdängt, so wie Du jetzt, wirken sie halt unbewust weiter, sie sind ja nicht weg.
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von Lioness »

Hallo Bea,

Deine Bemerkung reizt mich, mich hier kurz einzuklinken. Du empfiehlst eine TP, weil man sonst Probleme verdrängt, und implizierst gleichzeitig, dass im Umkehrschluss eine VT sich nicht mit den Problemen beschäftigt?

Das ist so nun keinesfalls richtig. Eine VT beschäftigt sich ja im Gegenteil hauptsächlich mit den LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN für Probleme. Das beinhaltet automatisch, das Problem zu erkennen und zu akzeptieren.

Vereinfacht ausgedrückt hat die PT den Schwerpunkt: Woher kommt das Problem? Welche Ursachen in der Kindheit? Welche aktuellen Konflikte? Und setzt dann fast stillschweigend voraus: Problem erkannt und erforscht = Problem im Griff.

DAS haut - aus eigener Erfahrung mit 2,5 Jahren PT - nur leider selten hin. Ich wusste danach ziemlich sicher, DASS ich Probleme hatte (das wusste ich aber auch schon vorher....), woher sie stammten, welche alten Konflikte sich in aktuellen Situationen widerspiegeln etc. Das war's aber auch schon. Was ich dann mit dieser Erkenntnis mache, wie ich konstruktiv daran arbeiten kann, etwas zu ändern, konkretes Handwerkszeug - all das gab mir die tiefenpsychologische Therapie eben NICHT!

Ganz anders die VT: Hier bekomme ich handfestes Werkzeug in die Hand, welche ganz konkreten Schritte ich als nächstes tun kann, um bei der Lösung meiner Probleme einen Schritt weiter zu kommen. Hier kann ich deutliche Veränderungen spüren. Und hier gibt es auch kein "sich Anschweigen", bis man als Klientin mal etwas sagt, was dann haarklein analysiert werden kann (das ist ja das Thema in einigen anderen Threads.)

Ganz abgesehen davon: Die "reine" Verhaltenstherapie alter Schule - sich ausschließlich auf eine Verhaltensänderung im Hier und Heute zu fokussieren - übt doch heutzutage kaum noch jemand aus! Auch Verhaltenstherapeuten beziehen die Lebensgeschichte und die aktuellen Lebensumstände mit ein.

Aber zu genau diesem Thema gibt es doch schon etliche Threads im Unterforum Psychotherapie, der letzte, an den ich mich erinnere, ist noch recht aktuell. Da haben so einige Foristen ihre Erfahrungen verewigt, vielleicht kuckst Du da noch mal nach.

Gruß
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
Zazou
Beiträge: 38
Registriert: 18. Okt 2006, 19:42

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von Zazou »

Danke für Eure Antworten, dass Dumme ist, ich finde, ihr habt beide recht!

Zum Lesen in anderen Threads: Ich muss gestehen, ich traue mich da nicht so richtig rein, wenn ich all die Sachen lese (wie viele Jahre jemand schon krank ist, Probleme mit Medikamenten, Partner, Arbeitsstelle, Therapeuten...) Dann wird mir immer erst recht ganz elend, dann bekomme ich einfach Angst, das mir das alles auch noch bevorstehen könnte.

Kurz zu mir selbst: bin 25, wbl., Depression seit 7 Jahren, mit gering dosierten Medikamenten komme ich gut klar, aber ohne geht nichts.
Vor einer Woche sagte eine Beraterin, ich hätte eine Angststörung (kann nicht alleine sein) daraus resultiere meine Depression.

Sorry, etwas konfus, danke fürs lesen.
BeAk

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von BeAk »

Liebe Lioness,

ich habe ausschließlich auf Zazous Posting geantwortet und ihr wurde von einer Beratungsstelle eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie empfohlen. Ich habe lediglich erklärt, warum möglicherweise ihr diese empfohlen wurde.
Eine Verhaltensstherapie hat sie ja schon hinter sich.

Da ich in einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie bin kann ich Dir auch versichern das wir, mit Ausnahme der Zeit der Aufarbeitung der Kindheitstaumata, nur in der Gegenwart arbeiten.
Z.B. Thema der letzten Sitzungen: Gefühle, Ängste und Trauer die durch einen Konflikt in der Psychotherapie ausgelöst wurden.
Schweigen in der Therapie kenne ich persönlich nicht.

Bin ich neuerdings der Prügelknabe des Forums?

Alles Gute Dir
ricky
Beiträge: 1450
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von ricky »

HuHu Tiny,
bist du noch da?
Gruß Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
Schöpfung
Beiträge: 548
Registriert: 29. Okt 2006, 22:06

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von Schöpfung »

Hallo Tiny!

Das ist wirklich schwer zu beantworten, ob PA oder VT besser ist.

Ich hab als erstes ne Psychonalyse gemacht und mich geärgert, dass ich nie Hilfe oder Rat in Bezug aufs Hier und jetzt bekommen habe.Z.B. hatte ich eine absolut nervige Mitbewohnerin, die ständig Streit mit mir gesucht hat und ich konnte mich nicht wehren. Statt, dass der Heini mich mal unterstützt hat, wie ich mit dieser Tussy umgehen soll oder mir Mut gemacht hätte, mir ne neue WG zu suchen, fing der plötzlich an, ob ich als Kind von meiner Mutter abgelehnt worden wäre. Oder er kam mir mit der "Penisneid-Hypothese", "was hab ich, was Sie nicht haben?" Ich wüßte nicht, was mir das gebracht haben soll. Auf diese Weise gingen dann fünf Jahre ins Land und ich hatte hinterher das Gefühl, dass ich zwar ne Menge über mich weiß, aber immer nocht nicht im Alltag zurecht komme.
Nervig war auch, dass ich meinen ganze Termin- und Urlaubsplanung auf den Analytiker abstimmen mußte, bestimmte Jobs nicht nehmen konnte, weil sie zeitlich mit den Analyseterminen kollidiert hätten und der Analytiker kein Möglichkeit für Terminänderungen sah. Als ich meinen Studienort gewechselt habe, hat der Analytiker ein Tamm Tamm veranstaltet, weil ich mir an dem neuen Studienort einen anderen Analytiker suchen wollte, statt zweimal wöchentlich zwei Stunden hin und zwei Stundedn zurück zu ihm zu gurcken.
Ich würde im Nachhinein erst mit ner VT anfangen, einfach, weil das nicht so lange dauert. Wenn Du bei ner VT merkst, es ist doch nicht das Richtige, ist wengstens nicht so viel Zeit verstrichen, in der die Probleme noch schlimmer werden könnten.

Aber das ist meine suvjektive Meinung. Vielleicht hat es ja auch was mit der Person des Therapeuten zu tun und ob man zueinander passt.


Viele Grüße, Amalia
lunasol
Beiträge: 531
Registriert: 1. Apr 2007, 11:49

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von lunasol »

Hallo,

also ich habe derzeit einen Psychoanalytiker

Der aber die verschiedenen Therapieansätze mischt. So wie ich es brauche. Ich halte nichts davon, wenn Therapeuten sich streng an eine Richtung halten.

Und so weit ich weiss, gibt es davon doch einige, sowohl Analytiker als auch VT´ler

liebe Grüsse

lunasol
herrenalb
Beiträge: 50
Registriert: 11. Mai 2006, 22:57

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von herrenalb »

Hallo Tiny,
ich habe weder mit der einen noch mit der anderen Therapieform Erfahrung. Was mir in meiner schweren Depression geholfen hat, war und ist auch weiterhin die emotionelle Gruppentherapie nach Casriel (Bad- Herrenalber-Modell). Durch sie habe ich gelernt zu leben und nicht zu überleben.
Liebe Grüße
Gabi
Regenwolke
Beiträge: 2214
Registriert: 15. Apr 2006, 12:46

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von Regenwolke »

Hallo Tiny und ihr anderen,

PA wird gar nicht so häufig durchgeführt, die Alternative zur VT ist in der Regel die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, die auf ähnlichen theoretischen Annahmen basiert, wie die PA, aber nur einmal die Woche im Sitzen stattfindet und den Schwerpunkt auf das "Hier und Jetzt" legt.

Allgemein würde ich auch sagen, daß die tiefenpsychologischen Verfahren (TP und vor allem PA) eher etwas für Leute sind, die verstehen wollen, wie ihre derzeitigen Probleme in ihrer Lebensgeschichte verankert sind, während VT als lösungsorientierteres Verfahren eher dem Wunsch nach konkretem Handwerkszeug entspricht.

Aber abgesehen von den Verfahren arbeitet ja jeder Therapeut etwas anders und es ist wirklich wichtig, jemanden zu haben, mit dem man gut klarkommt. Es ist auch oft so, daß Therapeuten eine "offizielle" Ausbildung haben (also VT, TP oder PA), durch die sie die Kassenzulassung erhalten haben, sich darüber hinaus aber in anderen Verfahren weitergebildet haben und diese in ihre Arbeit einfließen lassen.

Was Du, Amalia, übrigens beschreibst, ist ganz klassische freudianische Analyse, Du scheinst jemanden gehabt zu haben, der von seinem Vorbild Freud nicht weit weg gegangen ist. Davon gibts sicher unter Analytikern noch eine ganze Menge, es gibt aber (zum Glück) auch welche, die anders drauf sind.

Liebe Grüße,
Regenwolke
x7hd5u
Beiträge: 2
Registriert: 8. Jun 2007, 12:18

Re: Verhaltenstherapie oder Psychoanalyse ?

Beitrag von x7hd5u »

Moin,

Uta, ich bin noch da, aber zur Zeit in der Klinik und deshalb mit anderen Dingen beschäftigt. Ich werde mal mit meiner Ärztin darüber sprechen.

Tiny
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