Wer hat SIE überwunden, die Depri?

[bellami1983]

Hallo ihr Lieben,

mich würde einfach mal interessieren, wer seine Depressionen überwunden hat und diese Krankheit besiegt hat?

Ich denke, dass dies schon oft gefragt worden ist oder täusche ich mich?

Ich frage, weil ich immer wieder höre, dass diese Krankheit heilbar ist und viele sie überwunden haben.

LG Isabell

[Faustus]

Hallo Isabell,

schau mal ins Forumsfeedbackboard: Abschliessende Bemerkungen - Dank an dieses Forum

Dort habe ich am Ende ein wenig ausgefuehrt, wie mein Weg aus der Depression stattfand und wie mir das Forum dabei half.

Bin ich nun "geheilt" ? Ich glaube, dass die Depression permanent da ist, aber inaktiv gemacht werden kann. Einerseits hatte ich in meinem Leben mehrere Schuebe dieser Krankheit, andererseits habe ich in meinem letzten Schub extrem viel zur Bekaepfung getan. Von daher glaube ich, dass ich ein gutes Ruestzeug habe, sollte das Feuer der Depression wieder aufflammen.

Mal ein Analogon - ich kenne jemanden, der sich als "Drogensuechtig" bezeichnet, obwohl er seit ueber 10 Jahren "clean" ist. Hat mich anfangs gewundert - aber er weiss, dass er danach zu leben hat, weil jede kleine Verfehlung den Teufelskreis der Sucht wieder erstarken lassen kann. Die Sucht ruht in ihm, aber er fuehrt ein weitgehend normales Leben.

Uebertragen auf unsere Krankheit - sie ruht, und waehrend ihrer aktiven Phase habe ich gelernt, sie zu bekaempfen:

- Ich suchte mir Hilfe, in diesem Forum, beim Arzt, ich las Buecher um meine Krankheit zu verstehen. Ich besuchte ein Seminar eines mir befreundeten Psychologen, das mir neue Einblicke gewaehrte in mein Seelenleben.
- Auch Medikamente hatten ihre Berechtigung, ich bin nicht suechtig geworden und jetzt brauche ich sie nicht mehr.
- Ich habe meine Lebensbedingungen verbessert ! Habe losgelassen, mich getrennt von Dingen, die mich belasteten. Bin umgezogen in eine schoenere Gegend.
- Ich habe wieder sowas wie Selbstvertrauen.
- Ich lasse meine Neigungen zu und habe keine Schuldgefuehle !
- Ich bin offen fuer Neues.

Dies alles ohne Anspruch auf Vollstaendigkeit - dieses Ruestzeug ist sehr gut geeignet, eine eventuell wieder aufflammende Depression zu unterdruecken.

Nur in einer aktiven Depressionsphase kann man gar nicht daran glauben, dass das mal aufhoert. Das ging mir so, das ging Anderen auf diesem Forum so, von denen ich weiss, dass es ihnen nun besser geht. Und das wird auch so manchem Leser dieser Zeilen jetzt so gehen.

Ich kann mit meiner Krankheit nun sehr gut umgehen. Mein Ruestzeug hilft auch anderen - meine Freundin hat ein sehr geringes Selbstwertgefuehl und Ess-Stoerungen, und ich kann ihr sehr viel geben was ihr hilft. Und sie hoffentlich dazu bringen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen - denn diese ersetzt mein Ruestzeug natuerlich nicht.


Alles Gute und Geduld (ich weiss, ist leichter gesagt ...) wuenscht


Faustus

[Calzino]

hallo isabell,

also all die jenigen, die geheilt und nun rundum glücklich sind, die haben anderes zu tun als im depri-forum zu posten.

ansonsten hat das faustus sehr schön beschrieben.

eins vielleicht noch:

nachdem ich endlich das gefühl habe auf dem weg zu sein, wird es mir mehr und mehr zur gewissheit, das dieser weg kein ende hat. er wird weitergehen auch wenn die depression dann schon längst hinter mir liegt. es ist mein weg!

lg

jens

[flower76]

Hallo Isabell,

also erstmal möchte ich sagen, daß ich, obwohl es mir gut geht, immer wieder gerne in das Forum schaue.
Also mir geht es gut aber würde ich auch sagen ich bin geheilt???
Ich glaube nicht.
Ich persönlich bin der Meinung, daß SIE,die Depression mich mein ganzes Leben begleiten wird. Ich bin vor 4 Jahren durch die Hölle der Depression gegangen,dass werde ich einfach niemals vergessen können.
Ich bin nun mal sozusagen vorbelastet und immer wenn irgendwas ansteht, was mich aus der Bahn werfen könnte, kommt gleichzeitig die Angst in mir hoch SIE könnte wieder kommen.....Zu heftig war der seelische Schmerz in meinem schlimmsten Tief...

Alles in allem möchte ich damit sagen, ja es geht mir gut, es ist Ruhe eingekehrt, aber ich bin mir bewusst, daß es auch wieder anders sein kann...

Alles liebe, Flower

[ege0804]

hallo isabel,

auch mir geht es im moment sehr gut. aber auch ich will nicht von heilung sprechen. ich schließe mich da zu 100% den anderen schreibern an.

heilungsversprechen halte ich immer für gefährlich. ich rede deshalb gerne von 'die krankheit im griff haben' (statt umgekehrt: die krankheit hatte mich im griff).

ich habe gelernt das ich etwas achtsamer und vorsichtiger mit mir, meinem umfeld und meiner krankheit umgehen muss. der irrtum von früher, das ich gute tage als heilung interpretiert habe, könnte schon der erste fehler gewesen sein um der nächsten depri den boden zu bereiten.

z.b. mein stottern, habe früher stark gestottert, ist medizinisch und krankenkassentechnisch eine behinderung, und obwohl ich wochenlang fast nicht stotterere oder mich von dem reststottern nicht auch nur irgendwie behindern lasse, würde ich mich nicht als geheilten stotterer bezeichnen.

bei meiner schwerhörigkeit ist das anders. mein hörproblem ist durch ein gutes hörgerät zu 100% rehabillitiert.

vorsicht heist aber garnicht sich an alte probleme oder die depression zu klammern und in die krankheit flüchten, darin verharren, daran kaputtzugehen. nein.

gruß ernie

[grabmalerei]

Hallo Isabell!

Natürlich ist Heilung möglich. Die Depression kam irgendwoher, warum sollte sie nicht auch irgendwohin verschwinden können?

Ich glaube das geht am besten über Bewußtwerdung. Wenn man gelernt hat, daß im Leben eigentlich Alles möglich ist, im Positiven, wie im Negativen, dann kann man eigentlich kaum in der Depression verweilen.

Die Gefahr ist deshalb möglicherweise nie ganz gebannt, aber genau das ist ja die Essenz der erwähnten Erkenntnis: Alles ist möglich. Manchmal ein hartes Brot, aber es lohnt hineinzubeissen!

Ich bin im übrigen nunmehr 7 Jahre von Depressionen befreit. Immer noch hier und da melancholisch und grüblerisch, aber in der Regel konstruktiv, lebensfroh und unbedingt lebensbejahend. Das war mal ganz anders. Ich glaube aber, es wird nicht mehr ins Gegenteil kippen. Eigentlich bin ich sogar sicher.

Beste Grüße

[ausgewandert]

lennart ich glaube du machst es dir grad etwas zu einfach
depris sind nicht gleich depris manche menschen bekommen sie nach starken schikslschlägen oder dauerstress bei dieser form mag es zutreffen was du schreibst
inzwischen geht die forschung aber auch von einer genetischen disposition fuer depressionen aus
ich denke das dies bei meiner familie leider zutrifft 4 generationen betroffen und da ist es nur mit bewusst werden schwierig
gruss birgit

[Greteline1]

Noch nicht ganz aber hoffentlich bald!Als ich die Berichte gelesen habe freut es mich und läßt mich hoffen das ich bald wieder Stabil werde.

Ich glaube die Krankheit ist wie der Mensch auch, Individuell.

Duch Vererbung,Stoffwechsel,oder durch Erfahrungen die vielleicht tief in uns sitzen und nie richtig Verarbeietet wurden.
Alles Gute an alle!Gruß Gretel

[Greteline1]

Kleiner Doppelklick sorry

[Keken]

Hallo Greteline,

schöner Name übrigens!

Ich hatte die Depri bis vor kurzem fest im Griff. Trotz aller Misere bemerke ich auch jetzt einen Aufschwung.

Was mir immer hilft: Pause machen, dann mich aber mit Mini-Tätigkeiten, die erledigt werden müssen, auf Trab bringen. Dann bekomme ich schnell wieder Lust auf anderes. Und mich austauschen. Auch wenn gerade in der Depri bei mir nur Müll dabei rauskommt und ich mich in meinen negativen Gedanken so festgebissen habe, dass es jedes Mal ein Kampf ist. Und Hobbies verfolgen. Mache ich aber auch zu wenig.

Ich breche immer wieder ein, wenn ich nicht konsequent meine Ziele verfolge (Ordnung halte, weil sonst noch mehr Chaos im Kopf), mir Pläne schreibe (aus den gleichen Gründen) , mich überfordere und keinen Ausgleich habe.

Grüße Dich lieb, wie geht es Dir heute?

Keken