Diskussionsforum Depression

Ich bin seit nunmehr 7 Monaten krankgeschrieben - auf Burnout und Depressionen.
Was mich richtig fertigmacht ist, dass ich mich überhaupt nicht mehr auf irgendetwas konzentrieren kann. Texte, die ihr schreibt, interessieren mich und ich würde sie gerne lesen, schaffe es aber nicht, mehr als 2 Sätze zusammenhängend zu lesen und zu verstehen. Meine Gedanken driften ab - an längere Texte wage ich mich gar nicht mehr heran, bzw. breche sie sofort wieder ab.

Fernsehsendungen kann ich kaum verfolgen - irgendwann merke ich, dass meine Augen abdriften und ich in Gedanken versunken bin - ohne irgendworüber wirklich intensiv nachzudenken.

Mich macht das wirklich fertig, weil ich immer gern gelesen habe, und nun Angst habe, dass der Zustand so bleibt. Nach 7 Monaten müsste doch wenigstens in DER Hinsicht eine Besserung in Sicht sein, oder?

Liebe Grüße,
Iris

Liebe Iris,

das ist auch für mich ein Riesenproblem. Mir sind z.B. einige Beiträge hier auch viel zu lang und weiss nach 5 Sätzen schon nicht mehr, was am Anfang stand. Auch Lesen kann ich im Augenblick nicht und dabei bin ich eigentlich die totale Leseratte. Fernsehen schau ich sowieso nicht so viel.
Letztens war ich abends mit meinen Brüdern im Kino und ich musste mich echt arg zusammenreissen, um nicht nach einer halben Stunde abzuhauen. Nicht, weil der Film total uninteressant war, sondern weil ich nicht mehr konnte. Nach dem Film war ich so groggy, als ob ich grad nen Marathonlauf hinter mir hab.
Ich hab meiner Thera davon auch schon erzählt und sie meinte nur, dass das halt eines der Hauptsymptome bei einer Depression sind. Ich bin auch seit 3 Monaten krankgeschrieben und hab schon vorher bei der Arbeit gemerkt, dass die Konzentrationsfähigkeit total nachlässt.

Ich versuche mich jetzt halt, in Geduld zu üben. Bei mir dauert der Zustand ja auch noch nicht so lange an, wie bei Dir. Hast Du denn mit Deiner Thera mal darüber gesprochen?

LG

Nein, ich hab noch nicht mit ihr darüber gesprochen.
Habe erst seit ein paar Wochen eine neue Therapeutin und wir sind noch bei den Anfängen.
Das ist echt schlimm, weil die Beiträge wirklich interessant sind, aber wenn ich die Länge der Beiträge und Berichte sehe, schalte ich schon ab.

hallo ihr,

die konzentrationsschwierigkeiten und überhaupt die stark reduzierte geistige leistungsfähigkeit hat mich, solang ich noch in der arbeit war, nebst den übergriffen der kollegen am meisten fertiggemacht.

jetzt wo sich alles deutlich zu bessern beginnt, ist zeitunglesen immer noch ein seltenes glück: meistens merke ich auch am ende des artikels dass ich keine ahnung hab was das jetzt war. oder ich drifte ab.

was bei mir als erstes wieder ging, sind ganz leichte unterhaltsame krimis. weil die packen auch und halten eine drin, ohne dass man aber wirklich gefordert wäre.

dass ich zur zeit einfach nix von mir fordere und die besserung nur nutze, um zu kräften zu kommen und wieder wollen zu können, scheint mir ganz wichtig. so verstehe ich auch dass ich diese krimis lesen kann, aber bei der zeitung aussetze: da steht ja schon wieder der anspruch dahinter, dass ich in gesprächen gscheit mitreden können sollte, und aus und vorbei...

habt ihr dafür irgendwelche "werkzeuge" zb aus der therapie? ich bin oft inkonsequent, schlag die zeitung auf während im radio noch die nachrichten laufen, usw - wahrscheinlich müsste ich da ganz konsequent immer nur eines zulassen, und das dabei-bleiben dann auch üben?

lg
kormoranin

Hallo Ihr Vier,

ich kenne dieses Problem auch sehr gut. Ich kann Euch aber versichern, dass das kein Dauerzustand sein wird. Die Konzentrationsfähigkeit kommt wieder. Ich hatte lange Zeit nichts mehr gelesen und irgendwann war es wieder so weit, dass ich vom Lesen nicht lassen konnte. Nehmt es an, dass es momentan so ist - auch wenn es schwer fällt. Es kommt alles wieder.
Ich hoffe, ich konnte Euch ein bisschen Mut machen.

Liebe Grüße Herbstsonne