depressionen nach schwerer erkrankung?!

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klatschmohn
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depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von klatschmohn »

hej!

lese hier schon längere zeit mit und habe bis letzten sommer auch ab und zu etwas geschrieben.
bis letzten sommer war ich - so blöd das klingt - einfach nur depressiv. dass ich so lange nichts geschrieben habe liegt daran, dass ich nicht mehr einfach nur depressiv bin, sondern, dass ich letzten sommer schwer krank war und bis heute damit und damit verbundenen depressionen zu kämpfen habe.
die depressionen sind immer noch da, aber sie sind anders geworden - gibt es hier im forum jemanden, der auch mit depressionen zu kämpfen hat, die während oder nach einer schweren erkrankung entstanden sind?

danke!

gruß neka

p.s.: das durcheinander von depressionen, kranksein und schwerer erkrankung oben - ich wusste nicht, wie ich das sonst ausdrücken sollte.
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flora80
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von flora80 »

Liebe Neka!

Weil dir noch niemand geantwortet hat, ich es aber schade finden würde, wenn der Thread in der Versenkung verschwindet, möchte ich dir kurz schreiben. Ich selbst habe keine Depression, die nach einer schweren Erkrankung aufgetreten ist, aber ich habe dennoch eine vage Vorstellung davon, wie das sein kann, denn meine schweren Phasen sind nach Operationen aufgetreten, die einen für mich traumatisierenden Verlauf genommen haben. Das ist aber nicht unbedingt das selbe...
Vielleicht meldet sich noch jemand hier. Und vielleicht hilft es auch, wenn du noch ein bisschen mehr über dich schreibest? Woran bist du erkrankt? Warum hat dich das depressiv gemacht? Vielleicht fühlt sich dann doch der/die ein oder andere angesprochen.

Lieber Gruß, Flora
klatschmohn
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von klatschmohn »

danke flora!

es hilft bestimmt, wenn ich ein bischen mehr erzähle, was mir aber immer noch nicht ganz so leicht fällt, gerade, weil es so schwer ist in worte zu fassen, was in mir vorgeht - deswegen erstmal einfach nur die "fakten":

ich hatte letzten sommer eine schwere hirnblutung, nachdem eine (wohl angeborene) gefäßerweiterung im gehirn geplatzt ist - verbunden mit einem sogenannten vernichtungskopfschmerz. noch am gleichen tag wurde ich am offenen schädel operiert und lag danach mehrere wochen im krankenhaus.
soweit bin ich zwar (äußerlich) wieder in ordnung und ich habe auch keine schweren bleibenden schäden davongetragen, aber es ist doch alles ein bischen anstrengender und schwerer als vorher. so ganz funktioniert auch mein gehirn immer noch nicht wieder und es kann mir bei alledem keiner sagen, wie es sich weiterentwickeln wird.

es sind zum einen die bleibenden schäden, die mir zu schaffen machen, zum anderen ist es das traum, dass durch den vernichtungskopfschmerz und die damit verbundenen gefühle ausgelöst wurde.

ja, vielleicht erstmal so viel...

lg neka
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Regenwolke
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Neka,

ich kann sehr gut verstehen, daß diese schlimme Erfahrung Dir nachhängt und Dich weiterhin ängstigt und verunsichert, gerade wenn Du noch mit den Folgen zu kämpfen hast und die weitere Entwicklung ungewiß ist, so daß sich ein richtig sicheres Gefühl, es überstanden zu haben, wahrscheinlich nur schwer einstellen kann.

Meine Depression ist zwar nicht wirklich durch eine körperliche Erkrankung ausgelöst worden, aber ich habe auch schon mehrmals nach Krankheiten, Operationen, Verdachtsdiagnosen längere depressive Phasen gehabt. Fällt mir auch sehr schwer, darüber zu schreiben.

Vor vielen Jahren haben zwei gynäkologische Operationen, von denen ich wahrscheinlich zumindest die erste als Trauma erlebt habe, mit dazu geführt, daß ich in eine psychosomatische Klinik gegangen bin, wo man mir ganz gut helfen konnte, wieder Vertrauen in meinen Körper aufzubauen. Jahrelang ging es mir einigermaßen gut. Als ich dann vor drei Jahren einen dramatischen Krebsverdacht hatte, der erst nach mehreren Wochen entkräftet werden konnte, bin ich in eine sehr schwere Depression gerutscht, die über ein Jahr gedauert hat und wo auch die alten Erinnerungen wieder hoch kamen. Dieses Jahr hatte ich dann einen weiteren verdächtigen Befund, wieder OP's, Warten auf Ergebnisse... Wieder habe ich Glück gehabt und bin glimpflich davon gekommen. Trotzdem, Angst und Verunsicherung bleiben. (Ich hoffe, das klingt nicht alles sehr vage, ich kann darüber einfach nicht detaillierter schreiben.)

Hast Du denn Unterstützung? Menschen in Deiner Nähe, die Dir helfen, die Krankheit zu bewältigen? Oder therapeutische Hilfe? Ich fange gerade mit einer Psychotherapie bei einer Therapeutin an, die auch traumatherapeutisch arbeitet, ich hoffe, daß ich dadurch etwas stabiler werden kann.

Liebe Grüße,
Regenwolke
klatschmohn
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von klatschmohn »

danke für deine antwort! (die ich glaube ich ganz gut nachvollziehen kann.)

ja, ich mache seit einigen monaten eine therapie, bei einem therapeuten, der auch auf traumatische erfahrungen spezialisiert ist. allerdings wurde mir erst nur eine kurzzeittherapie bewilligt - bis ich ein neuropsychologisches gutachten nachreiche, in dem bestätigt wird, dass ich überhaupt noch in der lage bin, eine therapie zu machen.

die leute in meinem umfeld... es gibt nur wenige, die auch jetzt noch fragen, ob es mir gut geht, die meisten können sich gar nicht vorstellen, dass ich noch mit den folgen der hirnblutung zu kämpfen habe (äußerlich ist ja alles in ordnung). verstehen, verstehen kann auch keiner, was in mir vorgeht und ich habe auch manchmal das gefühl, dass es gar keiner hören will, weil es keiner verstehen kann. so nach dem motto nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

auch wenn ich mit dem thema hier nicht ganz reinpasse, bin ich doch froh, dass es diese forum gibt und ich mit meinen ängsten - wenn es auch andere ängste sind - einen platz habe.

lg
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Regenwolke
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von Regenwolke »

Liebe Neka,

ich finde wirklich schlimm, was Du erlebt hast und finde es überhaupt nicht komisch, daß Du damit noch nicht "durch" bist. Daß es für andere schwer ist, zu verstehen, wieso man, nach dem eine Zeit vergangen ist, immer noch mit Ängsten kämpft, habe ich auch erlebt, zumal ich ja trotz Zittern dann doch immer Glück hatte, so daß für viele noch unverständlicher ist, daß es mir manchmal immer noch schlecht geht.

Ich glaube, am einfachsten ist es, wenn man sich mit Menschen austauschen kann, die etwas Ähnliches erlebt haben. Hast Du mal überlegt, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, ob es (abgesehen von Gruppen Krebserkrankter) Gruppen für Menschen nach schwerer bzw. traumatisierender Krankheit gibt, aber vielleicht schon. Oder vielleicht kannst Du auch im Internet mal suchen, ob es spezielle Foren für Menschen gibt, die eine Hirnblutung erlitten haben, auch wenn Deine Ängste natürlich hier im Forum auch ihren Platz haben.

Ich drück Dir die Daumen für das neuropsychologische Gutachten, damit wenigstens die Therapie verlängert werden kann.

Lieben Gruß,
Regenwolke
winnie
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von winnie »

Hallo Neka,

sagt Dir vielleicht das Stichwort "Posttraumatische Belastungsstörung" was?
Denn nach dem, was Dir passiert ist, liegt für mich der Gedanke nahe, daß sowas auf Dich zutreffen könnte. Die Auswirkungen zumindest sprechen dafür, und eine Hirnblutung dürfte nun wirklich kein geringer Auslöser für sowas sein.

Lies Dich doch mal ein wenig in das Thema ein, im Internet gibt's eine ganze Reihe sehr informativer Seiten darüber. Vielleicht erkennst Du Dich dort ja wieder. Ich für meinen Teil habe nämlich die Erfahrung gemacht, daß es schon mal ein wenig hilft, wenn die Sache einen Namen hat - und dadurch bieten sich auch wieder Ansätze für's Bearbeiten.

Gruß,
Winnie
klatschmohn
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von klatschmohn »

ja, es handelt sich um eine posttraumatische belastungsstörung - dass das ganze einen namen hat und irgendwie normal ist, hilft schon ein bischen ja.

es gibt auch ein ziemlich gutes internetforum zum thema hirnaneurysma (gefäßerweiterung im gehirn), aber mit dem depressiven teil passe ich da nicht ganz rein. wieso, weshalb und warum ist ein bischen kompliziert. zum einen, weil die gefäßerweiterung bei einigen menschen auch entdeckt wird bevor sie platzt und dann gleich operiert wird, zum anderen, weil es mir eigentlich, für die schwere der blutung, heute schon viel zu gut geht, da sind die depressionen eigentlich das kleinste. ja und dann, dann bin ich einfach auch noch viel zu jung für eine hirnblutung.
eine selbsthilfegruppe zu dem thema habe ich bei mir in der nähe bisher keine gefunden.

was mir auch ziemlich zu schaffen macht ist, dass ich in meinem umfeld selbst bei menschen , die selber schon lebensgefährlich erkrankt waren, auf taube ohren stoße - ich passe da einfach nicht ins bild, weil ich mich bewusst mit dem auseinandersetze was passiert ist.

freue mich, dass ich hier sein kann und dass ich hier auf offene ohren stoße!

lg neka
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klatschmohn
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von klatschmohn »

@flora:

leider weiß ich nicht, wie ich dich sonst erreichen kann, ich wollte dir nur sagen, dass ich es schön finde, dass es dir so gut zu gehen scheint, du hörst dich auf jeden fall so viel gelöster an als zu der zeit, als ich (vor der blutung) das letzte mal richtig von dir gelesen habe!

lg neka
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flora80
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Re: depressionen nach schwerer erkrankung?!

Beitrag von flora80 »

liebe neka!

vielen dank! ja, du hast recht, mir geht es sehr viel besser. und das, obwohl eigentlich gerade ganz viel schief läuft. aber es ist einfach nicht mehr dieses völlige katastrophengefühl da. so langsam scheine ich auf einen grünen zweig zu kommen.
du kannst mich auch per mail erreichen (auf den kopf über meinem nick klicken). nur, weil du schreibst, du wüsstest nicht, wie du mich erreichen kannst. ich habe übrigens auch eine PTBS u.a. und arbeite in meiner neuen therapie gerade heftigst an dingen, die ich jahrelang bearbeiten wollte, auf die aber leider kein therapeut wirklich eingegangen ist. jetzt endlich komme ich an die wesentlichen punkte. das hilft mir sehr, gelöster und offener und weniger angreifbar zu sein.
deine geschichte geht mir nahe, weil ich mir in etwa vorstellen kann, was das ausgelöst hat. ist gar nicht so furchtbar weit von meiner geschichte weg, wenn auch etwas anders gelagert.

lieber gruß,

flora
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