Wie funktioniert Therapie

dark_bln
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Wie funktioniert Therapie

Beitrag von dark_bln »

Hallo,

ich habe jetzt meine ersten Stunden Psychotherapie hinter mir. Und ich verstehe es einfach nicht. Ich soll anfangen zu reden wenn ich ankomme. WAS soll ich denn sagen?
Wenn ich dann sagen soll wie es mir geht kommt von mir ein "geht so" und dann ist Stille.
Wenn dann ein "Warum" kommt weiss ich nicht weiter und wir schweigen uns an.

Was wird denn da erwartet? Ich dachte ich werde durch die Therapie geleitet, sonst könnte ich doch auch ein Buch schreiben über das was mir einfällt.

Ich verstehe das irgendwie nicht.

L.
flocke
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von flocke »

was für eine therapie machst du denn?

klingt so´n bischen nach tiefenpsychologisch, analytisch. meine erste therapie war auch so und wir haben uns über ein jahr lang angeschwiegen, mir gings immer schlechter.... manchmal passt die therapierichtung nicht, manchmal passt der therapeut nicht.


wie wäre es wenn du dieses problem beim nächsten mal ansprichst?


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
dark_bln
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von dark_bln »

Ja tiefenpsychologisch fundierte PT.

Es fällt mir halt nunmal nicht leicht nach einem guten morgen sofort irgendwelche Kindheitserlebnisse auszubuddeln. Zumal ich nicht weiss welche.

Wie habt ihr denn den Weg in die Therapie geschafft? Also Euch dort eingewöhnt
flocke
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von flocke »

leider habe ich mich garnicht eingewöhnt und bin da weg, bevor es gefährlich wurde...

du brauchst nicht unbedingt altes rauskramen, sondern dass erzählen was dir halt gerad durch den kopf geht. nicht jeder kann das, ich konnte es nicht. es baut sich ein druck auf, das habe ich gemerkt, hatte schon angst bevor ich dahin bin, angst nicht reden zu können... der druck reicht normalerweise anscheinend aus das andere reden, bei mir hat es das gegenteil bewirkt, ich redete garnicht mehr.


versuch einfach mit deinem thera zu klären wie ihr das handhaben wollt. quäle dich nicht, gib aber auch nicht zu früh auf.


mehr kann ich da leider nicht dazu sagen, es kommen aber sicher noch bessere antworten.


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Liber
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von Liber »

Liebe Leah,

ich nehme an, dass du dich nach einigen Vorgesprächen für diese Art Therapie entschieden hast.

Die Chance in der TP ist ja, dass auch bisher tief Verborgenes - zum Beispiel durch Träume oder lange verdrängte Erinnerungen - hochkommen und bearbeitet werden kann. Damit das möglich ist, wird möglichst wenig durch die Therapeutin vorgegeben.

Und natürlich braucht das eine gewisse Anlauf-Zeit, weil dazu Vertrauen zur Therapeutin erforderlich ist. Und dies will ja erst mal aufgebaut werden.

Ich habe meine Stunden oft damit begonnen, wie ich mich HEUTE fühle. Davon ausgehend kamen mit der Zeit dann Erinnerungen oder Assoziationen, die mich in die Vergangenheit zurückführten.

Auch Träume waren oft ein guter Ansatzpunkt, um innere Bilder und Problembereiche zu thematisieren.

Für den Anfang könntest du auch schildern, dass dir diese Situation, etwas sagen zu müssen, zu schaffen macht. Du könntest deine Erwartungen an die Therapeutin (sie soll dich führen) zum Thema machen.

Das Thema muss schon von dir kommen, es geht ja in der Therapie um dich, und gerade dort soll es ja gerade nicht fremdbestimmt zugehen. Das ist am Anfang ungewohnt, es ging mir genauso!

Fasse Mut und sage in der Therapie am Anfang einfach, was jetzt in diesem Moment gerade in dir ist. Gefühle, Stimmungen, Erwartungen. Nichts davon kann "falsch" sein. Du wirst erstaunt sein, was sich daraus dann alles entwickeln wird!

Und wenn du mal nichts sagen willst, ist das auch ok! Vielleicht kann nach einiger Zeit des Schweigens dann darüber gesprochen werden, was es für dich bedeutet, den Erwartungen (etwas sagen zu müssen) jetzt gerade nicht zu entsprechen.

TP ist eine Chance, sich selbst ein Stück näher kennenzulernen.

Alles Gute dabei und liebe Grüße


Brittka
BeAk

Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von BeAk »

Liebe Leah,

zu Beginn der Therapie wurde bei mir erstmal meine Biograhie durchgearbeitet und auch die Biographien Deiner Familienmitglieder.

Im Anschuß an dieses Thema habe ich dann von meinen Schwierigkeiten/Gefühlen gesprochen, die mich in die Anpassungsstörung/Depression geführt haben.

Wie es mir heute geht, war nur mein Thema bei einem Notfalltermin, als es mir mal schlecht ging.

Mein Therapeut fragt, lange Pausen das Schweigens gibt es in meiner Therapie nicht.
sd
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von sd »

Ja, das Thema kenne ich auch zur genüge.
Einmal meinte eine Therapeutin, wenn ich nicht rede sei das ein Zeichen, dass ich noch nicht bereit sei für eine Therapie.
Meine erste Thera war auch mehr ein Anschweigen. Es geht mir auch heute teilweise noch so. Ich war z.B. nun bei einem Arzt für Schmerztherapie, der auch Psychotherapeut ist, und er fragte mich, wie er mir helfen könne. Ich wusste auch nicht so recht, was ich sagen sollte und er meinte wir haben eine halbe Stunde Zeit, die wir reden können, oder eben Schweigen.
In meiner Therapie geht es mir teilweise gut und teilweise schlecht, über bestimmte Themen kann ich überhaupt nicht reden, das weiss sie aber schon, und sie meint ich bekomme dann so einen starren Blick.
Ich merke allerdings schon, dass ich mich sehr gebessert habe im Gegensatz zu vor ein paar Jahren. Ich habe mir als ich mal wieder akut in die Klinik musste gesagt, ich rede über die Gedanken, die mich so beschäftigen, denn nur so kann mir geholfen werden, aber es war eine sehr schlimme Zeit.
Ich habe auch damals ein Bild gemalt und es denen gegeben, ich dachte immer ich sei nicht normal, jemand der normal ist kann doch nicht dauernd solche Gedanken haben. aber ich war wirklich ganz unten und habe wirklich über alles geredet, was mir so durch den Kopf ging.
Meistens überlege ich, was der andere wohl so über mich denkt, wenn ich dies oder jenes sage, und dann lass ich es schon wieder.
Ich hoffe es ist nun nicht zu verwirrend, aber es ist eben schwer, das auszudrücken.
Ich bin auch nicht der gesprächigste Mensch.

vlg charlie
feuerfisch
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von feuerfisch »

Hai Leah

Therapie...

Ich geh einfach hin und oftmals weiß ich auch nicht was ich erzählen soll.
Dann beginne ich einfach damit wie es mir gerade geht. Inzwischen finde ich dann auch meist einen Auslöser für den momentanen Zustand. Das funkt bei mir oft über den Zeitpunkt. Um es mal am Beispiel zu erklären:

Mir geht es schlecht. Seit wann geht es mir schlechter? Seit etwa 10 Tagen. Was geschah vor etwa 11 Tagen? Dies, das, jenes, größtenteils Kleinigkeiten. Wenn ich mir die Dinge in die Erinnerung rufe merke ich dann oftmals bei einem Thema eine Art Unbehagen. Das ist schon mal ein Ansatzpunkt. Häufig sind es noch nicht einmal negative Sachen die dieses `schlechter gehen´ bei mir auslösen. Einmal war es ein sogar Künstlerwettbewerb, der durchweg eigentlich positiv war, bei mir jedoch sehr zerstörerische Gedanken ausgelöst hatte. Damals brauchte ich drei Wochen um zu begreifen dass es daran lag. Dem folgte dann ein genaueres Nachforschen woher die negativen Gefühle kommen. Ich fand es heraus und kann seitdem gezielt dagegen arbeiten.
Zur Zeit tue ich das auch - ich wurde zu einem Kunstmarkt eingeladen. Entgegen meinem Gefühl (dem ich mir ja inzwischen auch bewußt bin) habe ich zugesagt, auch ohne Drängen von anderen. Die negativen Gefühle treten wieder auf - ABER ich stelle mich ihnen bewußt entgegen, versuche sie zu entkräften und die positiven Dinge daran anzunehmen. Das geht nur über Erfahrung - und eben diese Erfahrung kann ich nur machen wenn ich mich diesen Situationen aussetze. Ich hoffe darauf das ich auf diese Art mich `umpole´.

Das alles ist bei mir ein langer Prozess. Das erste halbe Jahr ging ich zur Thera ganz einfach aus logischen Gründen, ich sah keine Veränderung und auch keinen Sinn in der Thera. Aber ich sagte mir damals: Ist doch egal, ich versuche zu erzählen, versuche mitzumachen. Denn: schlimmer konnte es mit mir nicht mehr werden, also was schadet es?
Wenn sich bei mir eine Veränderung zeigt, die ich noch nicht einmal merke, so ist das ein Zeichen dafür das mein Thera ein guter Thera ist und vor allem: DAS ES ETWAS BLEIBENDES IST.

Nach einem halben Jahr blickte ich dann mal zurück und erspürte in der Rückschau eine Veränderung. Zwar nur eine Leichte, aber selbst die ist mir unendlich viel wert -> ich bekam ein klein wenig Selbstwertgefühl!

Seither bin ich auch in der Lage meine Basteleien anderen zu zeigen. Ohne dies wäre es mir auch nie möglich gewesen an diesem Kunstwettbewerb teil zu nehmen - der mich wiederum zu anderem führt.

Inzwische habe ich wegen Umzug meinen Therapeuten gewechselt. Und auch mit ihm bin ich zufrieden (naja, nicht ganz, ich hätte gerne regelmässigere Stunden, aber seine Art ist ok und er hilft mir). Zu Anfang hatte ich den Eindruck das wir zwei verschiedene Sprachen sprechen. Ich überlegte lange hin und her wie ich das ändern könnte und brachte ihm dann einige meiner Stücke mit und einige Texte von mir. Und es funktioniert seither - er hat sich auf mich eingestellt.

Aber alles das kann nicht klappen wenn da nicht absolute Ehrlichkeit von mir da wäre und auch die Bereitschaft mich mit mir selbst auseinander zu setzen.

Versuche es!
Manchmal ist es schwer.
Bei meiner Art der Erkrankung sagt man sogar das manchmal der Thera 1-2 Jahre braucht um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Aber das ist echt selten.
Aber es lohnt sich durchzuhalten!
Versuch es!

Alles Gute!

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
feuerfisch
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von feuerfisch »

@ Bea

Netter Verschreiber

>>> zu Beginn der Therapie wurde bei mir erstmal DEINE Biograhie durchgearbeitet und auch die Biographien Deiner Familienmitglieder. <<<

*hast mich zum Lachen gebracht*
Danke!

*wink*

feuerfisch
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
BeAk

Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von BeAk »

Lieber Feuerfisch,

zumindet für einige Lacher sind meine Fehler gut.

Man gönnt sich ja sonst nichts.

Schön von Dir zu lesen.
flocke
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von flocke »

also mir hilft es wie es meine thera macht. da ich gegen verschiedenstes ankämpfe (redeverbot von früher, angst, scham, ekel....) rede ich oft automaatisch garnicht und dann grübele wie ich es am besten sage.... am ende komme ich aus dieser schweigespirale garnicht mehr raus.
meine thera ist dann sehr direkt und sagt, "entweder sie reden oder sie gehen", oder "so kann ich ihnen nicht helfen, denn gedankenlesen kann ich nicht und raten will ich nicht".... aber auch so: "wie kaann ich ihnen helfen dass sie am reden bleiben....


dadurch geht es...


flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Oase
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von Oase »

Ich glaube, das kennt wohl jeder von uns. Nicht wissen, was sagen, wo anfangen, all die wirren Gedanken zu ordnen, geschwiegedenn in Worte zu fassen.

Ich hasse dieses Schweigen. Es ist mir unangenehm und peinlich. Also rede ich.

Es fällt mir schwer gleich davon zu beginnen, wie es mir geht. Also erzähle ich, was seit der letzten Sitzung passiert ist: dass ich viel im Bett liege und nicht hochkomme, dass ich dieses oder jenes Buch grad lese, dass ich zu Fuß einkaufen gegangen bin. Solche Sachen eben. Und daraus entwickelt sich dann auch ein Gespräch.

LG
Oase
dark_bln
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von dark_bln »

Danke Wuch.
Wenigstens bin ich nicht allein damit.
Ich weiss halt nur nicht was von mir erwartet wird. Mir war nicht bewusst dass ich quasi einen Monolog halten soll.
Vielleicht sollte man mal Therapiegebrauchsanleitungen für Patienten verteilen...

Nunja, das Anschweigen geht zur Zeit weiter. Ich kann halt nicht. Mal sehen, vielleicht wirds ja besser. Hoffentlich.
lg

L.
AvantGarden
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von AvantGarden »

Hallo,

mit meiner ersten Therapeutin habe ich mich auch nur angeschwiegen, aber nicht, weil ich nicht reden konnte oder wollte, sondern weil die Chemie einfach nicht gestimmt hat. Sie hat nach 45 Minuten auch immer Schluss gemacht, ist einfach aufgestanden und gegangen. Ich hab dann nach 3 Mal abgebrochen und mir eine neue Therapeutin gesucht. Bei der mache ich nun seit 5 Wochen einen tiefenpsych. Therapie und bin einfach nur glücklich, diese Frau gefunden zu haben. Die letzten beiden Male haben wir auch immer länger als eine Stunde gemacht, weil ich soviel zu erzählen hab. Ich hab vor den Stunden erst auch immer Angst gehabt, weil ich VORHER halt auch nicht wusste, was ich heute erzählen soll. Aber sie führt mich durch das Gespräch und die Zeit vergeht immer sehr schnell. Ich verstehe mich sehr gut mit ihr, sie hilft mir und ich hab Vertrauen zu ihr.
Und ich glaube, das ist der Knackpunkt. Wenn sich Therapeut und Patient anschweigen, stimmt was nicht zwischen ihnen. In der Therapie geht es doch hauptsächlich darum, sich erstmal alles von der Seele zu reden. Ich meine, das Reden ist das Behandlungs"instrument" (mir fällt grad kein anderes Wort ein). Ohne zu reden gibt es auch keinen Erfolg - langfristig gesehen.
Daher kann ich nur raten, den Therapeuten zu wechseln, wenn das mit dem sich Anschweigen überhand nimmt. Das ist für einen selber dann ja auch eine Qual.

LG
** Jeder Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag (Charlie Chaplin) ""
zweifler
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von zweifler »

hallo leah !

ging mir genauso und ich hatte mit dieser schweigerei auch so meine liebe not.genauso gut hätte ich mich vor einen ziegelstein hinsetzen können da sah ich keinen unterschied zum verhalten meines therapeuten.
nur,der ziegelstein schweigt umsonst er kostet den krankenkassen nichts.
ich habe soviel vermisst:
die voherige stunde hat er immer komplett abgehakt.
nachfragen seinerseits hätte ich aber als zeichen seiner mitarbeit und als vertrauensbildende maßnahme dringend gebraucht.er war für mich zum größtenteil wie ein raum ohne echo, fast tot.
ich hatte keine ahnung was mich bei einer therapie erwartet aber auf einen lebhaften dialog war ich schon eingestellt.
nach ca. 15 stunden wurde meine bereitschaft zum monolog auch durch dumme bemerkungen deutlich reduziert.
wenn das therapie sein soll ,dann werde ich auch therapeut.ist nämlich ein ruhiger job und in diesem wäre ich auch nicht krank geworden.
mfg herbert
sola
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von sola »

Schüchternes *Hallo*!

Ich frage mich auch, wie Therapie funktioniert und ich habe das auch schon mehrere Therapeuten gefragt, doch niemand konnte mir eine Antwort geben. Ich habe meine erste Therapie abbrechen müssen, eine zweite habe ich bis zum Ende gemacht, aber es gab keine Verbesserung meiner Problematik.
Ich weiß nicht, wieso mir niemand helfen kann. Ich fühle mich therapieunfähig. Ich versuche alles zu tun, damit ich aus der Depression herauskomme. Wieso wissen Therapeuten nicht, wie man helfen kann?

SiendoSilencioso
BeAk

Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

ich kenne eine ziehmlich gute und sehr genaue Beschreibung im www wie Psychotherapie funktioniert.

Googelt mal Rainer Sachse und geht auf seiner HP auf Downloads.
Es handelt sich dort um Ausbildungsmaterial für Therapeuten mit realtiv wenigen Fachausdrücken, somit auch für Laien verständlich.
Am besten in der angeben Reihenfolge lesen, die Texte bauen aufeinander auf.
sola
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von sola »

Hallo!

Ich habe selbst ein paar Bücher von ihm, aber das hilft mir nicht weiter, obwohl ich verstehe, wie er vorgeht. Natürlich war meine Therapie nicht nach seiner Vorgehensweise, aber ich habe mich in viele unterschiedliche Therapiebücher eingelesen und alles was dort vorgeschlagen wird, wirkt bei mir nicht.

Ich versuche schon Eigentherapie, da mir selbst richtige Therapeuten nicht weiter helfen können. Das macht mich einfach wütend auf mich und ich frage mich auch schon, wieso es überhaupt Theras gibt, wenn sie nicht helfen können. Es kann doch nicht sein, dass mehrere Therapeuten nicht wissen, wie man seine Depression wieder los wird. Ich weiß einfach nicht mehr wohin mit meiner Verzweiflung. Ich frage mich ständig, was ich falsch mache, wie ich sein muss, damit man mir helfen kann. Was muss ich für eine schreckliche Person sein, wenn niemand weiß, wie er mir helfen kann?

Niemand kann mir sagen, was man machen kann, damit man nicht mehr depressiv ist. Für mich ist es z.B. sehr schwer zur Arbeit zu gehen und ich dachte es läge an der Arbeitsstelle an sich. Ich konnte glücklicherweise immer wieder einen Job finden, wechselte und machte eine neue Ausbildung, weil ich dachte, das würde mich glücklicher machen, aber daran liegt es nicht. Auch in meinem neuen Bereich, den ich jetzt seit 2 Jahren habe bin ich überhaupt nicht glücklich.

Ich habe immer öfter sehr negative Gedanken, hatte auch schon mehrere Gespräche in einer Klinik, aber dort wurde mir auch mitgeteilt, dass man mir nicht helfen könnte. Ich fühle mich unverstanden. Ich kann so nicht mehr, gibt es denn gar keine Lösung?

Siendo Silencioso
sola
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von sola »

Zusatz:

Vielleicht hilft es noch über mich zu sagen, dass ich auch nie wusste, worüber ich sprechen sollte.

Ich hörte auch öfters, "ich habe keine Lust Gedankenleser zu spielen und so kann ich ihnen nicht helfen, wenn sie nicht reden. Vielleicht ist es jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für Therapie. Was kann ich tun, damit sie mehr mit mir reden usw..."

Doch wenn mir jemand sagt, er stellt mir nicht mehr Fragen, denn es ist meine Therapie und nicht seine, dann fühle ich mich mehr und mehr in eine Ecke gedrängt und kann gar nichts mehr sagen.

Ich habe das alles durchgesprochen, immer wieder gesagt, ich weiß nicht zu sagen, mein Kopf ist leer, es passiert auch nicht Erwähnenswertes etc. Es ist nicht meine Absicht einfach zu schweigen und mein Gegenüber damit zur Weisglut zu bringen oder etwas was ich erlebte zu verschweigen. Es gab einfach keine besonderen Erlebnisse. Ich kann nicht einmal sagen woher ich meine Depression habe. Für mich war sie schlagartig da.

Sinnlos, hoffnunglos.

SiendoSilencioso
BeAk

Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von BeAk »

Lieber S.S.

hast Du schon mal Verhaltenstherapie probiert?
Dort wird völlig anders gearbeitet wie in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie.

Bist Du gut medikamentös eingestellt?

Welche Diagnosen hast Du?
Eine Dysthymie z.B. ist chonisch, damit muß man Leben lernen.

Viel Persönlichkeitsstörungen gehen auch mit Depressionen einher, auch hier ist oft die erfolgreichen Behandlung sehr schwierig.
Liber
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von Liber »

Hallo Siendo,

wenn das Gespräch als Therapieform dir nicht entspricht, wie wäre es, mal woanders anzusetzen?

Hast du schon mal Körpertherapie oder Mal-, Musik- oder Tanztherapie ausprobiert? Vielleicht findest du darüber eher Zugang zu deiner Seele und Ausdruck dessen, was in dir vorgeht.

In einer solchen Therapie wird dann auch über dein gemaltes Bild und was es für dich bedeutet, oder über das, was beim Tanz in dir vorgeht, gesprochen - aber der erste Zugang sind da eben mal nicht die Worte.

Zu allen Therapieformen gehört von Seiten des Patienten natürlich schon auch die Bereitschaft, sich mal ein Stück weit darauf einzulassen, mal einen Schritt aus dem Schneckenhaus heraus zu wagen.

Aber auch die Art des Therapeuten ist wichtig - ich habe den Eindruck, dass du einen warmen, zugewandten Therapeuten brauchst, der dir als erstes mal das Vertrauen gibt, dass dir außerhalb des Schneckenhauses nichts passieren wird.



Liebe Grüße

Brittka
ricky
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von ricky »

Hey Siendo,

mein erster Therapeut hat mir damals auch gesagt, dass er mir nicht jedes Wort aus der Nase ziehen kann und will.
Wenn ich mich nicht öffnen und reden kann, dann müssen wir die Therapie abbrechen.
Und da es mir scheisse ging und ich mich nicht selbst noch weiter in den Sumpf hineinstrampeln wollte, habe ich mich zusammengerissen und seine helfende Hand angenommen und geredet - auch wenn mir das alles andere als leicht gefallen ist.

Du kannst nicht von einem Therapeuten erwarten, dass er dir sagt, wie du deine Depri los wirst - ohne dass du was von dir erzählst.
Und woher deine Depri kommt, musst du auch erstmal gar nicht wissen, dass erfährst du in der Therapie - vorausgesetzt du lässt dich drauf ein - ganz von selbst.

Und dass die in der Klinik sagen, dass sie dir nicht helfen können, kann ich mir wirklich nicht vorstellen.

Sorry, falls das jetzt ein bisschen hart klingt (ist eigentlich gar nicht so meine Art), aber ich musste das einfach mal so loswerden!

LG Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
sola
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von sola »

Hallo!

Ich wollte euch danken, ihr versteht mich mehr als meine Theras.

Doch ich muss von hier gehen, denn ich ertrage nicht, wenn jemand sagt, dass er nicht glaubt, dass die Klinik mir sagte, sie könnte mir nicht helfen. Es ist wahr, aber ich kann mich nicht verteidigen.

Warum verletzt man mich?
Warum, was habe ich denn getan?

SiendoSilencioso
ricky
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von ricky »

Hey,

du hast gar nichts getan und verletzen will dich auch niemand!

Ich habe gesagt, dass ich es mir einfach nicht vorstellen kann.
Was haben die in der Klinik denn für Gründe genannt, warum sie dir nicht helfen können?

Ist da denn ausser deiner Depression noch was anderes? Denn Depressionen kann man in der Klinik behandeln lassen. Meist sogar mit großem Erfolg.

Das würde mich mal interessieren!!

Gruß Uta
*Zahme Vögel haben Sehnsucht. Wilde fliegen.*
sola
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Re: Wie funktioniert Therapie

Beitrag von sola »

*schüchternes Hallo*

Tut mir Leid, ich fühle mich zu schnell verletzt und haue dann sofort ab. Musste kurz heulen und mich wieder beruhigen und jetzt kann ich wieder mehr schreiben.

Also ich weiß nicht genau welche Depression ich habe, einmal hieß es leichte Phase, dann mittelschwere Phase, dann wiederkehrende Depression.

VT war meine erste Therapie, aber damit kam ich gar nicht klar. Medis nehme ich nicht, ich habe zu viel Angst vor Nebenwirkungen und denke auch, ich muss da auch ohne solche Mittel wieder rauskommen.

Ich denke ich könnte schizoid sein, weil ich mich schon in der Diagnose wiederfinde. Durch die erste Therapie hieß es, ich hätte eine ängstlich vermeidende Störung, aber das passt nicht wirklich. So fing ich aber an, mich damit zu beschäftigen, was das überhaupt ist und kam zum Buch von Rainer Sachse über Persönlichkeitsstörungen. Weil ich schon so hilflos war sagte ich in meiner Thera auch, vielleicht bin ich so und es liegt daran, dass ich nicht reden kann und die Theras nicht wissen, wie man mir helfen kann. Nur sicher findet es ein Thera nicht gut, wenn man mit solch einer eigenen Diagnose ankommt. So wie es fühlte, wurde es zwar angehört, aber nicht weiter verfolgt.

Ich habe einmal Maltherapie probiert und ich denke auch, dass es zusätzlich gut wäre. Leider war die Stunde so teuer, dass ich mir das nicht erlauben kann.

In meiner zweiten Therapie habe ich schon mehr Geduld und Zuwendung erfahren als in der VT, jedoch gab es trotzdem das Problem, dass ich nur wenig reden kann und auch nichts konkretes zum Reden habe. Bei mir dreht sich alles darum, wie kann man mir helfen, wenn ich nichts zum Reden habe. Wie kann man mich verstehen, ich weiß nicht, wie ich rausbekommen kann, was war oder was mich so belastet.

Manchmal denke ich, ich bräuchte eine Therapie, um überhaupt therapiefähig zu werden.

In der Klinik wurde mir gesagt, wenn ich so still wäre, dann würde ich mich unter diesen Bedingungen dort nur noch stiller verhalten.
Sie sahen es einfach so, dass Therapie ein langer Prozess ist und man keine Lösung vorgeben kann. Von daher würden mir wenige Wochen auch nicht helfen.

Als Lösung sehe ich, seine Gedanken zu ändern, aber das hilft mir nicht. Schlimm ist die Verletzung, so wie gerade, durch einfache Dinge, durch nichts. Ich ziehe mich sofort zurück. Genauso passierte es auch immer in der Therapie. Ich fühle mich dann schuldig, schlecht und hasse mich dafür, dass ich so bin.

Am Besten lebe ich ohne Kontakte. Das kann man aber nicht, da man schließlich Geld verdienen muss und so immer Kontakte hat.

Ich stecke einfach in mir fest und ich hasse mich dafür.

SiendoSilencioso
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