Was mich bewegt

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DYS-
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Was mich bewegt

Beitrag von DYS- »

Ich versuche mal ganz objektiv zu erzählen was mich bewegt, bzw. quält. Ich versuche dabei nicht zu sehr zu jammern.

Ich bin seit einigen Jahren depressiv. Habe einige Klinikaufenthalte hinter mir und mache eine VT. Zusätzlich nehme ich sehr viel verschiedene Psychopillen ein.
Ich war in einem Beruf, der mir sehr viel Freude machte. Jetzt bin ich zurzeit berentet.

Ich bin verheiratet und habe drei erwachsene Kinder.
Seit dem Depressionsanfang habe ich mich immer weiter zurückgezogen. Anfangs hatte ich noch Telefonkontakte, die immer weniger wurden. Jetzt spreche ich nur noch mit meinen Kindern. Dabei dreht es sich auch nur um die Kinder. Mit meinem Mann rede ich kaum. Und wenn, dann geht es hauptsächlich um Geld oder ähnlichem.
Dann ist da noch mein Vater der mich häufig besucht. Mein Vater ist sehr krank und ich versuche ihn immer wieder aufzubauen.

Dann habe ich noch einige Telefonnummern von sehr netten Menschen die aber alle sehr weit weg wohnen. Wenn ich aber mit jemanden in meiner schlechten Phase reden will, möchte ich das lieber face to face. Aber, selbst wenn es jemanden gäbe, bringe ich es nicht fertig aus dem Haus zu gehen und mich mit jemand zu unterhalten.
Meine Ausflüge beschränken sich auf Therapie und Arztbesuche.

Manchmal würde ich mich hier gerne mal „auskotzen“. Aber dann fühle ich mich wieder lästig oder schäme mich, weil ich mein Leben immer noch nicht in den Griff bekomme. Meine Diagnose lautet (u.A) immer noch „schwere Depression“.
Ich kann auch oft nicht schreiben, weil ich wie paralysiert vor dem PC sitze. Ich sitze nun auch schon den dritten Tag an diesem Posting.

Die Antriebslosigkeit ist eins meiner größten Probleme. Ich nehme mir täglich vor etwas zu erledigen, geht aber meist nicht. Schaffe ich es dann doch mal etwas Besonderes zu schaffen, freue ich mich nicht einmal darüber. Natürlich kommt von der Familie keine Anerkennung. Für die ist es ja so selbstverständlich wenn Muttern Flecken aus dem Teppich scheuert oder die Terrasse fegt. Ist es ja auch. Nur für mich ist es ein riesen Kraftakt, den keiner merkt.

Mein Haushalt entspricht nicht mehr meinem Sauberkeitsbedürfnis. Ich fühle mich nicht mehr wohl. Noch schlimmer ist es, wenn irgendein Besuch kommt. Bekannte kommen zwar kaum, aber mal ein Handwerker oder Versicherungsmensch oder ….

Momentan mag ich nicht mehr in den Spiegel schauen. Nicht nur dass ich mein Übergewicht hasse, ich vernachlässige auch meine Pflege. Ich fühle mich als Monster und überhaupt nicht liebenswert.

Ich kann nicht mehr positiv in die Zukunft schauen. Oft glaubte ich, es stimme dass mir die Depression die negativen Zukunftsperspektiven aufzeigt. Nein, es ist nicht so. Meine Zukunft ist schwarz. Ich lebe nur noch, weil ich meinen Eltern und Kindern nicht den Tod ihrer Tochter bzw. Mutter zumute.

Das einzige was mir helfen könnte, wäre meine Arbeit. Aber es wäre z.Z. unvorstellbar eine Intensivstation zu leiten. Ich schaffe es nicht mal ein einfaches Buch zu lesen. Geschweige unsere Klinik zu betreten.

Mich interessiert nichts mehr. Ich kümmere mich um nichts mehr was mir früher so wichtig war. Ich fühle mich emotional leer. Ich kann selbst meine Kinder nicht mehr lieben. Ich finde das einfach grauenhaft. Nur mein Hund berührt etwas in mir.

Meine Schlafdauer beschränkt sich auf ca 3Stunden. Ich werde dann richtig aus dem Bett getrieben.

Das mir mein Psychiater trotz meiner Tablettensuchtvorgeschichte wieder Bezodiazepine verordnet, zeigt doch, dass auch er keine Hoffnung auf Besserung hat. Früher sagte er immer ich müsse erst von den Benzos weg bevor eine Therapie fruchten kann.

Ich sitze hier und würde gerne schreien und heulen. Aber es kommen einfach keine Tränen.

Nun war ich doch nicht so ganz objektiv. Ich lasse den Text aber so stehen. Da ich keine eindeutige Fragestellung gegeben hab, erwarte ich auch nicht wirklich Reaktionen. Aber es tat nun doch gut alles mal aufzuschreiben.

Liebe Grüße von einer sich schämenden
Dys
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Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
Emely
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von Emely »

Liebe Dys,
mich berührt sehr, was Du schreibst. Mir fällt gar nichts Kluges ein. Aber ich möchte Dir dennoch sagen: ganz viele hier - und ich auch - verstehen Dich so gut. Und haben ganz Ähnliches erlebt oder stecken auch mittendrin. Du steckst einfach in einer fetten Depression. Da erscheint alles aussichtslos. Fühl Dich, wenn Du magst, in den Arm von mir genommen!
(das kenn ich übrigens von mir auch, dass einem gerade Tiere sehr helfen können, mir hat auch lange Zeit mein Hund sehr, sehr gut getan!)

ganz liebe Grüße

Emely
DYS-
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von DYS- »

Hallo Emely

Ich lasse mich gern von dir umarmen, tut gut.

Ich weiß, dass ich in einer ordentlichen Depri stecke. Aber das jetzt schon seit Jahren.

Fühle mich schon egoistisch immer noch krank zu sein. Suche schon nach dem Gewinn aus der Krankheit, finde ihn aber nicht.

Ich will einfach keinem mehr lästig fallen.
Aber wie mach ich das? Manche mögen jetzt sicher denken "soll sie halt hier nicht schreiben, dann ist sie weniger lästig"

Danke Emely

Dys
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Joy

Re: Was mich bewegt

Beitrag von Joy »

Liebe Dys,

das denkt hier mit Sicherheit niemand.

Jeder von uns weis, wie wichtig es ist, auch mal alles rauszulassen.

Ich kann dir jetzt keinen Rat geben, tut mir leid.
Aber ich wünsche dir, dass hier noch ganz viele schreiben, die dir etwas helfen können.

Alles Liebe

Joy
ausgewandert
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von ausgewandert »

also ich finde es sehr gut wie du deinen zustand hier beschrieben hast und wo wenn nicht in so einem forum solltest du das tun
ich hoffe sehr das es dir bald wieder besser geht und lass doch noch mal umarmen
gruss birgit
BeAk

Re: Was mich bewegt

Beitrag von BeAk »

Liebe Dys,

ich bin z.Z. allein, habe Zeit. Möchtest Du das ich vorbeikomme?
DYS-
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von DYS- »

Hallo Bea

Danke für dein Angebot. Meine Family möchte gleich abgefüttert werden und ich hätte erst so um 20Uhr wieder Ruhe. Das finde ich etwas spät. Aber, magst du evtl. nächste Woche mal kommen? Vorausgesetzt du erträgst Scheiben die schon lange auf das Putzen warten!!
Bei schönem Wetter können die Hundis im Garten spielen.

Joy und Birgit,

ich danke euch für die aufmunternden Worte. Birgit, die Umarmun tut gut.

Liebe Grüße
Dys
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BeAk

Re: Was mich bewegt

Beitrag von BeAk »

Liebe Dys,

ja ich mag gerne nächste Woche kommen, auch eher wenn Du möchtest.
Wenn Du möchtest bringe ich meine Nachwuchshündin mit. Ihre Mutter muß ich zuhause lassen, sie wird gerade läufig und Anton ist einige Nummern zu groß für sie.

Magst du mich anmailen, wann es Dir recht ist?

Ach ja, mein Sohn meint, unsere Scheiben müßten auch mal wieder geputzt werden. Ich bin der Meinung, dann soll er mal anfangen.
Chiron
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Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Was mich bewegt

Beitrag von Chiron »

Liebe Dys,

ich hab Dich gern und bin froh, dass es Dich gibt.

Leider kann ich Dir keine aufmunternden Worte schreiben, da sich mein Zustand immer noch nicht gebessert hat.

Nur so viel:
Ich kann Dich so gut verstehen und wünschte mir, es gebe eine Lösung.

Alles Liebe und Gute,

Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Was mich bewegt

Beitrag von heike56 »

Liebe Dys,

während einer Depression einen Lebenssinn zu erkennen ist unmöglich. Du siehst ja selber, dass es die Krankheit ist, die dir den Blick versperrt.

Zu deiner folgenden Äußerung, möchte ich etwas entgegnen:

"Fühle mich schon egoistisch immer noch krank zu sein. Suche schon nach dem Gewinn aus der Krankheit, finde ihn aber nicht. "

Das ist eine von diesen falschen Vorstellungen, dass Depressionen einen Sinn haben müssen und einen Gewinn bringen. Es mag sein, dass sie einen auf etwas hinweisen wollen, aber ich habe nach 15 Jahren krank sein und mehreren Therapien den Sinn noch nicht entdeckt. Was ich gelernt habe, besser auf mich und meine Bedürfnisse zu achten.

Es wäre so schön einfach. Man entdeckt den Sinn der Krankheit, dann wird ein Schalter umgelegt und man ist genesen.

Es ist eine sehr schwere Erkrankung, die mit vielen Einschränkungen verbunden ist. Vielleicht ist sie deshalb so schwer zu ertragen, weil sie so sinnlos sein kann.

Ich kann verstehen wie es dir geht. Ich fürchte, was ich geschrieben habe, ist kein Trost für dich. Aber vielleicht nimmt es dir etwas das Gefühl eine Versagerin zu sein.

Liebe Grüße von hier

Heike 47
DYS-
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von DYS- »

Hallo Bea

würde Montag passen? Genaues dann morgen über Mail.

Chiron,
ich weiß wie es dir geht und man in schlechten Phasen kaum Aufmunterndes schreiben kann.

Tja, eine Lösung...meine Vorstellung von Lösung entspricht leider nicht den Spielregeln dieses Forums.

Hallo Heike

Ich glaube, mit folgendem Satz habe ich mich etwas falsch ausgedrückt.
"Fühle mich schon egoistisch immer noch krank zu sein. Suche schon nach dem Gewinn aus der Krankheit, finde ihn aber nicht. "
Ich meinte damit eher, was mich daran hindert gesund zu werden. Sekundärer Krankheitsgewinn.
Ich kenne aus der Praxis Patienten die sich durch Krankheit Zuwendung sichern oder durch Krankenhaustagegeld ihre finanzielle Situation verbessern. Oder auf Krankenkassenkosten gerne Urlaub machen.
Aber das ist es bei mir nicht. Ich finde es eher sehr unangenehm der Solidargemeinschaft zur Last zu fallen.
Heike ich bin froh das du dich gemeldet hast.

Nun versuch ich mal ne Runde zu schlafen.

Gute Nacht
Dys
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BeAk

Re: Was mich bewegt

Beitrag von BeAk »

Liebe Dys,

Montag morgen habe ich einen längeren Tierarztthermin, aber ab Mittag geht es.
Ja, maile mich an.

Eine gute Nacht wünsche ich Dir.
DYS-
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von DYS- »

Hallo Bea

Mail ist unterwegs.

Gruß
Dys
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Clown
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von Clown »

Liebe Dys,

du schreibst in deinem Eingangsposting, dass du eine VT machst. Hast du das Gefühl, dass sie dir hilft? Wie lange läuft sie schon?

Gruß,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
DYS-
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Re: Was mich bewegt

Beitrag von DYS- »

Hallo liebe Clown

Die VT läuft schon seit drei Jahren. Nein, sie hilft mir nicht. Habe auch das Gefühl, dass mein Therapeut mich nicht mehr sehen kann. Verständlich. Er ist aber auch der Meinung, die sporadisch stattfindenden Sitzungen reichen bei mir nicht aus.
Gute Nacht wünscht

Dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

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