Das Leben danach

Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich versuche gerade, seit einem Monat Quetiapin aus zu schleichen.Von 150mg runter auf 100, und jetzt auf 50mg. Bis jetzt habe ich noch keine negativen Wirkungen verspürt. Das Einzige, was ich aber begrüße, die Heißhunger Attacken sind verschwunden, ich esse jetzt viel weniger. Das kommt auch meinem Diabetes zu Gute, die Blutzucker Werte bewegen sich wieder an der Grenze von 100.
Heute habe ich zum ersten mal eine Oper von Richard Wagner gehört, den fliegenden Holländer. Eigentlich ganz gut, aber kein Vergleich zu Verdi, Donizetti und co.
Chilly wird jetzt immer ruhiger. Als ich sie vor zwei Jahren bekam, hat sie Alles und Jeden angebellt, jetzt spielt sie schon mit den Hunden aus der Nachbarschaft. Sie passt auch auf mich auf. Wenn ich traurig bin, holt sie eines ihrer Spielzeuge, oder ihre Leine, und bringt mich dazu, meine Gedanken auf sie zu konzentrieren. Hunde haben für so etwas ein sehr feines Gespür.
Genug für heute, peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Aurelia Belinda
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aurelia Belinda »

Lieber Peter,

Ich bin erfreut von dir hier zu lesen. :-) Und Lieben Dank für deine Zeilen beim Thread Lichtblicke für A...hat mich riesig gefreut weil ich auch oft an dich denke.
Du weisst dass du einer meiner Vorbilder hier bist um von ganz unten wieder nach oben zu klettern. Ich wollte dir neulich mal eine PN schreiben.
Habe mich aber dann dagegen entschieden zwecks Trigger Gefahr.
Ich verstehe sehr gut dass diese Monate wie der Oktober bis Dezember für dich weiterhin
sehr schwer bleiben.
Und es darf dich auch weiter berühren.
Es soll vielleicht nur nicht mehr ganz so dolle weh tun wie in der Vergangenheit.
Du musstest immer stark sein, viel erdulden, und große Verluste erleiden.
Das geht an niemanden spurlos vorbei.
Ich persönlich finde es sogar erschreckend wenn Menschen nach derartigen Traumata einfach wie üblich ziemlich schnell zum Alltag übergehen, das liegt aber wohl an der Dünnhäutigkeit.

Der Spruch, das Leben geht ja weiter, furchtbar!
Niemand möchte mit dir tauschen.
Und ich weiss heute umso mehr was es heisst einen großen Verlust zu tragen.
Der Umgang damit ist mehr als schwer.

Gerade deshalb hast du meine Achtung verdient.
Du hast gute Fortschritte gemacht bei der Therapie.
Die Depri als Teil seiner selbst zu betrachten macht Sinn.
HEILUNG gibt's schließlich nicht für jedermann. Wie eben auch bei anderen Erkrankungen.
Weiterhin alles erdenklich Gute, pass auf dich auf und bleib uns hier erhalten.


P.S.
Das finde ich so herrlich was du über Chilly schreibst.
Gerne würde ich mal nur einen Tag mit euch verbringen :-)

LG Aurelia
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Aurelia
Bei der Beerdigung meiner Mutter hat mir ein Spruch eines befreundeten katholischen Priesters am meisten geholfen. Er nahm mich in den Arm, und sagte, „Irgendwann kommt der Tag, an dem es nicht mehr so weh tut, an sie zu denken“. Meine Familie hat sich hinterher aufgeregt, das der Priester, bevor der Pfarrer kam, am Sarg einen Segen gesprochen hat.
Die PN hättest du ruhig schreiben können, denn mich haut nichts mehr aus der Bahn. Am 18. 12 habe ich meine letzte Therapie Stunde. Dann folgen drei Monate Pause, und danach dann die Entscheidung, ob wir noch mehr Stunden beantragen. Vermutlich wird das aber nicht nötig sein, glaube ich, und die Thera gibt mir recht.
Die letzten Tage vor Weihnachten werden vermutlich noch mal etwas trauriger werden, aber Marie und Carola haben sicher ein paar Tränen verdient, so schön, wie die Zeit mit ihnen war. Ich vermisse die Beiden immer noch, und ich glaube nicht, das sich das jemals ändern wird. Ich kann allerdings jetzt besser mit dem Verlust umgehen, dank meiner Thera.

Alles Gute und Schöne peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich hatte mich, auf anraten meiner Thera, aus dem Forum zurück gezogen. Nun fange ich langsam wieder an zu schreiben, denn auch meine Thera ist der Meinung, das ich in der Corona Zeit, besser hier im Forum Kontakt zu anderen Menschen habe, als überhaupt keine Kontakte zu haben. Mittlerweile bin ich relativ stabil. Das heißt nicht, das alle Tage schön sind, aber ich habe gelernt, mit der Depression zu leben. Kein Stress, keine Aufregung, und vor allem, keine Überlastung mehr. Es hat zwar einige Zeit gedauert, das alles zu lernen, und zu verinnerlichen, aber es geht, wenn man die richtige Begleitung hat.
Auf dem Weg aus der Depression heraus, habe ich viele, nette Menschen kennen gelernt, die zum Teil auch Ehrenamtlich unterstützen, oder helfen. Auch wenn manche davon nur mit mir gesprochen haben, waren sie doch sehr hilfreich.

Alles Gute und Schöne peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Aurelia Belinda
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aurelia Belinda »

Lieber Peter,

Ich glaube auch dass Carola und Marie sehr wohl ein paar Tränchen verdient haben,
Das ist doch legitim und auch schön.
Ja, es ist lange her aber es gibt keine Begrenzung ab wann man nicht mehr trauern darf.
Es sollte halt vielleicht nicht mehr zu arg weh tun sodass man jedes mal befürchten muss komplett abzustürzen.
Und da hast du schon Fortschritte gemacht.
Niemand kann dir diese schöne Zeit mit Carola und Marie nehmen, sie war traurigerweise nur einfach zu kurz.
Das tut mir leid für dich.
Dann hast du in zwei Tagen letzte Sitzung bei der Thera.

Ich denke auch dass wir zur Corona Zeit hier gut aufgehoben sind. Fällt ja draussen so vieles weg. Unser Kurs bei der Diakonie wurde auch nochmal verschoben, jetzt zum dritten mal, echt der Hammer.
Und du wirst ja grade auch wenig Kontakte haben...
Frage mich schon wo das hinführt mit der Pandemie.
Wichtig ist halt das wir uns nicht unterkriegen lassen.
Komme was wolle.
In dem Sinne,
Halt die Ohren steif,
Bis bald wieder,

Herzlich, Aurelia
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Aurelia
Du hast geschrieben,
Wichtig ist halt das wir uns nicht unterkriegen lassen.
Komme was wolle.
In dem Sinne,
Halt die Ohren steif,
Bis bald wieder,

Meine Mami hat mir immer, wenn ich down war, und keinen Mut zum weiter kämpfen hatte, ein Stück aus Beethovens Fidelio vorgelesen.
„Komm Hoffnung, lass den letzten Stern, den letzten Stern der Müden nicht erbleichen.“

Dieser Anfang eines Liedes hat mich immer wieder dazu gebracht, wieder von vorne anzufangen.
Nun, da meine Mami schon lange nicht mehr bei mir ist, sage ich mir diesen Satz selbst vor, und er verfehlt nur sehr selten seine Wirkung.
Ich war heute bei meiner Thera und sie hat mir geraten, im nächsten Jahr, nach und nach Lissys Aufgaben zu übernehmen, und sie soll aufpassen, das ich alles richtig mache. Die Thera meint, das ich dadurch mein Selbstwert Gefühl um einiges steigern könnte. Mit Luisa mache ich es auch so. Sie bleibt in meiner Nähe, um notfalls eingreifen zu können. Ich komme mir nur so blöd vor dabei, mir von einer Frau, die noch nicht einmal halb so alt ist wie ich, gezeigt zu bekommen, wie die Welt funktioniert. Als ich ihr das mal gesagt habe, bekam ich ihre Faust in die Seite, wegen dem Wort blöd.Letzten Dienstag hat sie mir im Drogeriemarkt eine junge Verkäuferin gezeigt, und ich durfte wieder mal fragen, wo die Kondome liegen. Es hat wesentlich besser geklappt, als beim ersten mal.
Wie läuft es denn bei dir, mit der Betreuung?

Alles Gute und Schöne Peter

Ps. Ich glaube, das dieses Thema nur für uns Beide da ist, denn es hat schon lange kein Anderer hier geschrieben
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Sul
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Sul »

Hallo Peter,
ihr seid nicht alleine, ich lese immer wieder mit. Ich biin ganz beeindruckt von deinem Weg und freue mich, dass du uns an diesem positiven Verlauf teilhaben lässt.
Von der Jugend zu lernen, fällt mir auch nicht immer leicht.
Herzlich, Sul
Meridian
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Meridian »

Hallo Peter,

ich lese auch hier mit und ebenso wie Sul bin ich beeindruckt davon, wie du deinen Weg gehst trotz der Verluste und der Trauer, die bei dir aber auch ihren Platz hat.
Dass du so offen bist und dich darauf einlässt, Unterstützung von einer Frau anzunehmen, die
nur halb so alt ist wie du, finde ich wirklich stark, da musst du dir überhaupt nicht blöd vorkommen.
Ich finde, dass man von jüngeren Menschen oft lernen kann, weil sie anders mit vielen Dingen umgehen und im übrigen ist es okay, jede Unterstützung anzunehmen, wenn man sie braucht.
Das Ziel ist, immer mehr wieder selbst zu machen, das Vertrauen in die eigene Kraft zurückzugewinnen und das machst du ja auch.
Alles Gute weiterhin für dich und für Chilly, der nicht besseres passieren konnte, als zu dir zu kommen.

LG, Meridian
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Sul, hallo Meridian
Viele Männer scheuen davor zurück, sich von einer Frau helfen zu lassen. Für mich, als absolutes Muttersöhnchen war das ganz einfach. Mein Verhältnis zu Männern war schon immer schwierig. Zu
Frauen kann ich leichter ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Ich komme mir nur blöd vor, das ich Sachen wieder lernen muss, die ich vor vierzig Jahren schon konnte,
Wenn ich mal zurück denke, geht es mir jetzt, am Ende der Therapie, besser, als je zuvor. Alle Schwierigkeiten, die ich früher hatte, lassen sich auf die Depressionen zurück führen. Ich hatte zB. Nie ein gesundes Selbstbewusstsein, so wie jetzt. Frauen habe ich, aus Angst vor Zurückweisung, nie angesprochen. Wenn Carola nicht die Sache in die Hand genommen hätte, wäre aus uns Beiden nie etwas geworden. Aus diesem Grund hat sie mir auch so gefehlt, und tut es immer noch. Am Montag jährt sich ihr Todestag zum 36 mal. Ich weiß noch nicht, wie ich den Tag überstehen soll, denn so langsam schleicht sich wieder die Traurigkeit ein bei mir, und die Tränen fliessen. Ich höre lieber auf

Alles Gute und Schöne peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Aurelia Belinda
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aurelia Belinda »

Lieber Peter,

Montag ist DEIN schwerer Tag.
Ich wünsche dir viel Kraft diesen gut zu überstehen, aber auch Zuversicht... dass es leider nicht sein hat sollen mit eurem Familienglück liegt bei einer höheren Macht. :-(
Ja zum Donnerwetter!
Du darfst weinen und es darf tieftraurig sein.
Deine beiden sind ein Teil von dir, sehr schade dass eure gemeinsame Lebenszeit so abrupt und furchtbar beendet wurde.
Es hat in dir drin etwas zerstört, dein Herz wurde wahrscheinlich gefühlt halbiert
Oder ist in tausend Stücken zerbrochen.
Wenn wir uns das bewusst machen, dass diese Zeit mit kostbaren Menschen hier auf Erden uns auch die Endlichkeit aufzeigen kann und Grenzen setzt, werden wir nicht zu arg enttäuscht.
Ein tief schmerzlicher Verlust wie der deine, den kann aber nicht jeder weg stecken.
Vermutlich würde mich das auch zerstören, es zeigt nämlich auch dass wir Depris eine viel höhere Sensibilität haben.

Ich werde dich am Montag virtuell umarmen und dich feste an meine Brust drücken :-)
Mein Trostpflaster für dich.
Meine beiden Vorschreiber/ innen haben wahre Worte geschrieben die ich auch sehe wenn ich mir deinen Lebenslauf angucke.
Ich ziehe den Hut vor dir, es ist Wahnsinn wie du heute versuchst mit der Situation, deiner schweren Verluste umzugehen.
Klar hat die Therapie und auch Tabletten da auch Anteil.
Aber der Patient muss sich erst mal aufraffen, überzeugen lassen, und auch dran glauben, die Tortour einer Therapie, dieses auf und ab, sich dem Schmerz stellen, wieder durchleben ist ja kein Zuckerschlecken.
Und auch wenn der Verlust so lange her ist, er geht dir noch nah.
Es gibt Leute die sagen würden....ach nach so langer Zeit....aber ich persönlich finde es legitim dass du deinen Lieben Montag Zeit schenkst und trauerst.
Schön dass es dich hier im Forum gibt. Dass du trotz allen Schicksalen die Hoffnung auf Besserung nicht aufgegeben hast und eines Tages nach Unterstützung geschaut hast.
Es hat dich dann jemand an die Hand genommen und das ist es was wir brauchen bei einem Absturz oder Rückfall.
Irgendwie wirst du auch den kommenden Montag überstehen.
Du trägst einen starken Willen in dir. Anders hättest du es bis hierhin gar nicht geschafft.
Verliere nie den Mut nach neuen Wegen zu suchen wenn nötig, bewahre dir Hoffnung, trotz dass das Leben dir so verdammt böse und unfair mitgespielt hat.
Es ist toll wie du den Erfolg durch deine Thera immer beschreibst, jedoch hast du einen großen Anteil daran.
Ohne Glaube und Mitarbeit, ohne Zuversicht, nutzt eine Therapie nämlich wenig, vergiss also nicht deinen Teil des Erfolges.

Alles Liebe für Montag.
Bin in Gedanken bei dir
Und stehe dir bei.
Guter Rat ist da teuer.
Es wird schwer bleiben.
Für mich allerdings auch nachvollziehbar...
Eventuell gut ablenken und eine bewusste Stunde nutzen um den beiden ganz nah zu sein, traurig sein können ohne dass du dich dagegen wehren musst, aber auch nicht tiefer eintauchst, sondern im Hier und Heute bleibst.

Liebe Grüße von Aurelia

P.s: von der Betreuerin beim nächsten mal, die macht mich oft ganz konfus.
Überfordert mich auch teilweise. Ich vergleiche sie mit der Betreuerin vom Mann.
Mit der war ich von Anfang an vertraut und sie schaffst es Ruhe rein zu bringen. Wir quatschen wie “Best Friends“.
Die beiden sind so unterschiedlich.
Meine ist sehr sprunghaft, energisch und selbst ein wenig nah am Wasser gebaut...
Stresst mich auch manchmal,
Andererseits halt auch eine Liebe Person. Die immer zu jeder Stunde für einen in der Not da ist, egal ob Feiertag etc. Aber hin und wieder habe ich das Gefühl ich mache die Arbeit selbst, also keine Entlastung. Sie braucht auch ständig Rückmeldung, phuuu, nervig. Sie macht auch wenig feste Termine ( für mich besser ) sondern über Whats App kurzfristig, weil Klienten auch mal mehr Zeit als geplant benötigen und und.
Alles in allem hab ich jetzt zwei Damen sozusagen an der Backe, plus meinen Mann der täglich um mich ist, hinter mir, vor mir, neben mir.
Von Entlastung spüre ich wenig.
Ausser dass er einmal pro Woche zur Physio gefahren wird und bald mit dem Fahrdienst.
Vieles mach ich doch alleine.
Beim Papierkram ist sie schon sehr hilfreich, aber ausmisten versuchen wir weiter selbst, weil ich durch das Tempo völlig überfordert war :-)
Der Druck mit dem Umzug lässt einen auch nie zur Ruhe kommen,
Und gesundheitlich ist auch alles schlimmer als noch im letzten Jahr.

Aber, wir werden es überstehen.
Danke für's nachfragen.
Ich leg mich mal aufs Ohr.
Bin immer NOCH wach weil mir zu viele Dinge im Köpfchen umher spuken.
Uuups, jetzt hab ich es doch beantwortet, jetzt geht aber nix mehr mit Konzentrieren.

Bis bald wieder,
Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Sunshine5678
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Sunshine5678 »

Lieber Peter,
Ich wünsche dir für morgen viel Kraft den Tag zu überstehen.
Persönlich finde ich es bemerkenswert wenn nach so langer Zeit die Trauer so gross ist, das zeigt welch liebe Menschen du um dich hattest. Aber es zeigt auch was für ein großes Herz du hast.
Liebe Grüße Claudia
:hello:
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich danke euch, für die Unterstützung. Carola war für mich der Sinn des Lebens. Marie, unser kleiner Sonnenschein, so unschuldig. Ich habe mich viele Jahre gefragt,“Warum“? Bei Maries Geburt habe ich vor lauter Glück geweint, als die Hebamme mir das kleine Bündel in die Arme legte. Auch heute noch habe ich den Geruch in der Nase, wenn sie frisch gebadet, den Kopf an meine Schulter gelegt, in meinen Armen einschlief.
Carola war sicher nicht ohne Fehler, aber welcher Mensch ist das schon? Sie war immer da, wenn ich sie brauchte. Wenn sie mich umarmt hat, war die Welt einfach schön, und nicht so böse, wie sonst. Aber was mir, auch heute noch, am meisten fehlt, sind ihre sanften Berührungen, das über den Kopf streicheln, wenn sie auf meinem Schoß saß.
Ich könnte noch unendlich lange weiter schreiben, aber dafür ist das Forum nicht da. Danke, das ich mein Herz wenigstens zum Teil ausschütten durfte.

peter
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saneu1955
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Re: Das Leben danach

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Peter, bin in Gedanken bei dir.

LG Saneu1955
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Saneu
Dir ein extra Dankeschön, weil du, bei deinen Sorgen, auch noch an andere denkst.
peter
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saneu1955
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Re: Das Leben danach

Beitrag von saneu1955 »

Hallo Peter, geteiltes Leid ist halbes Leid. Ich kann dich einfach sehr gut verstehen. Ich habe im Dezember vor vielen Jahren meinen Sohn verloren, die Trauer bleibt.

LG Saneu1955
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Saneu, das tut mir sehr leid. Für eine Mutter ist es vermutlich noch schlimmer.
Ich habe den gestrigen Tag, nun ja..... überstanden. Er wird jedes Jahr wieder kommen, weil ich an dem Tag auch die Fähigkeit, Beziehungen auf zu bauen verlor. Zuerst war es die Angst vor Zurückweisung, und dann die dumme Angewohnheit, alle Frauen mit Carola zu vergleichen. Ich hatte den Wunsch, das Gleiche noch einmal zu bekommen. Ich hätte viel eher eine Therapie machen sollen, vielleicht wäre dann alles anders gelaufen. Das ist Schnee von gestern, würde meine Thera dazu sagen, und sie hätte Recht damit, aber ich bekomme die Gedanken daran einfach nicht aus meinem Kopf. Sie kommen jedes Jahr wieder, und sind ein bis zwei Tage später wieder verschwunden.

Alles Gute und Schöne peter
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Gut, das ich mich schon vor einem Monat beschenkt habe. Wenn man die Geschenke selbst kauft, spart man sich das ein- und auspacken. Ich habe es geschafft, zwei neue Opern länger als vier Wochen nicht anzuschauen. Das habe ich mir für morgen aufgespart.
Meine Thera meinte, ich bräuchte ein neues Weihnachts Ritual, um meine Herkunfts Familie auszusperren. Ich werde mich aufs Sofa legen, Kopfhörer auf, und mir Don Giovanni und Don Carlo anschauen. So lässt sich Weihnachten aushalten.
Nebenbei ist Chilly auch noch da, die ab und zu zum Kuscheln vorbei kommt, und sich dabei gleichzeitig ein Leckerchen abholt.
Ich wünsche euch frohe Weihnachten peter :hello:
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich habe mir mein erstes Weihnachtsgeschenk schon angeschaut. Don Giovanni, mit Renee Fleming, in der weiblichen Hauptrolle. Am Ende war ich genau so begeistert, wie das Publikum in der Metropolitan Oper in New York. Heute Abend werde ich mir Don Carlo anschauen, mit Rolando Villazon und Marina Paplavskaya in den Hauptrollen. Die Aufnahme kommt aus der königlich engl. Oper in Covent Garden.
So werde ich die ganzen vier Tage verbringen, immer nur vom Forum, oder den Spaziergängen mit Chilly unterbrochen. Meine sozialen Kontakte beschränken sich auf das Forum, und den einen oder anderen Nachbarn, den ich draußen sehen werde. Ich bin zwar alleine, aber nicht einsam, denn ich habe ja meinen kleinen Liebling.
Ich wünsche euch frohe Weihnachten, etwas worüber ihr euch freuen könnt, und Gesundheit. peter
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Aurelia Belinda
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aurelia Belinda »

Lieber Peter,
Dein Text vom 21. Mit dem Geruch von Marie und der Berührungen von Carola zeigt einmal mehr wie diese,beiden Menschen DEIN Herz berührt haben. Das ist so tief...
Kein Wunder dass die Trauer bleibt, sie verändert sich jetzt nur, tut nicht mehr so weh.

Liebe saneu,
Bei dir ist es auch der Dezember, ein sehr schwerer Monat für dich, ich kann mir vorstellen ( versuche es ) dass du den Eindruck hast, alle Welt freut sich auf Weihnachten, auf Friedlichkeit, auf menschliche Nähe, auf Urlaub an den Feiertagen, nur deine Welt ist im Dezember stehen geblieben.
Du hast einen wichtigen Satz genannt, die Trauer bleibt.
Das zeigt deine großherzige, unendliche Liebe zu deinem Sohn. Hatte er denn einen Unfall, sorry wenn ich frage,
Vielleicht hast du schon mal erzählt.
Trauer ist ja auch eine große Wertschätzung des Menschen den man verloren hat.
Das Umfeld möchte oft nicht auf den Schmerz angesprochen werden den man empfindet. Ein Tabu Thema, da wird oft gleich abgelenkt.
Besser ist es reden zu dürfen aber das weisst du.
Ich knuddel dich feste.
Du hast, wie Peter auch einfach eine echt schwere Vergangenheit.

Nachdenkliche Grüße, Aurelia
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich zähle schon die Tage, die uns von diesem Jahr noch bleiben. 6 Stück sind es noch. Danach beginnt das warten, auf den Frühling.
Ich dachte am Anfang meiner Behandlung noch, das ich diese sche... Störung ganz los werden kann, war wohl nichts! Gerade jetzt, in der dunklen Jahreszeit, habe ich am meisten Probleme. Es kann aber auch sein, das die schlechte Stimmung vom Absetzen vom Quetiapin kommt. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, als ich meinem Psychiater vorgeschlagen habe, (ausgerechnet jetzt) das Medikament abzusetzen. Dunkle Jahreszeit, und Ende der Therapie, reichen mir anscheinend noch nicht. Ich glaube langsam, das ich Masochist bin, weil ich mich selbst, unnötig quäle. Jetzt verstehe ich auch, warum der Doc mir zwei mal gesagt hat,das ich sofort wieder hoch dosieren soll, falls Symptome auftreten.
Wir werden sehen, was draus wird.
Alles Gute und Schöne Peter

Ps. Heute singt Jose Cura, Il Trovatore von Verdi.
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Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Jupiter
Wenn es mir mies geht, setze ich den Kopfhörer auf, klassische Musik drauf, und träume mich an meinen geheimen Rückzugsort. Ein Hochgebirgstal, auf beiden Seiten schroffe Felsen, bis zum Himmel. Auf dem Boden ist eine bunte Blumenwiese, und der Himmel ist immer strahlend blau. Auf der einen Seite schiebt sich gerade die Sonne über die Felswand. Am Himmel kreisen zwei Adler, und in der Wand springen Steinböcke herum. Ich war schon sehr oft da, habe aber nie das Ende des Tales erreicht. Warum nicht?

Alles Gute und Schöne peter
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Aurelia Belinda
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Aurelia Belinda »

Huhu Peter,

Stelle dir vielleicht mal die eine Frage:
Warum möchte ich unbedingt das Ende des Tales erreichen??
Vielleicht genügt es nicht jeden Winkel zu sehen, du weisst ja schliesslich nicht was befindet sich dort...
Nur ein Gedanke.

LG Aurelia
Alle eure Dinge lasset in Liebe geschehen
Peter1
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo Aurelia
Ich glaube, das ich das Ende gar nicht sehen will, wegen der Ungewissheit, was danach kommt.
peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Durch solche Tagträume habe ich lange Zeit überlebt. Nur wenn ich wieder aufwachte, waren meine Probleme doppelt so groß, und lasteten schwer auf meiner Seele. Erst jetzt, durch die Therapie hat sich das geändert. Inzwischen kann ich auch mit anderen Menschen über den Verlust reden, ohne gleich in Tränen auszubrechen. Ich kann mich noch genau an den ersten Schrei von Marie erinnern. Den Augenblick, als ich unser Engelchen zum ersten mal im Arm halten durfte, oder später, ihre ersten, zaghaften Schritte, an Papas Hand. Die Erinnerung an diese Augenblicke kann mir niemand nehmen, auch nicht der Tod.
Für diesen Schritt brauchte ich 36 Jahre, aber auch jetzt fließen ab und zu noch Tränen, wenn ich an meine Lieben denke. Ich habe schon immer gesagt,“Das Leben ist nicht fair“!

peter
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Re: Das Leben danach

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich glaube, ich entwickel mich langsam zu einem verbitterten, alten Mann. Als kleines Kind im Kindergarten begannen die Depressionen. Kurz vorher hat man mich für ein halbes Jahr in den Schwarzwald geschickt, weil ich angeblich einen Schatten auf der Lunge hatte. Vorher war ich nie länger als zwei, drei Stunden von meiner Mutter getrennt. Das Schlimmste für den kleinen Jungen war, das er weg geschickt wurde, während seine Schwester zu Hause bleiben durfte. Mir schwirrte die ganze Zeit nur eine Frage im Kopf herum.“Haben die dich nicht mehr lieb“?
Als ich wieder nach Hause kam, habe ich jeden Morgen geweint, weil ich dachte, das sie mich wieder weg schicken. Mein Erzeuger kam damit nicht zurecht, und reagierte mit Gewalt. Ich wurde von ihm als Memme, Heulsuse, Feigling beschimpft. Die anderen Worte möchte ich hier nicht schreiben, weil sie nicht stubenrein sind. Das war das erste Mal, das mich das Leben, meiner Meinung nach, unfair behandelt hat.
Damals glaubte ich noch an Gott, was sich aber am 2 1.12. 84 schlagartig änderte. Von unserer kleinen Familie blieb nur ich. War das fair ?
Fünf Jahre später dann die Geschichte mit meiner Mami. Durch ihren Tod verlor ich den letzten Mensch, der mich liebte. War das fair ?
Jetzt ist Chilly da, und ersetzt diese Menschen, aber sie wird nicht ewig leben. Und was dann?

Ein sehr nachdenklicher peter
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