Frust übertragen und sich damit aufbauen

Lisa23

Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Clown,

nein, ich habe mich nie in der Opferrolle gefühlt. Zumindest bin ich immer dagegen angerannt, versuchte den Zustand zu ändern oder bin zu Hause abgehauen (zu einer Tante).

Das war in meiner Kindheit.

Ab meinem 18. Lebensjahr hatte ich ja eine eigene Familie. Diese galt es vor meiner Mutter zu schützen, ich fand aber auch Schutz durch meinen, leider allzufrüh verstorbenen Mann.

Aber das sich immer wehren müssen, stark sein müssen, nicht unterkriegen lassen, das hat mich viel Kraft gekostet. Aber es stimmt, ich wollte nie ein Opfer sein. Ich wollte frei sein. Unabhängig. Meinen eigenen Weg gehen. In Frieden und Ruhe, Liebe und Geborgenheit ohne meine Mutter.

Liebe Grüße, Lisa
ils_pixent9
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Petra,
ich würde mal sehr gerne wissen, wieso deine Mutter auf einmal eine gute, geliebte Oma wurde. Hast du dafür eine Erklärung?

Mir sind noch einige andere Fälle bekannt in denen dies der Fall ist.

Ich kenne einige Frauen die sich nach Enkelkindern sehnen, ich überhaupt nicht, ich habe das Gefühl, als sei der Zeit der Kinder für mich vorbei. Nach unendlichen Qualen habe ich es geschafft, mich doch von meinen Kindern zu lösen, eigene Interessen zu entwickeln, aber das Gefühl für Kinder ist dabei gestorben, ich hätte Angst, zurückzugehen wenn ich mich sehr für Enkel engagieren würde.
Selbstverständlich wäre es für mich, ihnen ein Zuhause zu geben, wenn die Eltern ausfielen, aber solange die da wären würde ich ihnen alles überlassen.
Bei diesen meinen Gefühlen stoße ich auf völliges Unverständnis in der Umwelt.
Gret
Lisa23

Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Heike, ja ich glaube auch, dass ich erst wieder oder überhaupt richtig durchatmen kann, wenn meine Mutter nicht mehr lebt, aber auch mein Vater tot ist. Leider. Mein Rücken, seit meiner Kindheit, alles verspannt. Ich traue mich gar nicht, durchzuatmen.

Depressionen haben sicher beide nicht. Das sind (ich will hier bitte keine Diskussion anfangen und auch niemanden verletzen)stark gestörte Perönlichkeiten mit grenzverletzenden Tendenzen. Mein Vater, zu dem ich ja hier noch gar nichts geschrieben habe, kennt keine Grenzen. Aber das ist ein anderes Thema.

@Emriye: habe mit dem Namen immer Probleme und hoffentlich richtig geschrieben. Auch ich habe mir andere Familien gesucht und auch gefunden. Darin war ich als Kind schon richtig gut. Natürlich habe ich es dann zu Hause ganz Dicke bekommen.

Die Wärme, die ich bei anderen erleben durfte und darf, hat mir erst gezeigt, wie sehr ich friere.

Ja, die Wohnungspflege, war auch nie das Ding meiner Mutter. Ich möchte auch heute nicht in ihren Kühlschrank schauen, geschweige etwas daraus essen. Ganz schlimm wurde es, als unsere Oma nicht mehr konnte.

Liebe Grüße, Lisa
ils_pixent9
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von ils_pixent9 »

Lieber Verdi,
gestatte mir noch eine Abschlußbemerkung, das Verhalten deiner Mutter das du in deinem letztem post beschrieben hast, bereitet mir Übelkeit.

Meine Mutter hat immer gesagt, ich solle ausspucken was komisch schmecke und es ja nicht schlucken.

Ich finde ein solches Verhalten hundertmal schlimmer als wenn eine Mutter ihrem Kind einmal einen Schlag auf den Po gibt.

Essen hat eine tiefe symbolische Bedeutung, die Mutter nährt das Kind, stattdessen zwingt sie es, Gift zu fressen.

Du hast mein tiefstes Mitgefühl.
Gret
Nabucco

Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Nabucco »

Hallo Grete,

ja, es ist übel, aber das sind die Fakten. So war es.

Ich empfinde das im Nachhinein auch ganz schrecklich. Es ist kein Wunder, dass ich mit Lebensmittel heute sehr differenziert umgehe.

Liebe Grüße
Verdi
ils_pixent9
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von ils_pixent9 »

Wenn meine Tochter ein Joghurt vorfindet, dessen Verfallsdatum um 2 Tage überschritten ist, macht sie schon Vorwürfe und wenn sie im Brotkorb schimmeliges Brot entdeckt- was ja mal vorkommen kann- ist die Hölle los.Noch 3 Wochen später kann sie einem das vorwerfen.
Dir einen lieben Gruß, Verdi.
Gret
cool
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Beitrag von cool »

Lisa23

Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Lisa23 »

Hallo Verdi und alle anderen,

ja, der Thread ist explodiert und ich habe schon wieder Angst, dass er nichts mit Depressionen zu tun hat und hier gar nicht geschrieben werden dürfte. Die große Verunsicherung im KND ist erschreckend.

Soviel habe ich noch nie geschrieben. Dabei sollen wir uns ja auch mit den Beiträgen zurückhalten. Man kann nur alles falsch machen, wenn man etwas macht. Wer nichts macht, macht keine Fehler.

Ja, Verdi, Du meinst so sollte man sich im Internet nicht outen. Aber irgendwie muss es ja mal raus. Wenn man die Dinge nicht beim Namen nennt, kommt man selbst nie dahinter, was uns so nachhaltig geschädigt hat. Wir sind ja alle Meister im Verdrängen.

Ich konnte auf die Fragen, was meine Mutter denn eigentlich getan hat, nie sofort antworten. Ich konnte es nicht in Worte fassen. Das waren die tollsten Eigentore. Damit war ich die Böse.

Ich kann noch immer nicht flüssig über das Vergangene reden, aber es wird besser und dieser Thread hier, hat mich wieder ein großes Stück weitergebracht.

Das Thema Mutter ist wohl auch eines der schwierigsten. Es ist mit so vielen Tabus belegt. In unserer Gesellschaft ist es wichtig, eine gute Tochter, ein guter Sohn zu sein. Ist man es nicht, ist man nicht gesellschaftsfähig.

Ich kann keine gute Tochter sein, gesellschaftsfähig bin ich trotzdem. Der gehobene Zeigefinger verursacht bei mir nur Magenschmerzen. Mit solchen Menschen möchte ich nichts zu tun haben. Die haben gar nichts verstanden.

Ich denke auch, wir sollten es hier gut sein lassen. Vielleicht irgendwann mehr.

Liebe Grüße, Lisa

(PS: Verdi, bei mir hast Du jetzt einen riesigen Stein im Brett, ich finde Dich total klasse)
Frauschlotterbeck
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Registriert: 17. Dez 2004, 19:29

Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Frauschlotterbeck »

Hallo an Alle,

ich kann den ganzen Ablauf nur bestätigen.

Denke auf meiner Stirn steht ganz gross

"lässt sich leicht quälen"

Werde von meiner Chefin und meiner Kollegin aufs Übelste gemobbt und bin einfach nicht in der Lage mich sinnvoll dagegen zu wehren. Durch dieses ständige Getreten , werden,bin ich wieder mal total am Ende,nur noch am Weinen und würde am liebsten mich in einer Ecke verkriechen und nie wieder mit einem Menschen was zu tun haben.
Wenn ich mich wirklich mal zur Wehr setze,dann bin ich aggressiv und werde auf meine labile Gesundheit hingewiesen.
War nach dem Suzid von meinem Mann in der Psychiatrie.

Gruss, Juliane
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
danideng
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von danideng »

Hallo Verdi,

ich denke nicht, dass es ein Fehler war, dich im Internet zu outen. Denn dieser Thread war wichtig für dich und hat dir einiges an Erkenntnissen gebracht, nicht wahr? Ich hab übrigens auch Probleme mit meiner Mutter, da ich von ihrer Erziehungsmethode wohl die ständigen Schuldgefühle habe, da sie entweder an mir rummäkelte oder zum Weinen anfing, wenn sie etwas wollte. Durch dieses Verhalten war ich bei meinem Ex auch angreifbar, weil er genau auch darauf abzielte.

Ich bin übrigens auch in tiefenpsychologischer Therapie. Und sie hilft!

Ich möchte mich Lisa anschließen: Bei mir hast du jetzt auch einen dicken Stein im Brett und ich seh dich mit völlig anderen Augen!

Liebe Grüße und alles Gute für Dich!
Dani
Dani1112
Emriye2
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Emriye2 »

Emriye2
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Emriye2 »

Without
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von Without »

Hallo Verdi, Lisa, Grete und all die anderen!

Ich habe mich ja in dem Thread "Meine Mutter macht mich verrückt" bewußt zurückgehalten, weil das Thema mich einfach zu sehr betroffen hat.
Heute hab ich mich ja hieran beteiligt und merkte wie es doch immer noch in mir arbeitet. Auf manchen Narben ist einfach noch ein zu dünnes Häutchen.
Wenn ich manchmal an meine Kindheit und Jugend zurück denke (oder hinspüre an meine damaligen GEfühle zu denen ich ja lange keinen Zugang hatte) bin ich schon immer noch ziemlich sprachlos. Meine Mutter hatte weder bemerkt, dass ich 5 Jahre lang Opfer sexueller Gewalt war, noch das ich Bulämie hatte usw.

Natürlich ist es nicht leicht irgendwann damit Frieden zu schließen. Ich selber ziehe mir aus meiner Muttererfahrung raus, dass mich das selber zu einer besseren Mutter gemacht hat. Ich bin bestimmt nicht perfekt (wie wohl keine Mutter es je sein wird), aber für mich steht das Seelenleben meiner Kinder an oberster Stelle.
Vorallem bin ich eins: Ich bin stolz auf meine Kinder. Das ist etwas was meine Eltern nie waren.

Wenn man bedenkt, dass ich bei meiner Geburt versucht habe, mich mit der Nabelschnur zu erdrosseln und mich dann noch mit meiner Fontanelle in das Steißbein meiner Mutter verhakt habe, so dass ein Notkaiserschnitt nötig war, weiß ich heute, dass ich wahrscheinlich schon fühlte was mich erwartet.

Ich weiß jetzt nicht wer von euch Kinder hat, bei Grete und Lisa weiß ich es. Für mich hat es auch Frieden gebracht, dass ich es eben anderst mache als meine Eltern mit mir. Meine Mutter kann ich niemals mehr ändern, ich kann nur versuchen, mit meinen Kindern ein schönes Leben zu gestalten, in dem Harmonie, Vertrauen und Gleichwertigkeit herrscht.

An dich Lisa möchte ich noch sagen, dass ich es ganz schlimm finde, was du durchlebt hast und ich kann dir nur wünschen, dass sich Menschen in deinem Leben befinden, die dir die Liebe zuteil kommen lassen, auf die du solange verzichten musstest.
Es ist absolut in Ordnung wenn du nicht verzeihen kannst, manchen Menschen kann man diese Erbarmung einfach nicht zukommen lassen.

Mich macht dieser Thread sehr, sehr traurig, deswegen steige ich hiermit auch aus und wünsche euch alles nur erdenklich gute und noch viel mehr.

Liebe Grüßé

Petra
>> Der Optimist sieht das Licht am Ende des Tunnels - der Pessimist den entgegen kommenden Zug
ils_pixent9
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Re: Frust übertragen und sich damit aufbauen

Beitrag von ils_pixent9 »

Liebe Mitschreiber,
ich steige auch aus und möchte aber noch einmal allen die Hand drücken, ganz besonders Verdi der mir jetzt viel näher gerückt ist.
Wir lesen uns.
Gret
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