Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

danke bellasus!

noda
HopeW
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von HopeW »

Liebe Noda,

schön, daß du durchhältst Heute schaffst du den Tag auch noch zu Ende und mußt ihm nicht schreiben.

Ich bin auch noch nicht "frei"
aber heute, ich war zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder arbeiten, fühlte ich, daß es auch was angenehmes ist, NICHT MEHR UNTER DEM ZWANG ZU STEHEN, die E-Mails zu checken. Er wird sich nicht melden und ich muß nicht mehr warten!!!

LG
Hope
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

danke liebe hope,

ich stand gerade echt an der grenze!

ich war sieben jahre mit diesem menschen zusammen. wir haben vom gleichen geschirr gegessen, nebeneinander im bett gelegen, manchmal die gleichen schlafanzughosen angezogen, uns täglich gerochen und –

dann – nix – keine antwort mehr! und die befürchtung, dass nie wieder eine kommen wird. wie machen das andere menschen? fehlt mir da ein gen? wie schließt man ab?

dir wünsche ich auch kraft, komplett abzuschließen!!!

noda
ils_pixent9
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von ils_pixent9 »

Die E-Mails... wenn man früher auf die Post wartete, war etwas da oder auch nicht, man war enttäuscht, aber an dem Tag wartete man nicht mehr.

Bei E-Mails wartet man immer sie sind nicht an eien bestimmten Zeitpunkt gebunden.

Gret.
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

bin nochmal kurz die postings durchgegangen:

liebe may,

ich habe dir gar nicht geantwortet. hope hat oben was geschrieben, was mir sehr gut getan hat und mich motiviert hat, z.B. gestern zu diesem geburtstag zu gehen: "nach einer zeit schieben sich andere erfahrungen dazwischen." aber man kann sie nicht einfach machen, sondern man muss sie aktiv betreiben. ich bin gerade leider zu erschöpft dazu. dir liebe may wünsche ich, dass du die erfahrung von geliebt-sein und gesehen-sein machst, BEVOR dieser ex wieder bei dir anklopft.

danke für dein posting

noda
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

brittka,

und dir möchte ich nochmal herzliches dankeschön für dieses gedicht sagen. ja, es passt zu dieser statue. fühle mich von dir gesehen!

noda
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

liebe grete,

dass was du über emails sagt, habe ich gedacht, als ich das erste mal eine geschrieben habe. für mich hat diese technische errungenschaft aus diesem grunde mehr nachteile als vorteile. wenn man nämlich nicht wartet, können sich NEUE ERFAHRUNGEN dazwischen schieben und das hilft ungemein für eine trennung.

noda
ils_pixent9
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von ils_pixent9 »

Ja, das ist sehr gut gesagt, es schieben sich andere Erfahrungen dazwischen.
Auch beim Lernen ist das so, wenn die Schüler eine Mathearbeit schreiben, sollen sie nach Möglichkeit kein Französisch lernen weil dann die Matheinhalte nicht mehr so präsent sind.

Im erstem Stadium der Beziehung zu meinem Freund als rosarote Wolken am Himmel hingen ich aber auch sehr unruhig war- die Zeit möchte ich nicht noch einmal mitmachen- wollte ich keine anderen Erlebnisse haben, irgendwie war er dann weiter weg.
Und immer wenn ich etwas wieder aufnahm, Schüler nach den Sommerferien, Besuche- ich hatte ihn in den Sommerferien kennengelernt, schien er weiter weg zu sein, bis ich ihn dann wieder gesehen hatte und die Erlebnisse integriert waren, so wie es gibt ihn noch, auch wenn ich wieder mein altes Leben aufnehme.
Hier ist so richtig meine Heimat geworden.
Bis später Gret.
Liber
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von Liber »

Liebe Noda,

was hilft, um abzuschließen?

Viele Trennungen konnte ich überhaupt nicht abschließen, habe sie nur passiv erlebt, hilflos auf ein Abflauen des Schmerzes gewartet und jedes Mal, wenn mich etwas an den Menschen, der gegangen ist, erinnert hat, oder ich an ihn gedacht habe, von neuem gelitten, als wäre es gestern gewesen.

Was hilft, ist - abgesehen von der Unterbrechung des Zwangs, immer nur für HEUTE und den neuen Erfahrungen, die sich dazwischenschieben - meiner Erfahrung nach ein aktiver Abschied. Und dabei ist es zweitrangig, ob der auch nach außen aktiv standfindet, wichtiger ist der innere aktive Abschied.

Rituale helfen dabei. Ein Abschiedsbrief, in dem noch einmal Erinnerungen hochkommen dürfen und all die Gefühle ausgedrückt werden (ob er abgeschickt wird, ist nicht wichtig). Und in dem du ganz bewusst Abschied nimmst. Und ganz wichtig ist jemand, der/die die Trauer mit dir teilt, da ist, sie dir sozusagen "spiegelt": Ja, die Trauer ist da, ich sehe sie, spüre sie, sie hat ihren Platz.

Dann ist immer noch Schmerz da. Und Sehnsucht. Und immer wieder wird es Tränen geben.

Aber allmählich wird sich etwas in den Gefühlen ändern. Die Wunde kann langsam heilen.

Das ist meine Erfahrung, Noda.

Liebe Grüße und gute Nacht!

Brittka
imagine
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von imagine »

Schweigen ist die unerträglichste Erwiderung(Chesterton)

Wie wahr und wie entsetzlich schmerzhaft das ist, wir wissen es, aber was ist mit denen die schweigen?
Leiden sie auch?
Wir werden es nie erfahren, denn sie schweigen

Eure imagine
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

ihr lieben,

das GESTERN hab ich geschafft. und es war schwerer als vorgestern. heute muss ich babysitten - mein liebstes patenkind. damit ist HEUTE eine schöne erfahrung da, "die sich dazwischen schiebt".

liebe brittka,

das mit dem "als wäre die trennung gestern gewesen" (bei irgendeinem anlass der erinnert), kenne ich auch so gut. es geht sogar soweit, dass ich nicht in der lage bin in die nähe des wohnortes zu fahren, wenn ich da was zu erledigen habe.

aktiver abschied: ich schreibe mir die finger wund. in meinem tagebuch, hier und noch vor zwei tagen mails an ihn - um ENDLICH los lassen zu können. also ich merke, mein tagebuch und hier im forum - das hilft und immer wieder schönen anderen erfahrungen die chance geben, sich dazwischen zu schieben. ... und wie du so schön sagst - ein "SPIEGELN"!!! antworten von einem gegenüber, der DA ist und berührt ist, der meine trauer oder verzweiflung SIEHT, mich sieht! ich denke, DAS ist DIE medizin für menschliches leid und schmerzen!!! HIER von euch bekomme ich einiges von dieser medizin! und nochmal danke!

aber ... ich muss einfach aufgeben, den FALSCHEN zu adressieren. mit den erfahrungen, die sich dazwischen schieben, ist es so, als würde diese falsche adresse verblassen, vergessen werden. aber es ist kein aktives verabschieden. DIES würde ich nur hinkriegen, wenn ich eben diese einfühlung und spiegelung von meinem ex (die falsche adresse) bekommen würde.(glaube ich jedenfalls) und irgendwie habe ich das gefühl, dass er DAS weiss. was (sicher unbewusst) auch ein grund dafür ist, dass er nicht antwortet. (wir haben uns auch schon in der beziehung nicht immer gerade gut getan.) merke gerade WUT in mir hochkommen! das fühlt sich jedenfalls nicht mehr so ausgeliefert und ohnmächtig an! tut irgendwie gut!

so, jetzt erstmal wieder HEUTE!!! danke dir!

noda
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

liebe imagine,

manchmal würde ich gerne "mäuschen spielen", um zu wissen, wie es ihm geht, was er gerade macht. aber es geht mich nichts mehr an!!! (fühlt sich an, wie "rausgeschmissen" aus seinem leben! das tut weh!)

lieben gruß

noda
Bellasus
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von Bellasus »

Liebe noda,

wie ich dich gerade so lese, hatte ich das Bild einer erneuten Geburt mit allen zugehörigen Ängsten und Schmerzen des Kindes vor Augen - Abnabelung, plötzlich nicht mehr eingehüllt in Mutters Wärme, allein atmen müssen, und es gibt kein Zurück.

Du mußtest dich damals nicht nur von deiner Mutter lösen, sondern auch dein Bruder war plötzlich nicht mehr da - was Wunder, dass du Angst vor dem Verlassenwerden hast.

Wenn du das jetzt durchstehst, hast du ganz bestimmt eine Stärke gewonnen, die dir in Zukunft einiges leichter macht!

Alles Liebe für dich
Annette




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noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

danke bellasus,

ja, es ist wie eine geburt! ich weiss gar nicht, die wievielte. es bleibt mir nichts anderes übrig, als das (wieder mal) durch zu stehen! ich hoffe einfach nur, dass nicht mehr so viele solcher geburten kommen. ich merke bei jeder geburt, dass sie ein zipfelchen einfacher ist als die letzte. aber ich merke auch bei jeder weiteren geburt, dass ich auch immer weniger kraft habe. und auch meine hoffnung auf grundsätzliche veränderung (was trennungen angeht) schwindet. dieses meine leben wird nicht lang genug sein für eine grundlegende veränderung.

aber heute ist ein tag, an dem sich meine zellen leichter anfühlen als gestern. morgen vielleicht wieder einer, an dem es schwerer ist. jeden tag, an dem ich mich so fühle wie heute, versuche ich in jeder sekunde zu genießen.

es klingelt! ... mein patenkind!

danke bellasus für dein bild der geburt!

noda
Liber
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von Liber »

Liebe Noda,

weißt du, ich glaube, es ist ein Irrtum, anzunehmen, dass ER dir durch sein Spiegeln und durch sein Mitfühlen helfen könnte, wenn er es nur wollte.

Ich bin sicher, er kann es nicht! So wie du ihn und eure frühere Beziehung beschreibst, ist er nicht imstande zu fühlen, was du brauchst, geschweige denn könnte er es dir geben.

Und das Paradoxe ist ja (ich kenne das von mir selbst so gut!), dass eine Seite in uns das ganz genau weiß, nämlich der Kopf. Nur das Herz will es einfach nicht wahrhaben und nicht akzeptieren.

Erst vor einigen Tagen habe ich diesen Satz gelesen: "Der längste Weg ist der vom Kopf zum Herzen."

Ich kann das zehnmal unterschreiben!


Und diesen Weg des Abschieds musst du auch gerade ohne ihn gehen, wäre es sonst ein wirklicher Abschied? Mir half bei dem letzten schweren Abschied folgendes Bild : Er und ich stehen auf einer Kreuzung und wir werden ab jetzt in verschiedene Richtungen gehen. Er kann mir nicht helfen, dass ich in meine Richtung gehe, ich muss dies allein tun. Er kann diese Schritte nicht für mich gehen, niemand kann sie für mich gehen, nur ich selbst. Ich muss seine Hand ganz bewusst loslassen, das Loslassen wirklich fühlen, und mich in meine Richtung wenden. Solange ich ihn nicht loslasse, kann ich nicht in meine Richtung gehen, es ist unmöglich, es geht einfach nicht! Es fällt mir schwer, ich bin traurig. Aber ich lasse los. Und dann mache ich den ersten Schritt in meine Richtung. Und dann noch einen. Ein Schritt nach dem anderen. Kleine mühsame Schritte. Aber ich gehe voran. Wenn ich mich umdrehe, sehe ich ihn immer kleiner werden und irgendwann ist er aus meinem Blick entschwunden.

Dies Bild stelle ich mir immer wieder vor und es hilft, damit ich mir das Loslassen und Losgehen auf meinem Weg wirklich bildlich vorstellen kann.

Liebe Noda, ich sehe deinen Schmerz und fühle mit dir.

Sei ganz lieb gegrüßt!
Brittka
Bellasus
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von Bellasus »

Hallo Brittka,

so wie Beppo Straßenkehrer: einen Schritt nach dem anderen, ohne auf die endlos lang erscheinende Straße zu blicken!? Das wichtigste im Moment ist immer der allernächste Schritt.

Noda: Dein letztes Posting könnte ich komplett zitieren, so gut kann ich es nachfühlen. Darf ich dir das "Zipfelchen einfacher als die letzte" noch mal ganz doll unter die Nase reiben ? Und wenn es heute leichter ist, dann ist das wunderschön, und wenn es morgen wieder schwerer sein sollte, dann weißt du dass es nicht so bleiben muß, denn es war ja schon mal leichter, und der Weg ist nicht gerade, sondern vielfältig verschlungen.

Meine Thera malt immer so schöne Schlangenlinien mit der Hand in der Luft, wenn ich mal wieder am Boden bin wg. eines gefühlten Rückschritts. Gerade gestern wollte ich ihre Hilfe, damit solche Abstürze wie kürzlich nicht mehr vorkommen, und sie hielt mir vor Augen, dass das nun mal zu mir gehört, dass es ganz offensichtlich mein Weg ist, und dass das so sein darf, so schmerzhaft es auch ist. Und dass sich aber auch bei jeder solchen schweren Geburt etwas löst, vielleicht so wenig, dass man es sofort gar nicht merkt, aber wenn man am Ball bleibt und nicht Reißaus vor diesen zugegeben riesengroßen Kraftanstrengungen nimmt, dann kann sich etwas ändern.

Dass die Kraft und die Puste knapp werden, kenne ich auch nur zu gut, hierfür halte ich wirklich gute Unterstützung für unersetzlich, die über das Loch hinweghilft. Das kann ich alleine auch noch nicht, immer wieder sitze ich heulend bei meiner Thera, weil ich Angst habe, dass die Kraft nicht mehr reicht. Sie bestätigt mir dann einfach nur, dass sie weiß, wie anstrengend dieser Weg ist, und dass das KEIN Zeichen dafür ist, dass die Richtung nicht stimmt. Seelenarbeit ist Schwerstarbeit! Und das was du gerade angepackt hast, ist ein Riesenprojekt, da darfst du erschöpft sein.

Und wenn ich in der Thera-Stunde sagen würde, mein Leben reicht für irgendetwas nicht aus, dann würde sie mir schön den Kopf waschen Woher bitte willst du das wissen? Wenn ich heule, in einem halben Jahr am Ende dieser Therapie nicht ohne sie auszukommen, dann holt sie mich energisch wieder ins Heute zurück, damit ich nicht wie Kaninchen vor der Schlange auf das Ende starre und völlig blockiert für das Heute bin. Recht hat sie, und trotzdem könnte ich sie manchmal... *grrr*

Also, tu du was heute nötig ist, und morgen, was morgen nötig ist usw.

Du merkst schon, du hast mein Thema getroffen, jeglicher Abschied von etwas/ jemand, der mir Halt gibt, ist für mich eine Katastrophe. Ich fühle mich dann als ob vor mir ein tiefer Sumpf liegt, der mich unweigerlich hinabzieht, und alles was außerdem noch an Unterstützung da ist wird unsichtbar.
Bei mir resultiert das daraus, dass meine Mutter meinen Bruder meinem Vater gegenüber immer verteidigt hat wie eine Löwin, sie hat ihn in Watte gepackt, mit meinem Vater gestritten um meinen Bruder, und mich hat sie fallenlassen, wenn ich ihre hilfe brauchte. Als mir die Zusammenhänge in der Klinik bewußt wurden, fühlte ich mich, als ob über mir ein gigantischer Steinblock hängt und herunterzufallen droht (Vater) und meine Mutter, bei der ich Halt suche, macht schwups die Falltür auf - und ich falle ins Bodenlose. (Ich denke und fühle ganz stark in Bildern).

Unsere Geschichten sind also durchaus verschieden, aber es wirkt sich ähnlich aus.
Ich hoffe, dich jetzt nicht zu sehr zugetextet zu haben, vielleicht kannst du ja ein bißchen was mit anfangen.

Halt die Ohren steif
Annette




www.depressionsliga.de

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Liber
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von Liber »

Liebe Annette,

nun antworte ich einfach mal auf dein Mail, denn auch darin erkenne ich so viel von mir wieder!

Meine Therapie läuft auch in ca. einem halben Jahr aus und ich habe Angst davor, ob und wie ich dann "allein" zurechtkommen werde!

Der bevorstehende Abschied von meiner Therapeutin liegt auch mir schwer im Magen. Abschied ist eines meiner zentralen Themen und dieser Abschied wird ein schwerer werden!

Was ich mir wünsche ist, dass es ein "aktiver" Abschied wird. Natürlich bin ich an das Limit der Stundenzahl gebunden und kann von daher den Abschied nicht wirklich frei bestimmen. Aber ich weiß es wenigstens vorher und kann mich besser darauf einstellen.

Ich werde nie "fertig" sein! Es wird nie der Augenblick kommen, in dem ich sagen werde, "ich habs geschafft, ich bin da, wo ich sein möchte." Dieses Stadium gibt es nicht.

Da ich auch sehr in Bildern denke (Straßenkehrer !) habe ich jetzt kurz vor Beginn der Sommerurlaubspause folgendes Bild vor Augen: ich schwimme in einem großen Schwimmbecken, und zwar dicht an der Wand entlang. Alle paar Schwimmzüge halte ich mich normalerweise am Rand an, verschnaufe ein wenig, blicke auf das Stück, das ich geschwommen bin. Vor allem brauche ich das Gefühl, dass der Rand und damit die Stütze in meiner greifbaren Nähe ist. Jetzt vor dem vierwöchigen Sommerurlaub der Thera fühlt es sich an, als ob ich den Rand schon mal für länger loslassen muss und ein längeres Stück ohne die greifbare Stütze in meiner Nähe schwimmen muss. Heute sagte ich zu ihr, dass mir vier Wochen ganz schön lang vorkommen, dass ich sicher zwischendurch strampeln und nach Luft schnappen werde, dass ich aber nicht befürchte, zu ertrinken. Ich weiß, so gut kann ich mittlerweile doch schon schwimmen, dass ich nicht ertrinken werde.

Und für das Ende der Therapie kam dann das Bild, diesen Rand für immer loszulassen. Und die Angst: das schaff ich nicht! Ich gehe unter!

Was ich dabei auch gleich wieder vergesse: es gibt dann ja wieder andere Möglichkeiten, mich anzuhalten, zu verschnaufen, mir Unterstützung zu holen. Ich bin dann nicht allein und verlassen im großen weiten Meer.

Hier zum Beispiel im Forum ist so eine Möglichkeit !

Liebe Annette, auch in der Geschichte von deiner Mutter erkenne ich mich wieder. Mein Bruder war (und ist) immer ihr Liebling gewesen, er muss dafür gar nichts machen, allein durch sein Dasein. Bis heute kann niemand ihre Augen so zum Leuchten bringen wie er. Wie habe ich ihn beneidet! Alle meine Bemühungen, es ihr Recht zu machen, ihre Aufmerksamkeit zu erhalten verpufften dagegen kläglich. Nur wenn ich krank war, widmete sie sich mir, also war ich oft krank. Aber dies war ja ein hoher Preis. Zudem fühlte ich auch dann, dass ich nicht ok war, dass ich "empfindlich und wehleidig" sei.

Das ewige Mauerblümchen-Aschenputtel-Dasein zerrte ich durch mein ganzes Leben. Lange hatte ich eine riesige Wut auf meine Mutter für diesen "Götzendienst" an meinem Bruder (das habe ich in meiner Therapie wirklich mal so genannt!). Irgendwann gelang es mir dann, sie auch einmal von außen zu sehen - als eine Frau, der als Mädchen auch immer die Brüder vorgezogen worden waren, die sich als Frau selbst nicht hoch einschätzte, die keine Unterstützung im Ehemann hatte und die im Sohn auch einen Ersatz für die verlorene Liebe in der Ehe gesucht hat. Wenn ich diesen Blick von außen einnehmen kann, sehe ich die Grenzen meiner Mutter und fühle mich ihr gegenüber nicht mehr wie das zurückgesetzte, benachteiligte Kind.


Im Moment ersetzt meine Thera die "gute Mutter".

Aber irgendwann werde ich selbst schwimmen!

Und du ganz bestimmt auch, liebe Annette!



Liebe Grüße

Brittka
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

ihr lieben,

wenn ich es heute schaffe, habe ich den vierten tag hinter mich gebracht, an dem ich nicht gemailt habe. irgendwie ist es komisch. mir ist komisch dabei, das gesicht von meinem ex zu vergessen und seine stimme und sein habitus. ich habe angst, dass wenn ich das alles vergesse, ich in zu zu einem idealpartner phantasiere.


liebe brittka,

du hast wirklich hilfreiche bilder. das mit der kreuzung und dem visualisierten loslassen regt eine menge in mir an... und macht eben auch angst vor einer trauer, die ich nicht aushalten kann, ich dann wirklich ersaufe. aber wie auch immer, du hast sicherlich auch damit recht, dass er nie erfühlen wird, was ich brauche. ich hoffe, DAS kommt irgendwann vom kopf im herzen an!!!

liebe bellasus und liebe brittka,

euer bevorstehenden therapieende hat mir anlass gegeben, heute in meiner therapiestunden dies anzusprechen. ich habe noch einige zeit - gott sei dank! aber meine thera sagte auch, dass ihre patienten, wenn es nötig ist für einige stunden jederzeit wieder kommen können. natürlich ist sowas kein angebot einer lebenslangen therapie - aber ich fand es doch wahnsinnig erleichternd, dass so zu hören! vielleicht hilft so ein angebot euch auch?!

heute war (ist!) mein patenkind und meine beste freundin da. die beiden sind klasse und DARÜBER bin ich glücklich. seltsam, dass man glücklich und GLEICHZEITIG traurig sein kann. IN einer depression - denke ich -geht das nicht. das heisst, ich war HEUTE nicht DRIN.

ganz lieben gruß!!!

noda
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

liebe grete,

bei dir alles in ordnung? diese frage ist keine aufforderung in meinem thread zu schreiben, sondern nur tatsächlich ein interesse, ob bei dir und mit deiner tochter alles in ordnung ist!

dir auch einen lieben gruß

noda
noda
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von noda »

alles klar, grete,

habe gesehen, du hast gerade ein neues thema. werde mal nach einer widmung zu meinem patenkind darein schauen.

noda
HopeW
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von HopeW »

Hallo Noda,

HEUTE schaffst Du es auch!!!!
4 Tage - Klasse!

Ich habe fast 4 Wochen hinter mir und überlege seit 2 Tagen wieder öfter, Kontakt aufzunehmen.
Was mich dann doch abhält und einen Tag nach dem anderen ZU SCHAFFEN, sind meine ZUKUNFTSPLÄNE.
Er paßt da nämlich gar nicht rein. Da kann ich mich drehen und wenden, wie ich will. Er paßt nicht in MEINE Zukunft.
Er fehlt mir. Ja, aber das wird doch wohl auch mal vorübergehen.

LG
Hope
ils_pixent9
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von ils_pixent9 »

Hallo Noda und alle anderen,
ja, mit meiner Tochter ist alles in Ordnung, sie schreibt fleißig sms. Ich bin ganz gerührt.
LG Gret
Liber
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von Liber »

Liebe Noda,

jeder Tag, den du geschaffst hast, ist ein Schritt vorwärts auf deinem Weg !!

Du sagst, du hast Angst zu ertrinken, wenn du ihn wirklich loslassen würdest. Und wenn es nun genau umgekehrt ist? Wenn es nun so ist, dass dein Klammern an ihn dich eigentlich erst in den Sumpf hinabzieht?

Manchmal hilft eine Änderung des Blickwinkels!

Außerdem sind da helfende Hände, an denen du dich festhalten kannst. Deine Thera, dein Partner, wir hier im Forum ...

Alles Liebe und gute Nacht!

Brittka
imagine
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von imagine »

Liebe Noda,
ich bin noch mit meinem Mann zusammen, aber die Hoffnung, dass er sich in mich wirklich einfühlen könnte, die gebe ich langsam, aber sicher auf.
Ich war jahrelang in diesem Teufelskreis gefangen, Gefühle zu erwarten, wo keine vorhanden sind.
Ich meine damit nicht, dass er mich nicht liebt, das tut er bestimmt, aber er kann die Nähe, die ich bräuchte, weder herstellen noch sie aushalten.
Das heißt im Umkehrschluss, er stellt sie nicht her, weil er sie entweder nicht braucht,oder Angst vor ihr hat.
Nach jahrelangem Leiden kommen wir zu Zeit recht gut miteinander aus, weil ich die Dinge, die er mir gibt schätzen lerne, dafür aber die Gefühle und die Sehnsucht nach Nähe bei anderen Menschen suche.
Ich weiß nicht, wie lange das gut geht, aber im Moment klappt es.
Ich denke auch daran, dass ich auch wenn ich mich noch so anstrengen würde, nie so werden könnte wie er, weil meine Bedürfnisse ganz anders sind.
wenn wir uns jetzt aber getrennt hätten, dann wäre er auch nicht in der Lage, anders zu sein, weil er eben so ist, wie er ist.
Vielleicht rede ich wirr, deshalb frage mich bitte, ich werde versuchen es verständlicher zu erklären

verständnisvolle Grüße imagine

Das mit dem Durchhalten ist das eine, das Verstehen erscheint mir jedoch genauso wichtig zu sein
Schweigen ist die unerträglichste Art der Erwiderung (Chesterton)
ils_pixent9
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Re: Peinliche Selbstoffenbarung ... ? oder ! - (diesmal im richtigen forum)

Beitrag von ils_pixent9 »

Ich muß sehr dagegen ankämpfen, damit fertig zu werden, keinen direkten Kontakt mit meiner Tochter zu haben, kein direktes Gespräch führen zu können.
Bei der Ruderfahrt von Gretetochter nach Budapest habe ich mir erstmalig keine Sorgen gemacht oder keine mehr nachdem wir darüber geredet haben.

Mir hat die Idee gefallen: siebzehn junge Menschen aus dem Ruderclub der Universität sind gemeinsam unterwegs, gleiten im Wasser dahin und genießen die wunderbare Natur. Ich hätte mir viel mehr Sorgen gemacht wenn sie und ihr Freud mit dem Auto nach Spanien gefahren wären.

Fast jeden Abend kam eine sms und ich habe sie mir immer zum Einschlafen aufgehoben, als Gutenachthupferl sozusagen.

Gestern kam folgende sms:"das war schon die letzte Etappe, das glück ist allerdings etwas getrübt, da eine von uns evtl. super in den Dieselbus getankt hat und der Motor wohl kaputt ist."

Mir tut es so leid,dass die schöne Reise so ein Ende nimmt und meine spontane Angst war:hoffentlich fahren sie nicht Anhalter.

Ich habe überlegt, ob ich ihr eine entsprechende sms schicken werde, aber ich werde es wohl nicht tun da ich mir mein Gefühl, dass sie wirklich vernünftig ist und weiß was sie tut und ich ihr vertrauen kann, bewahren will und weil ich sie nicht mit besorgten sms überschütten will wie ich es früher immer tat.
Die per sms geäußerte Bitte sie möge sagen wie es weitergeht, muß reichen.
Gret die tapfer sein will.
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