Depression durch Trennung ?

schnabel
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression durch Trennung ?

Beitrag von schnabel »

Naja, Waltraut, erwartet habe ich das schon in dieser Richtung - wenn auch, ehrlich gesagt, bedeutend pessimistischer: Es bewegt sich ja offensichtlich doch. Vielleicht müssen wir uns von diesem Bild verabschieden: Dass sich irgendwann einmal der große Schalter umlegt von "Nein" auf "Ja". Und eher an einen Schieberegler denken, der sich vom großen Nein zu einem Neinchen bewegt, von dort zu einem Vielleicht, dann - halt, nicht zurück! -, zu einem Jalein. Und irgendwann einmal sogar in die Nähe dieses Jas, das wir uns so sehr wünschen. Danke, Waltraut, Du hast die Hoffnung ein bisschen heller gedimmt - mit einem Schieberegler. Schnabel
Thomas Roland

Depression durch Trennung ?

Beitrag von Thomas Roland »

Ja Waltraut, da kann ich etwas mit anfangen: häßliche Dinge tun, um "bewiesen" zu bekommen, daß man bedingungslos geliebt wird. Man kann dabei allerdings leicht in die Gefahr geraten, Grenzen zu überschreiten. Und wenn man das tut, gibt es kein Zurück mehr. Glück gehabt, wenn dann trotzdem wieder jemand kommt und ihre/seine Liebe beweist. Wenn man es dann wieder vermasselt, - und das habe ich getan, weil ich nicht lernfähig war -, dann allerdings ist es wohl zu spät. Und das ist bitter. Liebe Grüße Thomas
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression durch Trennung ?

Beitrag von waltraut »

Lieber Thomas, unser Gespräch hat mich sehr nachdenklich gemacht. Ich merke jetzt,wie sehr ich mit etwas Kostbarem spiele und sehe an deinem Beispiel,daß das auch schlecht ausgehen kann. Ich habe auch schon einige Freunde dadurch verloren und konnte das dann gar nicht fassen,daß es sich nicht zurückdrehen läßt. Ich verstehe jetzt deinen Schmerz besser. Ich hoffe für dich und für mich,daß wir lernen,diese Sehnsucht nach Liebe anders auszudrücken,daß wir nie vergessen,daß wir es mit einem ebenso verletzlichen Menschen zu tun haben wie wir es sind. Ich habe jetzt schon ein paar Mal beobachtet,daß ich so eine häßliche Reaktion abfangen konnte,allerdings komme ich mir dabei manchmal noch vor,als würde ich eine Rolle spielen. Aber vermutlich habe ich bisher die Menschen so sehr benutzt (mißbraucht),daß ich jetzt ein ganz normal rücksichtsvolles Verhalten schon als Rolle empfinde. Vielleicht können wir uns durch diesen Dialog gegenseitig helfen? Lieben Gruß Waltraut
Thomas Roland

Depression durch Trennung ?

Beitrag von Thomas Roland »

Liebe Waltraut, Du gibst mir das Gefühl, daß ich in diesem Forum möglicherweise endlich mal etwas gegeben habe. Und das, obwohl ich doch permanent nur in narzisstischer Nabelschau über mich und meine Sorgen rede. Ja, es ist ein Spiel mit etws sehr Kostbarem; ich wußte es sogar und habe es trotzdem getan. Und jetzt stehe ich da und sehe verzweifelt, was ich angestellt bzw. unterlassen habe und was ich nicht rückgängig machen kann. Meinen Schmerz habe ich verdient, damit muß ich klar kommen oder auch nicht. Aber das viel Schrecklichere ist ja der Schmerz, den man dem anderen zugefügt hat. Demjenigen, der einen so sehr geliebt hat und dessen Liebe man mißachtet und entwertet hat. (mit "man" meine ich mich). Das ist die Schuld, von der ich immer rede und die zu Recht Schuldgefühle auslöst. (Das hat mittlerweile auch mein Therapeut akzeptiert, obwohl er schon frühkindliche Ursachen sieht; aber wie ist das mit dem "freien Willen" - hatten wir schon) Und wenn du (ich) dann auf dein Leben zurückblickst und siehst, wie oft du das getan hast und daß du es immer wiederholt hast, dann weißt du einfach nicht mehr, wie du mit dir selbst damit fertig werden kannst. Deswegen: Wenn Du wirklich ähnliche Probleme bei Dir siehst, achte drauf. Es ist wirklich zu kostbar, was man auf's Spiel setzt. Würde mich freuen, wenn wir im Dialog bleiben. Ich meine zwar, daß ich bei allem, was ich in dieser Beziehung schon angestellt habe, keine Hilfe verdiene, aber ich nehme sie trotzdem gern an. Allein werde ich nicht fertig damit. Liebe Grüße Thomas
Thomas Roland

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Beitrag von Thomas Roland »

Liebe Waltraut, noch ein Nachtrag. Schade, dass wir diesen Dialog nicht ein paar Wochen früher geführt haben...Aber vielleicht war ich da noch nicht reif genug Gruß Thomas
waltraut
Beiträge: 926
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression durch Trennung ?

Beitrag von waltraut »

lieber Thomas, schön,daß wir uns jetzt getroffen haben!! Ich glaub ich war vor ein paar Wochen auch noch nicht reif für diesen Dialog... Hast du mal daran gedacht,deine Frau und/oder deine Ex-Freundin wissen zu lassen,wie du das alles heute siehst? Nicht um sie zurückzugewinnen,sondern um einen Teil der Schuld,die du ihnen gegenüber empfindest,abzutragen? Einen schönen Abend, Waltraut
Thomas Roland

Depression durch Trennung ?

Beitrag von Thomas Roland »

Ja Waltraut, das habe ich. Meine Frau will nichts davon wissen. Die Geschichte mit meiner Freundin ist noch zu frisch. Da habe ich noch Hoffnung - sogar die, sie möglicherweise zurückzugewinnen. Ich könnte mir nichts schöneres vorstellen. Schlaf gut Thomas
tiger
Beiträge: 63
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression durch Trennung ?

Beitrag von tiger »

Lieber Thomas und Waltraut, es ist schön euren Dialog zu lesen. Ich bin seit 2 Monaten hier im Forum. Manchmal denke ich warum ich dies tue. Ich will anderen Leuten liebe geben. Ich habe momentan keine intime Beziehung und so gebe ich meine Liebe anderen auf der Straße und in diesem Forum. Lieber Thomas, schreibe Deiner Freundin doch mal die Schlüsselsitutationen in eurer Beziehung mit deinen Gefühlen. Erzähle nur von Dir in Ich sätzen. Gib ihr zu verstehen, dass du aus der Beziehung lernen willst und das Vergangene verstehen willst. Sie wird dir antworten. Versuche es mit konstruktiver Kommunikation, auch wenn dadurch die spontane Kommunikation darunter leidet. Seit den letzten 2 Jahren, weiss ich was ich will und was mir das wichtigste im Leben ist? Es ist eine gute intime Beziehung und fünf gute Freunde. Alles andere Geld, Anerkennung, Ansehen, Luxus oder Sport sind nicht so wichtig. Liebe Waltraut, wenn du zuhause nur ein wenig, soviel Nähe vermittelst, wie hier im Forum, brauchst du keine Angst zu haben, etwas kaputt zu machen. Ich habe euch lieb! tiger
Sabine Tanner

Depression durch Trennung ?

Beitrag von Sabine Tanner »

Hallo miteinander, Bin das erste Mal hier. Finde es so vertraut zu lesen, dass es so vielen anderen Menschen gleich geht. Ich wollte etwas zum Thema 'Trennung' sagen... Ende November habe ich mich von meinem Freund getrennt (weil er nicht der Richtige für mich war). Jetzt hat es mich so erwischt mit einer Depression. Ich hatte wahnsinnige Angst davor, mich zu trennen, weil ich Angst hatte, wieder allein zu sein. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich sieben war. Seither bin ich auf der Suche nach einem Ort der Geborgenheit auf dieser Welt. Es ist so kalt auf der Welt, manchmal fühle ich mich wie in der Wüste ausgesetzt. Ich habe so liebe Menschen um mich, die mich auch umarmen. Ich habe so viel. Doch manchmal ist es einfach so schwer, den eigenen Weg weiterzugehen. Manchmal frage ich mich, was denn mit mir los ist... - andere Menschen haben doch auch geschiedene Eltern, das ist doch nichts Besonderes... (?)
leo
Beiträge: 77
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression durch Trennung ?

Beitrag von leo »

Hallo Sabine,du hast sicher die richtige Entscheidung getroffen dich zu trennen, wenn du sicher warst, dass er nicht der Richtige für dich war. Die Angst vorm Alleinsein ist keine gute Basis für eine Beziehung und die Gefahr ist groß, sich an jemanden zu hängen, nur um das Gefühl der Geborgenheit zu spüren. Du warst sehr mutig, trotz deiner Angst diesen Schritt zu tun und es ist nur zu verständlich, dass du jetzt erstmal in ein tiefes Loch gefallen bist. Aber du wirst da wieder herausfinden, nämlich dann, wenn du die Erfahrung gemacht hast, dass du die Geborgenheit, die du als Kind vermisst hast, in dir selbst finden kannst. Niemand kann dir das ersetzen, was du in der Kindheit nicht bekommen hast. Du musst versuchen, dir selbst gute Mutter zu werden und so gut es geht, für dich sorgen.Ich hab das Gefühl, dass du auf einem guten Weg bist. Lass dir Zeit, erlaube es dir, traurig zu sein, aber sei dir bewusst, dass du die Kraft hattest, eine richtige Entscheidung zu treffen und dass du auch die Kraft haben wirst, aus dem Tief herauszuklettern. Alles Gute für dich Leo
Jaisst
Beiträge: 349
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Depression durch Trennung ?

Beitrag von Jaisst »

Hi Sabine, so wie Dir geht es mir ähnlich, meine Eltern trennten sich nach ewigem Hin und Her als ich 5 Jahre war. Frage mich immer, ob ich das vielleicht nur als "Entschuldigung" für mein weiteres Scheitern (hauptsächlich in Beziehungen) nehme. Meine Ehe ist auch in die Brüche gegangen, als meine Kinder 9 und 11 Jahre alt waren. Vielleicht auch deshalb, weil ich nur aus Verzweiflung, auf der Suche nach eben dieser Geborgenheit, geheiratet hatte. Meine wirkliche große Liebe ist mit dem Motorrad tödlich verunglückt, als ich 16 war, davon träume ich immer noch, nach 30 Jahren! Leider kann ich Dir keine Hilfe sein, aber es gehört schon wirklich sehr viel Kraft dazu, sich, wie Du es gemacht hast, trotz Angst vorm Alleinsein vom Partner zu trennen, das schmerzt genau so unsagbar schrecklich und braucht seine Zeit, damit fertig zu werden. Du bist sehr stark, dass Du das geschafft hast! Alles Gute und Gruß von Brutalni
Thomas

Depression durch Trennung ?

Beitrag von Thomas »

Liebe Sabine, auch ich bin Scheidungskind (im Alter von 4 Jahren) und Angst vor Trennung habe ich auch sehr große. Es ist so, als hätte ich das Trennen nie lernen können- trennen ist für mich mit Schuld verbunden. Schuld, dem anderen weh zu tun auch Angst, die Leere wieder zu spüren. Und da muss ich mich Leo und Brutalni einfach anschließen: Dass du es trotzdem wagst ist mutig und ein gesunder Schritt, weil du auf dich gehört hast und nicht auf die Vergangenheit. Aber jetzt scheint dich die Vergangenheit zu überschwemmen und vielleicht ist die Zeit da, das alles noch einmal genau anzuschauen und sich dann zu verabschieden. Ich würde mir an deiner Stelle Hilfe dazu holen- jemand, der dir hilft, vorsichtige Schritte zu machen. Leo hat Recht- Abschied ist ganz wichtig, was damals versäumt wurde, lässt sich heute nicht mehr so nachholen. Meine Therapeutin sagte mal zu mir "Sie hatten keine gute Mutter und auch keinen Vater- das lässt sich nun nicht mehr ändern und jetzt müssen Sie gut für sich sorgen und sich selbst Mutter und Vater sein". Ich hätte ihr ins Gesicht springen können, fand das einfach brutal- aber es ist wahr. Aber vor dem Abschied steht die Trauer und auch die muss sein denn es geht auch darum das "innere Kind" zu versöhnen, ihm zu versichern, dass es von nun an ernstgenommen wird und nicht mehr länger ungeschützt durch die Welt laufen muss. Das klingt vielleicht entrückt und fantastisch aber ich glaube wirklich im übetragenen Sinne ist es genau das, was uns wieder fei werden lässt. Im Grunde sind wir Kind geblieben in bestimmten Bereichen und dazu verurteilt, wie ein Kind zu fühlen und auch zu handeln. Und hör besser nicht auf den Kritiker, der dir sagt: "Andere haben auch eine schwere Kindheit gehabt und tun sich auch nicht so schwer" Übersetzt heißt das nämlich nur, dass DU Schuld bist. Andere sind anders und reagieren anders. Ich reagiere eher wie du, andere werden vielleicht gemein und gefühllos, wieder andere wiederholen ständig ihre Vergangenheit und trennen sich dauernd. Jeder nach seinen Möglichkeiten und Veranlagungen. Herzlicher Gruß von Thomas
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