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chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo jo.anna, darf ich dich fragen, hattest du schon einmal einen stationären aufenthalt erwogen oder sogar gehabt ? ich kenne eine frau, die so starke ähnlichkeit in ihren lebensumständen und auch im krankeitsbild mit dir hat, dass ich automatisch an sie denken musste, als ich deine zeilen las. am meisten quälte auch sie schuldgefühle, denn sie "hatte" ja alles. eine gute ehe, ein gesundes kind, ihren sport (den sie natürlich nicht ausüben konnte) und viel hilfe, sprich therapeut usw. letztlich kam sie um die klinik nicht mehr herum, weil sie nach ca. 1 jahr starker depression ausser weinen nichts mehr konnte. es geht ihr mittlerweile fast wieder sehr gut. sie verbrachte 5 monate in der klinik, ihr kind durfte bei ihr sein, soweit es ihre kräfte zuliessen, und als das licht am ende des tunnels wieder grösser wurde, konnte sie es selbst kaum glauben. ich bin keine medizinerin, ich weiss nur, dass es sich bei dieser form von depression um eine der am schwierigsten behandelbaren ist. doch musst du dich deinem schicksal nicht ergeben !ich erzähle dir das, weil aus hoffnungslosigkeit hoffnung wurde, sie hatte sich bereits so gut wie aufgegeben. der vorteil an einem stationären aufenthalt in der richtigen klinik ist, dass sich dort konzentriert um deine krankheit gekümmert wird. du bist dort,wie du dich fühlst, und du hast zeit.ich weiss, wie schwierig es ist, in dem zustand, in dem du dich befindet, zu "funktionieren". hinzu kommen massig schuldgefühle, auch weil andere doch so viel tun, damit es dir besser geht, und es klappt trotzdem nicht. gib nicht auf, auch für dich gibt es einen weg! es grüsst dich chris37
jo.anna
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Beitrag von jo.anna »

hallo chris37 habe mich gerade bei meinem mann (wieder einmal) ausgeheult, jetzt gehts mir wieder ein bissl "weicher". möchte dir zurückschreiben. vor rund zwei jahren war ich für mehrere monate - hier in wien - im uni-krankenhaus (psychosomatik-station). damals hat mir der aufenthalt dort das leben gerettet. ich weiß, dass der weg offen steht, habe die vergangenen tage und wochen auch wieder vermehrt darüber nachgedacht. ich habe aber angst, dass ich wieder ganz den faden verlier, mich völlig aufgebe und - man hat mich dort nicht zugepumpt, aber letztlich wird man mir das schon sehr warm ans herz legen, wieder die "fettmacher" als unterstützung zu nehmen. in kürzester zeit 16 kilo oben gehabt - damals, am lebensrand, war mir das egal. damals war mir wurscht, mit wieviel kilos ich abtrete. jetzt will ich irgendwie vorwärts noch leben und habe angst vor dem gewicht. (ich muss dazu sagen, dass ich aus einer inzestfamilie komme und mein mißbraucher - der "liebe" papa - mit mir speziell auf der köper-ebene mieseste spielchen spielte, deren dynamik ich immer noch nicht ganz im griff habe - ich KANN IM MOMENT ÜNMÖGLICH ZUNEHMEN - dazu hänge ich noch zu sehr am leben). aber ich nehme deine wortmeldung zum anlaß, noch einmal konkreter über die klinik nachzudenken und die sache mit meinem therapeuten durchzugehen. vielleicht kann ich mich mit denen ja einigen, dass ich keine fettmacher essen muss oder was weiß ich. danke auf jeden fall für eure teilnahme. ich fühle mich wirklich ein bissl besser, wenn ich das gefühl habe, dass man mich verstehen kann und ich nicht das völlige alien bin mit meinen gedanken zum weltenlauf. im moment lebe ich auch sehr isoliert - habe schon das gefühl, dass ich meinen mann, den einzigen richtigen aussenposten im leben - völlig überfordere mit meiner existenz. ich bin froh, dass ich die liste gefunden habe. danke für eure unterstützung. danke. jo.anna
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo hobbit, ich hatte gestern bereits geschrieben, doch irgendwie hab ich die nachricht gar nicht gesendet..:-) na, macht nichts. wie geht es dir heute ? meine arbeit habe ich noch, ich unterbrach sie nur für die krankheitszeit und stieg im juli wieder ein nach dem "hamburger modell", welches mir das stückweise heraufsetzen der stundenzahl pro woche erlaubte. seit dem 1. september arbeite ich wieder voll. daran sieht man schon, wie irre lange man ausser gefecht gesetzt werden kann durch eine depression. da ich allein lebe und schon immer gearbeitet habe, also mich selber versorgt, war es das höchste ziel, auch für mich selbst, soweit stabil zu werden, dass ich die tätigkeit wieder aufnehmen konnte. du sagst, dass du endlich der ursache für deine krankheit auf die spur kommen möchtest.du hast ja, so wie ich, enorme schwierigkeiten in beziehungen bezüglich der bewahrung deiner (emotionalen) eigenständigkeit, und bei trennungen kippt das ganz weg. ohje, das kenne ich so gut. ich erlebte bisher nur schwarz und weiss. das heisst, entweder legte ich mir in einer beziehung den panzer um, und spürte gar nichts, was ebenfalls zur trennung führte, oder ich verlor mich so sehr, dass ich nach einer trennung wie ein nasses handtuch in der ecke lag. ursachen. nun, die zu kennen, ist sehr wichtig. doch leider reicht das noch nicht aus.es verführt manchmal dazu, sich selber der unfähigkeit zu bezichtigen, weil man es ja nun mal nicht kann aus bestimmten gründen. ich sehe es mittlerweile so, dass ich bis zu einem gewissen grade nicht die sicherheit und fertigkeit besitze, die mir ein ausgeglichenes und angstfreies leben in einer beziehung ermöglicht. aber, ich kann es lernen. und ich erlebe mit erstaunen, wie sich meine schwarz-weiss sichtweise aufgelöst hat. das ist so, als hätte ich sprichwörtlich die dose bohnen aufgemacht und krieg sie jetzt nicht mehr zu. hört sich gut an, nicht ? wie immer, es ist alles mit grossen ängsten und einbrüchen verbunden. sich selbst kennenzulernen und zu verstehen, ist so schwierig. manchmal bin ich so rasend wütend auf alle menschen, die mich, von der geburt an, zu dem gemacht haben, was ich bin. die mir die möglichkeit vorenthielten, ohne angst und minderwertigkeitskomplexen aufzuwachsen. und die aufgrund ihrer eigenen unfähigkeit meine talente und fähigkeiten nicht förderten, sondern beschnitten. das merke ich heute noch bei vielen gelegenheiten, wie sehr mich das (be-)hindert. hast du denn eine ahnung, was es bei dir sein könnte ? ich finde es aber toll, dass du sagst, nun willst du endlich der depression den garaus machen. ich wünsche dir alle kraft der welt dafür. ach übrigens, nein, kein wassermann, beinahe jedoch.ich bin steinbock (kann ich auch nichts für;-). bis bald. gruss chris37
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo chris37, es ist halt Wochenende und entsprechend geht´s mir. Irgendwie eine Mischung aus Aufgeregtheit, Sentimentalität und Traurigkeit, aber auch Unternehmungslust. Die Grundstimmung ist keine erfreuliche, aber ich versuche gegenzuhalten. Gott sei Dank muss ich nicht allein sein. Nun, woher kommen meine großen Probleme, Trennungen und Verluste zu ertragen? Zunächst sei es ein "ödipaler Komplex", wie während der Therapiegespräche sich abzeichnet. Eine innere Auseinandersetzung mit meinen extrem patriachalen Vater, der ich bislang immer aus dem Weg gegangen bin. Ich buhlte bereits als Kind um Liebe und Zuneigung, die in meiner Familie eher rar war und von meinen Eltern selektiv eingesetzt wurden: Zuneigung gegen Wohlverhalten, Küsschen für das "liebe" Kind. Und so lernte ich, dass ich Zuneigung und Liebe nur erhalte, wenn ich den Erwartungen anderer entspreche, meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse unterdrücke, mich selbst verleugne. Und so entstand meine Neigung, mich den Lebensentwürfen der Partnerin anzupassen, brav und fast devot untergeben zu sein, nur um nicht Liebe und Zuneigung zu verlieren. Dass ich damit meine Persönlichkeit verneine, fiel mir kaum auf oder habe ich einfach verdrängt. Bloß nicht allein sein; hobbit will auf den Schoß. Klare Auswüchse eines mangelhaft ausgeprägten Selbstbewusstseins; "wenn ich diese Frau verliere, werde ich den Rest meines Lebens allein sein müssen." Dazu kommt, dass ich mich selbst nicht für sonderlich attraktiv und liebenswert halte, auch wenn viele mich vom Gegenteil überzeugen wollen. Diese Fremdwahrnehmung als meine eigene Meinung über mich zu übernehmen, ist schwer und braucht Zeit. Ich erleide immer wieder Rückfälle, in denen ich einfach nicht "Ich" sein will. Es ist nicht so, dass ich meinen Eltern einen Vorwurf mache, sie wussten es halt nicht besser und hatten diesen mangelhaften Umgang mit elterlicher Liebe selbst nicht anders erfahren. Aber immerhin habe ich erkannt, dass ich dringend dazu übergehen muss, mich selbst zu akzeptieren und zu mögen. Letztens habe ich (in meiner Erinnerung zum ersten Mal) direkt die Konfrontation gegen meinen Vater gesucht, durchgehalten und auch gewonnen. Es ging um ein recht brisantes Thema, ich kritisierte seine latente Ausländerfeindlichkeit, und er hat am Ende klein bei gegeben. Mein Vater hatte immer versucht, seine (ohne Arroganz!) intellektuelle Unterlegenheit durch Strenge und Härte zu kompensieren. Auch, dass mich Beziehungskatastrophen derart umwerfen, findet er "unmännlich". Ich muss und werde in Zukunft gegenhalten, nicht aus Prinzip, aber dann, wenn ich es für nötig halte. Heute kämpfe ich gegen meine Phantasiebilder, die immer meine ehemalige Liebste im Mittelpunkt haben. Sie mit jemand anders in gewissen Situationen; oder "Sie" lachend und strahlend, während ich leide wie Hund. So tue ich mir selbst weh; Selbstmitleid kann süchtig machen. Also werde ich mich mit Gewalt ablenken - irgendwie. Es gäbe noch eine Menge an sonstigen Erkenntnissen zu berichten; allerdings würde das für heute mein Posting sprengen. Ich hoffe, Dir geht es einigermaßen erträglich. Bis demnächst. Gruß aus dem Ruhrgebiet hobbit
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo hobbit, einigermassen geht´s mit heute, mehr nicht. sonntag ist mein schwächster tag in der woche. habe schon ein paar tränen vergossen gleich nach dem aufwachen. er. wo ist er, mit wem usw., und ich setze natürlich voraus, dass es ihm sehr gut geht. ohne mich. ich musste diese gedankenschleife mit gewalt unterbrechen, damit habe ich bereits zwei drittel meiner kraft für heute verbraucht. so weiss ich genau, wie es dir ergeht. es berührt und erschüttert mich, was du beschreibst. es ist, als würdest du in derelben familie gelebt haben wie ich..... mich hat mal jemand gefragt, weshalb ich keine kinder habe, wo ich doch offensichtlich einen guten kontakt zu ihnen bekomme und auch sie mich mögen. ich sagte, ich hätte zu viel sorge und angst, dass meine schlechten gefühle von damals das kind negativ beeinflussen könnten, und das würde ich mir nie verzeihen. mit meiner verworrenen indentität kann ich doch bloss schaden anrichten. das ist so ein typisches beispiel dafür, wie sehr ich meine doch auch vorhandenen "guten seiten" und meine persönlichkeit verleugne. auch dieser tag geht vorbei, ich versuche mal was nützliches zu machen wie meine wäsche. bis zum nächstenmal. gruss chris37
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hi chris37, Du hattest recht, auch dieser Tag ist irgendwie vorbei gegangen, und am Ende wurde aus diesem Trauersonntag noch ein angenehmer Wochenendausklang. Ich war bei einer Freundin, wir haben lange und ausgiebig geredet, gemeinsam gegessen, sind spazieren gegangen. Und (jetzt kommt´s!) ich war zum ersten Mal in einem Sonnenstudio. War schön hell und warm... (es soll ja auch so etwas geben wie Lichttherapie). Eigentlich bin ich nicht sonderlich eitel. Yo, Kinder zeugen, Vater werden, Verantwortung übernehmen für junges unschuldiges Leben - auch das war Thema in meiner nun abrupt geendeten Beziehung. Es war eigentlich ihre Idee, ihre Entscheidung, ihre "Torschlusspanik", die diese Vorstellung in unseren Köpfen und Lenden verankerte. Und, obwohl ich mich und meine Entwicklung noch nicht so weit sah, habe ich ihrem Lebens- und Zukunftsentwurf zugestimmt. Wieder handelte ich aus Verlustangst gegen meine Überzeugung und Einsicht. Es hat nicht sollen sein - manchmal regelt die Natur die Dinge so, dass am Ende etwas Richtiges dabei herauskommt. Es wäre jetzt eine Katastrophe... Dabei habe ich zu Kindern (wie Du, wie sollte es auch anders sein ;-) ) ein zuweilen sehr inniges und liebevolles Verhältnis. Meine 3-jährige Nichte ist eine meiner ergiebigsten Glücksquellen. Sie hat mich auch am wunderbarsten getröstet, als ich schluchzend in meiner Jammerecke kauerte. Vater zu sein und dann die "Fehler" meiner Eltern explizit NICHT zu machen, kann ich mir durchaus vorstellen. Irgendwann einmal, wenn ich mit mir selbst einigermaßen im Reinen bin. Diese Phantasiebilder, von denen ich heute mittag schrieb, haben mich den ganzen Tag über heimgesucht. Aber sie erzeugten nicht nur Schmerz und Wehmut, sondern nährten auch meine Wut. Und wütend bin ich, trotz aller Selbsterkenntnis, trotz der mittlerweile vergangenen Zeit, immer noch. Zwar nicht mehr derart vehement und blind, aber doch ziemlich ausfüllend. Und es hilft mir, wenn ich wieder damit anfange, das, was ich verloren habe, maßlos zu idealisieren. Vielleicht (wahrscheinlich) war sie doch nicht DIE Richtige für ein gemeinsames Leben. (Trotzdem fehlt sie mir). Wochenenden, und hier insbesondere die Sonntage, bieten auch für mich die schwersten und traurigsten Stunden. Und jetzt beginnt auch noch die Zeit der Feiertage, mit quasi zwei Wochenenden in der Woche. Mit Grauen und Furcht denke ich an das, was im Dezember ansteht - ich befürchte, unter dem Tannenbaum und beim Sylvesterfeuerwerk vor Trauer und Sentimentalität zu vergehen. Grunddämliche Gedanken, ich weiß, aber sie kommen automatisch, wenn ich im Supermarkt die ersten Spekulatius sehe. Vielleicht sollte ich besser verreisen. Jetzt werde ich noch meine schätzungsweise 50.te Zigarette für heute rauchen und dann versuchen zu schlafen. Vielleicht noch etwas lesen (zur Zeit Stefan Heym), vielleicht nocht einen kleinen Eintrag ins Tagebuch schreiben - so richtig glücklich werde ich heute definitiv nicht mehr werden. Aber ich freue mich von Dir zu lesen. Mach das Beste d´raus! Bis die Tage. Gruß aus dem Ruhrpott hobbit
Sina23
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Beitrag von Sina23 »

Hallo Isabella, ich höre ja gar nichts mehr von Dir! Schade, ich dachte Du würdest zu meinem Posting was schreiben! Geht es Dir nicht so gut zur Zeit? Melde Dich doch bitte mal. Bis dann, liebe Grüße Sina
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo hobbit vielen dank dafür, ich schau nachher mal rein. ich bin momentan noch auf der arbeit. hast du das wochenende gut überstanden ? das mit den feiertagen, ja, das ist eine gemeine zeit. ich habe die erfahrung gemacht, dass es mir besser geht an diesen tagen, wenn ich nicht völlig allein bin. enge und liebe vertraute um sich haben, das tut irgendwie gut, habe ich gemerkt. bis später, lass es dir gutgehen. gruss chris37
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo chris37, stimmt, Wochenenden sind zur Zeit anstrengend, und diese stillen Feiertage erst recht. Es kostet viel Kraft und Initiativgeist, jedesmal geeignete Verabredungen zu treffen, um nicht allein sein zu müssen. Gelingt leider auch nicht immer... Es gibt eben Tage, an denen man partout nicht allein sein will oder kann. Heute war ein solcher Tag. Bis mittags wusste ich nicht, wie ich nach getaner Arbeit den heutigen Abend verbringen sollte. Ich wusste nur, dass ich Gesellschaft benötigte. Nicht unbedingt, um zu reden oder mich auszuheulen, sondern, damit ich nicht wieder Wände anstarre und böse Phantasiebilder sehen muss. Und dann rief eine Freundin an, die Verabredung stand, und stante pede ging es mir besser. Dann rief ich dieses Forum auf, sah, dass auf meine Postings geantwortet wurde, und schon war das bohrende Gefühl des Alleinseins verflogen. hobbit ist halt ein Herdentier; fraglich nur, ob er weiterhin dem Leittier mit der Glocke um den Hals hinterherrennen wird, oder ob er endlich mal selbst sich eine Glocke umhängt. Alleinsein werde ich aber alsbald lernen müssen, denn ich habe heute eine neue Wohnung gefunden. 80m², offene Bauweise im ausgebauten Dachgeschoss, kleine Küche, Bad, Schlafraum, dazu ein offener Kamin. Zwar nicht in der belle Umgebung meines Städtchens, aber in einem schönen Altbau mit Garten und Teich. Am 01.12. soll mein neuer Lebensabschnitt beginnen. Und heute abend passierte noch etwas Großartiges. hobbit ist nämlich (und da blieb mir als Gelsenkirchener kaum etwas anderes übrig) bekennender Schalker, und die haben heute mit Glanz und Gloria gewonnen. Fussball ist aktiv wie passiv eine meiner Leidenschaften. Während der schlimmsten Phasen meiner Depression und meines Lebenskummers hatte ich sogar daran das Interesse verloren, genauso wie an meinen sonstigen Leidenschaften wie lesen (stundenlang und der Welt entrückt), Musik genießen, Kino und Theater, Sport und Naturerleben. Es war grauenhaft; ich erlebte nicht mehr, ich registrierte nur noch. Eine Blume blühte rot, ich sah sie, aber ich spürte die Farbe nicht, es wurde nicht warm. Eine Musik konnte mir gefallen, aber sie berührte mich nicht, ich sah keine Bilder. Eine meiner herausragenden Glücksquellen war immer meine sprudelnde und lebhafte Phantasie. Ich habe nicht nur ein Buch gelesen, ich sah gleichzeitig einen imaginären Film. Ein wolkenverhangener Himmel konnte mir ganze Geschichten erzählen, in Episoden wie auf einem Wandteppich. Eine Landschaft war nicht nur Küste, See, Bäume, Wiesen und Hügel; sie offenbarte mir ihre gesamte Historie, ihr langes Werden, besondern in Irland oder der Bretagne. Ein Gespräch war nicht nur Austausch von Worten und Sätzen, es war eine Einheit, ich habe die Erregung und die geistigen Bilder meines Gegenüber wahrgenommen. All das fehlte plötzlich und machte mein Leben freudlos. Ich hatte kein Interesse, konnte die Dinge nicht an mich heranlassen, befürchtete nur übermäßige Anstrengung jenseits meiner Kräfte. Tage sollten einfach nur vergehen. Heute kehrt diese Erlebenfähigkeit langsam zurück; ich kann mich Gott sei Dank wieder freuen. Aber ich weiss, dass es auch noch ganz trübe, traurige und verweinte Tage geben wird. Und das Gefühl der Einsamkeit schleicht sich auch immer wieder unvermittelt von hinten an. Ich hoffe, Dir geht es den Umständen entsprechend gut, und Deine Sonntagswäsche ist weder eingelaufen noch verfärbt. Bis demnächst in diesem Theater! Gruß aus dem Ruhrpott hobbit
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo zusammen, dieser Mittwoch scheint wieder so ein Krisentag zu werden. Sitze daheim, habe frei heute und warte auf eine Möbellieferung. Und dieses Warten ohne Beschäftigung zehrt gewaltig an meinen Nerven. Ich bin total unruhig, renne in meiner Bude auf und ab, wie ein eingesperrter Tiger, im Bauch herrscht so ein undefinierbares, aber unangenehmes Gefühl, meine Gedanken kreisen um schreckliche Dinge und steigern meine Gemütslage und Unruhe. Ablenken gelingt nicht wirklich, da ich mich auf nichts konzentrieren kann. Habe bereits zwei Doxepin-Kapseln eingenommen, aber die beruhigende Wirkung lässt auf sich warten. Dieser Tag könnte fürchterlich in die Hose gehen... Au Mann, was soll ich nur tun? Gruß hobbit
Sven
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Beitrag von Sven »

Hallo. Ich habe meine Leben immer geplant,meine Frau und meine Tochter sind nun 2 Monate ausgezogen,und der Grund: Sie liebt mich nicht mehr.Ich habe einen guten Job, und auch sonst ist alles OK.Meine Freunde sind weniger geworden.Noch lebe ich,ich warte noch,obwohl ich habe es schon einmal probiert mich umzubringen,ich hab mir ein Jahr gegeben, wenn sich nichts ändert werde ich gehen, für immer.Ich habe eine Autobiographie geschrieben.Wer wirklich intresse hat,dem schick ich das per mail,erst wenn man das gelesen hat versteht man mich, Ich bin nicht dumm oder so, Ich versuche nur einen Sinn fürs leben zu finden, Ich weiß auch das ich Hilfe brauche,war beim Doc,und in der Klinik, es hat mir beides nichts gebracht.
Henny

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Beitrag von Henny »

Hallo, Sven Popcorn, solange man noch einen Grund findet, das Gehen aufzuschieben, gibt es Hoffnung. Und wie haben doch die Bremer Stadtmusikanten gesagt: Etwas besseres als den Tod finden wir allemal. Und wenn du dir noch ein Jahr gibst, wirst du es schaffen. Denn wenn du willst, wirst du in dieem Jahr viel eigene Stärke entdecken. Nutze dazu die verrücktesten Methoden. Hast du schon eine Idee? Schreib sie mir oder schreib, welche zu verrückte Idee du verworfen hast... Henny
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo hobbit, wie geht es dir jetzt ? diese Tage, ja, die kenne ich gut. mit freien tagen kann ich nicht viel anfangen. ich hatte letzte woche ein paar tage frei, daher meine nacht-mails. nun gottlob wieder arbeit. ich weiss auch nicht genau, was das eigentlich ist. diese unruhe, dieses herumrennen oder das starre sitzen, bis die sonne untergeht. und dieses ganz und gar dunkle gefühl des nichts. wir, also menschen wie wir, haben unglaubliche schwierigkeiten, uns selbst zu mögen. es ist so gut, dass es dieses forum gibt. ich kann dir nichts wirkliches raten jetzt. zuvor hast du als schalke-fan sehr glücklich gewirkt. und nun kommt´s. nach diesen hochgefühlen, besonders weil sie aufgrund deiner lebenssituation so unwahrscheinlich und unmöglich sind, folgen dann die depressionen, stärker als zuvor. jedenfalls erlebe ich das so. das mittelmass wäre ja auch langweilig. das erlebe ich jetzt gerade. aus dem gröbsten heraus, noch nicht mutig genug zum erobern der welt, aber immerhin schon weniger unglücklich. nicht vergessen, ich habe einen grossen vorsprung. und so glaube ich sehr fest, dass diese "wellen" ein teil des verarbeitens sind, wenn nicht sogar des überlebens. versuche zu spüren und auch zuzulassen, wenn andere gefühle als die gewohnten eintreten. ich würde so gern helfen, doch was kann ich anderes erzählen als das, was ich durchgemacht habe. phase eins bis vier. oder fünf. dieses möchte ich auch sven gern sagen. ich möchte keine biographie von jemandem lesen, der dabei ist, sich selber auszulöschen. wozu, sven ? uns allen hier geht es saumässig (sorry) schlecht. in der klinik hatte ich mich aufgeführt wie cleopatra. und diese haltung "ihr idioten, ihr versteht mich nicht". ich weiss,dass ich nun voll daneben treffen kann, aber weisst du, du bist dochauch in dieses forum gekommen, um dich mitzuteilen..............oder ? also mache es doch! einen möglichst guten abend von mir hier. chris 37 ps: hobbit, sind die möbel da ?
Joanna
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Beitrag von Joanna »

hallo hobbit .... .... laß uns nur kurz wissen, wie es dir noch ergangen ist am mittwoch - oder wie's dir heute geht, dass die möbel UND DU da sind. mache mir fast ein bissl sorgen um dich! hat wirklich schlimm geklungen der tag für dich. joanna
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo chris37, danke für Dein Hilfsangebot; es tut mir schon gut, mich hier austauschen zu können. Und in der Tat: Du hast einen großen zeitlichen Vorsprung bei der Bewältigung Deiner Krise, und ich kann von Deinen Erfahrungen profitieren. Wenn ich mein theoretisches und angelesenes Wissen zu Grunde lege, so sind Tage wie der gestrige aktive Trauerarbeit. Dies sei der anstrengenste Teil eines Trennungsprozesses; man beginnt zu akzeptieren, die Psyche sucht nach einer neuen, eigenen Identität, ist dabei aber noch richtungslos. In der Praxis bedeutet das: Ich fühle mich hundeelend. Diese Wellenbewegung in der Befindlichkeit ist frapierend; es gibt zwei oder drei gute oder erträgliche Tage, dann wieder den Sturz in zwei oder drei Tage volkommener Verzweiflung, Depression und Traurigkeit. Meist erkenne ich bereits Minuten nach dem Aufwachen, was für ein Tag mich erwartet. Und dann bei Bedarf gegenzusteuern ist äußerst kräftezehrend. An manchen Tagen wäre mir das "langweilige Mittelmaß" sogar lieber als dieses Darniedersinken. Womöglich hast Du recht, ich erlaube mir noch nicht, mich uneingeschränkt gut zu fühlen oder zu genießen, denn in meiner Situation sollen andere Gefühle vorherrschen (und Schalke alleine kann mich zur Zeit nicht aus meiner Trübsal reissen). Immerhin habe ich mit meinem Umzug eine gewisse Perspektive für die nächsten Wochen; und als Beschäftigungstherapie eignet sich dieses Vorhaben auch. Heute geht´s mir, zumindest im Augenblick, um einiges besser. Ich sitze im Büro, habe Menschen um mich und weiß, was ich in den nächsten Stunden tun werde. Mal sehen, was der Abend bringt. Jawoll, das Möbel ist eingetroffen. Es handelt sich um ein IKEA-Sofa, zum lümmeln, lesen, zwischenträumen. Ich habe mich nach Lieferung sofort dankbar auf die IKEA-typische Bastelarbeit gestürzt und das gute Stück anleitungsgerecht zusammengebaut. Das Möbel gefällt mir bestens. Anschließend habe ich meine Behausung verlassen, bin spazierengegangen und habe mal wieder meine Eltern besucht. Muttern hat mich, und das ist ihre stille Anteilnahme, fürsorglich bekocht. Abends rief mich eine lange nicht mehr gesehene Freundin an; wir haben ein Treffen vereinbart. Und im November, auch das wurde gestern abend noch definitiv, werde ich eine Woche in London, meiner absoluten Lieblingsstadt, sein dürfen. Eine weitere Freundin aus alten Zeiten ist dort Maskenbildnerin an der Royal Opera, ich kann bei ihr wohnen, sie begleitet mich durch das sprudelnde Nachtleben der dirty old town. Und so hatte auch das Gestern noch ein paar Lichtblicke. Danke auch an joanna für Deine Anteilnahme. Aber keine Sorge; auch wenn es mir an gewissen Tagen äußerst düster geht, so habe ich doch die feste Absicht, diese Krise zu überstehen. Ich will doch erleben, wie es sein wird, wenn ich dereinst, was mir die Fachliteratur ja verspricht, gestärkt und gereift daraus hervorgehen werde. Wäre doch töricht, diese Chance aus der Hand zu geben. ;-) Bis demnächst Gruß aus dem Revier hobbit
jo.anna
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Beitrag von jo.anna »

hallo hobbit! ah, das tut gut von dir zu hören. ja, ich denke da vielleicht ein bissl zu sehr an mich selber, wenn ich mich sorge. ich habe den absturz in die morbidität in der krise leider immer noch nicht überwunden. deshalb glaube ich vielleicht, dass es allen anderen auch so gehen muss. dass mit den schwankungen kann ich gut nachvollziehen. bin vergangenes wochenende wie der phönix aus der asche rausgezogen aus der letzten depra, dass mir jetzt noch ganz schwindlig ist. super jedenfalls, dass der heutige tag für dich auch ein besserer schon ist. und super auch, dass du nach london fahren kannst. ciao joanna ps gruß aus dem revier? was heißt das?
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hi joanna, die Phase, in welcher meine Ärztin mir "hohe Suizidalität" bescheinigte, liegt mittlerweile einige Wochen zurück. Auch wenn es mir zuweilen unerträglich mies geht, versuche ich doch mit aller Macht, solche Gedanken zu unterdrücken. Bislang ist mir dies immer gelungen. "Revier" ist eine Bezeichnung für die Gegend in Westdeutschland, in der ich geboren wurde, aufgewachsen bin und immer noch lebe, deren urbane Hässlichkeit und deren einfache und ehrliche Menschen mir ans Herz gewachsen sind, und die ich für die meistunterschätzte Region Deutschlands halte: Das Ruhrgebiet, ehemals Kohle"revier", und hier mittendrin und prototypisch: Gelsenkirchen. Gruß aus ebenda hobbit
chris37
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Beitrag von chris37 »

hallo hobbit, mensch, london...super!diese aussichten sind toll. ein tipp, mache es auch, wenn du es emotional eigentlich nicht ertragen kannst.mache es. die morbidität, die joanna beschreibt ist so ziemlich das bedrohlichste. es ist die grube, die vor uns liegt. heute bin ich mal wieder down, stellt dir vor, "er" hat angerufen, um zu fragen, wie es mir geht. ohgott..... ich fragte ihn, ob er sich vielleicht vorstellen könnte, wie es mir geht - besonders nach diesem anruf. weisst du, ich schwankte so sehr zwischen dem schmerz, ihm das alles ins gesicht (oder ohr) zu knallen, dann war ich so betäubt, ihn tatsächlich sprechen zu hören, danach wieder grosse leere und nur schmerz. dieser anruf liegt etwa zwei stunden zurück, nun geht es wieder. der kopf hat überhand. seltsamerweise taucht so etwas wie freude in mir auf, es ist ihm also doch nicht egal, wie es mir geht.ich fühle beinahe so etwas wie frieden. beinahe. dabei belasse ich es für heute. aber verwirrt bin ich schon. hobbit, klar habe ich einen grösseren abstand dazu als du. hättest du mich im märz kennengelernt, dann wärest du sicher erschrocken gewesen. ich habe auch nochmal nachgedacht. und es ist totaler blödsinn, jemandem zu erzählen, man hätte dies auch erlebt und es würde besser werden. vom kopf her weisst du das ja sowieso. ich glaube, dass du es richtig machst. irgendwie. wenn es dir dann eines tages besser geht, dann erzähle das bloss. heute bin ich ein wenig traurig. der verlust kommt nochmal richtig zum tragen. aber - ich will ihn auch nicht mehr zurück ! na, ist das nicht schon was ? liebe grüsse und bis bald. chris37
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Allerdings, und dies zur Ergänzung, habe ich die Auseinandersetzung mit dem Suizid nicht aus meinem Lebensumfeld verbannt. Ganz im Gegenteil, ich versuche zu verstehen, welche Motive, welche Seelenlagen Menschen zu einer solchen Tat drängen. In den allermeisten Fällen geht der Selbsttötung eine psychische Erkrankung voraus, und hier vornehmlich die Depression in unipolarer oder bipolarer Ausprägung. Akute Krisensituationen wie Trennung oder Tod, finanzielle oder berufliche Katastrophen etc. sind meistens nur Auslöser, selten aber Ursache eines Suizids. Viele Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz oder werden verlassen, ohne gleich daran zu denken, sich umzubringen. Da ich aber nun mal bereits seit Jahren mit der Diagnose "Depression" leben muss, und gleichzeitig eine dieser potentiellen Auslösersituationen durchleide, kann ich dieses Thema nicht einfach ignorieren. Im Augenblick ist mir dieser Gedanke zwar nicht fremd, aber doch abwegig. Allerdings weiss ich nicht, was morgen, in der nächsten Woche, in einem Monat passieren wird und wie sich meine Gemütslage bis dahin entwickelt. Ich bin psychisch angeschlagen, aber noch einigermaßen willensstark. Dummerweise kann ich meine Kraftreserven aber nicht einschätzen. Es gibt viele, z.T auch prominente und/oder intelligente Menschen, deren Selbsttötung oder der Versuch dazu dezidiert dokumentiert wurde. Auch z.B. in den Schilderungen eines William Styron spielen Gedanken an den Freitod eine große Rolle. Solche Gedanken sind Symptom unserer Erkrankung, viele Depressive werden sie schon mehr oder weniger intensiv durchdacht haben, manche fassten schon konkrete Pläne, andere haben es bereits versucht. In meinen wirren und dunklen Stunden wollte ich nicht wirklich sterben, ich wollte nur, dass dieses Leiden ein Ende hat. So wird es den meisten gehen bzw. gegangen sein, die den Suizid als einzigen Ausweg sehen bzw. sahen. Ich fände es seltsam, wenn in einem solchen Forum nicht auch über diese Thematik debattiert werden dürfte. Für mich als diagnostiziert Depressiven ist der Suizid beinahe täglich gegenwärtig. Ich habe mir seinerzeit sicherheitshalber ein Netzwerk an Helfern und Helferinnen aufgebaut, die ich in absoluten Notsituationen alarmieren würde: Geschwister, Freunde, Nachbarn. Der Einweisungsschein für die psychiatrische Abteilung inkl. Diagnose und Medikamentierung ist stets in meiner Brusttasche. Meist sind es Menschen, die die Leiden und Schmerzen der Depression nicht kennen und nicht wirklich nachempfinden können, die solche Gedanken und solche Taten der verzweifelten Kranken verurteilen. Eine sachlich, vorurteilsfrei und aufklärerisch geführte Debatte über Suizid könnte, so glaube ich, helfen, so manchen Freitod zu verhindern. Jede(r) hier im Forum dürfte bestebt sein, seine Gemütsverfassung dahingehend zu beeinflussen, dass ihm/ihr solch düstere Gedanken und Pläne nicht kommen. Also sollte man darüber reden... Ein Buch hierzu hat mich besonders beeindruckt: Kay Redfield Jamison: Wenn es dunkel wird. Zum Verständnis des Selbstmordes. New York, 1999 (deutsch Siedler Verlag, 2000). Ein auf Antworten gespannter hobbit
hobbit
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Beitrag von hobbit »

Hallo chris37, selbstverständlich werde ich auch dann nach London fliegen, wenn meine Seele am Abflugtag kohlenstaubschwarz ist. Ich war bereits im September für ein Wochenende bei besagter Freundin in GB, und diese knapp drei Tage haben mir unglaublich gutgetan. Andere Menschen, andere Stimmen, andere Gebräuche, eine andere Sprache, und dazu die Erfahrung, dass ich selbständig eine solche Reise und die Orientierung in diesem Riesenmoloch London bewerkstelligen konnte. Kleiner Tip: Solltest Du demnächst nach London kommen, besuche unbedingt den "12 Bar Club", eine verhunzelte Musikkneipe im Hinterhof, in der Newcomer Bands auftreten. Eine unglaubliche Atmosphäre, man sitzt oder steht den Musikern fast auf dem Schoß, viel junges und mittelaltes Volk im Laden, und das alles im angestaubten Abbiente eines Gemäuers aus dem 16. Jahrhundert. Einzigartig... Ich hoffe sehr, dass Dich der Anruf nicht komplett durcheinanderwirbelt. Mich hat jeder Kontakt, jedes Telefonat, sogar jede Email total aus der Spur geworfen. Deswegen vermeide ich solche Kontakte, auch wenn zu meinem Wohnungswechsel noch einige ihrer Altlasten in ihre neue Wohnung geschafft werden müssen - das erledigen dann Freunde für mich. Auch "sie" meldet sich nicht; sie sagte, dass auch "sie" es nicht ertragen könne, mich zu sehen oder meine Stimme zu hören. Und so gehen sich zwei Menschen, die vor wenigen Monaten alles miteinander geteilt hatten, tunlichst aus dem Wege. Und es ist besser so. Wenn Du sagen kannst, dass Du "ihn" nicht mehr zurück haben willst, so bist Du schon ein ganzes Stück weiter. Ich habe eine solche Variante auch gedanklich durchgespielt: Es wäre ein horrend anstrengendes Aufarbeiten mit unvorhersehbarem Ausgang inklusive Tränen, Leid und Wut. Das kann und will ich mir nicht antun. Jetzt und heute geht´s um mich! Hmmm, ich hoffe mal, dass dieser Anruf nicht unterschwellig trügerische Hoffnungen in Dir weckt, weil Du sagst, Du spürest so etwas wie Frieden. Sei bitte vorsichtig mit Deinen Illusionen... Und ich wage es auch, Dir zu widersprechen: Ab und zu sagt zu bekommen, dass es wieder besser werden wird, dass der Schmerz vergehen wird, das tut schon gut, auch wenn es in der aktuellen Situation nicht spürbar hilft. Aber es macht Mut. Und ohne Mut und Zuversicht wird´s kaum was werden. Selbstverständlich wirst Du es erfahren, wenn es mir wieder wirklich besser gehen sollte. Es würde mich freuen, wenn wir unseren Austausch über dieses Forum noch einige Zeit beibehalten könnten - mir nämlich hilft das! Bis morgen oder so hobbit
jo.anna
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von jo.anna »

hallo hobbit! hallo chris37! ich möchte zum theme "sterben/tot sein wollen" was sagen. (übrigens hat superstar olek/alex oder irgendein anderer kleingeist einen teil meiner nachricht an dich - hobbit - damals (morbidität und krise) ins anregungs-forum - unter meinem namen!!! - gestellt. finde ja nett, wie sehr sie sich mit mir beschäftigen, dass sie mich da über die ganze plattform verfolgen müssen - dürfte sie wirklich ins mark getroffen haben die armen buben.) ja, wenn ich ins tief absacke, werde ich morbide, beruhige mich mit den gedanken ans sterben oder die planwälzung, spiele die bilder des "tuns", davor und währenddessen - immer wieder durch. es beginnt meistens "blitzlicht-artig" - nur mit diesem gedanken "ich sollte mich töten" - finde ich dann vorwiegend im eigenen tagebuch, ohne dass es mir bewußt wäre, dass mich der gedanke schon wieder beschäftigt. realtiv lange zeit rennt das dann als parallelprogramm irgendwie ab, im tagebuch und auf meinen bildern (ich habe bei der ergo-therapie im spital zu malen begonnen, spitzenvehikel für emotions-müll jeder art, kann ich auch gut in der thera mit arbeiten) finden sich die kreuze in allen farben und größen, mir selber ist es aber IMMER NOCH NICHT BEWUSST, dass es eigentlich schon wieder "in den wald" geht. das steigert sich dann, bis ich am schluss eigentlich an nichts mehr anderes denken kann, die bilder aus dem fernsehen werden von meinem geist in meine eigenen tötungsbilder weiter gespinnt; ich stehe auf einer großen straße und sehe mich vor einem daher kommendem sattelschlepper den "letzte Schritt" tun; ich gehe zum fenster, um es zu öffnen/schließen und sehe mich hinaussteigen; .... dann ist es schon die HÖLLE!! es kostet dann so verdammt viel kraft, am boden zu bleiben!! ES IST DIE HÖLLE! mir ist in diesen momenten sehr wohl klar, dass ich "es" nicht tun sollte und auch nicht WILL, aber es ist parallel dazu vollkommen klar, dass alles andere (es nicht zu tun) völlig sinnlos einfach ist. FURCHTBARE ZEITEN SIND DAS! so viel kraft und energie kostet das alles. in der thera erarbeite ich im moment ein krisen-gegenmuster: zb jeder satz, jedes kreuz SIND EIN WARNZEICHEN (im moment noch, vielleicht wird das "nach der heilung" anders sein)!!! ich nehme mir vor, sobald ich sowas finde in meinen unterlagen, damit zu meinem therapeuten zu gehen. motto: irgendwas ist zu viel, "es" hat angefangen, lassen sie uns darüber reden. wichtig ist auch - bei mir - dass ich die morbidität überhaupt ernst nehme. lange zeit dachte ich mir, alle denken so, das ist ganz normal, was ist denn schon dabei, wenn man sich seine eigene ermordung vorstellt? N E I N!!!! genau wie du gesagt hast, hobbit, es ist ein symptom einer sehr schweren krankheit und ICH MUSS MICH DARUM KÜMMERN, so lächerlich und kleinlich mir die gedanken auch vorkommen mögen!! und ich sollte lernen, den kontakt zu mir zu halten - zu der, die überleben und glücklich sein will und DER ES DRECKIG GEHT und nicht die seite wechseln, das ruder in die hand reißen und den selbsthass "genießen", weil es mir da halt körperlich und auch emotional besser geht. hass ist schon super, aber ich muss sehr stark trainieren und lernen, ihn NACH AUSSEN zu kanalisieren. egal wohin, nur raus, weg von mir selbst!! ----------------- ich verfolge eure dialoge über euren trennungsschmerz. ich möchte euch beiden sagen, dass ihr sehr stark und mutig mit dieser schwierigen lebenssituation umgeht. verlust eines geliebten menschen ist wahrscheinlich eins der schwierigsten dinge, die man überhaupt erleben kann/muss. ich wünsche euch beiden viel liebe, mut und kraft joanna
chris37
Beiträge: 174
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von chris37 »

guten tag, hobbit, du darfst mir natürlich immer widersprechen; mir hilft es ebenfalls sehr, mit meinen gedanken nicht mehr allein zu sein, sie mitteilen zu können und zu wissen,sie fallen nicht ins leere, sondern auf einen fruchtbaren boden. dies allein vertreibt mir schon ein wenig die innere einsamkeit. ich habe nachgedacht über deine worte, ob ich mich möglicherweise einer illusion hingebe, wenn ich behaupte, ich will ihn nicht mehr zurück. ich habe diesen gedanken durchgespielt,angereichert mit bildern aus der vergangenheit, ich habe versucht, ganz tief in meiner seele die antwort zu finden. es war wie ein hinabsteigen in das innerste selbst. und ich stehe immer noch hier, zu meinem eigenen erstaunen hat mich der schmerz nicht überwältigt und gequält, es waren eher kleine nadelstiche, doch zum erstenmal seit ewiger zeit habe ich nicht mehr das gefühl "bedroht" zu sein. natürlich bin ich vorsichtig, mehr denn je, aber weisst du, ich bin gestern abend, weil die luft so schön war, wie eine irre (ich darf das sagen) zum kanal runtergelaufen und habe mir arme voll bunter blätter selbst über den kopf gestreut, bin mit den füssen durchs laub geraschelt und habe tief durchgeatmet. dann plötzlich spürte ich Mich.... ich habe diese momente einfach ausgekostet, weil ich weiss, dass sie selten sind. heute bin ich in einer eigenartigen, verzauberten stimmung. ich weiss nicht, wie ich es anders beschreiben soll. die trauer ist noch immer da, aber sie hat sich verlagert. ich trauere gar nicht mehr so sehr darum ihn verloren zu haben. ich trauere um die lange, qualvolle zeit, die mir freude und lebenslust versagte. und dass ein stück von mir selbst so schwer verletzt ist, so, so gemartert. du verstehst sicher, was ich meine. darin liegt der grösste teil meiner trauer. deshalb könnte ich mittlerweile schon beinahe sagen, ich will nicht mehr ihn zurück, sondern mich selbst. daran arbeite ich, mit unterstützung dieses forums. danke für deine offenen worte, das tut so gut ! ich möchte übrigens auch nicht auf unseren dialog verzichten. es hilft einfach. ausserdem möchte ich doch wissen, wie es dir in london ergangen ist, wenn du zurückkommst. liebe joanna, danke für deine lieben worte! wenn es dir helfen würde, gäbe ich dir gern von meiner kraft ab. der wiedergewonnenen.ich finde dich unglaublich mutig. bis später, liebe grüsse chris37
hobbit
Beiträge: 285
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von hobbit »

Hallo chris37, ich hoffe, Deine Verzauberung hat Dich den ganzen Tag über begleitet. Hut ab, das ist mutig, sich absichtlich und wissentlich diesen schmerzhaften Erinnerungen auszusetzen. Ich traue mir das noch nicht zu. Ich meide bestimmte Plätze und Lokale, gar Städte und Landstriche; gewisse Musik-CDs verstauben langsam, ein paar Hemden und T-Shirts habe ich seit Monaten nicht mehr getragen, und ich werde diese Wohnung, die ehemalige Trutzburg gegen den bösen Rest der Welt, verlassen. Es gibt Gedanken, die mich quälen, und Phantasiebilder mit der Wirkung eines Vorschlaghammers direkt auf die Stirn. Ich verdränge noch möglichst, was ich nicht aushalten kann. Aber auch mit diesem Vergangenheitsthema werde ich mich irgendwann konfrontieren müssen. Dein Ausflug an den Kanal hat mich an eine gute, aber fast vergessene frühere Gewohnheit von mir erinnert. Wir haben hier nämlich auch einen Kanal, und mein Vater hat in direkter Nachbarschaft einen ruhrgebietstypischen Schrebergarten. Dort habe ich mir über lange Jahre die Turnschuhe angezogen und bin losgelaufen Joggen nennt man das heute. Ich bin zuweilen kilometerweit gelaufen, bis in die Nachbarstädte und zurück, immer den Kanal lang, und habe dabei Orte und Dinge gesehen, von denen viele hier nicht mal wissen, dass es sie gibt. Während dieser Langläufe war ich mit mir und meinen Gedanken allein, und dieses Alleinsein hat mir nichts ausgemacht. Ganz im Gegenteil, ich habe es genossen, habe manche Entscheidung beim Laufen gefällt, und habe ganz nebenbei meine eigene, zumindest körperliche Leistungsfähigkeit gemerkt. Da ungefähr will ich wieder hin, mit mir im Reinen, von meinen Fähigkeiten überzeugt, auch alleine lebenstüchtig, wenn nicht sogar lebenslustig. Dann wäre da beim nächsten mal nicht mehr die Angst vor Verlust und ergebenes Ja-Sagen, sondern mehr Freiwilligkeit und mehr Genuss. Du solltest nicht nur trauern um die vergangene qualvolle Zeit. Rückblickend wirst Du vielleicht sagen können, dass es eine Zeit war, in der Du endlich viel über Dich nachdenken konntest, endlich ehrlich zu Dir selbst warst, und viele Deiner drückenden Altlasten erkanntest und abgeworfen hast. Ich empfinde diese Phase jedenfalls so, mache mir selbst nichts mehr vor, und auch wenn es manchmal kaum auszuhalten ist. Sich Schwächen einzugestehen, ist äußerst schwer; sein Verhalten und seine Denkmuster zu ändern, ziemlich langwierig und anstrengend. Aber ich denke, ich habe keine andere Wahl. Bis zu meinem London-Trip sind´s noch gut vier Wochen, aber so ein Ereignis birgt doch eine Menge Vorfreude. Und die Flugtickets sind auch schon da. Mach das Beste aus diesem Wochenende. Ich habe mich für Samstag verabreden können, werde Möbel schleppen und Kinder hüten, und Sonntag bin ich zum Brunch eingeladen. Muss noch meinen berüchtigten Schichtsalat zubereiten. Das Wetter soll einigermaßen mitspielen. Und außerdem spielt ja wieder Schalke... ;-) Lass Dich nicht umwerfen!. Gruß aus dem Ruhrgebiet hobbit
chris
Beiträge: 28
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von chris »

Also ich habe depressionen seit ich 16 bin von da an hat sich meine leben verändert,ich habe zu nichts mehr lust ich sitze zuhause und mein ganzes richtiges leben findet nur noch im kopf stadt,aber und aber tausende bilder schiessen mir pro sekunde durch den kopf,ich kann auch die anderen hören wie sie über mich reden,ich traue mich nicht mehr auf die strasse weil sie jedsmal hören kann.Ich sitze nur noch zuhause weil ich einfach keine lust habe zu absolut nichts,ich saß in meinem zimmer und hatte eine waffe und habe sie mir an den kopfgehalten und abgedrückt aber die waffe wahr gesichert,ich hatte aber nicht nochmal den mut sie an meinen kopf zusetzen. Ich hab dieses ganze leben einfach nur satt,es vergeht kein tag an dem ich nicht daran denke meine gedanken endlich zum schweigen zu bringen,den meine gedanken reden und reden und reden,ich habe manchmal solche wutanfälle das ich beinahe meine schwester 2mal erwürgt hätte,ich habe meine zimmer tür eingeschlage meinen spiegelschranck und hab mir die gesamte hand aufgerissen,ich bin absolut ungenißbar ich habe solche launen das es mich selbst ankotzt,meine mutter ist schwer krank aber es fällt mir schwer für irgendetwas gefühle zuzeigen. Ich habe mich schon seit sehr langer zeit aufgegeben mit 23 jahren wohne ich immer noch zuhause,habe kein auto oder einen führerschein,keine arbeit,keine freunde oder freundin noch niemals. Ich schwebe in einem Orbit voller scheisse. Aber ich hab mich langsam damit abgefunden und ich hoffe das der tot mich irgendwann besuchen kommt,selber werde ich nichts mehr anstellen um diesen zu beschleunigen. Das einzigste auf das ich mich freuen kann ist der tot. Aber niemand hat bemerkt wie ich bin,weil ich mir einen schutzpanzer gebaut habe der das meiste verdeckt,aber irgendawnn bringt das auch nichts mehr,weil dann werden mich meine depressionen zerbrochen haben und dan weiss ich was ich zu tun habe. Es tat mal gut darüber zureden da ich noch nie mit jenanden darüber gesprochen habe,wenn ich versuche das meiner mutter zu erzählen denkt sie wieder ich erzähle wieder irgendwelche märchengeschichten. Es fällt mit unglaublich schwer mich aúszudrücken,die meiste zeit sitzte ich in meinem zimmer und rede mit mir selbtst stundenlang,als würde ich mich mit einem freund unterhalten aber es tut irgendwie gut zureden aber da ich sonst niemanden hab, bleibt mir da wohl keine andere wahl,aber ich will auch mit niemanden reden weil ich sonst wieder anfälle kriege wenn irgendeiner was falsches sagt. Es gibt da noch einen spruch,der wirklich zu mir passt. Leicht lässt sich etwas finden wofür zu sterben es sich lohnt! Aber hast du auch etwas für das es sich lohnt zu leben? Ich hab schon alles mögliche versucht meinen depressionen zu entkommen aber es gibt einfach nichts.Und mit medikamenten will ich erst garnicht versuchen ich habe in meinem leben schon soviel tabletten zumir genommen,wen ich jetzt nochmehr nehme dan machen das meine nieren und meine leber sowieso nich länger mit. Es ist schon erschreckend wie sich doch ein mensch verändern kann. Bye ChRiZ
chris
Beiträge: 28
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

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Beitrag von chris »

Ich habe mir gerade noch einige andere beiträge durchgelesen und denke das mein Text hier nicht lange überleben wird anhand was da drin steht, hatte mir aber nicht vorher die regeln durchgelesen also nehmt mir das nicht übel.
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