step by step - der Weg ist das Ziel

Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hi Susan,

hast du deinen Eltern schon mal gesagt, dass sie allein für ihre Gefühle verantwortlich sind? Da wären sie bestimmt ziemlich perplex, vielleicht auch empört?
Das Krisentelefon habe ich noch nie angerufen, obwohl es letztes Jahr bestimmt ein paarmal gerechtfertigt gewesen wäre. Wenn jetzt was ist, habe ich meinen Arzt und die Heilpraktikerin, die die Jahresgruppe leitet, die ich auch abends oder am Wochenende anrufen kann.

Magst du mal kurzfristig dein Profil freigeben? Ich würde dir gerne eine mail schicken. Bin heute spätabends wieder zu Hause, morgen nur früh da und dann den ganzen Tag weg.

Habe heute ein Auto gekauft für das Geld, das die Reparatur des alten gekostet hätte! Ist total i.O., nur leider in der Versicherung "etwas" teurer, wenn ich das richtig ausgerechnet habe.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende für euch alle,
Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

Glückwunsch zum neuen Auto Manchmal ist es besser, sich vom Alten zu trennen, gerade dann, wenn hohe Reparaturkosten anstehen.

Ist doch prima, dass du auch abends und an Wochenende jemand hast, an den du dich im Notfall wenden kannst. Das ist sicher eine weitaus bessere Lösung als dieses Krisentelefon - was ich wirklich nur nutzen werde, wenn nichts mehr geht.

Mit den Eltern sprechen - das funktioniert (noch) nicht so richtig. Den Brief zu schreiben, hat mich eine Menge Mut gekostet (ist sicher schwer zu verstehen, wenn man keine Probleme mit den Eltern hat) und es war mir wichtig, ihnen mitzuteilen, dass Distanz das ist, was ich jetzt dringend brauche. Näheres mag ich hier nicht schreiben - dazu bin ich zu verletzlich. Ich würde mich sehr über eine mail von dir freuen - mein Profil ist offen.

Dir und allen Mitlesern einen guten Start ins frühlingshafte Wochenende und einen entspannten Abend!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hallo zusammen und besonders Susan,

"neues" Auto Golf ÍI, 18 Jahre alt, 150.000km runter, aber bestimmt um Klassen besser als mein alter Kadett, der sich am Mittwoch verabschiedet hat. Und mich gezwungen hat, ein unbeschreibliches Loch in mein Konto zu reißen. Trotzdem ist es total ok für mich, macht mich nicht fertig, sondern ich freue mich, fühle mich, als ob ich Ballast abgeworfen hätte.

Susan, ich habe das Gefühl, dass dich auch allein die gedankliche Beschäftigung mit deinen Eltern ins Wanken bringt, genau wie mich. Inzwischen bekomme ich es (meistens) ganz gut hin, mich ganz bewußt zu entscheiden, dieses Thema jetzt zur Seite zu legen, auszusteigen aus dem Sog. Ich wünsche dir, dass du es auch schaffst, die belastenden und runterziehenden Gedanken zumindest zeitweise abzustellen, ihnen zu sagen, dass du weißt, dass sie da sind und da sein dürfen, aber JETZT gerade nicht! Es macht dich ein Stück stärker und stabiler, wenn du entscheidest, womit du dich gerade beschäftigst.

Gute Nacht und einen hoffentlich genauso sonnigen Sonntag und liebe Grüße
Annette




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Sadness
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Sadness »

Hallo Ihr Lieben,

ich dachte ich melde mich hier auch mal wieder. Ist so eine sympathische Runde in diesem Thread

Annette, hoffentlich hat die Kiste schon 'nen geregelten Kat!?! Ich habe meinen Golf II vor 2 Jahren abgestoßen, da die Steuer wahnsinnig teuer geworden war. Meiner hatte nur nen U-Kat und die werden so besteuert als hätten sie gar keinen. Aber wenn Deiner 18 Jahre ist, hat er wahrscheinlich 'nen geregelten. Ich glaub meiner war älter.. Eigentlich sind die sehr verlässlich die alten Golfs. Ich wünsch' Dir, dass er noch ein paar Jährchen hält!!!

Tja, zum eigentlich Thread-Titel wollt' ich auch mal wieder was schreiben. Step by step... das gilt für mich z.Zt. Ich habe nämlich eine neue Wohnung bekommen und habe jetzt den ganzen Umzugsstress vor der Nase (uff) und auch, obwohl ich mich auf die Wohnung freue, ein mulmiges Gefühl wegen der Veränderung. Ist total lächerlich, weil die neue Wohnung hier nur um die Ecke ist, aber ist halt so... Ich habe in meiner alten Wohnung hier so einen Ärger im Haus. Einen total rücksichtslosen Mieter über mir in einem total hellhörigen Haus, in dem man ALLES hört. Und der dreht die Musik auf wie er will und so Scherze. Alles sehr nervenaufreibend, auch weil meine Vermieter mich nachdem ich deshalb lange die Miete gemindert habe, verklagt haben. Alles ein Riesenstreß und oft die Hölle für mich. Ich dachte, trotz Umzugsstress und all der Kosten, die ich nun zu zahlen habe für den Prozess etc. muss ich hier aus der Wohnung. Das ist das wichtigste für mein Wohlbefinden!! Der Weg ist das Ziel, gell? Wird zwar stressig, aber es wird schon gehen, step by step halt

Morgen habe ich nach 3 Wochen Pause endlich wieder Therapie. In diese Pause fielen diese ganzen Entscheidungen mit der Wohnung, außergerichtlicher Einigung etc und ich fühlte mich oft überfordert und allein. Aber ich hab's geschafft alleine!!! Naja, bin trotzdem froh, dass ich ab morgen wieder seelischen Beistand habe!!! Häng halt doch noch sehr an meiner Therapeutin... aber das kennt Ihr ja.. *seufz*

Liebe Grüße an Euch alle!
Sadness
susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette

hast du schon eine e-mail an mich abgeschickt. Gib mir bitte kurz Bescheid, ich will mein Profil dann wieder schliessen.

Gruss
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Susan, na klar, gestern! Ich schau gleich mal, ob sie hängengeblieben ist, aber eine Fehlermeldung hab ich nicht gekriegt - komisch.

Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Danke, Annette, jetzt ist sie eingetroffen Wer weiss, wo da was geklemmt hat.


liebe Grüße und allen noch einen erholsamen Abend!

demnächst mehr
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Bei mir sieht alles ok aus, habe sie eben nochmal losgeschickt, kannst dein Profil wieder schließen - danke dafür.

Liebe Sadness,
schön dass du dich hier wohlfühlst! So ein Umzug ist echt stressig, vor allem wenn du dich mehr oder weniger genötigt fühlst und ohne diese Probleme gar nicht umziehen müßtest. Aber gut, dass du es tust und hoffentlich bald wieder Frieden hast. Wenn nicht in der eigenen Wohnung, wo denn dann? Hast du denn Helfer zum Schleppen und so? Es kann ja auch Spaß machen, und du hast jetzt viele Möglichkeiten für Veränderungen. Ich drück dir jedenfalls die Daumen, dass du alles gut bewältigst und natürlich auch für den Prozeß mit dem Vermieter.

Der Golf hat einen nachträglich eingebauten G-Kat wie mein alter Kadett, aber trotzdem wirds um 50% teurer, da die Steuern dafür seit 1.1. angehoben wurden. Ansonsten ist ein von einem 70-jährigen sorgfältig gepflegtes Auto, sieht total gut aus (mal sehen wie lange noch, ich schleppe immer den halben Pferdestall mit mir rum )

Meine Thera ist morgen auch wieder da. Nach einer Pause reicht die Zeit ja gerade mal zum erzählen was so los war - muß man wohl sortieren was am wichtigsten ist.

Bin k.o., habe lange im Garten gewerkelt und an den Blumen gezogen, damit sie schneller wachsen

Frühlingsgrüße an alle
Annette




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Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

@Susan: sehr schön. Hat sich ja z.T. schon von allein erledigt, aber ich kam damit irgendwie nicht klar.

Nochmal liebe Grüße
Annette




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gelberosen
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von gelberosen »

Hallo Susan, hallo Annette,

wollt mich nur mal kurz melden. Es geht wieder. Ich scheine aus der Krise wieder rauszukommen, versuche das ganz bewußt zu registrieren. Mehr dazu die Tage. Jetzt geh ich erstmal schlafen.

Liebe Grüße
die Besserung
susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Sadness,

oft machen schon kleine Veränderungen Angst, da ist es also gar nicht lächerlich, wenn dir vor dem Umzug "mulmig" ist - würde mir nicht anders gehen. Doch dass du die Entscheidung getroffen hast, dich von der alten zu trennen und dem damit verbundenen Stress zeigt doch, dass du einen Weg gefunden hast, der dir in Zukunft mehr Ruhe und Frieden bringt. Super, dass du trotz Therapiepause einiges regeln konntest, wie du schon sagst, das Ergebnis ist entscheidend: Du hast es geschafft Und ich wünsch' dir sehr, dass der Umzug reibungslos verläuft und dass du den alten Stress abhaken kannst und dich dem zuwenden kannst, was wirklich wichtig ist für dich. Alles Gute, auch für die heutige Therapiestunde!


Liebe Annette,
sicher ist es das Beste, wenn man sich bewusst entscheiden kann, welches Thema jetzt dran ist. Doch immer gelingt mir das nicht, dann dreht sich das Gefühlskarrussel und Bilder drängen sich in den Vordergrund. Da gibt es keinen Schalter, den man so einfach umstellen kann - nur ein STOPP kann kurzzeitig Linderung bringen.
In den Therapiestunden passiert es mir oft, dass es mich drängt, gerade Themen anzusprechen, die mit viel Schmerz verbunden sind. Vielleicht ist es der innere Wunsch, die Wunden endlich heilen zu lassen oder es geht um Trost, nach dem ich mich als Kind und auch jetzt noch oft sehne. So ist es fast immer so, dass ich die Therapiestunde mit "Puddingbeinen" und Tränen in den Augen verlasse und ich mich insgesamt sehr dünnhäutig und schutzlos fühle. Das ist alles andere als stabil Mein Therapeut macht mir immer wieder Mut, sagt, dass es "legitim" ist, dass das alles jetzt hochkommt - und er drängt mich zu nichts - das erleichtert.
Ausserhalb der Therapiestunden gelingt es mir besser, mich für oder gegen das Beschäftigen mit einem bestimmten Thema zu entscheiden. Das Elternthema verdränge ich oft, weil ich allein damit nicht so gut zurecht komme. Was mir wichtig ist, spreche ich in den Therapiestunden an und bei allem anderen sage ich mir, dass nicht alles auf einmal geht, dass vieles Zeit braucht, um zu reifen und der Punkt kommen wird, an dem es wichtig und ansehenswert ist.


Liebe Besserung!
es freut mich, dass es bei dir wieder aufwärts geht Wünsche dir, dass die Stufen, die du gehen musst, nicht mehr so hoch sind!

Mit einem Gedicht von Hans Kruppa wünsche ich euch allen einen schönen Tag
Susan


DAS LEICHTERE

Es ist leichter zu denken
als zu fühlen -
leichter, Fehler zu machen,
als das Richtige zu tun.

Es ist leichter zu kritisieren
als zu verstehen -
leichter, Angst zu haben,
als Mut.

Es ist leichter zu schlafen
als zu leben -
leichter zu feilschen,
als einfach zu geben.

Es ist leichter zu bleiben,
was man geworden ist,
als zu werden,
was man im Grunde ist.


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

danke für deine Antwort - lese sie morgen in Ruhe, bin mal wieder zu müde, und außerdem hat mich gerade eine Klinik-Freundin vom letzten Jahr angerufen, die letzten Sommer den Kontakt abgebrochen hat, weil ich nicht ihrer Meinung war. Rufe sie gleich noch zurück und habe wieder was zum üben - bei mir zu bleiben, auch wenn sie dann eingeschnappt ist.

Alles weitere die nächsten Tage, auch zu euren posts,

gute Nacht
Annette




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Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hi Susan,

mail an dich ist unterwegs, hoffe sie erreicht dich.

Hi alle,

ich habe gestern was geschafft, worüber so viele Menschen gar nicht nachdenken und was für mich immer ziemlich unerreichbar war: Ich habe einer Pferdebesitzerin aus unserem Stall gesagt, dass ich ziemlich ärgerlich bin, dass sie sich seit Monaten kaum blicken läßt und alle anderen ihren Anteil an der Arbeit mitmachen müssen. Ich habe es tatsächlich ohne Wutausbruch, Rechtfertigungen oder bei Mißerfolg Kopfeinziehen geschafft, wir haben uns friedlich unterhalten - und sie hat anschließend gleich was getan und sich für mehrere Dienste eingetragen - und es besteht keine schlechte Stimmung zwischen uns.

Kritik üben an jemandem war für mich immer mit ganz viel Ablehnung verbunden, ich kann schlecht zwischen der Sache, die mir nicht gefällt, und der Person unterscheiden, und fasse Kritik an Tätigkeiten von mir ja auch immer als Ablehnung meiner Person auf.

Mit diesem Erfolg geht es mir richtig gut. Es wird sicher noch etliche Male schiefgehen, aber ich kann mir jetzt vorstellen, um wieviel leichter das Leben ohne Angst vor solchen Situationen sein kann. Letztes Jahr habe ich mal geschrieben, dass ich panische Angst vor dem Leben, vor dem Gesundwerden habe, weil ich gar nicht weiß wie das ist, Angst habe es nicht hinzubekommen. Da sind solche kleinen Erlebnisse fast lebenswichtig, um zu erkennen: Man kann es aushalten, mit dem Leben zurechtzukommen, man muß keine Angst vor dem Leben haben.

Große Worte, die mich schlucken lassen - ich drucke es mir aus für Krisenzeiten, sonst glaube ich mir selber nicht dass ich so was mal geschrieben habe.

Freue mich, wieder von euch zu hören,
Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

mir ging und geht! es oft ähnlich, dass die Angst vor Ablehnung stärker ist als der Mut, offen anzusprechen, was mich an anderen stört. Was für viele selbstverständlich ist, worüber andere sich nicht den Kopf zerbrechen, kann so schnell zum Problem heranwachsen. Deshalb finde ich es toll, dass du es geschafft hast, zu sagen, was dir nicht gefällt und dass es sich so positiv entwickelt hat.

Die Erfahrung, dass nicht Ablehnung der eigenen Person die Konsequenz daraus ist, ist wichtig und ermutigt, auch beim nächsten Mal offen zu sein und das Problem anzusprechen. So kann mit jeder guten Erfahrung auch das Selbstvertrauen wachsen und insgesamt fühlt sich das auch viel besser an, als wenn man alles hinnimmt, auch wenn man damit unzufrieden ist - einfach gesagt, aber alles andere als einfach, so zu handeln...

Ich habe beim letzten SHG-Treffen gemerkt, wie stark mich "alte" Gefühle noch beeinflussen. Eine Person verabschiedete sich nicht, nachdem es zu einer Meinungsverschiedenheit in der Gruppe kam. Dieses wortlose Entfernen hat bei mir sofort den Gedanken ausgelöst, dass ich etwas falsch gemacht habe, dass ich Schuld an der Situation war. Dem war überhaupt nicht so, aber es fühlte sich für mich so an. Ich habe dann einige Zeit gebraucht, um mir im Klaren darüber zu werden, dass es weder meine Schuld war noch die Gefühle ihre Berechtigung hatten. Es hatte mit längst Vergangenem zu tun und es liegt wohl noch ein grosses Stück Arbeit vor mir, das eine vom anderen zu trennen. Immerhin kann ich nicht an allem Schuld sein

Die Woche war anstrengend, ich habe mich von Tag zu Tag "gehangelt". Oft fühlte es sich so an, als wenn es tief bergab geht, aber irgendwie habe ich dann immer wieder die Kurve gekriegt. In der Therapiestunde ging es auch darum, sich nicht an anderen zu messen, sich nicht mit ihnen zu vergleichen, die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen und nicht andere darüber zu stellen. Das ist mir nicht immer bewusst, gerade deshalb musste ich mal wieder daran erinnert werden. Schritte gehen ist das eine, sich an Fort-schritte immer wieder zu erinnern und darauf aufbauen das andere und der mit Sicherheit schwierigere Teil

Euch allen ein schönes Wochenende!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

danke für deine mail. Zumindest im Moment schreibe ich doch lieber überwiegend im Forum, stelle ich fest. Das hat sicher etwas mit dem Gefühl, verpflichtet zu sein bzw. dem anderen nicht zumuten wollen, zu antworten, zu tun. Ich weiß mit dem Kopf, dass es so ja gar nicht ist, aber das Gefühl spielt noch nicht wunschgemäß mit. Noch ein Thema zum üben üben üben...

Was du von dem SHG-Abend beschreibst kenne ich auch verdammt gut. Auch hier ist wohl der erste Schritt, sich immer wieder bewußt zu machen, dass man selber nicht für jede schlechte Stimmung anderer verantwortlich ist, bis es irgendwann im Unbewußten angekommen ist und man unterscheiden lernt zwischen Situationen, in den man tatsächlich etwas verbockt hat und solchen, in denen man sich Schuhe anzieht die gar passen können.

Mir fällt das sehr schwer, zumal es im Umgang mit dem Pferd ganz anders ist. Es gibt einen Leitsatz: Wenn das Pferd nicht tut, was es soll, soll der Reiter die Schuld immer zuerst bei sich suchen. Hier handele ich danach und stimme dem voll zu, denn ein Pferd wird nicht boshaft oder mit Absicht ein unerwünschtes Verhalten zeigen. Entweder hat es nicht verstanden, was es soll, dann muß der Mensch pferdeverständlichere Anweisungen geben. Nicht das Pferd muß die Menschensprache lernen, sondern der Mensch die Pferdesprache soweit möglich nachahmen (Körpersprache, Tonlage beim Sprechen). Oder das Pferd würde eine Anweisung gerne befolgen, kann aber nicht wegen Schmerzen, Angst oder ungenügendem Ausbildungsgrad. Oder es wehrt sich gegen groben Umgang mit ihm, wogegen manche Pferde mit der Zeit abstumpfen, andere sich aber anfangen zu wehren und aggressiv und ungehorsam werden und dann als blöde Gäule bezeichnet werden. Auch hier liegt die Ursache fast immer in der regelmäßigen nicht pferdegemäßen Behandlung durch den Menschen.

Dazu könnte ich viel schreiben. Bin ganz glücklich mit meiner kleinen Stute, die ich als Fohlen gekauft habe und selbst großgezogen und ausgebildet habe. Die schönsten Momente mit ihr sind solche wie gestern, als ich ohne Zügel, nur mit einem Reifen um den Pferdehals, geritten und galoppiert bin und sie schon auf meine Gedanken reagiert hat. Es hat uns beiden einfach Spaß gemacht, und ihre Leckerlies hatte sie sich verdient. Oft kuscheln wir auch, dann lehnt sie ihren Kopf gegen meinen Bauch, macht die Augen zu und läßt sich kraulen, stundenlang wenn's nach ihr ginge.

So, genug der Schwärmerei, aber das Pferd ist wirklich superwichtig für mich, da es der einzige Ort auf der Welt ist, wo ich mich absolut sicher und "bei mir" fühle.

Susan, ich wünsche dir die Kraft, dich solange durchzuhangeln, bis es wieder leichter wird. Manchmal rauben einem die Umstände wirklich fast die letzten Reserven. Ich als Tiernärrin kann das gut nachfühlen, man fragt sich "warum das jetzt auch noch???" Mehr will ich hier dazu nicht schreiben.

Gerade fällt mir noch was ein zum Sich selbst vergleichen mit anderen: Auch das vergleichen mit sich selbst, nämlich mit dem, was früher einmal ging und heute, jetzt beim besten Willen nicht mehr geht, trägt nicht gerade zur Steigerung des Wohlbefindens bei. Wenn ich mir ständig sage: Früher habe ich das doch geschafft, aber heute bekomme ich gar nichts mehr hin, bin zu schnell erschöpft, zu empfindlich und was sonst noch alles, dann produziere ich lauter Frust- und Versagensgefühle. Besser ist es sicher, zu akzeptieren, dass die Leistungsfähigkeit zur Zeit eingeschränkt ist und dass sich das am ehesten bessert, wenn man es berücksichtigt und versucht, sich nicht zu überfordern, was nur neue Mißerfolge bringen wird.

Kennst du das Buch "Hectors Reise" auf der Suche nach dem Glück oder so ähnlich? Da stehen viele schlaue Sachen drin, auch zu diesem Thema.

Ein schönes Rest-Wochenende trotz des typischen Aprilwetters wünsche ich dir und allen Mitlesern,

Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

sorry, dass ich mich erst heute wiedermelde. Für deinen Beitrag herzlichen Dank, du hast so Recht mit dem, was du schreibst, gerade was das Vergleichen angeht, und das es nur etwas bringt, wenn man den Tatsachen ins Auge schaut, das nimmt, was jetzt ist und daraus das Beste macht. Was du über die Beziehung zu deinem Pferd schreibst, hat mich sehr berührt. Wie ein guter Freund, an den man sich jeder Zeit anlehnen kann und der nichts von Falschheit und Lügen weiss - einfach nur schön.

Ich habe den wohl tiefsten Absturz seit langem hinter mir. In der letzten Therapiestunde ging es um ein sehr schmerzhaftes Thema und trotzdem ich schon in der Stunde das Bodenlose fühlte, die Ohnmacht, hat mein Therapeut nicht die Notbremse gezogen. Im Gegenteil, er hat geschwiegen und mich mit meinem Schmerz total allein gelassen. Taktik? Ich weiss nicht, aber ich habe mich grottenschlecht gefühlt, als er mich erinnerte, dass die Stunde nun zu Ende ist. Als ich seine Praxis verliess, habe ich mich erst mal an die Hauswand gelehnt, ohne zu wissen, wie ich es nun nach Hause schaffen sollte. Irgendwie habe ich dann die Kraft gefunden für den Weg und zu Hause habe ich dann versucht, mich abzulenken, was überhaupt nicht ging. Ich wählte seine Nummer, in der Hoffnung ihn zu erreichen, ihm ein paar Fragen zu stellen, wie ich jetzt mit dieser Gefühlslawine fertigwerden sollte - er nahm nicht ab. Ich rief dann die Krisennummer an, und erzählte einer wildfremden Person meinen Kummer, wusste mir einfach keinen anderen Rat. Die Stimme war wohltuend, auch, dass überhaupt jemand ein offenes Ohr für mich hatte. Sie riet mir, alles so aufzuschreiben, meine Wut, meine Enttäuschung, meine offenen Fragen, meine Traurigkeit, alles in Worte zu fassen und zu Papier zu bringen. Das hat erst einmal beruhigt, was blieb mir auch anderes übrig. Ich habe dann einiges aufgeschrieben, völlig ungeordnet, so wie es aus mir raussprudelte. Nach und nach sind meine Gefühle klarer geworden, und mir war bewusst, dass einiges zwischen mir und dem Therapeuten in die Brüche gegangen war durch diese Stunde. Ich hatte ihm vertraut, habe gedacht, er ist achtsam und er geht mit dem, was ich ihm anvertraue, sorgsamer um. Ich fühlte mich alleingelassen und er hat mir keine Gelegenheit gegeben, aufkommende Fragen zu klären.

Mir ist klar, dass jede Therapiestunde irgendwann zu Ende ist, aber wenn es um schmerzvolle Themen geht, dann sollte auch die Zeit da sein, wieder im Hier und Jetzt anzukommen. Ich will ihm nichts unterstellen und ich weiss, dass Therapeuten auch Fehler machen, doch wie gehe ich damit um? Es kann doch nicht sein, dass mich das Ende einer Therapiestunde so haltlos macht, dass ich Angst habe, meine Gefühle nicht mehr im Griff zu haben.

Am folgenden Tag ging es mir nicht besser, es war so vieles ungeklärt und es hat höllisch weh getan, den Schmerz aushalten zu müssen. So hangel ich mich weiter von Tag zu Tag und hoffe, dass ich es schaffe, in der nächsten Therapiestunde darüber zu reden, wie es mir ging und dass ich mir etwas anderes gewünscht hätte als das, was nun passiert ist.

Wie ist es dir ergangen in der letzten Woche? Stärkt die Therapie dich, hast du das Gefühl, dass sie dich weiterbringt?

In der Therapie heisst es oft, dass diese Berg- und Talfahrten dazu gehören, dass alles okay ist, so wie es ist und dass alles seine Zeit braucht. Soweit klar, was ist aber, wenn der Therapeut nicht sensibel genug reagiert, wenn er die Tragweite seiner Worte nicht erkennt?

Ich möchte gern wieder an morgen glauben, nur ist der Energiefunke in mir zur Zeit ziemlich klein - die Hoffnung, dass es sich ändern kann, bleibt...

Liebe Grüße an alle
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

da mußte ich erst mal tief durchatmen, nachdem ich das gelesen hatte, und aufpassen, mich nicht selber in diese Situation hineinzuversetzen - es denken genügt schon und ich fühle, als ob es Realität ist.

War es geplant, in dieser Stunde dieses Thema anzugehen oder hat es sich so entwickelt? Hast du in der Zwischenzeit nochmal versucht, deinen Thera zu erreichen? Vielleicht hätte er noch einen Termin einschieben können. Dass du erschüttert bist, kann ich mir nur zu gut vorstellen. Aber ich denke gleich weiter und daran, was jetzt das wichtigste ist: Dein erschüttertes Vertrauen zum Thema zu machen, damit ihr weiter zusammenarbeiten könnt. Ich würde wissen wollen, warum er nicht interveniert hat. Vielleicht hat er so viel Vertrauen in dich, dass er es dir zugemutet und zugetraut hat, es allein zu schaffen?`Spekulation hilft nicht, frag ihn und mach ihm ganz deutlich, dass es trotzdem für dich viel zu heftig war.

Vor so etwas habe ich auch verdammte Angst, ein paarmal war es auch schon ziemlich krass, aber ich rufe meine Thera dann auch an, und im Notfall würde sie mich bestimmt noch irgendwie in ihren Kalender quetschen (hoffe ich, es war noch nicht nötig).

Morgen will ich eigentlich fragen, ob wir das mich am meisten belastende Thema (meine Mutter) demnächst gezielt bearbeiten, aber ich habe eben vor so einem nicht mehr zu kontrollierenden Absturz Angst. Aber vielleicht bereinigt es auch, vielleicht sehe ich danach wieder irgendeine Möglichkeit des Umgangs mit meiner Mutter? Momentan träume ich kaum von ihr, aber ich stelle mir häufig vor, sie ruft plötzlich an und wie ich dann wohl reagiere. Und spätestens dann ist klar, dass ich da so nicht mit klarkomme, dass irgendwas passieren muß. Mein Hausarzt vermutet irgendetwas traumatisches im ersten oder zweiten Lebensjahr, jedenfalls ganz früh, das wäre typisch für solche totalen Hilflosigkeits- und Verlassenheitsgefühle, die mich immer wieder überschwemmen.

Momentan geht es aber, keine besonderen Vorkommnisse, ich bin viel draußen und auch mal geradelt, wofür ich sonst zu faul bin. Die angefangenen Baustellen habe ich alle in Arbeit: Wohnung einigermaßen in Ordnung halten, Kräfte einteilen, um nicht immer so schnell erschöpft zu sein, lernen, für mich zu sorgen (z.B. weggehen, wenn es mir irgendwo zu laut und hektisch wird), üben, Konflikte "anständig" auszutragen (bisher gab es bei mir nur ausrasten oder einigeln).

So geht es immer weiter, und das wird es auch bei dir, Susan! Du hast gerade ein großes Problem, dass du auch sicher nicht alleine lösen kannst. Aber du kannst es ansprechen, und die Verantwortung dafür liegt bei dir. Du kannst nicht schweigen und nachher dem Thera vorwerfen, dass er nicht nachgefragt hat.

Es kostet ganz viel Kraft, solche Dinge anzupacken, und es wäre so schön, wenn man sich hinterher so richtig gut fühlen würde. Stattdessen setzt bei mir meistens Erschöpfung ein. Vielleicht dauert es einfach noch eine Weile, bis es nicht mehr so anstrengend ist und das Hochgefühl sich einstellt.

Ich beame dir mal ganz viel Kraft und hoffe, du bist ganz offen und ehrlich zu deinem Thera und ihr könnt die Störung klären und eure gute Basis wiederfinden.

Alles Liebe für dich
Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

danke für deine verständnisvollen und mutmachenden Beitrag - hat wirklich gut getan, dass jemand versteht

Du fragtest, wie es dazu kam, dass gerade das Thema dran war in dieser Stunde.... Es fing ganz banal an und irgendwann hat es diesen "Knick" gekriegt, was aus heutiger Sicht pure Absicht seinerseits war (!) Ich habe in der letzten Stunde genau das zum Thema gemacht, habe ihn gefragt, warum er mich so gehen liess und warum er nicht eingeschritten ist, als er merkte, es geht abwärts bei mir. Ich habe angesprochen, dass ich mich unverstanden und im Stich gelassen fühlte von ihm. Auch, dass ich das Gefühl hatte, ausgenutzt zu werden, ihm also zuviel anvertraut zu haben.

Er hat mir daraufhin gesagt, dass es in der Therapie auch vorkommen kann, dass man sich mal nicht vestanden fühlt (was mir nicht neu war;-) und dass er an mich gedacht hat (wirklich???) Er räumte auch ein, dass es wohl nicht der richtige Zeitpunkt für diese Aktion war - was sich für mich so anhörte: Therapeuten können auch mal Fehler machen. Es machte ihn ein wenig menschlicher und ich spürte so was wie ein Aufeinanderzugehen.

Klar hatte ich auch Wut im Bauch, immerhin hat es mich an meine Grenzen geführt, doch seine Bereitschaft, nun darüber zu reden und Missverständnisse auszuräumen, um Klarheit zu bekommen über das, was passiert war, zeigte mir, dass er sich nicht auf ein Podest stellt, von dem aus er die Dinge regelt, sondern, dass er auch daran interessiert ist, dass ich verstehe, was da abgelaufen ist.

Ich sehe es nicht als Vertrauensbruch, sondern verstehe es heute als Versuch, mir meine Grenzen bewusster zu machen und sicher hat auch er nun gesehen, dass er ein Stück zu weit gegangen war. Du hattest schon Recht, er ist davon ausgegangen, dass ich das aushalte und dass ich damit klarkomme. Mir war wichtig, ihm zu sagen, dass es mir zuviel war, dass ich mir in dem Moment Unterstützung von ihm gewünscht hätte und diese nicht bekommen habe. Es war für uns beide eine Lektion und sicher hat es ganz schön gerüttelt an unserer Beziehung, aber das muss nicht negativ sein, es kann jetzt Neues wachsen und die gewonnenen Erkenntnisse können dazu beitragen, dass man in Zukunft achtsamer mit solchen Aktionen umgeht.

Hast du in der letzten Therapiesitzung alles ansprechen, was dir wichtig war? Wie hat deine Therapeutin reagiert, denkt sie auch, dass es der richtige Zeitpunkt ist, das Mutter-problem zu bearbeiten? Deine Angst vor einem Absturz kann ich gut verstehen. Gerade bei solchen Themen, die "unter die Haut" gehen, bei denen wir keine Schutzschicht haben, ist die Gefahr der Gefühlsüberschwemmung sehr gross. Was ich nun erkannt habe, ist, dass es nicht nur in der Macht und im Ermessen des Therapeuten liegt, STOPP zu sagen, sondern dass wir es auch ein Stück in der Hand haben, die Notbremse zu ziehen. Den richtigen Zeitpunkt finden, bleibt schwierig, aber die Tatsache, dass wir nicht hilflos ausgeliefert sind, gibt uns ein Stück Sicherheit. Es wird immer besser sein, eher zu früh "stopp" zu sagen, als zu spät. So wird es ein immer ein Balanceakt bleiben - ähnlich einem Seiltänzer, der sein Gleichgewicht halten muss, um nicht abzustürzen

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hi Susan,

ich bin erleichtert, dich heute so zu lesen!

Kann jetzt nicht mehr so gut denken, nur kurz: Ja, nächste Woche ist eine längere Sitzung geplant. Ob wir das Thema dann angehen, wird sich aber dann entscheiden, je nachdem wie ich drauf bin.

Habe auch so genug mit mir zu tun, aber ich glaube es ist jetzt einfach dran.

Bis morgen oder übermorgen, wünsche dir eine etwas ruhigere Zeit, bis dahin ganz liebe Grüße

Annette




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MissMarple

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von MissMarple »

Hallo Susan,

jetzt bist Du hier im Forum schon so viele Schritte gegangen, hast uns an vielen Deiner Schritte teilhaben lassen und mich bei meinen begleitet, deshalb war es für mich heute ein Leichtes, den Schritt zu machen und den thread über die 8-Tage "Klausel" zu hieven.

Ich hoffe von Herzen, dass es hier im Forum step für step weiter geht.

Liebe Grüße

Birgit
Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Birgit: DANKE!
Ich dachte, er wäre schon in der Versenkung verschwunden und wollte auch schon auf die Suche nach Susan, Martina und den anderen gehen. Ich hoffe, bei dir, Birgit, und euch ist alles so weit ganz ok?

Mir gehts im Großen und Ganzen gerade ganz gut. Habe auf Anstoß meiner Thera letzte Woche das abendliche beruhigende Medi (Chlorprothixen) reduziert, wovor ich richtig Angst hatte. Nach den ersten beiden Nächten ging es dann so gut, dass ich vorgestern spontan gar nichts genommen habe. Das war leidér ein Schuß in den Ofen. Ich war müde, aber sowie ich im Bett lag gingen die Gedankenkreisel wieder los. Ich glaube, ich habe in der Nacht ab und zu mal eine Stunde geschlafen. Am nächsten Tag war ich völlig groggy, wollte mittags schlafen, aber auch das war unmöglich, die innere Unruhe war zu groß. Gestern abend habe ich dann wieder die Minimaldosis genommen, und es ist wieder ok. Wäre interessant, mal ein Placebo zu probieren...

Aber diese Woche brauche ich meine Kräfte, morgen ist die Thera-Stunde mit Thema "Mutter" geplant. Ich fühle mich momentan stark genug, das gezielt anzugehen. Ich soll meiner Mutter in der dritten Person sagen, was ich ihr sagen will, also: Deine Tochter möchte dir sagen... Interessanterweise sind mir schon Dinge eingefallen, an die ich nie gedacht habe, wenn ich in Gedanken in der Ich-Form mit ihr gesprochen habe. Mal schauen, was passiert. Schlimmer als die bisher erlebten Überschwemmungen von Angst kann es eigentlich nicht mehr werden.

In der Arbeitstherapie geht es auch langsam weiter, in Kürze werden meine Zeiten verlängert, und die Aufgaben werden auch komplexer. Alles ganz vorsichtig, damit nicht wieder Panik durchbricht.

Für euch alle ganz liebe Grüße
Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Birgit, liebe Mitleser!

Danke für die "Wiederbelebung"

Die Umstrukturierung des Forums hat auch bei mir einige Fragen aufkommen lassen, weil es ja immerhin auch um die "Alten" ging, zu denen ich mich wohl zählen kann - jedenfalls hier im Forum Nach der Aufzählung durch den Doc, wer hier nicht mehr schreiben sollte, weil es am Thema "Depression" vorbeigeht, gibt es ja kaum noch "erlaubte" bezw. "berechtigte" Beiträge hier. Das hat mich nachdenklich gemacht, ich denke, das war auch so gedacht

Als ich vor 3 Jahren hier anfing zu schreiben, war das Forum mehr als Therapie für mich. Es war ein reger Austausch von Erfahrungen, ein Nehmen und Geben ähnlich einer SHG. Das Forum hat sich verändert, es "häutet" sich ab und zu und es entstehen immer wieder neue Facetten. step by step habe ich einiges erreicht, bin zu neuen Sichtweisen gelangt, habe wertvolle Tipps bekommen und das Feedback auf meine Beiträge hat mir sehr gut getan. Ich sehe es positiv, dass ich das Forum nicht mehr in dem Masse brauche wie am Anfang. Dennoch ist es mir noch ein wichtiger Halt, ein Ort, wo ich "gehört" werde, an den ich mich begeben kann, wenn ich nicht weiter weiss und wo man sich mit mir freut - auch über noch so kleine Minischrittchen

Heute habe ich mich entschieden, die Dosis des Angstmedikamentes zu erhöhen - schweren Herzens Mein Therapeut hatte es schon in der vorigen Stunde angesprochen, und ich hatte gehofft, dass er es schnell wieder vergisst Im Gegenteil - es war Thema der letzten Stunde. Es ging in erster Linie darum, zu erkennen, dass es nicht darum geht, ständig an die Grenze des Erträglichen zu geraten und am Abgrund zu stehen, dem Absturz nahe. Das sei nicht sehr sinnvoll, meinte er.

Ich hatte Bedenken, dass ich durch ein Mehr an Medis weniger fühle, also meine Grenzen nicht mehr erkenne. Das scheint nicht so zu sein, es soll die Therapie "möglicher" machen und einen Klinikaufenthalt vermeiden - denn kurz davor war ich.

Ich frage mich, woher ich diese innere Einstellung habe, alles unbedingt aushalten zu wollen. Es ist wohl der Wunsch, selber die Kontrolle über die Dinge zu haben und nicht auf Hilfe angewiesen zu sein. Ich weiss, dass die Medis eine Zeit lang wichtig sein können, auch dass sie therapieunterstützend sind. Nur macht es mir zu schaffen, dass ich anstatt sie reduzieren zu können, sie nun erhöhen muss. Ich habe meine Ärztin angerufen, sie stimmte zu und ich musste ihr versprechen, dass ich mir, wenn sich trotz erhöhter Dosis nichts ändert, einen Termin bei ihr hole.

Wie ist es euch ergangen in den letzten Tagen?

Liebe Annette, wie war die Therapiestunde, hattest du ausreichend Kraft für eine längere Sitzung?

Liebe Grüße
an alle
Susan


susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Hi Annette,

schön, dass du wieder da bist Habe eben erst deinen Beitrag gesehen, da erübrigt sich meine Frage nach der Therapiestunde wohl.

Durch die Turbulenzen in den letzten Therapiesitzungen bin ich auf eine interessantes Buch gestossen, das ich euch unbedingt weiterempfehlen möchte. Der Autor ist Wolfgang Siegel und der Titel "Tut mein Therapeut mir gut?" Hier einige Anmerkungen zu dem Buch

http://www.zeitzuleben.de/buch/pe/therapeut.html

Dass du dich jetzt stark genug für die Mutter-Problematik fühlst, freut mich. Und das mit der 3.Person ist eine prima-Idee! Ich sollte in der letzten Therapie meine Lebensgeschichte aufschreiben, da habe ich "über mich" geschrieben, das ging wesentlich besser und war weniger schmerzvoll als in der Ich-Form. Ich wünsche dir für morgen, dass du genug inneren Halt hast, die Hürden der Stunde zu überwinden.

Liebe Grüße
Susan


MissMarple

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von MissMarple »

Hallo Susan und liebe Mitleser,

gewöhne ich mich step by step an das "neue" Forum? Im Moment habe ich damit noch große Schwierigkeiten, ich vermisse ganz viele Menschen und ihre postings. Menschen, die mir im Laufe meiner Forumszeit lieb geworden sind und mir mit ihren Beiträgen geholfen haben.

Eine andere Frage, die ich mir stelle ist, brauche ich das Forum noch? Augenscheinlich nicht, ich arbeite wieder Vollzeit und lebe mein Leben, zwar mit ADs, aber immerhin. Und doch, ich habe meine Depressionen noch lange nicht überwunden, auch das merke ich jeden Tag aufs Neue. Viel mehr Kraft, als meiner Arbeit nachzugehen habe ich nicht, gibt es "Probleme" im Büro, bin ich nicht nur psychisch sondern auch physisch völlig fertig und die Deprischraube fängt wieder an, sich zu drehen. Bis heute habe ich es mehr oder weniger gut geschafft, am Tag darauf wieder ins Büro zu gehen.

Doch, stelle ich mir so mein weiteres Leben vor, eigentlich nicht, denn, auch wenn die Arbeit einen großen Teil meines Lebens ausmacht, alles kann und soll sie nicht sein. Also gehe ich weiterhin Schrittchen für Schrittchen vor und zurück und davon aus, dass dies auch noch eine lange Zeit so weitergeht. Und solange hoffe ich, immer wieder Anregungen aus dem Forum zu bekommen, oft auch nur durch Mitlesen. Solange ich es noch nicht geschafft habe, alles "persönlich" zu nehmen, mich auch vom Büroalltag nicht abgrenzen zu können, so lange benötige ich Unterstützung, auch durch das Forum.

Liebe Susan, wie geht es Dir, was macht Deine Therapie, ist es Dir möglich, ein bißchen besser damit umzugehen, was in der Therapie "aufgewühlt" ans Tageslicht kommt?

Für heute erst einmal ganz liebe Grüße und lass Dich am Wochenende verwöhnen.

Birgit
Bellasus
Beiträge: 1628
Registriert: 10. Jun 2004, 21:41

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

das Buch finde ich auch sehr gut, ich habe es mir letztes Jahr gekauft, nicht weil ich unsicher war, was meine Thera angeht, sondern weil es viele andere wertvolle Informationen und Hinweise enthält.

Wie geht es dir denn inzwischen? Vor allem mit der erhöhten Medi-Dosis? Deine Einstellung dazu finde ich jedenfalls ok, auch wenn es bestimmt schwerfällt einen scheinbaren Rückschritt zu tun. Man kann es aber auch als Fortschritt ansehen, vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten anzunehmen und eben nicht um jeden Preis aushalten zu wollen. Du sorgst auf diese Weise gut für dich, und das ist gut so!

Liebe Birgit,
so ähnlich geht es mir mit dem renovierten Forum auch, irgendwie fehlt die Vertrautheit, aber es liegt ja auch an uns, uns jetzt nicht zurückzuziehen, sondern das anzunehmen, was es weiterhin bietet.
Die Arbeit schaffen, aber darüber hinaus findet im Leben nichts statt - da hast du schon sehr viel geschafft, aber es ist nur zu verständlich, dass du weiter an dir arbeiten willst, damit die Arbeit nicht alle Kraft verbraucht, sondern noch was für die schönen Dinge des Lebens übrig bleibt. Und das ist für Therapeuten auch ein Thema, bei mir ist es erklärtes Ziel der geplanten Reha, eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden bzw. eine Energietankstelle zu finden.

Meine "Mutter"-Therapiestunde lief etwas anders als geplant, es hat sich so entwickelt, dass ich gar keine innere Verbindung zu meiner Mutter bekam und ihr auch gar nichts sagen wollte. Stattdessen habe ich dann mit Plüschtieren meine Gefühle ausgedrückt und die Tiere als Symbole halfen mir zu erkennen, dass ich das alles für mich klären muß und möchte und meine Mutter da (zumindest jetzt) nicht einbezogen werden soll. Es war eine sehr intensive Stunde, die mich gestärkt hat.

Es gibt in letzter Zeit, da fühle ich mich zuversichtlich und manchmal auch stark, dann mal wieder gar nichts davon, aber insgesamt besser als ich es vor wenigen Monaten je erwartet hätte.

Das wünsche ich euch auch, und auch wenns jetzt noch nicht so weit ist, ist es möglich - morgen, übermorgen oder eines Tages ganz unerwartet.

Alles Liebe
Annette

P.S. Ab Posting 101 ein neuer Thread?




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