Eltern junger Erwachsener - Austausch

Hannah2024
Beiträge: 2
Registriert: 22. Mai 2024, 08:49

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Hannah2024 »

Liebe Constanze,

vielen Dank für deine ausführliche Nachricht. Es tut so gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.
Den Kontakt zur Familie abzubrechen ist ein schwerer Schritt. Ich und auch die anderen Familienmitglieder blenden das Thema weitgehend aus, wodurch eine unnatürliche Distanz gewachsen ist. Ich vermute, dass auch die anderen mit Schuld- und Schamgefühlen kämpfen, denn es ist ja schließlich auch ihre Familie. Dann ist es oftmals leichter zu verurteilen, als den Dingen empathisch auf den Grund zu gehen und dann womöglich an Tabuthemen zu stoßen.
Von mir würde ich behaupten, dass ich eine Löwen-Mutter (sagte man das noch?) bin und meine Kinder niemals im Stich lassen würde. Im Falle meines Sohnes hat die Depression auch ängstlich vermeidende Anteile. Im Alltag bedeutet dies, dass ich ihm sehr viele Kontakte abnehme. Das wiederum führt zu einer negativ Spirale in Bezug auf seine soziale Ängste und ich glaube er könnte mehr selber regeln, wenn ich es nicht für ihn tue . Das lässt sich aber nur sehr schwer realisieren und ich suche noch einem Weg damit umzugehen. Wenn er die Dinge nämlich einfach nicht regelt, muss ich auch unter den Konsequenzen leiden. Momentan versuche ich ihn durch Unterstützung auch noch so kleiner Schritte zu ermutigen. Ich wünschte er würde sich für eine andere Umgebung wie Reha oder ähnliches entscheiden, um wieder seine Kraft spüren zu können.
Mir noch einmal professionelle Hilfe zu holen, ist eine Überlegung. Das habe ich in der Vergangenheit auch schon genutzt, vielleicht ist es jetzt wieder an der Zeit. Wir haben prinzipiell einen guten Kontakt, allerdings spricht er überhaupt nicht über seine Gefühle. Die sind, so sehe ich es, im Tresor fest verschlossen. Das macht alles so schwer…
Mir macht Mut, wie deine Tochter sich entwickelt hat. Ich gebe die Hoffnung nicht auf und werde den Weg mit meinem Sohn weiter gehen, bis er auf eigenen Beinen steht.
wirschaffendas
Beiträge: 18
Registriert: 3. Sep 2023, 00:13

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von wirschaffendas »

Hallo...

ich kann leider gerade nicht auf die letzten Beiträge antworten, weil wir hier mit einem blöden Rückfall zu tun haben und mich das Selbstmitleid und die Selbstzweifel echt im Griff haben. Mein Sohn, der Anfang des Jahre aus der Tagesklinik entlassen wurde und seither in meinen Augen gute Fortschritte gemacht hatte, hat mir heute Abend eröffnet, dass er eines seiner beiden Medikamente nicht mehr nimmt. Ich hatte ihn in seiner Wohnung besucht, weil ich ihn am Telefon irgendwie verändert fand, distanzierter, unkonzentrierter....und dann rückte er mit dieser "News" heraus und mit Gedankenschleifen, von denen ich dachte, er hätte sie längst hinter sich....er könne sich erst dann mit einer Ausbildung oder einem neuen Studium auseinandersetzen, wenn er seinen Kern wiedergefunden hätte...im Moment wäre er nicht er selber....er hätte vor vier Jahren, als er sein Studium begonnen hat, angefangen, sich selbst zu belügen und uns (also Eltern, seinen Bruder, Freunde etc.) etwas vorzuspielen. Die ganze Zeit lang hätte er sein wahres Ich verdrängt, jetzt wüsste er nicht mehr, wie er es wiederfinden sollte.......Ganz ehrlich: Ich mag das nicht mehr hören! Ich bin genervt, sauer auf seine Psychiaterin, die ihm wohl geraten hat, er solle mal ausprobieren, das Medikament abzusetzen, enttäuscht von meinem Sohn, von mir, weil ich ihn nicht erreichen und aus dieser Gedankenwelt herausholen konnte....Ich glaube, ich brauche Urlaub.....Könnt Ihr das verstehen?
P.S.: Heute Nachmittag hatte ich nach längerer Zeit mit seinem Vater telefoniert, der mich auch nur bombardiert mit negativen Erwartungen, so nach dem Motto "aus dem Bengel wird eh nichts"... UNFASSBAR!!!!!
Ja, ich muss definitiv raus aus der Gemengelage, die mich nur nach unten zieht und mir Energie raubt - keinen Bock mehr darauf!
Danke Euch fürs Lesen.....!
Yumyum
Beiträge: 27
Registriert: 22. Sep 2023, 08:26

Re: Eltern junger Erwachsener - Austausch

Beitrag von Yumyum »

Hallo wirschaffendas, hallo alle in diesem Forum,

Es ist schön wieder von dir zu hören. Gleichzeitig fühle ich mit dir, und es tut mir leid, dass dein Sohn diesen Rückfall hat.
Ich kann dich so gut verstehen, dass du „keinen Bock mehr darauf“ hast - mir geht es ganz genauso.
Mittlerer ist es bei mir so, dass ich trotz aller Selbstfürsorge das Gefühl habe, ich bekomme selber eine Depression, so zieht mich das runter:(
Bei uns ist die aktuelle Situation die, dass mein Sohn eine Wohnung gefunden und auch schon angemietet hat. Er hat auch schon zweimal dort geschlafen und auch schon fleißig renoviert.
Die andere Seite der Medaille ist, dass er sagt, er fühle sich eigentlich überfordert damit und möchte hier nicht wirklich sein Zimmer aufgeben, er fühle sich nach wie vor kraft- und lustlos und wisse eigentlich immer noch nicht, wie es weitergehen soll.Wenn ich versuche ihm Möglichkeiten aufzuzeigen, sagt er er könne mir nicht zuhören und würde nichts aufnehmen können. Das lässt ihn verzweifeln und er igelt sich wieder ein und verbringt viel Zeit allein.
Ich halte das nicht mehr aus! Kann es ihm nicht bitte endlich wieder besser gehen? Das ist nicht zum Mitansehen! Hilfe!!
Von daher fühle ich sehr mit dem was du schreibst, wirschaffendas. Und kann allerdings nicht wirklich helfen, nur meine Situation aufschreiben.
Ich bin so froh, mich hier mit euch austauschen zu können und das mal loswerden zu können! Außerdem möchte ich mich bei allen bedanken, die versucht haben, mir nach meinem letzten Post zu helfen.
Ganz liebe Grüße an alle
Yumyum
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