Eigene Gefühle als Partner

Laca55
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo DieNeue, Hallo Succubus,

vielen Dank für eure ehrlichen Worte.

Bei meiner Freundin ist das ganz genauso. Im Grunde benötigt sie auch viel mehr Zeit für sich, um den Tag mit stressigen Situationen zu verarbeiten und "gesellschaftsfähig" zu werden. Das ist mir bewusst und dafür habe ich auch Verständnis. Natürlich wäre es für sie einfacher, wenn sie alleine wohnen würde. Aus dem Grund, lasse ich ihr auch soviel Freiraum wie möglich. Versuche ihr alle möglichen Drucksituationen zu nehmen, die ihr das Gefühl geben könnten, sie muss nun für die Beziehung und mich parat stehen, auch wenn sie es von der Kraft und Energie her gar nicht kann. Aber es funktioniert nur sehr selten. In den meisten Fällen macht sie sich trotzdem den Druck, auch wenn ich ihr keinen Grund gebe, wie sie selbst sagt. Es sitzt einfach in ihrem Kopf fest. Deswegen weiß ich manchmal nicht, was ich noch tun könnte, dass sie nicht diesen Druck verspürt, auf Knopfdruck funktionieren zu müssen am Abend.

Die Kommunikation findet zwischen uns schon statt. Wir tauschen uns über das Tagesgeschehen aus oder über andere Dinge, die so den Tag begleitet haben oder die anstehen. Aber auch nicht jeden Tag. Manchmal fehlt meiner Partnerin auch die Kraft zum reden. Dann liegen wir einfach nur auf der Couch nebeneinander und lassen den Tag ausklingen. Regelmäßige "Kuscheleinheiten" gibt es auch. Obwohl diese an Tagen, wo es ihr richtig schlecht geht (so wie es aktuell der Fall ist), eher weniger ausfallen. Dann mag sie einfach keine Nähe und fühlt sich von allem erdrückt. Dann lasse ich sie aber auch in Ruhe und bedränge sie nicht. Auch, wenn ich sie liebend gern in den Arm nehmen würde.

Viele Grüße
Succubus
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Succubus »

Hallo Laca,

Ok dann habe ich das ein wenig misinterpretiert.
Es ist schön dass du ihr den Raum gibst und auch versuchst denn Druck rauszunehmen, doch wie sie und du ja selber sagt, ist der Druck hausgemacht.
Weißt du ob sie versucht diesen hausgemachten Druck in der Therapie zu bearbeiten oder wenn nicht, wäre es eine Option?
Ich weiß ja selber wie es ist mit dem Druck den man sich auch gerne mal selber macht, ich lerne Tag für Tag da umzudenken. Einfach ist das nicht.
Eine berufliche Auszeit kann vielleicht helfen, doch viele wollen das nicht. Damit ist leider immernoch ein gesellschaftlicher Statusverlust verbunden, das kann genauso viele Probleme bringen wie es löst.
Und mit Auszeit meine ich nicht mal mehrere Monate, einigen Hilft bereits eine medizinische Reha (ich glaube früher hat man das noch Kur genannt...klingt irgendwie besser)...das bringt etwas Abstand und damit vielleicht Erleichterung.

Liebe Grüße
Don't feed the troll :-)
Laca55
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Succubus,

vielen Dank für deine Antwort.

Sie versucht diesen hausgemachten Druck schon seit Jahren zu bekämpfen. In jeder Hinsicht. Auch zuletzt mit ihrem Therapeuten. Es ist auch schon besser geworden zu früher. Aber sie kann ihn nach wie vor nicht abstellen und versucht dagegen anzukämpfen und umzudenken. Es geht eine kurze Zeit gut, doch dann holt es sie immer wieder ein. Sie macht sich dadurch auch immer wieder Vorwürfe, dass die Beziehung dadurch nicht funktioniert, da sie sich immer wieder zu allem Druck und Stress macht. Und wie gesagt, aktuell ist ein großer Druck- und Stressfaktor ihr Praktikum, welches jetzt 3 Monate geht. Im Anschluss daran kommen die Prüfungen. Dann kommt sozusagen die nächste Situation, die ihr viel Kraft und Energie kosten wird. Und erst wenn das alles überstanden ist, denkt sie über eine Kur nach. Was mir wirklich Kopfzerbrechen bereitet ist, wie kann ich sie in dieser Zeit unterstützen und helfen. Ihr Körper geht jetzt schon an seine Grenzen und das schon nach einer Woche Praktikum (Rücken und Bein seit dem Arbeitsunfall kaputt). Tagtäglich hat sie fast unerträgliche Rückenschmerzen. Natürlich ist diese Tätigkeit und Körperhaltung wieder eine Umstellung für den Körper. Das ist ihr bewusst und sie hofft, dass er sich mit der Zeit wieder daran gewöhnen wird. Ich weiß, dass sie in dieser Zeit an ihre Grenzen gehen wird. Dies ist schwer für mich, mit anzusehen ohne etwas tun zu können.

Viele Grüße
Rowdyyy
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Rowdyyy »

Es ist sehr spannend zu lesen wie ihr das seht als Betroffene. Hattet ihr denn auch mal Situation wo ihr euch von eurem Partner komplett abgegrenzt habt? Und wenn ja, warum?

Liebe Grüße
Succubus
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Succubus »

Hallo Laca,
Ich denke das was du tust reicht aus. Wenn deine Partnerin gesonderte Wünsche hat, muss sie diese äußern.
Bitte achte aber auch auf dich und nicht nur auf deine Partnerin.


Hallo Rowdy,
Wenn du mehr von Betroffenen lesen möchtest, schau doch mal im Unterforum "Umgang mit der Krankheit" vorbei. Dort erhälst du sicher viele verschiede und neue Eindrücke zu der Krankheit.
Was genau verstehst du denn unter kompletter Abgrenzung?
Grüße
Don't feed the troll :-)
Adorno
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Laca55 hat geschrieben: Bei meiner Freundin ist das ganz genauso. Im Grunde benötigt sie auch viel mehr Zeit für sich, um den Tag mit stressigen Situationen zu verarbeiten und "gesellschaftsfähig" zu werden. Das ist mir bewusst und dafür habe ich auch Verständnis. Natürlich wäre es für sie einfacher, wenn sie alleine wohnen würde. Aus dem Grund, lasse ich ihr auch soviel Freiraum wie möglich. Versuche ihr alle möglichen Drucksituationen zu nehmen, die ihr das Gefühl geben könnten, sie muss nun für die Beziehung und mich parat stehen, auch wenn sie es von der Kraft und Energie her gar nicht kann. Aber es funktioniert nur sehr selten. In den meisten Fällen macht sie sich trotzdem den Druck, auch wenn ich ihr keinen Grund gebe, wie sie selbst sagt. Es sitzt einfach in ihrem Kopf fest. Deswegen weiß ich manchmal nicht, was ich noch tun könnte, dass sie nicht diesen Druck verspürt, auf Knopfdruck funktionieren zu müssen am Abend.
Hallo Laca,

das kann ich bei mir auch bestätigen. Wenn wir gemeinsam Urlaub machen oder ein paar Tage frei haben für uns, dann gibt es so gut wie keine oder nur sehr, sehr selten negative Stimmungen. Beginnt dann aber wieder die Arbeit oder der Kontakt zur Familie, dauert es keine zwei Tage, bis die Stimmung kippt. Es ist so, als ob die schöne Zeit davor nie stattgefunden hat. Es ist dann auch nichts "passiert" oder so... es kippt dann einfach und man kann dann nichts mehr machen.

Mir geht seit Tagen ein Gespräch nicht mehr aus dem Kopf... meine Partnerin hat sich mir in einem Gespräch etwas geöffnet und über ihre Gefühle gesprochen. Das haben wir bisher noch nie so explizit gemacht und ich war deshalb auch sehr überrascht. Ich fand, es war ein gutes Zeichen. Sie meinte, dass sie sich zum ersten Mal einem Menschen in ihrer Nähe anvertraut hätte. Ich war echt berührt. Im Nachhinein sind mir aber ein paar Dinge immer wieder durch den Kopf gegangen. Sie meinte, dass sie sich schon immer so gefühlt habe und sich mittlerweile an diese negativen Gefühle gewöhnt hat und gut damit zurecht kommen würde. Es würde ihr nichts ausmachen so zu sein und sie können sich auch vorstellen, so weiterzuleben, wenn die Therapie nichts bringen würde. Diese wechselnden Stimmungen seien auch etwas, was sie gut findet, weil sie dadurch nicht so angepasst sei und "sperrig" wirken würde. Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich geschockt. Für mich war es immer eine Hoffnung, dass sie die Depression auch in den Griff kriegen oder etwas einhegen möchte. Für mich hörte sich das am Ende des Gesprächs nicht mehr so an.

Ich war danach ein paar Tage platt und recht hoffnungslos... wahrscheinlich gehört es irgendwann dazu, diesen Zustand einfach zu akzeptieren, vor allem, wenn er schon Jahre so ist. Aber das eigentlich gute Gespräch hat dann doch eine blöde Wendung bekommen und mich sehr nachdenklich gestimmt.
Laca55
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adorno,

ich kann mir gut vorstellen, dass du im Moment ein Gefühlschaos in dir spürst. Zum einen konnte deine Freundin in eurem Gespräch über ihre Gefühle reden und sich dir öffnen, wie noch keinem anderen Menschen zuvor. Aber die Aussage, dass sie sich mit den negativen Gefühlen arrangiert und damit gut zurecht kommt, schmerzt und lässt jegliche Hoffnungen im Sand verlaufen. Mir würde es ganz genauso gehen, wie dir. Auch ich muss mir die letzten Tage immer wieder anhören, dass meine Freundin mit dem Beziehungsdruck (den sie sich selbst zuführt, wie sie sagt) nicht zurecht kommt, ihr Körper auch wieder mehr anfängt zu streiken und sie dafür nicht geschaffen ist, Zweisamkeit und andere Stressfaktoren unter einen Hut zu bekommen. Die letzten Tage war sie auch nur auf Distanz und mit sich beschäftigt. Dafür habe ich Verständnis und lasse sie in Ruhe. Aber wie es weiter geht weiß ich auch nicht.
Wie hast du deine Hoffnung wieder zurück gewonnen, wenn du sagst, du warst ein paar Tage hoffnungslos. Wie ist es im Moment?

Viele Grüße
Succubus
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Succubus »

Adorno hat geschrieben:Mir geht seit Tagen ein Gespräch nicht mehr aus dem Kopf... meine Partnerin hat sich mir in einem Gespräch etwas geöffnet und über ihre Gefühle gesprochen. Das haben wir bisher noch nie so explizit gemacht und ich war deshalb auch sehr überrascht. Ich fand, es war ein gutes Zeichen. Sie meinte, dass sie sich zum ersten Mal einem Menschen in ihrer Nähe anvertraut hätte. Ich war echt berührt. Im Nachhinein sind mir aber ein paar Dinge immer wieder durch den Kopf gegangen. Sie meinte, dass sie sich schon immer so gefühlt habe und sich mittlerweile an diese negativen Gefühle gewöhnt hat und gut damit zurecht kommen würde. Es würde ihr nichts ausmachen so zu sein und sie können sich auch vorstellen, so weiterzuleben, wenn die Therapie nichts bringen würde. Diese wechselnden Stimmungen seien auch etwas, was sie gut findet, weil sie dadurch nicht so angepasst sei und "sperrig" wirken würde. Ich war, ehrlich gesagt, ziemlich geschockt. Für mich war es immer eine Hoffnung, dass sie die Depression auch in den Griff kriegen oder etwas einhegen möchte. Für mich hörte sich das am Ende des Gesprächs nicht mehr so an.

Ich war danach ein paar Tage platt und recht hoffnungslos... wahrscheinlich gehört es irgendwann dazu, diesen Zustand einfach zu akzeptieren, vor allem, wenn er schon Jahre so ist. Aber das eigentlich gute Gespräch hat dann doch eine blöde Wendung bekommen und mich sehr nachdenklich gestimmt.
Hallo Adorno,
ich finde es immer schade so etwas zu hören...für mich hört sich das seitens deiner Partnerin nach Resignation an. Wechselnde Stimmungen hat zwar jeder Menschen, doch sind diese in einer Depression ja doch sehr ausgeprägt und einseitiger wie ich finde. Vielleicht ist es ja eine Art des Umgangs mit der anhaltenden Situation. Ich hoffe für euch beide dass sie das mit dem "es ist ok wenn es so bleibt" nicht so meint und sich diese Einstellung noch ändert.
Grüße
Don't feed the troll :-)
Adorno
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Laca55 hat geschrieben: Wie hast du deine Hoffnung wieder zurück gewonnen, wenn du sagst, du warst ein paar Tage hoffnungslos. Wie ist es im Moment?
Hallo Laca,

ich denke, dass ich mich damit abgefunden habe. Wie Succubus schon geschrieben hat... wenn sie es nicht so gemeint hat und vielleicht in einem schlechten Moment gesagt hat, dann ist alles ok und ich kann drüber weg sehen. Es wird dann Teil der Depression sein...

Im anderen Fall, dass es wirklich Resignation ist, die über den Moment hinausgeht, muss ich sagen, dass ich damit nicht zurecht kommen würde. Ich habe in meinem Leben selbst ziemlich viele Scherben aufsammeln müssen und bei manchen Dingen habe ich gedacht, dass ich das nicht schaffe und es alles so "scheiße" bleiben wird. Aber nach einer Zeit konnte ich mich immer wieder aufraffen, micht nicht damit abfinden, dass es so ist - auch während meiner eigenen Depression. Ich habe während meiner Therapie mich lange mit dieser Resignation beschäftigt und versucht zu schauen, wo das herkommt. Ich wollte nicht mehr so abhängig sein von dieser Resignation, sie als ständigen Begleiter haben. Nach ein paar Jahren konnte ich das "überwinden", auch wenn sich das Gefühl anschleicht...

Ich habe in diesem Moment, als sie das gesagt hat, zum ersten Mal nach langer Zeit dieses Gefühl wieder gehabt und es hat mich sehr geängstigt. Ich konnte mir aber selbst klar machen, dass es nicht meine Resignation ist und ich "nicht so bin". Danach ging es mir besser. Meine Hoffnung habe ich nicht zurückgewonnen, aber vielleicht etwas anderes wichtiges, nämlich, dass ich diesem Strudel trotzen kann, der sich da immer wieder auftut. Und wenn sie diese tiefe Resignation in ihrem Leben haben will, dann kann ich für mich entscheiden, dass ich das nicht will. Nicht, dass ihr mich falsch versteht... ich finde, jeder Mensch kann tief traurig sein und das auch über einen längeren Zeitraum. Man kann auch mal Resignation fühlen und Ausweglosigkeit. Aber wenn man das "bewusst" wählt und lieber resigniert und sich das dann auch noch "schön redet", dann ist das etwas, mit dem ich nur sehr bedingt klar komme.
DieNeue
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von DieNeue »

Hallo Adorno,

Das ist krass, was deine Freundin gesagt hat. Zumindest wenn es eine dauerhafte Lebenseinstellung sein sollte.
Ich kann nachvollziehen, dass dich das nachdenklich gemacht hat.

Mir ist am Anfang des Threads schon deine Aussage "Sie sagte mir, dass sie eine "Leidensgemeinschaft" mit einem Partner bilden möchte, der das gleich erlebt hat, wie sie und genauso leidet wie sie." ins Auge gesprungen und ich habe mich gefragt, warum jemand möchte, dass jemand genauso leidet wie man selbst, nur weil/damit man im selben Boot sitzt. Und dass man doch nicht von jemanden verlangen kann, dass er sich meiner Stimmung anpasst. Dass man mit jemandem zusammen sein will, der das gleiche erlebt hat und einen versteht, verstehe ich, aber warum der Andere mitleiden soll...? (Oder hab ich das total falsch verstanden?)

Natürlich muss man sich mit seiner Depression arrangieren. Das tue ich auch. Manche Leute sagen, ich hätte meine Krankheit akzeptiert. Keine Ahnung, ob das so ist, aber ich muss mich einfach damit arrangieren, wenn ich noch einigermaßen gut leben will. Ich muss meine Grenzen beachten, wenn ich nicht will, dass es mir schlechter geht. Aber das heißt nicht, dass ich das toll finde. Mittlerweile denke ich nicht mehr sehr oft darüber nach, dass ich wieder arbeiten will, das war früher ganz anders. Da war das mein wichtigstes Ziel, bis ich gemerkt hab, dass ich erstmal kleinere Brötchen backen muss. Erstmal wieder mit dem Alltag zurechtkommen und dann wieder versuchen zu arbeiten, und nicht anders herum. Im Moment bin ich froh, dass ich nicht arbeiten muss (bin berentet), genieß das auch ein Stück weit. Und habe meine beruflichen Wünsche erstmal auf Eis gelegt, weil es im Moment einfach total unrealistisch ist. Aber ich richte mich nicht darin ein und bin auch nicht scharf darauf, dass ich in 30 Jahren immer noch so da sitze... Ich hoffe schon, dass sich noch was verändert... Schritt für Schritt halt. Aber ganz aufgeben und resignieren... das ist wirklich schade.

Ich hoffe, dass deine Freundin das nicht so gemeint hat, sondern es nur in einem depressiven Moment so denkt. Aber vllt könntest du nochmal nachfragen, auch wegen der "Leidensgemeinschaft"...

Wie schaffst du es denn, nicht in Resignation zu verfallen bzw. wie holst du dich da raus und wie hast du das gelernt?

Ich wünsch dir alles Gute!
DieNeue
Adorno
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo zusammen,

ich hab gestern Abend eine kleine Entscheidung getroffen, die ich niederschreiben möchte und auch muss, um mich selbst ein bisschen zu vergewissern und mir eine "innere Grenze" zu setzen. Die letzten beiden Tage waren wieder extrem heftig. Grundsatzkritik an der Beziehung und an meiner Person... teilweise derart verletzend, wie es sonst noch nie war. Ich sei an allem schuld, dass es ihr so schlecht gehen würde... sie können meine Gegenwart nicht mehr ertragen. Es sind noch mehr Sachen gefallen, die ich aber nicht so gerne wiedergeben würde. Ich hab das in den letzten Wochen einfach immer "ertragen" und nichts gesagt, es auf die Depression geschoben, was vielleicht auch stimmt, aber gestern konnte ich nicht mehr. Ich konnte einfach nicht mehr an mich halten und habe mal meine Gefühle und Verletzungen geschildert, wie ich viele Dinge empfinde, die sie sagt und ihr auch gesagt, wenn sie mich so sieht, wie sie das schildert, wir uns trennen sollten... ich weiß, dass ich damit alle goldenen Regeln gebrochen habe, wie man mit einer depressiven Person umgehen sollte, aber in diesem Moment ging das nicht mehr anders...

Ich habe in den letzten Wochen erlebt, wie ich immer mehr an mir gezweifelt habe, wie ich selbst geglaubt habe, dieser Mensch zu sein, dem man nicht trauen kann und der einfach nur "scheiße" ist, wie sich bei mir auch immer mehr alles verdunkelt hat. Ich weiß nicht, ob das gestern eine Reißleine war oder wie es jetzt weitergeht, aber es geht definitiv nicht mehr so weiter wie vorher. Ich halt diese ganzen Projektionen, Anschuldigungen und Verletzungen nicht mehr aus. Das muss ein Ende haben... das habe ich auch genau so gesagt, auch wenn mir klar war, dass das den Kern dessen trifft, was das Problem ist. Im Nachhinein denke ich, dass das eine Art Ultimatum war, mit allen Konsequenzen. Aber das zeigt auch, wie verzweifelt ich geworden bin und wie schlecht es mir geht. Ich habe auch gesagt, dass ich mit dieser Resignation in Bezug auf unsere Beziehung nicht mehr zurecht komme.
DieNeue hat geschrieben: Ich hoffe, dass deine Freundin das nicht so gemeint hat, sondern es nur in einem depressiven Moment so denkt. Aber vllt könntest du nochmal nachfragen, auch wegen der "Leidensgemeinschaft"...

Wie schaffst du es denn, nicht in Resignation zu verfallen bzw. wie holst du dich da raus und wie hast du das gelernt?
Ich denke, dass sie vielleicht wirklich resigniert hat und ein Partner, der mit ihr leidet, das ist, was sie will oder von dem sie denkt, dass ihr das gut tun würde. Ich denke auch, dass sie mir gar nicht die Chance geben möchte, dass ich verstehen kann oder ihr zeigen kann, dass ich ein empathischer Partner sein kann. Sie sagt oft: "Niemand hat mich bisher verstanden! Du kannst das auch nicht!"

Natürlich bin ich auch manchmal niedergeschlagen und denke, dass es so beschwerlich ist. Klar, dann hat man das Gefühl, auch einfach resignieren zu wollen. Wie ich mich genau da raushole, kann ich gar nicht genau sagen. Es gibt oft diesen Nullpunkt, an dem ich ziemlich fertig bin, mir die Augen ausgeheult habe und dann irgendwie spüre, ok, und jetzt weitermachen. Das dauert, bis ich an diesem Punkt bin, aber er kommt mit Sicherheit - darauf kann ich mich irgendwie immer verlassen. Ich habe immer schon sehr viel gelesen und mich oft auch an die Figuren in den Büchern geklammert, die Widerstände überwunden haben. Literatur war und ist für mich immer ein Weg gewesen, mir selbst auch Möglichkeiten aufzuzeigen, weiterzumachen und mich nicht ohnmächtig zu fühlen. Und letztlich, das ist ein großer Verdienst der Psychotherapie, habe ich für mich gelernt, auch meine Auswege zu sehen aus Situationen, die ausweglos erschienen.
Lulu69
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Adorno

Es tut mir sehr Leid. Ich kann dich sehr gut verstehen.Mi ist es letzte Woche auch so ergangen. Mein Partner sagt nichts, er ignoriert mich und seine verletztluche Art gegenüber mir ist dehr verletzend. Da hat es geknallt. Ich konnte nicht mehr. Er meinte, er merke es selber nicht! Das immer abgewiesen werden nur immer an letzter stelke zu kommen ist verdammt hart! Man hat Gefuld, verständnis und dann so behandelt zu werden. Ich habe eine Akkupunktur skur für mich angefangen. Dabei geht es auch darum, mich von seiner Depression krank zu machen. Ich muss versuchen Abstand zu gewinnen damit ich nicht alles auf mich Aufprallen lasse. Und wenn er sieht, dass es mir gut gehr, dann kann es sein ass er entlich was gegen diese Depression macht. Auch sich draussen verstehlen und so tun als ob nichts ist braucht Kraft . Und Zuhause kann dann si sein wie man sich wirklich fühlt.
Was sind nun deine Gedanken? Wie weiter?
Liebe Grüsse
Lulu69
Laca55
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adorno,

das tut mir sehr leid, dass sich immer wieder aufs Neue das Gesprächsthema zwischen dir und deiner Freundin um die "nicht funktionierende" Beziehung dreht, wie sie deine Freundin sieht. Ich kann gut nachvollziehen, dass es aus dir heraus geplatzt ist. Wir sind alles nur Menschen mit Gefühlen und irgendwann läuft der Eimer über. Ob man will oder nicht. Auch wenn es nicht der richtige Weg ist, um mit einem Depressiven umzugehen, darfst du dir keine Schuld zuweisen. Irgendwann kommt einfach der Punkt, an dem man nicht mehr kann, nach dem ständigen Kritik ertragen und ins "Abseitsgestelle". Wie hat denn deine Freundin darauf reagiert und wie verliefen jetzt die letzten Tage zwischen euch?

Aber dein Selbstschutz ist ganz natürlich und ich denke, jeder von uns Angehörigen würde so reagieren, wenn er an diesem Punkt ist...

Viele Grüße
Adorno
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Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo,

die Tage nach dieser Situation waren hart. Wir haben kaum miteinander gesprochen, aber dann doch noch ein offenes Gespräch gehabt, in der wir in Ruhe mal über unsere Beziehung und unsere Gefühle reden konnten. Natürlich sind da auch Dinge auf den Tisch gekommen, die emotional sehr hart waren, aber zumindest war es uns möglich, zu reden. Das war mehr, als in den letzten sechs Monaten. Da hatte sich auch einiges angestaut... ich hatte aber das Gefühl, wir konnten mal aus dieser "depressiven Blase" aussteigen. Das war schon sehr gut!

Jetzt muss ich mal alle sacken lassen, was da gesagt wurde und schauen, was ich damit "anfange".
Adorno
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo,

ich habe gar nicht so lange gebraucht, um für mich klar zu bekommen, was ich mit diesen Gesprächen und dem darin Gesagten anfangen möchte. Ich werde es sehr ernst nehmen, was wir besprochen haben, das es manchmal Zweifel an der Beziehung gibt, alle die Ängste, die da mit reinspielen und letztlich, welche Wünsche es gibt von beiden Seiten. Das alles kann ich aber nur, wenn es von meiner Partnerin ein "grundsätzliches Bekenntnis" zur Beziehung gibt... also das sie trotz aller Zweifel, diese Beziehung führen möchte und auch bereit ist, "daran zu arbeiten". Ohne dieses Gefühl oder ohne diese Einstellung funktioniert es für mich nicht - ich kann nicht alle zwei, drei Wochen über das Beziehungsende reden oder nachdenken.

Für mich bedeutet das auch nicht, dass keine Zweifel erlaubt sind, oder ich die Rückzüge nicht aushalten kann und als Zeichen nehme, dass etwas nicht stimmt. Mir ist bewusst, dass dies alles mit der Depression zusammen hängt/ hängen kann. Was aber für mich nicht mehr geht, sind die dauernden Angriffe auf die Beziehung und das Schlechtreden der Beziehung sowie meines Verhaltens. Ich weiß mittlerweile selbst nicht mehr, wie ich in Beziehungen bin bzw. sein kann, sondern fühle mich nur noch schlecht. Und das muss aufhören!

Ich werde versuchen, für mich in den kommenden Wochen Wege zu finden, wie ich das ruhig kommunizieren und deutlich machen kann. Vor allem so, dass bei meiner Partnerin nicht der Eindruck entsteht, ich will sie unter Druck setzen. Aber ich denke schon, dass es auch einer Person mit Depressionen möglich ist, Grenzen zu akzeptieren. Es ist zumindest einen Versuch wert.
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adorno,

ich freue mich einerseits, dass ihr noch einmal ein klärendes Gespräch führen konntet. Auf der anderen Seite tut es mir leid, dass Dinge auf den Tisch kamen, die deine Gefühlswelt erneut verletzt haben. Ich kann es nachvollziehen, dass du keine Zugeständnisse mehr machen möchtest, im Angriff und Schlechtreden der Beziehung und gegen Dich. Diese Einstellung habe ich auch. In letzter Zeit sickerte bei meiner Freundin zumindest durch, dass sie die Beziehung führen möchte und auch daran arbeiten möchte. Vor ein paar Wochen hieß es noch, dass die Beziehung keinen Sinn hat und sie lieber alles hinschmeißen würde. Aber ob das alles so funktioniert weißt ich leider auch nicht. Erst gestern hat sie wieder festgestellt, dass sie mit dem "Alltagsstress", ihren persönlichen Problemen und Beziehung einfach nicht zurecht kommt und jeden Tag nach der Arbeit unter Anspannung und Druck steht, da sie selbst möchte, dass die Beziehung funktioniert und alles schön ist, doch sie es aktuell nicht hinbekommt.

Es wird nicht einfach werden, dass du dieses Thema erneut mit deiner Partnerin besprechen kannst, ohne dass sie das Gefühl des Druckes hat. Ich drücke dir die Daumen, dass du einen Weg findest ihr deinen Standpunkt zu erklären. Mir würde es auf jeden Fall nicht leicht fallen. Da es auch im Moment eher schwierig ist, bei meiner Freundin keinen Druck zu übermitteln, da sie sich gerade von allem und jeden unter Druck gesetzt fühlt. :(

Viele Grüße
Laca55
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo ihr Lieben,

nun bin ich dieses Wochenende erneut geschockt worden und weiß gerade nicht, was ich denken oder fühlen soll.

Meine Freundin und ich waren am Wochenende bei einem Medidationsseminar. Hier kamen auch die Probleme zu Wort, welche wir gerade in unserer Beziehung haben. Oder eher gesagt, welche Ursachen in meiner Freundin gerade aktuell sind, welche sie nicht steuern kann und dadurch unsere Beziehung schwierig machen. Ich hatte ja schon erwähnt, dass meine Freundin, sobald sie von der Arbeit nach Hause kommt, nur noch Druck und Stress fühlt. Um genau zu sein, Beziehungsstress. Nun kam am Wochenende zum Vorschein, dass sie sich durch mich bedroht fühl, selbst, wenn ich mich gar nicht in der Wohnung befinde. Aber sobald sie die Tür zur Wohnung öffnet, wird sofort ein Schalter in ihr umgelegt und sie hat den Beziehungsstress, den sie nicht abschalten kann. Die Therapeutin hat am Wochenende festgestellt, dass diese Bedrohung aus ihrer Vergangenheit kommt. Aus der Kindheit. Und diese negativen Gefühle werden immer auf den nahestehensten Mensch übertragen. Auf den Partner. Ich als ihre Partnerin spiegel ihre negativen Gefühle aus ihr selbst/aus ihrer Vergangenheit wieder und somit kommt diese Bedrohung zustanden. Ich bin aus allen Wolken gefallen.
Ich kann seit gestern an nichts anderes mehr denken. Was bedeutet das nun für unsere Beziehung? Es ist ein grausames Gefühl zu wissen, dass der geliebte Mensch an seiner Seite einen selbst als Bedrohung sieht und Angst vor einem hat. Man kommt sich wie der schlechteste Mensch der Welt vor. Ich weiß tief in meinem Inneren, dass ich ein herzensguter Mensch bin. Aber dieser Gedanke lässt mich gerade nicht los und wirft mich wieder sehr weit zurück. Ich dachte, ich komm mittlerweile mit allen negativen Äußerungen etc. zurecht. Doch diese Sache schmerzt wirklich sehr. Ich konnte mich gestern auch nicht normal meiner Freundin gegenüber verhalten. Hinzu kam sowieso, dass sie sich durch das Aufwühlen ihrer „Dämonen“ mir gegenüber sehr distanziert hat. Und als wir gestern Abend nach Hause kamen, konnte man die Anspannung bis in den kleinsten Winkel spüren.

Wie soll ich mich jetzt ihr gegenüber verhalten? Wie bekomme ich diesen dunklen Gedanke aus meinem Kopf?

Viele Grüße
Adorno
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Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo Laca,

das hört sich sehr schlimm an, was du da schreibst. Aber ich kann dir versichern, dass du damit nicht alleine bist...
Laca55 hat geschrieben:Die Therapeutin hat am Wochenende festgestellt, dass diese Bedrohung aus ihrer Vergangenheit kommt. Aus der Kindheit. Und diese negativen Gefühle werden immer auf den nahestehensten Mensch übertragen. Auf den Partner. Ich als ihre Partnerin spiegel ihre negativen Gefühle aus ihr selbst/aus ihrer Vergangenheit wieder und somit kommt diese Bedrohung zustanden. Ich bin aus allen Wolken gefallen.
Ich kann seit gestern an nichts anderes mehr denken. Was bedeutet das nun für unsere Beziehung?
Gegen diese Projektionen kannst du nichts machen. Es sind die Gedanken, Ängste und die Furcht deiner Partnerin. Und du solltest es auch nicht versuchen, daran etwas zu ändern. Das hört sich hart an, aber es ist letztlich die Aufgabe deiner Partnerin, sich diesen Projektionen und Verzerrungen zu stellen und sie zu bearbeiten. Wenn du hier co-therapeutisch rangehst, nimmst du ihr eine Chance zur Veränderung und zum Wachsen und du wirst irgendwann aufgerieben sein, weil du eine Aufgabe übernimmst, die eigentlich eine Sache zwischen deiner Partnerin und ihrer Therapeutin ist. Ich weiß, dass sich das hart anhört, aber du musst hier absolut auf dich achten. Gehe auf gar keinen Fall auf diese Projektionen ein oder bejahe sie...

Du "bestätigst" deine Partnerin in ihrer "irrationalen" Annahme, du seiest eine Gefahr und... was für dich viel schlimmer ist... es besteht die Gefahr, dass du es irgendwann glaubst und mit in diesen Strudel reingezogen wirst. Rede mit so vielen Leuten wie möglich über dich und dein Selbstbild, hol dir feedback ein, lass dir von Nahestehenden mal ruhig was nettes sagen. Ich kenne deine Angst sehr gut und dein Grübeln... aber ich kann dir sagen, dass du dich nicht darauf einlassen darfst.

Du kannst weiterhin einfühlsam sein, auch ihre "Angst vor dir" akzeptieren, was nicht bedeutet, dass du sie gutheißt, aber mach dir immer wieder klar, dass es "ihre Ängste" sind aus "ihrer Vergangenheit" und nichts mit deinem aktuellen Verhalten zu tun haben. Lass dich nicht in ihre Angstspirale reinziehen.

Mal ganz praktisch:... lenke dich ab, mach Sport oder was immer dir gut tut und frage mal dir nahestehende Menschen, ob sie dir was Nettes über dich sagen oder schreiben können. Das hört sich zunächst etwas kurios an, aber es tut sehr, sehr gut, wenn von außen auch noch mal etwas positives kommt. Überlege selbst, wo du dich "gut" fandest in Freundschaften, Partnerschaften oder auch auf der Arbeit etc.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber auch sagen, dass so ein offenes Bekenntnis zunächst absolut schockierend ist und einem den Boden unter den Füßen wegzieht... aber es kann auch etwas lösendes sein zwischen euch, weil es jetzt artikuliert wurde. Falls du es kannst und meinst, sag doch deiner Partnerin, dass du es gut findest, dass etwas rausgekommen ist und du sie "verstehen" kannst aufgrund ihrer Vergangenheit. Du es aber auch schade findest, dass sie dich nur so wahrnehmen kann. Das wäre vielleicht eine Art und Weise, euch beiden gerecht zu werden.

Grüße
Laca55
Beiträge: 85
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Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adorno,

vielen Dank für deine aufbauenden Worte.

Auch wenn ich im Grunde weiß, dass ich nichts gegen diese Projektionen tun kann, schmerzt es ohne Ende. Ich dachte echt, ich bin im Moment so stabil und gefestigt, dass mich keine Äußerungen oder Taten meiner Freundin aus den Schuhen werfen könnte. Doch dies beweist mir wieder, dass ich noch mehr auf mich aufpassen muss.
Mir ist bewusst, dass nur sie alleine diese Verzerrungen und Projektionen bearbeiten kann. Doch welche Gegensätze ich nicht auf einen Nenner bringen kann sind, dass die Worte und Taten mitunter sehr unterschiedlich sind. Sie sagt, sie fühlt sich von mir und der Beziehung bedroht und sucht dann doch in bestimmten Momenten meine Nähe. Dies war zum Beispiel an diesem Wochenende so. Sie sagte nach der Meditation in der anschließenden Gesprächsrunde noch ganz bestimmend und aus voller Überzeugung, dass sie sich von der Beziehung und mir bedroht fühlt und nachts hat sie plötzlich meine Nähe gesucht und sich immer wieder an mich gekuschelt. Am Tage darauf war sie wieder distanziert. Dies zieht sich bis heute hin. Sie ist seit diesem Wochenende noch distanzierter wie zuvor. Ich weiß, es wurde einige tiefe Dinge an diesem Wochenende in ihr aufgewühlt. Viele negative Dinge aus ihrer Vergangenheit. Solche „Aufschwemmungen“ sind schmerzvoll und zugleich Energie zerrend. Welche sie jetzt wieder Stück für Stück verarbeiten muss und dann natürlich kein Platz für Emotionen oder ähnliches mir gegenüber Platz haben. Deswegen tue ich mich auch gerade wieder etwas schwer im Umgang mit ihr. Wenn ich solche Dinge höre wie, dass sie schon Druck verspürt, sobald sie meinen Schlüssel in der Tür hört. Verachtende und ängstliche Blicke begegnen mir. Ich versuche trotzdem einfühlsam und freundlich zu sein. Doch spüre ich meine Unsicherheit und sie dann auch.
Danke für deinen Tipp. Ich werde in einem ruhigen Moment oder wenn dieses Thema zur Sprache kommt ihr mein Verständnis ausdrücken und ihr auch sagen, wie schade ich es finde, dass sie mich im Moment so wahrnimmt. Glaubst du, es würde Sinn machen sie zu fragen, was ich tun kann, dass sie sich vielleicht wohler fühlt? Oder macht es in dieser Situation eh keinen Sinn, da sie mich gerade nur als rotes Tuch sieht, egal in welcher Hinsicht?

Ich habe auch Angst. Angst, dass sich diese Angst und Bedrohung mir gegenüber immer mehr festigt und manifestiert.
Wie gehst du mir solchen Dingen um?

Wir hatten letztens noch das Thema, als du über die Zweifel deiner Freundin in Bezug auf Eure Beziehung geschrieben hast, dass sie sie ständig angreift und dich in dem Sinne auch. Da schrieb ich noch, dass ich zu dieser Zeit noch der Überzeugung war, dass meine Freundin die Beziehung noch führen möchte und auch daran arbeiten möchte, dass es funktioniert. In diesem Moment bin ich mir gerade nicht mehr so sicher, ob dies der Fall ist. Schon gar nicht, nach diesem Wochenende…

Wie ist bei dir der aktuelle Stand? Konntest du schon einen Weg finden, noch einmal mit deiner Freundin darüber zu kommunizieren?

Viele Grüße
Wilfried12
Beiträge: 13
Registriert: 20. Jan 2018, 15:23

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Wilfried12 »

Hallo zusammen,
ich bin froh, dass ich diese Seite im Internet gefunden habe.
Endlich lese ich Dinge, die ich genauso empfinde und fühle.
Meine Freundin ist auch depressiv und wir sind seit fast einem Jahr zusammen.
Probleme hat sie seit ungefähr 6 Jahren und hat schon eine Menge an Therapien hinter sich.
Überall im Internet findet man Ratgeber und Tipps, wie man am besten mit Depressiven umgeht und was das Beste für Sie ist.
Aber wo steht, was das Beste für uns, den Partner, ist?!
Es gab schon eine Menge Höhen und Tiefen bei uns. Aber bis jetzt war es immer so, dass sie an schlechten Tagen einfach auf der Couch gelegen hat und nichts ging.
Mittlerweile gibt es aber auch die Phasen, wo schlechte Stimmung mit Provokation und Sticheleien verbunden sind.
Weihnachten hatte sie zwei Wochen Urlaub und es war so schön. Wir hatten echt Spaß und sie hat mir quasi täglich gesagt, wie sehr sie mich liebt und wie toll sie alles findet. Doch seit der Urlaub vorbei ist, ist alles anders. Da gibt es kaum noch Zärtlichkeit und die drei Worte wurden auch nicht mehr gesagt. Ich spüre irgendwie eine Abneigung und wenn ich sie drauf anspreche gibt es nur blöde Sprüche.
Ich verstehe das nicht. Warum behandelt man den Menschen, den man liebt dann so scheisse?
Ich könnte noch hunderte Situationen beschreiben.
Ich fühle mich echt leer und traurig.
Jeden Tag aufs Neue die Frage, wie ist sie heute drauf, wie wird es heute.
Warum tut man sich das an? Ob auch Mitleid dabei ist?!
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Wilfried,

erst einmal herzlich willkommen im Forum.

Ja, das Forum hat auch mir schon sehr im Gefühlsauf und -ab geholfen. Ich bin auch Angehörige und erlebe auch tagtäglich solche Situationen, wie du. Meiner Freundin ging es die Weihnachtstage auch gut und wir hatten nach langem mal wieder eine wundervolle Zeit. Doch mit dem Start des neuen Jahres, als der "Alltagsstress" wieder Einzug hielt, ist es stetig bergab gegangen. So gut wie keine Nähe wird zugelassen, geschweige denn Zuneigung und Zärtlichkeit. Ich weiß, dass sie im Moment sehr gestresst ist und gebe ihr die Ruhe und den Freiraum, den sie im Moment benötigt. Aber sonst war es immer so, dass trotzdem zwischendrin immer mal etwas Zuneigung da war. Aber die letzten 4 Wochen gibt es gerade mal einen Gute-Nacht-Kuss, wenn überhaupt. Aber dafür ständig abwertende Blicke und Aussagen, dass sie nur noch Beziehungsstress verspürt, obwohl ich mich mit allem zurück halte. Solche Momente sind immer besonders schmerzhaft. Auch, wenn man weiß, wie der Kranke mittlerweile tickt, daran gewöhnen kann man sich wohl nie 100%ig glaub ich.

Warum man sich das antut ans Angehöriger? Das ist eine gute und berechtigte Frage. Meine Freundin und ich sind auch erst seit 1 Jahr zusammen. Normalerweise könnte man sagen, die Beziehung ist noch nicht so lang und tief wie vielleicht bei verheirateten Paaren. Aber wenn einmal Liebe und eine tiefe Verbindung im Spiel ist, dann kann man sich nicht einfach von dieser geliebten Person ablösen. Diese Person ist immer noch der Mensch, in den man sich mal verliebt hat und den man mit all seinen Ecken und Kanten lieben gelernt hat. Aber es ist mit unter sehr hart.

Wichtig ist, dass du auch immer an dich denkst und was zum Ablenken hast. Dich mit Freunden treffen, darüber reden, Sport machen....lass nicht die Krankheit deiner Freundin im Mittelpunkt stehen. Auch das ist einfacher gesagt, wie getan. Ich weiß, wovon ich rede...

Viele Grüße
Wilfried12
Beiträge: 13
Registriert: 20. Jan 2018, 15:23

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Wilfried12 »

.... das ich mir Zeit für mich nehmen muss, habe ich auch noch nicht richtig verinnerlicht. Da wir uns meistens nur am Wochenende sehen, habe ich quasi Angst ich könnte eine "gute Phase" von ihr verpassen. Deshalb habe ich auch schon seit längerem nicht mehr das gemacht, was ich früher mal gemacht habe.
Wenn ich mich mal nicht gut fühle und gestresst bin, freue ich mich auf meine Freundin. Wenn ich sie sehe, geht es mir gleich wieder besser.
Leider ist das bei ihr nicht so, obwohl ich sie unterstütze, wo ich kann.

Auch ich brauche mal Zuneigung und Nähe und das Wissen, das sie mich liebt.
Ständig grübelt man, warum man so kühl und sachlich behandelt wird, als wenn man nur der Nachbar von gegenüber wäre.
Das macht mich ehrlich fertig. Ich wusste nicht, daß es anscheinend auch zum Krankheitsbild dazu gehört.

Auch sonst gibt es noch eine Menge Baustellen, wo ich nicht weiß, ob es mit der Depression zu tun hat.
Sie sieht wirklich gut aus und hat eine gute Figur. Aber ständig fühlt sie sich unwohl in ihrem Körper.
Im Schlafzimmer brennt, wenn überhaupt, ein kleines Licht. Schwimmen gehen mit mir will sie gar nicht, damit ich sie nicht im Bikini sehe. Dann sagt sie, bei anderen wäre das egal, aber ich soll sie so nicht sehen.
Das ist doch verrückt. Zu Weihnachten habe ich ihr einen Ring geschenkt um ihr zu zeigen, dass wir zusammen gehören. Und das sie sich um all so Dinge, die unwichtig und nebensächlich sind, nicht zu sorgen braucht. Das ich sie liebe, so wie sie ist!
Mir sagen so viele Leute, dass diese Krankheit heutzutage mit Medikamenten gut in den Griff zu bekommen ist.
Aber da wehrt sie sich komplett gegen.
Das finde ich auch irgendwie nicht fair, ihr selbst und anderen gegenüber.

Ich hätte gerne, dass sie weiß, wie ich mich fühle. Das es nicht spurlos an mir vorüber geht.
Im Moment fühle ich mich oft einsamer mit Freundin, als ohne!
Zuletzt geändert von Wilfried12 am 25. Jan 2018, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

...es gehören so viele Dinge zu dieser Krankheit. Und gerade die Gefühlswelt ist in den negativen Phasen für den Kranken nicht wirklich erreichbar, wie er es in den gesunden Phasen kann. Es ist schwer zu erklären. Aber hier im Forum kannst du auch Einträge von Betroffenen lesen. Da haben sie es sehr schön erklärt, wie die Gefühlswelt eines depressiven Menschen aussieht. Es ist sehr aufschlussreich.

Auch von meiner Freundin kenn ich das, dass sie sich in ihrem Körper unwohl fühlt. Liegt bei ihr aber auch an ihrer Essstörung, welche sie neben den Depressionen noch hat. Es ist ein ehlender Teufelskreis für sie. Scham hatte sie sonst auch nie, sich mir gegenüber zu zeigen, wie Gott sie schuf. Doch auch das ist in letzter Zeit alles in den Hintergrund gerückt. Mittlerweile versteckt sie sich auch vor mir. Sie für deine Freundin da, wenn sie dich braucht. Sag ihr liebe Worte. Auch wenn sie diese in ihren negativen Phasen in den meisten Fällen nicht erwidern kann. Sei dir aber sicher, dass sie dich liebt. Zeigen kann sie es dir erst wieder in einem guten positiven Moment. Bis dahin wirst du wohl Geduld haben müssen und an dich denken. Wenn ihr euch nur an den Wochenenden seht, hast du ja genügend Zeit unter der Woche für dich was schönes zu machen. Bei uns ist das anders. Wir wohnen seit Ende letzten Jahres zusammen. Aber mit dem Umzug gingen auch die meisten Probleme los. :(

Ja, meine Freundin möchte auch keine Medikamente nehmen. Doch bei ihr liegt es eher daran, dass ihr Körper es nicht verträgt. Sie hat seit Geburt ein Herzfehler und muss mit Medikamenten sehr vorsichtig sein.

Viele Grüße
Wilfried12
Beiträge: 13
Registriert: 20. Jan 2018, 15:23

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Wilfried12 »

Vor drei Wochen hat sie mir noch drei mal am Tag geschrieben, wie sehr sie mich liebt und wie doll sie sich freut, wenn wir uns wiedersehen.

Jetzt kommt noch nicht mal eine Antwort, wenn ich so etwas schreibe.Ich würde gerne wissen, was dann bei ihr vorgeht, was sie denkt.
So etwas nagt doch unglaublich an einem. Man fragt sich doch unwillkürlich immer, ob sie die Beziehung in Frage stellt, ob Sie gerade denkt.... man, der nervt. Oder was auch immer.
Ich war immer der Typ der in früheren Beziehungen gerne klartext geredet hat und das auch vom Partner wollte. Damit keiner rum grübeln muss oder sich irgendwelche Gedanken machen muss. Einfach drüber reden und die Sache ist geklärt.
Dies geht jetzt alles nicht! Und das macht mich zusätzlich fertig.
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Wilifried12
Das kenne ich auch von meinem Partner. Seine Distanz hält bereits 3 Monate. Wir sind seit 10 j zusammen! ich bin im moment die wg bewohnerin. Keine Umarmung, Kuss auch nur selten. Wir sind beide über 45. Ich weis wie es sich anfühlt. Ich kann dieser wandel nicht verstehen... bin auch sehr traurig..
lg
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