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Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 10:31
von Botus
Der Copilot konnte sich nicht alleine in einem Segelflieger das Leben nehmen.

Wenn er das getan hätte, wäre er ja genauso gestorben, wie er gelebt hat (nämlich als kleiner Mann). Dann wäre eine Selbsttötung ja völlig sinnlos im Sinne seines Problems gewesen. Er wollte als etwas Großes in die Geschichte eingehen. Weil das lebend nicht möglich war, hat er (aus seiner Sicht gesehen...) zwei notwendige Maßnahmen miteinander verbunden. Das erscheint unfassbar, keiner mag an so einen Hintergrund denken. Denn das würde ja bedeuten, dass sowas jederzeit wieder passieren kann, in allen möglichen Bereichen (bekanntlich sind viele so drauf). Leider deutet alles darauf hin, dass es so war. Das ist das besonders Beängstigende an dieser Tragödie.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 11:22
von anna54
Hallo zusammen
Schuld hat der Co-Pilot ganz sicher----es gibt keine Entschuldigung.
Aber wissen nicht auch die Betroffenen,die einen Suizidversuch überlebt haben,wie schlimm dann die Schuldgefühle quälen unendlich quälen.
Das Schlimmste war,auf der Intensivstation wieder aufzuwachen,sagte mir ein junges Mädchen.

Der Beginn der Suizidgefährdung beginnt mit Eintritt in einen Tunnel,wo es kein anderes Gefühl mehr gibt,auch keinen Blick auf andere Menschen----und seien es die Liebsten und Nächsten.

Dieser Tunnel kann aber wieder verlassen werden,wenn es gelingt das zu besprechen---in einem gut gewählten Fachgespräch,oder auch wünschenswert, in einem Kreis von ehemals Betroffenen.

Wir können hier nicht Schuld und Leid abwägen,so funktioniert das nicht,wenn jemand seine letzten Schritte plant,auch typisch----die große Erleichterung,das unauffällige Verhalten----die Last ist abgefallen.

Ich würde mir einen Austausch wünschen,mit Menschen,die das überlebt haben----um zu verstehen.
Weil Verstehen schützt,mich schützt seit vielen Jahren die Gewissheit,dass solche Suizidgedanken und Pläne ein zeitbegrenztes Symptom sind,meistes in einer akuten Krise.

Gott sei Dank!!!! Hab ich inzwischen eine Ärztin gefunden,die mit mir dann auch ehrlich spricht,dass wir einen Notfallplan haben,den wir auch ambulant schaffen.

Wenn die ganz schwarzen Gedanken dann verschwinden,wie ein Unwetter weiterziehen,dann bin ich immer weider unendlich erschrocken,wie ich fremdbestimmt war,wie gefährdet ich war.

Aber das geht vorbei----
wenn ich das glaubhaft weitergeben kann,dann ist ein Schritt gemacht.

Niemand kann einen Suizidgefährdeten aufhalten,im Tunnel gibt es nur eine Richtung.
Aber wie in jedem Tunnel gibt es Notausgänge.
Das wäre eine wahrhaftige Hilfe,dort ein Lebenslicht anzuzünden.

Das Ausblenden der Umwelt,der anderen Menschen in dem Flugzeug,das war ein Teil des Schutztes den ein Totentschlossener hat,keiner bringt das in vollem Bewusstsein um das Leben der anderen fertig.

Der Amok in Schweden,oder war es Norwegen, war ein anderer Fall----einen,viele Menschen töten von Angesicht zu Angesicht----das kann ich nicht beurteilen,da sehe ich nur eine tiefste Kaltblütigkeit.

Mein Wunsch wäre,dass wir hier nicht nur Notfallnummern haben,die sind im Notfall besetzt----
mein tiefer Wunsch wäre,dass wir berichten können,wie haben wir einen Suizidversuch überlebt,was können wir denen sagen,die sich mit diesem Gedanken an den Tod als Ausweg quälen.
Keiner wirft sein Leben einfach weg
jeder möchte leben.
anna54

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 11:29
von M1971
Ich hatte es zu Beginn dieses Threads ja schon mal vorsichtig formuliert:

Man kann sich nicht einserseits über die Medien aufregen und dann selber in die wildesten Spekulationen verfallen. Und was die Medien angeht: jeder Erwachsene Mensch sollte einen kritischen Umgang mit den Medien erlernt haben. Man kann ja selber entscheiden ob man die Zeitung mit den 4 großen Buchstaben liest und einen Privatsender schaut oder man seriöse Medien zur Information nutzt.

M.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 12:06
von Christiane1
Hallo liebe Foris,
ich bin etwas überrascht wieviel Empathie dem Co-Piloten entgegengebracht wird teilweise.
Zur Erkrankung selbst gehört aus meiner Sicht noch deutlich mehr, um solch eine Tat durchzuführen.
Es muss ein bestimmter Wesenzug sein, eine Einstellung, eine grosse Portion Aggressivität und Kälte, vielleicht auch eine Form von Krankheit im Geiste, um so geplant zu handeln.
Ich bin mehr bei den Menschen, die morgens in den Airbus stiegen und einfach nur nachhause wollten und ihr Leben in die Hände der beiden Piloten vorne gaben.

Er muss doch seine Verantwortung gekannt haben und in Ausübung seines Traumberufes wählte er den Riesenknall und pfiff auf alle Menschen an Bord.
Dass er sich so entschied mit einem qualvoll langen Sinkflug auch noch, während der Kapitän im vollen Bewusstsein der kommenden Katastrophe verzweifelt versuchte ins Cockpit zu gelangen, werde ich nicht mit dem kleinsten Verständnis oder Mitgefühl belohnen.
Ich sehe den Mann auch nicht als Opfer, sondern als Täter trotz seiner Krankheit und allen Konsequenzen, die sie für ihn bedeutet hätte beruflich und privat.

Es ist passiert und es ist schlimm, dass es überhaupt möglich war aufgrund der seit 2001 eingebauten sicheren Cockpittüren.
Vor etlichen Jahren gab es mal im asiatischen Raum einen Absturz, der sich später als absichtlich herbeigeführten herausstellte.

Die sicheren Cockpittüren gab es zu der Zeit noch nicht und der Kapitän in diesem Fall schickte den Co-Piloten hinaus unter einem Vorwand, dann war er allein.
Gleich danach steuerte der Kapitän die Flugzeugnase senkrecht nach unten und es war nicht mal Zeit für den zweiten Piloten überhaupt noch reagieren zu können.
Es stellte sich heraus, dass der Kapitän hochverschuldet war und an der Börse Millionen verloren hatte. Am Zielflughafen erwartete ihn dann auch noch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung.

Wie in diesem Fall auch waren die Flugunfalluntersucher sowie die örtliche Staatsanwaltschaft (wie bei jedem Absturz) zuständig und in mühevoller Kleinarbeit klärten sie die Ursache auf.
Als vor einer Woche die PK aus Paris übertragen wurde und der rasend schnell ausgewertete Voice-Recorder ein bestimmtes Muster von Abläufen zeigte, dachte ich wieder an diese Geschichte von damals.

Aber vorstellen konnte ich mir das bis zuletzt nicht, dass ein Mensch teilweise oder ganz bewusst diesen Airbus gegen die Wand gesteuert hat.
Ganz bitter, aber Sturzflug geht im A320 nicht so ohne weiteres, das erlaubt der Computer nicht so nebenbei. Also hat er ihn ausgetrickst.
Klar, dass auch FBI und andere Behörden ermittelten, vor allem die arbeitsfreien Monate des Co-Piloten vor sechs Jahren nährten den Verdacht, dass es sich hierbei um einen Terroristen und Schläfer gehandelt haben könnte.

Als das ausgeschlossen war und immer mehr persönliche Dinge über den Co-Piloten bekannt wurden konnte ich mir richtig vorstellen wie einige Medien sich die Hände rieben. Das wurde ja immer besser, ein normaler Anschlag dagegen ist ja fast schon langweilig. Also spätestens da machte ich dicht. Mich hatten die Berichte und Meinungen über psychisch Kranke auch kaum berührt, ich sah eher das Schneeballprinzip und das gleiche wäre passiert, wenn der Co-Pilot einen anderen Hintergrund gehabt hätte.
Der französische Staatsanwalt wurde ja auch sofort gefragt, woher der Mann kam, aber man wusste noch nichts über ihn zu der Zeit oder seine ethnischen Wurzeln....

Ich distanziere mich als selbst psychisch nicht gesunder Mensch mit Depressionskarriere ganz bewusst von jeglichem Bemühen die Seele des Co-Piloten und ihn als einen von uns zu akzeptieren. Wenn man schon so klassifiziert.
Er wollte sterben, das hat er ja nun geschafft.
In Gedanken bin ich bei den Verstorbenen und den Hinterbliebenen und den
Bergungstrupps und Pathologen, die die Reste der Menschen und Gegenstände jetzt zuordnen müssen.
LG
Christiane

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 14:20
von saneu1955
Hallo, ich überlege schon seit vielen Tagen, ob ich einen Beitrag hierzu schreibe und möchte mich nun auch dazu äußern.

Bei allem Verständnis für die Krankheit des Copiloten habe ich keinerlei Verständnis dafür, dass er durch seine Handlungen nicht nur 149 Menschen den Tod gebracht hat, es sind nochmals Hunderte Menschen, die nun trauern um einen geliebten Menschen, ganz abgesehen von den vielen Helfern und Fachkräften die es nun ermöglichen, dass die Hinterbliebenen überhaupt etwas zu betrauern haben.

Ich möchte auch hier nicht weiter spekulieren über die Hintergründe, denn meine Meinung ist, es wurde dem Copiloten schon viel zu viel Raum gegeben, ging es doch hier in den letzten Tagen auch um nichts anderes mehr.

Wichtig fand ich am Anfang die Diskussion, dass nicht richtig war durch die Presse sofort auf eine Depression zu schließen und damit wieder einmal Spekulationen über diese Krankheit aufkommen lies. Mittlerweile haben wir aber auch gesehen, dass zurück gerudert wurde.

Vielmehr habe ich das Gefühl, dass es doch unsere eigene Angst jetzt ist, wenn wir die Depression öffentlich machen, damit verglichen zu werden, doch dann sind auch wir es, die das richtig stellen können. Und es ist auch für jeden vielleicht erforderlich, seine Verantwortung im Umgang mit der Krankheit zu überprüfen und sich rechtzeitig Hilfe zu holen.

Nur wenn hier dem Copiloten auch noch eine gewisse Empathie entgegen gebracht wird, weis ich nicht, ob das wirklich sinnvoll ist.

Aus welchen Beweggründen er sich auch immer dazu entschlossen hat, es ist nicht entschuldbar.
Die Passagiere konnten am wenigsten dafür.

Saneu1955

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 14:35
von krimi56
In einem Interview wurde ein Mann zu seinem fehlgeschlagenen Selbstmord befragt, welche Gedanken er sich um andere gemacht habe.

Dieser Mann hatte sich vor einen Zug fallen lassen, dies überlebt aber beide Beine verloren.

Er sagte in dem Interview, dass er sich vorher schon Gedanken gemacht habe wie es am besten gelingen würde. Doch er wie auch andere haben dann in ihrem Vorhaben eine Art Tunnelblick, sodass sie nicht daran denken, dass sie auch andere gefährden oder mitnehmen.
Er habe nicht im geringsten daran gedacht wie es dem Lokführer oder seiner Familie anschließend gehen würde.

Ich will jetzt keine Empathie für oder gegen den Copiloten oder sonst wen entfachen, sondern einfach sagen, dass wir das nicht im geringsten verstehen, nachempfinden können.
Wir können die Tat verurteilen, aber nicht den Menschen.

krimi

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 16:56
von Morbus
Ich finde das Thema sollte differenzierter gesehen und darüber gesprochen werden.

Auch hier wird mir das alles zu sehr vermengt und unter einem Krankheitssymptom gepackt was wenig über das Krankheitsbild aussagt.
Die Gründe warum der Mann das getan hat sind uns nicht bekannt, nun an der Suizidalität festzumachen wie schuldfähig er war oder wie es im Vergleich zu anderen ist finde ich falsch.
Es gibt für dieses Symptom so viele verschiedene ausschlaggebende Punkte und je nach Krankheitsbild ändert sich die Sicht auf Mitmenschen und auf die Art wie man sterben will.

Ich würde es mir nicht anmaßen mich und meinen Leidensweg mit einem anderen Depressiven zu vergleichen der vielleicht nur den Zug als Möglichkeit sah und deshalb zu urteilen. Da spielen zu viele Punkte mit rein die zu unterschiedlichen Ausgängen führen. Der Vergleich zu Massenmördern erscheint mir erstmal auch verfrüht und dient wohl nur einem Zweck das alles begreiflicher zu machen. All diese Spekulationen über die Erkrankung und wie es in diesem Menschen ausgesehen haben mag sind wahrscheinlich nicht mehr belegbar da er nicht mehr befragt werden kann.

Ich selbst habe schon ein paar Mal versucht mir das Leben zu nehmen und da spielten verschiedene Punkte eine Rolle, auch waren die Zeiten bis der Impuls nicht mehr zu unterdrücken war unterschiedlich und hat so zu unterschiedlichen Gedanken über die gesamte Situation geführt.

Wie man an seine Mitmenschen dabei denkt, wie man sein Ziel erreichen will und wie viel Zeit dabei vergeht bis zu der Tat sind sehr unterschiedlich und da spielen einfach viele Krankheitsbilder mit rein. Einige Wege sind je nach Person nicht erwünscht, können nicht vollzogen werden oder waren am Ende nicht ausreichend.

Das ganze unter der Depression erklären zu wollen ist kaum möglich, da dieses Krankheitsbild alleine viel zu allgemein ist und in der überwiegenden Anzahl der Erkrankten nicht zu solch einem Verhalten wie bei diesen Mann führt wenn der Suizid angestrebt ist. Deshalb ist es jetzt wichtig die richtigen Experten dabei zu rate zu ziehen und es genauer zu beleuchten aber es wird trotzdem nie zweifelsfrei klar sein wie es in diesem Mann ausgesehen hat da er diese Seite von sich nicht behandeln lassen/gezeigt hat.

Ich verfolge die Medien darüber kaum noch, das wird einfach noch eine lange Zeit dauern bis wirklich genau gesagt werden kann wie es am wahrscheinlichsten wäre und selbst dann ist da nie eine Gewissheit. Es ist nun einfach passiert und jetzt muss geschaut werden wie daraus gelernt werden kann. Vielleicht bewegt diese Tat die Menschen ja auch zu einem Umdenken und es wird wieder auf die Kraft Mensch geachtet, wir sind halt keine Maschinen.

Spekulationen helfen uns hier im Forum wohl auch nicht weiter das alles zu verstehen.

Liebe Grüße, Finn

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 18:57
von Anne Blume
Liebe Forianer,

ich möchte insbesondere Annas Beitrag zum Anlass nehmen, nochmal ein paar Worte zu unseren Forenregeln zum Thema Suizidalität zu schreiben.
Leider gehört Suizidalität zur Depression sehr häufig dazu und sie tritt in Phasen auf.
Anna hat in ihrem Beitrag den Tunnel und die Notausgänge beschrieben. Diese Erfahrung haben viele von Ihnen schon machen müssen.
Es ist sicher ganz wichtig, Betroffenen Informationen dazu zu vermitteln. ABER: das können wir hier im Forum nicht tun. In derartigen Krisen ist eine äußerst sensible und aufmerksame Begleitung in einem geschützten Rahmen notwendig. Es gibt da ausgezeichnete Angebote wie zum Beispiel den Arbeitskreis Leben und viele andere mehr. (Ausführliche Informationen finden Sie auch auf http://www.suizidprophylaxe.de" onclick="window.open(this.href);return false;)
In einem Selbsthilfeforum können und dürfen wir das nicht leisten. Insbesondere auch deshalb weil andere Leser getriggert und schlichtweg überfordert werden.

Herzliche Grüße
Anne Blume

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 21:30
von rovigo
Ich bin da inhaltlich ganz bei den Beiträgen von Christiane und Saneu.

Und ich schreibe es nochmal, weil es mich auch ein bischen wütend macht: Ich kann nicht verstehen, warum hier einige -- trotz gleichzeitiger Kritik an den Medien zum Thema Depression -- den Copiloten als einen "von uns" (bezogen auf das Thema des Forums) sehen wollen. Sein Verhalten (oder besser: seine Tat) ist durch eine "reine" depressive Verzweiflung nicht zu erklären. Es bedarf zu so einer Tat noch etwas ganz anderes, was wir in diesem Fall nicht kennen und vielleicht auch nie erfahren werden. Er hat es u. a. durch Internetrecherchen vorbereitet. Wenn er da noch halbwegs bei Verstand gewesen wäre, hätte er hier sofort aussteigen müssen (d. h. mindestens: nicht zum Dienst antreten). Denn er hat im Dienst Verantwortung über Menschenleben. Stattdessen hat er seine Krankschreibung zerrissen und ist zum Dienst angetreten, wohl mit dem grausamen Plan im Hinterkopf. Hätte er sich "einfach nur" umbringen wollen, dann hätte er dafür viele andere Möglichkeiten gehabt, die nicht andere, unbeteiligte Menschen mit einbeziehen. Die "Empathie", die ich hier teilweise lese, muss ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen der Opfer sein. Nebenbei hat der Copilot mit seiner Tat auch seinen eigenen Familienangehörigen extrem geschadet. Meine Empathie gilt all diesen Angehörigen (und auch den sinnlos gestorbenen Opfern), aber nicht dem Copiloten.

lg, pesto

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 23:10
von akinom53
Hallo Forianer,
ich habe mich hier auch an der Diskussion beteiligt, aber ich glaube langsam läuft hier alles aus dem Ruder.
Ich glaubte hier im Forum kann ich mal schreiben, wie ich denke, ohne davon überzeugt zu sein, dass meine Sichtweise jeder für richtig hält.. Ich habe bei anderen Themen zumindest Akzeptanz und Tolleranz , vor allem Menschlichkeit gespürt. Aber inzwischen empfinde ich, es geht bei dem jetzigen Thema nur noch darum dem Anderen zu sagen, dass er falsch liegt. Ich will mich nicht noch mal wiederholen, aber ich habe so geschrieben, wie ich mich in manchen Situationen gefühlt habe, ohne irgend etwas zu rechtfertigen oder gar Sympathie zu zeigen, wenn es so rüber kam, dann möchte ich mich entschuldigen. Ich wurde ja schon mal darauf aufmerksam gemacht, ich sollte nicht in der wir-Form schreiben, dies werde ich auch nicht mehr tun. Ich kann bei so einem Thema nicht nur schwarz- weiß denken, es gibt genug Grautöne. Wenn ich jemanden helfen und raten will, dann kann ich dies aus meiner Erfahrung tun, es muß deswegen nicht richtig sein und auch nicht mit Jedem übereinstimmen. Ich möchte auch weiterhin hier schreiben, mich jedoch nicht zurückziehen müssen, wie eine andere Schreiberin. Sie sah sich oft unter Druck gesetzt, nur weil sie ihre Meinung mitteilte. Es wäre wirklich schade, denn ich finde dieses Forum sehr seriös,offen, was ich bei vielen anderen Foren bisher vermißt habe. Ich möchte auch Selea sagen, dieses Thema zu eröffnen war und ist mutig, sie hat ja keinen Einfluss auf die Denkweise und Hintergründe von anderen Foris.
aki

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 4. Apr 2015, 23:44
von rovigo
Liebe Aki,

Du beziehst Dich wahrscheinlich auf meine Beiträge. Es tut mir leid, wenn Du Dich dadurch angegriffen fühlst. So was es keineswegs gemeint. Natürlich darf jeder schreiben, was er will. Dieser Thread hat nun ein sehr sensibles Thema. Eigentlich ging es ja um die Medien. Es wurde kritisiert, dass die Medien es so darstellen, als sei das Handeln des Copiloten durch eine Depression begründet. Damit suggerieren sie (gewollt oder nicht), dass jeder Depressive eine potentiell tickende Zeitbombe ist. So wollen wir "uns" ja in den Medien nicht dargestellt wissen, zumal das auch Probleme bereitet, wenn wir "unsere" Krankheit öffentlich machen wollen.

Jetzt schreibst u. a. auch Du von, ich nenne es mal ganz allgemein: eigenen Psychiatrieerfahrungen. Ohne Zweifel ein wichtiges Thema. Aber was bedeutet dies im Kontext dieses speziellen Threads? Ist die Aussage, dass sich der Copilot ähnlich verzweifelt gefühlt haben mag? Dann hätten wir ja wieder diese (an den Medien kritisierte) quasi Gleichsetzung der Tat mit der Depression.

Der Copilot mag verzweifelt gewesen sein. Das will ich garnicht in Abrede stellen. (Allerdings ist auch nicht wirklich klar, ob und wie stark er tatsächlich gelitten hat.) Und sicherlich, wenn er sich seiner Krankheit gestellt hätte (statt den Dienst anzutreten), dann hätte es wahrscheinlich das Ende seines (Traum-) Berufs und evtl. eine Psychiatrieeinweisung mit all den unangenehmen Begleiterscheinungen, die auch Du hier beschreibst, bedeutet. Ein sicherlich bedauernswertes Schicksal, das sehe ich auch so. Es tut mir leid, aber das hätte er tun *müssen* statt seinen Dienst anzutreten, geschweige denn, sich seinen Plänen hinzugeben. Wir wissen nicht, wie realitätsnah noch sein Verstand und seine Wahrnehmung war. Er scheint sich ja im Cockpit im Gespräch noch "normal" verhalten zu haben. Wenn es so ist, hätte er den Willen aufbringen müssen, von seiner Tat zurückzutreten, und sich in Behandlung ohne wenn und aber zu begeben.

So sehe ich das. Ich hoffe, Du kannst das so verstehen. Es ist nicht gegen Dich oder andere hier.

Ich werde jetzt in diesem Thread nichts mehr weiter schreiben. Denn ich habe alles dazu gesagt, und ich möchte nicht, dass sich hier jemand angegriffen fühlt.

lg, pesto

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 00:20
von akinom53
Hallo pesto,
eigentlich schreibst du genauso wie ich es gemeint habe. Ich kann mich in deine Sichtweise hinein versetzen und kann sie auch akzeptieren, auch wenn ich persönlich nicht im einzelnen damit übereinstimme. So wie dein jetziger Beitrag verfasst ist , fühle ich mich auch nicht verletzt oder angegriffen. Ich habe mich auch nicht auf eine einzelne Person bezogen, sondern, dass ich das Gefühl dazu hatte, dieses Thema hat die Richtung geändert. Ich hoffe, ich habe mich jetzt verstänlich ausgedrückt. Mir fällt dies nicht immer leicht. Danke für deine Rückmeldung.
Noch ruhiges und erholsames Osterfest auch allen anderen Foris.
LG aki

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 00:41
von w-j-l
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w-j-l

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 01:53
von Morbus
Ich will nicht herzlos klingen aber für mich wäre so ein Verhalten heuchlerisch und von Doppelmoral geprägt. Wer würde das für all die anderen Taten der letzen Zeit machen, grade erst wurden genauso viele Schüler in einer Schule getötet, was nur eines der Dinge ist die Zurzeit passiert sind.

Ich empfinde keine Trauer für die gestorbenen, genauso wenig für die Schüler oder ..., auch wenn ein Star stirbt bin ich deswegen nicht aufgelöst da ich diese Gefühle höchstens im Bereich meiner Familie und Freunde verspüre. Dann bei sowas eine Aktion starten und bei anderen Dingen wieder nicht nur weil sie noch weniger mit uns Deutschen zu tun haben kommt mir falsch vor.

Ich empfand die Diskussion zu dem Thema, da es uns ja gewissermaßen auch betrifft sehr wichtig aber ich empfinde so eine Aktion als sehr bedenklich.

Für mich ist das eine weitere Tragödie und so behandel ich sie auch, in meinem Leben haben die Opfer keinen Bezug gehabt und diesen dann nachzutrauern und anderen Menschen nicht kommt mir einfach nicht richtig vor.

Aber ich bin im Bezug der Trauer wohl auch sehr kalt und vielleicht sehe ich das auch ganz falsch. Für mich ist Trauer etwas persönliches und ich gedenke denen die in mein Leben traten und halte damit dies als etwas besonderes, privates und seltenes.

Liebe Grüße, Finn

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 02:04
von akinom53
Lieber w-j-l,
du hast mein Herz berührt, auch die richtigen Worte gefunden. Deinen Vorschlag finde ich sehr gut, dies ist das Beste was ich, ich glaube hier auch mal wir sagen zu dürfen, tun können.. Dieses Zeichen ist für alle die um ihre Angehörigen trauern.
Du hast mich bestärkt, hier im Forum zu bleiben, beim nächsten Beitrag werde ich selbst noch genauer auf meine Formulierungen achten, damit ich niemanden weh tue.
Vielen Dank
GLG aki

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 08:22
von Botus
Gegen die Sigmatisierung von Menschen mit Depressionen könnten wir auch selbst etwas tun. Zum Beispiel, in dem wir im Forum nicht alles als Depression bezeichnen.

Wenn z.B. ein User psychisch schwer krank ist, sollten wir nicht das selbe tun wie die Medien und so reden, als habe der Betreffende "nur" Depressionen.

Wenn man Menschen, die unvermittelt von einer Depression ereilt werden, mit Patienten in einen Topf wirft, die psychisch schwer krank sind, muss man sich nicht wundern, wenn die Außenwelt ebenfalls alles kreuz und quer in einen Topf wirft.

Ich finde es auch für dauerhaft schwer psychisch Kranke wenig hilfreich, die eigenen Probleme als Depression zu deklarieren und sich Tipps / Hilfen für Depressionserkrankte zu holen. Diese Verharmlosung nützt niemandem. Psychisch schwer kranke Menschen haben mehr Probleme und brauchen deshalb auch mehr Hilfe.

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 19:47
von MaritaT
Hallo Zusammen, dies ist ein sehr interessante Diskussion.

Eines scheinen die Medien mit ihrer Berichterstattung geschafft zu haben, die Schuld des Co-Piloten wird von niemanden mehr in Frage gestellt. Weil irgendwer das gesagt hat, wer weiß ich garnicht mehr.

Und er hat über das Thema gegoogelt, das scheint auch klar, wenn das jemand in den Medien behauptet muß es ja richtig sein. Und ich frage mich, ob nicht doch die falsche Sau durchs Dorf getrieben wird.

Es handelte sich hier um einen gut ausgebildeten Lufthansapiloten, der viele Prüfungen durchlaufen musste. Ich gehe davon aus, dass er nicht ganz dumm gewesen muß. Warum also um alles in der Welt sollte er ergoogeln, wie man ein Flugzeug zum Absturz bringen kann, ich denke dieses Sceanario wird er oft genug mit seinen Kollegen geübt haben.

Und wenn es ihm doch entfallen sein sollte, wie man ein Flugzeug steuert, glaubte er wirklich eine Antwort über wikipedia zu bekommen? Oder die Sicherheitsbestimmungen für die Tür, wenn er als Pilot die nicht gekannt haben sollte, wer denn eigentlich dann? Oder sollte da auch wieder Wikipedia einem ausgebildeten Piloten Nachhilfeunterricht geben? Für mich sind es zuviele Ungereimtheiten, als dass ich mir darüber ein Urteil erlauben könnte.

Ich hätte mich allerdings auch fast durch die Medien einlullen lassen. Schliesslich ist diese angebliche Googelei ja soetwas wie ein Schuldbeweis. Ich frage mich allerdings inzwischen, ob wirklich das Tablet des Piloten untersucht wurde, zu widersinnig erscheint mir dieses Scenario.

Aber egal wer jetzt tatsächlich dahintersteckt, ob vielleicht doch der Co-Pilot, oder jemand anderes aus der Crew, für mich gibt es keine Entschuldigung für solch ein Verhalten. Meine Empathie liegt da eindeutig auf der Seite der unschuldigen Menschen, die da mit in denTod gerissen wurden.
Ich habe auch eine sehr schwere depressive Phase durchstehen müssen und bin trotzdem nie auf die Idee gekommen,Unschuldige mit in meine Probleme hineinzuziehen. Aber vielleicht ist genau das der Knackpunkt hier im Forum, vielleicht fragen sich mehrere hier, wie sie in ihrer schlimmsten Zeit gehandelt hätten. Ich glaube, das verunsichert sehr, also mich hat es verunsichert, ich mußte tatsächlich bei dieser Fragestellung etwas nachdenken. Ein nicht depressiver Mensch lässt sich da wahrscheinlich nicht so verunsichern. Oder vielleicht doch?
Ich weiß es nicht. Medienberichte behandle ich jedenfalls nur noch mit allergrößter Vorsicht.
Gruß Marita

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 21:30
von ndskp01
Hallo Marita,

so ganz unwahrscheinlich ist es doch nicht, dass die Polizei das Tablet des Piloten untersucht hat, der den Absturz des Flugzeugs bewusst herbeigeführt hat. Sicher haben sie auch nach anderen Hintergründen gesucht, irgendwelchen Anhaltspunkten halt, was der Grund für diese Tat gewesen sein könnte.

Was für Gründe wären denkbar? Eine politisch-religiöse Motivation, wie beim WTC, oder persönlicher Zorn auf alles Fluggäste, oder einen speziellen unter ihnen, vielleicht wusste der Pilot, dass jemand im Flugzeug sitzt, der die Möglichkeit und die Absicht hatte, die Welt zu zerstören, und wollte das verhindern ....

Jetzt ist ein erweiterter Suizid das wahrscheinlichste. Das ist furchtbar. Sonst kennt man das vor allem im Nähebereich, eine verzweifelte Mutter, die nicht weiterweiß und ihre Kinder mitnimmt, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass jemand anders die Verantwortung für sie übernehmen wird.

Bei unserem Piloten ist es sicher keine Fürsorge für die Fluggäste, eher der starke Wunsch nach Aufmerksamkeit, und da ist wohl die Vermutung nicht falsch, dass neben einer Depression noch eine andere Persönlichkeitsstörung vorhanden war. Es gibt keinen Grund, zu fürchten, dass in den vielen anderen depressiven Menschen auch so eine Zeitbombe tickt.

Die meisten von uns schaden vor allem uns selbst.

Puk

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 5. Apr 2015, 23:44
von Sonnenblume14
hallo,

ich möchte dazu auch noch einmal etwas loswerden. Heute in den Nachrichten wurde noch einmal explizit auf die Depressionserkrankung (nicht psychische Erkrankung) hingewiesen. Dass die Handlungsweise untypisch für eine Depression ist, wird außer Acht gelassen.
Da sind eigentlich zwei Punkte, die mich stutzen lassen. Zum einen müsste es ja eine sehr schwere depressive Phase sein - ist man da fähig, sich in einen Flieger zu setzen? Stichwort Antriebslosigkeit?! Zum anderen: das eigene Leben beenden zuwollen ist eine Sache, aber eine gezielte Planung, wie hier angeblich geschehen mit der Tatsache zig Unschuldige, Unbeteiligte "mitzunehmen" in dieses Schicksal, erscheint mir für eine reine Depression doch fast undenkbar. nicht, weil es für mich selber nicht möglich gewesen wäre, sondern weil wir durch die hohe Anzahl an Depressionserkrankungen dann schon häufiger ähnliche Szenarien gehabt haben müssten.

Da muss einfach noch etwas anderes sein - diese Erklärung erscheint mir zu einfach.

lg Sonnenblume

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 6. Apr 2015, 03:01
von Selea
:hello: Guten Morgen miteinander.

Bin schon früh auf. :roll: Bääähhhh. Nase läuft_____da hab ich den ganzen Winter
erfolgreich grippale Infekte umschifft_____und jetzt doch_____


Mich macht dieses Unglück immer noch sehr nachdenklich.

Und vorallem, so wie du Sonnenblume :) es sagst, fällt mir auf, dass seit 2 Tagen in den Medien wieder von Depressionen gesprochen wird.
Wobei eine solche Tat eben NICHT depressionstypisch ist______________.
Und irgendwie dadurch halt suggeriert wird, Depressive seien tickende Zeitbomben.

In diesem Thread haben viele UserInnen die Möglichkeit gehabt, die eigene Meinung zu sagen.
Als Threaderöffnerin fühle ich mich nicht angegriffen von Meinungen, die von meinen eigenen Meinungen abweichen.

Unterschiedliche Ansichten gehören zu Diskussionen.

Ich habe mich nicht klammheimlich hier aus diesem Thread herausgezogen,____nur weil ich nicht mehr geschrieben habe. Ich habe ganz aufmerksam die einzelnen Beiträge gelesen, Manches habe ich geteilt, Manches nicht.

Vielen Dank für diesen regen Gedankenaustausch.

Selea

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 6. Apr 2015, 11:14
von Selea
:hello: Hallo miteinander.

;) ;) So, so Lady Guin will das Bett mit mir teilen. :oops: Na sowas, wie find ich das. *lach*

Danke, dass du auf Professor Hegerl verweist und diesen Link reingestellt hast.
In der Öffentlichkeit müsste stärker ankommen, dass Solche Taten, wie die des Copiloten relativ depressions_untypisch sind.

Ein US_Neurologe, Robert M. Sapolsky, hat in der LA Times den Copiloten als Opfer bezeichnet. Auch er sei ein Opfer, nämlich das Opfer seiner seelischen Erkrankung. Allerdings spricht auch er von Depressionen.
Dieser Flugzeugabsturz habe nicht 149 Opfer gekostet, sondern 150.
So sagt er.

Irgendein Shitstorm sei dann allerdings schon über ihn hereingebrochen.

Allerdings überzeugt mich diese Formulierung.
Ein Mensch kann auch Opfer seiner schweren Erkrankung werden.
Z.B. indem er sterben muss bei unheilbarem Krebs.
Und auch bei unbehandelter schwerer Depression mit Suizidphantasien.
Auch dieser Erkrankung fallen Menschen zum Opfer.


In der Manie wird ein Mensch auch Opfer seiner Erkrankung, weil dieser Mensch Dinge tut, Risiken eingeht, die mit dem normalen Menschenverstand nicht gemacht würden.

Ein Psychotiker verkennt die Realität, tut sich selber und auch Anderen Dinge an, die schaden.

Alle sind Opfer der Erkrankung.


Es sind nach wie vor viele Gedanken, die da durch meinen Kopf schwirren, bezüglich der Person Copilot, und auch über Berichterstattung etc. etc.

In ein paar Wochen dann, wenn niemand mehr an das Unglück denkt.____Wird eine Öffentlichkeit positiv sensibilisiert sein für das Thema Depressionen? Oder wird es einen Rückschritt geben auf dem Weg der Entstigmatisierung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen?

Was meint ihr dazu?


Selea__nachdenklich

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 6. Apr 2015, 13:38
von akinom53
Allo Selea,
ein neuer Gedankenanstoß, auch ich muss erst mal wieder meine Gedanken und Gefühle dazu sortieren. Alle Beiträge waren aus der Sicht der Schreiber richtig, mich haben die Berichte teilweise überfordert, betroffen und vieles mehr gemacht. Deshalb kommen meine Gedanken und Schreiben erst nachdem ich mir selbst die richtige Antwort geben kann.
Seid alle lieb gegrüßt von
aki

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 6. Apr 2015, 14:32
von Christiane1
Hallo ihrs,
ich möchte noch sagen, dass ich diesen thread zu diesem wirklich schwierigen Thema richtig klasse finde.
Die Möglichkeit dieses kleine Ventil zu haben oder gehabt zu haben das Unbegreifliche in eigene Worte zu kleiden, finde ich enorm wichtig.
Auch und gerade die vielen unterschiedlichen Gedanken und Meinungen finde ich sehr bereichernd.
Es zeigte ja auch, dass wir zwar keine Lösung finden, aber uns dennoch sachlich unterhalten können trotz unserer grossen Emotionen zum Absturz und dem ganzen Drumherum.

Einen schönen Ostermontag noch und viele Grüsse
Christiane

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 6. Apr 2015, 17:06
von MaritaT
Hallo all,ja ich finde es auch gut, dass die Moderatoren hier einen Austausch zulassen, trotz der schweren Thematik. Und ich denke, sehr viele von uns denken über das Thema nach und haben kaum die Möglichkeit mit jemanden darüber zu reden, gerade auch unter dem depressiven Blickwinkel. Dabei ist reden so wichtig in einer Depression.

Zurück zum Piloten,vielleicht war es tatsächlich sein tablet, aber wer sagt mir, das es nicht manipuliert wurde? Es wurden schon mehrere Menschen in Amerika z.B. hingerichtet und man stellte erst viel später fest, dass man bei den Ermittlungen geschlampt hat. Und Puk, ich glaube Du hast recht, wir sind keine tickenden Zeitbomben, aber es ist doch auch sinnvoll, sich das einmal deutlich bewusst zu machen. Schliesslich macht die Depression, zumindest bei mir, ich wage es nicht zu verallgemeinern, manchmal Dinge, die ich früher nie für möglich gehalten habe und die ich auch garnicht will. Jetzt weiß ich wenigstens sicher, dazu wird mich eine Depression nie treiben können.

Es ist möglich, dass man die ganze Wahrheit nie erfährt. Aber diese Geschichte veranschaulicht auch, wie sehr Medien jeden manipulieren können. Und dagegen kann ja jeder versuchen etwas zu tun, zumindest für sich selbst.
Es gibt übrigens noch eine Gruppe und das nicht einmal selten, die immer wieder im Zusammenhang mit Depression genannt wird. Das sind die Geisterfahrer, die in ein entgegenkommendes Auto steuern und eben nicht einfach gegen einen Brückenpfeiler. Da weiß ich auch nicht, ist das eine Psychose oder doch eine Depression ohne andere Erkrankungen, oder die pure Lust am Morden?
Ich möchte manchmal nicht in der Haut eines Richters stecken.

Ich wünsche allen, trotz der schweren Gedanken, noch einen schönen Ostermontag.
Liebe Grüße Marita

Re: Aktueller Umgang der Medien zum Thema "Depressionen"

Verfasst: 7. Apr 2015, 16:21
von Botus
Es könnte auch sein, dass der Copilot gar keine Gedanken und Gefühle hinsichtlich der Passagiere hatte, weil es ja andere Menschen sind und nicht er selbst.

Die Möglichkeit, dass er nur sich allein als wichtig eingestuft hat, sollte aus meiner Sicht in Betracht gezogen werden. Immerhin sind sehr viele Menschen so drauf (ohne dass man sie deshalb als krank einstufen würde).

Das Krankheitsbild könnte sich erst später ergeben haben. Will heißen: Zuerst entwickelte er die kranke Einstellung, in der er selber eine Art "übergeordnete Hauptperson" darstellt. Als er älter wurde, entwickelte sich daraus dann die Krankheit (ständige Kollisionen mit der Realität, im Beruf, mit Kollegen, mit Vorgesetzten, mit Frauen...)

Ich halte das für überlegenswert. Damit wäre auch der Generalverdacht gegen Menschen mit Depressionen vom Tisch.