Neuanfang IV

[Xenia]

Liebe Annie,

ich beneide Dich wirklich um Heide. Ich habe das Gefühl, daß es Dir insgesamt irgendwie besser geht. Zumindest gibt es wohl eine Abwechslung in Deinem Leben, die Dir gut tut. Wie geht es Heidi, wie groß und schwer ist sie eigentlich mittlerweile? Du hast schon lange nichts mehr von ihr erzählt!

Wie ich mich vor meinem erneuten Klinikaufenthalt fühle? Hmm, schwer zu sagen. Ich habe überhaupt keine Lust auf die Bevormundung durch eine Klinik. Auf irgendwelche Zimmergenossinnen kann ich auch dankend verzichten, ich sitze gerne vor dem PC wann ich will und wenn ich vor der Glotze hänge, dann auch weil ich gerade diesen einen Film sehen will... Kurzum: mir stinkt es gewaltig, wieder dorthin zu müssen. Auf der anderen Seite geht es so auch nicht weiter. Ich war heute (gestern) bei meiner Therapeutin und wir haben ausführlich darüber gesprochen und auch über unsere Therapie im allgmeinen. Sie hat eine interessante Theorie, die ich auch schon hatte: sie meint, daß es ja vielleicht sein könnte, daß ich durch meine Krisen versuche zu verhindern, an meine eigentlichen Probleme, nämlich z.B. meine Vergangenheit zu gehen. Denn wir machen jetzt seit einem Jahr eigentlich nur Krisenintervention. Wahrscheinlich ist sie ganz froh, wenn ich in die Klinik gehe, weil sie sich dann mal von mir ausruhen kann ...

Wie man an der Uhrzeit sehen kann, ist es ziemlich spät bzw. früh. Ich kann leider überhaupt nicht schlafen. Zwei Stunden habe ich geschafft und jetzt geht es nicht mehr. Das macht mich irgendwie ärgerlich und gleichzeitig verzweifle ich, weil ich nämlich hundemüde bin. Aber in meinem Kopf geht es mal wieder rund und ich kann mich nicht ablenken. Ich denke viel zu viel über meine momentane Situation nach, warum ich wieder depressiv geworden bin, was die Depression aufrecht erhält bzw. schwerer werden läßt und was der Prozeß und mein Krisentherapeut damit zu tun haben. Dann wandern meine Gedanken zu meinem verpfuschten Leben und was ich in der Zukunft noch erwarte(n) kann... Das sind nicht gerade besonders hilfreiche oder beruhigende Gedanken, aber heute nacht komme ich mal wieder nicht dagegen an. Und mit diesen destruktiven Gedanken wächst auch mein Drang nach SVV, dem ich aber standhalten kann, weil ich absolut keine Lust habe, mitten in der Nacht zu Fuß in die Chirurgie zu laufen. Ich bin Gott sei Dank (oder leider?) in der Lage, das aufzuschieben.

Ich hätte so gerne ein normales Leben, in dem ich auch mal Phasen von Glück erleben könnte. Warum bleibt mir das eigentlich verwehrt??

Naja, ich merke, daß ich wieder anfange mit meinem bescheuerten depressiven Gejammere - deshalb höre ich lieber auf zu schreiben...

Liebe Mautz,

wie kann man nur freiwillig einen Excel-Kurs besuchen? Ich hatte das mal in der Berufsschule und bin fast verzweifelt. Ich habe es einfach nicht kapiert. Aber ich brauche es auch nie, ich mache meine Tabellen in Word (was so gut wie nie vorkommt).

Ich wünsche Euch allen eine gute Nacht!

Xenia

[maggy]

Liebe Xenia,

ich weiß ja nicht, ob Du heute nochmal hier rein schaust. Ich habe in der letzten Zeit kaum hier gelesen und gar nichts geschrieben, weil ich nach der Blutvergiftung immer noch ziemlich schlapp bin und das, was um mich herum passiert momentan meine vollste Aufmerksamkeit braucht.
Habe gerade gelesen, dass Du heute in die Klinik gehst und wünsche Dir, dass Du dort auf TherapeutInnen triffst, die lösungsorientiert und nicht problemorientiert arbeiten und das es Menschen sein werden, die Dir nicht Sätze in den Kopf und somit in den Mund legen wie z. B.: "In der ersten Zeit wird es ihnen erstmal schlechter gehen" (wie Dein Krisen-Thera während des Prozesses), das wünsche ich Dir wirklich sehr.

Alles Liebe,
ich denk oft an Dich

Maggy

[igel]

Liebe Xenia,

will Dir eben schnell von Herzen alles Gute für die Klinik wünschen! Ich weiß, ist ein blöder Spruch, aber: Mach´etwas daraus! Vielleicht ist es ein Schritt zum Neuanfang!?

Melde Dich bitte sobald Du kannst, ok?

[Xenia]

Guten Morgen Igel und Maggy,
guten Morgen alle anderen,

Leider konnte ich fast überhaupt nicht mehr schlafen. Dementsprechend müde bin ich und außerdem habe ich Kopfschmerzen und überhaupt ist alles schlecht und beschissen

Aber eigentlich wollte ich mich nur kurz melden, um etwas richtigzustellen: ich gehe erst morgen (Donnerstag) in die Klinik!

Heute ist also mein letzter Tag in Freiheit... Werde versuchen, ihn noch gebührend zu feiern (ha ha). Nein, im ernst, ich werde versuchen, meine Wohnung und so auf meine Abwesenheit vorzubereiten, denn ich weiß ja nicht, wann ich das erste Mal "raus" darf (nerv). Ich muß dringend aufräumen und abwaschen und Wäsche waschen.

Ich habe wegen der Revision des Psychopathen inzwischen einen Brief von meinem Anwalt bekommen. Er gibt mir recht, daß die Revisionsbegründung ziemlich schlecht ist und geht davon aus, daß die Revision abgewiesen wird. Das ist doch mal was! Seitdem male ich mir aus, wie es sein wird, wenn er in der Forensik landet... Darüber kann ich mich richtig freuen. Denn er wird dort kein besonders schönes Leben haben: Frauenmißhandler sind dort nicht wohlgelitten unter den Patienten. Das heißt, daß er sich dort nicht einfügen wird und weiterhin durch gewaltbereites Verhalten auffallen wird. Das hat dann zur Folge, daß er auf jeden Fall länger dort bleiben muß Ich weiß ja von ihm, daß er seine Aggressionen nicht unterdrücken kann und er kann sich auch auf Dauer nicht verstellen Obrigkeiten gegenüber. Ach irgendwie ist das schön, so langsam stellt sich bei mir ein Gefühl der Genugtuung ein.

Liebe Maggy, ich sehe das etwas anders mit dem Satz meines Krisentherapeuten. Für mich ist es so, daß er seine Meinung gesagt hat, die er durch seine Erfahrung gebildet hat. Und wie man jetzt sieht, hat er ja auch Recht behalten...Ich hoffe, es geht Dir wieder besser und würde mich freuen, von Dir zu hören!

Jetzt muß ich mal wieder aufhören, mir ist gerade Gott sei Dank wieder eingefallen, daß ich noch meine Krankmeldung meiner Chefin ins Gerichtspostfach legen muß. Eigentlich muß die schon am 1. Fehltag ankommen...

Ich wünsche Euch einen schönen Tag und bis später wahrscheinlich

Xenia

[flora80]

Guten Morgen Xenia!

*streck*... bin grad erst aufgestanden....
Naja, ich wollte dir jedenfalls auch schon mal alles Gute für die Klinik wünschen und ich hoffe sehr, dass dir das weiter helfen wird!!!

Lieber Gruß,

Flora

[maggy]

Liebe Xenia,

dann wünsche ich Dir einfach TherapeutInnen, der/die SEINE/IHRE Erfahrungen für sich behält und Dich liebevoll auf Deinem Weg begleitet, auf dem Du dann Deine eigenen Erfahrungen machen kannst.

Dazu noch eine kleine Geschichte aus dem Buch "Angst und Depression im Alltag" von Nossrat Peseschkian und Udo Boessmann:

Ein orientalischer König hatte einen beängstigenden Traum. Er träumte, dass ihm alle Zähne ausfielen. Beunruhigt rief er seinen Traumdeuter herbei. Dieser hörte sich den Traum sorgenvoll an und eröffnete dem König: "Ich muß dir eine traurige Mitteilung machen. Du wirst genau wie deine Zähne alle deine Angehörigen verlieren." Die Deutung erregte den Zorn des Königs. Er ließ den Traumdeuter in den Kerker werfen. Dann ließ er einen anderen Traumdeuter kommen. Der hörte sich den Traum an und sagte: "Ich bin glücklich, dir eine freudige Mitteilung machen zu können: "Du wirst älter werden als alle Deine Angehörigen." Der König war erfreut und belohnte ihn reich. Die Höflinge wunderten sich sehr darüber: "Du hast doch eigentlich nichts anderes gesagt als dein armer Vorgänger. Aber wieso traf ihn die Strafe, während du belohnt wurdest?" Der Traumdeuter antwortete: "Wir haben beide den Traum gleich gedeutet. Aber es kommt nicht nur darauf an, was man sagt, sondern auch wie man es sagt."

Also ich wünsche Dir in diesem Sinne in der nächsten Zeit, dass Du von Menschen umgeben bist, die in der Lage sind ihre Worte zu Deinem Wohl zu wählen.

Alles Liebe
von
Maggy

[albert]

Hallo Xenia,
ich kann heute nicht viele Worte machen.
Dir wünsche ich den Wiederaufbau mit Hilfe des Klinikaufenthaltes. Ein Haus, eine Seele aufzubauen ist nicht leicht, das geht auch nicht wie im Traum wie im Handumdrehen. Wir wissen, dass es harte Arbeit ist. Einen Stein auf den anderen, so wie auf dem Weg einen Schritt nach dem anderen. Aus deinen Postings lese ich immer wieder den Mut zum Leben. Lebe diesen Mut.
Die Schritte auf meinem Weg tue ich oft mit dem Mut der Verzweiflung, weil ich keinen anderen Weg sehe. Schlimm, dass die damit verbundenen Gefühle schon zur Gewohnheit geworden sind. Aber nach Jahren der Mühen, Entsagung und Entbehrung habe ich meinen Weg gefunden. Jeder kann seinen Weg finden.
Ich sende dir gerne Kraft zu.
Herzliche Grüße
Albert

[Annie]

Hallo liebe Xenia,
zuerst zu Deiner Frage:" Das Heidi" wiegt zwischen 55 und 60 kg und hat eine Schulterhöhe von ca. 80 cm. Obwohl sie manchmal meine Nerven auf harte Proben stellt, hänge ich sehr an ihr.
Besonders unsere täglichen Waldspaziergänge tun sehr gut.

Da Du morgen in die Klinik mußt, wünsche ich Dir jetzt noch schnell von Herzen alles, alles Gute. Ich hoffe, daß Dir der Klinikaufenthalt nützt und daß Du bald auch wieder nach draußen darfst. Ich werde Dich vermissen, denke aber an Dich.

Viele liebe Grüße
Annie

[Xenia]

Liebes Forum,

ich möchte Euch allen ganz herzlich danken, daß Ihr so an mich denkt und mir Hoffnung macht! Irgendwie hilft mir das, daß ich nicht aufgebe.

Meine Chefin hat heute bei mir angerufen. Sie will, daß ich in der nächsten oder übernächsten Woche arbeiten komme, meine Kollegin muß vielleicht an der Schilddrüse operiert werden. Sie hat mir auch gesagt, daß sie sonst nicht weiß, was sie machen soll. Sie kann (und will) keine weitere Kraft einstellen. Außerdem versteht sie nicht, daß mich die Sache mit meinem Ex so mitnimmt, das Verfahren sei doch jetzt abgeschlossen und damit sei die Sache doch abgehakt. Und sie hätte ja schon damals gesagt, daß ich den Prozeß nicht durchziehen soll, weil ich alles nochmal durchleben müsse... Das hilft mir jetzt unheimlich weiter, daß sie Druck auf mich ausübt. Ich soll mit meinem Arzt sprechen und sie dann anrufen. Ich denke nicht, daß man in der Klinik es befürworten würde, daß ich eine Woche lang arbeiten gehe (ganz abgesehen davon, daß ich sowieso nicht arbeiten gehen dürfte, weil ich krankgeschrieben bin... ich denke auch nicht, daß ich arbeitsfähig bin). Naja, ich werde mich mal auf eine Kündigung gefaßt machen. Das Telefonat mit ihr war nicht erfreulich. Sie kann halt einfach nicht verstehen, daß ich mich nicht "zusammenreiße", sie geht wohl davon aus, daß man dann keine Depression mehr hat. Was solls. U., mit der ich mich inzwischen richtig angefreundet habe, wird Ausschau halten nach Jobs - sie arbeitet an der Uni und da wird öfter mal was frei. Ich habe echt keine Lust mehr auf die Kanzlei. Ich bin dort auch immer mit meinem Scheitern im Studium konfrontiert und mittlerweile denke ich, daß diese Tatsache auch depressionsfördernd ist.

Wenn ich morgen früh noch dazu komme, melde ich mich nochmal. Ich denke, daß ich dann eine neue Fortsetzung für die Klinikzeit starte...

Euch allen eine gute Nacht und alles Gute

bis bald, Eure

Xenia

[sadhappy]

Hallo Xenia,

habe eben Dein Posting gelesen und wollte sofort antworten. Wir kennen uns zwar nicht so gut, aber trotzdem möchte ich Dir hierzu etwas schreiben.

Du solltest besser in die Klinik gehen und Dir über Deine Chefin keine Gedanken machen. Du geniesst jetzt absolute Priorität. Deine Chefin wird auch ohne Dich klar kommen, auch wenn sie Dir das anders verkaufen will.
Ich kenne solche Storys. Erst sagen sie, dass sie ohne Dich nicht zurecht kommen und wenn Du dann weg bist, geht es auf einmal doch. Deine Chefin sucht sich jetzt den, für sie, einfachsten Weg.
Jetzt geht es Dir aber alles andere als gut und Du wirst in Deinem jetzigen Zustand sicher nicht die Leistung erbringen, als wenn Du "gesund" wärest.
Arbeite vorrangig an Dir selber. Sieh zu, dass Du das Beste aus Deinem Klinik-Aufenthalt für DICH herausziehst. Nur das ist meiner Meinung nach wichtig im Moment.

Es grüßt Dich

sadhappy

[Xenia]

Liebes Forum,

jetzt habe ich doch noch ein ganz kleines bißchen Zeit...

Ich mache jetzt eine neue Fortsetzung auf.

Bis dann, liebe Grüße

Xenia