Re: Wir werden es schaffen ...
Verfasst: 12. Apr 2004, 21:34
Liebe Lea,
Dein Beitrag hat mich traurig und hilflos gemacht. Egentlich müsste ich jetzt meine Gedanken erst einmal ordnen, aber mein Gefühl, Dir schreiben zu wollen, ist stärker.
>... ich bin doch nur eine Frau!<
Du bist nicht NUR eine Frau, sondern Du bist eine Frau, die mit sehr viel Kraft ihre eigene Verzweiflung bewältigt und dazu ihrem Partner zur Seite steht, wie es wenige Menschen tun.
Ich kenne das Gefühl, das Du bei Deinem Mann spürst: "Es ist besser für alle, sie werden besser leben, wenn ich nicht mehr da bin. Ich bin nur eine Last." Ich selbst hatte es viele, viele Jahre. Aber ich lebe!
Obwohl ich noch häufig starke Schwierigkeiten habe, es anders zu sehen, weiß ich, dass das nicht so ist. Es ist immer mindestens ein Mensch da, der einen liebt und verzweifelt wäre, wenn man einfach gehen würde. Das ist auch das, was ich mir antrainiert habe. Im letzten Moment denke ich an meinen Mann und meine Kinder. Was würde ich diesen Menschen, die ich so sehr liebe und die mich lieben, antun!!?
Genau so ist es bei Euch beiden. Ihr liebt Euch. Einer ist also mindestens da, der schrecklich leiden und wahrscheinlich zerbrechen würde, wenn der andere ginge. Macht Euch das immer wieder bewusst!
Nach dem, was Du schreibst, habe ich den Eindruck, das es Euch beiden an Selbstwertgefühl mangelt. Auch das drückt sich besonders in Deiner oben zitierten Aussage aus (NUR eine Frau). Versteh mich richtig, das ist nicht negativ gemeint, denn auch das kenne ich von mir selbst. Ich hatte und habe auch heute noch oft gar keins und habe auch oft in meinem Leben gedacht, ich sei NUR eine Frau. Aber ich arbeite daran, diese Einstellung zu "verlernen".
Für Euch beide ist es besonders wichtig, professionelle Hilfe zu bekommen. Nichts, aber auch gar nichts ist es wert, das Leben wegzuwerfen. Es gibt so viele Wege, aus vermeintlich aussichtslosen Situationen heraus zu kommen, aber es ist zu schwer, das allein zu bewältigen.
Durch fast alles, was Du von Euch schreibst, bin auch ich in meinem recht langen Leben gegangen. Seit mehr als 30 Jahren versuche ich immer wieder, aus meinen Löchern zu krabbeln.
Ich schrieb in diesem Forum schon einmal, dass meine Tochter, damals 19, einen S-Versuch unternommen hat. Es war die Hölle für mich. Sie wollte keinen Arzt, keine Therapie. Ich konnte ihr nicht helfen, sondern ihr nur zuverlässig zur Seite stehen. Wenn man persönlich so eng verbunden ist, ist es nicht möglich, dem Anderen die Unterstützung zu geben, die er braucht.
Meine Tochter entschloss sich nach einiger Zeit, Hilfe von außen anzunehmen. Jetzt ist sie 24 und geht prima und selbstbewusst ihren Weg. Sie hatte frühzeitig die Chance, die reaktiven Depressionen, unter denen sie litt, kompetent behandeln zu lassen.
Ich hatte die Chance nicht. Trotzdem gebe ich nicht auf. Wie ich oben schrieb: Es gibt heute so viele Wege der Hilfe, auch wenn die Suche danach manchmal mühsam ist. Und egal, wie alt man ist, es lohnt sich immer.
Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber ich denke, wenn Du den Mut fasst, Dich einem Arzt oder einem Therapeuten anzuvertrauen, wirst Du eines Tage in der Lage sein, ruhiger mit Deiner Situation umgehen zu können. Das Gleiche gilt für Deinen Mann.
Im Laufe der vielen Jahre der Depression bei mir habe ich viele verschiedene Diagnosen bekommen. Quer durch die Bank. Die letzte war vor ca. 3 Monaten. Bipolare affektive Störung. Bisher hat mir in den vielen Jahren kein Medikament Erleichterung gebracht.
Jetzt arbeiten eine Verhaltstrainerin und ein Therapeut mit mir. Beide sind der Ansicht, dass ich stark traumatisiert bin. Damit bin ich wieder bei der ersten Diagnose gelandet und weiß, es ist die richtige. Ähnliche Strukturen sehe ich bei Deinem Mann. Sag ihm, wie verzweifelt Du wärst, wenn er den letzten Schritt tun würde!
Ich weiß, dass Ihr Euch nur selbst helfen könnt, aber ich wünsche Euch den Mut, das zu tun. Es wird anstrengend sein, aber nicht so anstrengend wie das, was Ihr zurzeit aushalten müsst.
Alles Liebe.
Beate
Lieber Herr Dr. Niemeier,
da bin ich nun wieder, und ich hoffe, nicht wieder zu weit ausgeholt zu haben.
Gruß
Beate
Dein Beitrag hat mich traurig und hilflos gemacht. Egentlich müsste ich jetzt meine Gedanken erst einmal ordnen, aber mein Gefühl, Dir schreiben zu wollen, ist stärker.
>... ich bin doch nur eine Frau!<
Du bist nicht NUR eine Frau, sondern Du bist eine Frau, die mit sehr viel Kraft ihre eigene Verzweiflung bewältigt und dazu ihrem Partner zur Seite steht, wie es wenige Menschen tun.
Ich kenne das Gefühl, das Du bei Deinem Mann spürst: "Es ist besser für alle, sie werden besser leben, wenn ich nicht mehr da bin. Ich bin nur eine Last." Ich selbst hatte es viele, viele Jahre. Aber ich lebe!
Obwohl ich noch häufig starke Schwierigkeiten habe, es anders zu sehen, weiß ich, dass das nicht so ist. Es ist immer mindestens ein Mensch da, der einen liebt und verzweifelt wäre, wenn man einfach gehen würde. Das ist auch das, was ich mir antrainiert habe. Im letzten Moment denke ich an meinen Mann und meine Kinder. Was würde ich diesen Menschen, die ich so sehr liebe und die mich lieben, antun!!?
Genau so ist es bei Euch beiden. Ihr liebt Euch. Einer ist also mindestens da, der schrecklich leiden und wahrscheinlich zerbrechen würde, wenn der andere ginge. Macht Euch das immer wieder bewusst!
Nach dem, was Du schreibst, habe ich den Eindruck, das es Euch beiden an Selbstwertgefühl mangelt. Auch das drückt sich besonders in Deiner oben zitierten Aussage aus (NUR eine Frau). Versteh mich richtig, das ist nicht negativ gemeint, denn auch das kenne ich von mir selbst. Ich hatte und habe auch heute noch oft gar keins und habe auch oft in meinem Leben gedacht, ich sei NUR eine Frau. Aber ich arbeite daran, diese Einstellung zu "verlernen".
Für Euch beide ist es besonders wichtig, professionelle Hilfe zu bekommen. Nichts, aber auch gar nichts ist es wert, das Leben wegzuwerfen. Es gibt so viele Wege, aus vermeintlich aussichtslosen Situationen heraus zu kommen, aber es ist zu schwer, das allein zu bewältigen.
Durch fast alles, was Du von Euch schreibst, bin auch ich in meinem recht langen Leben gegangen. Seit mehr als 30 Jahren versuche ich immer wieder, aus meinen Löchern zu krabbeln.
Ich schrieb in diesem Forum schon einmal, dass meine Tochter, damals 19, einen S-Versuch unternommen hat. Es war die Hölle für mich. Sie wollte keinen Arzt, keine Therapie. Ich konnte ihr nicht helfen, sondern ihr nur zuverlässig zur Seite stehen. Wenn man persönlich so eng verbunden ist, ist es nicht möglich, dem Anderen die Unterstützung zu geben, die er braucht.
Meine Tochter entschloss sich nach einiger Zeit, Hilfe von außen anzunehmen. Jetzt ist sie 24 und geht prima und selbstbewusst ihren Weg. Sie hatte frühzeitig die Chance, die reaktiven Depressionen, unter denen sie litt, kompetent behandeln zu lassen.
Ich hatte die Chance nicht. Trotzdem gebe ich nicht auf. Wie ich oben schrieb: Es gibt heute so viele Wege der Hilfe, auch wenn die Suche danach manchmal mühsam ist. Und egal, wie alt man ist, es lohnt sich immer.
Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber ich denke, wenn Du den Mut fasst, Dich einem Arzt oder einem Therapeuten anzuvertrauen, wirst Du eines Tage in der Lage sein, ruhiger mit Deiner Situation umgehen zu können. Das Gleiche gilt für Deinen Mann.
Im Laufe der vielen Jahre der Depression bei mir habe ich viele verschiedene Diagnosen bekommen. Quer durch die Bank. Die letzte war vor ca. 3 Monaten. Bipolare affektive Störung. Bisher hat mir in den vielen Jahren kein Medikament Erleichterung gebracht.
Jetzt arbeiten eine Verhaltstrainerin und ein Therapeut mit mir. Beide sind der Ansicht, dass ich stark traumatisiert bin. Damit bin ich wieder bei der ersten Diagnose gelandet und weiß, es ist die richtige. Ähnliche Strukturen sehe ich bei Deinem Mann. Sag ihm, wie verzweifelt Du wärst, wenn er den letzten Schritt tun würde!
Ich weiß, dass Ihr Euch nur selbst helfen könnt, aber ich wünsche Euch den Mut, das zu tun. Es wird anstrengend sein, aber nicht so anstrengend wie das, was Ihr zurzeit aushalten müsst.
Alles Liebe.
Beate
Lieber Herr Dr. Niemeier,
da bin ich nun wieder, und ich hoffe, nicht wieder zu weit ausgeholt zu haben.
Gruß
Beate