Zwischenbilanz

Babi
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Babi »

HI mima,
danke für die lieben Worte.
Sie tun so gut.
Ich habe hier durch das Forum auch Menschen kennengelernt, mit denen ich telefonieren kann, wenn es mir schlecht geht und die mit mir telefonieren, wenn es denen schlecht geht.

Ich bin stolz darauf, daß ich euch Angehörigen so sehr helfen kann. Mir ist es wichtig, daß ich Angehörige und Betroffene näher zueinander bringe, mehr Nähe schaffe, weißt du.
Und es gibt viele, die nicht über ihre Krankheit reden können oder nicht wissen, wie sie die Krankheit beschreiben oder erklären sollen, ich kann es und weiß es und ich will das für euch hier nutzen.

Ich selbst bin in meiner Familie auf Unverständnis für meine Krankheit gestossen und tue es immer noch, obwohl mein Vater auch depri ist, also die Krankheit auch hat.
Ich finde wichtig, daß mehr Verständnis für die Krankheit entsteht.

Weißt du, wenn ich Zuspruch brauche, schreibe ich mehr in "Umgang mit der Krankheit" und wenn es mir gut geht schreibe ich mehr bei "Angehörige" rein.
Ich drück dich mal!
Alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
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sunshine45
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Ihr Lieben,
ich schreibe mal kurz in meinem Thread was sich zwischenzeitlich ergeben hat.
Es geht mir unglaublich schlecht und ich kann sagen, dass ich wirklich körperliche Schmerzen erleide, aber vielleicht erstmal der Reihe nach ...
Mein Ex-LG wohnt ja noch bei uns im Haus im DG. Er ist zum Glück mittlerweile soweit, dass er einen Antrag auf Hartz IV stellt (mittlerweile hat er schon einige Schulden) und hat auch eine Therapie bei der Diakonie begonnen. Dort bekommt er allerdings nur so ca. 10-12 Gesprächsstunden und dann muss man weitersehen. Bisher hatte er auch noch nie über die Therapie geredet.
Körperlich geht es ihm auch sehr sehr schlecht seine Rückenschmerzen werden immer mehr und er kann aktuell noch nicht einmal mehr den Kopf drehen.
Über Ostern sind wir gemeinsam nach Berlin gefahren und haben Freunde besucht. Vorher hatten wir ausgemacht, dass wir nicht über unsere Beziehung reden und versuchen eine schöne Zeit zu verleben.
Das ist uns auch gelungen, allerdings war es auch nicht schwierig, denn es wohnen einige Freunde in Berlin und somit hatten wir sehr viel Abwechslung. Endlich kam mal wieder etwas Leichtigkeit in die Sache und ich legte mehrfach den Arm und mich und ging unglaublich aufmerksam mit mir um.
Als wir wieder zuhause waren, stellten wir gemeinsam fest, dass es eine schöne Zeit war.
Am letzten Freitag kam es hier aber zu einem Zusammenbruch auf beiden Seiten. Wir telefonierten miteinander, obwohl wir ja nur auf unterschiedlichen Etagen sind und ich konnte einfach nicht mehr. Meine Emotionen kochten hoch und alles in mir kam heraus. Normalerweise reagiert er agressiv, aber diesmal war es anders. Aus ihm platzte plötzlich alles heraus und ich erfuhr schlimme Dinge aus seiner Kindheit und er öffnete sich plötzlich absolut und ich bin nur noch schnell nach oben gelaufen und habe ihn in den Arm genommen. Wir haben in der Nacht zusammen geredet und geweint und ich erfuhr Dinge, die ich vorher nur erahnt hatte, aber nie in dieser Heftigkeit erwartet hatte.
Grundsätzlich kam heraus, dass er unfähig ist zu lieben, weil er zuviel Angst vor dem Gefühl hat und Angst hat enttäuscht zu werden. Ich erfuhr, dass noch niemand so nah an ihn herangekommen wäre wie ich und er dann keine andere Möglichkeit mehr hatte, als mich zu verletzen, weil er die Nähe nicht zulassen konnte. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie das ist, wenn man das nach 10 Jahren erfährt? Es gab soviele Situationen die ich falsch eingeschätzt hatte, weil ich erst in den letzten 1,5 Jahren erahnt habe was wirklich dahinter steckt.
Nun sehe ich die vergangenen Jahre völlig anders und meine Distanz, die ich auch durch Wut auf ihn und sein agressives Verhalten mir gegenüber entwickeln konnte ist verschwunden.
Er will auf jeden Fall ausziehen, denn er möchte nicht, dass es zwischen uns zu Missverständnissen und weiteren Verletzungen kommt. Er sagt, dass er erst einmal mit sich selbst wieder zurecht kommen müßte, er hat Angst vor Menschen und Enttäuschungen. Kontakt möchte er weiter zu mir haben, was allerdings daraus wird, kann er nicht sagen. Gestern abend wollte er zusammen mit mir draussen ein Feuer machen und einen Wein trinken. Das war auf der einen Seite auch sehr schön, aber es hat mich unglaublich viel Kraft gekostet, weil einfach viel zuviel Erinnerungen daran waren. Er war sehr betroffen, weil er nicht wollte, dass ich weine aber es gab so zwei Gelegenheiten wo ich es nicht mehr vermeiden konnte.
Übermorgen habe ich Geburtstag und er hat für den späten Nachmittag einen Termin bei einem Schmerztherapeuten bekommen. Das war ein Glücksfall, weil man sonst viel länger darauf warten muss, aber er besteht darauf den Termin zu verlegen, weil er mir ein Menü kochen möchte zu meinem Geburtstag und einfach dasein möchte.
Das freut mich auch sehr, aber für mich ist das so ein Gefühl, als ob ich eine Henkersmahlzeit bekomme.
Könnt Ihr das verstehen?
Ich fühle mich gerade so schrecklich und hilflos.
Habt Ihr Tipps wie ich jetzt am besten mit der Situation umgehe?
Gestern haben wir auch wieder mehrere Stunden miteinander gesprochen und es hatte eine unglaubliche Nähe. Heute fängt er schon wieder an zuzumachen und geht wieder mehr auf Distanz.
Ich habe ihm heute gesagt, dass ich verstehe, dass er ausziehen möchte und auch denke, dass es für uns Beide gut ist und für ihn insbesondere, damit er wieder das Gefühl hat irgendwie eigenständig zu sein.
Gleichzeitig habe ich ihm aber auch gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass er zweigespalten ist und auch immer wieder meine Nähe sucht. Ich habe dann noch gefragt, ob das vielleicht Wunschdenken meinerseits ist und er sagte, vielleicht. Er hat das mehr oder weniger im Raum stehen lassen und gesagt er könne momentan einfach nicht anders und wollte nie wieder so schlimme Jahre in einer Beziehung erleben wie die letzten zwei Jahre.
die koboldin, die heute völlig am Boden ist
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feuerfisch
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von feuerfisch »

Hai Kobold

dein Beitrag tifft mich sehr. Ich kann in euch beide einfühlen....

Ich glaube er versucht dir gerade zu geben was er kann, soviel er kann!
Und doch geht er auf Abstand da er sich selbst nicht sicher ist und er auch die (vernünftige) Entscheidung getroffen hat erst einmal nach sich selbst zu schauen (und vielleicht auch dich dabei zu schonen?)

Gerade die Sache mit der Nähe kann ich sehr gut verstehen - bevor ich mit meinem jetzigen Partner zusammenkam habe ich mir auch jeden Menschen auf Distanz gehalten - und auch ohne es zu wissen. Es war eigentlich schon ein Automatismus.

Doch diese Nähe zu meinem jetzigen Partner tut mir so unendlich gut! Und doch habe ich auch immer wieder große Angst davor....

Darf ich dir noch ein wenig Hoffnung geben?
Diese Nähe kann der Beginn von einer viel engeren Beziehung zu deinem Partner sein.

Und bevor sich da etwas festsetzt.... ich kann nur von meiner Warte aus schreiben, es kann bei euch ganz anders sein!

Aber für mich klingt das sehr gut was da jetzt bei euch geschieht...

Alles Liebe

feuerfisch

.
Es gibt 1000 Gründe alles beim Alten zu lassen und nur einen einzigen etwas zu ändern - DU HÄLTST ES EINFACH NICHT MEHR AUS!
Babi
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Babi »

Hi koboldin,

als ich gerade deine Worte gelesen habe, war ich total erleichtert.

Endlich ist seine Schale geplatzt sozusagen.
Ich habe dir ja schon öfter in meine Posts vorher gesagt gehabt, er ist noch nicht soweit, er braucht noch Zeit.

Ich freu mich ganz doll, daß sich jetzt was bei euch getan hat. Es ist genau so gekommen, wie ich die ganze Zeit vermutet habe, irgendwann platzt er mit allem heraus, weil er einfach nicht mehr kann und jetzt ist es soweit.

Ich finde gut, daß er jetzt so offen zu dir ist, das zeigt, wie wichtig du ihm eigentlich noch bist.
Und ich finde es sehr rücksichtsvoll, daß er ausziehen will, denn glaub mir, ihm ist ganz genau bewußt, wie du die ganze Zeit gelitten hast.

Ich verstehe, wie du jetzt fühlen mußt und auch, daß du jetzt unsicher bist.
Einerseits die Erleichterung, daß du jetzt Bescheid weißt und andererseits die Unsicherheit, weil du das Gefühl hast, den Mann gar nicht richtig zu kennen, mit dem du so lange zusammen warst.

Ich kann verstehen, daß du jetzt sehr unsicher bist.
Aber denk doch mal anders. Wenn er für dich kocht, will er dir vielleicht eher danke damit sagen, danke, daß du so lange mit ihm ausgehalten hast und danke, daß du ihm immer noch zuhörst nach dem was alles war.

Ich denke, er hat möglichweise auch große Schuldgefühle.

Versuch doch, einen Kompromiss zu finden, z.B. könnte er zu seinem Schmerztherapeuten gehen und dann erst abends für dich kochen oder so. Dann kann er beides an dem Tag machen.

Am wichtigsten finde ich, daß du genauso offen zu ihm bist wie er jetzt zu dir, du kannst ihm durchaus sagen, daß du im Moment verunsichert bist, finde ich.

Ich wünsch dir jetzt viel Kraft, du Liebe.
Und du kannst mir jederzeit email schreiben, weißte ja.

Gruß Babi
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sunshine45
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo feuerfisch und Babi,
habt vielen Dank für Eure Ansichten und das Auseinandersetzen meiner Situation.
Ich sehe es auch so wie Ihr schreibt und bin dankbar für Eure Worte.
Seit gestern merke ich aber, dass er wieder zu macht und es geht wieder los, er macht wieder dicht und sein Verhalten ändert sich wieder. So traurig es auch wahr, so unendlich schön war es auch gleichzeitig endlich mal mit ihm eine totale Nähe zu spüren.
Er hat noch einen langen Weg vor sich, dass weiß ich, aber ich werde auch noch einige Zeit brauchen das alles zu verarbeiten. Trotzdem frage ich mich, ob es gut ist, wenn es nach diesen neuen Erkenntnissen zum Auszug kommt. Ist es nicht besser jetzt zu versuchen die Sache am Schopf zu packen und zu lernen anders damit umzugehen oder geht das nur aus der Distanz???
Was mich bei der ganzen Sache noch zusätzlich beunruhigt ist, dass er zunächst erst einmal zu seiner Mutter ziehen will. Es gibt tiefe Probleme zwischen ihm und seiner Mutter, ach eigentlich ist das alles irgendwie eine ziemliche Familientragödie. Auch die Mutter hat riesige Defizite in Bezug auf Nähe und soll lt. der Ärzte schon seit Jahrzehnten eine Psychotherapie machen, aber bisher leider ohne Erfolg.
Oh je, ich habe eigentlich eher die Befürchtung, dass es dann noch schlimmer statt besser wird.
Aber eigentlich sollte ich mich da raushalten, bin ja getrennt und wohne bald auch allein.
Ich habe auch schon überlegt, ob er den Schritt zunächst wählt um sich klar zu werden, ob er auch wirklich die räumliche Distanz zu mir will, bevor er sich eine Wohnung sucht. Aber ich möchte mich auch nicht in Wunschdenken verlieren, sondern lieber in der Realität bleiben.
Nur wenn ich mich schon überwinde (und das ist fast eine übermenschliche Überwindung) den Menschen, den ich liebe (und jetzt nach 10 Jahren endlich auch verstehe, Hammer oder?) ziehen zu lassen, damit er wieder gesund und hoffentlich glücklicher werden kann, so steht mir mein eigener Egoismus, dass ich das eigentlich alles so gar nicht will ziemlich im Weg.
Was ich jetzt mit meinem Geburtstagsessen mache weiß ich auch noch nicht, denn nach diesen neuen Erkenntnissen ist mein Magen wie zugeschnürt und wenn ich mir allein nur die Situation vorstelle, so überkommt mich eine unendliche Traurigkeit. Ich glaube einfach die Kraft nicht zu haben das durchzustehen und wenn ich ihm das sage, so ist es für ihn fast eine Tragödie.
Manchmal ist es schwierig mit der Aufrichtigkeit.
Oft frage ich mich wie es sein kann, dass ich eine Frau mit fast 48 Jahren so zerrissen sein kann. Es ist so, als ob der Kopf am Nordpol wohnt und der Bauch am Südpol.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Tag, die Sonne scheint, hoffentlich könnt Ihr was draus machen.
die Koboldin
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Babi
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Babi »

Hey koboldin,

das mit Kopf und Bauch an unterschiedlichen Orten kenne ich auch. Ich versteh dich sehr sehr gut.

Oh je, er hat wohl wieder eine Panikphase, sonst hätte er nicht wieder zugemacht.
Du solltest ihm die Entscheidung überlassen, er muß jetzt fühlen, was für ihn das beste ist.
Es kann gut sein, daß er zu seiner Mum ziehen will, weil er sicht noch nicht sicher ist, welchen Weg er wirklich gehen will.

Es ist ein großer Schritt, daß er dir gegenüber aufgemacht hat, Dinge erzählt hat, ich denke schon, daß ihn das einige Überwindung gekostet hat.

Sorge jetzt für dich und lass ihn den Weg gehen, den er für richtig hält.
Ich bin mir sicher, daß der Kontakt zwischen euch auf keinen Fall abbrechen wird.
Und Distanz kann auch im Endeffekt wieder mehr Nähe zur Folge haben, ich glaube nämlich, daß räumliche Distanz nicht gleich emotionale Distanz bedeuten muß.

Ich wünsch dir viel Kraft und alles Liebe

Babi
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Himmel2
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Himmel2 »

Hallo Koboldin

Laß ihn seine Erfahrung machen,damit in seiner Gefühlswelt Ruhe einkehrt.Nur durch Eigenerfahrung kann er lernen was er wirklich gefühlsmäßig will oder nicht will.Wenn man zu sehr festhält und an einem anderen zieht,kann er nie lernen was für ihn richtig oder falsch ist.Das gilt gerade für depressive Menschen.Je zeitiger er die Erfahrung macht,um so schneller bekommt ihr beide Klarheit.Und das mit seiner Mutter ist sein Ding,da muß er durch.Habe keine Angst ,daß es ihm dann schlechter geht. Dieses auf und ab gehört zum Entwicklungsprozeß der Depression dazu.Die wird er durchlaufen müssen,damit er wieder lernt zu leben.Und auch das Leben zu genießen.
Abstand ist hier mehr.Das zeigt auch,daß ihr durch mehr Abstand wieder besser miteinander reden könnt.Sonst würdet ihr auch zerfleischen und der Schuß geht nach hinten los.


glG Heide
Clown
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Clown »

Liebe Koboldin,

ich nehme Anteil an dem, was du gerade erlebst und möchte dich gerne ein wenig stärken, wenn das geht.

Spontan denke ich nämlich: Höre auf deinen Magen! Er ist zugeschnürt, er will das Geburtstagsessen deines Exfreundes nicht haben. Der Magen/Bauch ist viel intelligenter als der Kopf, das weißt du auch, nicht?

Wirst du noch einmal zu der Kinesiologin gehen, die dir schon einmal so gut geholfen hat?

Alles Liebe!

Clown

PS: Die Ratschläge von Heide finde ich sehr, sehr gut!
Alles Gute dir für's Loslassen ....
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
sunshine45
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Ihr Lieben,
habt vielen vielen Dank für Eure Anteilnahme und die Ratschläge.
Gerade haben wir uns noch einmal heftig gestritten und das tut mir auch so leid, aber es ist eben alles so schwer.
Er hat schon wieder so dicht gemacht und es läuft schon wieder nur in die Richtung was ich alles falsch gemacht habe und er hätte sich so bemüht und und und ....
Ich hätte immer nur mein Ding gemacht und nie auf ihn geachtet ...
Puuuuh, jetzt will er so schnell wie möglich hier raus.
Ich hatte ja schon eine gute Distanz hinbekommen, aber mit der neuen Erkenntnis, dass er mich die ganze Beziehung lang immer mal wieder weggestoßen hat, weil er Ängst vor Nähe hatte, habe ich noch große Probleme.
Es ist deshalb soviel schief gelaufen, weil wir es Beide nicht wußten und ich fühle mich so ... finde gerade nicht die richtigen Worte.
Ihr Lieben, ich kann momentan Eure Meinungen gut gebrauchen und wenn nötig auch mal einen nötigen Tritt in den Allerwertesten, damit ich endlich den Schritt schaffe.
Im Grund zerlaufe ich gerade vor Selbstmitleid, dabei hat mein Ex-LG viel mehr auszuhalten und zu bewältigen. Gescheiterte Beziehung, Antrag auf Hartz IV, eine katastrophale Gesundheit und ununterbrochene Schmerzen.
Vom Verstand her ist das auch alles besser so, aber ...

Meine Güte, morgen werde ich 48 Jahre, also Neustart damit ich mit 50 wieder mitten im Leben stehe.

Liebe Grüße und mit großem Dank an Euch alle hier
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
Lilit
Beiträge: 7
Registriert: 8. Apr 2010, 18:42

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Lilit »

Liebe Koboldin,
deine Poste hier im Forum sind mir neben mimas immer wieder angenehm aufgefallen, deine Hilfe für die Angehörigen enorm.
Nur sag, warum lässt Du dir immer wieder diese Tritte von ihm über diese vielen Jahre neu versetzten? Narben verheilen doch nicht, wo noch hin? Ich wünsche dir ganz viel Kraft.
Eure Lilit.
Eure Lilit
0helpless0
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Registriert: 22. Nov 2009, 13:45

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von 0helpless0 »

Liebe Koboldin,
mir gehen deine worte sehr nahe. auch ich muss sagen, dass du hier immer mit deiner sichtweise der dinge, deinen ratschlägen und deinen aufmunternden und auch klaren worten sehr geholfen hast.
Ich wünsche dir kraft deinen weg zu gehen und vorallem für das neue Lebensjahr wieder mut und stärke zu finden, deinem Ex-LG beizustehen, wenn auch aus der Distanz heraus! Du hast mir einmal den Hinweis gegeben dass aus räumlicher Distanz sogar manchmal eher wieder Nähe entstehen kann!
Und aus meiner jetzigen Situation möchte ich dir sagen, dass du damit recht hattest.
Ich wünsche dir, dass das auch bei euch hilft. Sieh, er hat schon einen schritt auf dich zu gemacht, er hat sich dir anvertraut, sich dir geöffnet. der jetztige Rückschritt ist irgendwie auch zu verstehen. bewerte ihn nicht über, sondern biete einfach weiterhin dein offenes ohr und reiche ihm die hand, sei nicht enttäuscht wenn er sie mal ausschlägt, sondern freue dich darüber WENN er sie nimmt.

Kopf hoch, pass gut auf dich auf!

In diesem Sinne wünsche ich dir trotz der widrigen Umstände einen schönen Geburtstag, Gesundheit, Zuversicht und Schaffenskraft!

Liebe Grüße
Sue
Himmel2
Beiträge: 144
Registriert: 16. Mai 2008, 21:02

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Himmel2 »

Liebe Kobold

Ich wünsche Dir alles,alles Gute zum Geburtstag!!!!
Und ein Ziel vor Augen,was Dich glücklich macht!!!

Liebe Geburtstagsgrüße von Heide !
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Ihr Lieben,
herzlichen Dank für Eure Kommentare und auch Glückwünsche.
Der Geburtstag ist rum und ich bin sehr erleichtert darüber. Es war ein Tag voller Kraftanstrengung und es gab Momente in denen ich glaubte es nicht zu schaffen.
Das Geburtstagsessen heute habe ich abgelehnt. Ich habe ihm gesagt, dass es für mich am heutigen Tag wie eine Henkersmahlzeit wäre und es schwer für mich ist nach der Trennung das zu bekommen wonach ich mich in der Beziehung vorher immer gesehnt habe. Während der Beziehung mußte ich ihn fast zum morgendlichen Kaffee wecken und heute stand er mit Blumen und Brötchen vor meiner Tür und wollte dann auch abends noch ein Menü kochen. Das war alles zuviel für mich und er hat es auch verstanden.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich den heutigen Tag nicht mit ihm verbringen wollte. Es ist einfach so, dass ich mein Gefühl nicht abstellen kann und ihn einfach gerne um mich haben wollte, allerdings dann zu meinen Konditionen. Wir wollten zunächst abends ins Kino gehen, haben das dann verworfen und wollten essen gehen. Da war ich mir dann unsicher, ob ich das so ohne wenn und aber durchstehe. Daraufhin entstanden dann wieder unschöne Diskussionen und zum Glück sind dann aber plötzlich Freunde aufgetaucht, die unsere Situation kennen und einfach mal vorbei schauen wollten.
Gerade sind sie wieder gefahren und ich denke das war eigentlich das Beste so.
Gleichzeitig habe ich heute soviel Zuspruch erhalten und habe offen Freunde um Hilfe gebeten damit ich die nächste Zeit überstehen werde.
Es war schon toll wieviel Hilfestellung ich bekommen habe und bekommen werde.
Ebenso hat es so gut getan, dass absolut keiner schlecht über meinen Ex-Partner gesprochen hat, sondern es alle als ein Riesendilemma ansehen und uns nur das Beste wünschen.
Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich Euch alle aufrufen ruhig mutig zu sein und offen zu berichten, wenn Ihr Euch schwach fühlt, denn das ganze Disaster, dass eine Depression für den Angehörigen mitbringt ist oft nicht allein zu bewältigen.
Habt Vertrauen zu Euch selbst und seid mutig ehrlich und offen zu sein. Oft kommt mehr Hilfe und Verständnis als man denkt.
So, ich gehe jetzt schlafen bin für heute restlos ausgesaugt, fertig und unglaublich müde.
Herzliche Grüße Euch allen und auf bessere Zeiten für uns alle hier und dem Wunsch das alle Erkrankten geheilt werden und auf Verständnis treffen, ohne dass sich die Angehörigen verlieren.
Speziell am heutigen Tag ist mir bewußt geworden wie wichtig dieses Forum ist und wie gut es ALLEN hier tut sich austauschen zu können.
Wie sagt mein kleines Patenkind immer: Das Leben ist kein Ponyhof!
Gute Nacht!
die Koboldin
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sunshine45
Beiträge: 685
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Tach zusammen,
nachdem ich vorgestern wirklich meinen absoluten Tiefpunkt hatte, geht es mir jetzt schon wieder etwas besser.
Allerdings bin ich natürlich noch weit davon entfernt, dass ich sagen kann, das es mir gut geht.
Ich war gerade beim Aldi einkaufen und er ist mitgefahren. Dort war eine Topfserie im Angebot und ich habe sie mir gekauft, daraufhin sagte er immer lass doch mal, warte doch mal ab, Du kannst Dir doch später mal eine schöne Serie kaufen ... Er stand dann wie versteinert beim Aldi herum.
Vorher war noch ein Brief vom Arbeitsamt gekommen und sein Antrag auf Arbeitslosengeld II wurde abgelehnt.
Kein Wunder, denn er hat ihn ja noch gar nicht eingereicht. Er hat ihn im Schreibtisch liegen, hat den Schreibtischschüssel abgebrochen (ist ein kompliziertes Schloss und ein sehr teurer Schreibtisch) und ich habe gerade den Schlüsseldienst gerufen, damit er an seine Unterlagen kommt.
Habe mich noch angeboten mit ihm den Antrag auszufüllen, er packt das überhaupt nicht und wieder kommen sofort die Gedanken, dass er nicht mehr leben will, weil alle ihm Steine in den Weg werfen. Er will nur noch seine Ruhe und nachdenken.
Ich habe ihm ganz klar gesagt, dass ich ihm dahingehend helfen kann aber ansonsten mein eigenes Ding machen werde. Gestern wollte er noch mit mir im Garten ein Kräuterbeet anlegen. Puuuuh, das macht mich alles irgendwie irre und ich bin froh, wenn er mal raus ist und dieses ständig negative um mich herum weg ist.
Was das alles für ihn bedeuten wird? Tja, das sollte nicht mehr mein Problem sein, es ist schwer, so unglaublich schwer, aber die Erkenntnis, dass sich sonst überhaupt nichts bewegt hat gesiegt und läßt es mich somit aushalten.
Liebe Grüße und Euch allen einen schönen sonnigen Tag.
die Koboldin
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sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Ihr Lieben,
ich brauche Euch nochmal, ich brauche Euren Zuspruch und den Tritt in die richtige Richtung ...
Es tut mir einfach so weh loszulassen ...
Es wirkt so, als ob wir nicht miteinander aber auch nicht so wirklich ohne einander können.
Wenn wir uns mal einen Tag nicht sehen, so suchen wir BEIDE dann doch wieder den Kontakt zum anderen, manchmal geht es gut und manchmal geht es schief.
Heute mittag ging es wieder schief und es kamen zuviel Emotionen rein von meiner Seite.
Es fällt mir so schwer den Menschen, den ich liebe vor mir zu sehen, ihn nicht berühren zu dürfen, zu wissen, dass er bald geht.
Gestern war ich tagsüber nicht zuhause und als ich abends kam, habe ich gesehen, dass er viel im Garten gemacht hat. Er kam gestern abend noch runter und hat mir berichtet was er alles gemacht hat und ich habe mich auch wirklich sehr darüber gefreut.
Heute morgen haben wir auf dem Balkon gesessen und sogar zusammen gefrühstückt und er sagte, dass er das alles gemacht hätte, damit ich dann im Sommer nicht soviel Arbeit hätte, wenn er nicht mehr da wäre.
Das sind dann so Situationen in denen ich Magenkrämpfe bekomme und ich alles dann kaum noch aushalten kann.
Habt Ihr einen Rat für mich wie ich mich in der aktuellen Situation am besten entlieben kann?
Diese neue Erkenntnis, dass er keine Nähe zulassen kann, obwohl er es eigentlich möchte belastet mich so unglaublich. Dieses Verhalten hat übrigens nichts mit seiner Depression zu tun, sondern hat seinen Ursprung in seiner Kindheit.
Irgendwie zu wissen, dass unsere Beziehung von Anfang an keine wirkliche Chance hatte, tut einfach weh.
Mein Kopf sagt, dass ein Auszug richtig ist, aber wie bekomme ich meinen Bauch hinterher?
Liebe Grüße
von der Koboldin, die sich wohl in der schlimmsten Krise ihres bisherigen Lebens befindet
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Marionka
Beiträge: 175
Registriert: 22. Nov 2009, 18:53

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Marionka »

Liebe Koboldin,

bin ja aus Zeitgründen nicht lange nicht im Forum gewesen um zu posten, habe aber immer mitgelesen.

Ich kann dir leider keinen Rat für deine aktuelle Situation geben (du kennst ja meine Geschichte), möchte dich nur mal virtuell drücken und dir sagen, dass es mich sehr berührt, wie du im Moment leidest. Du dachtest ja selbst, dass du schon viel weiter wärst und jetzt das. Ich verstehe das sehr gut, denn ich glaube auch bei mir ist es so, dass gerade mein Freund momentan nicht mit mir kann aber auch nicht ohne mich. Wenn du meinen Thread verfolgt hast, siehst du ja, dass wir wieder eine heftige Auseinandersetzung hatten, wo er doch sagte, dass er das mit mir nie mehr anfangen wollte usw. Gleich am nächsten Tag hat er sich wieder gemeldet und seitdem sehen wir uns wieder sehr oft (von ihm ausgehend).
Vielleicht ist jetzt die räumliche Trennung bei euch ein Schritt in die richtige Richtung, denn ihr seit, glaube ich, ziemlich festgefahren. Lass das einfach mal auf dich zukommen - er will dich nicht loslassen und verlieren. Das merkt man ganz deutlich an den Zeichen, die er dir gibt.
Vielleicht ist die Trennung wirklich eine Chance für einen Neuanfang.

Auch wenn ich dir nicht wirklich raten kann, wie du dich "entlieben" kannst (das geht auch gar nicht!!!), dann gibt es dir vielleicht ein gutes Gefühl, zu sehen, dass du wirklich viele Leute hier im Forum mit deinem Mut und deiner Stärke beeindruckt hast.

Denke ganz fest an dich und wünsche, dir die nötige Stärke, die du jetzt brauchst.

Alles Liebe
Marion
schneewittchen.m.m
Beiträge: 154
Registriert: 24. Feb 2010, 16:51

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von schneewittchen.m.m »

Hallo Koboldin,

Ich hab dir mal einige Auszüge deiner Posts kopiert.


DU schriebst:

….Ihr habt keine Beziehung mehr und Du sorgst und sorgst Dich weiter und weiter ...
... bis Du selbst krank wirst oder vielleicht auch schon bist.
Es tut mir so leid wie Du leidest, aber ich mache mir wirklich ganz ganz ernsthafte Sorgen um Dich.
Ziehe Dich zurück und sorge für DICH!
Das ist ganz wichtig, Du gehst sonst absolut unter oder bist sogar schon dabei.
Dein Ex-Partner ist depressiv und das was Du beschreibst ist nicht abwegig bei depressiven Menschen. Nur er selbst kann sich helfen, Du kannst leider nichts tun.
So bitter es auch ist, Du musst endlich anfangen das zu begreifen ...

…Einige von Euch machen sich momentan so klein und sehen nicht mehr rechts und links und drehen sich immer weiter in der Spirale nach unten.
Mal ganz realistisch gesagt: So eine Frau wünscht sich kein Mann!
Steht auf und blickt nach vorn und nicht weiter nach hinten! Ich bin ganz sicher, dass sich auch hinsichtlich der Partner/Ex-Partner Veränderungen ergeben, wenn Ihr wieder selbstbewusster werdet und Euch selbst mögt…

… Aber wenn der erkrankte Partner mehrfach die Trennung ausgesprochen hat, so sollte man einfach mal an den Punkt kommen und das jetzt auch so zu akzeptieren.
Ich glaube manchmal haben wir den Partner selbst sogar dazu gebracht, denn dieses ständige überbemuttern und das nicht ernst nehmen seiner/ihrer Äußerungen führen letztendlich evtl. auch dazu, dass der erkrankte Partner sich trennen muss, weil er sonst nicht zur Ruhe kommt….


Ich hoffe, deine eigenen Worte helfen dir nun selbst weiter! Vielleicht verstehst du?


Mit dem Wunsch, dass es dir bald besser geht

Alles Gute Mima
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Mima,
Du hast völlig recht mit Deinen Äußerungen bzw. mich mit meinen eigenen Aussagen zu konfrontieren. Ich war ja auch auf so gutem Weg und durch diese neue Erkenntnis (habe ich weiter oben geschrieben) ist meine Distanz wieder eingebrochen, weil ich noch nicht einmal mehr Wut entwicklen konnte, sondern nur noch heftiges Mitleid habe.
Es ist nur einfach so, dass mein Ex-Partner mich in den letzten Tagen wieder häufiger mit Suizidgedanken konfrontiert. Das hat er bisher immer dann noch häufiger gemacht, wenn ich mich zurückgezogen habe. Das ist so mein Dilemma und ich schaffe da so richtig den Absprung nicht.
Wir leben ja unter einem Dach und somit bin ich ansprechbar für ihn.
Das ist alles ein heftiger Horrortrip. Ich kriege dieses Verantwortungsgefühl nicht weg.
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von heike56 »

Liebe Koboldin,

seit langer Zeit lese ich deine Beiträge. Es tut mir leid, was Du erlebst.
Ich hatte einen guten Bekannten, der sich sehr ähnlich verhalten hat wie dein Partner. Obwohl es nur ein Bekannter war hat mich dieses Verhalten sehr belastet.

Damals habe ich mich u.a. mit dem Krankheitsbild der Borderlinestörung beschäftigt und fand darin für vieles eine Erklärung. In wikipedia gibt es eine ausführliche Beschreibung.

http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline ... %C3%B6rung

Ich möchte es nur als Hinweis schreiben, denn ich kenne eure Situation nur vom Lesen. Eine Diagnose kann sowieso nur ein Fachmann stellen.

Alles Gute für dich!

Liebe Grüße

Heike 47
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Update:
Nachdem mein Ex-LG mich vor knapp 3 Wochen immer wieder mit Suizidgedanken konfrontiert hat, habe ich es einfach nicht mehr ausgehalten und nach einer spontanen Lösung gesucht um das zu durchbrechen.
(Oft bekommt man ja in so einer Situation die Aussage, dass man sich abgrenzen muss und einen Suizid nicht verhindern kann. Ja toll, aber das soll mir mal jemand im Alltag vormachen und ich mache es dann nach. Wenn er sagt, dass er nicht mehr leben will, dann die Autoschlüssel nimmt und davon rast, dann bin ich noch die 1. Stunde ansatzweise ruhig, aber dann ...)
Er wohnt ja noch im Haus und ich bin die einzige die nach wie vor mit seinem Selbstmordgedanken konfrontiert wird.
Ich wollte das das aufhört und habe vorgeschlagen ein Wochenende gemeinsam an die See zu fahren. Das ist bei ihm auf größte Zustimmung gestoßen und somit sind wir vor 2 Wochen ein Wochenende nach Holland gefahren. Schon die Fahrt dahin war anders, wir konnten reden und lachen.
Als wir in Holland angekommen waren, war es als ob alles von uns abgefallen wäre und wir haben ein sehr harmonisches und schönes Wochenende verbracht. Es gab auch mal ein paar Umarmungen und sogar Komplimente für mich.
Seitdem wir zurück sind, haben wir auch so einiges zusammen unternommen und es ist harmonisch geblieben. Irgendwie ist der Umgangston ein anderer geworden. Trotzdem gibt es immer mal wieder Ausbrüche von ihm und er fühlt sich überfordert. Erstaunlicherweise zieht er sich dann zurück und wir können im nachhinein darüber reden und er merkt selbst, dass diese Situationen von ihm allein ausgelöst wurden, weil er Dinge gemacht hat, die keiner von ihm erwartet und er sie momentan nicht erfüllen kann. Sollte das schon mal eine erste Erkenntnis sein?
Seine Therapie (war ja nur 10 mal bei der Diakonie) ist erst einmal zu Ende und ich hoffe, dass er sich aber um eine weitegehende Therapie kümmert, da ja nur einige Dinge angekratzt wurden und es ja eigentlich jetzt erst losgehen müßte.
Von seinem Auszug hat er bisher nicht wieder gesprochen. Er redet manchmal von seiner alleinigen Zukunft, dann redet er wieder im Wir, hat mich letzten Samstag bei einer Grillparty als seine Freundin vorgestellt und erzählt mir dann wieder, dass er allein im Wald leben will.
Ich habe einem sehr guten Freund von ihm (den ich auch sehr mag) vor zwei/drei Wochen eine mail geschrieben und mich sozusagen "verabschiedet" bzw. geschrieben, dass ich ganz gern locker den Kontakt aufrecht erhalten würde, wenn es für ihn ok ist. Mein Ex-LG hatte mir erzählt, dass er mit dem Freund öfter telefoniert hätte und ihm von uns berichtet hätte. Daher hatte ich mir nichts dabei gedacht und war sehr erstaunt, dass dieser Freund überhaupt nichts wußte von der Trennung und aus allen Wolken gefallen ist. Ich kann das alles irgendwie nicht mehr wirklich nachvollziehen.
Ich schwanke momentan zwischen akzeptieren seiner Situation körperliche/psychische schwere Erkrankung (sowie aushalten der Gesamtsituation) und dem Weg in meine Eigenständigkeit. Ich unternehme mehr, entscheide mehr für mich allein und versuche mir momentan keine Gedanken über die Zukunft zu machen.
Aktuell gelingt das ganz gut, aber wer weiß wie lange und was noch kommt...
Morgen habe ich allein einen Termin bei unserer Paartherapeutin, weil ich dringend mit einem Profi darüber sprechen muss, dass er grundsätzlich ein großes Problem mit Nähe hat.
Also zuviel Nähe, dann verbale Verletzungen und somit Distanz, zu große Distanz (durch ihn hervorgerufen durch die Trennung) dann wieder Suizidaussagen, die mich dazu bringen mich zu kümmern.
Der letzte Satz ist jetzt mein Fazit daraus, mal sehen was der Profi dazu sagt.

Eure Meinung zu der aktuellen Situation würde mich auch sehr interessieren. Wie würdet Ihr Euch verhalten?

Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Babi »

Hallo liebe Koboldin,

man merkt deutlich an deiner Erzählung, daß dein Mann richtig Fortschritte macht und daß er an sich arbeitet. Ich denke, daß er genau weiß, wo seine Probleme liegen und wo er dran arbeiten muß. Und er ist auf einem guten Weg.
Und du hast richtig festgestellt, er hat in der Tat erste Erkenntnisse, das hast du richtig erkannt. Es arbeitet in ihm. Du wirst sehen, er wird noch mehr Erkenntnisse mit der Zeit haben.
Für ihn ist das ganz wichtig.

Und das Nähe-Distanz-Problem ist bei ihm wirklich sehr deutlich. Daß er verbal verletzt, wenn zu viel Nähe da ist, ist da leider normal. Es ist eine Schutzreaktion aus Angst.
Überlege mal, ist es nicht so, daß du dich etwas zurückziehst, wenn er verbale Attacken macht? Das heißt, du stellt dann durch das Zurückziehen automatisch wieder etwas mehr Distanz her, verstehst du?
Das heißt, er ist so panisch von der Nähe, daß er quasi durch verbale Gewalt die Distanz wieder herstellt. Kannst du das nachvollziehen?

Ich finde, so wie du es machst ist es ganz richtig, was für dich tun und ansonsten abwarten, was kommt.
Ich habe durch deinen letzten Eintrag das Gefühl bekommen, daß dein Mann jetzt über die heftigste Phase hinweg ist, jetzt geht es aufwärts.

Ich wünsch dir viel Kraft. Mach weiter so.

Alles Liebe Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo liebe Babi,
vielen Dank für Deine Meinung zu der momentanen Situation.
Heute ist es allerdings schon wieder zu einem totalen Absturz bei ihm gekommen. Dabei ist gestern eigentlich was positives für ihn passiert. Sein Antrag auf Arbeitslosengeld II wurde genehmigt. Ist doch eigentlich super, aber der Bescheid gilt erst 3 Wochen nachdem er das erste Mal beim Amt war.
Er wertet das jetzt wieder völlig gegen sich und hat den Eindruck, dass der Staat in fertig machen will.
Herrje, es ist einfach zum Haare raufen.
Ich gehe allerdings anders mit der ganzen Situation um. Hab ihm ganz klar gesagt, dass ich ihm gerne helfe aber mich nicht von ihm anmeckern lasse. Scheint zu helfen!
Ansonsten ist mir diese Nähe-Distanz-Nähe-Distanz-Schiene auch schon völlig klar.
Ich sehe ihn momentan nur noch als kranken Menschen, der Hilfe benötigt, nicht mehr und nicht weniger.
Ich hoffe das aktute Tief hält nicht so lange an wie die Letzten. Es ist einfach ein ständiges Auf und Ab und zerrt ganz schön.
Morgen habe ich für mich selbst wieder einen Therapietermin, damit ich meine Abgrenzung weiterhin besser hinbekomme.
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
linebinelo
Beiträge: 22
Registriert: 23. Feb 2010, 11:01

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von linebinelo »

Hallo Koboldin,

da bin ich mal wieder. Hab lange nichts geschrieben, weil ich ziemlich verzweifelt bin, dass der "trott" immer so weiter geht! Ihr wißt ja, bei mir ist es "nur die gute Freundin" aber das Nähe-Distanz-Problem und die Suizid-Drohungen sind genau das Gleiche. Auch dass ich immer die Einzige bin, die das ganze Elend mitkriegt, gleicht Deiner Situation. Ich versuche was ich kann, aber es nützt nichts. Wenn ich versuche Hilfe bei Ärzten oder Sozialdiensten zu holen wird sie wütend und schreit mich an, ich würde meine Kompetenzen überschreiten! Sage ich, dass sie einfach mehr unter Leute müßte und nicht dauernd allein zuhause hocken und sich abschotten dürfte, sagt sie ich verstünde ihre Situation nicht und wolle nicht erkennen, dass sie Hilfe braucht und krank ist!!?? WAS WILL sie eigentlich??? Bzw. was wollen unsere depressiven-Lieben in der Situation erreichen, wenn sie uns wieder immer wieder mit Selbstmord drohen??? Ich verstehe das alles nicht, fühl mich erpresst und hilflos....
Viel Kraft für Dich im täglichen Kampf. Würde mich mal interessieren,was Deine Therapeutin zu all diesen Problemen sagt, als Fachmann?? Seid umarmt....
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwischenbilanz

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Schnitzler,
hat mich sehr gefreut mal wieder von Dir zu lesen. Weniger schön ist es natürlich, dass sich bei Deiner Freundin nicht viel geändert hat und Du auch weiterhin belastest bist.
Das ist alles ganz schön schwierig und sehr sehr kräftezehrend was Erkrankte und Angehörige durchleben.

Ich hatte ja heute den Therapietermin und Du schreibst, dass es Dich interessiert was die Profis sagen.
Nun ja, der Termin heute war bei unserer Paartherapeutin. Ich habe für mich da nochmal ein Gespräch gebraucht um meine momentane Einschätzung der Dinge jemandem zu schildern, der auch meinen Ex-Partner kennt.
Eigentlich hat dieser Termin heute 100 % bestätigt was ich selbst schon seit einigen Wochen denke, empfinde und wonach ich lebe.
Nämlich wirklich ganz strikt mein eigenes Ding zu machen, meinem Ex-LG Hilfe anzubieten aber nicht aufzudrängen. D.h. er muss auf mich zukommen und mir sagen, wenn er Hilfe braucht. Ebenso sollte die Kontaktaufnahme allgemein meist von ihm kommen. Genauso lebe ich ja auch seit einiger Zeit und es bringt momentan ziemliche Fortschritte.
Der Umgang ist entspannter und ich kann mich so langsam etwas erholen und genau das würde ich Dir auch raten. Zeige Deiner Freundin ruhig Deine Grenzen auf (versorgst Du immer noch das Haus und die Tiere?) und nimm Dir auch bewußt Zeit für Dich. Wenn Du ihr zuviel abnimmst, dann machst Du sie ganz klein und sie verliert immer mehr ihr Gesicht. Das führt dann vielleicht auch dazu, dass sie Dich immer wieder anschreit, weil sie dadurch wieder versucht größer zu werden.

Bei mir ist heute noch herausgekommen, dass mein Ex-LG mit mit ein heftiges Nähe-Distanz-Spiel gespielt hat, weil er was das Zulassen von Nähe angeht ein riesiges Problem und daraus resultierende Störungen hat.
Seit ich das erkannt habe, verhalte ich mich anders und es geht mir wesentlich besser.
Die Selbstmordabsichten äußert er nur mir gegenüber und ich selbst hatte daraus schon geschlossen, dass er damit dann wieder versucht mich an sich zu binden um dann einige Tage später wieder riesige Distanz zu schaffen.
Die Therapeutin hat mir heute gesagt, dass sie es ganz genauso empfindet und es für ihn wohl die einzige Kerbe wäre die er noch treffen kann.

Je ruhiger und distanzierter ich mit ihm umgehe, desto besser werden unsere Gespräche und der Umgang mit einander.

Schnitzler, pass auf Dich auf und vergiss Dich selbst nicht!
Deiner Freundin kannst Du nur helfen, indem Du Dich nicht vergisst und sie immer wieder zu sich selbst zurückschubst, damit sie lernt ihren eigenen Weg zu gehen und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
DISTANZ kann oft viel mehr Nähe schaffen, als man im Vorfeld ahnen kann.

Herzliche Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
Clown
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Re: Zwischenbilanz

Beitrag von Clown »

Liebe Koboldin,

mit Interesse lese ich immer deine Zwischenberichte und finde es klasse, dass du zunehmend mehr 'um dich selbst kreist' (ich glaube es ist Fritz Riemann, der in seinem Planetenmodell den Begriff 'Eigendrehung' benutzte).

>Bei mir ist heute noch herausgekommen, dass mein Ex-LG mit mir ein heftiges Nähe-Distanz-Spiel gespielt hat, weil er, was das Zulassen von Nähe angeht, ein riesiges Problem und daraus resultierende Störungen hat.
Gehst du eigentlich auch der Frage nach, aus welchen Hintergründen heraus du dieses Spiel mitgespielt hast...verstehst du? Also nicht, warum war man das Opfer dieses Spiels, sondern als Mitspielerin bin ich ja am Gesamtgeschehen genauso aktiv beteiligt wie der andere ...

Mich interessieren solche Fragen bei mir selbst immer, ich möchte mir auf die Schliche kommen.

Auf alle Fälle spielst du das Spiel nun nicht mehr mit, das ist natürlich noch wichtiger, als zu wissen, warum man es überhaupt mitgespielt hat.

Weiterhin viel Erfolg dabei,
lieben Gruß,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
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