Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

tomroerich
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von tomroerich »

Betroffene für Betroffene

http://www.depressionsliga.de
sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von sewi »

_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

was denkst Du wohl, Sewi, was ich denke
Klar möchte ich lesen, welche Gedanken Du dazu hast!

Aber denk dran: Feind liest mit
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Lieber Thomas,

mittlerweile bin ich auch müde, deshalb nur ganz kurz:

„ich setze voraus, dass du es nicht deshalb tust, um etwas zurückzubekommen, das wäre wieder Sich-Richten“

Das setzt Du richtig voraus. Ich bin als Kamel durchs Nadelöhr gegangen. Und ich weiß, das es gut und richtig ist.
Genau das ist Freiheit.

Gute Nacht

Mary
sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von sewi »

_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Sewi, gerade Du hast schon mitbekommen, was für ein Kamel ich sein kann
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

und mein Feind bin ich selber
in meiner Wut, in meiner Trauer, in meiner Angst!!!
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Außerdem hab ich Dir schon längst gute Nacht gesagt. Also husch, husch, ab ins Bett und träum was Schönes
*mahnend den Zeigefinger erheb*
Ein....zwei....
zu mehr haben es meine Kinder nicht kommen lassen, ich hoffe, Du auch nicht!!!
(der Anforderung wäre ich nämlich heute nicht mehr gewachsen *lach*
Also,
ab ins bett!!!

Mary
sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von sewi »

_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

schleich Dich
aber schnell!!!
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Horch....
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

...
*schmunzel"
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Herrlich, diese Ruhe!!!
*ggg*
Freu mich auf den nächsten Tag
*lach*
Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von Muriel »

Man gibt immer den Verhältnissen die Schuld für das, was man ist.

Ich glaube nicht an die Verhältnisse.

Diejenigen, die in der Welt vorankommen,
gehen und suchen sich die Verhältnisse,
die sie wollen und wenn sie sie nicht finden können,
schaffen sie sie selbst.

(George Bernard Shaw)






Liebe Mary,


da bin ich.


Ich beschäftige mich immer noch mit den diversen Fragen meines Kapitänseins, grins.
Ich lerne gerade zu unterscheiden zwischen:

° dass meine Gedanken meine Realität gestalten

und

° ich erlebe die Realität, auf die ich meine Aufmerksamkeit richte.


Das las ich beispielsweise gestern:

"Solange ich glaubte, alles basiere auf Zufall und meinem Handeln, erlebte ich genau dies. Jetzt, wo ich meinte, Gedanken gestalten Realität, geschah es auch so. Beide Überzeugungen sind gleichermaßen richtig oder falsch. Meine Überzeugungen waren das Entscheidende. Was ich also brauche, ist eine schöne Überzeugung, die mich in die richtige Richtung steuert. Meiner Erfahrung nach ist es einfach, dies zu finden, denn meine Überzeugungen sind organisch in mir gewachsen, ohne Affirmationen oder Ähnliches. Realitätsgestaltung ist mir nicht mehr so wichtig - ich muss nicht mehr den Schöpfer spielen bis zur Erschöpfung. Zum einen habe ich eine Überzeugung in mir wachsen lassen, die mich ohne weiteres Zutun stetig glücklicher werden lässt, zum anderen ist mir klar, wie einfach man sich Glücksgefühle "machen" kann."


Wahr ist eben doch einfach das, was ich glaube, lach.

Äehm, ja, und wie lerne ich es nun, mich selbst zu lieben ?
Ich glaube mittlerweile, jeder muss da wohl seinen eigenen Weg .... sein individuelles Rezept kreieren .... was für mich gut ist, kann ein anderer nicht umsetzen oder es schadet ihm vielleicht sogar.
Wichtig scheint mir das Selbst - Bewusstsein zu sein, mir selbst treu bleiben zu können.
Und das Selbst - Vertrauen, mein Wissen .... meinen Glauben .... meine Überzeugung auch gegen anders lautenden Meinungen zu leben, einfach weil es für mich wahr und gut ist.
Den anderen anders sein lassen und mich selbst auch sein lassen.
Also gleichzeitig annehmen und akzeptieren und auch noch respektieren.
Klingt echt kompliziert und verflixt schwierig, mhm ?!

Irgendwo tief in mir drin weiss ich, dass es eigentlich ganz einfach ist .... vom Kopf .... vom Verstand .... vom Verstehen her ist mir das ja auch schon alles länger klar .... jetzt muss ich das endlich irgendwie umsetzen .... lernen, es auch im Gefühl .... in der Emotion zu begreifen.

Wenn jeder an sich selbst denkt, ist an jeden genug gedacht.

So hart und egoistisch sich das Zitat anhören mag, ich finde es ziemlich treffend.
Wenn ich mir dieses Forum so anschaue, sehe ich, wieviele hier im Garten eines anderen Menschen herumwurschteln, statt sich ihren eigenen Pflanzen zu widmen.
Darf ich einem anderen Menschen nicht zutrauen und vertrauen, dass er seinen Garten alleine pflegen kann ?
Und wenn er wirklich Hilfe braucht, stehe ich ja gerne zur Verfügung, soweit es mir möglich ist.

Ich merke das gerade in meiner eigenen Beziehung, wie sehr ich oft im Garten meines Freundes herumfuhrwerke, anstatt meinem eigenen Garten die dringend notwendige Aufmerksamkeit zu widmen.
Kein Wunder, wenn ich mich meilenweit vom Thema Selbstliebe entferne.
Und nebenbei noch so Gefühle wie: Überforderung, Genervtsein und Aggression züchte.
Ungefragtes Wurschteln in anderen Gärten schafft wirklich einzig Frust und Unfrieden.
Es ist einfach meine Wahrheit:
ich erlebe die Realität, auf die ich meine Aufmerksamkeit richte.
Ich könnte meine Probleme ja auch in Ziele umformulieren, oder ?

Wie du siehst, in mir rumort es heftig, lach.
Aber ich habe zum ersten Mal seit langer Zeit das Gefühl, dass es keine depressiv - negative Gebetsmühle ist, die da vor sich hingrübelt.
I'm on my way.
Ja, und das fühlt sich endlich mal wieder gut an.

Ich wünsche dir noch einen lichten Sonntag

Muriel




..
Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt,

sieht sich von zwei Seiten,

und steht somit in der Mitte.
Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von Muriel »

Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit!

Das ist der Grund,

weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten.

(George Bernard Shaw)






Lieber Thomas,


"ABER (I'm so sorry ), entschieden haben wir uns wohl nicht dafür und wir haben auch nicht die Möglichkeit, zu wählen, welches Leben wir wollen."

Ich glaube einfach daran, dass ich das vor meiner Geburt getan habe und das alles, was mir in meinem Leben begegnet und Eindrücke in mir hinterlässt, einen Sinn hat.
Erfahrungen aus denen ich lerne, was ich gerne lernen .... erfahren wollte.
Wahrheit ist eben subjektiv, grins.


Und nein, Gott sei Dank liegt die Verantwortung letzten Endes nicht bei uns (und ich finde, hier bürdest du dir ziemliche Lasten auf). Welche Macht kannst du denn haben über die äußeren Dinge, von denen Epiktet spricht? Sie sind dir für eine gewisse Zeit geliehen, abhängig von allen möglichen Einflüssen auf die du keinen Einfluss hast. Besitz vergeht und wird wertlos, dein Ansehen hängt von der Meinung anderer ab u.s.w. Es lohnt nicht, seine Kraft dorthinein zu hängen, weil das Wesentliche in dir selbst ist und nur dort kannst du Einfluss nehmen. Verzettelst du dich im Außen, verschenkst du dein Leben.

Hm, Besitz ist nichts, das ich mitnehmen kann, wenn ich dieses Leben wieder verlasse, insofern ist er wertlos.
Mein Ansehen hängt nicht von anderen ab .... denn damit gebe ich meine Macht ja wieder an andere ab.
Mein Ansehen hängt von mir selbst ab .... natürlich kann ich andere nicht davon abhalten, sich ihre eigene Meinung von mir zu bilden .... aber wenn ich sie als nicht zutreffend empfinde, liegt es an mir, wie ich damit umgehe, oder ?!
Im Aussen verzetteln würde ich mich in diesem Beispiel, wenn mir die Meinung der anderen wichtiger wäre, als mein Wissen um mein inneres Wesen und wenn ich nun verzweifelt probieren würde, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Und da liegt ja auch meine Wahlmöglichkeit .... ich kann mich tierisch im Aussen verzetteln oder auf mich und mein Innerstes vertrauen und ihnen ihre Meinung lassen.
Und mein Ansehen nicht von ihnen abhängig machen.

Ich habe immer die Wahlmöglichkeit, worauf ich meine Wahrnehmung richte und genau das meine ich damit, wenn ich sage:
ich bin die Schöpferin meiner Realität, meiner Wahrheit, meines Lebens.


Tja und der letzte Abschnitt, da bin ich ja fast erschrocken. Dein Bibelzitat stimmt schon aber glaubst du, es bedeutet, dass wir Gott gleichen? Es bedeutet, dass wir das Göttliche in uns tragen und es auch zur Entwicklung bringen können aber bis dahin ist es ein verdammt langer Weg. Wir sind nicht identisch mit dem Absoluten (das ist mir lieber als "Gott") sondern begabt damit, das ist ein fundamentaler Unterschied und es mag gut sein, dass viele Menschen nie diesen Weh zu Ende gehen sondern stehen bleiben.

Warum denn gleich erschrecken, du hast es doch genauso verstanden, wie ich es meinte.
Ich bin kein Abklatsch von Gott (vom Universum oder Absoluten), sondern er ist in mir, so wie in jeder Daseinsform auf dieser Erde.
Ich bin ein Tröpfchen im Meer des Universums und alle zusammen sind wir das Meer.
Miteinander .... All - eins .... verbunden und doch jeder auch allein.
Wir haben eben das Glück oder das Pech, dass wir beides empfinden können, das Tröpfchengefühl und das Meeresgefühl.
Wobei wir das Meeresgefühl gerne verdrängen, zugunsten von unseren sogenannten "negativen" Gefühlen.


Und "Dein Wille geschehe und nicht meiner" ist Ausdruck eines Seinszustandes, der alles Persönliche hinter sich gelassen hat durch eine unendlich mühevolle Entwicklung. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden! Mt 7,14

Dein Wille geschehe und nicht meiner, wäre das vollkommene Vertrauen in das Meer und somit letzten Endes wieder in mich selbst.
Und das schaffen tatsächlich bisher leider sehr wenige Menschen.
Sich loszulösen vom sogenannten Ego und sich einfach als Tropfen in einem Meer wohlzufühlen.
Losgelöst von allem und schwimmend in einem Meer des Vertrauens und des Eins - Seins.
Das löst in mir ein tiefes Gefühl des Friedens aus, so wie wenn ich mit geschlossenen Augen und den Ohren unter Wasser in einem See treibe.
Ich habe das im Sommer richtiggehend zelebriert und ich glaube, ich empfand in diesem Moment Liebe zu mir selbst, zu meinem inneren Wesen, zu meinem Sein und zum Meer.
Verbundenheit im All - Eins sein, ja .... das war das friedliche und liebende Gefühl in mir in diesem Moment, lächel.



"Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling."

(Laotse)



In diesem Sinne wünsche ich auch dir einen lichten Sonntag

Muriel




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Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von Muriel »

"Gehe, bei allem was du tust, bis ans Ende deiner Möglichkeiten.

Bist du dort angekommen, schau auf die andere Seite und mach' noch mehr, erweitere deinen Horizont.

Sprenge deine Grenzen in allen Richtungen und überschreite sie, egal wieviel Überwindung es kostet."

(Unbekannt)






Hallo sewi,


"Keiner Frau ist es vom Schicksal bestimmt worden,

ihr Dasein als kümmerliches, unauffälliges Nagetier zu führen,

als dressiertes Mäuschen,

das es nicht fertig bringt,

einen mächtigen wolfsartigen Satz nach vorn zu machen,

sich auf die Jagd zu begeben und das Unbekannte zu erforschen"



"Wir alle sind von einer Sehnsucht
nach wilder Ursprünglichkeit erfüllt.
Aber es gibt kaum ein kulturell akzeptiertes Mittel,
das diese Art von Heißhunger stillt.
Man hat uns Scham vor diesem Verlangen anerzogen,
und so haben wir gelernt,
unsere Gefühle hinter langen Haarmähnen zu verbergen.
Aber ein Schatten der Wilden Frau
verfolgt uns bei Tag und auch bei Nacht.
Wo wir auch hingehen,
ein Schatten trottet hinter uns her - und immer einer auf vier Beinen."



Nur wenn eine Frau die ihr anerzogene Rolle des
Lieb — Nett — und Angepaßtseins,
des Gehorchens — Fügsamseins — des Sichunterordnens
und Stillseins aufgibt
kann sie aufwachen und wieder "sehend" werden.
"Was ist aus meiner Seele geworden?
Was in mir ist kaputt,
abgestorben oder droht, abzusterben, wenn ich so weitermache "?
"Welche Grundbedürfnisse liegen inzwischen begraben?
Wie steht es mit meiner Beziehung zum wilden,
instinktiven Selbst?
Wann bin ich zum letztenmal frei
und laut lachend einem unbekannten Horizont entgegengelaufen?
Was sagt die Stimme meiner Seele in diesem Augenblick?
Singt sie die herrlichen Schöpfungshymnen
oder verstummt sie mehr und mehr?
Wie mache ich das Totgeglaubte wieder lebendig in mir,
in meinem Haus und meiner Umwelt?
Wo ist die Wolfsfrau in mir? "Geht es ihr gut"?
Dann zuckt nichts mehr in unserem Innern zusammen
und macht sich plötzlich kleiner als es ist,
wenn wir zum x-ten Mal als verrückt, exzentrisch,
versponnen, unangepaßt
und komisch bezeichnet werden,
wenn irgend jemand uns mehr
oder minder subtil zu verstehen gibt,
daß Frauen wie wir ihrer Gesellschaft zur Schande gereichen.
Frauen, die jemals in ihrem Leben als widerspenstig,
aufmüpfig, unhöflich, unverschämt,
unverbesserlich und rebellisch bezeichnet worden sind,
sollten wissen, daß sie auf dem richtigen Weg sind.
Die Wilde Frau steht direkt hinter Dir.




Es ist etwas in uns, das ständig daraufwartet,
daß wir ihm Raum geben, etwas, das uns immer nahe ist,
etwas Liebendes, etwas, das auf den rechten Nährboden in uns wartet,
damit es sich endlich in voller Größe entfalten kann.

Ich bin sicher, daß wir uns dieser treusorgenden Kraft vertrauensvoll überlassen können,
und wenn wir es tun, ist das Totgeglaubte wie durch ein Wunder nicht länger tot;
das einst Verlorengeglaubte ist nicht länger verloren;
was von manchen für unmöglich erklärt wurde, wird unmißverständlich als möglich erkannt,
und alles, was brachlag, ruht nur ein Weilchen - es ruht sich aus
und wartet auf die Keime, die von Gottes Atemzügen,
dem Wind der Weisheit, herübergeweht werden.


Clarissa Pinkola Estes, Ph.D., ist Dichterin, Psychologin der Jungianischen Schule und eine Cantadora (Hüterin und Erzählerin alter Geschichten) der lateinamerikanischen Tradition. Ihr internationaler Bestseller »Die Wolfsfrau« gilt als das bisher bedeutendste Werk über die Instinktnatur der Frauen:
»Eine Hommage an die weibliche Intuition...



Ich dachte mir, das gefällt dir vielleicht ....


Sei mir herzlich gegrüsst

Muriel



..
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sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von sewi »

Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von Muriel »

"Es ist nicht genug zu wissen,

man muss auch anwenden,

es ist nicht genug zu wollen,

man muss auch tun."

(Johann Wolfgang von Goethe)






Hallo sewi,


also manchmal könnte ich dich schütteln, grins !


Worauf richtest du deine Aufmerksamkeit ?

Und wie sprichst du über dich ?

Irgendwie kommt mir der Tenor recht vertraut und bekannt vor .... ich kann auch so richtig ausgiebig über mich herziehen, wenn ich will.

Die Frage ist und bleibt immer dieselbe:

Will ich mir das wirklich weiterhin selbst antun ?

In deinem Fall eben:

Willst du dir das wirklich weiterhin selbst antun ?

Verrat' mir eines, sewi .... wie soll sich etwas verändern, wenn du nicht anfängst deine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung zu lenken ?
Weg von diesem selbstzerstörerischen Verhalten, hin zum liebevolleren Umgang mit dir selbst.
Ob du nun eine Wolfsfrau oder ein Kopfmensch bist .... es geht um dich .... um sonst gar niemanden.

Mhm, kann ja auch sein, dass du dich hier so selbst anklagst, um mal wieder zu hören, dass du so schlimm gar nicht bist ?
Und weil du eigentlich Zuwendung, Aufmerksamkeit und Bestätigung suchst ?
Das stand jedenfalls bei mir meistens hinter meinen Hasstiraden auf mich selbst.
Ich wollte einfach hören, dass ich ein liebenswerter Mensch bin, weil ich mir das nicht selber vermitteln konnte.

Soll ich bei dir vorbeikommen und es dir auf deine Zimmerwand malen ?
Ich überlege mir das manchmal echt für mich selbst, lach !

"leider bin ich deswegen nicht gescheit"

Du bist eine blitzgescheite und intelligente Frau und das weisst du auch.


"ich habe aus egoismus viele dummheiten gemacht, die ich nicht mehr gut machen kann. habe menschen enttäuscht und verletzt, die ich liebe. habe ihr vertrauen missbraucht. habe mich meinen gefühlen hingegeben, anstatt vorher nachzudenken, ob diese richtig sind und angebracht. und wie man sieht, ich habe trotz all dem kummer, den mir das eingebracht hat, trotz der darauffolgenden wut über mich selbst und all der schmerzen, mit denen ich nun büßen muss, nichts dazugelernt."

Das trifft so ziemlich auf jeden Menschen in diesem Sternensystem zu, zählt also nicht als Argument, grins.
Lass' dir was besseres einfallen !


"statt daran zu arbeiten, ein besserer mensch zu werden und mich besser öffnen zu können, statt zu lernen, innenschau zu üben, meine augen aufzumachen und zu sehen anstatt zu begreifen, statt nachzudenken, mich zu bilden, statt zu lernen, wie man das gute bewahrt und das böse vergisst, tappe ich noch immer wie eine blinde herum, dränge mich andern auf, bettle um zuwendung, obwohl ich doch eigentlich weiß, daß das nur ein billiger trost ist und nichts wieder so gut machen kann wie es einmal war."

Und was glaubst du, warum sind wir anderen hier ?
Weil wir das alle schon können und dir alle helfen wollen ?

Und Trost, Zuwendung und Anerkennung sind schöne saubere kühlende und die Heilung anregende Pflästerchen auf all' unsere seelischen Wunden.
Ist also nichts billiges daran.
Ungeschehen können sie zwar nichts machen, aber sie können heilen, wenn du es zulässt.
Magst du ein Mickey Maus Motiv oder lieber ein Tiermotiv auf deinem Pflaster haben ?


"ich mache immer wieder die selben fehler und bringe mich damit tiefer und tiefer in einen zustand der verzweiflung, in eine lage, in der es keinen schritt vor und zurück mehr gibt und ich somit feststecke.
ich möchte mich am liebsten für meine dummheit bestrafen, wenn es sonst keiner tut. also hole ich regelmäßig die ohrfeigen ab, die ich verdient habe.
nachher gehts mir besser."

Alles hat seine Zeit, sewi.
Die Wut, der Hass, die Trauer, das Fehler machen und die Verzweiflung.
Und auch das Gefühl, auf der Stelle zu treten.
Das Ausleben all' dieser Gefühle ist wichtig.

Mhm, müssen es denn unbedingt Ohrfeigen sein, die du dir abholen willst ?
Es gibt doch so viele schönere und wohltuendere Früchte in den Gärten der meisten Menschen.
Und die könntest du alle stattdessen haben ....


"wie komme ich aus diesem sumpf der gefühle raus und wann kann ich endlich anfangen, klare sicht zu bekommen, das wesentliche zu erkennen, mich um mich selbst zu kümmern anstatt mich aus falschen gefühlen heraus in das leben anderer einzumischen und darin herumzufuhrwerken?"

Indem du dich einmal herumdrehst und deinen Blickwinkel veränderst.

Du kannst weiter auf die verschlossenen Türen starren und davor herumlungern, in der Hoffnung, einer macht doch eines Tages seine Tür für dich auf.

Oder du drehst dich um und siehst vielleicht so endlich die anderen Türen, die für dich sperrangelweit offen stehen.

Du müsstest dafür einfach ein klitzekleines bisschen deinen Kopf drehen, dann kannst du sie auch wahrnehmen .... und du musst schon mal durch eine hindurchgehen .... sonst kannste ja nicht sehen, was da so alles an schönen und heilsamen Dingen auf dich wartet.

Und behandle dich Tag für Tag mal ein bisschen liebevoller und grosszügiger.
Sonst tut's nämlich wieder keiner .... du musst damit anfangen und die anderen machen es dir dann nach .... wirst's sehen !

In diesem Sinne einen wunderschönen Sonntag - Abendgruss an dich

Muriel



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Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von Muriel »

sewi !

Das sind eine Wolfsmama und ihr Kleenes !
Also nee, zwei Hunde .... lach .... aber du hast irgendwie auch wieder recht .... die zwei sind ja die Urahnen unserer heutigen Hunde, schmunzel.

Und die Geschichte, die finde ich ganz wunderbar und grosse klasse, ja !

Noch einen herzlichen Gruss an dich

Muriel



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_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Die Bibel gebietet uns, unsere Nächsten zu lieben
und auch unsere Feinde zu lieben,
wahrscheinlich deshalb, weil es in der Regel die selben Leute sind.

(Chesterton)


An Thomas, an Muriel, an alle,

„Epiktet wählte wohl absichtlich etwas Banales und etwas sehr Schweres um die Spannbreite des Problems zu verdeutlichen, aber uns geht es hier ja nicht um Erleuchtung sondern darum zu erkennen, dass wir Depris uns wirklich mit allen möglichen Gefühle in Dinge hineinhängen, die außerhalb von uns sind und eher wenig in unsere inneren Angelegenheiten. Es ist schon sehr sehr viel, wenn wir für uns einstehen in der Weise, dass wir uns abgrenzen zu unserem eigenen Schutz und uns keine schlechten Gefühle machen lassen.“

Das kann ich nur unterschreiben!

“Und was habe ich gemacht? Genau das, was du vorschlägst, ich habe mich um ihn gekümmert, habe mit ihm geredet, ihn bekniet und habe ihm auch mit Konsequenzen gedroht, 20 Jahre lang.“

Mit Konsequenzen drohen kann nur dann wirken, wenn man dann auch konsequent ist. Sonst ist es eine leere Drohung und verliert seine Wirkung.

„Ich habe zugelassen, dass er sein Schicksal mit meinem vermischt und ich habe geglaubt, das sei ich ihm schuldig und das müsse ich tun. Ich habe alles geduldet und was ist das Ergebnis, Mary? Dass er in seiner Trägheit bleiben konnte und ich darf seinen Dreck aufräumen und muss mir heute sagen, mit Schuld an diesem Disaster zu sein. „

Schuld an dem Desaster bist nicht Du . Er ist ein erwachsener Mensch und für sich selber verantwortlich. Vermutlich hat Dir einfach die Energie Deiner Wut gefehlt, um Dich klar abgrenzen zu können. Fehlt sie Dir vielleicht heute noch?
Du schreibst, dass das Ganze sich schon über viele Jahre hinzieht und Du befürchtest, dass es ihn umbringen wird, wenn Du jetzt konsequent bist. Hast Du es schon mal so betrachtet, dass er seit Jahren vor Deinen Augen schleichenden Selbstmord begeht?
Auch das liegt nicht in Deiner, sondern allein in seiner Verantwortung. Mit Sicherheit braucht er Unterstützung, aber nicht die, welche Du ihm gibst. Damit meine ich nicht, dass Du ihn vor die Tür setzen oder ihn fallen lassen sollst, es gibt auch Grautöne dazwischen. Aber wenn Du ihm wirklich helfen willst, dann kannst Du es tun, indem Du ihm unmissverständlich klar machst, dass er fachliche Hilfe braucht. Was er dann damit anfängt, ist dann seine Sache.
Es ist höchste Zeit, aus dem Boot auszusteigen. Sei nicht böse, wenn ich das so deutlich hier schreibe. Ich weiß, so eine Entscheidung zu treffen ist sehr schwer ( was kann ich vor mir selbst verantworten und was nicht?). Aber ich denke, wenn Du es weiter so laufen lässt und er irgendwann von selber zusammenklappt, wirst Du Dir wahrscheinlich noch mehr Vorwürfe machen.


„Meine "weichen" Seiten haben mich in diesem Beispiel völlig in die falsche Richtung geführt und sicher ist diese Erfahrung ein wichtiger Grund dafür, dass ich sehr vorsichtig damit geworden bin, meinen Gefühlen nur deshalb zu trauen, weil ich sie nun mal habe. Nein, ich muss auch den Mut haben, sie zu bewerten und zu hinterfragen.
Vielleicht ist das der Punkt, der dir unheimlich ist. Ich vermute, dass du deine Autonomie bedroht siehst bei dem Gedanken, deine Gefühle könnten auch "nicht in Ordnung" sein. Das ist ja auch eines unserer Grundprobleme, dass wir das erfahren haben, "nicht in Ordnung" zu sein und nun komme ich daher und schlage vor, wir solten uns nun selbst in Frage stellen wenn wir es gerade geschafft haben, uns zu akzeptieren, wie wir sind. Ist es das?“

Du hast Recht, in bezug auf Autonomie stehe ich noch auf wackligen Beinen. Mit dem Kopf bin ich da schon angelangt, aber die Gefühle hinken doch arg hinterher. Ich habe klare Vorstellungen, was ich will und was nicht, was für mich wichtig und richtig ist und was nicht. Ich bin dabei, das umzusetzen, aber zur Zeit noch mit ganz viel Angst im Bauch.

„ich setze voraus, dass du es nicht deshalb tust, um etwas zurückzubekommen, das wäre wieder Sich-Richten“

Ich bin in die Depression gerutscht, weil ich meine eigenen Grenzen mehr als überzogen habe. Aber erst durch diese Erfahrung habe ich mich damit auseinander gesetzt, was wichtig ist und was nicht.

DAS WICHTIGSTE IST UND BLEIBT FÜR MICH DIE LIEBE: Die LIEBE ZU MIR SELBER UND ZU MEINEN MITMENSCHEN

Daraus ergibt sich nach und nach alles andere von selber.

Dabei kommt mir zwangsläufig Muriels Satz in den Sinn.

WENN JEDER AN SICH SELBER DENKT, IST AN JEDEN GENUG GEDACHT!

Das klingt in meinen Augen zynisch und bitter. ( ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, Muriel).

Keiner kann ohne andere Menschen leben. Der Mensch ist ein Rudeltier. Was uns alle verbindet, ist, dass wir alle auf LIEBE angewiesen sind.

Natürlich ist es wichtig, dass jeder sich zunächst um seine eigenen Dinge kümmert, aber der nächste Schritt danach ist genauso wichtig. Man kümmert sich um seine Mitmenschen. Das ist in unserer Natur so angelegt. Man leidet automatisch mit, wenn man das Leid von anderen erlebt.

NÄCHSTENLIEBE und das damit verbunden Mitleid sind etwas natürliches und eins unserer höchsten Güter.

Der Begriff NÄCHSTENLIEBE hat leider einen sehr negativen Touch bekommen. Viele, die aus christlichen Kreisen kommen, können oft ein Lied davon singen, welche Folgen es hat, wenn NÄCHSTENLIEBE gefordert wird und so in den Vordergrund geschoben wird, dass man darüber vergisst, sich selbst zu lieben.

Eine andere negative Folge, um es mal ganz drastisch mit Nitsche auszudrücken:
„Mitleid ist das angenehmste Gefühl bei solchen, welche wenig stolz sind und keine Aussicht auf große Eroberungen haben: für sie ist die leichte Beute – und das ist jeder Leidende – etwas Entzückendes. Man rühmt das Mitleid als die Tugend der Freudenmädchen.”
= Nächstenliebe aufgrund von Machtgefühlen.

Auch unser Sozialstaat basiert auf „Nächstenliebe“. Dem gegenüber steht die Wirtschaft, die tatsächlich nur nach dem Prinzip funktionieren scheint: Jeder ist sich selbst der Nächste (das wird aber auf Dauer auch ein Eigentor).
Der Sozialstaat hat es mit sich gebracht, dass „Nächstenliebe“ wie ein Auslaufmodell erschien, weil Vater Staat sich um alles kümmert. Erst viel zu spät wird endlich gefordert (werden endlich Grenzen gezogen), dass jeder Eigenverantwortung trägt. Die Konsequenz ist, das es jetzt tatsächlich auf Kosten derer geht, die auf Hilfe angewiesen sind.

Nicht das Prinzip „Nächstenliebe“ ist falsch, sondern es war und ist falsch, dass die verantwortlichen Politiker nicht den Mut hatten und haben, klare Grenzen zu ziehen.

Liebe und Nächstenliebe kann nur funktionieren, wenn jeder Eigenverantwortung und Verantwortung für andere trägt. Die richtige Grenze zu finden ist eine Herausforderung, die schwer, aber nicht unmöglich ist.

LIEBE und NÄCHSTENLIEBE, dass sind die Begriffe, die heutzutage nur noch indirekt oder mit Flüstern erwähnt werden.

Sie fallen bei Epiktet aus meiner jetzigen Sicht auch zu sehr unter den Tisch.

„Wenn du Fortschritte machen willst, dann halte es aus, dass man dich wegen äußerer Dinge für töricht und einfältig hält, und habe auch nicht den Wunsch, den Anschein zu erwecken, etwas zu verstehen, und wenn andere es von dir glauben, misstraue dir selbst. Denn sei dir darüber im klaren, dass es nicht leicht ist, seiner moralischen Entscheidung, durch die man sich in Übereinstimmung mit der menschlichen Vernunftnatur befindet, treu zu bleiben und zugleich die äußeren Dinge zu berücksichtigen. Es gibt vielmehr nur ein Entweder-Oder: Wer sich um das eine kümmert, muss das andere vernachlässigen.“

Meine moralische Entscheidung untersteht zuerst der Liebe und Nächstenliebe.

Ganz liebe Grüße an Euch alle
Mary
_Mary
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Eins ist mir noch wichtig, um Mißverständnissen vorzubeugen:
ich beabsichtige nicht und habe auch kein Interesse daran, hier zu missionieren oder den christlichen Glauben zu propagieren.
Muriel
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Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von Muriel »

Ein Egoist ist ein unfeiner Mensch,

der für sich mehr Interesse hat als für mich.

(Ambrose Gwinnett Pierce - Journalist, Satiriker und Schriftsteller 1842 - 1914)






Liebe Mary,


WENN JEDER AN SICH SELBER DENKT, IST AN JEDEN GENUG GEDACHT!
Das klingt in meinen Augen zynisch und bitter. ( ich weiß, dass du es nicht so gemeint hast, Muriel).

ich habe es gewusst, das sich mindestens einer an diesem Satz stossen wird, schmunzel.
Und natürlich meine ich es nicht so, wie du es verstanden hast.
Ich glaube, was gerade uns Depressiven sehr zu schaffen macht, ist die Eigenliebe.

Das .... liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Und nicht weniger und vorallem eben nicht mehr.
Also ich hatte und habe noch immer ein Problem mit dem mehr und es ergeht wohl vielen der depressiv veranlagten Menschen ebenso.
Ein dickes Minus auf ihrem emotionalen Konto.

Ich mag diesen "bösen" Satz deshalb so, weil er ein prima Stein des Anstosses ist, einmal ausführlicher darüber nachzudenken.

Ich halte sehr viel von Nächstenliebe und Hilfe zur Selbsthilfe.

Wovon ich weniger halte, ist die sogenannte vorauseilende Hilfsbereitschaft und das unfähig zur Selbsthilfe machen.
Hilfe kann auch erdrücken und Ratschläge können harte Schläge ins Gesicht sein.

Wo bleibt da mein Vertrauen, dass jeder erwachsene Mensch erst einmal selbst für sich sorgen kann.
Jeder ist letzten Endes selbst für sich verantwortlich.
Und das bedeutet in meinen Augen eben auch: er ist in der Lage, zu erkennen, wann er Hilfe braucht und sie sich dann auch zu suchen .... und darum zu bitten.


Keiner kann ohne andere Menschen leben. Der Mensch ist ein Rudeltier. Was uns alle verbindet, ist, dass wir alle auf LIEBE angewiesen sind.

Das bestreite ich gar nicht.
Und ich finde, der Satz tut es auch nicht.
Es kommt immer darauf an, was jeder einzelne aus so einem Satz machen kann.

In einem Rudel käme kein Tier auf die Idee, die Selbstständigkeit eines anderen Tieres einzugrenzen .... es sei denn im Falle der Hierarchie wäre das notwendig.
Jeder hat eine klar umrissene Rolle innerhalb des Rudels und für das Sozialgefüge ist das auch lebensnotwendig.
Jedes Tier muss aber auch in der Lage sein, im Notfall alleine zu überleben .... kranke, schwache und alte Tiere werden sehr oft ausgegrenzt oder aus dem Rudel ausgestossen.

Insofern kann man uns Menschen nicht wirklich mit einem Rudeltier vergleichen.
Aber wir suchen die Gesellschaft anderer Lebewesen und keiner will wohl wirklich ganz alleine und einsam leben .... es sei denn, er entscheidet sich aus Glaubensgründen dafür.
Aber das ist wieder etwas völlig anderes, grins.


Natürlich ist es wichtig, dass jeder sich zunächst um seine eigenen Dinge kümmert, aber der nächste Schritt danach ist genauso wichtig. Man kümmert sich um seine Mitmenschen. Das ist in unserer Natur so angelegt. Man leidet automatisch mit, wenn man das Leid von anderen erlebt.

In dem Wort kümmern steckt der Kummer.
Und ob das in unserer Natur wirklich so angelegt ist, wage ich ab und zu ganz leise zu bezweifeln.

Äehm .... man leidet automatisch mit, wenn man das Leid von anderen erlebt ??!

Das bedeutet aber, ich erlebe das Leid des anderen am eigenen Leib .... einzig dadurch wäre ich wirklich in der Lage dazu, mitzuleiden.

Ich sehe es so: ich bin in der Lage dazu, mitfühlend zu sein.
Ich kann etwas nachvollziehen, verstehen und begreifen .... wirklich mitzuleiden ist in meinen Augen fatal für's eigene seelische und emotionale Wohlergehen.

Ich glaube, wenn ich selber gut auf mich achtgebe, meine Bedürfnisse und Grenzen wahrnehme, dann bin ich auch in der Lage andere Lebewesen verantwortungsbewusst zu behandeln.

Epiktet geht meines Erachtens mehr über die Ratio, also über den Verstand, den Kopf, an all' diese Themen heran.
Und für mich ist das ähnlich, wie für dich .... ich weiss eigentlich ziemlich genau, was ich ändern müsste .... was ich in Bewegung bringen müsste .... damit es mir besser geht.
Tja, wenn es da nicht diese "dummen" Gefühle gäbe, schmunzel.
Ich habe auch so meine liebe Mühe mit der Umsetzung des "Verstandenen" ins "Emotionale", damit daraus ein "Be - greifen" werden und ich es in meinem Leben umsetzen kann.

Letzten Endes bin ich zuversichtlich, dass ich es in absehbarer Zeit leben werden kann .... ich übe schliesslich schon lange genug, lach.

Wie heisst es immer so schön:

nimm' dir soviel Zeit, wie du gebraucht hast um es zu lernen, für das Verlernen.

In diesem Sinne liege ich wirklich gut in der Zeit.


Hm, zum Thema Wirtschaft und Politik etc. muss ich nicht auch noch etwas sagen.
Ich für meinen Teil konzentriere mich da lieber auf die Dinge, die ich in meinem erreichbaren Umfeld verändern und in Bewegung bringen kann.
Viele kleine Veränderungen, etc.pp. ....


Sei mir herzlich gegrüsst

Muriel



..
Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt,

sieht sich von zwei Seiten,

und steht somit in der Mitte.
sewi
Beiträge: 1606
Registriert: 15. Feb 2013, 23:02

Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von sewi »

_Mary
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Registriert: 7. Sep 2003, 00:21

Re: Kapitän meines Lebens ?! (Teil 2)

Beitrag von _Mary »

Liebe Muriel

Ähm, mein Posting war ein Versuch, dass Thema Eigenliebe im Kontext mit Liebe, Grenzen, Verantwortung zu betrachten. Sieht so aus, als wenn es schiefgegangen ist!

Ich versuchs noch mal, wenn es dann nicht klappt, geb ich auf!

Ich setze Nächstenliebe mit Hilfe zur Selbsthilfe gleich. Nächstenliebe leidet nicht unter dem Leid anderer, sondern fühlt mit, versucht zu verstehen und zu begreifen, genau so, wie Du es beschrieben hast. (war wirklich nicht gut ausgedrückt)

Liebe zu bekommen bedeutet Nächstenliebe zu bekommen. Das eine geht ohne das andere nicht. Wir sind aufeinander angewiesen. Es kann nur als wechselseitiger Prozess funktionieren.

Liebe und Nächstenliebe erlernt man nur im Umgang mit anderen.

Ich bin auf die Hilfe anderer angewiesen, andere sind auf meine Hilfe angewiesen. Wir behindern uns nicht gegenseitig, indem wir für den anderen die Verantwortung übernehmen, sondern helfen uns gegenseitig, so dass jeder seine Verantwortung wahrnehmen kann.

Partnerschaft kann nur funktionieren, wenn beide Partner im gegenseitigen Wechselspiel dem anderen die Möglichkeit geben, sich frei zu entwickeln. Miteinander lernt jeder sich selber kennen und entwickelte sich weiter. Jeder entwickelt mehr Eigenliebe und lernt, mehr zu lieben.
Zwei Kreise, die eine gemeinsame Schnittmenge haben, zwei Menschen, die eine Beziehung miteinander führen.

Übernimmt einer die Verantwortung des anderen, engt er diesen zwangsläufig ein. Er überschreitet die Grenze und nimmt dem anderen den Freiraum.

Lässt der andere die Grenzüberschreitung zu, gibt er seine Verantwortung an den anderen ab. Damit überschreitet er die Grenze der Belastbarkeit des anderen. Er nimmt sich die Möglichkeit, sich weiter zu entwickeln, und überfordert den anderen.

Liebe für sich selber ( Eigenliebe) entwickeln kann man nur im ausgewogenen Wechselspiel mit anderen. Indem man die Grenzen der anderen beachtet, lernt man Eigenliebe und Eigenverantwortung.

Zur Eigenliebe und Eigenverantwortung gehört es, dass man sich damit auseinander setzt, was man braucht und wie man es von anderen bekommt.
Aber auch das ist ein Lernprozess, der nur mit Unterstützung anderer gelingt. Durch diesen Prozess bekommen wir ein Bewusstsein, ein Wertgefühl, eine Befriedigung für uns selber und lieben uns selber.

So, und wenn’s jetzt nicht klar ist, geb ich auf! Versprochen!

Liebe Grüße
Mary
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