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Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 21. Mär 2013, 11:54
von gost
Hallo Anna,

ich glaub wir hatten noch nicht das Vergnügen. Sei gegrüßt.

Ich möchte dir danken. Für einen neuen Impuls.
Ich habe jetzt den (meinen) Ausstieg schriftlich festgehalten nachdem ich ein Buch gelesen habe. Dort steht als Ziel „Neue Werte“. Damit konnte ich nicht so recht was anfangen. Soll ich mich jetzt total verändern? Nein, ich soll ganz bei mir bleiben und trotzdem neue Werte finden.

Du hast geschrieben:
>Die Dinge haben den Wert, den ich ihnen gebe.
Durch diese Überlegung habe ich für mich erkannt: Für die vorhanden Dinge einen neuen Wert zu finden!
Manchmal fällt der Groschen eben in Pfennigen.
LG

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 21. Mär 2013, 15:53
von 2770
Hallo Anna

Hab vielen Dank.

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 21. Mär 2013, 23:52
von krimi56
Hallo liebe Mitleser,
hallo anna,

nun bin ich 14 Tage auf der Insel.
Der Anreisetag war sehr lang und anstrengend. Es wurde schon Abend und die Insel lag im Trüben. Ich wünschte mir einfach, nur noch ankommen, etwas essen und mich hinlegen.

Der nächste Tag und die kommenden Tage belohnten einfach schon dadurch, dass die Sonne schien. Es war mild bis kalt, aber die Sonne schien. Das tat meiner Psyche so guuut.

Der Therapieplan den ich erhielt, ist auf meine Bedürfnisse abgestimmt. Bewegung an frischer Luft, Massagen, med. Vollbäder, Cranio-Sacral-Therapie u.a.m.

Psychologische Unterstützung? Auf Wunsch gibt es die. Ich möchte es aber nicht. Mitpatienten raten mir Gespräche mit Psychologen zu suchen, da ich dadurch besser jährliche Rehamaßnahmen auf Grund meiner Erkrankung bekommen könnte.
Meine Krankheit ist aber nicht der Grund für meine Depression. Es sind die sozialen Kontakte, das Umfeld das sich auf Grund der Krankheit verändert hat.
Zudem habe ich zu Hause eine gute Psychotherapeutin.

Wenn es möglich ist bin ich am Strand, nutze Ebbe und Flut. Nur der immer wiederkehrende Winter hemmt mich manchmal. Macht mich missmutig. Und wieder ist für morgen Sturm angesagt.

Was mich übel mitnimmt ist die Tatsache, dass meine Haare keine Farbe mehr annehmen, ich Schmerzen habe, an Gewicht zunehme und keine Änderung in der nächsten Zeit in Aussicht steht.
Also gehe ich in die City, auf der Jagd und dem Ziel mir etwas Gutes zu tun. Einmal war ich schon unvernünftig und habe mir ein Shirt gekauft, dessen Preis ich mir zu Hause nie gegönnt hätte.

Heute war ich nach der letzten Therapie wieder am Strand und suchte schöne Steine. Bei Sonnenschein ging ich los und im Schneegestöber ging ich zurück in die Klinik.

Schöne Momente sind die Mahlzeiten in einer guten Tischrunde, bei anregenden Gesprächen und auch Spaß dabei.
Die Mahlzeiten sind abwechslungsreich und ich bemühe mich mein Essen so zusammenzustellen, dass ich wenigstens einigermaßen mein Gewicht kontrollieren kann.

Der Strand ist mehrere Kilometer lang und ich habe mir vorgenommen, noch einige davon zu laufen. Ich meine in eine Richtung laufen, in die ich noch nicht gelaufen bin. Ich habe Verlängerung bekommen und das Wetter soll sonnig werden. Sonnig war es in den 14 Tagen die ich hier bin meistens. Ca. 5 Tage waren so kalt und stürmisch, dass man es draußen nicht lange aushielt.

Der Strand bietet neben meinem Zimmer den größten Rückzugsort für mich. Allein sein und doch an frischer Luft zu sein.

Als es vor ein paar Tagen in der Nacht sehr stürmisch war, hörte ich eine Möwe schreien. Mitten in der Nacht, so gegen 2 Uhr oder 2.30 Uhr. Ich machte mein Fenster zu, weil es mir unheimlich wurde. Zum Glück sind am Strand kaum Möwen. Diese Tiere sind sehr schön, doch ihr Schrei geht mir so durch und durch. Er macht mir sogar etwas Angst.

Auch Krähen oder Raben mit ihrem Krächzen bzw. Schrei lösen das gleiche Gefühl bei mir aus. In einem kleinen Park, durch den ich öfters auf dem Weg in die City gehe, gibt es einige Bäume in deren Kronen viele Nester dieser Vögel sind. Wenn ich allein bin, werde ich diesen Weg in nächster Zeit meiden.
Hört sich für einige vielleicht kindisch an, aber ich fühle mich dann sehr unwohl.

Es ist spät geworden und ich werde schlafen gehen. Morgen habe ich nur drei Anwendungen. Wenn das Wetter es zulässt bin ich wieder am Strand.

Ich wünsche euch allen gute Tage.

krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 22. Mär 2013, 11:50
von anna54
Hallo ihr Lieben
Krimi hat sich gemeldet,wie schön,ich hab oft an dich gedacht. Inselwetter ist schon hart,das kenne ich auch.
Die Vögel erschrecken, glaube ich, durch ihre durchringenden Rufe,und sie schweben manchmal sehr nah über unsere Köpfe.
Möwen sind auch ganz schön frech,nimm einen Schirm mit,den mögen sie nicht.

Ich wünsche dir noch viele schöne Momente,nimm ganz viel Licht mit!

Hallo gost,wir lesen voneinander und miteinander,das ist doch gut.Werde noch deine Beiträge von gestern lesen,ich war zu müde.

Einen lieben Gruß,auch an Kurze!

Heute Sonne,trotz Frost,ich werde noch Zweige schneiden,die blühen drinnen nur,wenn sie vorher Frost hatten.
Die Natur hat ihre eigenen Gesetze.
Auch lieben viele Tiere den Frost,besser als nasse Kälte.
Heute ist mein Haustag,wie so oft freitags,da liebe ich das langsame einfach vor mich hin arbeiten.
Mein Garten, und das was andere Rasen, nennen ist voller Vögel,sie holen sich das Moos für ihren Nestbau.Also weg mit den ganzen "Pflegehinweisen",die Natur kann es besser.
Im Vorgarten verdeckt das Laub die jungen Triebe der Frühjahrsblüher,andere nenne das Unordnung.
Da bin ich irgendwie anders,ich hasse gekrümmelte Gärten,eine Freundin hatte sogar einen Staubsauger für Gartenwege.
Ich werfe auch keine Blumen weg,sie überleben bei mir.

Das ist auch Achtung vor der Natur,Brot werfe ich nicht weg,da habe ich eine Abnehmerin mit Tieren.Meine Pferde dürfen nicht mehr,das führt oft zu Koliken,wegen der vielen Zusatzstoffe.
Ich trotze der Natur,den falschen Gesetzen,den überheblichen Menschen,den schnellen Trennungen,den angeblich Glücklichen
ja,ich bin trotzig
ich stelle andere Fragen
ich will andere Antworten
ich bin unbestechlich
ich bin nicht angepasst
mir passen diese Kleider nicht mehr
ich will sie auch nicht mehr

ich bin anders,ich war immer anders.

Die Depression hat das nicht verändert,nur zeitweise verschüttet,ich hab es wieder ausgegraben.

Manchmal,wenn ich mich "verkleide",werde ich nicht erkannt,dann wundere ich mich über den oberflächlichen Schein,der perfekt täuscht.

Das probiere ich aus,manchmal auch als Selbstschutz,Menschen werden eingeschätzt nach Kleidung,nach Blink-Blink,der richtigen Marke,nach der besonderen Uhr,nach den richtigen Schuhen(Vorsicht---ich kann auch in Holschken kommen).

Menschen erkennen sich nicht mehr,weil sie an den Täuschungen hängenbleiben,schau mir ins Gesicht,dann kennst du mich.
Auch das Gesicht wird "verhangen",mit Make-up,mit der trendigen Brille.

Am Krankenbett erkennen mich die Menschen,da bin ich nur ich,dafür bin ich dankbar.
Eine Nähe,eine Sekundennähe ist der Schlüssel,wenn ich gehe,ist diese Tür wieder zu.
Im Alltag geht das oft nicht,da rennen alle zu schnell,da werde ich nicht erkannt.
Daher gehe ich zu den anderen Menschen,auch ins Altersheim,da treffe ich gelebte Leben.

Da kann ich lernen,ich zu sein.
Ich will die lauten Töne nicht mehr,sie sind nicht für mich gemacht,ich will nicht "verbraucherfreundlich" sein.

Ich suche oft,die eine Frage,nicht die vielen Worte,die eine Frage,die dieser Mensch mir beantwortet.

In der Klinik konnte ich kein Hobby "nachweisen",die Frage war falsch,das zählte aber nicht für den Fragebogen.
Ich will keine Fragebögen,ich hab mal einen Zahlenwert für die Auswertung bekommen.

Meine Depression entspricht dem Zahlenwert---ich wollte es nicht wissen!
Sie haben mich nicht verstanden.

Falsche Fragen sind falsche Richtungen,ich gehe meinen Weg,nicht den,oder den.
Ich habe jahrelang versucht mich anzupassen,in der Therapie,in den Gesprächen,ich wollte lernen,glaubte an die Richtigkeit der Lernsätze.

Alles falsch für mich,ich hatte längst die richtige Richtung,ich war nur abstürzt,ich lag am Boden,da kann ich keine Fragen beantworten.
Liegend,sollte ich die Richtung ändern,dann andere Wege gehen(gern auch Trennung)was fällt euch ein,mir das zu zu muten.
Ich konnte mich nicht wehren,lag immer noch am Boden.

Ich hätte eine Hand gebraucht,damit ich wieder zum Stehen komme,stehen bleibe.
Laufen und Fallen geht nicht zusammen.

Einen Ruhebank hätte ich gebraucht,eine weiche Decke,mir war so kalt,ich war am Boden erfroren.

Die Sonne als Zuversicht hätte ich gebraucht,keine tristen Krankenzimmer und Flure,ohne Luft---ohne Luft!

Helfende Hände mussten Tabletten verteilen,oder den Stress,den hausgemachten,bekämpfen.
Schlafen hätte ich wollen,in Ruhe,ohne die Randale auf der Station.

Alles nicht meine Wege,ich wurde entlassen,ich habe mich entlassen.
In meine Höhle bin ich dann gekrochen,zaghafte Schritte,dann kilometerlange Rückwege,ich hatte alles verloren---auch mich.

Eine helfende,starke Hand,hätte gereicht,eine wissende Stimme,eine verlässliche Telefonnummer.

Jetzt bin ich stark genug,ich kann mich schützen,kenne die Fallstricke,kenne die falschen Gesetze,die falschen Ratgeber,jeder muss das für sich erkennen,meine Ratschläge sind nur meine.

Manchmal kann ich mir was anschauen,auch gerade hier im Forum,bekomme wichtige Anstöße,wie ich zu mir komme,es stimmig wird,oder warum es nicht stimmen kann.

Das ist der Schatz,den wir hier haben,gehen wir sorgfältig damit um,wieder mal großen Dank an die Moderation!
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 22. Mär 2013, 12:22
von Kann_nicht
Hallo Anna ,

ich möchte dir einfach liebe Grüsse dalassen und dir sagen, dass deine Art zu schreiben wunderbar ist und ich den Inhalt auch hilfreich für eigene Reflektion empfinde, danke dafür,

herzliche Grüsse
Julia

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 22. Mär 2013, 23:06
von krimi56
Liebe anna,

du fragtest mich in einem Beitrag von dir, ob mich das Meer aufwühlt.
Bis jetzt war ich nicht am Strand wenn es sehr stürmisch und Hochwasser war. Entweder es war Niedrigwasser oder es war nicht so windig.

Ich denke, dass ich nicht gut auf das Wasser gucken könnte, wenn es vom Wind gepeitscht in Wellen an den Strand kommt.
Durch meine Epilepsie habe ich u.a. auch Auren bis hin zu einem fokalen Anfall durch visuelle Reize. Lichtreflexe oder wiederkehrende Bewegungen, Drehungen reizen mein Gehirn. Auf ein aufgewühltes Meer kann ich nicht gucken.

Nachts schlafe ich hier bei geöffnetem Fenster und höre in der Nacht das Meer. (Die Klinik ist strandnah.) Dieses Rauschen macht mich nicht nervös oder kribbelig. Ich höre die Unruhe des Meeres im Sturm und fühle mich in der Klinik geborgen.

Heute war ich im Kraftraum der Klinik. Auf dem Ergometer sitzend und strampelnd, muss ich mir einen ruhigen Punkt suchen und darf nicht auf die anderen Ergometer gucken die in Betrieb sind. Sonst kann es passieren, dass ich vom Sattel falle.
Heute nervte mich aber eher das Laufband mit seinem immer wiederkehrenden Stampfen. Ich habe früher als geplant mein Training abbrechen müssen. Es ging einfach nicht. Das sind Momente, die mich verzweifeln lassen.

Das passiert mir auch beim Nordic Walking in der Gruppe. Habe ich einige Walker vor mir und ich sehe ständig den gleichmäßigen Rhythmus in der Bewegung der Stöcke und der Schritte, dann wird mir ganz komisch.
Da bin ich in einer guten Klinik, um die Folgen der Therapie meiner Krankheit zu bekämpfen und eine andere Krankheit handicapt mich in meinem Bemühen. Dies sind Momente, die für mich wirklich Dunkelheit bedeuten.

Die guten Momente sind aber auch da. Eine Pause in der Sonne.
Oder der Himmel über mir ist verdunkelt und es beginnt einmal wieder an zu schneien und mein Blick geht zu den Halligen und dem Windpark in der Nordsee, die im gleißenden Sonnenlicht stehen. Die Halligen scheinen auch irgendwie zu schweben. Und ich erlebe wie der Sonnenglanz sich auf uns zu bewegt. Und es dauert nicht allzu lange und unsere Insel wird auch wieder von der Sonne angestrahlt.

Dies sind so Augenblicke, die ich versuche in meinem Gedächtnis einzuschließen, für die Zeit nach der Insel.

Für die nächsten Tage habe ich mir aber auch noch zum Ziel gesetzt, diesen langen Strand vor meiner jetzigen Haustür bei nicht zu kaltem Wetter so weit wie möglich entlang zu laufen.

Liebe anna, ich möchte so viel Licht wie möglich in mir einschließen und mitnehmen.

Bei meinen Spaziergängen bemühe ich mich auch kleine Dinge zu sehen, die mir etwas sagen können.

Folgendes gehört zwar nicht zu den kleinen Dingen, aber es lehrt mich etwas. An einem Park fast in der Stadt, ist ein Grundstück auf dem die Besitzer Federvieh verschiedenster Art beherbergen. Was aber am meisten beeindruckt sind die Horste in unterschiedlicher Höhe, die die Besitzer gebaut haben. Horste für Klapperstörche, die hier das ganze Jahr auf der Insel bleiben. Bei dem schönen Wetter, das es hier ja auch schon gab, waren sie sehr lebhaft. Dann kehrte ja der Winter mit dem eisigen Ostwind und Schneefall zurück. Und die Störche gehen in kein Haus, sie bleiben draußen und kuscheln sich paarweise zusammen, um dem Wetter zu trotzen. Diese schönen Vögel stehen da, auf einem Bein und geduckt, der Wind - brrrrh.

Wenn mir wieder eisiger Wind entgegen weht, Wind der mein Gemüt einzufrieren droht, werde ich mich bemühen an diese Störche zu denken. Da ist jemand der für sie sorgt und es ist eine Spendendose aufgestellt, für freiwillige, kleine Spenden.

So werde ich bei genauem hinsehen vielleicht auch die bemerken die für mich sorgen oder für mich sorgen möchten. Durch Aufmerksamkeiten, die ich evtl. übersehe oder nicht richtig bewerte.

Und es gibt auch Zeiten, wo ich selbst für mich sorgen kann. Wie bei den Störchen auch. Für sie kommt auch bald wieder die Zeit, in der sie für sich selbst und auch evtl. Nachwuchs sorgen können.

Ich hatte noch mehr Gedanken zu diesem Thread. Die sind mir leider abhanden gekommen. Sollten sie mir wieder einfallen, dann muss ich sie mir unbedingt sofort notieren. Mein Kopf ist ein Sieb geworden.

Ich wünsche allen eine gute Nacht und ein schönes Wochenende.

krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 23. Mär 2013, 11:08
von anna54
Hallo ihr Lieben
danke für die Grüße,liebe Julia
und liebe krimi,gut dass du uns teilhaben lässt,das ist ja gemein,was dir dein Gehirn da durcheinanderbringt.
Sofort soll der Wind leiser werden,und nur noch leise Sonnenstrahlen.

Die Störche,ein schönes Bild,überhaupt wie Tiere ausharren können.
Ich habe als junge Mutter eine Häsin vor der Küchentür auf dem Acker gehabt.
Die blieb liegen,um ihren Nachwuchs zu schützen,ob Schnee,ob Sturm,oder Regen---ausharren können.

Unsere Stute hat mehrere Monate ihr Fohlen noch "ausgehalten",weil es krank war.
Die Zeit war eigentlich abgelaufen,das Fohlen war schon alt genug zum Absetzen,wurde sehr krank,musste operiert werden und dann 8Wochen nur Stall,keine Bewegung.

Die Stute hat das super gemacht,ist immer ruhig geblieben,hat sich toll gekümmert.
Dann kam irgendwann der Tag,wo das Fohlen auf die Sommerweide musste,da haben wir sie dann getrennt,Mutter Stute ist auf dem Hänger noch mitgefahren zur Sommerweide,und dann Fohlen raus, in die Hengstgruppe mit 8 Tieren.

Die Natur macht das super,wenn man sie lässt.

Wir geben unseren Tieren Raum und Zeit,sie sollen gut leben können,dann sind sie auch gut im Reitsport.
Wer das nicht mitträgt,bleibt nicht lange.
Die Stallgemeinschaft hat ihre Gesetze,das muss ein gegenseitiges Kümmern sein.

Leben mit Tieren ist schon besonders,es braucht keine Sinnfrage,es lebt immer im Moment.
Gestern hab ich eine alte Freundin getroffen,ihr Hund ist gestorben,das war schlimm. Da blieb sie einige Zeit weg,da sie meinen Hund nicht "ertragen" konnte.

Jetzt geht es wieder,wir machen keine großen Worte darum,es ist wie es ist.das ist gut.

Wir haben wieder mal Jacken getauscht,wir tauschen öfter,Taschen und Jacken,je nach Laune.

Wir können über die gleichen Dinge lachen,obwohl sie Depression nicht kennt,kann sie meine Pausen ertragen.Immer wieder anknüpfen,Pausen dürfen sein-auch länger.

Ich liebe Menschen,die bei sich bleiben,die sich nicht verbiegen,die sich mögen,über sich selbst lachen können.

Eine Erinnerung:
Wir sitzen in einem tollen Cafe,ein großer Park,ein Fluß,eine Kloster,viele Leute.
Es ist voll und eng,wir haben unser Schinkenbrot bestellt,lachen,erzählen,lachen und essen.

Am Nachbartisch sitzt ein alter Herr mit einer jungen Frau,er will auch so ein Schnittchen wie wir.
Seine junge Frau findet Schnittchen albern.
Er bekommt sein Schnittchen,es schmeckt ihm nicht,er ruft das Personal----so sah er auch aus.

Das Personal freundlich,ja,das ist das gleiche Schnittchen,der gleiche Schinken,kein Unterschied.
Nein,der Herr glaubt es nicht,er kriegt ein anderes Schnittchen.

Wir sehen und hören das,wir essen und lachen weiter.
Das andere Schnittchen kommt,es gefällt wieder nicht,Beschwerde beim Personal.

Wir haben es gleich gewußt,wie soll es ihm auch schmecken,seine Partnerin schaut wie 7Tage-Regenwetter,nichts zu lachen,hatte der alte Mann.

Wenn man zusammen lachen kann,schon lacht,wenn nur der Gedanke an solche Momente kommt,das ist ein Geschenk.
Für solche Freundschaften kann ich einiges ertragen,auch wenn in Zeiten der schlimmen Depression der Kontakt abbricht.

Ich knüpfe wieder an,ich nehme den Faden wieder auf,alles Worte,die aus dem alten Handwerk kommen,ich liebe altes Leinen,das Gewebe zeigt mir die Knoten des Lebens,das ist ein besonderer Stoff,aus dem die schönsten Dinge zu machen sind.

Seine Falten sind Lebensfalten,er ist nicht kraus,er legt sich in Falten,wie mein Leben.
Eine gute Wäsche,und alles lässt sich wieder glätten,aber mit Sorgfalt,kein Wäschetrockner, Waschtage gab es früher,viele Hände,viel Gesprächsstoff,viel Miteinander,jeder brauchte jeden.

Ein Lacken aus Leinen kann keiner allein falten,es braucht vier Hände.

Ein Haushalt heute braucht keine vier Hände mehr,höchstens zwei,es ist Technik gegen helfende Hände.
Wenn meine Nachbarin mich bräuchte um Wäsche zu falten,und ich sie, um meine Wäsche zu falten,dann hätten wir ein Miteinander.

Also kaufen wir Mikrofaser und haben uns allein.


Auf meiner Lieblingsinsel,ganz klein,kein Auto,ein Taxi---Pferd und Wagen.
Wir fahren zum Hafen,das Gepäck war zu schwer,alter Mann,meine Tochter und ich auf dem Kutschbock.
Wir schauen auf die Pferderücken,alles ganz langsam,im Schritt,schneller darf im Dorf keiner.
Ich frage ihn,was sich verändert,auf der kleinen Insel.
Er sagt die Nachbarschaft,früher brauchten wir uns,jetzt hat jeder Personal,oder schlecht bezahlte Hilfskräfte,die kein Deutsch sprechen.
Keiner braucht jemanden.

Daher liebe ich den Stall so,da braucht jeder jeden,eine Gemeinschaft.
Ich koche wieder Suppe,gestern schon begonnen,ein großes Huhn,ein Kilo Rindfleisch,ganz viel Gemüse und beste Zutaten.
Ein großer Topf,bis oben voll,jeder nimmt sich einen Teller.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 23. Mär 2013, 16:01
von krimi56
Es ist wieder einmal ein freies Wochenende. Keine Anwendungen. Zeit zur freien Verfügung. Ich beschließe in den Ort zu gehen. Ich brauche etwas zum Anziehen. Mir passt ja nichts mehr. Frust macht sich breit.
Meine Tischnachbarin sagt: „Einen Frustkauf machen?“ Ich: „Nein, es ist ein Musskauf!“

Wir haben starken Ostwind, er weht quasi waagerecht über den Strand, durch den Ort. Wenige Menschen sind unterwegs. Nur Touris oder Patienten aus den Kliniken. Die Touris müssen raus, weil vielleicht Kinder oder Hunde dabei sind, oder weil gerade die Fähre eine neue Ladung an den Strand gespuckt hat.

Die Patienten, weil sie in der freien Zeit auch gern etwas von der Insel, dem Ort sehen möchten.

Jeder versucht sein Gesicht, die Augen gegen den feinen Sand zu schützen, der das Gesicht prickelnd trifft, wie tausend Nadelstiche.

Und wieder macht sich Frust breit. Die meisten Geschäfte haben geschlossen. Nicht weil Mittagpause ist, sondern es ist Samstagmittag – Wochenende. Das Saisongeschäft mit geänderten Öffnungszeiten ist noch nicht eröffnet.

Frust auch bei mir, dass ich erst nach dem Mittagessen losgegangen bin. Ich bekomme nicht mehr das Kleidungsstück, das ich mir schon ein paar Mal angeguckt habe und wegen des Preises immer wieder weggehängt hatte. Nun weiß ich, dass es das sein muss, da es so schön locker über das zusätzliche, ungewollte Gewicht fällt und ich mit diesem zusätzlichen Top meine Bluse offen tragen kann.

Jetzt sitze ich auf meinem Bett, den Laptop auf meinem Schoß und gehe mit der Hand durch meine Haare. Sand rieselt aus der Frisur. Toll, habe ich mir doch vorhin erst die Haare gewaschen.

Ich gehe mal zu einer Tischnachbarin, ob sie nicht doch noch etwas an die frische Luft möchte. Wir müssen ja nicht an den Strand gehen, wo es Sand quer weht.

Trotz des erfolglosen Stadtbummels, mit viel Sand im Getriebe, möchte ich irgendwie nicht den Rest des Tages bis zum Abendbrot im Haus sitzen, auf das Abendbrot warten und dann noch ein wenig Fernsehen und anschließend schlafen gehen.

Etwas Positives hatte mein Stadtausflug doch – ich habe ein interessantes Buch gesehen und mir dies per Internet in die Klinik bestellt.

Und eine kostenlose Gesichtsmassage habe ich auch erhalten. Einmal durch Wind und Sand. Und zweitens, als ich mir den Sand aus dem Gesicht wusch, hatte ich gleichzeitig ein sanftes Peeling.

Bis bald

Krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 24. Mär 2013, 11:03
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe krimi
Sand überall,wenn dazu noch Sonne und 25Grad,dann wäre es herrlich.
Aber der unbarmherzige Ostwind ist gemein,ich bin es endgültig leid,meine Seele will Sonne und Wärme.

Das Fensterputzen zu Ostern kann ausfallen,es friert,meine Anlagen dürfen weiterhin vor sich hin dämmern.

Alle diese Frühlingsarbeiten machen nur Spaß bei warmen Temperaturen.
Gestern Bilder aus England,Bagger im haushohem Schnee.

Heute hab ich keine Energie,nichts will einfach laufen,ein Sonntagsphänomen,früher schlimm,jetzt langweilig.
Der Sonntag brachte es an den Tag,ein Loch,keine Routine,ein Loch.
Jetzt plane ich Sonntage,ein großer und ein kleiner Plan,oder nur lesen,je nach Energie.

Ich bin dann gnädig mit mir,wenn ich keinen Impuls habe,dann lohnt sich der Aufwand für Aktivitäten auch nicht.

Mein kleiner Plan ist eine Keramikausstellung im Nachbarort,das kann ich gut schaffen,eine eigene Werkstatt,eine Frau,das wird gut.
Ich sehe mir gern an,was andere Frauen auf die Beine stellen,frage auch nach,bin neugierig.
Immer ist es der persönliche Kontakt,ich brauche es wie die Luft zum atmen.

Alte Frauen im Altersheim,gestern ein Bild,traurig,allein-verlassen,schlechte Stimmung,die Schwester: eine Nonne mit sehr schlechter Laune---ihr Gesicht sprach Bände.

Irgendwann holte sie eine Schachtel mit Süßigkeiten,wollte sie verteilen und sprach mit strenger Stimme: Wollen Sie auch was---ich konnte nur ablehnen,ich hätte den sauren Drops nicht gelutscht.

Solche Bilder erinnern mich an die Klinikzeit,an trostlose Stimmung auf der Station,Sonntag war hammerhart.

Gelumpe im Kopf,raus damit,Sommerkleider anziehen,Wintermantel drüber--- und trotzig dem Märzfrost trotzen.

Keiner kann mir den Schwung geben,den mein Rad braucht,immer bin ich es selber,wann stehe ich auf---wann gehe ich los.
Womit belohne ich mich,ich heute mit ganz viel Zeitungen----später.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 25. Mär 2013, 21:49
von krimi56
Hallo liebe Mitleser/innen,
liebe anna,

ich bewundere dein Engagement in einem Altenheim.

In einem Altenheim war ich noch nie wirklich drin. Vor Jahren haben wir immer eine alte Dame aus einem Altenheim abgeholt und abends wieder hingebracht. In diesem Heim war nicht so viel von sich einsam fühlenden Menschen oder Menschen die vergessen wurden, zu sehen.

Aber vor einigen Jahrzehnten war meine Großmutter bei uns in einer landeswestfälischen Klinik, weil sie einen Schlaganfall hatte und nicht mehr allein sein konnte.
Während dieser Zeit habe ich in dieser Anlage verschiedene Häuser kennengelernt, mit verschieden gestörten oder gehandicapten Menschen. Es hatte mich sehr betroffen gemacht.

Da war eine damals junge Frau, mit verkrüppelten Füßen. Sie konnte nicht gehen. Immer wenn wir zu meiner Großmutter kamen, saß sie in ihrem Bett und wir konnten von Flur aus zu ihr hinsehen. Wir winkten ihr zu. Nach vielen Malen begann sie zurück zu winken. Dann wurde meine Großmutter vorübergehend in ein anderes Haus verlegt.

Das neue Haus war eine geschlossene Abteilung. Wenn mein Mann und ich kamen, fiel ihm gleich eine blonde Frau um den Hals und ging ihm nicht mehr von der Seite. Sie setzte sich zu uns und kämmte ihre Haare. Sie sagte zu meinem Mann: „Komm von der Frau da weg. (Ich war gemeint.) Und eines kann ich dir sagen, das mit Mallorca mit ihr wird nichts.“ Wenn das alles nicht so einen traurigen Hintergrund gehabt hätte, hätten wir laut los gelacht. Das Pflegepersonal wollte diese Frau von uns weg holen, ein schwieriges Unterfangen. Wir sagten, sie könne ruhig bei uns bleiben. Mit mehreren Besuchen unsererseits wurde sie umgänglicher. Diese Frau bekam nie Besuch.

Dann wurde der Gesundheitszustand meiner Großmutter schlechter. Sie erkannte mich nicht mehr. Suchend und wartend saß sie auf dem Stuhl. Und wenn ich sie fragte, auf wenn sie warte, dann sagte sie: Ich warte auf krimi. Ich war da, aber sie erkannte mich nicht. Sie wartete auf das kleine Mädchen von früher. – Das war schon hart.

____

In der vergangenen Woche habe ich zweimal davon geträumt, dass jemand Nahestender gestorben ist und wir (vor allem ich) mit der Auflösung des Haushaltes völlig überfordert waren. Ich habe mir vorgenommen, sobald ich wieder zu Hause bin anzusprechen, dass wir unser Haus entrümpeln sollten.
Mit den Jahren hat sich so viel angesammelt, was wir nicht mehr wirklich benötigen.
Ich bemerke, dass ich mich in neuerer Zeit ziemlich schnell überfordert fühle. Ich hätte nichts dagegen noch eine weitere Woche Verlängerung der AHB zu bekommen. Aber anschließend wird mir die Wiedereingewöhnung zu Hause auch schwer fallen.

Wir haben hier immer noch eisigen und starken Ostwind. Deshalb können die Fähren nicht ganz nach Fahrplan fahren.

Frühling, das ist ein Zauberwort. Es hat aber nicht mehr diese magische Wirkung auf mich. Frühling – gab es vor meiner AHB einige wenige Tage. Und die taten mir so gut. Ich konnte schon draußen sitzen und warme Sonnenstrahlen. Selbst vor ein paar Tagen noch, bevor der eisige Ostwind da war, war es hier auf der Insel sehr angenehm.

Jetzt bin ich nur müde, so müde.

Gute Nacht sagt krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 26. Mär 2013, 13:51
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebe Krimi
leider kann ich den Wind nicht drehen,noch immer Ostwind ist so gemein!

Mich hat dein Bericht über deine Träume hellhörig gemacht,warum willst du jetzt aufräumen?
Mach dir keinen Druck,wie schön wäre erst mal eine Verlängerung,kannst du das beeinflussen?

Eingewöhnung zu Hause ist dann halt später,lass dir Zeit,ein Haushalt ist immer eine Herausforderung,nichts schlimmer,als alles zu sehen und nicht zu können.

Daher sei gnädig und klug mit dir---keine Bauchlandung,immer nur kleine Schritte!
Ich habe damals nach langer Klinikzeit eine Hilfe gesucht,das kostet zwar,war aber unbezahlbar gut.

Wir haben einen Plan gemacht,und sind alles in Ruhe angegangen.
Frauen stolpern gern wieder in alle Pflichten.

Ich habe mir gestern selbst ein Bein gestellt,ein früher Termin im Krankenhaus,viel Gerede,Termine und nebenbei noch Probleme besprochen.

Dann war ich mit einer Freundin (hab ich mir aufschwatzen lassen) zum Einkaufen.
Ich war der festen Meinung: wird nichts los sein---Montag---falsch,Ferienzeit---supervoll,der Parkplatz ein Automeer.

Falsche Planung,falsche Reaktion---wir sind mutig rein ins Getümmel.
Nach einer Stunde war ich platt---wurde unzufrieden.
Meine Freundin meckerte munter drauf los---und ich Blöde---hab das auch noch geschluckt.

Heute war ich erst in der Lage, zu überdenken,was da wieder abgelaufen ist.

Ich lasse mich immer noch zu schnell verführen,eine Verabredung,ein Bummel,viel Gerede---und ich kann nicht raus,aus der Überforderung.

Wenn ich die Reihenfolge mir klar mache,dann finde ich irgendwann den Fehler.
Es ist oft verworren,was kann ich nicht aushalten?
Die körperliche Anstrengung war es nicht,das packe ich schon ganz gut wieder.
Es war das Meckern der Freundin,was mich restlos geärgert und verletzt hat.

Ich habe nicht reagiert,erst heute,jetzt ist Pause,ich mache einen neuen Plan.
Morgen will ich noch zu zwei wichtigen Krankenbesuchen,das kann ich gut.

Alles andere wird zeitlich verschoben,oder ganz abgegeben.

Ich tappe noch immer in alte Fallen,will einerseits Kontakte wieder leben,vergesse zu schnell den ganzen "Weiberkram",der da dran hängst.
Heute hat mir die Begegnung mit einer sehr alten Frau-über 90, geholfen.
Sie war so einmalig,sie wartete auf die Operation,wir haben uns unterhalten---und sie fing an zu strahlen---!

Immer wieder treffe ich besondere Menschen an besonderen Orten.
Das ist ein Schatz,den ich wieder gefunden habe.
Ballast,wie nervige Freundinnen,unzufriedene Weibsbilder: das klingt hart-aber ich will sie nicht mehr ertragen.
Leise muss ich gehen,in meinen Schritten,auf meinen Wegen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 27. Mär 2013, 11:50
von anna54
Hallo ihr Lieben
jetzt hat es sich geklärt,ich hab einen handfesten Virusinfekt.
Gestern hat es mich von den Beinen geworfen.

Dieses ewige sich zusammenreißen,sich zu quälen,in den Tag,in die Dusche,zu den Terminen.
Ich hab es nicht gemerkt,plötzlich Kreislauf am Boden,Schüttelfrost,dann Fieber.
Ein Tag Ruhe sich gönnen,einfach liegen bleiben,sehen was ist und wird,das habe ich verlernt,mir abgewöhnt.

Jetzt bin ich ein Fall für Bettruhe,das ist ganz schlecht.
Das Bett ist mein Feind,ich darf nicht in die alte Falle zurück.
Einen Tag werde ich es aushalten,bis ich wieder laufen kann.
Wieder wird mir klar,wie viele Strohhalme ich täglich brauche,wie ich mich an den Ritualen festhalte,schwer,aber einen anderen Weg kenne ich noch nicht.

Manchmal kommt eine Ahnung,was Leben eigentlich sein könnte,dann wird es schwarz,pechschwarz.
Gerade da sind meine Wege sinnvoll,weg von den oberflächlichen Dingen,hingehen,zu Menschen,die mir von Leid und Kämpfen erzählen.

Wir kriegen nichts geschenkt,eine Depression ist die Nulllinie aller Realitäten,keine Hoffnung,keine Ahnung von Leichtigkeit,bittere Wahrheit.
Leben ist immer,was wir daraus machen,Talente hat jeder,also mutig ausprobieren.
Sonne haben wir,Sonnenschein auf kalten Boden,noch nichts will aufbrechen.
Aber alle halten die Nase in die Luft,wann endlich kommt ein Hauch,man kann ihn riechen,er liegt in der Luft.

Mein Hund liegt in der Sonne,reckt immer wieder die Nase hoch,dann will er wieder rein,noch kein laues Lüftchen.

Geduld,lieber Gott schenke mir Geduld---sofort----bitte.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 28. Mär 2013, 10:23
von anna54
Hallo ihr Lieben
ich bin richtig krank,gut,dass das Forum nicht anstecken kann.

Der Virus ist arg,ich kann keine Stunde auf den Beinen sein,habe immer noch Fieber und Frieren gleichzeitig.

Gestern Abend hab ich die Krise gekriegt,im wahrsten Sinn des Wortes.
Keiner zu Hause,keiner,der zur Apotheke fahren konnte,keiner der mir Wasser oder etwas zu Essen bringen konnte.

Ich bin zu lange im Bett geblieben,konnte mich nicht ablenken,kam in ein fürchterliches Gedankenkarusell.
Wollte dann um Hilfe bitten,und kriegte nur Ärger.

Meine Leute erkennen nicht,wenn ich Hilfe brauche,sie lassen mich eh allein,und wenn ich anrufe ist es gerade nicht möglich.

So muss ich allein klar kommen,schon immer.
Heute hab ich Glück,meine Tochter hat Zeit und macht die Einkäufe.

Dieses Bett ist eine Falle,noch immer.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 28. Mär 2013, 11:25
von Handsan
Liebe anna54,


könnte es dir helfen, statt des Bettes auf die Couch zu ziehen? Würde dir dieser "Ortswechsel" gegen dein Gedankenkarussel helfen?

Ansonsten hört es sich ziemlich nach grippalem Infekt oder sogar Grippe an, aber egal welche Viren oder Bakterien dich befallen haben, wünsche ich dir gute Genesung. Und dass du vor Ort Gesundheitspflege o.ä. bekommst. Hast du noch jemanden, den du darum bitten kannst?

Wenn man sich sagt, das man alleine klar kommen muss, wie schon immer, dann weckt das bei mir die Vergangenheit. Satt muss kommt bei mir heute, ich kann und ich schaffe.


Gute Besserung!
Lotusblume

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 28. Mär 2013, 21:26
von jonesy
Liebe Anna,
ich halte dir mal ein paar Strohhalme hin, damit du dich daran fest halten kannst.
Dein Körper braucht jetzt ein wenig Schonung, damit du wieder auf die Füsse kommst. Wenigstens deine Tochter hilft dir heute, das ist doch schon mal was.
Und ich schicke dir ganz viele gute Gedanken und Wünsche.
Alles Liebe von Pauline

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 29. Mär 2013, 12:53
von anna54
Hallo ihr Lieben

danke für die lieben Grüße,Lotusblüte und auch Pauline hat geschrieben,danke für jeden Strohhalm.
Fallen ist die Falle.zurück fallen,in die "alte Zeit" ,wo das Bett ein Gefängnis war.

Das Gefängnis ist im Kopf,die Depression baut die Mauern,verschließt die Türen,baut Gitter vor die Fenster.
Dann in der Klinik war das Bett,die letzte Zuflucht,das letzte "meins",monatelang.

Viel zu lange war ich in der Klinik,hatte dann aber immer wieder das Glück, eine Tagesklinik zu finden.

Das System der Tagesklinik war besser für mich,ich konnte mich zurückkämpfen.
Das war hart,sehr hart.
Mein Körper schlaff,ich bin jeden Tag gelaufen,aber wie eine Dampflock am Berg.

Jetzt,nach Jahren greift mein System,ich habe zu Hause meine Routine.
Dass ich mal Hausarbeit lieben könnte,das hätte ich vor 15 Jahren schlichtweg verneint.

Die Waage soll es haben,zu Hause sein,und Aktivitäten draußen.Wirkt wie langweilig,ist aber meine tragfähiges System.

Alles,was mich da raus wirft ist gefährlich,will ich oft nicht wahrhaben,ist aber so.
Das glückliche Leben,dass man sich anschauen kann,gern auch mal in tollen Dokumentationen bei Arte oder 3sat,das hat mich angesteckt.

Im Hier und Jetzt sein,nur bei mir und den Dingen in meinen Händen.

Der erste Schritt war das Brot backen,Hefe,Mehl,Wasser und Zeit und Geduld.
Ein gutes Lernmittel,Hefeteig will beachtet werden,sonst wird er ein Klumpen Nichts.

Im Blumengarten nur pflücken,schauen und pflücken und langsam gehen die Gedanken an die Menschen,die diese Blumen bekommen.
Meine Meditation.

Den langen Tisch decken,mit Leinentüchern,die ich wieder gesammelt habe,wenige Dinge ins Licht rücken,langsam werden lassen,eine Augenweide.

Weiße Kleidung gefunden,der Ausverkauf macht es möglich,herrliche Seiden-und Leinenkleider,alles weiß.
Waschen und in den Raum hängen,Leichtigkeit, mein Körper soll sich umhüllt fühlen,das ist eine Wohltat.

Irgendwann kommt der Sonnentag,da gehe ich wandeln,das Gefühl hab ich "abgespeichert",im weißen Kleid in der Sonne.

Mein Körper hat durch Neuroleptika sich verändert,das Gewicht ist zu hoch,die Ödeme bleiben.
Ich mache das beste draus,bloß nicht am Kleiderschrank verzweifeln.

Wenn der Impuls da ist,muss ich es auch schaffen können,bloß nicht aufgeben,ich habe überall Strohhalme.

Das Bett ist verbrannt,Sofa auch,ich hab mir einen Lesesessel geholt,hinlegen am Tag geht nicht,im Sommer eine Sitzhängematte.

Ich bin wie ein altes Pferd,die legen sich auch nicht mehr hin,weil sie wissen,wenn sie nicht mehr hochkommen,dann sterben sie.

Oft habe ich erlebt,wie dann Aufstehen---wie Weiterleben ist. Da hilft kein Tierarzt,kein Medikament,ein altes Pferd,dass liegt und selbst nicht hoch kommt,das ist verloren.

Immer wieder Bilder aus der Natur,sie sind echt,gehen mir ins Herz,sind meine Motivation,mein Trost,meine Helfer,meine Ratgeber.

Fragen wir die,die es wissen,Menschen mit Narben auf der Seele.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 29. Mär 2013, 16:23
von krimi56
Liebe anna,

wie ich lese hast du den Infekt überwunden. Sehr schön!

Ich sitze hier in der Klinik auf meinem Bett und versuche einen annehmbaren Text auf das leere Blatt der Textverarbeitung zu schreiben. Heute Vormittag hatte ich schon einiges geschrieben, abgespeichert und dennoch verworfen es hier in den Thread zu schreiben.

Immer wieder geht mein Blick nach draußen. Schneewolken, die heute Nacht schon wieder einmal die Welt weiß gemacht haben, haben auch am Tag die Sonne verdeckt.
Nach dem Mittagessen hatte ich mir vorgenommen einen Spaziergang zu machen, unter Leute zu gehen. Aber ich glaube, die sind mir zu viel. Die Insel ist von Touristen gut bevölkert. Familien die sich trotz des Wetters mit ihren Kindern am Strand tummeln.
Das ist Leben! Aber gerade heute möchte ich mir nicht mit so vielen Menschen den Strand teilen. Also sitze ich auf meinem Bett. Obwohl es heute draußen vergleichsweise „mild“ ist und ich bei eisigeren Temperaturen und Wind unterwegs war.

Wenn ich auf die Wand mir gegenüber blicke, sehe ich in einen Spiegel, der ein Bild wiederspiegelt, das über meinem Bett hängt. Sonnenblumen sind darauf zu sehen. Dieses Bild soll Sonne, Licht, Heiterkeit darstellen. Es verfehlt heute die Wirkung.

Die Natur ist draußen trotzdem in Aufbruchsstimmung. In den kleinen Parks oder in Gärten sind blühende Krokusse zu sehen. An der Strandpromenade habe ich Ginster gesehen, der an den vom Wind abgewandten Trieben schon Knospen zeigt, meistens in Gelb. Sobald die Sonne ihre Kraft zum Einsatz bringen kann, wird die Natur explodieren.

Auf dieses frische Grün und das Meer der Farben freue ich mich schon sehr. Und ich hoffe, dass es schon bald sein wird.

Donnerstag fahre ich nach Hause und werde meine Walkingstrecke in dem kleinen Wäldchen bei mir Zuhause wieder aufnehmen.
Wenn das erste Grün zu sprießen beginnt, ist die Luft von einem unglaublichen Duft erfüllt und das Laufen wird mir wieder Freude machen und mich hoffentlich während dieser Zeit meine Krankheit vergessen lassen.
Im Augenblick bin ich irgendwie doch noch froh hier zu sein. In meiner Heimat ist das Wetter z.Zt. noch grauslicher als hier auf der Insel.

Liebe anna, ich wünsche dir, dass du auch noch den Rest der Viren schnell los wirst, wieder ganz auf deinen Beinen stehen kannst und auch bald deine weißen Kleider und Hosen der Frühlingssonne zeigen kannst.

Viele Grüße

krimi

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 29. Mär 2013, 21:57
von anna54
Liebe krimi
vor vielen Jahren,als ich noch tief in der Depression war,hab ich eine Frau mit einem roten wehendem Kleid am Meer gesehen.

Ich hab dieses Bild eingesogen.
Irgendwann hatte ich die Kraft,wieder ein Kleid anzuziehen.
Rot war mir zu aufgeregt,Weiß ist meine Sommerfarbe.

Gestern habe ich eine Dokumentation über meine Lieblingsinsel gesehen,ich konnte sofort das Gefühl wieder spüren.
Ruhe,Frieden---Meer.

Einmal war ich im Winter da,aber das war zu kalt,daher würde ich dir so sehr Sonne wünschen.
Die Menschen,die Herzen sind offener,sobald die Sonne höher kommt.
Ich wünsche dir schöne Ostertage
von Herzen
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 30. Mär 2013, 10:30
von anna54
Hallo ihr Lieben
so der Rest ist einfach,Husten;Schnupfen,das bleibt noch. Aber dieses elende Gefühl mit Fieber ist weg.
Ich kann wieder meinen Alltag leben.

Gerade fällt mir wieder ein Hinweis einer Therapeutin ein,ich solle doch nichts für die Familie machen,wenn die nicht "gut" zu mir seien.

Ich säge nicht den Ast ab,auf dem ich sitze.
Das klar vor Augen zu haben,das ist relativ neu,vorher war da Abwehr,Ärger und Hilflosigkeit.

Wenn man weiß,das ist nicht meins,kann es aber nicht begründen,sich nicht verteidigen.
Wenn ich sage nein---dann ist das sicher nein.

Immer wieder das Bild der Brücke im Nebel,ich sehe den Anfang nicht das Ende,trägt sie,was ist drüben.

Suchen,finden,abwarten,sich antasten,sich ausprobieren,wieder warten---bis ein Impuls kommt,der kommt---wenn ich warten kann.

Manchmal ist da die Erinnerung an einen Impuls,aber kein Zugang zu dem Gefühl,dann Verstärker suchen.
Verstärker sind bei jedem anders,meine Verstärker sind die guten Dinge im Alltag,die mich umgeben.

Nicht kleben an unfreundlicher Kleidung,tristen Räumen und Dingen.
Nach und nach ausprobieren,was ist jetzt besser,was gibt ein gutes Gefühl.

Meine Glassammlung draußen im Garten hat angefangen mit der ersten Vase,dann mit offenen Augen suchen,irgendwann war die triste Mauer voller blau-grüner-weißer Glassachen,die Sonne bringt es zum Leuchten.

Der Rest des Gartens muss noch warten,meine Schritte sind langsamer,ich will es mit Bedacht ausfüllen,die Leere,die jahrelang war.

Kein Tag ist leer,es kann auch warten sein.

Heute kann ich endlich die Krankenhauskapelle wieder mit Blumen schmücken,ein Ort der Hoffnung,klein und leise.

Zufluchtsort.

Fastenzeit sei schmucklos,so die Kirche.

Ich muss mich noch "fügen",meine Argumente absichern,aber nächstes Jahr wird das anders gemacht!

Kirche mit ihren Vorschriften,eisernen Gesetzen,ist nicht meins.
Meins ist der Ort der Hoffnung.

Draußen noch Schnee,es schneit auch weiter.
Morgen soll die Sonne wieder kommen,auch ein Trost.
Wir brauchen endlich Sonne,da hat mal wieder einer geforscht,rotes Licht am Abend,blaues am Morgen,soll auch im Flugzeug den Jet lag verhindern.

Wir kennen die Gesetze des Lichts,ohne Sonne wird kein Leben erwachen,ich sehe täglich Natursendungen im Fernseher,ich will es sehen,wie die Natur wieder aufbricht.

Vertrösten will ich mich,der Tag wird kommen,morgen wieder eine Stunde länger Licht,die Zeit wird umgestellt.

Alle Hilfsmittel sind mir recht,ich will Energie.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 30. Mär 2013, 14:23
von fl
Hallo liebe Anna,

danke ,das es dich gibt in diesem Forum.

Ich bin noch neu hier im Forum,ich lese dich aber und es schwingt soviel Sanftheit in deinen Zeilen,das ich das einfach mal loswerden wollte.

Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes Osterfest.

Grüße feelein
---------

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 31. Mär 2013, 12:29
von anna54
Hallo ihr Lieben
liebes feelein,danke für die Grüße!

Ich wünsche uns allen frohe Ostern.
Auferstanden----Aufstehen.

Hoffnung,es wird immer wieder ein Aufstehen geben.
Heute morgen zum Osterfrühstück hatten wir leise Schneeflocken.Zeitumstellung hat stattgefunden,nur unsere Tiere kennen das nicht,also wird gefüttert,wie gewohnt.

Gestern hab ich viel Zeit für die Kapelle und den Blumenschmuck gebraucht,heute werde ich noch mal hingehen,nur für mich.

In den letzten Jahren konnte ich in keine Kirche gehen,besonders nicht in den Gottesdienst.
Diese Kapelle ist sehr alt,wunderschöne Holzarbeiten,bunte Glasfenster,leise ist es dort,andächtig ist der Raum.

Wenn ich dann noch Zeit habe,werde ich auf der Station nachfragen,ob jemand begleitet werden will.

Alles Feiertage hab ich mich gerettet,in dem ich für andere da war.
Das ist der Schlüssel zu meiner Quelle,ich spüre dann Sinnhaftigkeit.

Alle Gefühle wieder finden,sie üben und erproben.Manchmal ist es kein Spüren,aber das Wissen---da ist es gewesen,dort kann ich suchen.

Schritt für Schritt gehe ich auch in der neuen Aufgabe in der Klinik. Manchmal bin ich zu schnell,da will ich noch lernen.

Geduldig möchte ich sein,bei mir bleiben,die Fallstricke erkennen,(Weiberhirachien),keine Angriffsfläche bieten.
Oft bin ich erschrocken,was ich alles noch in den Träumen wieder hoch hole.

Immer sind es Mobbingsituatioenen aus den letzten Jahren im Beruf.
Es gibt eine Macht,gegen die ist man hilflos,die schleichenden und versteckten Angriffe,sie vergiften die Beziehungen.

Ich möchte meinen Hund mitnehmen dürfen,überall,Hunde riechen diese Machenschaften,reagieren mit Abwehr.

Aber ich lerne das wieder,wenn ich bei mir bleibe,nicht in allem die Kritik sehe,dann werde ich sicherer,und damit unverletzlicher.

Ich stelle mich,ich will wieder ein Stück draußen,ein Stück Teamarbeit.
Eine von den vielen Schwestern ist so vorbehaltlos nett,so offen ehrlich.

Das reicht erst mal,eine Stütze,alles andere kann wachsen.

Die Depression hat mir meine "Unantastbarkeit" geklaut,aber ich hole sie mir zurück,ganz langsam.

Man kann,und konnte mich nicht so leicht umwerfen,ich war und bin stark.

Die Depression ist das zweite Leben,sie ist dazu gekommen,will ihre Beachtung haben,auch ihre Ernsthaftigkeit,aber nicht den Sieg.

Siegen muss mein Lebenswille,zu wissen,wer ich bin,wo ich hin will,was mir entspricht.

Anders war ich schon immer,das soll auch so bleiben.
Ich habe andere Fragen an das Leben.

Das ist ein Talent,mit dem ich achtsam umgehe.
Wie jetzt in der Klinik,manchmal bin ich in Sekundenschnelle mitten im Herzen eines Kranken. Da wo die Verzweiflung groß ist,da sind Herzen offen.

Ich gehe sorgsam damit um,brauche auch Rituale,um die Hände wieder los zu lassen.
Fast immer erzähle ich dann von der Kapelle,von den Blumen,den Kerzen,dem Fürbittenbuch.

Keiner der Kranken kann noch laufen,ich gehe dann für sie,sie gehen in Gedanken mit.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 1. Apr 2013, 10:43
von anna54
Hallo ihr Lieben
einen lieben Gruß an krimi!

Ich will Alltag,noch ein Feiertag,mag ich nicht.
Gestern hatte ich eine wunderschöne Begegnung.
Ich habe die alte Dame mit der schlimmen Diagnose besucht.
Das war besonders,wertvoll und auch nötig.

Wer keinen Besuch kriegt,der frische Wäsche bringt,der hat dann keine.
Ich wollte nicht glauben,was ich sah.

Jetzt wird sortiert bei mir,was könnte passen,eine gute Motivation zum Aufräumen.

Die Motivation schafft alles,wie kann ich sie mir erhalten?
Ich bin es mir wert----
hab ich oft zu mir gesagt.

Aber für jemanden anders sorgen,ist eine bessere Motivation,es ist wahrhaftiger,besser greifbar.
Nicht verschluckt werden,vom Elend anderer,das schreckt viele ab vom Ehrenamt.

Bei mir ist es anders,es ist nur wahrhaftig,wenn ich gebraucht werde,wenn ich etwas tun kann.

Eine aus unserer Gruppe putzt auf der Station,ist absolut nicht ihre Aufgabe,da sie stottert,braucht sie das,um den Mut zum Gespräch zu haben.
So macht es jeder auf seine Weise,ich glaube auch,dass Hilfe nur ankommt,wenn sie authentisch ist.

Eine liebe Dame betreut dort die Bücherei,sie öffnet zaghaft die Tür,lässt den Bücherwagen im Flur,und dann fragt sie,wer lesen möchte.
Das wäre absolut nicht meins,fast alle wollen und können nicht lesen.
Ich würde frustriert von dannen ziehn,sie kann das,jede Woche.

Die Nähe ist es,die es mir möglich macht,die Augen,da erkenne ich die Menschen.
In dieser Nähe gehen auch besondere Dinge.

Das bekomme ich nirgendwo,diese Nähe,daher bedanke ich mich oft,für das Vertrauen.

Wenn ich diese Impulse wieder erlebe,nachspüre,dann hardere ich doch mit dem Verlust meines Berufes.

Die Depression hat die höchsten Preise.
Hoffnungsleer.
Totes Land.

Alle Wege führen mich zu den Menschen,die auch an Wegekreuzungen sind.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 2. Apr 2013, 13:52
von anna54
Hallo ihr Lieben
Sonne,ich hab die Sonne gesehen,und keine Wolke,nur blauer Himmel.
Mein Fahrrad steht schon bereit,gleich geht es los,nur die Winterjacke brauch ich noch.

Heute erst mal Krankenhaus,jetzt Pause,dann will ich langsam wieder loslassen,was mich heute morgen gefordert hat.

Mein Argument,ich will im Beruf bleiben,habe ich lange verteidigt.
Ich wollte die Kontakte nicht verlieren.
Jahrzehnte habe ich einen Kreis aufgebaut,mit anderen Frauen,Müttern und Therapeuten.
Wir haben uns um Lernstörungen,Wahrnehmungsförderung und vieles mehr gekümmert.
Das war viel Einsatz,neben Beruf und Familie.

Mein Sohn war betroffen,daher war während der Schulzeit viel Kümmern notwendig.
Wir standen auch vor einem System Schule,welches sich nicht verändern wollte.

In den Jahren hab ich viel Kraft verloren,es ging an absolute Grenzen,da die Treffen und Veranstaltungen abends stattfanden.
Keine Pufferzone,kein Ausatmen---immer weiter.

Letztlich war es auch die Ohnmacht,die die Kraft weg sog,wir kamen nicht raus,aus der Gefahrenzone Schule.
Ich war ja nur eine Mutter.
Letztlich mußte ich mein Kind retten,das war schlimm.

Legasthenie wurde nicht anerkannt,alles nur Verhaltensstörungen, und eine Mutter,die man in die Ecke---überfordert stellte.

Immer noch muß ich aufpassen,dass ich mich selbst nicht in die Ecke stelle,dahin,wo ich handlungsunfähig werde.

Eben, als ich aus dem Krankenhaus ging,saßen eine Gruppe Frauen in der Info,eine neu,sollte angelernt werden.
Es wurde nur bequatscht,jede wollte von jeder sehr viel wissen.
Alles wurde durchgekaut,mir war das schnell zu eng.

Einerseits würde ich gern noch ein paar Stunden arbeiten,wenn es nur um die Arbeit ginge.

Aber den Druck durch Kolleginnen und verschiedenen Chefs,das will ich nicht mehr.

Es wird mir oft schmerzlich bewußt,wo ich stehe,ich bin nur die Ehrenamtliche.

Aus dem Rest noch etwas machen,nicht das Defizit sehen,sondern den Tag annehmen,wie er ist.

In den ersten Jahren der Depression,bin ich immer wieder schnell zurück in den Beruf gegangen.
Kein Gedanke,dass ich ihn aufgeben sollte.
Hab mir dann,nach der Kündigung noch dreimal eine Stelle selbst gesucht.
Ich durfte nicht über die Depression sprechen,meine Arbeitgeber waren Ärzte.
Auch sie kannten sich wenig aus,leider.

Oder sie machten Schnellschüsse: ich hab da einen Kollegen,der macht mal eben.

Muss man es hassen,um es los zu lassen?

Meine Träume drehen sich immer um den einen Punkt,ich flieg raus---jeder will mich los werden---und ich kann nicht los lassen.

Jetzt wage ich mich wieder an die "Front",werde erkannt,es wird gefragt.

Ich steh irgendwie mit einem Bein drin---und mit dem anderen Bein draußen.
Ich muss noch viel lernen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 3. Apr 2013, 14:46
von anna54
Hallo ihr Lieben
immer wieder anfangen!
Heute hab ich lange schlafen können,welch eine Wohltat.
So hatte ich Energie für 4 Stunden Putzen und Kochen,und noch Wäsche.
Immer wieder die gleichen Dinge,sie geben Halt.
Irgendwie therapiert der Mensch sich selbst.
Gestern bin ich lange mit dem Fahrrad gefahren,zwar noch kalt,aber doch befreiend.

Am Abend hab ich nur Auszüge aus der Sendung über Stress und seine Landzeitfolgen gesehen.
WDR 21Uhr.Quarks und Casper
Wohltuend zu sehen,wie inzwischen kranker Stress erforscht ist,und welche Dinge des Lebens hilfreich sind

Immer wieder sind es die kleinen Dinge des Lebens. Scheinbar erhalten die alten Dinge die Weisheit.
Letztlich muss ich eine Zufriedenheit erreichen,die kann ich nur mir selbst erarbeiten,manchmal etwas abschauen,nachfragen.

Das Gerüst,der eine braucht eine aufgeräumte Wohnung,der andere die perfekte Frisur,Kleidung oder anderes.
Wohlfühlen bringt Sicherheit,Rituale geben Halt,auch Gegenstände können das transportieren.

Gestern hab ich einen wertvollen alten Kugelschreiber wiedergefunden.
Er hat mich schon oft gerettet,er steht für:
ich bin mir das wert
ich gebe den Dingen einen guten Rahmen
ich will mich an das gute Gefühl erinnern.

Ein Kind hat mir mal ganz stolz berichtet,dass es bei einem schweren Gerichtstermin einen Ring bei sich hatte,von der Betreuerin,und das dieser Ring alles zum Guten zaubern kann.

Zaubergeschichten tun gut,Wohlfühlmomente lassen sich bewahren,mein Bernsteinring kann Sonnenstrahlen einfangen.

In der Sendung gestern wurden die Stressfaktoren bei traumatisierten Kindern gemessen.
Eine Versuchsreihe wurde nachgespielt.
Immer ein Kind,es sollte gewisse Aufgaben lösen.
Mal bekam es zur Unterstützung ein Kuscheltier,oder einen lieben Menschen,oder einen Hund.
Die Kinder reagierten sehr stark auf den Hund,nicht mal auf den Menschen.
Laborchemisch konnte das nachgewiesen werden.

Ruhe findet der Körper nur da,wo er sich sicher fühlt,es war die Fähigkeit des Hundes,das sofort zu geben.

Ich habe schon oft Berichte über Therapiehunde gesehen oder gelesen,Vertrauen,tiefe Zuneigung,Sein im hier und jetzt.

Immer wieder hinterfrage ich meinen Alltag,kann ich dem nicht mehr Würze (Wissen) geben,letztlich füllt der Tag sich selbst.
Einfach---und doch die Lösung.

Einfach leben---kostbar,wenn das wieder geht, an manchen Tagen.
anna54

Re: Licht und Dunkelheit Teil II

Verfasst: 3. Apr 2013, 21:31
von krimi56
Hallo ihr Lieben,
liebe anna,

am späten Nachmittag habe ich vom Strand Abschied genommen. Mein letzter Tag in der Rehaklinik. Morgen muss ich den Kokon verlassen, in dem ich mich 4 Wochen wohl fühlen durfte, sicher und aufgehoben fühlte. Ich wurde umsorgt. Therapien die mir gut taten. Gespräche führen können, die ablenkten, Sinn hatten oder auch keinen. Lange Spaziergänge am Strand, im Strandkorb oder auf einer Bank sitzen und auf das Meer bzw. Watt schauen oder Menschen beobachten. Keine Hektik.

Jetzt sitze ich auf meinem Bett und müsste eigentlich meinen Koffer packen. Irgendwie habe ich das Gefühl, durch das späte Packen den Aufbruch hinauszuzögern. Ist natürlich Quatsch. Damit mache ich mir nur etwas vor.

Draußen färbt sich der Himmel leicht rot. Gleich wird es dunkel. Es hilft nichts, ich muss ran.

@ anna
„Gestern hab ich einen wertvollen alten Kugelschreiber wiedergefunden.
Er hat mich schon oft gerettet,er steht für:
ich bin mir das wert
ich gebe den Dingen einen guten Rahmen
ich will mich an das gute Gefühl erinnern.“

Deine Aussage gefällt mir. Vielleicht sollte ich mir von hier noch etwas mitnehmen, um mir durch diesen Gegenstand dasselbe sagen zu können, wie es dir dein Kugelschreiber sagt.

Wodurch mir länger das Gefühl des Kokons von hier erhalten bleibt und ich mir andere Wohlfühlmomente schaffe.

In deinem vorherigen Beitrag hast du u.a. geschrieben: „In den ersten Jahren der Depression,bin ich immer wieder schnell zurück in den Beruf gegangen.“

Nach meiner HT-OP war ich möglichst schnell wieder in meinen Beruf zurückgegangen. Ich hatte das Gefühl, sonst nicht mehr dazu zugehören. Außenvor zu stehen. So schnell wie möglich wieder einzusteigen war nicht gut. Ich habe immer noch das Gefühl außen vor zu stehen. Mir wurde so viel abgenommen, nicht mehr zugemutet. Meine kognitiven Defizite zeigten mir dann, dass ich wirklich nicht mehr so viel leisten konnte.

Dann wurde ich letztes Jahr wieder krank. Dieses Mal wollte ich nicht denselben Fehler machen. Und habe wieder eher angefangen zu arbeiten.

Die zweite Therapie und die anschließende AHB – ich hoffe, ich bin diesmal schlauer.

Anna, deine Beschreibung zu deinem Engagement in der Schule auf Grund der Legasthenie deines Sohnes – ich fand mich so richtig wieder.
Mein Sohn ist ebenfalls Legastheniker. Es war so schwer und manchmal musste ich mir so manchen dummen oder unüberlegten Spruch oder Bemerkung anhören.

Diese Zeit hat uns, also meinen Sohn und mich sehr nahe gebracht.
Damals hat er meinen Einsatz nicht immer geschätzt. Manchmal war es ihm peinlich, weil die Eltern seiner Klassenkameraden sich nicht so für Hilfe zu den Lerndefiziten ihrer Kinder einsetzten.

Heute sagt er mir Danke, indem er jetzt für mich da ist, wie ich damals für ihn.

Gestern habe ich viel mit meiner Tochter gesimst. Sie fragte wie es mir geht und es klang durch, dass sie irgendwelche Probleme hat. Ich weiß nicht welche. Nach ihrer Aussage, soll ich mich hier während meines Aufenthalts nicht damit belasten. Ich schrieb ihr, dass sie, obwohl erwachsen und verheiratet immer noch mein Schatz ist und für eine Mutter die Kinder immer wichtig sind. Und ich schrieb ihr weiter, dass wir über ihr Problem sprechen können, wann sie möchte und dazu bereit ist.

Es tut so gut, dieses Gefühl der Verbundenheit, des Vertrauens.

Und dann ist er wieder da, der Gedanke, warum Vertrauen so oft von denen missbraucht wird, denen man sich nahe fühlt.

Ich bin heute bei meinem Strandspaziergang wieder durch so einige seelische Tiefs gegangen, bei den Gedanken an meine Freundinnen.

Genug jetzt. Morgen geht es nach Hause und ich muss dort wieder meinen Stand finden, um nicht gleich vereinnahmt zu werden.

Anna, ich danke dir für deine Gedankenspaziergänge. Daraus entnehme ich so einiges für mich.

Viele Grüße
krimi