Depressiver Charakter

fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo Luca-Estelle,

danke dir für deine informative Antwort!

Hat mich auch schon immer geägert diese Sprüche meines Therapeuten: Was hätten Sie in dieser Sitaution getan? oder Was sollten Sie jetzt tun?

Wobei ich mir immer - genau wie Du - dachte: Das müßtest doch Du mir eigentlich sagen!

Aber sehr wahrscheinlich hast Du Recht, dass die Therapeuten immer nur die DENKANSTÖßE geben , an dir arbeiten mußt Du stets selbst und diese Denkanstöße umsetzen!

Mensch, da es jetzt doch so langsam FRühling draußen wird, würde ich mir so sehr wünschen, mich mal wieder unter die lachenden, aktiven Menschen da draußen mischen zu können!
Man/frau wird so bescheiden und demütig mit dieser Krankheit.

Wünsche Dir auf alles
Fälle alles, alles nur erdenklich Gute und dass deine gute Phase weiter anhält!

LG,

fletzy
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo fletzy,

gerade wenn es mir nicht gut geht, hilft das Schreiben und das Gemeinschaftsgefühl im Forum. Außerdem nehme ich mir in dem (selbstproduzierten) Alltagsstress die Ruhe mich ein paar Minuten mit mir zu beschäftigen.

Wenn du bei der Suchtberatung noch nicht angerufen hast, ist das vielleicht ein Zeichen, dass du das unbewusst gar nicht willst?

Deine Gefühle deinen Eltern gegenüber kann ich gut verstehen und ähnliches habe ich ja auch mitgemacht. Zwei Dinge habe ich diesbezüglich gelernt: in manchen Situationen ist es mal ganz gut, wenn man ihnen gegenüber mal so richtig ausflippt, da sie das ja nicht gewöhnt sind, kann die Reaktion (zumindest langfristig) sehr überraschend sein. Um andere Dinge wiederum lohnt es einfach nicht. Wenn mein Vater meint er habe kein Alkoholproblem und wenn man vorsichtig in die Richtung fragt total aggressiv wird, dann hat er halt keins. Bitte, ich werde es nicht ändern können. Es ist SEIN Leben. (und wie heißt es bei Pretty Woman so schön: für diesen Satz hat mir mein Psychiater ... Dollar bezahlen lassen, hehe)

Fletzy, es ist nicht ungerecht deiner Umwelt wegen, dass du diese Theorie des depressiven Charakters hast, sondern um DEINETwillen, verstehst du? Du musst kämpfen, so gibst du auf.
Ich werde wohl auch nie eine Vollzeitstelle arbeiten können, ja und? Dafür habe ich andere Kompetenzen, die ein nicht-Depressiver niemals erreichen wird!

Bücher über diese Themen lese ich nicht mehr. Mir bringt das nichts. Das meiste weiß ich sowieso schon und ein Patentrezept, wie es in manchen Büchern verkauft wird gibt es nicht. Da versuche ich lieber mit meinem Therapeuten verhaltenstherapeutisch an mir zu arbeiten: "Es gibt nichts Gutes außer man tut es"

Mensch, du hast ja eine philosophische Ader: jeder Mensch erfährt ständig Höhen und Tiefen, gute Tage/Momente, schlechte Tage/Momente. Das ist doch völlig normal und nicht behandlungsbedürftig. Man weiß doch nur, was es heißt glücklich und fröhlich zu sein, wenn man auch das Gegenteil kennt.


Ich würde nicht zu viel Hoffnung in solche Therapiemethoden stecken. Nicht, dass sie nicht wirken könnten, tun sie es aber nicht, ist die Enttäuschung nur umso größer.
Wie genau wirkt sich deine Krankheit eigentlich aus, was ist für dich so belastend? Einige Dinge meine ich rausgehört zu haben, aber in wie fern beeinträchtigt das dein Leben? Glaubst du nicht an Psychotherapie und daran, dass man selbst etwas an sich ändern kann? Und wenn es nach deiner Ansicht genetisch ist, was soll dir dann der Vagusnerv helfen? Wieso hängt dir das Gerede um Therapie zum Halse raus? Ist es denn in den 17Jahren überhaupt nicht besser oder gar schlimmer geworden?

Ein guter Therapeut wird dir nie sagen, was du tun sollst. Das weiß der im Zweifel auch gar nicht. Du musst ja DEINEN, individuellen Weg finden.

So, genug mit Fragen gelöchert.

Liebe Grüße und gib nicht auf
flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

¡Hola señor fletzy!

He aprendido el español durante tres años en la escuela
Mi tercer asignatura del bachillerato estaba el español

Ach flitzy, die o.b. nehm ich dir nicht übel...


Spaß beiseite: ich kann das verstehen, dass du das Gerede von "Hab Geduld" und "Man muss an sich selbst arbeiten" satt hast.
Ich habe - mehr oder weniger - unbewusst die ganze Zeit an mir gearbeitet, da mich meine Verfassung so wütend und traurig gemacht hat.
Fast seit Geburt wusste ich: ich zeige nicht die wirkliche w.o., sondern die verstellte w.o. und jedes Mal zu merken, dass einem so vieles entgeht, wenn man nicht man selbst ist!

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wütend mich das gemacht hat und macht!
Und dazu immer dieses unterschätzt werden!
Ich wusste ganz genau, dass ich nicht abhebe, sondern dass man auch Träume haben darf und dass einige davon sehr wohl erfüllbar sind!

Deshalb find ich diesen Ehrgeiz, den du bei der neuen Methode t-VNS hast, SUPER!
Steh dazu! Du willst es ausprobieren, dann mach es!
Verlieren kannst du dabei nichts!

Bei sowas, muss ich ganz ehrlich sagen, bin ich ein Angsthase

Weisst du, ich bin und war es oftmals leid zu hören, "das wird schon wieder", "hab Geduld", etc.
Nun weiss ich: Nicht-Depressive sind nicht so extrem emotional wie Depressive und wissen nicht, dass solche Sätze manchmal mehr weh tun als helfen.
Aber sie bemühen sich und das sollte man anerkennen

Bei mir öffnet sich mal schneller, mal weniger schnell, der Schleier, der verhindert, dass ich richtig und klar sehen und denken kann, aber er öffnet sich kontinuierlich
Selbstreflexion ist das A und O dabei!

Lieber fletzy, es ist sch**ße, wenn man schon so lange mit dieser Krankheit zu kämpfen hat, da gebe ich dir Recht, aber aufgeben ist nicht!
Weisst du, ich entwickele dabei einen Ehrgeiz und eine Art "gesunde" Wut, weil ich mit meinem Zustand gar nicht zufrieden bin und unbedingt etwas ändern will!

Ohne Selbstreflexion wäre ich heute mit 22 noch nicht so weit, denke ich.

Zwischendurch ist es sinnvoll, auch andere Methoden zu verwenden, um sich selbst näher zu kommen, z.B. autogenes Training, Yoga oder Achtsamkeit.
Letzteres kann ich sehr empfehlen: es ist eine Art Meditation, die man sitzend durchführen kann (dazu musst du dich nicht verrenken können
In der Klinik habe ich dies als 10 Minuten Meditation kennengelernt; demnächst möchte ich mal die 30 Minuten Meditation versuchen

Es läuft dabei eine CD und eine Frauenstimme gibt die Anweisungen, ganz einfach und ruhig erklärt.
Dabei geht es darum, gerade zu sitzen und den Moment bewusst wahrzunehmen - dabei soll man aufkommende Gedanken und vor allem Bewertungen beiseite schieben, indem man den Gedanken kurz zulässt und ihn unbewertet wieder wegschiebt und sich auf die Meditation konzentriert.
Um sich besser zu konzentrieren, fixiert man sich auf den Atem; das hilft, um immer wieder zurück zu kommen und achtsamer zu sein.

Mir hilft diese Übung sehr; kann ich dir nur empfehlen!!!


So, heute wird Stall Nr. 2 besichtigt und später meine Eltern geschockt xD
(Piercing )


¡Cuídate!
¡Para tí, un caluroso abrazo!

Ganz liebe Grüße aus dem (endlich) sonnigen Ruhrpott!
white orchid
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Liebe White Orchid,

den Gedanken von der gesunden, berechtigten Wut finde ich sehr interessant. Ich glaube, dass du Recht hast. Diese Art von Wut setzt Kräfte frei, die einem Halt und Stütze gibt, um weiter zu kämpfen.

Ich habe in der Klinik oft solche körperlichen Übungen zum Thema Wut gemacht, bei denen ich körperlich erfahren habe, wie viel Wut und damit Kraft ich habe, was ich niemals geglaubt hätte.

In diesem Sinne: lasst uns wütend sein
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hey ecureuille!

Lasst uns wütend sein!

Danke für deine Antwort!
Ich glaube, dass niemand bisher diese Wut verstanden hat:
deshalb nochmal ein ganz liebes DANKESCHÖN an dich, fletzy und die anderen hier im Forum, die soviel Verständnis, Teilnahme und Aufgeschlossenheit mitbringen!!!
DANKE!!!

PS: meine Eltern waren baff wegen dem Piercing. Haben den Kopf geschüttelt und gelacht; vor allem meine Mutter wollte ständig dran (sie hatte mal wieder einen im Tee...), aber das war mir egal: ich hab mich bissl über sie lustig gemacht und mir meine gute Laune nicht verderben lassen

GLG white orchid
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Liebe White Orchid,

es ist wirklich toll, dass man hier auf so viel Verständnis stoßt!

Finde ich gut, dass du dir deine Laune nicht hast verderben lassen. Ich habe übrigens auch einen alkoholkranken Vater und weiß wie schwer das ist sich nicht davon runterziehen zu lassen. Umso schöner, dass es dir gelungen ist!

Ganz liebe Grüße
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hallo liebe ecureuille!

Danke für deine Unterstützung!
In deinen Beiträgen hast du geschildert, dass du einen alkoholkranken Vater hast.
Das hat mich aufhorchen lassen, ganz klar.

Aber, wie du bereits einmal oder bestimmt mehrmals geschrieben hast:
Jeder ist für sich selbst verantwortlich, auch dein Vater für sich und meine Mutter für sich!

Allerdings kann man als Tochter schwer mitansehen, wie sich der eine Elternteil ins Abseits befördert und steil bergab läuft...

Aber man muss es versuchen und so hab ich die Situation gestern auch versucht locker zu nehmen und irgendwann bin ich dann heim weil ich keine Lust mehr auf diese Freak-Show hatte (entschuldige für diesen Ausdruck, aber manchmal ist es wirklich so...)

Momentan tue ich sehr viel für mich und bereue es nicht eine Minute!
Sonst hab ich immer gedacht:
In der Zeit, wo du dich jetzt mit lesen oder sonst was beschäftigt hast, hättest du noch x, y und z erledigen können....

Einfach beknackt

Dir und allen Anderen einen schönen Abend!
GLG white orchid
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo Ecureuille,

hab erstmal vielen lieben Dank für deine so interessante Antwort! Der Austausch mit dir und den anderen Foristen in diesem thread hat mir schon so viel gebracht, deshalb wollte ich dir und den anderen noch mal ganz herzlichen DANK sagen für EURE aufrichtige Anteilnahme, eure Empathie und für diesen ehrlichen, offenen Austausch in diesem thread - Vielen Dank!
Ich hoffe, ich konnte vielleicht hier und da auch ein klein wenig von dem zurückgeben, was ich hier an guten Tips, Hinweisen und Erfahrungswerten mibekommen habe!

Ja, vielleicht sollte ich wirklich einmal richtig ausflippen, wenn ich mal wieder von meinen Eltern in Bezug auf diese Krankheit schlicht und einfach belogen werde!
Ich fresse noch zu viel in mich hinein und schlucke zuviel Ärger einfach runter, auch wenn mir eine Meinung überhaupt nicht passt oder wenn mir etwas wirklich widerstrebt!
Wahrscheinlich kann meine Mutter gar nicht zugeben, dass mein Vater depressiv ist, dann müßte sie ja zugeben, einen depressiven Mann geheiratet zu haben und dass sie indirekt mit daran Schuld wäre, dass ich depressiv geworden bin, so kann ich mir das nur erklären...

Ach ja ganz kurz eine Meldung bezüglich meiner Alk-Mitbewohnerin:

die Sache hat sich elegant gelöst: sie wird in einigen Wochen von sich aus ausziehen, ohne dass ich ihr das nahe gelegt hätte!

Sie meinte, sie wäre fast schon zufällig über eine Internet-Anzeige gestolpert und habe sich gleich noch am selben Tag die angebotenen Zimmer in einer Wg angeschaut...

Sie sagte, dass es mir offensichtlich wieder ganz gut täte, dass meine Ex (seit ca. 9 Wochen) bei mir wohne (was ich ihr auch gesagt habe)und dass man ja auch nicht wisse, ob der Mietvertrag, der Ende April nächsten Jahres ausläuft, verlängert werde, usw., usf.

Wenn Du mich fragst, ist es doch sehr wahrscheinlich der Alkohol, der sie zu diesem Entschluß geführt hat:

zum einen merkt sie vielleicht wirklich, (was Du schon vermutet hast) dass mich die gnaze Sache schon etwas belastet, zumindest aber beschäftigt und zum anderen schämt sie sich vielleicht doch bezüglich ihres Alkoholkonsums (heute morgen war von dem Kasten, den ich am Donnerstag besorgt hatte, schon keine Flasche mehr da (o.k. 2 davon hab' ICH getrunken)
Jetzt bin ich etwas zwiegespalten wegen ihrer Entscheidung: einmal bin ich schon ein wenig traurig, da ich sie wirklich als gute Freundin von mir bezeichnen würde, zum andern fällt aber doch schon eine große Belastung von mir ab, weil ich mich einfach - wenn sie betrunken war - für sie ein wenig verantwortlich gefühlt habe.

Mensch, Du hast viellicht viele Fragen gestellt, mal schauen ob ich die alle noch beantworten kann:) :
Die Krankheit schränkt mich insoweit ein, dass ich einfach unglaublich UNSICHER gegnüber anderen Leuten bin, ich überlege immer, war das jetzt falsch was ich gesagt habe, oder dumm oder unpassend oder dergleichen.

Das führt bei mir eben soweit, dass ich mich einfach nicht mehr unter Leute traue, gerade wenn es mehr als 3,4 Leute sind.

bei meinen Freunden verspüre ich diese Unsicherheiten nicht, da kann ich mich wirklich fallen lassen und mich authentisch geben, so wie ich einfach bin, obwohl ich selbst bei ihnen manchmal noch versuche, fröhlicher zu sein, als es in mir drinnen aussieht.

Neben dieser Unsicherheit gibt es eben noch diese verdammte Müdigkeit und Antriebslosigkeit, die ich einfach von meinem Vater geerbt habe (mein Vater ist nur noch am Rumgähnen und am Gesicht-reiben) und von der er beeits selbst sagte, dass er die von seinen Eltern geerbt habe!

Was soll ich dazu noch sagen?

Dann kommen halt bei mir noch diese verdammten Minderwertigkeitskomplexe hinzu (ich denke mal, das ist ähnlich wie bei dir) nach dem Motto: ich bin nichts, ich kann (fast) nichts, jeder und alle ist/sind besser als ich!

Das ist schon meinem Tharapeuten aufgefallen, der zu mir schon meinte, ich solle mich nicht immer so klein machen.

Selbst meinen Freunden ist es bereits aufgefallen, dass ich in jedem dritten Satz sage, das schaff ich nicht, das kann ich nicht, das pack' ich nicht. Ich mach' mich grundsätzlich klein und mach mich in Gegenwart von anderen Leuten schlecht, es ist furchtbar das Ganze.

Und dann wäre dann noch dieses Gefühl (zu dem Thema hast Du glaube ich auch bereits einen Thread eröffnet): WAS will ich überhaupt?

Jeder Mensch wacht doch morgens auf und hat Pläne , Bedürfnisse udn Wünsche für den anbrechenden Tag und bei mir ist da einfach nichts.

Diese Bedürnisse zu erkennen, zu formulieren und sie vielleicht auch mal gegen den Widertsnad meiner Umgebung durchzusetzen, daran arbeite ich immer noch hart.

Zur Psychotherapie:

Doch, ecureuille, ich glaube auf alle Fälle grundsätzlich an die Möglichkeiten und Cahncen einer guten Psychotherapie, nur in meinem ganz konkreten Fall irgendwie nicht mehr so richtig: ich hab' schon drei Psychotherapien hinter mir (zwei davon brach ich ab, weil sie mir einfach NICHTS brachten, obwohl ich immer schön brav meine "Hausaufgaben" machte.

Ich will also um Gottes Willen den Sinn und demn zweck einer Psychotherapie nicht in Frage stellen, nur in meinem Fall habe ich einfach so meine Zweifel, ob das Ganze einen Sinn macht (aber die jetzige werde ich nicht abbrechen, das hab' ich mir fest vorgenommen)
Entmutigend war einfach schon einer der ersten Sätze, die mir mein Therapuet sagte (der ansonstzen wirklich sehr um mich bemüht ist): "Sie werden immer mit Selbstzweifeln und Grübelneigungen zu tun haben"

Das sagte er mir wortwörtlich - gibt es denn noch einen frustrierenderen Einstieg in eine Therapie als dieser Satz?

Woran soll ICH denn noch glauben, wenn schon mein Therapeut an keine Heilung glaubt?

Dann fragtest Du glaube ich noch, ob es denn in den letzten 17 Jahren besser oder schlimmer mit meinen Symptomen geworden sei, stimmt's?

Nun es gab zum einen diese ganz, ganz extrem schweren Depressionen (von denen ich dir schon in meiner e-mail erzählte) und zum anderen diese gewissen Hypomanien, die allerdings nur zustande kamen, weil's mir jeweils ein Jahr lang so extrem schlecht gegangen war.

Aber einen richtig guten, völlig symptomfreien Zustand hatte ich, wenn ich's genau nehme, die letzten 17 jahre nicht (und davor im Prinzip auch nicht!)

Und angesichts dieser Tatsache ist es schon schwierig, noch an etwas Positives zu glauben....

Und dann klammert man sich halt an solche neuartigen Therapieverfahren, wie der t-VNS, die man natürlich nicht überschätzen soll - denn Du fragst ja zurecht, was mir die bringen soll,wenn ich eh der Überzeugung bin, dass ich einen depressiven Charakter habe...?

Danke auch, für deine aufmunternden WOrte und der Aufforderung, ich solle nicht aufgeben - keine Angst soooo schnell gebe ich schon nicht auf, vielleicht kommt ja eines Tages noch so eine Art Wunder-Mittel auf den Markt, dass uns in ein paar Tagen wieder fit macht, man soll ja die Hoffnung nie aufgeben, da hast Du vollkommen Recht!

Jetzt wünsche ich Dir mal zum Abschluß (ich hoff' , ich hab dich nicht allzu sehr zugetextet ) ALLES,ALLES NUR ERDENKLICH gute UND FREUE MICH auf einen weiteren Gedankenaustausch,

LG,

TAPFER SEIN

fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hola seniora w.o.,
de primero tengo que decirte que trabajo (bueno, de vez en cuando) de profesor de espaniol en dos escuelas particulares, asi que, sie tienes algunas preguntas...

Nein, nein zuallererst muß ICH mich bei EUCH bedanken für eure/deine tollen, tollen Beiträge! Du hast mir schon soviel gegeben, dass ich wirklich zuweilen, wenn es mir nicht sooo gut geht, einfach in "meinen" thread schaue und mir deine/eure Beiträge durchlese und dann geht's mir oftmals schon wieder ein kleines Stück besser.

Puh- dann hast Du also meine letzte mail nicht in den falschen Hals bekommen - Gott sei Dank, ich dachte schon, Du nimmst die persönlich.

Meine Wut war gar nicht gegen dich gerichtet, sondern viel mehr gegen diese schier endlose , hartnäckige, und alles so sinnlos machende Krankheit!

Nein, Du hast vollkommen Recht: Aufgeben, w.o., is' nicht, das darf NIE eine Option werden.

Und trotzdem ist alles manchmal so unglaublich schwer - denn selbst wenn man/frau eine gesunde , stabile Psyche hat, kommt man/frau ja schließlich manchmal im Leben so an seine/ihre Grenzen.

Wenn man aber noch mit dieser Krankheit geschlagen ist, muß man ja gleich gegen zwei Feinde kämpfen: gegen die Unbilden und Zumutungen des Lebens und noch gegen diese Krankheit!
Wie soll das funktionieren?

Das denke ich mir zumindest oft.

Du willst Ärztin werden?

Ich glaube,wenn es mehr so einfühlsame, integre, selbständige, und humorvolle Ärzte wie dich geben würde, wäre es um diesen Berufsstand besser bestellt.

Von mir aus hast Du die Approbation schon in der Tasche!

Drei von meinen Cousins/Cousinen haben sich auch für diesen Beruf entschieden und sind alle durch die Bank zufrieden damit.

O.k. die eine Cousine jammert etwas über die Arbeitsbelastung (sie lebt in Irland), aber jeder Beruf hat nun mal seine Schattenseiten (wie schon ecureuille richtig geschrieben hat)

Das mit der Achtsamkeitsübung sollte cih veilleicht echt noch mal ausprobieren, wenn Du damit so gute Erfahrungen gemacht hast. Ich kenne derartige Meditationsübungen (die 10-Minuten-Version) schon von der Klinik her und ich habe jetzt keine unmittelbaren, postiven Auswirkungn bemerkt, aber viellicht liegt das auch daran, dass ich derartigen Yoga, Meditations - oder eben Achtsamkeitsübungen immer sehr skeptisch gegenüber gestanden habe und ich glaube, sie können nur dann helfen,wenn man/frau an sie glaubt.
Siehst Du das ähnlich?

Bueno, tía, te deseo todo lo mejor,

cuidate mucho y te abrazo igualmente de manera calurosa,

saludos CORDIALES desde Franconia,

TAPFER SEIN,
fletzy
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo Ecureuille und w.o.!

hab' schon lange nichts mehr von euch gehört - würde mich sehr freuen, wieder ein Lebsnzeichen von euch zu bekommen.
Hoffe sehr, dass es euch gut geht und nicht vergessen:

Tapfer sein,

euer fletzy
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo Fletzy,

danke der Nachfrage. Mein depressiver Charakter, vor allem mein ängstlicher Charakter schlägt gerade ziemlich durch. Heißt es geht mir seit einigen Tagen gar nicht gut. Morgen ist der nächste Unterrichtsbesuch und ich hoffe, dass es mir danach besser gehen wird. Ich werde mich danach auf jeden Fall für ne Woche krank schreiben lassen. Ich bin psychisch wie physisch ziemlich angeschlagen. Ich habe furchtbare Angst, dass das nicht wieder besser wird und ich frage mich, wie ich die Examensphase durchstehen soll, wenn ich jetzt schon wieder zusammenbreche!

Wie geht es euch, Fletzy und white orchid?

Ganz liebe Grüße. Es tut so gut, dass es da jemanden gibt, der an mich denkt und mich fragt wie es mir geht. Merkwürdig hier bessere Kontakte zu haben als in der realen Welt.

Ganz liebe Grüße
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo ecureuille,

vielen Dank für deine Rückmeldung - hat mich sehr gefreut von dir zu hören - auch wenn der Inhalt deines Beitrages leider alles andere als positiv ist!

Wenn ich nur wüßte, wie ich dir helfen kann...

Ich drück' dir auf alle Fälle die Daumen für morgen und denk' immer wieder an deine Stärken, die Du ja auch hast.

Immer wenn es mir schlechter geht und mein Selbstbewußtsein wieder mal ganz am Boden ist, dann zerr' ich mein Arbeitszeugnis aus dem Regal und lese es mir genau durch - ist wirklich ein glattes Einser-Zeugnis auf das ich schon etwas stolz bin , wenn es mir nun auch noch Selbstwertgefühl geben würde...

Danke der Nachfrage - mir geht es zur Zeit wirklich nicht sehr schlecht, liegt aber wahrscheinlich auch u.a. daran, dass ich beruflich wirklich nicht sehr eingespannt bin (zur Zeit laufen keine VHS-Kurse und meine Aufträge an den Privatschulen halten sich auch sehr in Grenzen, hat seine Vor-und Nachteile).

Hoffe sehr, dass sich dein ängstlicher Charakter morgen nicht durchsetzt, sondern deine kommunikative, deine starke Seite!

Geht mir übrigens ganz genauso, dass ich zuweilen hier im Forum mehr Rückhalt finde, als im "wirklichen" Leben draußen...

Sei ganz herzlich gegrüßt und denk daran:

TAPFER SEIN!

LG,
fletzy
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Huhu fletzy, huhu ecureuille!

Ja, ich bin noch da!
Hab nur am WE meine Netzwerkverbindung geschrottet, so dass ich seitdem nicht mehr ins Internet konnte

Aber, selbst ist die Frau, hab ich's eben wieder hingekriegt

Mir geht's momentan super, super, super gut!

Habe gestern erfahren, dass ich noch bis zum 11.6. in der TK bin und am 14.6. meine Wiedereingliederung beginnt!
Ich freu mich sehr darauf!

Ich muss auch ehrlich sein:
die Woche, bevor mein Internet mich ärgerte, ging's mir auch gar nicht gut, da es ziemlich Stress gab mit meiner besten Freundin und ich die Angst hatte, dass wir bald vielleicht nicht mehr befreundet wären.
In der Gruppentherapie hab ich dies zum Thema gemacht und hab meine ganze Wut herausgelassen, so nach dem Motto:
Ich muss immer für alle da sein; w.o., der Abfalleimer, und welche Sau interessiert sich für mich?

Ich bin richtig laut geworden, was man bis dato von mir in der TK gar nicht kannte.

Im Rollenspiel habe ich ENDLICH gelernt, dass ich nicht immer für andere, sondern erstmal für mich da sein muss:
Ich baue mein Selbstwertgefühl wieder auf

Meine Ärztin in der TK hat mir das so erklärt:
jeder Mensch schafft dies auf andere Art und Weise und muss für sich die richtige Methode aussuchen:
der eine baut Selbstwert über Sprüche auf ("du bist gut, du machst deine Arbeit gut, andere umgeben sich gerne mit dir,...), der andere über Gefühle, und wiederum andere (das wusste ich gar nicht, dass das geht!) über Gerüche.

Was allem gemein ist:
Den Selbstwert, den man daraus zieht, mit in den Alltag und auch in schwierige Situationen, wo man sich behaupten muss, mitnehmen zu können

Sich Pläne zu machen, was man verändern will, ist wichtig; aber man muss auch aufpassen, sich nicht zu übernehmen:
Aber wenn einem bewusst ist: "Ich habe mir dies, jenes und das vorgenommen und ich bin froh, dass das Vorhaben steht", dann hat man schon viel geschafft, denn wie oft hat man GAR KEIN Vorhaben!?

Geduldig mit sich selbst sein und sich nicht an anderen Leuten orientieren.

Ich kann auch nicht sagen, ob ich alles, was ich mir vorgenommen habe, auch schaffe.
Aber ich bleibe am Ball und wenn ich eine Sache nicht schaffe, dann habe ich noch etwas vor mir, was ich unbedingt machen will.

Dies ist für mich eine unheimlich Motivation

PS: werde auf jeden Fall den Reitgrundkurs in Sommer bei Stall Nr. 2 machen
freu mich jetzt schon riesig drauf

habe mir gestern einen Speckstein gekauft und möchte dann zuhause daran arbeiten, weil mich das schon in der Ergo in der TK sehr weitergebracht hat, was Ausdauer und Geduld angeht habe auch schon Pläne, was ich aus dem Speckstein "kreieren" will

Und jetzt: Weg von den Bildschirmen!
Raus in die Natur!
Raus in die Sonne!

PPS: (heut wird wieder viel gebabbelt )
Mir ist neulich morgens vor'm Spiegel ein Spruch eingefallen, der kommt bestimmt bald auch an meinen Spiegel zur Erinnerung dran:

BEGINNE JEDEN TAG MIT EINEM LÄCHELN, AM BESTEN MIT EINEM UNWIDERSTEHLICHEN!

In diesem Sinne fühlt euch fest gedrückt!

Cuídate, fletzy!
Cuídate, ecureuille!

white orchid
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Lieber Fletzy,

ja mich auf meine Stärken zu konzentrieren fällt mir sehr schwer, aber ich bin dabei zu lernen mich nicht mehr von Noten abhängig zu machen, sondern mehr darauf zu hören, was sie Gutes über mich sagen. Aber ich meine halt schon mein ganzes Leben mir Anerkennung und Liebe durch Leistung (Noten) "erkaufen" zu können. Ich mache mich immer von der Meinung anderer, oft gar nicht wichtiger Menschen abhängig. Alle müssen mich mögen, jedem will ich es Recht machen. Aber ich arbeite an dem Problem und ich bilde mir ein ich sei auf einem guten Weg.
Ich habe mich übrigens kontinuierlich in den UB'S verbessert!! Jetzt bin ich erstmal krank geschrieben und hoffe ich finde endlich die Ruhe, die ich so dringend brauche. Selbst nachts träume ich von der Arbeit. Es fällt mir so schwer die Gedanken, die Arbeit loszulassen. Ja, loslassen, wie macht man das? Habt ihr eine Idee?? Ich bin, was das angeht ziemlich verzweifelt. Das ist mein ängstlicher Charakter, der bei mir so tief festsitzt, wie bei dir der depressive, lieber Fletzy, der kommt bei mir nur noch obendrauf. Aber das habe ich bestimmt auch von meinem Vater geerbt.

Ich danke dir von ganzem Herzen für deine Unterstützung. Ich kann nicht in Worte fassen, wie du/ihr mir helft diese Zeit zu durchstehen. DANKE!
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Liebe White Orchid,

das man spürt, wie gut es dir gerade geht, habe ich dir ja schon geschrieben.
Rollenspiele tun wirklich sehr gut. Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht und mal seine ganze Wut rauslassen, vor allem auch körperlich erst recht! Bis zur Tanztherapie in der Klinik wusste ich gar nicht wie viel Wut, aber auch über wie viel Kraft ich verfüge.

Ich versuche auch gerade mit meinem Sozialarbeiter einige Dinge Schritt für Schritt zu verändern. Das wahrzunehmen fällt mir nur oft so schwer. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich wie Sysiphus vor einem riesigen Berg stehe, den ich nicht bewältigen kann und wo alle Mühe vergebens ist, weil sie nichts ändert. Dann sehe ich auch nur, was ich noch nicht geschafft habe, anstatt auf das zu Sehen, was ich geschafft habe.
Ich sollte dringend mal meine alten Tagebücher lesen, um mir dessen wieder bewusst zu werden.

Weiterhin viel Kraft und Erfolg und viel Spaß beim Reiten!

P.S.: ich gehe auch klettern
PurpleRain
Beiträge: 213
Registriert: 29. Mär 2010, 22:02

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von PurpleRain »

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallöchen w.o.,

wie schön wieder von dir zu hören, was hab' ich mich gefreut - ehrlich

Hatte mir wirklich ein wenig SOrgen gemacht, weil von dir so von heute auf morgen keine Nachricht mehr kam.

Mensch, das hört sich vielleicht alles gut an bei dir, deine mail strotzt ja fast gerade vor guten Gedanken und wie ich finde auch von einem gesunden Selbstvertrauen und irgendwie auch vor Energie

Behalte diesen Kurs bei, ich gönne es dir von ganzem Herzen, dass es dir gut geht - muß mich echt anstrengen, um nicht neidisch zu werden

Ja, ja das liebe Selbstvertrauen - habe mir jetzt feste vorgenommen, aktiv etwas zu dessen Steigerung zu tun und hab' mir gestern gleich mal das Buch von Rolf Merkle über das Selbstvertrauen geholt und nehme mir fest vor, mich damit wirklich auseinander zu setzen und schön brav die darin vorgeschlagenen Übungen auch zu machen, das heißt auch schriftliche "Hausaufgaben" zu erledigen - wird alles nicht leicht werden, aber das wird einem ja auch nicht versprochen.

Hoffe, das mit deiner Freundin renkt sich wieder ein, aber ich denke eine wirklich tiefe Freundschaft muß auch mal eine Krise aushalten, desto besser rauft man/frau sich danach wieder zusammen...

Ich wünschte, das könnte ich auch, mal ganz spontan und unverblümt meine Wut herauslassen, wenn mir danach ist - wenn ich's mal geschafft habe, dann ist es mir oftmals um einiges besser gegangen.

War ja auch schon mal ein Thema zwischen dir und ecureuille, diese Wut, wenn man sich wiede mal wie der letzte Fußabstreifer behandelt fühlt.

Ein guter Freund von mir, der sich auch über Jahre hat benutzen und ausnutzn lassen, hat jetzt auch irgendwie die Kurve gekriegt und gibt immer noch sein letztes Hemd, wenn's sein muß, allerdings wirklich nur noch für Freunde und längst nicht mehr für jedermann, so wie früher.

"Fletzy", sagte er einmal zu mir, "beschwer' dich nicht, wenn Du mal wieder ausgenutzt worden bist, Du mit deiner Gutmütigkeit, dazu gehören immer zwei: einer der ausnutzt und einer, der SICH AUSNUTZEN LÄSST.ERsteren wird's immer geben, aber zweiteres kannst DU verhindern, nur Du allein."

Und weißt Du was: dieser FReund ist sowas wie ein Vorbild bei diesem Thema für mich geworden: er will's längst nicht mehr allen rechtmachen, er ist immer noch nett und lieb zu allen Leuten, aber er zieht jetzt rechtzeitig die GRenze, wenn er glaubt, er wird mal wieder "mißbraucht"

Viel Spaß mit deinem Speckstein, der ja bei der Ergo sehr gern und oft eingesetzt wird - ich hatte vor solchen handwerklichen Aufgaben immer einen Horror und habe mich so oft es ging vor der Ergo gedrückt: Seidentuch bemalen und Vogelhäuschen bauen?
Gott, wie schrecklich - ich war immer glücklich, wenn ich mich mit einem Buch oder einer Zeitung die Zeit vertreiben konnte:-)

Wünsche dir zum Abschluß von Herzen alles GUte für deine restliche Zeit in der TK und einen guten Start bei der Wiedereingleiderung, ach ja und natürlich bei deinen ersten Reiterfahrungen - wirst sehen, dass das unheimlich Spaß macht!

Jetzt schicke ich dir noch einen ganz kräftigen abrazo und die letzten Sonnenstrahlen, die hier im FRankenland noch am Firmament zu sehen sind -

pass bloß gut auf dich auf.

TAPFER SEIN!

fletzy
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Liebe ecureuille,

es tut sooo gut, wenn man gesagt bekommt, dass man nicht nur genommen hat, sondern auch etwas GEBEN konnte, könnte dir ewig zuhören...gg

Die letzte mail von dir könnte mal wieder von mir sein:

Bin ständig lieb und nett zu allen möglichen Leuten , mache mich abhängig von der Meinung anderer und lasse es echt zu, dass ich Kritik von absolut unsympathischen Menschen an mich ranlasse und mir prompt wieder einen KOpf mache und wieder alte Selbstzweifel aufkommen.
Wenn Du es eines Tages schaffen solltest, dieses Denkschema zu überwinden, dann lass es mich bitte wissen, liebe ecureuille, ja?

Ich glaube, Du könntest mit diesem Patent echt 'ne Menge Geld verdienen, davon bin ich überzeugt

Ich kann es nur immer wiederholen: Du galubst gar nicht, wie mir dieser thread bereits geholfen hat, besonders die Beiträge von dir und w.o., das meine ich ganz im ERnst.

Hab selten soviel Solidarität und Empathie erlebt...

Ich hab' mir den ganzen thread desöfteren noch mal durchgelesen und es ist mir aufgefallen, wie viele reflektierende, unheimlich kluge und fähige Leute bereits hier geschrieben haben.

Und ich hoffe so sehr für DICH, liebe ecureuille, dass Du einen WEg findest, zur Ruhe zu kommen, dass Du mal abschalten und dich entspannen kannst und zwar ohne Tavor, das kurzfristig helfen mag, aber langfristig doch keine Lösung darstellt.

Es hört sich echt besorgniserregend an, wenn Du erzählst, Du könntest auch in der Nacht nicht richtig abschalten, schleppst die Gedanken an die Arbeit immer mit dir herum und kannst keine Ruhe ertragen - wie sehr mußt Du leiden!


Und wer denkt sich so eine Krankheit aus? Und wieso wird der eine mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und der ander quält sich ständig nur herum?

Hab' neulich einen sehr, sehr guten Artikel von Heribert Prantl gelesen, dem Innenressort-Chef der "Süddeutschen", der sich für ein starkes soziales Netz in Deutschland aussprach, da das ganze Leben extrem ungerecht sei, dass oftmals einfach die Gnade der Geburt darüber entscheide, welchen Lebensweg man einschlägt, abhängig davon, welche Gene man mitbekäme und davon, in welche Familie man hineingeboren werde:

der eine müsse von Beginn an kämpfen und dem anderen fliegt alles zu - ist doch so oder?

Wobei wir schon wieder bei dem Thema "Depressiver Charakter" wären...

Ich möchte dir nur einfach Mut machen, keine Existenzsorgen zu haben und notfalls, wenn alle Stricke reißen sollten, staatliche Hlfe anzunehmen, die Dir garantiert zusteht, ecureuille.
Ich lebe auch seit einem halben Jahr von Hartz IV, da muß man freilich jeden Cent dreimal umdrehen, gar keine Frage, aber man muß wahrlich nicht hungern oder darben - und das soll jetzt nicht zynisch klingen, wenn man depressiv ist, kommt man damit besser zurecht als Gesunde, da man als Depri eben nur ein sehr eingeschränktes Bedürfnis hat, in Kneipen, Cafés oder ins Kino zu gehen, noch dazu wenn man extrem sparsam erzogen worden ist, wie ich.

Ich versuche auch alles, um da wieder heraus zu kommen, aber im Moment wüßte ich einfach nicht, wie ich anders überleben sollte....

So, genug gelabert für heute, wünsche dir auf alle Fälle eine richtig gute, RUHIGE Nacht, die Du auch ertragen kannst, schicke dir eine feste Umarmung und sage nur noch:

TAPFER SEIN!

LG,

fletzy
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

¡Buenos días, señor fletzy!

Un grande abrazo para ti!

Ich schreib später nochmal, da ich mich gleich aufmach, um mit einer Freundin ins Café zu gehen

Weisst du, ich hatte früher eher das Problem, meine Wut zu verstecken, aber weder diese Wut immer rauszulassen noch sie immer zu verstecken ist richtig.

Eine Balance finden: das bedeutet:
Halt Stop! Ist diese Sache jetzt wirklich wert, sich drüber aufzuregen?

Wenn ja, wie rege ich mich auf?
Darf ich richtig "platzen" oder eher sachlich, aber bestimmt meine Wut zum Ausdruck bringen?

Das ist das, was ich mir nun zum Maßstab mache, wenn ich wütend bin

So, jetzt muss ich flitzen, sonst fährt der Bus ohne mich!
Ganz liebe Grüße!
Mach dir einen schönen Tag!

w.o.
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Lieber Fletzy,

das freut mich, dass es dir gut tut, dass du mir gut tust So haben wir ja beides etwas davon. Schön.

Wenn ich die Lösung dieses Denkschemas, es immer allen recht zu machen, immer lieb sein, immer geliebt werden wollen, selbst von den...und oft von denen besonders, werde ich bestimmt reich Ein Therapeut sagte mir mal "lieb sein oder selbstfürsorglich sein" Ich denke dort liegt der Schlüssel. Wir müssen anfangen uns selbst zu lieben, dann brauchen wir nicht die Liebe eines jeden.
Tja, aber sich selbst lieben, anzuerkennen, was man leistet, wer man ist, das ist ganz schön schwer. Vielleicht müsste man sich jeden morgen vor den Spiegel stellen und sich sagen wie toll man ist und sich anlächeln.
Mein Selbstbewusstsein leidet auch unter meinem Gewicht: ich habe unter Zyprexa 10kg zugenommen und das obwohl ich eigentlich eine Essstörung in die andere Richtung habe..

Ich bekomme nun noch ein zusätzliches Medikament und denke, dass es etwas besser geworden ist. Das muss aber noch langsam eingeschlichen werden.Und geholfen hat auch die Hammermethode: 2,5mg Tavor auf einmal, um quasi den Reset Knopf zu drücken. Seitdem ist es wesentlich besser. Ich hoffe, es geht weg!
Und dass diese tiefsitzenden Ängste weggehen...

Es gibt Momente in denen ich fast bösartig neidisch bin auf Leute, die alles haben: schön, beliebt, intelligent, gesund!

Ja, ich weiß um die staatliche Hilfen, aber dennoch. Außerdem habe ich durch das Studium viele schulden, die zurück bezahlt werden wollen...

@white orchid: deinen Tipp schreibe ich mir auf und nehme ihn mir mit!!!

Feste Umarmung an euch beiden
flower123
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Guten Morgen ihr Lieben!

Kurz an dich ecureuille, weil ich gleich los muss:

Meinst du wirklich, dass andere Menschen ALLES haben???
Sie mögen nach aussen hin reich, beliebt und sonst was wirken, aber du weisst doch, dass Menschen sich extrem gut verstellen können, wenn sie wollen und dafür müssen sie nicht depressiv sein...

"Beginne jeden Tag mit einem Lächeln, am besten mit einem unwiderstehlichen!"
Ist mir neulich morgens vor'm Spiegel eingefallen

Ganz liebe Grüße!
Drücksle!
white orchid
fletzy
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Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo ecureuile,

immer wieder schön von dir zu hören, ehrlich!

Da ist glaube ich der Knackpunkt der ganzen Geschichte:

sich selbst so anzunehmen, sich selbst so zu lieben, dass man/frau nicht die Liebe eines jeden braucht.

Das ist auch der Grundtenor in den ersten Kapiteln von Rolf Merkles Buch über die Steigerung des SElbstbewußstseins:
Nur wer sich selbst liebt, ist unabhängig von der LIEBE DER
ANDEREN, MUSS NICHT VON JEDEM GELIEBT UND GEMOCHT WERDEN!

Ich kenen das nur allzu gut von mir: zu JEDEM lieb und nett sein, damit mich der andere auch mag, das geht soweit, das ich mir halt sehr, sehr viel gefallen lass, wo andere Leute schon längst einen Aufstand gemacht hätten.

Dieser fast schon "bösartige Neid" auf alle Leute, die alles zu haben scheinen, kenne ich nur allzugut, das kannst Du mir glauben:

Schönheit, Intelligenz, Beliebtheit und schließlich Gesundheit!

Dabei habe ich - ohne dass ich arrogant klingen will , die ersten drei Dinge wirklich, jedenfalls wird mir das immer wieder von anderen Leuten/Tests usw. bestätigt, nur eben eins nicht:

diese verdammte depressive Verhaltens- und Denkstruktur, die mir einfach nicht so richtig glauben läßt oder es mich auch nicht genießen lässt, dass ich doch eigentlich die ersten drei Dinge habe!!!

WAS nützt mir meine NIcht-Häßlichkeit (wie ich sie mal ausdrücken will..gg) und meine gesamte Intelligenz, wenn ich doch diese verdammte Krankheit habe? WAS?
Und so unbeliebt bin ich eigentlich auch nicht, manchmal vielleicht sogar etwas zu beliebt, weil ich es eben ALLEN Recht machen will...
Aber WER ist man dann noch, wenn man es allen Recht macht?

Welche Persönlichkedit hat man dann noch?

Man gibt sich doch irgendwie selbst auf, wenn man/frau nur nach der Liebe, Anerkennung und Zuneigung anderer Leute schielt, oder nicht?

Ich selbst würde mich selbst als extrem schwache Persönlichkeit einstufen, von außen recht leicht beeinflußbar, unsicher und ständig eben nur nett zu anderen.

Das kann's doch nicht sein, oder?

Jedenfalls lese ich das Buch von Rolf Merkle mal ganz eifrig weiter, vielleicht hilft es mir doch noch ein Stück...

Auf alle Fälle schick' ih dir aus dem Fränkischen mal ganz, ganz warme Sonnenstrahlen, solidarische und tröstende Grüße,

Hoffentlich bis sehr bald,

LG,

TAPFER SEIN!

fletzy
ecureuille

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von ecureuille »

Hallo an alle,

@white orchid: von einer Person in meinem Umfeld bin ich mir relativ sicher, dass er alles hat und ich kämpfe sehr mit Neid und Missgunst, was mir ein wahnsinnig schlechtes Gewissen macht. Aber grundsätzlich hast du natürlich recht: man weiß nie, was hinter der Fassade steckt.
Wie wars beim reiten?

@Fletzy: jetzt müssen wir nur noch rausbekommen, wie wir lernen uns selbst zu lieben...Das ist für mich allerdings das größte Problem und je schlimmer die Erkrankung mit der Zeit wird, desto mehr leidet das Selbstbewusstsein. Wie soll ich in der Therapie, in der Klinik Selbstbewusstsein erlernen, wenn ich doch in Therapie bin?

Das Dings ist, dass ich total ambivalent bin: ich will von jedem oder von in ihrer Rolle wichtige Menschen Liebe Und Anerkennung, es ist aber nicht so als würde ich meine Meinung nicht kundtun, was mir im Übrigen auch Probleme schafft.

Ich denke, dass dir Schönheit, Intelligenz, Beliebtheit trotz Krankheit etwas nutzt. Stell dir einmal vor du hättest es nicht, wie wäre es dann?

Tja es allen Recht machen wollen, heißt sich verlieren, immer und immer mehr. Das habe ich in meiner Kindheit und Jugend sehr stark erlebt und nun versuche ich beschwerlich herauszufinden, wer ich bin und was ich will. Kein einfaches Unterfangen.

Aber Fletzy, wir bleiben nicht tapfer, weil tapfer sein heißt etwas aushalten, wir sind aktiv und kämpfen!!

Liebe Grüße von der Asylfränkin
flower123
Beiträge: 205
Registriert: 4. Apr 2010, 19:02

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von flower123 »

Hey ecureuille!

Klar, dass man bei einigen Menschen Neid und Missgunst verspürt, aber das kann man auch in etwas Positives verwandeln:

vielleicht haben diese Leute etwas, was dein eigenes Ziel ist?
vielleicht ein Ziel, was du schon lange hast?

Und es ist wirklich so: vieles ist nur Fassade.

Reiten werd ich erst ab nächstem Monat, freu mich schon drauf

Heute war mein erster Tag in der Wiedereingliederung: das erste Mal seit 8 Wochen wieder Laborarbeit.
Es hat Spaß gemacht
Bis zu dem Punkt, wo ich mich gestresst gefühlt hab, dies aber nicht zur Sprache brachte.

Aber morgen werde ich es ansprechen, wenn ich mich gestresst fühle, da meine Schule mich sehr unterstützt (ich kann mir mit der Wiedereingliederung so viel Zeit lassen, wie ich brauch

@fletzy: Sorry, aber ich muss dir vehement widersprechen:
Ich glaube nicht, dass du oder andere, die ebenfalls nett zu allen sind und ähnliches tun, einen schwachen Charakter besitzen.
Vielmehr glaube ich, dass diese Menschen, zu denen ich mich auch zähle, starke Persönlichkeiten sind, da sie den Alltag und ihre Depression meistern so gut es geht.

Und aus deinen Beiträgen spricht immer eine große Wut, dass du damit unzufrieden bist, wie es dir mit der Depression ergeht.

Denk dran: Hinter der Wut steckt auch viel Kraft und Energie, die du umwandeln kannst in Kraft, welche dich nach vorn bringt!

Deshalb bin ich so dagegen wenn jemand sagt:
Depressive sind schwach.

BULLSH** (sorry für diese Ausdrucksweise)

GLG und kraftspendende Sonnenstrahlen aus dem Ruhrpott sendet white orchid
fletzy
Beiträge: 207
Registriert: 11. Apr 2010, 14:24

Re: Depressiver Charakter

Beitrag von fletzy »

Hallo ecureuille,

schön, wieder von dir zu hören!

Ja, das ist echt merkwürdig und vertrackt das Ganze:

hab' echt etwas, auf was ich aufbauen kann, wie Du ganz richtig schreibst:
ich darf mich wirklich als nicht gerade häßlich (o.k., da gibt's noch 'nen kleinen Bierbauch, der mich allerdings gar nicht so arg stört, wir Männer haben da glaube ich ein anderes Selbstverständnis von unserem Körper im Gegensatz zu Euch Frauen ), intelligent und durchaus auch sehr beliebt beschreiben und TROTZDEM habe ich einfach NUll komma NULL SElbstvertrauen, das ist echt zum Verrücktwerden.

Da ist doch etwas, auf das auch die Therapeuten in ihren Teherapien aufbauen konnten und trotzdem...

Ja, wie wäre es wohl, wenn ich das alles nicht hätte?

Das ist eine gute Frage, ecureuille, vielleicht gäb's mich dann schon gar nicht mehr.... meine das vollkommen im Ernst.

Obwohl in Bezug auf meine Intelligenz bin ich mir gar nicht so sicher, ob es mir nicht besser ginge, wenn ich einfach ein ganzes Stück blöder wäre - weil ich einfach glaúbe, dass intelligente Menschen mehr über ihre Unzulänglichkeiten, Fehler, Mängel, usw. nachdenken, als doofe Menschen.

O.k., das muß nicht so sein, ich glaube aber dennoch, dass intelligente Menschen oftmals auch einfach eher reflektierende Menschen sind - selbstreflektierend, im Extremfall bis hin zu Selbstvorwürfen und Selsbtzerfleischung

Hab' jetzt fast das ganze Buch von R.Merkle gelesen - hört sich alles schön und gut an - aber wie soll ich das Ganze umsetzen? Puh....

Klingt alles ganz einleuchtend, was der gute Mann da so schreibt, aber beim Umsetzen in die Praxis sieht das Ganze schon wieder anders aus....

Du schriebst in einem früheren Beitrag, dass Du auch noch einen Tip (ich glaube , es war ein Buchtip) hättest, wie man/frau zu mehr Selbstbewußtsein gelangen könnte, wenn Du diesen Tip noch mal schreiben könntest, wäre ich dir echt sehr,sehr dankbar, wie für alles, was mir in dieser Richtung helfen könnte...

Ich finde es übrigens gut, dass Du mit deiner Meinung nicht hinter den Berg hältst, auch wenn Du dir damit nicht immer Freunde machst - das macht doch eine starke Persönlichkeit erst aus, wenn, sie auch mal ihre eigene Meinung ausdrückt, wenn ihr irgendetwas gegen den Strich geht...

Ich wünsche dir auf alle Fälle alles, alles Gute, liebe ecureuille, o.k. , dann sind wir eben nicht tapfer ,sondern werden aktiv und kämpfen (wollte mein "Tapfer sein" auch gar nicht so verstanden wissen,dass wir jetzt alle in Lethargie und Agonie verfallen und da tatenlos zu sehen, was uns diese Krankheit noch alles beschert, bestimmt nicht...)

Schick' dir mal ganz liebe und solidarische Grüße aus deiner fränggischen Heimat,

un abrazo,

fletzy
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