Antriebslosigkeit

Karla
Beiträge: 136
Registriert: 12. Feb 2009, 09:01

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Karla »

Hallo Milliy,

ich stelle immer wieder fest, wie Du auch geschrieben hast, mit der Belastbarkeit ist es wirklich nicht viel her. Hatte meinen Vorgarten in Ordnung gebracht und großen Strauch verschnitten und jetzt würde ich gern weiter machen, es geht einfach nicht.
Auch habe ich einer Freundin versprochen heute nachmittag die Gardine umzunähen, es ist mir schon wieder zu viel.

Da geht es mir wirklich genauso, nach der Erkrankung lade ich überhaupt keine Freunde bzw. Bekannte ein, da mir alles zu viel geworden ist, ich rufe regelmäßig an, so dass die Freundschaft nicht einschläft und ich nicht in Vergessenheit gerate, oder treffe mich in der Stadt in einer Gaststätte, aber nur mit einer Person.
Vielleicht kannst Du auch klein anfangen und erst mal einen Gast zum Kaffee nach Hause einladen.

Meine Tochter ist bereits verheiratet und und wohnt in einem Ort in der Nähe von Erfurt. Sie war jetzt 2 Monate wegen ihrer manisch/depressiven Erkrankung in der Klinik, seit gestern ist sie wieder draußen.
Die Veranlagung für eine psychische Erkrankung habe ich offentsichtlich weiter vererbt.

Ich wünsche Euch allen ein schönes Wochenende.


Ich stelle fest so langsam geht es mir besser. Das veflixte Morgentief.

Herzliche Grüße von Gisela
Reve
Beiträge: 753
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Reve »

Liebe Karla,

so groß sollte das Opfer deines Mannes eigentlich auch nicht sein, wenn er den Geschirrspüler ausräumen "muss" - machs ihm schmackhaft mit der Ausssicht, dass es deiner Laune zugute kommen wird.

LG Carin
Babi
Beiträge: 1963
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Babi »

Hi milly,
wünsch dir auch schönes Wochenende.
Ja, das ist nicht immer einfach, wenn man nur Hausfrau ist.....
Ich habe übrigens in meiner ersten Therapie gelernt, daß ich mir kein schlechtes Gewissen machen muß, das ich das lernen muß...aber es kommt irgendwie doch immer wieder durch.....

He Karla....
du hast recht, die Belastbarkeit ist nicht so groß wie man sie von sich selbst gern hätte...
Ich gehe immer schrittchenweise vor... ich tue ein oder zwei wichtige Sachen, dann geht auch nix mehr....also lege ich mich dann hin - manchmal reichen da schon 15 min. - und dann geht es mir besser und ich mache das nächste.... dann lege mich mich wieder ein bißchen hin usw.
Das klappt ganz gut.....
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Luca-Estelle

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Luca-Estelle »

Hallo Milly, hallo Karla,
hallo an alle anderen,

das mit dem "nicht belastbar" hat mir mein Arzt auch schon mehrfach bescheinigt. Ich wollte es zu Anfang gar nicht glauben - ich hielt mich mein seitheriges Leben (VOR den Depris) auch für überaus stark, voller Tatendrang, wollte alles 100%ig erfüllen, konnte nicht auf der Couch sitzenbleiben, wenn im Bücherregal gegenüber auch nur ein Buch schief stand...

Da musste ich jetzt viele Jahre dran arbeiten: mal Fünfe gerade sein lassen, seine Grenzen erkennen - und EINHALTEN, Selbstfürsorge... Klingt alles toll, dennoch habe es noch lange nicht geschafft, wirklich meine Ansprüche an mich selbst runterzuschrauben.

Milly, wir sind uns in vielen Dingen sehr ähnlich, ich kann's manchmal kaum glauben, wenn ich von Dir lese.... als wären es meine eigenen Worte...

Jetzt werde ich mich mal richtig fest anstrengen, den Hund schnappen und wenigstens eine Viertelstunde lang mit ihm laufen. Das möchte ich jetzt - wenn's geht - wieder täglich schaffen. Drückt mir die Daumen!

Bleiben wir weiter füreinander stark.

LG L-E
Luca-Estelle

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Luca-Estelle »

Ich nochmal, habe etwas vergessen :-/

Milly, ich wollte Dir noch bzgl. Sozialkontakte kurz berichten, wie ich das momentan mache: auch wenn ich ein riesiges schlechtes Gewissen dabei habe, versuche ich 1x wöchentlich zu meiner besten Freundin zu fahren. Eine Rückeinladung von ihr zu mir ist mir momentan auch nicht möglich - ich kenne die Ängste bzgl. eines Essens oder sonstigen Anstrengungen. Für meine Freundin ist es okay, ich schicke ihr öfters mal eine SMS und frage, wie IHR es geht und wenn ich bei ihr bin (da sind dann meistens noch 1-2 Leute von ihr dabei), dann vermeide ich von meiner Krankheitn zu sprechen und "genieße" es, einfach mal wieder was ganz anderes zu hören. Da fällt mir dann auch wieder sprechen leichter und neulich konnte ich sogar herzlich lachen über die Albernheit eines Gastes.

Ab und zu erwähne ich meiner Freundin gegenüber, dass ich schon ein schlechtes Gewissen habe, dass sie immer Getränke und ab und zu auch Essen serviert und dann meint sie nur ganz kurz mit einem Lächeln "Das kannst Du alles irgendwann zurückgeben". Das finde ich wunderbar von ihr, denn ich weiß, wie oft ich ihr schon bei ihren Problemen geholfen habe und dass das eben nur temporär ist, dass ich nicht so kann wie sonst.

Das ist wahre Freundschaft und tut sooo gut! Ich wünsche Dir auch so eine Freundin!

Bleiben wir stark,
LG L-E
Babi
Beiträge: 1963
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Babi »

Luca-Estelle,

schön was du da über deine Freundin berichtest. Ich habe auch so eine Freundin. Allerdings wohnt sie weiter von mir weg, wir sind aber trotzdem jeden Tag per sms in Kontakt.
Sie versteht mich, weil sie auch selbst Depressionen hat und wir beide helfen uns gegenseitig je nachdem, wer gerade Hilfe braucht, da hilft der andere dann, dem es besser geht. Wir sehen uns quasi auch als eine Art Selbsthilfegruppe. Obwohl man das ja bei zwei Personen noch nicht Gruppe nennen kann.
Es tut gut, Freundinnen zu haben, die einen verstehen.
Meine Freundin liest hier auch ab und zu mit, sie weiß, daß ich hier reinschreibe. Ich bin sooo froh, daß ich sie habe und sie ist genauso froh, daß sie mich hat.
Viele sagen, so eine Freundschaft kann nicht gut sein. Weil wir ja beide Depressionen haben, meinen viele dann, wir würden uns doch dann gegenseitig runterziehen und uns nicht guttun. Aber ich habe gemerkt, daß das nicht so sein muß. Im Gegenteil, ich habe das Gefühl, wir haben gerade mehr Verständnis füreinander und können besser aufeinander eingehen, weil wir beide dieselbe Krankheit und sogar sehr ähnliche Lebensgeschichten haben.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
maki

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von maki »

An alle die eine gute Freundin haben,

Ja, ich habe auch so eine Freundin. Sie hatte auch Depressionen, wurde aber schon sofort am Anfang richtig diagnostiziert, so dass sie ziemlich schnell raus kam. Wir unternehmen meistens gemeinsame Spaziergänge mit den Hunden, da wir beide sehr naturverbunden sind. Das tut mir immer echt gut.

Ich merke auch, wenn ich mal unter die Leute gehe, dass es mir guttut,aber das schaffe ich halt nicht immer.

Luca-Estelle : Glückwunsch zu deiner Freundin, das ist ein richtiger Schatz!
Dauert das wirklich JAHRE bis man sich umstellt und sich gelassener seinen Aufgaben stellen kann? Mann, kann man diesen Prozess nicht beschleunigen.
Ich habe, jetzt rückblickend, viele "unnütze" Arbeiten gemacht, mal ein blödes Beispiel:ich habe die Spinnweben auf dem Speicher und in der Scheune regelmässig entfernt. Oder ist das normal?
Jetzt geh ich das Ganze langsamer an, aber es stört mich trotzdem ungemein dass so vieles unerledigt ist, dann hilft mir wirklich nur ausser Haus zu gehen, oder meine Freundin zu mir zu rufen.

Karla: Meistens ist mir das Anrufen schon zuviel, einige meiner alten Freundschaften sind auch schon dadurch eingeschlafen, ich denke, ich werde mir einfach einen neuen Bekanntenkreis aufbauen wenns mir wieder besser geht.
Das mit dem Kaffee krieg ich hin, habe dann aber ein schlechtes Gewissen weil ich keinen Kuchen gebacken habe, blöd was.

Wann hat sich die Krankheit bei deiner Tochter bemerkbar gemacht? Ich habe in der Hinsicht auch Angst, dass ich die Veranlagung weitervererbe. Bis jetzt haben die beiden Gott sei dank gute Gene von meinem Mann, wäre schade wenn sie gerade dieses von mir bekommen hätten.

Babi : Auch dir Glückwunsch zu deiner Freundin, ist auch ein Schatz!

Würde nicht sagen, dass der Umstand dass sie auch unter Depressionen leidet, negativ ist. Ist ja wirklich eine mini-selbsthilfegruppe die jederzeit zusammenkommen kann. Ist schon gut das mit den SMS wenn man nicht so gut drauf ist bleibt man trotzdem in Kontakt.

Habe jetzt gesehen,dass ich unter Depressionen leiden geschrieben anstatt Depressionen haben, ich denke dass das die richtige Bezeichung ist, das LEIDEN.

So, jetzt mach ich mich auf ins Wochenende. Uebernehme den Spruch von Luca-Estelle

BLEIBEN WIR WEITERHIN FÜREINANDER STARK¨!!!

Bis dann, schönes Wochenende

Milly
maki

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von maki »

Hallo Carin,

Schön dass du noch hier bist, dachte du hättest dich verabschiedet.

Milly
Reve
Beiträge: 753
Registriert: 4. Jun 2008, 17:35

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von Reve »

Hallo Milly,

auch wenn ich es schon des öfteren "durch die Blume" angekündigt habe, konnte ich mich bislang nicht an meine eigenen Vorsätze halten.
Falls du auf das Resumé anspielen solltest im Hinblick auf abschließend, meinte ich lediglich eine Bestandsaufnahme für mich selbst. Im Moment bin ich halt gerade überzeugt davon, zunehmend eine Eigenschaft zu entwickeln, die mit dem "Alter" einhergeht so ähnlich wie Altersstarrsinn, hier eher verbunden mit der Menge an Erfahrungen, die man sammeln durfte - melancholisch oder noch schlimmer schwermütig.

Aber ich sehs alles nicht so eng, ich bleib dabei, das Leben ist eine spannende und buntfarbige Angelegenheit, was man hintergründen muss.

Carin
maki

Re: Antriebslosigkeit

Beitrag von maki »

Hallo Carin,

Das klingt ja nach sehr viel Selbstbeobachtung, viel Arbeit, viel Beschäftigung mit dem Thema.

Aber es hört sich sehr gut und sehr positiv an!

Weiss jetzt nicht, wieviele Jahre du schon am Arbeiten bist, aber ich hoffe dass ich auch irgendwann so weit bin wie du.

Ich kann immer nur wiederholen, dass ich all die Jahre mich nur auf die AD verlassen habe, mich weder mit Entspannungsübungen gross beschäftigt, noch mir genug Zeit für mich genommen. Die Pausen zwischen den Arbeiten waren immer nur so schnelle Zigarettenpausen, die wahrscheinlich eher noch kontraproduktiv waren.

Ich werd's dieses Mal richtig angehen, nicht nur lesen, sondern das Gelesene auch umsetzen, hoffe die Gruppentherapie im Herbst stellt sich nicht als flop raus (ha,jetzt bin ich schon wieder so negativ), aber der Psy. über den die Gruppentherapie läuft, war mir alles andere als sympathisch.

Genug für jetzt, glaube ich habe dir an andere Stelle schon ein schönes Wochenende gewünscht, egal doppelt hält besser

Schönes Wochenende

Milly
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