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Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 18:19
von schatzi
Hallo Otterchen,

vielleicht garnicht so schlimm, viel bedenklicher finde ich den Inhalt mehrfach verbreiteter "Broschten Botschaft".

bo.

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 19:10
von cybolon
Hallo bo,

erstmal danke, für die ausführliche Antwort!
Ich glaube, ich bin auf dem richtigen Weg.
Allerdings erst im "Erkennen-Stadium".
Aber immerhin.
Das Umsetzen gelingt noch nicht immer so gut.

Ich weiß, ich bitte Dich um einen Haufen Arbeit:
Könntest Du die die Liste der irrationalen Ideen nicht in Tabellenform, mit je einem Alternativ-Vorschlag je Aussage machen?

Denn das war schonmal eine super Gegenaussage zu Idee Nr.2:
"Ich bin ein Mensch mit Fehlern und kann mich als solcher akzeptieren, auch wenn ich mich so verhalte, wie ich es nicht mag."

Jetzt wäre es toll, das Rüstzeug gegen die einzelnen Aussagen, darunter, noch zur Verfügung zu haben.

Würde vielen helfen. Dir selbst, beim Verfassen, bestimmt auch!

Liebe Grüße
vom
cybolon

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 19:14
von otterchen
Hallo Bo,

da soll sich mal jemand anders drum kümmern

Hallo Horst,

ich hab bereits angefangen, das zu versuchen.


Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 19:44
von otterchen
Gegengedanken:

Irrationale Idee Nr. 1
Ich muss von jedermann - zumindest von jeder Person, die mir etwas bedeutet - nahezu immer geliebt, geschätzt oder anerkannt werden; wenn dies nicht der Fall ist, so wäre das schrecklich.

• ich darf auch mal zickig sein, bockig sein, mich daneben benehmen, jemandem auf den Fuß treten
• wie denke ich denn selbst, wenn jemand so zu mir ist? bemühe ich mich dann nicht oft um Ausgleich? warum sollten also die anderen nicht auch mal MICH beschwichtigen sollen oder mich umwerben?
• wenn wir mal Krach haben, ist das auch wieder geradezubiegen, wenn sich der erste Rauch gelegt hat.
• manch einer freut sich doch sogar, wenn ich ihn um etwas bitte. er fühlt sich dadurch gebraucht, und er gibt es mir vielleicht sogar gerne. ich werde ihm die Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, ob er mir meine Bitte erfüllt.
• Ich empfinde Respekt vor Menschen, die gut für sich sorgen können. Wenn ich also selbst gut für mich sorge (mir z.B. mal eine Auszeit gönne oder zu irgendetwas Nein sage), dann wächst mein eigener Respekt mir gegenüber (und vielleicht auch der der anderen)

Irrationale Idee Nr. 2
Ich bin ein Mensch ohne Wert, wenn ich mich nicht in allen - oder zumindest auf einem wichtigen Gebiet - überaus kompetent, tüchtig und erfolgreich erweise.

• nicht jeder kann immer alles jederzeit supergut können
• ich darf auch MAL etwas nicht können.
• ich bekomme HEUTE etwas nicht hin.
• nur weil ich DIES nicht kann, bin ich noch lange nicht insgesamt wertlos
• wenn ich etwas nicht schaffe, ist dies zwar bedauerlich, und es darf mich auch traurig und niedergeschlagen machen, aber ich kann mich danach neu orientieren, mir etwas anderes suchen oder einen neuen Versuch wagen.
• Anpassung ist, wenn jeder einen gut leiden kann - außer man sich selbst.


Irrationale Idee Nr. 3
Wenn andere Menschen unfair oder schlecht handeln, sollte man sie streng zurechtweisen und bestrafen, denn sie sind böse und verdorbene Menschen.

• jeder Mensch handelt schlichtweg zunächst nur aus einem eigenen Bedürfnis heraus.
• ich gestehe dem anderen seine Gedanken, seine Gefühle, sein Verhalten, seine Bewertungen zu. Diese haben nichts mit mir zu tun.
• Was erlaube ich dem anderen nicht, was ich mir an mir selbst verbiete?
• Ich darf jederzeit für mich selbst eintreten, aber ich möchte achtsam damit umgehen, damit dies nicht ein Kampf wird, der mich unnötig Kraft kostet. Lieber gelassen etwas gewähren als sich über etwas, was ich nicht ändern kann, aufzuregen.

Irrationale Idee Nr. 4
Es ist schrecklich bzw. eine Katastrophe, wenn die Dinge nicht so sind, wie ich sie gerne hätte.

• Die Dinge müssen für mich nicht anders sein. Die Dinge sind einfach so, wie sie sind, und das ist ok so.
• Ich kann jederzeit durch eine Änderung meines Verhaltens die Welt, so wie ich sie wahrnehme, verändern.
• Ich bin derjenige, der die Welt mitgestaltet. Ich schaffe mir meine eigene Welt. Es liegt an mir, wie ich sie sehen will, es liegt an mir, was ich mir aus diesem Tag mache. Ich mache mir bewusst, dass ich nicht ausgeliefert bin, sondern dass ich etwas ändern kann.

Irrationale Idee Nr. 5
Emotionale Probleme haben "äußere" Ursachen, und ich habe wenig Möglichkeiten, meine Gefühle zu verändern oder zu kontrollieren.

• Sobald ich meinen Blickwinkel ändern kann, kann ich auch eine andere Bewertung vornehmen. Der langweilige Typ strahlt dann plötzlich eine wohltuende Ruhe aus, die nervige Person ist dann auf einmal quirlig und abwechslungsreich etc.
• Durch die Lenkung meiner Gedanken kann ich andere Gefühle in mir entstehen lassen.
• wenn ich mich positiver fühle, kann ich vieles einfacher angehen.
• Oder indem ich einfach mal irgendetwas mache, kann ich auf einmal wahrnehmen, wie sich etwas anfühlt - oder ich bekomme auf einmal neue Einblicke, wie ich über etwas denken kann.

Irrationale Idee Nr. 6
Ich muss mir große Sorgen machen oder mich sehr ängstigen angesichts von Ereignissen, die möglicherweise gefährlich sein können.

• "Sorge dich nicht - lebe!"
• Ich bleibe im Hier und Jetzt.
• Diese Gedanken helfen mir nicht, die Zukunft zu beeinflussen. Ich kann nur durch zielgerechtes Handeln etwas bewirken. Sorgen ziehen mich nur runter, lähmen mich.

Irrationale Idee Nr. 7
Es ist leichter Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, als sich ihnen zu stellen. Ich muss mich immer wohl fühlen und darf keinerlei Schmerz ertragen müssen.

• Unangenehme Gefühle gehören zum Leben dazu, ich muss sie nicht vermeiden --> wahrnehmen / zulassen / annehmen / loslassen
• Das, was ich kurzfristig nicht tun möchte, kann langfristig gut für mich sein
• Ich sorge gut für mich, indem ich jetzt etwas für mich tue, auch wenn ich dies nicht gerne tue. Aber ich mache es in dem Bewusstsein, dass es gut für mich ist.

Irrationale Idee Nr. 8
Man braucht jemanden, der stärker ist als man selbst, und auf den man sich stützen kann.

• Ich bin schon oft in meinem Leben stark gewesen, habe Kraft und Durchhaltevermögen gezeigt.
• Ich muss zwar nicht alles alleine machen, aber ich kann zumindest versuchen, soweit zu kommen, wie ich es schaffe.
• Wenn ich etwas wirklich nicht alleine schaffe, wenn ich also mehr Muskelkraft oder 2 weitere Hände brauche, kann ich auch jemanden fragen.

Irrationale Idee Nr. 9
Meine Vergangenheit ist die Ursache für meine gegenwärtigen Probleme, weil etwas, das sich früher einmal stark auf mein Leben auswirkte, dies auch weiterhin tun muss.

• Meine Vergangenheit ist abgeschlossen.
• Die Vergangenheit hat zwar existiert, aber ich lebe jetzt in der Gegenwart.
• Ich kann mich entscheiden, ob ich mich auf der Vergangenheit ausruhe bzw. mich hinter ihr verstecke, oder ob ich mutig den Versuch mache, aus dieser Vergangenheit herauszutreten.
• Jeder ist bis ins hohe Alter lernfähig
• Ich muss nicht so sein, wie ich bin, nur weil mich irgendwer (oder irgendwelche Umstände) dazu gemacht haben. Ich kann so sein/werden, wie ich eigentlich bin!
• Ich fühle, dass in mir ein größeres Potenzial verborgen ist.
• Das war zwar früher so - aber das ändere ich!

Irrationale Idee Nr. 10
Die Welt sollte fair und gerecht sein.
(ist dieser Punkt nicht doppelt, Bo? Punkt 4 ist meiner Meinung nach fast das gleiche)

• Die Welt ist so, wie sie sein soll.
• Das trifft mich zwar, aber ich lasse dieses Gefühl durch mich durchgehen.
• Ich kann es ändern.


War das in etwa das, was Du Dir vorgestellt hast, Horst?
Ergänzungen / Verbesserungsvorschläge sind willkommen!


Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:12
von schatzi
Hallo Horst,

im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie ist in Zusammenarbeit mit einem Fach-Therapeuten sehr wichtig, alte festeingebrannte irrationale Botschaften z.B. der der Eltern ("Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr" - usw.), aufzudecken. Vorab haben wir eindeutig abgeklärt, woraus und wodurch sich mein Selbstwertgefühl seit der Kindheit heraus aufspreicherte:

"Wenn ich besonders viel habe, bin ich besonders viel wert!"

Eine eigentlich bis dahin unwidersprochene eindeutige selbstschädigende und Depressionen erzeugende Aussage. Diese Tatsache abzunicken war für mich ein schwerer Brocken. Weil falls ich mal nicht viel haben sollte, bin ich automatisch auch nix mehr wert, also eine Pfeife!
In meinem speziellen Fall hat ca. ab 35 Std. der Therapeut die "Windrichtung" gewechselt, da mir dieser ausschließlich rationale Zugang nicht behilflich war, um meine Stimmungen zu wechseln. Meine Hauptaufgabe bestand darin, über neue Erfahrungen zu neuen Gefühlen und neuen Einsichten zu kommen, um alte "Weisheiten" zu erschüttern.

Anfänglich hatte ich überall, da ich mit einer schweren Katastrophe während meiner Firmeninsolvenz nebst Hausverlust fest rechnete, überall meine rationalen logischen Entgegnungen festgepappt. Kaum die Augen auf und schon ratterte die Kopfmaschine.
Ich möchte Dir damit sagen, es von wichtiger Bedeutung ist, sich eigene helfende Dispute und rationale Alternativen zu erarbeiten.

Ich kann Dich aber voll und ganz verstehen, Du so wenig Fehler wie möglich machen möchtest und vielleicht auch ein "kleiner" Perfektionist bist, nebenbei.

Folgende 10 rationale Alternativen auf die vorher genannten 10 irrationalen Ideen:

Irrationale Idee Nr. 1 - Ich muss geliebt werden:

Es ist wünschenswert, von anderen Menschen geschätzt zu werden. Ich bin jedoch nicht auf die Wertschätzung anderer Personen unbedingt angewiesen. Ich kann mich selbst achten und akzeptieren.

Irrationale Idee Nr. 2 - Ich bin wertlos:

Ich bin ein Mensch mit Fehlern und kann mich als solcher akzeptieren, auch wenn ich mich so verhalte, wie ich es nicht mag.

Irrationale Idee Nr. 3 - Ich muss gerecht behandelt werden:

Weil Menschen fehlbare Wesen sind, können sie unfair und schlecht handeln. Sie tun dies häufig aus Unwissenheit oder auf Grund psychischer Störungen. Statt sie zu bestrafen, helfe ich ihnen besser, in Zukunft anders zu handeln.

Irrationale Idee Nr. 4 - Es ist eine schwere Katastrophe:

Es ist wirklich bedauerlich, wenn die Dinge so sind, wie wir es nicht mögen, und es ist ratsam, die verantwortlichen Bedingungen zu ändern. Wenn eine Änderung aber nicht möglich ist, so ist es besser, dies zu akzeptieren.

Irrationale Idee Nr: 5 - Ich bin machtlos:

Grundgehalt dieser irrationalen Vorstellung entspricht der populären Auffassung über das Zustandekommen von Gefühlen.

Irrationale Idee Nr. 6 - Ich muß mir große Sorgen machen:

Das Leben besteht zu großen Teilen aus Risiko. Ich kann nicht alles kontrollieren. Besser den Gefahren ins Gesicht schauen und diese ruhig bekämpfen, als sich ständig zu beunruhigen. Unvermeidliches besser akzeptieren.

Irrationale Idee Nr. 7 - Es muß leichter sein:

Der so genannte leichte Weg ist oft der schwerere. Unannehmlichkeiten kann man ertragen, auch wenn man sie niemals mögen wird.

Irrationale Idee Nr. 8 - Ich bin zu schwach:

Es ist besser, das Risiko des unabhängigen Handelns und Denkens auf sich zu nehmen. Es ist schön Ratgeber (!) zu haben, aber ich bin nicht auf sie angewiesen. Die letzte Entscheidung treffe ich selbst.

Irrationale Idee Nr. 9 - Meine Vergangenheit ist schuld:

Man kann aus der Vergangenheit lernen, aber die Vergangenheit bestimmt mich nicht völlig. emotionale Probleme haben gegenwärtige Gründe im Sinne gegenwärtigen Denkens.

Irrationale Idee Nr. 10 - Die Welt ist ungerecht:

Die Welt ist so, wie sie sein muss. Ich kann sie zukünftig zu verändern trachten, aber es gibt keinen Grund, warum sie heute anders sein sollte.

Viel Glück!

bo.

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:14
von cybolon
WooooW !!!
Otterchen, das ist stark.
Habe mir bo's und Deinen Beitrag schon in die Datenbank kopiert.

Da hast Du Dir viel Mühe gemacht. Gute Gedanken!

Jetzt möchte ich nur mal was versuchen:

(Beispiel:)
Irrationale Idee Nr. 4
Es ist schrecklich bzw. eine Katastrophe, wenn die Dinge nicht so sind, wie ich sie gerne hätte.

-"Ohne meinen Mann hätte mein Leben keinen Sinn."
-An Anderen habe ich gesehen, dass das Leben auch nach der Trennung wieder schön werden kann.

-"Nichts macht mir mehr Spaß."
-Dies ist eine Phase, ich kann das durchstehen und werde wieder Spaß haben.

-"Das halte ich nicht aus."
-Das haben schon viel schwächere ausgehalten.

-"Die Welt ist zum Kotzen."
-Gottseidank muss ich es jetzt nicht.

-"Ich hau ab aus dieser ganzen Scheiße."
-Warum sollte ich es anderswo verbessern wollen, wenn ich mich hier schon auskenne?

-"Mein Gott - wenn das so weitergeht."
-Wie kann ich es JETZT ändern, was mich stört?

-"Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen."
-Das versuche ich mir plausibel zu machen.

Sind diese Gegenaussagen okay? Oder sind sie noch zu schwach...?

(Wollte mal versuchen, die einzelnen Aussagen direkt gegeneinander zu stellen.)

*leicht unsicher wink*
cybolon

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:16
von cybolon
Hallo bo,

danke!!! (Wir haben eben wohl fast zeitgleich gepostet...)

Aber hier sind nur die Überschriften beantwortet. Was ist mit den einzelen Aussagen?

*ungeduldig hin- und herrutsch*
cybolon

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:19
von cybolon
Ja, ich weiß, EIGENE...
Du hast bestimmt Recht, bo!

Aber ich schaffe das noch nicht so, wie Du und Otterchen. Bitte gebt mir mehr davon!

cybolon
the perfect indigo blue spirit

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:22
von schatzi
Hallo Horst,

das überlasse ich ganz Deiner Phantasie.

Du machst schon Fortschritte.

bo.

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:31
von otterchen
Hallo Bo,

toll!
Und doch so anders als meins

Ich denke, abgesehen vom Grundgedanken, ist es wohl wichtig, dies jeweils persönlich einzufärben, hm?

Wir beide sind wohl gerade die Horst-Glücklichmacher, was?

Hallo Horst,

he man, ich hab 1999 meine erste Therapie gemacht, seitdem viele Bücher gewälzt, mache jetzt die 2. Therapie. Wäre ja wohl traurig, wenn da nichts hängengeblieben wäre

Lass mal schauen, was mir zu Deinen Punkten noch einfällt:

-"Ohne meinen Mann hätte mein Leben keinen Sinn."
-An Anderen habe ich gesehen, dass das Leben auch nach der Trennung wieder schön werden kann. Ich werde mich jetzt auf mich besinnen. Was fühlt sich angenehm an, was brauche ich jetzt? Das will ich mir jetzt in mein Leben holen.

-"Nichts macht mir mehr Spaß."
-Dies ist eine Phase, ich kann das durchstehen und werde wieder Spaß haben.
Vielleicht frage ich mal mein inneres Kind?

-"Das halte ich nicht aus."
-Das haben schon viel schwächere ausgehalten.
~ hmm... besser vielleicht: ich kann mehr aushalten, als ich mir zutraue (das Vergleichen mit anderen würde ich hier nicht nehmen, weil es einen unter Druck setzen könnte). Ich möchte es zumindest versuchen!

-"Die Welt ist zum Kotzen."
-Gottseidank muss ich es jetzt nicht.
Hihi typisch Horst...
Und wenn ich das Gefühl habe, dass da was in mir wirklich "raus will", dann werde ich dem meine Achtsamkeit schenken.
Außerdem mag ich im Moment vielleicht so empfinden, aber ich möchte auch wieder die positiven Dinge im Leben sehen, und ich will bewusst danach Ausschau halten.

-"Ich hau ab aus dieser ganzen Scheiße."
-Warum sollte ich es anderswo verbessern wollen, wenn ich mich hier schon auskenne?
(Ich kann nicht vor mir weglaufen; meine Probleme nehme ich mit, wohin auch immer ich gehe)
besser vielleicht: es mag mir in der derzeitigen Situation nicht gefallen, aber ich will mal überlegen, wie ich es verbessern kann. Kann ich meine Einstellung ändern, andere Blickwinkel bekommen, andere Bewertungen vornehmen? Kann ich durch gezieltes Handeln mein Leben verbessern?
Und... es ist doch nicht alles Scheiße, es kommt mir jetzt nur so schlimm vor, weil ich mich so auf einen Bereich fixiere. Wenn ich über meinen Tellerrand schaue, sehe ich, dass da noch vieles ist, was positiv ist und was ich für mich entdecken kann.

-"Mein Gott - wenn das so weitergeht."
-Wie kann ich es JETZT ändern, was mich stört?


-"Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen."
-Das versuche ich mir plausibel zu machen.
Und wenn dies so gemeint ist, dass ich mir etwas für mich nicht vorstellen kann, vorstellen WILL: ich versuche, auch dieser Situation das Positive abzugewinnen. Viele leben in einer ähnlichen Situation, und dieser Umstand wertet mich nicht ab.

Aber Du bist schon auf einem guten Weg.
Wenn's heute noch nicht so klappen will: gib Dir bitte Zeit! Du wirst dies noch in Deiner Therapie lernen.
Aber ich merke schon: Du brauchst das momentan, und es macht Dir fast schon Spaß bzw. Du stürzt Dich geradezu leidenschaftlich und voller Begeisterung darauf.
Ja, so können Depressive auch sein!
Bewahre Dir dieses Gefühl bitte, speichere es ab für dunkle Momente. Dies ist ein Teil von Dir, der sehr positiv wirkt.

*knuddel*

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:33
von cybolon
Och menno!
Jetzt bin ich ganz heiß gelaufen.
Das fesselt mich, ich lasse jetzt nicht locker!
*im Hosenbein festbeiss*

Meine Fantasie ist leider (noch) zu disrupted. Zu viele negative Fetzen dazwischen.

Wer macht sich mal die Mühe?
Wer ist der Engel ?

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:36
von otterchen
Boah Horst!
Du kleines weichgenervtes Froschfüßchen!
hast jetzt genug?

Nun mach mal selber wieder welche *anstubs*

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:40
von cybolon
Danke für's Knuddeln, Otterchen!

Heute ist wohl mein "Gleichzeitig-schreib-Tag"
Anhand Deiner Ergänzungen kann ich deutlich erkennen, dass ich mit meiner ACHTSAMKEIT zwar schon auf dem richtigen Weg bin aber auch noch vieles zu ungenau angehe.

Es zeigt aber auch, dass Therapie ne Menge bringt. Bücher natürlich auch.
Bin bei Buch Nr.8, seit meiner Entlassung.
Das aktuelle ist: "Gefühle verstehen, Probleme bewältigen" danach wartet schon: "Sag nicht ja, wenn Du nein meinst"...

DANKE 4all!
cybolon

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:43
von otterchen
Ach, noch ein wichtiger Gedanke zur Abwertung:

Man selbst tendiert dazu, sich selbst generell als Ganzes abzuwerten.
Dabei geht es eigentlich doch oftmals nur um eine einzelne Entscheidung, ein einzelnes Verhalten, meinetwegen auch um eine einzelne Charaktereigenschaft.

Wie oft denkt man über einen anderen: "boah, da hat sich XY aber wie ein A*** verhalten" - man mag denjenigen aber trotzdem noch gut leiden. Die Ablehnung betrifft dann NUR DIESE EINE SACHE. Also kein Grund, sich selbst dafür komplett als Person abzulehnen!!!

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:50
von otterchen
Ich hab schonmal überlegt, ob man hier nicht einen Thread mit Buchempfehlungen aufmachen soll.
Aber das gibt dann wahrscheinlich wieder nur eine Diskussion für oder wider ein bestimmtes Buch, und das wäre nicht Sinn der Sache.
Dabei gibt es durchaus Bücher, die sehr hilfreich sein können!

Horst, hast Du denn auch was von Luise Reddemann dabei? Obwohl das mehr zur Traumatherapie gehört, und ich weiß gar nicht, ob das bei Dir überhaupt zutrifft. Allerdings: die Imaginationen mit dem inneren Kind finde ich total hilfreich.

Ach so, noch was: hast Du schon was von den Inner Voices gelesen?
http://www.zeitzuleben.de/artikel/perso ... log-1.html
Verfolge auch mal die Links dort, da gibt's interessante Ansätze, die mich zumindest weitergebracht haben!

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:50
von cybolon
Ja, das habe ich schon erkannt!
Siehe Thread "Lernblockaden und Depris":

"Aus dem Thread "Achtsamkeit im Alltag" habe ich einiges für mich 'rausziehen können.
Unter Anderem auch eben die Beobachtung meiner Wertungen, isb. die meiner selbst.
Meine SelbstACHTUNG (im Sinne von Achtsamkeit) steigt, seit ich es schaffe, meine Fehler als Handlung aber nicht mehr mich selbst, als Person, zu verurteilen..."

Gut, gelle?

*vor Eigenlob stink*
cybolon

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:51
von cybolon
Wieder gleichzeitig gepostet

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 20:55
von otterchen
Horst,
anscheinend bekommen für Dich derzeit auch einige Wörter eine neue Bedeutung.

SelbstACHTUNG -> Achtsamkeit für sich selbst

SelbstWERTgefühl ist auch sowas Schönes! Ich erkenne meinen eigenen Wert.
SelbstBEWUSSTsein: ich bin mir meiner selbst bewusst (hat also nichts mit einem starken Ego zu tun)

Oder...
Bedächtigkeit... kommt von Bedenken
Mäßigkeit... kommt davon, das richtige Maß zu halten


Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 21:02
von flora80

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 21:04
von cybolon
Hallo Otterchen,

ja, es ist so. Täglich erwische ich mich bei der Verwendung von Begriffen, deren eigentliche Bedeutung zwar unterbewusst gespürt aber im Oberbewusstsein völlig ignoriert wird.

Durch die Achtsamkeit ist man im Besitz einer völlig neuen "Waffe".
Auch wende ich die neue Achtsamkeit bei Anderen an. Ich beobachte Andere mit all' ihren Zwängen, Schuldkomplexen und Marotten.
Allerdings vermeide ich dabei immer gleich zu werten.

Jetzt möchte ich aber MAßhalten.
Host mi, a Moas wuill I !!!

*rumalber*
cybolon

btw.
Kommt Trägheit von Tragen?

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 21:05
von otterchen
Danke Flora!!

Ich hatte schon gesucht, aber wohl nicht den richtigen Suchbegriff eingegeben?

Da stöbere ich jetzt direkt mal durch.

Edit:
Ha! Bibliothek der Gefühle... na das spricht mich doch an, die lege ich direkt bei Amazon auf meinen Wunschzettel.

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 21:11
von cybolon
Ich auch!

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 21:17
von otterchen
ich komme nicht von dieser Seite los:

http://www.zeitzuleben.de/tipps/persoen ... hstum.html

Wenn man etwas runterscrollt zu "Weitere Artikel", kommt man zu sehr hilfreichen Listen, Artikeln, Fragestellungen etc.

Gut zum Stöbern und Sich-Selbst-Besser-Kennenlernen

Horst, ist es nicht energetisch, sich auf einmal so kennenzulernen, sich steuern zu können? Du scheinst voller Entdeckungslust zu sein, wie einer, der das Abenteuer Selbstfindung angeht

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 21:27
von cybolon
Hallo Otterchen,

da bin ich auch schon seit ner halben Stunde am lesen drin. Genial!

Danke für den Link!

cybolon

Re: Kann es sein, daß sich eine Depression "wehrt"?

Verfasst: 29. Jan 2008, 22:20
von kormoran
@ dara
bist du noch da?

ich lese noch mit einem auge mit, aber es beschäftigt mich gerade zu viel, um mich auf die beiträge einzulassen.

das hunde-experiment (danke, clown) hat mich tagelang ziemlich umgewühlt. resignation ist mein natürlicher reflex, sogar auf eigene ideen. ich muss nun bei jedem schritt lernen, mir bewusst machen, dass es auch anders funktionieren kann (ich wehre mich, ich nehme mein leben in die hand ...)

und andererseits habe ich den eindruck - mir geht es ja ganz passabel, aber wirklich im leben drin bin ich noch lange nicht (interessen! nachhaltige zuversicht?? durchhaltevermögen ...) - so lange ich nicht ganz fest mich selbst wahrnehme und erkenne und da dran festhalte, nicht mehr von mir abdrifte, ganz bei meinem weg bleibe (i.e., ich bin was wert unabhängig von meiner leistung, ich verfolge den weg der meinen fähigkeiten und wünschen wirklich entspricht, und lebe von der freude, nicht von krankhaft erkämpfter anerkennung, die den preis des kontaktverlustes zu mir selbst hat), erst dann wird wohl der depressive lebensmodus für längere zeit wieder ganz von mir wegfallen können.

liebe grüße
kormoranin