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Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 00:27
von gfb
Liebe Maria,

"klerikalfaschistoid"

...es war einfach nur ätzend und tat mir überhaupt nicht gut.

Ist vielleicht auch der Herkunft der Frau, bei der ich Kind war geschuldet:
tiefstes Oberbayern, in etwa DIE Gegend, aus der der amtierende "Wir sind Papst!" stammt.
Als Kind wurde ich natürlich auch nach Altötting geschleppt und habe mir angesehen, wie die alten Bauernweiblein auf ihren gichtigen Knieen um die Gnadenkapelle umanand g'rutscht san, weil die Gottesmutter auf gar wundersame Weise einen Krebs zum Verschwinden gebracht hatte oder so...

In der Kapelle sind auch div. Herzen bayrischer Herrscher aufbewahrt (z.B. das Herz vom gspinnerten Kini AKA "Ludwig II"); das Ganze hat nen "leichten" Stich ins Nekrophile...

Und meine ersten Albträume bescherten mir die Abbildungen in einer "Kinder"-Bibel:
abgeschlagene Gliedmaßen, Seen von Blut (die Philister gegen sonst wen), die überaus detaillierte Darstellung fieser Hinrichtungsmethoden der Antike (=Kreuzigung)

Nicht gut, GAR NICHT gut für ein Menschlein im zarten Alter von grad mal ein paar Jahren.

Derlei taucht zur Zeit immer mal wieder auf der Couch auf...

Ich bin froh, dass derlei Mummenschanz MEINEM Sohn erspart blieb - und trotzdem "traktier" ich ihn ab und an mal mit Zitaten aus der Bibel, z.B: Matthäus 16,26:

==================================
Was hülfe es dem Menschen,
so er die ganze Welt gewönne
und nähme Schaden an seiner Seele?
==================================

Das ist eine kluge, eine SEHR kluge Frage, die AUCH was mit Depressionen zu tun hat - und zu der mir ein (hier neulich diskutierter) TV-Bericht zu "Burnout" einfällt:

WAS bitteschön hat ein 28-jähriger Unternehmensberater mit einem Jahreseinkommen von 70.000 € von seinem Leben, wenn er wg. Depressionen und Burnout in einer Klinik für Psychosomatik verschwinden muss, weil er einfach nicht mehr KANN?

Bei Interesse guckst du hier:

http://www.wdr.de/tv/menschen-hautnah/a ... 1/09.phtml

Aber welcher jungdynamische Unternehmensberater kennt schon Matthäus 16,26?

Und zu den Zusammenhängen von Religion und Depression kann ich nur empfehlen:

die "Gottesvergiftung" von Tilmann Moser, ein ganz schmales Suhrkamp-Bändchen für ein paar Euro fuffzig....

Einfach mal bei amazon den Titel eingeben oder auf der Homepage des Autors nachschauen (für die, die ihn noch nicht kennen: einer der bekanntesten Analytiker der Republik, wohnt/praktiziert in Freiburg/Brsg, seit seinem "Lehrjahre auf der Couch", erschienen 1974, mir in die Hände gefallen 1977 geht mir das Thema im Kopf herum):

http://www.tilmannmoser.de/

"Dir alles Gute!"

Gleichfalls; derzeit kann ichs gebrauchen.

LG

Friedrich

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 00:39
von gfb
Liebe Maruschka,

(mal einmischen)

Es sei!

(es liegt in unserer Hand, wie wir diese Erfahrungen in unser Leben integrieren.)

das klingt nach der TRS ("Tom Roerich"-Schule), die ich sehr gerne verinnerlichen würde, an DIESEN Punkt würde ich gerne gelangen und erhoffe mir das Erreichen dieses Punktes/dieser Haltung von meiner PA...

Ob ich DAS jemals schaffe, weiss ich derzeit nicht...

(Einfluss nehmen, ob diese Erfahrungen unser jetziges Denken und Handeln stets und ständig bestimmt.)

Du hättest nicht so rein zufällig den ultimativen Tipp zur Hand, wie man das macht?

Ist das nur eine Frage der PA-Dauer, also der Zeit?
Muss man dafür eine gewisse psychische Grundstruktur aufweisen?

Fragen über Fragen...

(Lieben Gruß in die Hauptstadt)

Gleichfalls nach HH (vom grad mal wieder etwas grübelnden, weil: Tom hats geschafftt! Bloß WIE? )

Friedrich

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 05:47
von otterchen
Lieber Friedrich,

ich freunde mich langsam mit dem Gedanken an, dass das "Hirnliche" vielleicht doch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.

... weil Du die Gefühle weit nach unten gepackt hast? Die durften ja nie sein bzw. durften sich nie zeigen, deshalb war es gut, sie wegzupacken. Damals.

Heute ist das Hirnliche natürlich noch gut, hilft es doch beim Erkennen und Lernen - aber das Gefühlige gehört auch mit zu uns, in all seinen Schattierungen. Und das Runtergeschluckte will mit aller Macht raus, das kann man nicht mit Denken in Schach halten. Ja, doch, es geht - aber damit verbleibt man wohl in der Depression.
Es geht um das Zusammenspiel Denken - Fühlen - Handeln.

... durch meine Schuld, durch meine Schuld...

Hm, das habe ich natürlich auch so gelernt. Was habe ich damals dabei gedacht und gefühlt? Ich "muss" Schuld sein, aber ich bin zu blöd, das zu erkennen? Irgendwie sowas wohl... und das als Kind, alleingelassen mit solchen Worten.

@ Thomas und Friedrich:
Das haut jetzt wieder mal so richtig rein.

Ja, damit hat Thomas einen Volltreffer gelandet.

@ Maruschka

Wie wahr, selbstverständlich werden wir die Erfahrungen nicht los, aber es liegt in unserer Hand, wie wir diese Erfahrungen in unser Leben integrieren.

Und dann wollen wir uns doch mal aufmachen, diese Erfahrungen durch andere, bessere zu ersetzen! Die damaligen Erfahrungen haben uns runtergezogen (salopp gesagt) - wird es nicht Zeit, dass da andere Erfahrungen kommen?

@ Horst / cybolon (was ist Dir eigentlich lieber?)

Dass du die Bilder austauschen willst, halte ich für sinnvoll.
Aber mir sind zwei Fragen gekommen:
a) wieso sind denn irgendwann aus den positiven Bildern negative geworden?
b) wofür stehen denn diese Bilder? Sollen sie vielleicht das real Erlebte ersetzen?
Vielleicht mehr positive Erlebnisse schaffen, die dann in innere Bilder einfließen?
Nur eine Idee...


Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 06:06
von otterchen
Hallo Thomas

Vergangenheit kann in der Gegenwart wirkungslos gemacht werden.

und das hängt unter anderem auch damit zusammen, welchen Stellenwert wir dem beimessen.
Oh nein, ich will das Vergangene nicht abwerten!!
Es soll nur an ANDERER Stelle stehen!
Ein Bild zum Verdeutlichen:
Ich hatte damals einen Ausbilder, der schrecklich war. Er hat uns Azubis schikaniert, hatte seine Freude daran, uns vorzuführen, uns zu pushen etc.
ABER: ich habe damals gelernt, gut zu arbeiten, ich habe irgendwie mitbekommen, dass ich einen Arbeitsbereich innerhalb kurzer Zeit wirklich in den Griff bekommen kann, dass das, was ich tue, wirklich gut ist, dass ich eine schnelle Auffassungsgabe habe.
Meinen Ausbilder nenne ich bei mir immer noch A***loch, aber die Zeit hat mich nicht fertig gemacht, sondern ich bin daran gewachsen.

Und so könnten wir auch andere Dinge in unser Leben integrieren. Es ist etwas Schlechtes passiert, aber ich wandle es zu etwas Gutem. Und irgendwas Gutes HAT jede Erfahrung - man muss vielleicht sorgfältig danach suchen, denn das kann natürlich sehr verborgen sein.

Meine Herkunftsfamilie kann ich nur negativ sehen. Aber: gerade das hat mir den Antrieb gegeben, heute nach anderen Dingen zu suchen: ich weiß, dass ich ein positiver Mensch bin, ich will fühlen, was früher verboten war, ich will Liebe in mein Leben holen.

Oft kommen natürlich noch Dinge von damals hoch; es ist noch längst nicht alles verarbeitet... aber ich bin ja auch noch nicht mit meiner Therapie fertig.

@ Friedrich:

TRS ("Tom Roerich"-Schule)

DAS ist gut! Die TRS ist nicht die Schlechteste!

Ob Thomas allerdings PA gemacht hat? Thomas, war's bei Dir denn nicht auch VT?

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 07:13
von chimera
Moin,

wenn also der Schmerz bewirkt, daß ich mich fühlen kann, daß ich eine Identität habe, wird klar, warum wir nicht von ihm lassen können. Der Wunsch nach Identität scheint sich aus lebhafter, beeindruckender Erinnerung zu speisen; glauben kann ich an das, was ich fühlen kann – vielleicht ist das das fucking Drama. Wie jedoch bringt man sich selbst und anderen Menschen bei, daß das Drama nur ein Modell zur Selbstmodellierung ist, auf der Hardware jedoch ebenso ein anderes Operating System laufen könnte? Es ist, als müsse man zunächst ganz nackt werden, sich der aus Endlosschleifen bestehenden Kleider entledigen – fucking sauschwer ist das. Nach meiner Erfahrung ist es ein langer Weg, bis wir erkennen, daß das, was man da (gerne auch nur halb- oder unterbewußt) glaubt, eben ein Glaubenssatz ist – sonst nix. Vielleicht ist ein wesentlicher Key auch der, daß wir glauben, die Realität bestätige den Glaubenssatz, anstatt zu glauben, daß der Glaubenssatz die Realität kreiert.

Daß ich (respektive meine subjektive Perspektivität) nicht die Welt sehen kann sondern nur ein Modell ihrer, fasziniert mich zutieftst.

(Einfluss nehmen, ob diese Erfahrungen unser jetziges Denken und Handeln stets und ständig bestimmt.)
Du hättest nicht so rein zufällig den ultimativen Tipp zur Hand, wie man das macht?

Fucking Gegenwärtigkeit: Schmerz kann in der totalen Gegenwärtigkeit nicht überleben; er ist gebunden an Erinnerung an Vergangenheit oder an Ängste um die Zukunft. Und somit kann auch Depression nicht überleben, wenn wir loslassen, was nicht wirklich ist, weil es nicht jetzt ist – Vergangenheit und Zukunft. Die Aufmerksamkeit widerstandslos auf das Hier und Jetzt zu bündeln, gibt dem Leben imho eine neue Qualität aus Würde und Wahrhaftigkeit, ein Ende des Sein- und Haben-Wollens.

Fucking Bewußtheit: Welt- und Selbstmodelle müssen als solche erkannt werden, um umgestaltet werden zu können. Diese Modelle sind innerpsychische Repräsentationssysteme – nicht mehr aber auch nicht weniger.


Noch wohligen Schlaf wünscht sich und Euch
Chimera (gerade ganz dezent genervt ob der Penetranz des magnetischen Identifiziert-Seins)

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 12:31
von Majuha10
Du hättest nicht so rein zufällig den ultimativen Tipp zur Hand, wie man das macht?


Lieber Friedrich,

Schau mal in dein Postfach

Eine weitere Empfehlung meinerseits ist der Thread „Loslassen Teil I und II“ aus dem Frühjahr 2007.
(Ich habs nicht so mit dem verlinken) Insbesondere Maggys Parabel vom Trapez oder Thomas mit dem Beispiel der beiden Mönche.


Ist das nur eine Frage der PA-Dauer, also der Zeit?


Ich kann ja nur aus meinen eigenen Erfahrungen berichten und die Frage nach der Zeit würde ich eindeutig mit ja beantworten. Die Dinge passieren wann sie passieren sollen und nichts lässt sich erzwingen.


Zur PA habe ich ein gespaltenes Verhältnis und ob das was ich Dir nun erzählen möchte aufbauend ist glaube ich eher nicht, aber es sind meine Erfahrungen mit der PA oder präziser mit einem Analytiker und der Mensch schließt ja gern auf die Methode.

Ich steckte in einer großen dicken Lebenskrise und das Gefühl von Schuld bestimmte alles. Der wohlwollende Kinderarzt meines Sohnes schickte mich kurzerhand zu „dem“ Analytiker!
Auf dem Namenschild wimmelte es vor Titeln und Vorsitzender irgend so einer Gesellschaft war er auch.

Ich legte mich 2x wöchentlich auf die Couch und brabbelte so vor mich dahin. War es nach der 20 oder der 30 Stunde, ach ist ja auch egal, sagte Herr Doktor, nun müssen wir mal eine Anamnese machen, um die Therapie bei der Krankenkasse zu beantragen. So unbedarft wie ich war fiel ich aus allen Wolken. Was machen wir wenn die Kasse ablehnt? Darüber bräuchte ich mir keine Gedanken zu machen, das wäre ihm noch nie passiert! Der Antrag wurde abgelehnt.

Legen sie Widerspruch ein und dem wird auf jedem Fall stattgegeben!
Was machen wir, wenn der Widerspruch ebenfalls erfolglos ist?
Dann bekommen sie von mir eine Rechnung 120 DM pro Stunde!
Das verschärfte meine Lebenskrise, denn ich war gerade dabei mich aus meiner Ehe zu lösen und die vorhandenen Schulden zu tilgen. Weitere 3.600 DM ließen mich kaum noch in den Schlaf kommen.

Der Widerspruch war erfolglos.
Über das dann zwischen ihm und mir geführte Gespräch schweige ich besser. Ich weigerte mich die Kosten zu übernehmen, aber stand natürlich, auch wenn ich meine der Typ hätte nie mein Vertrauen gehabt, ziemlich nackt da.

Nie wieder wollte ich von Therapie etwas wissen, egal in welcher Form. Irgendwie kam ich ja auch durch, wohl mehr schlecht als recht, aber es ging. Ich las viel und lernte „hirnig“

So gingen 15 Jahre ins Land und vor etwa 5 Jahren begann der schleichende sich mit der Zeit beschleunigende Absturz. Da ich meinem Sohn, dem ich ja genug Mühlsteine mit auf den Weg gegeben habe nicht auch noch eine Mutter zumuten wollte, die sich durch Suizid aus der Verantwortung stahl ließ ich mich in einweisen. Nach 8 Wochen war nix mehr wie es vorher war.
Krank ich, das glaubte ich immer noch nicht. Mit einem Mal spürte ständig die Angst, die ich über Jahre hinweg in Griff hatte. Ich landete auf der Seite des KND und sog förmlich die Geschichten, die Diskussionen in mich hinein.

Ich, deren ganzes Leben von dem Gefühl Scham und Schuld bestimmt war und die nicht gewagt hatte je darüber zu sprechen stellte hier im Forum fest, dass ich mit meinen Problemen nicht allein auf dieser Welt war/bin.
Ich wurde durch das Forum und die persönlichen Begegnungen therapiefähig! Nun mache ich ein TP und ich bin heute davon überzeugt, dass ein/ eine gute Thera die Formen mischt und auf den jeweiligen Patienten/in abstellt. Gangbar wurde für mich der Weg, als ich bereit war Dank Brittka, Clown und Thomas mich von dem Begriff und dem Gefühl der Schuld zu lösen.

Es braucht eben alles seine Zeit.


Du hast die Kraft und Du hast den Mut


LG Maruschka

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 13:13
von gfb
Liebe Maruschka,

(dein Postfach)

Danke dir dafür!

(Thread „Loslassen Teil I und II“ aus dem Frühjahr 2007.)

Ich werde mich mal auf die Suche machen.

(Die Dinge passieren wann sie passieren sollen und nichts lässt sich erzwingen.)

Dazu fällt mir ein:

Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde.
Geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, was gepflanzt ist,
würgen und heilen, brechen und bauen,
weinen und lachen, klagen und tanzen,
Stein zerstreuen und Steine sammeln, herzen und ferne sein von Herzen,
suchen und verlieren, behalten und wegwerfen,
zerreißen und zunähen, schweigen und reden,
lieben und hassen, Streit und Friede hat seine Zeit.

Prediger 3,1-8

Irgendwie hab ichs grad mit der Bibel, scheint mir...

(Erfahrungen mit PA)

Ach du meine Güte, das ist ja finster! Ob der sich so ganz korrekt verhalten hat? Hast du dich damals bei irgendwelchen Patientenbeschwerdestellen erkundigt?

(Nie wieder wollte ich von Therapie etwas wissen)

Das ist nach diesen Erfahrungen durchaus verständlich.

(ließ ich mich in einweisen. Nach 8 Wochen war nix mehr wie es vorher war.)

Ich denke auch immer mal wieder über Klinik nach und kann mich zu keinem Entschluss aufraffen...

(stellte hier im Forum fest, dass ich mit meinen Problemen nicht allein auf dieser Welt war/bin.)

Eben dazu ist das Forum da und es tut einfach ungeheuer gut, dieses Wissen: man ist nicht alleine mit seinem Kram. Manchmal brauch ich dieses Wissen mehr und manchmal weniger; ich schreibe hier ja nicht regelmäßig, aber derzeit brauch ichs einfach.

(mache ich ein TP)
Das habe ich auch schon seit Anfang der 90er hinter mir, für einige halbwegs gute Jahre hats dann auch gereicht.

Wie lange machst du die TP schon?

(mich von dem Begriff und dem Gefühl der Schuld zu lösen.)

Ich versuchs ja auch immer wieder und ich denke, dass ich schon ein bisschen weiter gekommen bin, aber so richtig ist mir das noch nicht gelungen

(Du hast die Kraft und Du hast den Mut)

Danke dir für diese Worte, obwohls mit beidem derzeit nicht sooo weit her ist.

LG nach HH aus B

Friedrich

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 13:17
von otterchen

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 13:21
von gfb
Liebes Otterchen,

(... weil Du die Gefühle weit nach unten gepackt hast? Die durften ja nie sein bzw. durften sich nie zeigen, deshalb war es gut, sie wegzupacken.)
Yep! Genauso war das.

(Damals.)
...und teilweise heute auch noch. Aber ich arbeite dran...

(das Runtergeschluckte will mit aller Macht raus)
Das Runtergeschluckte hat mir Anfang der 90er ein beginnendes Magengeschwür eingebracht. Einiges vom Runtergeschluckten konnte ich dann mittels TP ein wenig rauslassen, so dass es beim Beginn blieb.

(und das als Kind, alleingelassen mit solchen Worten.)
Da werden die Fundamente für äußerst ungünstige Entwicklungen gelegt. Das ist ein Verbrechen an Kinderseelen.

(hat Thomas einen Volltreffer gelandet.)

Hat er! Tut er sowieso ziemlich oft...

LG von hier nach da

Friedrich

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 14:52
von Guinevere
Hallo an alle,

Vergangenheitsbewältigung in Form von Karmadenken. Nämlich, auch, dass jede Erfahrung uns etwas lehren will. Sicherlich, das Ego wird dabei toben und alles als unangenehm Erfahrene als ungerecht empfinden. Der Weg des Herzens (Mitgefühl, Nachsicht und Einsicht) ist aber denk ich, trotzdem der Weg um zu dauerhaftem inneren Frieden zu gelangen.

Bei mir ergaben viele kleine Puzzleteile (die mein Verstand, mein Gedankenfluß stets als doch sehr paranoid bewertet hatte - welche sich aber doch finden lassen sofern man achtsam ist und auch hinschaut) schließlich das passende Bild, um da zumindest mal ein Annehmen erahnen, ein bisserl den Geschmack davon erfühlen zu können. Bis zur Verinnerlichung dessen, um es wirklich ablegen zu können dauerte es noch so seine Zeit.

Meine ersten Erfahrungen bezüglich Vergangenheitsbewätigung meiner Mutter und was das mit ihrem ständigen Kirchengegehe, was ich dabei intuitiv empfand, es aber nicht einordnen konnte zu tun hatte, ergab sich so in nem Blick zurück durch Feuer. Ich fand dieses schon als Kleinkind äusserst interessant und hatte mit dem Alter von knapp drei Jahren auf nem Friedhof in Wien meine ersten Berührungserfahrungen damit gemacht. Mir den Finger verbrannt *schmunzel* und die Nacht darauf Albträume, ich würde verbrennen.
Später dann, jedesmal, wenn ich mir ne Zigarette anzündete, tauchten da für ganze kurze Zeit Bilder aus dem Unterbewusstsein in mir auf. Das waren eher so Erfahrungen, wie "*lol*, was war das denn jetzt schon wieder... Ähm *kratz*, wohl komplett crazy und durchgeknallt - auweia".
Mein "Problem" mit der Kirche hatte sich aber dann erst viel später gelöst, und meine Gefühle dazu sind ab und an noch da, z.B. an Weihnachten, wenn meine Tochter mal wieder meint, es wäre wohl angebracht dort hinzugehen.
Was mir mein Unterbewusstsein zu "Feuer" und warum ich als Kind solche Probleme mit "Kirche" hatte, sagen wollte, ist mir ein wenig klarer seit damals meine Schwägerin eine Rückführung machen ließ und meinte, sie hätte mich in einem ihrer früheren Leben gesehn, (bin ich froh, dass hier im Forum fast niemand weiß, wo ich wohne ) , ich war in diesem eine "Hexe".
Das zweite, was mich einen großen Schritt in Richtung "Verstehen und Verzeihung" meiner Mutter gegenüber brachte, war, dass ich ihr mal in einem Beisammensein ihren heißgeliebten Pfirsichgspritzten immer schön nachgeschenkt hab´ und sie mir dann beim gemeinsamen Abschimpfen über die Kirche anklingen ließ, sie wäre in ihrer Kindheit von einem Priester sexuell missbraucht worden. Dadurch konnte ich schon mal meine unbewussten Gefühle, Wahrnehmungen den fahlen Beigeschmack , den ich bei jedem Kirchenbesuch nicht so richtig einordnen konnte an sie als die ihren ab- zurückgeben und daraus erwuchs dann auch ganz langsam Mitgefühl ihr gegenüber, auch durch das Verständnis, das ich ihr entgegen bringen konnte...
Das dauerte dann aber schon noch ne Weile, bis ich auch mein "Schuldgefühl" gegenüber meinen Schwestern (Mom sagte mir wohl zu oft, dass ich der Hochzeitsgrund, und somit Schuld an dem ganzen Dilemma war) abbauen konnte...
Die Geschichte, die Dad mir dann mal erzählte, nämlich, dass sie sich ständig um ihn bemühte half mir da schon dabei, ihr mein Schuldgefühl diesbezüglich in einem Gespräch zurück zugeben, auch, wenn das für sie, in ihrem Denken nichts verändert. Es ist ihres, nicht meins. Ich hab als Kind mein "Bestes" gegeben...

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 17:31
von tomroerich
Lieber Friedrich, Otterchen, alle, die Therapie machen,

also ich habe 300 Stunden PA gemacht. Volles Programm, ich weiß,wie das abläuft, obwohl es natürlich bei jedem anders ist.

Jetzt will ich was kundtun, was ihr vielleicht sehr ungewöhnlich finden werdet und kaum glaubhaft. Ich will irgendwie mitteilen, dass man durch eine Therapie nichts "machen" kann. Man kann nichts berichtigen, man kann nicht Gefühl A durch B ersetzen und Gedanke C durch Gedanke D.. Wie bitte, soll das gehen? Niemand, wirklich niemand weiß, warum Therapie überhaupt wirkt oder warum sie nicht wirkt. Wenn man glaubt, dass man etwas tun kann, wird man sehr verzweifelt werden, weil es nicht gelingt. Man wird sich wieder unter Druck setzen und sich fragen, was man "falsch" macht. Ich merk das doch hier, dass sich das manche fragen. Man kann nichts falsch machen, weil man nämlich garnichts "machen" kann. Auch der Therapeut kann nicht etwas "machen". Wenn man glaubt, dass man in der eigenen Seele irgendetwas umbauen kann, dann glaubt man auch, dass sie nicht gut ist, so wie sie ist.

Um auf den Punkt zu kommen: Therapie wirkt dadurch, dass man sich selbst ansieht. Das ist wirklich alles. Man muss feststellen, dass man sich selbst praktisch nie ansieht und dass man mit einer erdachten Individualität lebt, weil einem die echte nicht gut erscheint. Entweder ist sie einem nicht schön genug oder sie leistet einem zu wenig oder sie wird als sündhaft empfunden, weil das mal jemand gesagt oder vermittelt hat oder weil eine große Menge von Menschen meint, so oder so müsste ein "guter" Mensch sein. Es gibt 1000 Möglichkeiten, sich abzulehnen und sich selbst durch eine Kunst-Identität zu ersetzen. Schaut euch um, überall geschieht das. Die wirkliche Identität wird in den Ruhezustand versetzt (sie wird unbewusst)und durch eine künstliche ersetzt. Wenn man nun meint, man müsse sich selbst umbauen, weil man nicht oK sei, dann führt man das Problem nur weiter fort. Man muss verstehen, dass man so, wie man ist, vollkommen oK ist und dass es unmöglich ist, irgendetwas daran besser zu machen. Das, was man als Störung erlebt, als Schmerz, als Leid, ist nichts anderes als die Tatsache, dass man dies nicht weiß, dass man es vergessen hat. Überspitzt gesagt, kommen alle Probleme daher, dass man nicht versteht, dass man vollkommen ist.

Ich sehe schon die ungläubigen Gesichter *lach*. Was meine ich mit "gut" oder "vollkommen"? Man stelle sich vor, eine Katze würde sich selbst fragen können, ob sie denn gut sei. Tja, woher soll sie nun eine Antwort bekommen, denn was ist "gut" denn? Sie kommt vielleicht auf die Idee, dass man lieber ein Hund sein sollte, weil Hunde etwas haben, was die Katze vielleicht als gut versteht oder es erstrebenswert findet. Vielleicht glaubt sie, Herrchen habe den neuen Hund lieber als sie, oder so. Also versucht sie ab sofort, wie ein Hund zu sein. Das Ende ist leicht vorauszusehen, die Katze wird wahnsinnig werden. Und genau das wiederfährt einem Menschen. Er wird wahnsinnig weil er nicht versteht, dass er bereits alles hat, dass er überhaupt nicht gut werden muss, weil er es bereits ist.

Freilich, dieses "gut" ist ein anderes "gut" als ein "guter" Kaffee. Es kann nicht besser werden, es ist bereits vollkommen, so wie ein Gänseblümchen nicht besser sein kann als ein Veilchen. Nur der menschliche Verstand kann vergleichen und er tut es auch, das ist sein Lieblingsspiel. Der Verstand bringt es fertig, dem Denker zu sagen, er sei nicht gut sondern müsse besser sein. Aber das ist so aussichtslos wie für die Katze, ein Hund zu werden und es ist eine Fehlfunktion des Verstandes, die nur dadurch zustande kommt, dass sich der Denker selbst vergessen hat. Weil der Denker sich vergessen hat und sich statt dessen mit einer erdachten Identität identifiziert (die durch äußere Einflüsse gebaut wird), denkt der Verstand wahnsinnige Gedanken in denen es um Vergleiche, gut und böse, schuldig und nicht schuldig etc etc. geht.

Das ganze Elend kommt wirklich nur daher, dass dies nicht verstanden wird. Deshalb meinte ich, dass nichts anders nötig ist, als sich selbst anzuschauen, das allerdings muss erst gelernt werden und manche lernen es in der Therapie. Sich anzuschauen, nicht über sich nachdenken! Es gibt nichts zu denken über mich selbst. Es gibt auch nichts zu vergleichen von mir selbst mit irgendetwas anderem oder irgend jemand anderem. Darin liegt Ablehnung. Man kann auch nicht schechte Gedanken durch gute ersetzen und braucht es auch nicht. Man sieht sich selbst an, schenkt sich selbst Aufmerksamkeit und weist nichts zurück, was man sieht. Man erfährt nur, wer man ist, man sieht sich selbst, mehr nicht. Und die Gedanken werden folgen, sie werden das spiegeln, was man ist und sie sind in vollkommener Harmonie mit dem, was man ist. Es gibt keine Schuld, es gibt nichts, was man wiedergutmachen müsste und nichts, was man bedauern muss.

Friedrich, das ist nicht Abgeklärtheit oder vielleicht doch, je nachdem, was du damit gemeint hast. Es ist nur das Wahrnehmen von Wirklichkeit - kein einziger Gedanke ist dazu nötig. Und eine Leistung ist es schon garnicht. Keiner von uns ist in der Lage, auch nur einen einzigen Gedanken zu erschaffen. Es ist egal, wie man darüber denkt, aber wir sind geschaffen, wir haben uns nicht selbst gemacht. Anderes anzunehmen ist eine Wahnvorstellung. Schuld, bedauern, vergleichen, so oder so sein wollen, das ist alles Illusion, nicht wirklich. Das führt nirgendwo hin sondern immer weiter weg. Wenn du dich selbst, jetzt in diesem Moment, völlig annehmen könntest, würde alles verschwinden, was dich quält und du würdest ein völlig freier Mensch. Du musst nichts ändern, nicht besser werden, weil nichts an dir falsch sein kann, das ist unmöglich, da bist du nicht anders als ein Gänseblümchen. Nur das muss akzeptiert werden, immer und immer wieder. Jedes schlechte Gefühl ist "nur" Widerstand gegen dich selbst, das ist seine Natur, deshalb fühlt es sich "schlecht" an. Darum zweifle nicht dran, ob es möglich ist. Es ist nicht nur möglich sondern es ist jedem bestimmt, frei zu sein. Man kann es nur hinauszögern aber nicht vermeiden.



Thomas

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 18:04
von otterchen
Lieber Thomas,

ein wenig klingt Dein Posting (vielleicht auch nur für mich) wie ein "Therapie ist überflüssig". Das wolltest Du aber bestimmt nicht zum Ausdruck bringen, oder?

Ein paar Punkte möchte ich aufgreifen (klar, kennst mich doch...):

Niemand, wirklich niemand weiß, warum Therapie überhaupt wirkt oder warum sie nicht wirkt.

Glaub ich nicht!
Beweise?

Wenn man glaubt, dass man etwas tun kann, wird man sehr verzweifelt werden, weil es nicht gelingt.

Ich glaubte, ich tat - und es gelang!
Schließt Du beim "nichts machen können" denn auch das Lernen ein? Denn zumindest lernen kann man. Man muss dazu mutig sein (oder verzweifelt genug) und sich öffnen können.

Wenn man glaubt, dass man in der eigenen Seele irgendetwas umbauen kann, dann glaubt man auch, dass sie nicht gut ist, so wie sie ist.

Stimmt. Da war ein Anteil in mir drin, der mich kaputt gemacht hat: der der Herkunftsfamilie. Diesen musste ich von meinem eigentlichen Anteil lösen. Und dafür brauche ich die Therapie. Insofern "macht" die Therapie doch etwas - sie ist mir eine Hilfe hin zu mir selbst.

Aber: ich muss mich nicht ändern, ich muss nur (wieder) ICH werden. Denn ICH bin vollkommen, so wie ich bin (ups, blödes Gefühl beim Schreiben... DARF ich das Schreiben? aha... noch Zweifel in mir)

Wenn du dich selbst, jetzt in diesem Moment, völlig annehmen könntest, würde alles verschwinden, was dich quält und du würdest ein völlig freier Mensch.

Und zu diesem Freiwerden brauchen wir die Therapie. ICH zumindest. Denn ohne hätte ich es im Leben nicht geschafft.


Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 18:08
von igel73
J E T Z T ist Jeder für sich selbst verantwortlich. Hört sich vielleicht altklug an, ich habe mich auch erst gegen die Erkenntnis gewehrt, aber das ist mein Blick heute.

Klar, haben auch Andere Verantwortung, meine Eltern, mein Bruder, mein ehemaliger Partner, usw., aber ich bin davon überzeugt, dass sie auch nur so konnten, wie sie konnten. Eine Therapie "macht" Dich nicht gesund. Mir hat sie geholfen und hilft mir, Anteile anzunehmen, für die ich nichts kann, Verantwortung für mich
H E U T E zu übernehmen und den Blick nach Vorne zu richten.

Ganz ehrlich, wenn ich an einem Punkt stehe, an dem ich nicht weiterkomme, kann ich über meine Krankheit klagen, über die Schrecklichkeit und über die Vergangenheit, aber es bringt mich nicht weiter. Und man kann sich befreien, man ist nicht dazu verurteilt, zu hadern, definitiv.

Wer traumatische Erfahrungen gemacht hat, dem wird auch nicht helfen, sich "nur" mit Depression auseinanderzusetzen. Auch nach traumatischen Erlebnissen lohnt es sich, die Depression als Schutz "wegzuschieben" und die Erfahrung zu machen, dass ICH SELBST mein Leben JETZT in der Hand habe.

Hoffe, ich werde nicht missverstanden.

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 18:19
von otterchen
Hallo Igel,

ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als mir klar wurde, dass ich mich quasi hinter der Depression bzw. meiner Vorgeschichte versteckt habe.
War das doch ein prima Vorwand für allerlei Dinge, die ich mich nicht traute.
Ich kann dies nicht, habe jenes nie gelernt, habe dort nur schlechte Erfahrungen gemacht etc.

Ja, wir können HEUTE etwas ändern!
Die schlechten Erfahrungen gegen gute eintauschen, lernen uns selbst so anzunehmen wie wir sind, uns zu achten und wertzuschätzen... Und dafür tragen wir die Verantwortung.

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 18:28
von igel73
...vor allen Dingen, Erfahrungen MACHEN.

Kein Theraupeut kann Dir das Leben erklären oder näher bringen, man selbst muss etwas tun. Auch schlechte Erfahrungen gehören übrigens dazu.

Nur wer wagt, in den Abgrund zu blicken, in das schwarze Loch, der kann nach Vorne gehen. Sich für das Leben entscheiden.

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 19:06
von Data
Hey Thomas,

ganz spontan würde ich sagen, deine Predigt da oben ist DER Beitrag des Forums überhaupt! Eigentlich könnte nun der Server auch einfrieren...

Gruß, Data

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 19:07
von deary
Hallo an alle Verantwort-lichen!

Ich wollte etwas zu Thomas´Beitrag schreiben.

Witzigerweise habe ich gerade über das NUR-ANSEHEN der Gefühle nachgedacht, weil ich in einem anderen Thread darüber schrieb, als ich den Beitrag las.

Für mich beginnt im Moment jede Therapiestunde im Rahmen der Pesso-Therapie mit dem Betrachten des Gefühlten und Erlebten im HIER UND JETZT:

Am Anfang fand ich das sehr irritierend, als meine Therapeutin, mich unmittelbar nachdem ich ihr bereits mitgeteilt hatte, wie ich mich fühle, fragte: und JETZT?

Ich sagte, " hab ich Ihnen doch gerade gesagt." Ich fühle mich noch genauso. Verwirrt und festgefahren.

Aber natürlich ist es in keinem Augenblick genauso wie im Augenblick davor.
Und glücklicherweise klärte mich meine Therapeutin dann auf, was das Ganze soll und dass es Bestandteil der Therapie ist.

Später las ich dann im Internet ,dass es den Namen " Microtracking" trägt.
Es ist einfach ein Wahrnmehen der im HIER UND JETZT erlebten Gefühle und Gedanken.

So wie meine Therapeutin es macht, empfinde ich schon allein das als heilsam.
Einfach mal wahrnehmen, wozu das Leben mir bislang einfach keine Möglichkeit lies oder ich mir diese nicht gab. Vor allen Dingen , es nicht bewerten.

Ob dieses HINSCHAUEN und Annehmen ALLEIN aber schon im Grunde die ganze Therapie ausmacht, das hätte ich ehrlichgesagt bis jetzt nicht für richtig gehalten.

Werde gleich aber mal drüber nachdenken.

( in der Pesso-Therapie gibt es eigens zu diesem Zweck eine Zeugen -Figur, die über die Therapeutin hinaus einfach wiedergibt, was gerade gefühlt wird, sie sagt zum Beispiel:" Ich sehe, dass Du gerade sehr wütend und verletzt bist angesichts der Situation xy." Ich empfinde das als sehr hilfreich.)


@ Otterchen,: ich habe Thomas ganz und gar nicht so verstanden, dass er Therapie für überflüssig hält, sondern als die Quintessenz dessen, was in seiner Therapie passiert ist.

Meine Therapeutin hat mich letztens davor gewarnt, mich unter einen Leistungsdruck irgendeiner Art zu setzten.

Das geht schon so in die Richtung, die Thomas beschrieb: Man muß nicht zwanghaft etwas MACHEN.

Tatsächlich habe ich aber die Vorstellung, dass ich in der Therapie neue Erfahrungen MACHE; also doch irgend etwas MACHE im weitesten Sinn.

Irgendwie finde ich, dass der Vergleich eines Menschen mit einem Gänseblümchen etwas hinkt, da wir in einer Gesellschaft mit gewissen Erwartungen an uns leben, ein Gänseblümchen weniger, aber vielleicht habe ich auch nur etwas falsch verstanden?

Nachdenkliche Grüße
deary

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 19:43
von igel73
Ach, Data, ganz der Alte. Amen.

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 19:44
von igel73
...haste sonst noch etwas beizutragen?

Bist Du weiter gekommen in Deinem Leben?? Oder dreht sich alles um die virtuelle Welt?


Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 20:22
von igel73
...was mir noch einfällt:

Thomas, wenn Du doch sagst, dass Jeder gut so ist wie er ist, warum habt Ihr mich dann behandelt wie eine Hexe, wie im Mittelalter, nachdem Chimera und ich uns näher gekommen sind beim Treffen in Backnang?? Da ja hier sowieso oft unter Insidern gesprochen/geschrieben wird, frage ich Dich das. Und nachdem Du offensichtlich eine "fürsorgende" Rolle übernommen hast.

Klar, habe ich Xenia wehgetan damit, aber jeder Mensch macht Fehler und hat trotzdem das Recht auf menschliche Behandlung.

Du sagst, Jeder ist gut so wie er ist, gilt das nicht für mich? Das ist echt das Einzige, was ich negativ in Erinnerung behalten habe. Es war das Letzte. Ich sass da bei Euch im Süden und habe Scheisse gebaut, ich war abhängig von einem anderen Teilnehmer, um wieder in den Norden zu kommen.

Auch wenn es daneben war, ich bin auch nur ein Mensch und war betrunken, so wie andere auch, und hatte das Bedürfnis nach Nähe.

Wo war Deine/Eure Objektivität??

Fragt

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 20:32
von igel73
...was ich nicht auf den Alk schieben will. Der hat nur leider die Hemmungen genommen.

Igel legt Brände. Komisch, das begegnet mir immer wieder.

Das war Früher nie so, ist vielleicht ein Therapie-Erfolg.

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 21:05
von Data
Igel, du warst damals total selbstbezogen, und anscheinend bist du es heute immer noch. Viel hast du also noch nicht dazugelernt, wie mir scheint. Aber das ist jetzt kein Vorwurf. Gut Ding will eben Weile haben.

Gruß, Data

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 21:26
von Guinevere
Hallo Deary,

>Für mich beginnt im Moment jede Therapiestunde im Rahmen der Pesso-Therapie mit dem Betrachten des Gefühlten und Erlebten im HIER UND JETZT:

>Am Anfang fand ich das sehr irritierend, als meine Therapeutin, mich unmittelbar nachdem ich ihr bereits mitgeteilt hatte, wie ich mich fühle, fragte: und JETZT?

"Interessant" -

http://www.fischer-bartelmann.de/Bullet ... enWer.html

und funktioniert in meinem Bewusstsein sehr ähnlich

Lieben Gruß,
manu

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 21:34
von cybolon
Hallo Otterchen,

>Vielleicht mehr positive Erlebnisse schaffen, die dann in innere Bilder einfließen?
Nur eine Idee...<

Das ist mit Sicherheit der beste Weg!
Wieso meine Bilder negativ wurden, kann ich im Moment noch nur erahnen. Aber meine Thera und ich arbeiten daran.

Liebe Grüße
cybolon

Re: Wer ist verantwortlich für eine psychische Erkrankung?

Verfasst: 19. Jan 2008, 21:40
von otterchen
Hallo Horst,

wie kann man diese Erinnerungen denn dann aber dauerhaft abrufbar abspeichern?

In irgendeinem uralten Tagebuch habe ich gelesen, dass ich mal ein Nordlicht gesehen habe. Ich habe damals eine sehr schöne Situation beschrieben, in der ich meinem Freund sehr nah war.
Warum ist sowas irgendwann weg?
Wie bleiben solche Erinnerungen lebendig?