Hallo Monchen,
schön wieder von dir zu lesen
Macht nichts, wenn der Text lang ist, ich liiiiebe lange Texte.
Ganz schöne Aufgabe von deiner Ergotherapeutin... das würde mich auch überfordern. Du sollst quasi jede Stunde aufschreiben, wie entspannt oder angespannt du bist, damit du weißt, ob du irgendeine Aktivität noch machen sollst/kannst, ohne dass du hinterher wieder heulend auf dem Sofa liegst, hab ich das richtig verstanden?
Vielleicht könntest du die Skala etwas vereinfachen, z.B. eine Skala von 1 bis 10 nehmen. Das wurde bei mir im Krankenhaus bei den Schmerzen immer so gemacht. Ab 4 hat man dann Schmerzmittel bekommen.
Mich würde es überfordern, zu überlegen, ob meine Anspannung jetzt auf 87 oder 23 liegt...
Bei mir ist es auch so, dass auch schöne Dinge dazu führen können, dass es mir später schlecht geht. Das blöde ist, dass ich nicht an den Aktivitäten selbst festmachen kann, ob es mir danach gut geht oder nicht, manchmal gehts mir gut, ein anderes Mal nach der gleichen Sache schlecht.
Mittlerweile merke ich es aber eher, wann mir was zu viel wird. Ich bekomme dann z.B. Sodbrennen, das habe ich sonst nie, oder ich werde gereizter, werde schnell patzig, jede kleinste Frage an mich nervt mich, bin geräuschempfindlicher, fühle mich zittrig.
Das allein an meiner Anspannung festmachen könnte ich, glaube ich, gar nicht. Manchmal ist es auch nur so eine leise "innere Stimme", die sagt, eigentlich reicht es jetzt. Aber dann kommt die andere Stimme, die schreit "Ich WILL aber jetzt!!" und manchmal ist mir vorher schon klar, wenn ich dies und das dann noch mache, dass es mich danach zerlegt und ich mind. am Tag danach total k.o. und trübsinnig bin. Andererseits kann es auch sein, dass ich es nicht mache und am nächsten Tag bin ich dann trotzdem k.o. und trübsinnig. Da versuche ich dann an guten Tagen irgendwie möglichst viel rauszuholen, da ich nicht weiß, wann ich es wieder schaffen würde und dann übernehme ich mich schnell.
Auch bei den Aktivitäten, die mir eigentlich gut tun und die ich bewusst mache, wenn es mir schlecht geht, kann man das nicht so pauschal sagen. Manchmal tut z.B. Film schauen als Ablenkung gut und manchmal macht es halt das Gegenteil.
Was ich mittlerweile weiß, ist, dass ich oft ziemlich "zwanghaft" alles fertig machen will. Ob es Sinn macht oder nicht, am besten alles auf einmal, denn es gibt ja kein morgen mehr, wo man auch noch was machen könnte
Wenn ich da merke, ich bin jetzt in diesem "Ich muss alles fertig machen"-Modus, kann ich mir eher bewusst überlegen, ob ich wirklich so weiter machen will oder ob ich es schaffe, aufzuhören und trotzdem zufrieden zu sein.
1x pro Stunde aufschreiben ist schon auch stressig. Vielleicht kannst du das auch ein bisschen entzerren, vielleicht 3 oder 4 mal am Tag checken, wie es dir gerade geht? Und vielleicht hast du ja auch andere Dinge, die du an dir merkst, bevor es zu viel wird.
Anhand der Zeit vor der Depression entscheiden, könnte ich gar nicht... das ist über 10 Jahre her. Da war ich noch ganz anders und hatte null Zugang zu meinen Gefühlen. Am Anfang meiner Therapie hat mich die Therapeutin gefragt, ob ich angespannt oder entspannt bin. Ich hatte keine Ahnung, wie sich das anfühlt und wie man das unterscheidet.
Das mit deinem Kollegen ist echt unfair. Im Prinzip übernimmst du die Verantwortung und musst auch noch diesen Spagat hinkriegen, dass du ihm die Arbeit abnimmst, er aber nichts davon wissen soll... wie lange soll das denn gut gehen? Ich würde, denk ich, da bei der Laborleitung versuchen drauf zu bestehen, dass die ihm das sagen und das offiziell geklärt ist. Dann kannst du es ihm nämlich auch sagen, dass er die Proben nicht ansetzen darf, wenn er es doch machen sollte. Außerdem musst du deine eigene Arbeit machen und bist nicht das Kindermädchen von dem anderen, das immer gucken muss, dass er nichts anstellt.
Gut, dass es dem Pfadfinderkind gut geht!
Liebe Grüße,
DieNeue
