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Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 06:26
von BarryWhite
Maruschka, danke für den Tipp mit dem Therapieführer.

MissMarple, ich werde es jetzt in Angriff nehmen.

Die 4. Nacht ohne Schlaf und obwohl ich wirklich hundemüde war, es gab keine äußeren Störungen, Schlafhygiene gegeben alles okay.
Das Herz hörte einfach nicht auf zu rasen.

Die Herzmuskulatur kann man durch progressive Entpannung nicht kontrollieren oder?
Tiefe Atmung, habe ich probiert, kein Resultat.

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 06:37
von BarryWhite
Es gibt ein hervorragendes Buch von Barbara Markway "Frei von Angst und Schüchternheit" und genau darin habe ich viele Antworten gefunden und konnte Dinge in Zusammenheit bringen, die für mich vorher nichts miteinander zu tun hatten und auf einmal einen Sinn ergaben.

Sozialphobie strahlt auf alle Bereiche aus: Privatleben, Beruf (die der Qualifikation angemessenen Positionen werden meist nicht erreicht)und schränken das Leben der betroffenden Personen drastisch ein.

Aus diesem Ratgeber stammt auch der Satz:
"Was andere von mir denken, geht mich nichts an".

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 09:43
von Guitaranderl
Lieber Barry White,
wenn ich Deine Sachen sehe, kann ich Dir nur einen Rat geben: Stoppe Deine "Selbstversuche" und begib Dich ganz zügig zu einem Facharzt -am Besten mit Zusatz Psychotherapie-. Das Hamburger Telefonbuch ist nun wirklich voll davon.

Lieber Data,
hm... nun hast Du für soviel Aufregungen -zumindest bei mir - gesorgt und all Deine Beiträge sind wieder weg. Seltsam.
Aber ich habe noch sehr gut in Erinnerung, WIE Du geschrieben hast und möchte mich dazu äußern:
Wir befinden uns hier zweifelos an einem Versammlungsort fragiler Seelen und wir müssen schon ein wenig aufpassen, wie wir wem etwas sagen. Polemik und Zynismus sind hier manchmal sehr problematisch am Platz; da ändert auch manch abschwächender Smiley nichts.. . Gestern habe ich mir gewünscht, wir säßen in einer Runde direkt gegenüber, und ich hätte die Chance gehabt, ganz klare Grenzen zu ziehen...

Insofern möchte ich Dich herzlich bitten, bevor Du Deinen Phaser das nächste Mal "auf Betäubung" stellst, VORHER etwas mehr zu überlegen, wie das beim anderen ankommt. Ich empfand Deine Einträge, die sich dann immer mehr auf mich "einschossen" als sehr anmaßend und verletzend. Es wäre recht einfach gewesen, deine Mutmaßungen im Hinblick auf mein Beziehungsleben sachlich zu widerlegen, aber ich wollte das schlicht nicht mehr tun, weil ich eben auch vermutet habe, dass ein Mann, der da u.a. mutmaßst "Frauen seien der Hauptgrund für männliche Depression" , sehr gute Gründe haben wird, so etwas zu behaupten. Sicher wirst Du Deine speziellen Erfahrungen gemacht haben und ich glaube leider nicht, dass Du wirklich daran interessiert warst, mehr über mich und meine Beziehung zu meiner Partnerin zu erfahren. Da hätte ich schon ein wenig über Vertrauen, Respekt, Zugewandtheit und Achtung sprechen müssen. Sexualität ist nach meiner Erfahrung ein Thema, was hoffnungslos überbewertet wird.
ICH vermute den Hauptgrund männlicher Depression in einer labilen Persönlichkeitsstruktur; einfach in einer depressiven Veranlagung.

In Deinem letzten, gelöschten Posting hast Du mich u.a. provozierend gefragt "Na, hab ich ins Schwarze getroffen?"
Ja, hast Du! Allerdings nicht annähernd dort, wo Du es vielleicht vermutet hast. Ich habe mich durch Deinen Beitrag kränken lassen und brauchte Stunden, um wieder "runterzukommen", weil ich einfach total empört war. Das Verrückte ist aber, dass mir Deine Provokationen geholfen haben. Ich habe mich nämlich gefragt, WARUM ist so stark darauf reagiere, obwohl ich ja um die fehlende sachliche Bedeutung weiß und Deine eigene Verzweiflung ahne.
Du wirst lachen: Ich habe das heute Nacht und heute Morgen mit meiner geliebten Frau besprochen... Was sie sagte , war sehr klug: "Vielleicht gibt es Dir ZUVIEL, in diesem Forum zu schreiben, und dann verletzt es Dich natürlich, wenn Dich jemand auf diese Weise diskreditieren möchte."
Sie hat Recht. Ich erlebe das Schreiben hier als -auch- selbstwerterhöhend- weil ich das Gefühl habe, etwas einigermaßen sinnvolles zu tun. Dieses Gefühl habe ich an meinem Arbeitsplatz schon lange nicht mehr, also suche ich mich andere Bereiche... ich meine, das ist menschlich. Mit 46 Jahren, davon 26 Jahre dysthym, 13 Jahren Medikamentenabhängigkeit, 10 Jahren Therapieerfahrung in den unterschiedlichsten Schulen, ausgeprägter Agoraphobie, 2 Kindern und zwei langjährigen Beziehungen HABE ich einfach etwas zu sagen. Ich hoffe, meine Beiträge können das widerspiegeln.
Und wenn dann jemand kommt, wie Du gestern und mal eben mit ner verbalen Panzerfaust durch den Thread ballert, ja, dann bin ich wieder 6 oder 7 Jahre und stehe vor der Sandburg, die mir ein anderer gerade zertreten hat; die 100 Kilo Körper an mir interessieren dann nicht mehr. Ich spüre nur noch, how fragile I am, how fragile WE are!

Ich werde meinen Einsatz hier überdenken müssen. (Thomas, dazu würde ich gern nochmal "persönlich" auf dich zurückgreifen. Du hast vor 1.000 oder 1.500 Postings zu diesem Thema geschrieben, meine ich. )

Ich spreize Mittel- und Ringfinger der rechten Hand und grüße die Enterprise
Andreas

NS.: Ich hoffe, Du kannst das hier als ehrliches Posting erkennen und werten..

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 10:34
von Clown
Guten Morgen Andreas,

ob Data dein Posting als ehrlich erkennen und wertschätzen kann, wirst du vielleicht nie erfahren.

Ich möchte dir gerne sagen, dass ich es als solches wahrnehme und schätze.

Es hat mich berührt, was du schreibst und ich wünsche dir sehr, dass du dir weiterhin immer mehr auf die Spur kommst und zu dir findest.

Liebe Grüße, unbekannterweise auch an deine Frau, von Clown

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 10:59
von heute
Hallo zusammen,

hmm, hier in diesem Thread war wohl einiges los, wie ich jetzt beim Nachlesen bemerke. Schade, dass es offensichtlich zu Streitigkeiten, Anfeindungen und Verletzungen gekommen ist!

Eigentlich ist das Thema, das ich hier im Thread angeschnitten hatten, inzwischen "rum ums Eck", also nicht mehr ganz aktuell (ja, so schnell geht's!), aber ich möchte doch gern auf eure Beiträge, Andreas und Thomas, reagieren:

@Andreas: Hmm, aber diese Fernseh-Studie belegt nun, dass Männer für ein "schnelles Vergnügen" ziemlich offen sind (das Ergebnis finde ich schon ziemlich krass... hätte ich nicht vermutet), aber sie gibt (so wie du es beschreibst) keinen Beleg, dass für Frauen "Erfolg sexy" ist (sondern nur, dass weniger Frauen auf einen One-Night-Stand stehen). Die psychologisch-biologische Begründung, die für diese Verhaltensunterschiede gegeben wurde, kann man nun glauben oder nicht. Irgendwie glaube ich doch immer, dass der Mensch komplexer ist und dementsprechend komplexer denkt und handelt als nur von Trieben und Reizen geleitet.

Falls ich jetzt beim Lesen etwas falsch verstanden haben sollte, dann sieh es mir bitte nach.

@Thomas: Danke für den technischen Hinweis. Jaaa, das Häkchen hatte ich im Eifer des Gefechts vergessen.

Die Geschichte deiner Mutter... du kennst sie natürlich am besten...

Aber mir kommt der Gedanke: War für deine Mutter nicht auch das Gefühl besonders wichtig, dass ein so junger Mann sie noch so jugendlich und begehrenswert fand? Du erzählst von dieser Beziehung als Beispiel dafür, dass Frauen sich vom Erfolg und von der Position eines Mannes besonders anziehen lassen. War dieser junge Mann mit seinen 18 Jahren denn wirklich schon so erfolgreich, hatte eine Fan-Gemeinde (durch die sich dann auch deine Mutter geehrt fühlen konnte), hatte eine angesehene Position und Geld?

Oder war es für deine Mutter eher das "lockerere" Künstlerleben, das Zusammensein mit Jugendlichen, das ihr (nachdem sie ja schon ein Kind hatte und damit mehr Verantwortung trug, als ihr junger Freund und dessen Freundeskreis) ein Gefühl des Jungseins, Freiseins, der Grenzenlosigkeit etc. ein Stück weit zurückbrachte? Freilich dann auch ein Wunschbild, verknüpft mit dem Bild, dass der junge Freund, als Künstler ja etwas ganz "Besonderes" ist und somit interessant...

Aber ich möchte nicht anmaßend sein und in Lebensgeschichten und Lebensgefühle hineininterpretieren, was für mich eher vorstellbar ist. Wie gesagt: Du kennst deine Mutter am besten und du hast dieses Stück Leben auch gemeinsam mit ihr erlebt. Mein Mitgefühl auch für dich, dass die Beziehung einfach nicht "stimmte" und auch für deine Mutter, die sich irgendwann als zu "alt" fühlen musste.

Aber so ein richtiges Beispiel für "Frau geht Beziehung ein, weil der Mann eine tolle Position hat, Karriere macht, viel Geld verdient" scheint mir diese Erfahrung nicht zu sein. Denn in so einem Beispiel würde die Beziehung dann scheitern, weil der Mann nicht mehr genügend Erfolg hat, keine weiteren Karriere-Schritte mehr macht... die Frau also ihr Wunschbild (an dem sie sich und die Beziehung festgemacht hat) nicht mehr verwirklicht bekommt...

Natürlich gebe ich dir recht darin, dass wir uns Wunsch- und Traumbilder ausmalen, wenn wir einen potentiellen Partner/eine potentielle Partnerin kennen lernen. Aber: Relativieren sich diese Bilder nicht ziemlich schnell? Setzt das Sehvermögen (nach der Blindheit) nicht ziemlich schnell ein? (Ok, es gibt Leute, die mit dem relativierten Bild nichts anfangen können, sich dann gleich trennen und sich neu auf Suche begeben, wie du ja auch schreibst.)

Was mich selbst betrifft: Als ich meinem Mann das erste Mal begegnete (er wurde mir von einer Freundin vorgestellt und wir sprachen allenfalls zwei, drei belanglose Sätze miteinander... das war's), hatte ich den Eindruck: Oh, der wirkt aber vertrauenswürdig. (Es dauerte aber noch Monate nach dieser Begegnung, bis wir ein Paar wurden.)

Wir waren beide noch Schüler, bekamen Taschengeld und machten als Ferienjobs Handlanger- oder Fließbandarbeiten, d. h. weder Geld, noch Position noch Karriere spielten eine Rolle.

Übrigens hab ich auch so ein "Künstler-Wunschbild" in mir. Hach, ein Musiker, der improvisiert (da bin ich doch gleich hin und weg!) oder einer, der selbst komponiert! Oder ein Dichter!! Oder gar eine Kombination von beidem! Oh, zum Dahinschmelzen!

Aber: Mein Mann bedient dieses Wunschbild ganz und gar nicht. Und vielleicht ist das sogar gut so. (Vielleicht auch nicht.)

Hmm, das alles, Thomas, hätte ich eigentlich nicht in diesen Thread packen wollen, weil es doch vom ursprünglichen Thema zu weit weg führt und den Lesefluss für diejenigen stört, die schön strukturiert und sachgemäß lesen wollen, sondern in eine PN. (Aber diese Möglichkeit gibt es ja leider nicht.)

Liebe Grüße

Nene

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 12:24
von tomroerich
Lieber Andreas,

mir ist das hier auch schon oft passiert, was du gestern erlebt hast. Man schreibt über sensible Themen und merkt gar nicht, wie angreifbar man sich dadurch macht und deine Frau hat mit ihrer Vermutung bestimmt Recht. Was hier ganz besonders schnell passiert, ist Übertragung. Jemand glaubt, aus deinen Worten etwas herauslesen zu können. Er ist sich sogar super-sicher, dass du etwas Bestimmtes meinst, aber in Wirklichkeit ist dieses Etwas in ihm und nicht in dir. Anders als im Real Life fehlen hier wichtige Korrekturmöglichkeiten über die Körpersprache. Die Worte stehen absolut und ohne Erläuterung durch die anderen Signale im Raum. Du hast dir ja auch schon mal gewünscht zu wissen, wie wir aussehen. Das ist nur zu verständlich.

Man muss sich das sehr klarmachen, dass das die Gefahren hier im Forum sind. Wir sprechen über Gefühle und wenn man das tut, ist Übertragung schon fast nicht mehr auszuschließen. Nimm die Frauen, die auf Barry White reagiert haben. Sie haben ihre eigenen, verletzten Gefühle auf ihn übertragen und fühlten sich dann so, als sei Barry der Verletzer. Sie sind sich ganz sicher, dass er es wirklich ist und glauben, seine Motive zu kennen. So wird er zur Projektionsfläche für verletzte Gefühle.
Und etwas in der Art tat auch Data, ganz ohne böse Absicht, da bin ich mir sicher. Ich war auch oft Zielscheibe solcher Übertragungen, wenn ich über sensible Themen geschrieben habe und dass dieser thread so sehr lebt hängt eben genau damit zusammen, dass er reichlich Stoff für Übertragungen bietet. Threads wie dieser kochen mit 90%iger Sicherheit hoch und es hilft nur, ganz schnell seine Gefühle rauszuziehen, wenn es anfängt.
Du hast dich klasse abgegrenzt, bist bei dir geblieben und nur so bekommt man es unter Kontrolle.

Viele Grüße

Thomas

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 12:52
von Guitaranderl
Thomas,

wie so oft, 90% d´accord.
Ich bin aber nicht sicher, ob es nicht auch verletzend gemeint war. Dazu müsste sich Herr Data schon selbst äußern; Deine Fürsprache in allen Ehren.

>ganz schnell seine Gefühle rauszuziehen, wenn es anfängt

Du magst rechthaben, das wäre wohl vernünftig und "erwachsen", aber Teile von mir SIND einfach nicht vernünftig und erwachsen... Wenn ich all meine Sinnlichkeit, Empathie, Leidenschaft und Verspieltheit rauslasse, bin ich nur noch 30, vielleicht 40% und das ist MIR zu wenig.

Herzliche Grüße
Andreas

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:11
von Guitaranderl
>Schade, dass es offensichtlich zu Streitigkeiten, Anfeindungen und Verletzungen gekommen ist!

Liebe Nene,

warum schade? Konflikte, sofern sie FAIR ausgetragen werden, bieten Raum zu Wachstum und Entwicklung. Dieser Thread lebt, wie Thomas sagt; das finde ich auch.

>Irgendwie glaube ich doch immer, dass der Mensch komplexer ist und dementsprechend komplexer denkt und handelt als nur von Trieben und Reizen geleitet.

Ohne Frage ! Auch! Der Mensch ist auch komplex, aber auch einfach. Wenn Du auf der Verstandes- und Vernunftsebene bleibst, ist das sicher so, wie Du sagst. Aber nehmen wir doch, weil es ganz einfach in die Zeit passt, z.B. die Sylvesterfeier. Auf was reduziert sich da die Menschheit, wenn der Alkohol die Hemmschwelle senkt und der Verstand bei Männlein und Weiblein zugunsten der Körperlichkeit immer mehr zurückgeht. Hast Du das nie erlebt, wie es dann ist, zu tanzen... sich dem Rhythmus hinzugeben.. das Becken lockerer werden zu lassen....
Das ist AUCH eine menschliche Seite; nämlich die Instinkthafte, von mir aus animalische.. und das ist u.U. ein Hochgenuss, den es zu leben gilt.
Ich vermute, auch hier ist der Mittelweg eine gute Lösung. Dummerweise ist es im wirklichen Leben eher so, dass sich Menschen in die Extrempolaritäten flüchten und die Balance gar nicht suchen.

Ohne das Tier in uns sind wir kastrierte Engel (zudem meist furchtbar langweilige...) H.Hesse
Sehr herzliche Grüße
Andreas

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:13
von Guitaranderl
Nene, ich BIN übrigens mit Leidenschaft Gitarrist; ich spiele seit 35 Jahren Gitarre und bin dabei ausgesprochen improvisationssicher.. hihi
das nur am Rande.

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:13
von flocke
meine güte!!!

da leist man mal einen tag nicht mir und schon explodiert der thread!

ich hab da mal ne frage an barry:

"woher weißt du, dass du ne depression hast und eine sozialphobie? hat dir das jemand gesagt, wenn ja wer?"


lg flocke

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:39
von heute
Lieber Andreas,

hmm, ich sprach nicht von Konflikten und auch nicht nur von Streitigkeiten, sondern ebenso von Anfeindungen und Verletzungen ... Und die fand und finde ich immer bedauerlich. Mir kam es beim Lesen eben so vor, als habe es sich nicht um "faire Konflikte" gehandelt. (Aber ich kenne Data's Beiträge ja nicht.)

Gut aber, dass ihr eure Auseinandersetzungen so schnell wieder in den Griff bekommen habt.

Zum Tier, zum Animalischen im Menschen... sehr interessantes Thema. Beinhaltet so vieles. Spannende, knisternde Lebendigkeit, genussvolle Sinnlichkeit... jaa, sicher und jaa, gerne.

Und dann halt doch mein ABER... es gibt für mich rund um dieses Bild (das Animalische im Menschen) darüber hinaus andere, weitaus unschönere Assoziationen...

Gewalttätigkeit, Gier (in welcher Form auch immer), Rücksichtslosigkeit ("Da werde ich zum Tier!"), Fanatismus, Rach- und Eifersucht... aber auch die traurigen Alkoholleichen, die nach einer "Feier" übrigbleiben...

So spontan würde ich sagen: Jeder Mensch kennt sich selbst am besten und sollte wissen, wie weit er dem Tier in sich Raum geben darf...

Herzliche Grüße

Nene

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:44
von Schnarchi
Moin Andreas,

>>>...aber Teile von mir SIND einfach nicht vernünftig und erwachsen.<<<
Das brauchste nun "einfach" nur noch dem Data zugestehen. Dann müsst's eigentlich passen.

Sinnlichkeit, Empathie, Leidenschaft und Verspieltheit; ....sind das für Dich Gefühle ? Für mich sind das eher Eigenschaften.

Das die Sexualität hoffnungslos überbewertet wird, das sehe ich übrigens völlig anders, akzeptiert man doch beispielsweise eher 10 Jahre lang 'nen alkoholkranken Partner, als einen, der einem seine sexuellen Bedürfnisse nicht befriedigt.
Wie lange könnte Deine Beziehung überleben, wenn Deine Frau (oder Du) mit Mal ihren Trieb gänzlich, vielleicht für immer verlieren würde ?

@Thomas
Du schreibst, dass die Beziehung Deiner Mutter nicht gutgeh'n konnte.
Aber, ....die war'n doch immerhin 16 Jahre zusammen. ...Wer schafft das schon noch ?
Haste Deine Ma mal gefragt, ob sie die Zeit mit ihm genossen hat ? ...Oder spielt da vielleicht auch eine gewisse Gefühlsübertragung eine Rolle ?
Im Übrigen kannste 'nem 18-jährigen, der seine Sexualität vielleicht nie ausgelebt hat, im Grunde doch nur schwer Vorwürfe machen, wenn er eines Tages anderen Mädels hinterherschielt, weil er meint, einen gewissen Nachholbedarf zu haben.
Wenn ich's auch nicht unbedingt gutheissen würde, aber nachvollziehhen kann ich's schon.

@Barry
Wie Du auf'ne Sozialphobie kommst, das hab' ich auch noch net ganz kapiert.
Ich seh' da eher ein massives Minderwertigkeitsgefühl, welches Du "bekämpfen" willst. Musstma gucken, woher das genau kommt.
Mich würde auch mal interessieren, was Du mit dem Foto bezwecken wolltest.
Nix gegen die hübschen Mädels, ...aber, ....wozu ?

'N netten Freidach allen

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 13:54
von zapata
Ich fand in einem Beitrag von Nene gestern diesen Absatz:

Zitat Anfang: "Ebenso denke ich mir, wenn ein Mann (sagen wir mal mittleren Alters) ein junges, wunderschönes Mädel an Land ziehen konnte... dann hat er doch anschließend auch wieder Stress. Wie lange wird er ihr schön und interessant und jugendlich genug sein? Wie lange kann er den Schwung, den sie ganz selbstverständlich von ihm erwartet, durchhalten?" Zitat Ende.

Genau dazu kann ich etwas aus eigener Erfahrung erzählen. Ich bin jetzt 52 Jahre alt und (bitte nicht als Angeberei ansehen!!!) ein recht interessanter Mann, ich habe einen kreativen Beruf und unterscheide mich in vielem von anderen Männern meines Alters. Seit 1985 war ich verheiratet, aber in den letzten Jahren mehr schlecht als recht, wie das Leben halt so spielt. 2002 lernte ich eine junge Frau kennen, genauer gesagt, sie ist 29 Jahre jünger als ich. Sie ist bildschön, äußerst intelligent (sie studiert in Windeseile) und wurde von sehr vielen Männern begehrt und bewundert. Aber sie verliebte sich ausgerechnet in mich und ich mich in sie. Sie steht auf ältere Männer mit Lebenserfahrung, Gleichaltrige langweilen sie nur. Ich dachte, das Leben geht jetzt noch einmal so richtig los für mich, ich lebte völlig auf und trennte mich nach recht kurzem Überlegen von meiner Frau, die sich ohnehin mir gegenüber in den letzten Jahren sehr uninteressiert verhielt. Zu meinem Erstaunen war die Trennung für meine Frau eine Katastrophe, damit hatte ich nicht gerechnet, aber ich zog die Trennung durch. In den ersten Monaten dieser neuen Beziehung fühlte ich mich jung wie seit 30 Jahren nicht mehr, das Leben bestand nur aus Sonnenschein. Aber dann geschah schleichend das genaue Gegenteil: ich begann mich durch diese Beziehung immer älter zu fühlen, nämlich so alt wie ich nunmal bin. Nicht dass Konkurrenten auftauchten, nein, es war nur einfach so, dass meine Freundin in einem ganz anderen Tempo lebte, plante, handelte. Ich fiel in ein unendliches seelisches Loch, aus dem, zusammen mit weiteren Faktoren, eine sehr schwere Depression entstand. Ich habe diese Beziehung (in der meine Freundin bis zuletzt immer nur gut zu mir gewesen ist) dann nach fast drei Jahren im Mai 2005 beendet, sehr schweren Herzens, aber in der Erkenntnis, dass es sowohl für sie als auch für mich das beste war. Es war sozusagen der letzte rettungsanker, direkt danach ging ich in eine Klinik, wo mir sehr geholfen wurde. Heute sind wir die besten Freunde, dem Altersunterschied angemessen. Just friends, lovers no more...Und ich habe wieder mit meiner Frau zusammen gefunden, an der ich jede Falte liebe und von der ich heute nach dieser Trennung weiß, wie wichtig sie mir ist (und ich auch ihr, wie sich zeigte). Diese Jagd nach jungen Frauen, sei es als Selbstbestätigung fürs eigene Ego oder aus echter Zuneigung einer solchen Person gegenüber, sie interessiert mich heute nicht mehr, denn ich weiß, dass man sich nur einer Illusion hingibt, wenn man glaubt, dadurch wieder jung zu werden. Ich musste es halt selber erfahren und darüber sehr krank werden, aber letztendes erwies es für alle Beteiligten als Gewinn, auch wenn in den letzten drei Jahren jeder mal durch die Hölle gehen musste.

Ja, was ich nur damit sagen wollte: Nene hat 100 % Recht mit ihrer Aussage, und Barry White sollte aufpassen, sich nicht falschen Illusionen hinzugeben. Und noch ein nicht ganz ernstgemeinter Tipp für Barry: Antidepressiva wirken sich oft äußerst dämpfend auf die Libido aus

Allen alles Gute.

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 14:32
von Guitaranderl
>Sinnlichkeit, Empathie, Leidenschaft und Verspieltheit;

Gut, lieber Michael,
spielen wir wieder ne Runde Haare spalten, obwohl ich das schade finde... Könnten wir uns darauf einigen, dass aus den o.g. Eigenschaften in erster Linie Gefühle resultieren... ja!?

>Wie lange könnte Deine Beziehung überleben, wenn Deine Frau (oder Du) mit Mal ihren Trieb gänzlich, vielleicht für immer verlieren würde

Manno, wer sprach hier von gänzlichem Verlust?? Das ist doch eine Extremposition.
Was ich meinte, bezog sich darauf, welche PRIORITÄTEN in einer Beziehung gilt. Vielleicht können wir uns auch hier darauf einigen, dass mit zunehmender Reife und/oder Dauer einer Beziehung das Sexuelle einen anderen Stellenwert bekommt als zu Anfang einer Partnerschaft.

Michael, bitte lass uns beim Thema bleiben.
Es grüßt herzlich
Andreas

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 14:43
von Emriye2
Hi zusammen,
als ich den ersten Beitrag von Barry gelesen habe, dachte ich nur, ah ja, wiedermal ein Fake...

Zum Glück habe ich mich zurückgehalten meine Gedanken dazu zu äußern. Mittlerweile bin ich überzeugt, dass Barry kein Fake ist und er wirklich Hilfe sucht und sehr sehr leidet. Denke aber auch, das da nicht nur eine Depression mit im Spiel ist...

Barry, ich kann dir nur raten, in deiner Not dir wirklich ernsthaft Hilfe zu holen. Therapeuten haben oft lange Wartezeiten, bei einem Psychiater bekommst du relativ schnell einen Termin und hoffentlich Hilfe.

Lieber Andreas,
ich schätze deine ganzen Beiträge sehr und kann nur sagen, du kannst stolz auf dich sein... Männer wie du leben dann meist auch in jahrelangen gut funktionierenden Beziehungen - wo Sex nicht an erster Stelle steht!! Ich persönlich finde es ein Irrglaube dem Sex einen so hohen Stellenwert zu geben, denn Sex ist wirklich nicht alles in einer Beziehung. Und was mich immer wieder verwundert, gerade die Männer die meinen, Sex ist das allerwichtigste im Leben, diese sind meist nicht in einer Beziehung und schon garnicht in einer langjährigen...(Ausnahmen bestätigen die Regel!!!, klaro)

Aber in einer langjährigen Beziehung sind auch andere Werte von Nöten und dazu muß Mann/Frau auch erstmal in der Lage sein, diese Werte zu leben und zu schätzen oder überhaupt diese Eigenschaften zu besitzen.

Andreas, du kommst bei mir sehr sympathisch und authentisch rüber und ich finde es klasse wie du auf Datas Posting reagiert hast. Denn diese Reaktion war sehr reflektiert und es kam dadurch nicht zu der typischen Zerfleischungsmaschinerie.

Lieber Data,

mir ist schon des öfteren aufgefallen, dass du bei bestimmten Personen und bestimmten Themen ziemlich aggro anspringst. Das kann nur was mit dir persönlich zu tun haben und ich denke das ist dein zentrales Thema in deinem Leben!!! Nicht der fehlende Sex!!
Ich kenne dich ja vom Forums-Treffen persönlich und du weißt ich mag dich, deshalb hoffe ich, du verstehst mein Posting nicht falsch!! Schade, dass du einen Rückzieher gemacht hast und deine Beiträge gelöscht hast. Du solltest dazu stehen und damit arbeiten....mit dir selbst!!

Liebe Grüße an alle
emriye

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 14:53
von Guitaranderl
Emriye:
Ach, das hätte ich gestern abend gebraucht. Danke! Was ist ein Forumstreffen? Kennt Ihr Euch etwa alle persönlich?

Clown:
Wenn Du Lust und Muße hat, würde ich mich gern mal mit Dir auf meiner privaten Mail-Verbindung unterhalten. Kannst Du mich mal gelegentlich anmailen?

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 15:24
von Kroki
Hallo Andreas,

ich bin zwar nicht Emriye, aber alle Infos über das nächste Forumstreffen findest du hier:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1126644143

http://www.indignita.de/wt2006.htm

Wir kennen uns nicht alle, aber einige kennen sich schon seit Jahren. Ich bin erst in diesem Jahr dazugestoßen und wurde sehr freundlich aufgenommen.

Herzliche Grüße
Kroki

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 15:27
von Emriye2
Hi Andreas,
das glaube ich dir, dass du es gestern Abend gut gebraucht hättest - aber du hast es ja jetzt sehr gut für dich auf die Reihe bekommen

Thomas organisiert im Jahr zweimal ein Treffen nahe Stuttgart und dadurch kennen sich einige, natürlich nicht alle...
Und es ist für mich sehr schön, viele persönlich kennengelernt zu haben und hinter dem Nick wirklich einen "echten Menschen" vor sich zu haben. Die Treffen sind immer sehr schön!! Ich persönlich war erst an einem, aber ich wollte es nicht missen.

Dir liebe Grüße
emriye

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 16:21
von Data
Hallo zusammen,

ich werde mich nicht davonstehlen, schreibe dann gleich nochmal was, dauert aber noch bisschen, muss jetzt erst noch was erledigen.

Viele Grüße an alle und einen speziellen an Emi,
Data

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 16:49
von ege0804
Hallo zusammen,

letztes Jahr um die Zeit war ich in einer psychosomatischen Klinik.
http://www.klinik-bad-herrenalb.de/
Will keine Werbung machen, gebe aber gerne die Quellen weiter
Wir hatten dort jeden Abend das Angebot in verschiedene Selbsthilfegruppen zu gehen. Es gab auch eine Gruppe für:
'Sex- Liebes- und Beziehungs-Süchtige'

Dort habe ich gelernt wie wichtig es ist sich in einer Männergruppe mal die Hörner zu diesem Thema abzustoßen. Bei keinem anderen Thema werden soviel sozial erwünschte Aussagen gemacht und soviel gelogen. Dort war immer der Versuch da autentisch und offen zu sein, so gut es eben ging.

Ich finde den Beitrag von Emiliano deshalb sehr sehr hilfreich. Einfach genial beschrieben. Das war ein gelungener und ernüchternder Beitrag zum Thema: Männer in der Midlife crisis. Vorallem hat er ganz klar gemacht, wie wervoll es ist, solche Beziehungen mal vom Ende her zu betrachten. Danke!

Hört Euch mal in Eurer Stadt um ob es dort Männergruppen gibt. Ich kenne persönlich nur diese Gruppen:
http://www.slaa.de/de/texte/12_traditionen.htm
http://www.slaafws.org/

viele Grüße Ernie

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 17:03
von Clown
Lieber Andreas,

Dein Interesse ehrt mich, danke!


Ich habe aber das Gefühl, dass mir das zuviel wird, ein Austausch mit dir. Das hat nichts mit deiner Person zu tun, glaube mir.

Ich merke nur, dass es mich zu sehr von meinen Sachen, die bei mir gerade so anstehen, ablenkt . Weißt, dass ich dir diese Frage in Lisa's Thread gestellt habe, ist auch (wie immer!) ein Spiegel dessen, was bei mir selbst gerade aktuell ist...

Liebe Grüße,
Clown

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 17:49
von zweifler
hi Barry!


Ich finde dieser Thread den du da losgetreten hast läuft Inhaltlich ganz schön aus dem Ruder. Wirklich kranke Menschen mit anderen und schwereren Nöten als du sie hast werden das was hier los ist eh nicht verstehen.Klar,für dich ist es toll,dass so viele "angebissen" haben aber für dein Thema gibt es andere Foren.

Mfg herbert

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 21:51
von Data
Okay, dann versuch ich's mal...


Hallo Ernie,

danke für dein Posting, du sprichst mir vollkommen aus der Seele.

>>> Bei keinem anderen Thema werden soviel sozial erwünschte Aussagen gemacht und soviel gelogen.

Genau dieses Gefühl habe ich auch, und genau das wollte ich gestern mit meinen Beiträgen sagen.


Hallo Emilio,

ich möchte mich Ernies Worten anschließen, ich fand deinen Beitrag auch einfach super. Eine Frage hätte ich aber: Würdest du auf die gemachte Erfahrung mit dieser jungen Frau verzichten wollen? Ich meine, nicht im Hinblick auf deine Erkenntnisse, die du dadurch gewonnen hast (denn auf klüger machende Erfahrungen will wohl keiner verzichten ), sondern im Hinblick auf die schönen Gefühle, die du dabei anfangs hattest. Mit anderen Worten, war es das nicht vielleicht doch alles wert? Verstehst du, was ich damit fragen bzw. sagen will? Es ist irgendwie so, denke ich mir: Selbst wenn man vom Verstand her weiß, diese Sache kann nicht auf Dauer gut gehen, so ist man trotzdem bereit, sich die Finger zu verbrennen oder gar schlimmstenfalls alles aufzugeben...und zwar, weil wir eben nicht nur verstandesgesteuerte Menschen, sondern auch triebgesteuerte Tiere sind! Dieses Bedürfnis, mit dieser viel jüngeren Frau was anzufangen, hätte JEDER Mann an deiner Stelle gehabt, Emilio, davon bin ich felsenfest überzeugt. Wer das dementiert, der lügt sich selber in die Tasche. Natürlich gibt es tausend Gründe, diesen Trieb dann nicht auszuleben, aber zu leugnen, dass man ihn hat, das finde ich lächerlich bis ätzend. Womit ich beim Thema bin.


Hallo Andreas,

deine Aussagen in diesem Thread hier fand ich einfach nicht authentisch, sondern viel zu "sozial erwünscht" und "geschmeidig". Speziell deine Triebfreiheit nehme ich dir nicht ab. Du kommst mir vor wie jemand, der sich jeden Tag satt essen kann und vielleicht auch noch nie richtigen Hunger hatte, dann aber 'nem Hungernden sagt, Essen und Trinken wird im allgemeinen überbewertet. Sorry, so was regt mich auf, gelinde gesagt.

Sex wird in öffentlichen Diskussionen überhaupt nicht überbewertet, sondern seine Wichtigkeit geflissentlich unter den Tisch zu kehren versucht, weil jeder Angst hat, als triebgesteuert zu gelten, und damit hast auch du scheinbar ein Problem, zumindest werte ich deine bissigen Reaktionen auf meine mittlerweile gelöschten Beiträge so.

Entscheidend bei allem sind natürlich die eigene Situation und die eigenen Erfahrungen, das ist klar. Das soll ganz einfach folgendes heißen (wobei ich mehr für das männliche Geschlecht sprechen möchte, beim weiblichen bin ich mir da noch nicht ganz so sicher, auch wenn sich der Verdacht immer mehr erhärtet, dass Frauen diesbezüglich auch nicht so viel anders sind als Männer [wenn nicht noch schlimmer *g*]):

- Für denjenigen (Erwachsenen), der im Leben noch nie Sex hatte, für den ist selbiger so ziemlich das wichtigste. Ich spreche da aus eigener Erfahrung. Meinen ersten Sex hatte ich mit knapp 28. Davor wäre ich fast durchgedreht, weil ich in diesem Alter noch "Jungfrau" war und mich deshalb schon länger nicht mehr als vollwertiger Mensch fühlte. Außerdem kenne ich mittlerweile einige Leute, die auch "Spätzünder" sind (auch Frauen!), und denen ging bzw. geht es diesbezüglich nicht anders. Wenn man dann als "alter Hase" weise und gefällig zum besten gibt, der Sex würde grenzenlos überbewertet, dann mag das von außen gesehen vielleicht stimmen, für die Betroffenen ist es jedoch nahezu eine Verhöhnung. Dummerweise ist so ein Spruch nun auch noch sehr "sozial erwünscht", vor allem Frauen hören sowas von Männern sehr gern, warum auch immer, so dass bei mir das Gefühl aufkam, es ging dir weniger um den Wahrheitsgehalt der Aussage als vielmehr um ihre "Geschmeidigkeit".

- Für denjenigen, der zwar schon sexuelle Erfahrung hat, aber gerade in keiner Beziehung lebt und nicht auf schnellen oder gar käuflichen Sex aus ist, für den ist Sex zwar sicher nicht mehr so "überlebenswichtig" wie für obige arme Sau, trotzdem ist er sehr wichtig, das ist Fakt. Wobei hier (und von Männern sowieso) Sex ganz gern mit Zuneigung und Liebe gleichgesetzt und instrumentalisiert wird.

- Wenn man in einer guten, funktionierenden Beziehung lebt und ein "geregeltes Sexualleben" hat, ist schon mal einiges in Ordnung, und es fällt natürlich leicht, von der Kanzel zu predigen. Aber wehe, es passt sexuell nicht (mehr). Dann geht die Beziehung hundertprozentig über kurz oder lang kaputt, oder es wird fremdgegangen, was im Prinzip fast dasselbe ist, nur unehrlicher. (Wobei hier Frauen im allgemeinen geduldiger und duldsamer sind als Männer, vermutlich weil für Männer der Sex tatsächlich wichtiger ist als für Frauen [Ausnahmen haben die Regel *g*], aber das hat bestimmt biologische Gründe, genauso wie die Tatsache, dass der Mann i. A. nur noch die zweite Geige spielt, sobald die Frau Kinder hat.)

Fazit: Sex war oder ist wichtig, nicht nur, aber insbesondere für Männer – tut mir leid, aber das Klischee trifft vollkommen zu. (Es sei denn, man ist ein Alien. Das sind aber keine großen, dunklen, mediterranen, gebildeten Typen mit athletischem Körperbau, deren Sprache für gewöhnlich klar und deutlich ist, sondern das sind die kleinen, grünen Männchen, die immer so vor sich hingrummeln.)

Über Sex wird zwar viel geredet, aber fast nie wirklich ehrlich, sondern meist nur in Form von Witzen oder prahlerisch oder abwertend und abschwächend. Welche große Bedeutung für den Menschen (nicht zuletzt auch Auswirkungen auf seine Psyche) der Sex wirklich hat, vor allem, wenn es Probleme gibt, das wird kaum mal irgendwo in der Öffentlichkeit diskutiert, leider auch hier nicht. Was man aber auch nachvollziehen kann, zum einen, weil es eben ein sehr sensibles Thema ist und man sehr schnell verletzen kann und verletzbar wird, zum anderen, weil es eben doch einfach sehr viele Leute wie Herbert den Zweifler gibt, die sexuelle Probleme als unbedeutend und nebensächlich abtun (oder wegen eigenen Riesenfrustes, vielleicht auf Grund fehlender Libido durch AD-Einnahme, es nicht ertragen können, dass überhaupt darüber gesprochen wird). Ich bin überzeugt, dass die meisten Männer, die gemeinhin als depressiv gelten, irgendwelche Beziehungsprobleme haben (d. h. entweder gar keine oder eine unglückliche Bez.). Bestimmt sind diese Probleme bei weitem nicht immer ursächlich für eine Depression, aber als Auslöser taugen sie allemal. Und bei einigen ist es vielleicht wirklich die Hauptursache.

Um nicht völlig missverstanden zu werden, möchte ich kurz was zu meiner eigenen Situation sagen: Ich sehne mich nicht primär nach purem Sex (davon hatte ich inzwischen ein bisschen was, Gott sei Dank, sonst wäre ich vielleicht schon in der Psychiatrie gelandet oder würde die Grashalme von unten zählen). Ich sehne mich nach körperlicher Nähe, nach Sex mit Gefühlen(!), geistigem Austausch...kurzum, nach 'ner guten Beziehung. Aber da gehört körperliche Anziehung und Sex absolut dazu! (Letzteres vielleicht nicht unbedingt in der ersten halben Stunde, nachdem man sich kennengelernt hat *g*, und es geht auch nicht ums "technische" [irgendwann später vielleicht, wenn's mal langweilig geworden ist *g*].) Und noch was: Ich habe auch noch paar andere kleine Riesenproblemchen neben meiner Beziehungslosigkeit, und ich bin mittlerweile auch nicht mehr der Meinung, durch eine Beziehung alle Probleme lösen zu können, nein, eher glaube ich, momentan nahezu beziehungsunfähig zu sein. Aber – und das soll jetzt erst mal mein letztes Statement zum Thema sein:

Männer leiden unter Beziehungslosigkeit (ich schreibe jetzt nicht "fehlendem Sex", denn vielleicht vermisst man zwar das Körperliche erst mal am meisten, aber wenn man es dann hat, merkt man, Sex allein macht leider auch noch nicht glücklich) einfach wie die Schweine, drehen fast durch dabei. Mag sein, dass es wirklich Ausnahmen gibt, vielleicht schwer Beziehungsgeschädigte, oder bei denen es der Therapeut geschafft hat, dass sie glauben, allein ist's auch ganz schön, keine Ahnung. Ich kenne aber keinen längerfristig beziehungslosen Mann, dem seine Situation nicht tierisch an die Nieren geht und ihm so langsam seine Seele zerfrisst.

Irgendwie habe ich das Gefühl, ich wiederhole mich dauernd...

Na ja, jedenfalls habe ich den Eindruck, Andreas, irgendwas an deinen Worten ist nicht authentisch, sondern aufgesetzt. Und das sage ich jetzt ganz ohne Bosheit. Mag sein, ich täusche mich, dann bin ich gern bereit, mich zu entschuldigen und meine Meinung zu revidieren. Ich hätte auch überhaupt kein Problem damit, dich mal persönlich kennen zu lernen, das wäre sicher spannend. (Ein Forumstreffen in Norddeutschland wird immer dringender. *g*)

So, ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht so sehr verletzt, dass du für alle Zeiten beleidigt bist, Andreas, denn vieles, was du schreibst, finde ich auch sehr gelungen und bereichernd, und, wie gesagt, ein interessanter Typ bist du auf alle Fälle.

In diesem Sinne!


Herzliche Grüße an alle,

Data


PS: Liebe Emi, wie meinst'n das, ich solle "mit mir arbeiten"? *dummfrag*
Nee, scheiß Witz... *g*
Ich springe tatsächlich manchmal ziemlich aggro an, nämlich immer dann, wenn ich das Gefühl habe, da raspelt jemand bergeweise Süßholz und keiner merkt es. Dann muss ich nämlich konkurrieren. Ist aber normal bei Männern.

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 11. Nov 2005, 22:35
von Emriye2
Lieber Data,
dein Posting kommt auch sehr sehr authentisch rüber und kommt bei mir wie ein Schrei aus dem tiefsten Zipfel deiner Seele an. Und das meinte ich vorhin auch, dass dies dein zentrales Thema zu sein scheint...

Aber letztendlich denke ich, man kann seine eigene Situation nicht auf andere übertragen, was bei dem einen authentisch ist muß es nicht zwangsläufig beim anderen auch sein.

Hier sind lauter verletzte Seelen und jeder hat seine Baustelle. Der eine hat ein Problem weil er erst mit 28 Jahren den ersten Sex hatte, der andere hat ein völlig normales Sexleben, der andere wurde viel zu früh zum Sex gezwungen und und und

Ich glaube bei diesem Thema kann man nicht jeden Menschen in einen Topf schmeißen, ist zu vielschichtig alles und das denke ich ist bei Männlein und Weiblein gleich. Obschon mir klar ist, dass das Thema Sex bei einem Mann nochmal einen anderen Stellenwert hat.
Liebe Grüße
emriye

Re: Depression, Sozialphobie und Sexualität

Verfasst: 12. Nov 2005, 05:23
von tomroerich
Moin,

jemand schrieb weiter oben, weiß gerade nicht mehr wer, Sex sei überbewertet. Nun find ich halt, Sex bewertet sich selbst, weil er sich so dringlich macht und auf was für Wegen auch immer unsere Gefühle überschwemmt. Da gibt es nix zu bewerten, es ist ein Muss. Aber ich kann diese Aussage trotzdem unterschreiben. Ich bin als Mann um die 50 richtig froh, dass mich diese Geisel des Müssens langsam entlässt und ich nun auch mal Wollen kann. Das bedeutet für mich ein Stück Freiheit. Ich habe früher mein Mannsein manchmal verflucht, empfand es als beschämend, das zu brauchen. Und diese elende Abhängigkeit, dass frau mit mir spielen konnte über Belohnung und Strafe durch Sex, das habe ich immer gehasst. So schön Sex sein kann, er fordert sehr viele Opfer und kann ungemein verletzen. Ich weiß wirklich nicht, ob er mehr Freude oder mehr Leid in die Welt bringt. Aber die Frage ist müßig. Wir brauchen ihn ja zum Überleben und eine freie Wahl ist nicht vorgesehen. Aber genau das macht ihn mir auch suspekt.

Guten Morgen

Thomas