step by step - der Weg ist das Ziel

MissMarple

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von MissMarple »

Hallo Susan und hallo an alle, die mitlesen,

es ist doch komisch, die Schritte nach vorne sind so winzig klein, dass uns die Schritte zurück überlang vorkommen. Und, wenn man meint, jetzt kann es nur noch stetig voran gehen, plumps, werden wir wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeschickt. Wieder müssen wir dann die Kraft finden, kleine Schritte voran zu gehen.

Susan, es tut mir wirklich leid, dass es Dir so schlecht gegangen ist und dieses alles ohne professionelle Hilfe zu bekommen. Gut finde ich, dass Du Notfallnummern hast, die Du gegebenenfalls anrufen kannst.

Sollte es mir einmal wieder wesentlich schlechter gehen, ginge ich sofort zurück ins Krankenhaus, um mir dort Hilfe zu holen. Heute vor einem Jahr war ich noch vollstationär im Krankenhaus, habe Ostereier gebastelt und natürlich auch Häschen (Ergotherapie), der Osterstrauß sollte schön bunt werden. Und dieses Jahr kein Basteln und keinen Osterstrauß, morgen will ich aber einen Ostergruß auf „meine“ Station ins Krankenhaus bringen. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass mir dort so geholfen wurde, dass ich heute mein Leben wenigstens wieder einigermaßen leben kann.

Eigentlich wollte ich das vergangene Wochenende im Breisgau verbringen und schon die warmen Temperaturen genießen, aber ich musste natürlich wieder „krank“ werden. Schüttelfrost und Fieber etc. machte mir eine Reise unmöglich, statt Frühling und Sonne war das Bett angesagt. Nun weiß ich nicht, war es ein grippaler Infekt oder hat mein Körper wieder einmal gesponnen und mir psychosomatische Krankheitssymptome geschickt, damit ich nur nicht zu übermütig werde.

Letzte Woche war ich mit ziemlich schlechtem Gewissen bei meiner Psychiaterin, ich hatte sie das letzte Mal vor über einem Jahr gesehen. Nach meiner Entlassung aus der Klinik (August 2004) hatte ich immer nur Rezepte geholt, irgendwie hatte es nie mit einem Termin geklappt. Im Zeitraffer habe ich ihr dann erzählt, was in dem Jahr passiert ist, wie es mir erging und wie es mir geht. Und, dass ich beschlossen habe, meine Depressionen mit „learning by doing“ versuche in den Griff zu bekommen, einen Versuch ist es allemal wert.

Jetzt noch 3 Tage Arbeit, dann ist hoffentlich der Frühling auch nach Berlin und wir können dann alle die freien Tage genießen.

Liebe Grüße

Birgit
Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

ich wollte dich nicht drängen! Aber ich vertraue darauf, dass du nicht geantwortet hättest, wenn du nicht gewollt hättest. Ich kenne doch das Gefühl auch gut, dass mir das alles zu viel ist, auch das Forum.

Vielleicht ist das Thema deiner nächsten Stunde ja gar nicht so sehr die Hausaufgabe an sich, sondern eher deine Reaktion darauf, die Überforderung, der Absturz – und die Lösungssuche, wie du in zukünftigen ähnlichen Situationen so krasse Abstürze lindern kannst? Eigentlich hast du ja alles richtig gemacht – ihn angerufen, Notfallnummern bereit gehabt. Vielleicht ganz bewußt machen, was dir letztendlich geholfen hat, dass es heller wurde, und dass du das ganz allein geschafft hast!

Da ich sozusagen „dasselbe in grün“ auch gerade hatte, kann ich dich sehr gut verstehen. Man gerät so leicht in die Erwartungshaltung, dass der andere doch erkennen muß, wie das für mich gerade ist. Sicher können Therapeuten das besser als viele andere, aber Gedanken lesen können sie nicht, oft genug fragt meine Thera mich, was gerade in mir vorgeht. Sie sieht, dass etwas abläuft, aber was weiß sie nicht, wenn ich es nicht sage. Und das Problemchen mit meiner Freundin war genau dasselbe, ich habe nicht gesagt, dass mir etwas zu viel wurde und war tief gekränkt, dass sie es nicht gerochen hat. Wie denn auch, wenn ich mich nicht zu erkennen gebe?

Alles, was man schon gelernt hat, ist plötzlich weit weg, ja. Aber mir fällt auf, dass es mir schneller wieder einfällt als letztes Jahr. Siehst du vielleicht auch klitzekleine Veränderungen? Und sei es nur, dass du formulieren kannst, wie es gehen kann, was vielleicht vor einiger Zeit noch nicht so ging?

Anders als Spuk kann ich das auch kaum beschreiben, es war anschließend wie auftauchen aus der Geisterbahn und nicht wissen, wo ich bin. Und völlig erholt habe ich mich auch noch nicht wieder, das spüre ich deutlich. Aber ich bin vielleicht auch wieder ein Stückchen weiter gekommen, achte demnächst noch sensibler auf die ersten Anzeichen, statt zu warten, dass es alleine weggeht. Meiner Thera habe ich heute erzählt, dass ich es aus den letzten Jahren kenne, dass „irgendetwas“ plötzlich nicht mehr stimmt, was ich aber nicht greifen, benennen kann. Das Gefühl wird immer stärker, bis nach Tagen oder Wochen irgendein kleiner Auslöser den Crash verursacht. Daran werden wir also auch arbeiten, wie ich rechtzeitig gegensteuern und den Aufprall abfangen kann.

Ein wenig geschockt hat es mich heute schon, als sie meinte, dass sie letzte Woche das sichere Gefühl hatte, dass sie mich gehen lassen kann, und wenn sie das nicht gehabt hätte, hätte sie mich in der Praxis noch dabehalten oder in die Klinik verfrachtet. Da kam es wohl noch schlimmer rüber als ich gedacht habe. Hatte ich davon geschrieben, dass ich in der Stunde „etwas“ entgleist bin? Bin gerade offline. Jedenfalls habe ich ihr gesagt, dass ich mich durch ihre energische Intervention sicher gefühlt habe, und das fand sie als Rückmeldung für sich auch wichtig.

Heute war ich zum Schnuppern bei einer SHG. Spontan war mir alles sympathisch, obwohl die Menschen vom Typ her anders sind als z.B. meine Freunde, z.T. auch viel älter und typmäßig ein bißchen wie meine Mutter – oh oh. Aber lustig sind sie, haben viel Humor, auch wenn zwischendurch Tränen fließen. Muß ich wohl noch ein paarmal hin, um zu wissen ob es was für mich ist.

Und ich bin stolz auf mich: Die Klinik, in der meine Arbeitstherapie ist, hat eine offene Malwerkstatt auch für ehemalige Patienten. Da habe ich vor Wochen mein erstes Acrylbild überhaupt gemalt, erst nur Farben ausprobiert und dann aber auch ganz intensive Gefühle beim Malen gespürt. Es ist wohl ein typisches Bild einer Psychiatriepatientin geworden, denn es wurde mit anderen zusammen ausgewählt zur Veröffentlichung in einer Buchreihe zur Psychotherapie!

Susan, du weißt es ja schon, aber denk immer wieder dran, dich auf die Dinge zu besinnen, die du tun kannst, die dir gut tun, womit du dir in schwierigen Zeiten selber helfen kannst, wo du Hilfe bekommst. Ich vertraue meinem Selbsterhaltungstrieb weitgehend (nicht ganz, Zweifel bleiben, ob er immer funktionieren wird), der mich daran hindert, in den Abgrund zu fallen. Ich wünsche dir auch so eine Sicherheit IN DIR, denn die hast du immer bei dir und sie fährt nicht in Urlaub und hat keinen vollen Terminkalender, weil sie nämlich nur FÜR DICH da ist! 

Alles Liebe
Annette


Liebe Besserung,

Krankheit loslassen ist ganz schön schwer - damit hast du ein auch bei mir aktuelles Thema angesprochen. Jetzt bin ich zu müde - schreibe aber später noch was dazu und wünsche dir erstmal alles Gute!

Annette




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Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

doppelt.

Mein Internet hängt um 22.00 Uhr immer fest und braucht ewig. Komisch, auf anderen web-sites ist das nicht, nur im Forum.




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gelberosen
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von gelberosen »

Bei mir ist erstmal Entwarnung. Meine Therapeutin hat mich heute abend angerufen. Ich kann anrufen, sie arbeitet, und manchmal gibt es sogar noch freine Termine. Wir haben wieder mal die Zeit gestreckt wegen der Verlängerung bei der KK.

Alles andere in ein paar Tagen, wenn ich eure postings gelesen habe.

Liebe Grüße
die Besserung
susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Birgit,

klar würde ich auch in eine Klinik gehen, wenn nichts mehr geht. Zum Glück ist es dazu ja nicht gekommen. Ist doch schön, dass du so gute Erinnerungen an deinen Klinikaufenthalt hast und dass du erkennen kannst, was du alles geschafft hast seit letztem Jahr. Sie werden sich bestimmt freuen über deinen Ostergruss, positive Rückmeldungen von den Patienten tun immer gut.

Es ist nicht immer einfach, die Signale des Körpers zu verstehen. Immerhin ist ja jetzt auch eine Grippewelle im Kommen und da kann es gut sein, dass du dich irgendwo angesteckt hast. Wenn ich mich überfordere, meldet sich zuerst die Migräne, dann heisst es, das Tempo drosseln oder die Aktivitäten zu reduzieren. Da gehe ich Hand in Hand mit meinem Körper, in der Beziehung "verstehen" wir uns seit 20 Jahren gut

Für dich alles Liebe, baldmögliche Genesung und erholsame sowie stress- und deprifreie Osterfeiertage!

Gruss
Susan


susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Besserung

es freut mich, zu lesen, dass deine Therapeutin sich doch noch gemeldet hat Manchmal scheint alles zusammenzustürzen wie ein Kartenhaus und Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Doch irgendeinen Weg gibt es immer, auch wenn man oft nur auf Umwegen dorthin kommt.

Du schriebst von einem "heilen Kern in dir", wie kam es zu dieser Vision und wie fühlt es sich für dich an? Ist es etwas Beständiges und spürst du ihn nur, wenn es dir gut geht?

Ich denke auch, dass der Therapeut nur so weit gehen kann, wie man es selber zulässt. Mir fällt es schwer, meine Grenzen zu definieren und zu sagen, was ich aushalte und was nicht. So kommt es dann auch zu diesen Überforderungen, die ich erst im Nachhinein registriere. Am besten wäre es natürlich, das schon in der Therapiestunde zu merken und auch zu sagen - ich sehe es aber als ein Nicht-können ,weiss jedoch nicht, was mich da bremst.

Wie war es in der Theatergruppe? Geht es bei den Treffen um aktuelle Themen oder ist es eher allgemein gehalten? Wieviel Leute seid ihr in der Gruppe?

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

du hast mich nicht gedrängt, im Gegenteil, ich habe mich sehr gefreut, dass du gefragt hast

Es stimmt, Therapeuten sind keine Hellseher, sie können nicht erraten, was in uns vorgeht und was wir gerade brauchen und was nicht. Dennoch konnte ich das negative Gefühl nicht abstellen, dass sich bemerkbar machte, als es mir nach der Stunde so schlecht ging. Ich fühlte mich im Stich gelassen von ihm und total überfordert. Es wäre gut gewesen, wenn mir das schon während des Gespräches klar geworden wäre, aber leider war es nicht so. Du hast Recht, es macht Sinn, nach Lösungen zu suchen, um beim nächsten Mal nicht in die gleiche "Falle" zu tappen

Du schreibst, du bist in der Therapiestunde "entgleist". Wie kam es dazu, gab es einen Auslöser und wie hat es sich geäußert? Warst du wütend, enttäuscht oder haben dich die Gefühle "überschwemmt"? Deine Therapeutin hat dann ja offensichtlich so reagiert, wie es für dich in dem Moment am besten war oder hat dich ihr energisches Verhalten verletzt?

Mein Therapeut hat mir geraten, die Vergangenheit nicht zu nah an mich ranzulassen. Ich habe ihn gefragt, wie ich das realisieren soll, wenn Gefühle von damals sich zeigen, wenn Bilder auftauchen und eine Welle der Traurigkeit mich oft überfällt. Es fällt mir schwer, all das nicht an mich ranzulassen und so richtig "vermeiden" geht auch nicht. Ich empfinde es als Gratwanderung, immer in der Gefahr abzustürzen und den Halt zu verlieren. Es geht wohl darum, erste Anzeichen schon in den Anfängen zu erkennen und Mittel und Wege zu finden, damit das Ganze nicht eskaliert. Ich finde das total schwierig, weiss aber, dass es der Einzige Weg ist, um stabil und gesund zu werden.

Das Elternthema, um das es in der letzten Zeit auch hier im Forum ging, ist auch immer wieder mein Thema. Ich merke, wie wichtig Distanz für mich ist. Dennoch macht es mir Probleme, das so zu akzeptieren. Immerhin sind es meine Eltern und ich weiss nicht, wie lange ich sie noch habe. Ich habe eine Riesenangst, dass ich sie eines Tages nicht mehr erreichen kann. Es macht mich traurig, dass mich jedes Zusammensein mit ihnen anstrengt, dass ich mich so wenig freuen kann in ihrer Nähe und dass es mehr ein "Aushalten" als ein Miteinander ist. Gerade hier geht es bei mir in Minischrittchen voran Ich komme mir so schutzlos und dünnhäutig vor, wenn ich sie zu dicht an mich ranlasse, spüre oft den Schmerz von damals und wünsche mir doch sehr, dass ich das hinter mir lassen könnte und so ein Verzeihen möglich wird.

Schön, dass dein Bild ausgesucht wurde für die Buchreihe Es ist oft leichter, Gefühle in Bildern auszudrücken als darüber zu reden. Kunsttherapie in der Klinik hat mir sehr gut getan, auch das Feedback der Gruppe und der Austausch miteinander.

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Susan,

eigentlich wollte ich nur mal kurz hier reinschauen, aber zu deinen Postings fällt mir immer so viel ein.

1. Sofort registrieren, wenn etwas nicht stimmig ist, wie deine Hausaufgabe, und auch gleich reagieren ist glaube ich was für Fortgeschrittene. Ich kann deine unguten Gefühle nach der Stunde total nachvollziehen, aber du hast es ja rechtzeitig gemerkt, nämlich bevor du mit der Hausaufgabe angefangen hast. Das finde ich in diesem Fall das Wichtigste, dass du nichts getan hast, was dir nicht bekommt, sondern für dich gesorgt hast.

2. Meine Entgleisung war der Endpunkt, nachdem sich über 2-3 Wochen etwas in mir zusammengebraut hat, erst unklar, dann als Sehnsucht in die Klinik, nach Geborgenheit und Wärme. Auslöser war ziemlich sicher, dass ich mich um die Reha gekümmert habe, zum Vorgespräch war. Jegliche Zukunftsplanung, jeder Schritt zurück ins Leben löst bei mir solche Ängste aus, als müßte ich alleine zum Mars fliegen. Kurz davor waren plötzlich nachts wieder S-Gedanken da, gleichzeitig habe ich mir zu Hause so viel vorgenommen, mein Wohnungschaos in den Griff zu bekommen, und dann war plötzlich alles zu viel, und als ich der Thera davon erzählte, überschwemmte es mich total. Ich war erst wütend auf sie und die abgelaufene Zeit, sie mußte mich ja irgendwie in einen Zustand bringen, dass sie mich gehen lassen kann, und da hat sie mich eben energisch mit der Nase auf alles gestoßen, was schon geht, wo ich Hilfe bekomme, dass ich mich schon oft wieder gut gefangen habe. Es war absolut das beste, was sie tun konnte, und unsere Beziehung ist ein gutes Stück gewachsen an dieser Sache.

3. Sie hat dieselbe Ansicht wie dein Therapeut, dass die Vergangenheit und alte Wunden nicht ständig an der Oberfläche sein dürfen, wenn man Gefahr läuft, von ihnen überrannt zu werden. Es ist eine Gratwanderung, manchmal reicht bloßes Drandenken an alte Geschichten, und eine mühsam erworbene Stabilität ist dahin. Da kämpfen wir absolut mit denselben Dämonen, liebe Susan. Mir schlägt sie immer vor, diese Dinge in Tresore oder abgeschlossene Zimmer zu legen, aber das klappt leider nicht so gut. Die Dinge müssen ja auch irgendwie bearbeitet werden, sie waren lange genug weggeschlossen. Ziel kann wohl sein, die "Dämonen" zu zerlegen in ganz kleine "Dämönchen", mit denen man einzeln jeweils fertig wird, die überwältigenden Traumen häppchenweise zu bearbeiten. Irgendwann werden diese Häppchen zusammen auch Veränderungen bewirken. Ein wenig bekomme ich das schon hin, dass ich in der Stunde manchmal nur einen Satz über z.B. meine Mutter sage, kurz sprechen wir darüber, und dann wechseln wir das Thema ganz automatisch, weil ich mehr nicht vertragen könnte.

So könnte es vieleicht gehen, ist eben ein sehr langer Prozeß. Ja, und auf jeden Fall hellhörig werden für sich anbahnende Krisen.

Ich habe eine schlaflose Nacht gehabt. Gestern noch ganz angetan von der SHG, hatte ich trotzdem ein kleines NEIN in mir. Die halbe Nacht habe ich gegrübelt und heute morgen war klar, dass das nix für mich ist. Also rufe ich da an und melde mich wieder ab, und damit gehts mir schon wieder viel besser. Also, ich habs auch nicht gestern gleich klar gehabt, aber immer noch rechtzeitig, und darauf kommts doch an.

So, meine abendliche Dröhnung wirkt schon gut, sämtliche Tippfehler gehen auf das Konto der Chemie, ich wünsche euch eine gute Nacht und morgen einen guten Tag,

liebe Grüße
Annette




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zerbrochene_Seele
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von zerbrochene_Seele »

Liebe Susann, endlich mal ein normaler Mensch hier, man, wer hätte das gedacht?????
(Bis auf ein paar Ausnamhmen)

Du erinnerst mich in deiner Art, die zumindest hier rüberkommt, doch sehr an mich.
Ich kenne das nur all zu gut,mit den Gefühlen seinen Eltern gegenüber. Ich bin da auch sehr dünnhäutig. Manchmal komme ich mit egen Kontakt mit ihnen klat, manchmal nicht.

Ich bin seit 11 Jahren depressiv, trotz vieler Therapien. Mein Hauptproblem war u.a. die schwierige Beziehung zu meiner Mutter.

Seit 5 Jahren verstehen wir uns wieder viiiiiel besser, dennoch sind da viele alte tiefe WUnden in mir.

Ich finde diesen Thread ziemlich gut. So einen habe ich immer gesucht. Ein dickes Lob an das Mädel, die diesen Thread zu einem besonderen gemacht hat.

Herzlichen Dank und vielleicht bis bald,

zerbrochene Seele
susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

in der Tat, wir scheinen ähnliches zu erleben und auch ich lese deine Beiträge immer mit grossem Interesse

Mir geht es auch oft so, dass ich schon an kleinen Schritten scheitere, dass sie mir zur riesig erscheinen, unüberwindbar. Sicher ist es nicht auf einmal zu realisieren, alles Vergangene hinter sich zu lassen und damit abzuschliessen. Dazu ist es zu machtvoll. Ich bin oft zu ungeduldig und mein Therapeut zieht dann die Notbremse, holt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und ich schätze seine ausgeglichene, einfühlsame Art. Die Tresorübung kenne ich auch, so richtig hilfreich finde ich sie jedoch nicht, weil mir gerade Bilder oft nicht aus dem Kopf gehen. Ich nehme sie dann mit in die Therapiestunde und manchmal hilft reden - heilsam ist es aber nicht.

Die Therapiestunden können lediglich das auffangen, was das alltägliche Leben erschwert. Die Wunden im Innern bleiben und ich frage mich, ob es mit dieser Therapieart (tiefenpsychologisch fundierte Therapie) überhaupt möglich ist, sie zu heilen. Die Rede ist immer wieder davon, dass es um Stabilisierung geht, doch was kommt dann?
Ist in der Analyse mehr möglich? Stellst du dir auch diese Fragen?

Ich komme immer wieder an den Punkt, dass ich sehr unsicher bin, ob der derzeitige Weg der Richtige ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Fortschritte in der Therapie so schwer erkennbar sind, dass die Schritte, die möglich sind, zu klein sind, um sie wahrzunehmen.

In den letzten Therapiestunden fühlte ich mich sehr hingezogen zu meinem Therapeuten, hatte den Wunsch, dass er mich in die Arme nimmt, mich tröstet und mir Mut macht. Ich habe es nicht angesprochen, weil ich mir komisch vorkam mit diesen Gedanken. Wahrscheinlich war es auch die Angst vor Ablehnung, die mich am Reden gehindert hat.
Ich bin mir sicher, dass er nein sagen würde,eigentlich war das auch klar zwischen uns. Nur wie damit umgehen?

Der lese gerade das Buch "Grundformen der Angst". Es geht um Defizite in der Kindheit und welche Spätfolgen im Erwachsenenalter auftreten können. Vieles klingt logisch und Zusammenhänge werden erkennbar - ein lesenswertes Buch.

Sicher weisst du am besten, ob die SHG das Richtige für dich ist. Mir tut auch nicht jeder Abend in der Gruppe gleich gut, doch ich versuche mich dann so gut es geht einzubringen, so dass ich auch etwas davon habe. Du kannst es dir ja jeder Zeit anders überlegen - alles zu seiner Zeit.

Dir und allen anderen erholsame Tage und die nötige Gelassenheit für ein entspanntes Osterfest!

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe zerbrochene Seele,

danke für deinen Beitrag. Sicher bleibt es schwierig, mit alten Verletzungen ein "normales" Verhältnis zu den Eltern zu haben. Ich finde, es ist auch eine Frage der Grenzen. Gerade, wenn man so dünnhäutig und leicht verletzbar ist, ist Nähe nur schwer zu ertragen - für mich jedenfalls.

Wenn sich das Verhältnis zu deiner Mutter gebessert hat, ist es doch eine gute Basis für weitere Schritte.

Alles Gute für dich!

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hallo Susan,

ja, diese Fragen stelle ich mir durchaus auch. Inzwischen bin ich mir aber ziemlich sicher, dass ich eine Analyse nicht durchstehen würde, denn dann würden die ganzen alten Sachen ungebremst hochkommen, wo wie es jetzt immer mal wieder passiert, was ich dann als Abstürze bezeichne. Diese bekomme ich mittlerweile ja besser in den Griff, hauptsächlich weil der Schwerpunkt in der Therapie eben beim Stabilisieren liegt und ich langsam eine Ahnung bekomme, dass das funktioniert. Aber nach so einer Analysestunde mit dem klarkommen, was hochgekocht ist? Kann ich mir nicht vorstellen.

Nach dem Stabilisieren und auch jetzt schon häppchenweise hoffe ich, mich mit den konkreten Themen auseinandersetzen zu können. Denn auch wenn ich mein Alltagsleben irgendwann wieder im Griff habe, sind damit vor allem die Familiengeschichten noch lange nicht aus der Welt und würden immer drohend im Untergrund schwelen.

Dieses beim Therapeuten anlehnen wollen kenne ich auch, aber erst in der letzten Zeit. Ich habe auch noch nichts gesagt, aber ich glaube die Reaktion vorhersehen zu können: Sie wird mich 100%ig nicht in den Arm nehmen, sondern mich fragen, welche Möglichkeiten ich sehe, mir aus eigener Kraft und in meinem Umkreis Geborgenheit zu holen. Und sie wird erklären, dass diese Sehnsucht nach Geborgenheit das Bedürfnis der kleinen Annette in mir ist, dass es meine Angst ist, loszugehen in meine Zukunft und Verantwortung für mich zu übernehmen. Hier fällt mir wieder Besserungs "heiler Kern" ein. Selbst wenn wir ihn spüren (und das tu ich auch, und er ist mir auch ziemlich unheimlich), ist die Angst ganz eng damit verbunden, denn es bedeutet, sich von nun an um sich selber zu kümmern, für sich Verantwortung zu übernehmen, sich auf sich selbst verlassen zu können und an sich zu glauben. Und nach und nach die haltenden Hände loszulassen wie ein kleines Kind. Schade, dass wir uns nicht daran erinnern können, dass wir schon einmal laufen gelernt haben.

Es hat auch was mit "zulassen, dass es besser wird" zu tun. Denn der jetzige Zustand bedeutet ja viel Aufmerksamkeit und Hilfe von anderen. Diese Hilfe bleibt uns ja auch noch eine Weile erhalten, aber irgendwann werden wir auf uns selber gestellt sein und nicht mehr die Krankheit als Entschuldigung benutzen können. Aber so ganz muß das ja auch nicht sein, denn wir wissen, wo wir in der Not Unterstützung bekommen.

Trotzdem, noch ist mein Bild von gesund sein, ohne jeden Halt auf einem schmalen Gebirgsgrad balancieren zu müssen. Dass der Halt, den ich mir selber geben kann, irgendwann mal ausreicht - ich hoffe es, denn ich bin abhängig von anderen und das macht mich völlig umglücklich und auch wütend.

Ach so, die SHG ist wirklich nichts für mich, weder von den Leuten her noch überhaupt eine SHG, ich weiß jetzt warum ich so lange nicht aktiv geworden bin. Ich habe einen guten Freundeskreis aus Betroffenen und Nichtbetroffenen, der mir sehr wichtig ist, und Ihr hier im Forum seid für mich auch sehr wertvoll!

Das Buch schaue ich mir auch mal an, danke für den Tip.

Dir und allen anderen wünsche ich noch einen schönen Ostersonntagabend und -montag,

viele liebe Grüße
Annette




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Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hallo liebe Osterhasen und -häsinnen,

die Arbeit ist getan, haben wir doch gut gemacht, oder

Ostern - da trifft sich die Familie, nicht so wie Weihnachten, aber auch dank des ganz schönen Wetters waren Unmengen von Spaziergängern und Ausflüglern unterwegs. Ich wohne auf dem Dorf, habe einen kleinen Garten, in dem ich heute einiges gewühlt habe. Morgens (eher mittags) freute ich mich, dass ich heute nichts tun muss, und dann habe ich ganz schön viel geschafft .

Wie ich da so in der Erde wühle und die ganzen Leute vorbeispazieren (höre sie nur, der Zaun ist 2 m hoch), merke ich plötzlich, wie froh ich bin, von dieser Familienverpflichtung dieses Jahr frei zu sein. Es ist meine Zeit, und mir ist nun mal nicht danach, irgendwelche Konventionen zu erfüllen, weil man das eben so macht. Wenn ich es recht überlege, war ich nie ein Familienmensch, es war immer ein Muß dahinter - meiner Mutter, meinem Bruder zuliebe - und um nicht allein zu sein.

Es geht mir besser ohne meine Familie. Sie zieht mich runter, kostet mich Kraft. Ich fühle mich wie mit Gewichten an den Füßen, wenn ich mir vorstelle, wieder Kontakt aufzunehmen. Ich möchte nach so vielen Jahren endlich frei sein, nicht mehr die Unsicherheiten meiner Mutter mit tragen müssen, so tun als ob alles in Ordnung ist.

Vorhin dachte ich, ihr zu schreiben. Vielleicht tu ich es in den nächsten Tagen noch, aber ich habe ziemliche Angst, darüber wieder in eine Krise zu rutschen, und meine Therapeutin ist im Urlaub. Ich würde ihr genau das schreiben, was jetzt hier steht.

Mir kommt dieser Gedanke wie ein großer Schritt vor, mir einzugestehen, dass ich nicht nur keinen Kontakt ertrage, sondern auch keinen will, dass nur dieser Schritt mir ein Weiterleben ermöglicht. Ich habe so viele Bilder zu meiner Beziehung zur Familie, eben fühlte ich so etwas wie viele klebrige Fäden zwischen mir und meiner Familiengeschichte, eine zähe Masse, die mich festhält.

Ist man ein schlechter Mensch, wenn man sich löst von der Familie? Wichtig wäre mir, über gravierende Dinge wie schwere Krankheiten, Umzüge, ggf. Heirat meines Bruders und ähnliche Einschnitte auch in meinem Leben sich auszutauschen - mehr nicht. Weihnachten, Geburtstage - bitte nicht, nur weil der Kalender sagt, dass ein Anruf oder eine Karte fällig ist.

Es tat gut, das eben aufzuschreiben, und ich bin sicher, dass die Gedanken dazu weiterrödeln werden. Momentan bin ich sehr gefaßt, mal sehen was noch so kommt.

Ich hoffe, ihr habt alle die letzten Tage gut erlebt und hattet ein bißchen angenehme Entspannung.

Ich denk an euch,
Annette




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gelberosen
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von gelberosen »

Hallo ihr alle,

irgendwie hat es mich doch erwischt diese Woche: heftige Migräne, Krise, blackout, ein Tag durchschlafen. Nicht zum Theater gewesen, nix fürs Gericht geschrieben. Märchen und malen sind ausgefallen.

Zumindest habe ich einigermaßen die Kurve gekriegt und mich in der Tagesstätte 2mal zum Essen eingetragen, und ich war auch dort. Und einige selbst aufgenommene Videos hab ich durchgeschaut, was so drauf ist, und beschriftet. Das hat schon geholfen für’s erste. Am Freitag ist Therapiestunde, und wir werden weiter sehen.

Ich muß so viel erledigen in den nächsten Tagen. Immer wenn ich an Planung denke, macht sich so eine verdammt große Leere in mir breit, und Traurigkeit und Angst. Dabei weiß ich noch nichtmal, wie ich das alles schaffen soll. Morgen muß ich mich um den Auszahlschein kümmern, sonst gibt’s kein Krankengeld für den ganzen März. Dabei ist meine Ärztin in Urlaub, und die Vertretung macht das nicht gerne. Der Zettel muß dann auch noch zur Krankenkasse. Meine eigenen Behördenangelegenheiten warten auch noch geballt. Zum Theater will ich gehen, anschließend ist ganz überraschend SHG (die auch noch in der Krise ist, als ob meine nicht schon reichen würde). Da will ich nochmal nachfragen, wer alles schon informiert ist. Mittwoch Tafel, da wollte ich bei jemandem vorbeischauen. Donnerstag malen und letzter Termin, was beim Gericht einzureichen. Freitag Therapietermin. Miete überweisen nicht vergessen. Im Haushalt warten so einige Dinge auch noch auf Erledigung. Ich krieg gleich Panik. Wahrscheinlich ist es so, daß Krankheit loslassen für mich bedeutet, jetzt die Therapie zu intensivieren, nachdem ich mal gemerkt habe, daß überhaupt nochwas hilft. Und das heißt auch, die Therapeutin näher an mich ranzulassen. Naja, so gesehen ist das eigentlich kein Grund für soviel Panik, oder doch? Mir gings schon so, daß ich dachte, die Welt geht unter. Dabei ist es wieder nur eine heftige Krise. Wird wohl Thema für Freitag für die Therapie. Hm, vielleicht schicke ich meiner Therapeutin vorher zwei Gedichte von mir zum Lesen, weil wir einige Wochen Pause hatten. So einfach zum reinlesen.

Vielleicht macht mir ja auch das Ende der Achtsamkeitsgruppe mehr zu schaffen als ich dachte. Jetzt geht es ums Umsetzen und den nächsten Schritt gehen: doch wie heißt der nächste Schritt? Intensivere Therapie wahrscheinlich. Das wäre nicht verwunderlich. Ich habe gemerkt, daß es für mich doch noch Hilfe gibt, doch intensive Therapie macht Angst, viel Angst. Ob da ambulant und ohne Medis noch ausreicht? Naja, das muß ich heute noch nicht wissen. Bin froh, wenn ich die Woche heil rumkriege.


Und jetzt arbeite ich eure letzen postings einfach mal von oben nach unten ab, egal ob ich zusammenhanglos schreibe oder nicht.


Hallo Birgit,

schön daß du dich hier zu Wort meldest. Vor allem aber, daß du gut auf dich aufpaßt und es dir deshalb schon besser geht. Ich habe noch deine Worte von vor 1 ½ oder vor 2 Jahren im Kopf: Klinik, Tagesklinik, neue Medis, Verzeiflung, aufrappeln... Von dir zu hören macht Hoffnung. Learning by doing, da hängts bei mir grad dolle. Ich hoffe, dir geht es grippemäßig schon besser?


Hallo Annette,

meine Therapeutin fragt in der letzten Zeit auch ganz oft, was denn jetzt los ist. Sie ist zwar gut, aber hellsehen kann sie auch nicht, wenn sie auch oft richtig vermutet. Für mich ist es das größte Problem, überhaupt etwas zu spüren, wenn mir jemand gegenüber sitzt, egal ob es um ein Gefühl, ein Bedürfnis, eine Kritik, Körperempfindungen oder sonstwas geht. Ich hoffe, wir werden das mit der Zeit hinkriegen. Sonst weiß ich nicht, was helfen könnte. Gerade merke ich, daß ich mich doch ganz schön schäme, in meinem Alter noch so viel Hilfe zu brauchen. Das werde ich am Freitag wohl sagen müssen, ehe michs zerreißt oder ich verstört dasitze.

Was sind die Auslöser für meine Krisen? Ich kenne sie nicht wirklich. Hm, auch Therapiethema. Irgendwie lebe ich unkontrollierter als mir lieb ist. Vielleicht bin ich etwas zu viel und zu alleine in meiner Fantasie unterwegs, als Trotz? Was fehlt mir, damit es klappt?

Wenn ich nicht mehr klarkomme, ist meistens ein Anruf bei meiner Therapeutin angesagt. Ich weiß, wann sie meistens zu erreichen ist und daß sie schnellstens zurück ruft, wenn es wirklich dringend und kritisch ist. Sonst hat mir schon ein Anruf beim Frauennotruf-Krisentelefon weiter geholfen, einmal sogar binnen 2 Minuten.

„Ich wünsche dir auch so eine Sicherheit IN DIR, denn die hast du immer bei dir und sie fährt nicht in Urlaub und hat keinen vollen Terminkalender, weil sie nämlich nur FÜR DICH da ist“ – den Satz find ich super.


Hallo Susan,

du heißt übrigens so ähnlich wie meine Schwester.

Wie es mir ging, hab ich wohl oben schon angeschrieben. Ich rappel mich grad wieder auf. Ich frage mich gerade, ob ich nur noch Umwege mache und das erst merke, wenn ich vor dem Sterben bin, oder worin der Sinn des ganzen Leidens liegt. Doch ich will nicht anfangen zu grübeln. Einiges an Stabilität habe ich erreicht, jetzt kommt der nächst Schritt, Therapie intensivieren.

Zum „heilen Kern“. Wie es zu dieser Vision kam, kann ich nicht sagen. Es geht darin darum, was alles in mir und um mich herum heil ist, um Ressourcen in mir und um mich herum. Klingt banal, aber in Krisenzeiten verliere ich den Blick dafür. Es ist wohl eine Vision, die Beruhigung und Entwicklung ermöglicht und hilft, neue Krisen zu überstehen. Diese Vision ist ganz neu, momentan beruhigt sie, macht aber auch etwas Angst, manchmal ist sie auch nur unheimlich. Es geht darum, die Grenzen für Gesundheit auszudehnen Schritt für Schritt. Helfer sind aktiv, die nur auf meine Anweisungen warten und auch mal nach mir fragen. Und eine Wächterin paßt auf, daß nichts zuviel wird aber auch nicht zuwenig passiert. Sie kann sehr gut ausgleichen zwischen mir und den Bauarbeitern. Außerdem gibt es extra für mich einen Waffenschrank zum Waffen einschließen und einen Werkzeugschrank, wo ich etwas herausnehmen kann. Scheinbar kann ich sowas einfach, auch wenn ich mal einen Tag durchschlafen muß.

Ich hoffe, daß ich das mit in die Therapiestunden nehmen kann und dann selber mehr spüre, wo ich Hilfe brauche und wo es zu viel ist.

Theatergruppe: Diese Woche war ich nicht dabei. Wir sind immer einige Leute. 2 Frauen leiten an. Bisher waren wir mit ihnen so zu zweit bis zu sechst, eher mehr als weniger. Es geht eher darum, einfach zu spielen, aufzulockern, neue Wege spielerisch zu beschreiten, Spaß zu haben. Es ist nichts ernstes, nichts therapeutisches. Mir hilft es vor allem abzuschalten, die Sorgen, Ängste, Pflichten, Grübeleien und das alles mal hinter mir zu lassen. Einfach abzuschalten auf aktive Art. Da klappt das ganz gut. Oft muß ich so lachen dabei, daß mir fast schon der Bauch wehtut und die Tränen kommen. Was wir machen ist Improvisationstheater.

Vergangenheit: Ich denke schon öfter mal daran. Irgendwie hat sich bei mir mit der Zeit eine Sicherheit breit gemacht, wann es sinnvoll ist und wann nicht. Ich glaube, ich verlasse mich dabei auf Körperempfindungen, ohne daß ich diese bewußt registriere. Erstmal war wirklich nur einsperren angesagt, mit der Tresorübung. Nach einiger Zeit ging es. Oft ist es nur ein Gefühl, was ich spüren soll, wo ich auch wieder rauskomme. Manchmal macht sich nur Traurigkeit breit, die mir dann einen neuen Weg weist, und sei es erst nach einigen Tagen. Dann kommt so ein „Trotzdem“ und wieder Hoffnung. Ich denke, daß auch du lernen kannst, damit umzugehen.

Eltern: bist du dir sicher, daß du deine Eltern nur dann siehst, wenn es auch dir gut geht? Und auch nur solange es dir gut tut? Ich bin froh, daß meine Familie so weit weg wohnt, das entspannt schon einiges.


Nochmal Annette:

Du hast dich um Reha gekümmert? Um berufliche oder medizinische Reha? Die von dir beschriebenen Ängste können so auch von mir formuliert sein. Wie gehst du damit um?

Tresor: Hm, das Einsperren hat bei mir erst wirklich geklappt, als ich mir sehr energisch klar gemacht habe, daß es erstens nicht darum geht, daß es angeblich niemanden interessiert was mir passiert ist sondern genau weil es zumindest mich und meine Therapeutin interessiert. Nur nützt immer dran denken und sich davon beeinflussen nichts. Zweitens: Es geht nicht um Ungeschehen machen, sondern darum, die Dinge steuern zu können, sowohl die Erinnerungen als auch das Heute. Als ich mir das klargemacht habe, ging es. Mit der Zeit habe ich nur noch „Fotoalbum in Tresor gesperrt“. Meistens erstmal mit Widerstand, aber hinterher immer etwas befreit. Auch wir haben ein Recht auf Freiheit und Unbeschwertheit.


Nochmal Susan,

Bilder aus der Vergangenheit... Reden ist nicht heilsam? Was passiert da? Ist es tatsächlich so, oder bist du nur zu ungeduldig und erwartest sofortige Linderung? Ich habe vor etwa 3 Monaten über das größte Trauma meines Lebens geredet, und es ging mir nach der ersten Erleichterung erstmal schlechter. Und auch jetzt wird alles wieder so schwierig. Mal geht es auf, mal ab. Das ist normal. Kannst du denn Stabilisierungsübungen? Wären die etwas für dich? So etwas kann man nur lernen, wenn der Therapeut Zusatzausbildung in Traumatherapie hat, oder halt in der Gruppe wie ich.

Anlehnen bei der Therapeutin: Ja, das könnte ich permanent. Ich habs nie angesprochen. Ich hab zuviel Angst davor. Ich weiß nicht, wie meine Therapeutin reagieren würde. Aber sicher so ähnlich wie Annettes.


Nochmal Annette,

ja, Krankheit bedeutet Hilfe. Aber ist es denn so, daß Gesunde keine Hilfe brauchen und Kranke so hilflos sind? Sicher brauchen wir momentan mehr Hilfe, als ob wir gesund wären. Aber wir sind nicht völlig hilflos, wie auch kein Gesunder 100 % ohne Hilfe auskommt. Ich hoffe für uns alle, daß wir die Hilfe die wir brauchen auch wirklich bekommen. Mit der Zeit werden wir gesünder. Unsere Therapeuten und auch wir selber tun ja ganz schön was dafür. Gesundheit kommt Stück für Stück, immer so viel, wie wir gerade verkraften. Da wo Krankheit uns schützt, ist es in Ordnung so.


Puh, wenn ich mich an das alles halten könnte, was ich da an Weisheiten von mir gebe, ginge es mir besser. Naja, ich werde nicht aufhören, daran zu arbeiten.


Liebe Grüße an euch
die Besserung

und eine schöne Woche wünsche ich uns allen.
susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette,

ich habe das Gefühl, du bist einen Riesenschritt gegangen Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, einen erträglichen und akzeptablen Umgang mit der Familie und allem was dazugehört, hinzubekommen. Das hat viel mit Los-lösen und Los-lassen zu tun.

Alles, was mit Distanz zu tun hat ist schwer zu leben, solange man das "Spiel" der Familie mitspielt. Es geht um Rituale, um Gewohnheit, um ein Übernehmen von alten Regeln. Die einzig wichtige Frage ist die: Wie geht es mir damit? Fühle ich mich wohl oder erdrückt es mich, bin ich zufrieden oder geht es nur um die Wünsche und Bedürfnisse der anderen?

Ich habe mich lange Zeit nicht getraut, diese Fragen zu stellen, habe weder etwas hinterfragt noch habe ich so gehandelt, dass es mir gut ging. Das Resultat war, dass ich mich immer unwohler fühlte, dass ich Ängste entwickelte und bei jedem Zusammensein mit der Familie mein Körper rebellierte. Er hat mit Migräne und Rückenschmerzen reagiert, doch ich habe nicht auf ihn "gehört". Anfangs war das auch schwer, weil ich den Zusammenhang nicht erkannte oder... ihn nicht wahrhaben wollte....?

Wie kann mir etwas nicht gut tun, was mit meinen Eltern und Geschwistern zusammenhängt? Bin ich nicht "undankbar", wenn ich die von ihnen aufgestellten Regeln nicht einhalte? Kleinste Veränderungen meinerseits lösten ein schlechtes Gewissen bei mir aus. Ich habe nicht an der Richtigkeit des Verhaltens der anderen gezweifelt, nein: NUR mit mir konnte etwas nicht stimmen... mit wem sonst....

Deshalb verstehe ich, wie schwer es für dich ist, zu dir zu stehen, deine Befindlichkeit in den Vordergrund zu stellen und dich von dem zu lösen, was dir nicht gut tut. Doch ich denke, dass es sich lohnt und dass wir nur davon profitieren können, wenn wir mehr auf uns achten. Mein Therapeut sagt immer, dass es wichtig ist, auf die innere Stimme zu hören, denn sie zeigt uns den Weg. Im Nachhinein weiss ich, dass ich diesen "inneren Berater" schon immer hatte, doch ich habe ihn ignoriert, weil ich die Wahrheit verleugnet habe.

Für mich ist ein Wollen und Können wichtig, nicht ein Sollen und Müssen. Auch Eltern sind nicht berechtigt, Forderungen zu stellen bezw. Regeln aufzustellen. Vieles läuft darauf hinaus, dass "MAN" es immer so machte und das eben so ist und so bleibt....

Wer soll das für uns ändern, wenn nicht wir selbst? Ich habe auch den Weg des Briefes gewählt, habe meinen Eltern geschrieben, dass Distanz jetzt wichtig für mich ist, und dass mir vieles, was sie von mir erwarten, nicht gut tut.

Liebe Annette, bleib bei deinem Gefühl! Schreib alles auf, was dir wichtig ist und was du brauchst, um dich besser zu fühlen. Deine Mutter sollte wissen, wie du dich fühlst und dass deine Vorstellung vom Familienleben sich von ihrer unterscheidet.

Ich wünsch' dir ganz viel Kraft und Mut, um die Beziehung zu deiner Familie so zu gestalten, dass es für dich annehmbar ist.

@alle
das Osterfest ist überstanden, die Sonne hat sich alle Mühe gegeben und auch der Osterhase hat seine Pflicht getan Ich hoffe, ihr hattet erholsame und stressfreie Tage und konntet auch mal die Seele baumeln lassen. Mein Therapietermin rückt näher, das macht die Tage erträglicher. So langsam kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden, dass der Frühling sich breit macht und es überall lebendiger und farbenfroher wird, ihr auch?

Liebe Grüße
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Liebe Besserung,

wenn ich dich lese, habe ich immer das Gefühl, gar nicht so schnell denken zu können wie du alle deine Termine bewältigen willst. Ich kann gut verstehen, dass du da Angst bekommst, das überschwemmt dich ja förmlich. Wenn es mir ähnlich geht, konzentriere ich mich immer ganz bewußt nur auf das jeweils nächste, und wenn ich 3 Sachen fast gleichzeitig erledigen muß, mache ich wirklich erst nur eine und fange dann erst die nächste ein. Ich bin schon mal einkaufen und Kopien machen gefahren, dann nach Hause, die Kopien in den Umschlag gesteckt und wieder los zur Post - alles im selben Dorf! Ich war nicht in der Lage, so zu planen, dass ich alles auf einer Tour erledigen kann, ohne völlig wirr und hektisch zu werden.

Dass dir die Achtsamkeitsgruppe fehlen wird, kann ich mir vorstellen. Gibt es vielleicht bald eine neu beginnende Gruppe? So einen ruhigen Pol zu haben ist schon ganz wichtig. Gerade wenn du so viel in der Phantasie unterwegs bist. Gibt es irgendwas, womit du dich erden kannst? Es soll dazu Übungen geben, die ich aber auch nicht kenne.

Manchmal denke ich auch, es kann doch nicht sein - ich bin erwachsen und müßte doch mein Leben auf die Reihe bekommen, aber ich brauche Hilfe bei den grundlegendsten Dingen, ich behaupte mal, ohne Hilfe wäre ich nicht lange lebensfähig. Es fällt immer wieder schwer, das zu akzeptieren. Gerade jetzt, wo ich langsam realisiere, dass ich langsam einen neuen Abschnitt erreicht habe. Die absolut schlimme Krisenzeit vom letzten Jahr ist erst mal vorbei, es ist jetzt anders, auch wenn es mir schlecht geht so wie vorletzte Woche. Ich fühle wieder einen gewissen Halt in mir, auch wenn er zwischendurch abhanden kommt, ist er bald wieder da. Es ist kein Fallen ins Bodenlose mehr. Das wäre so schön, ABER ich fange schon wieder an, mich zu mißachten, gerate ganz leicht in diesen Strudel, funktionieren zu müssen. Solange es einem so schlecht geht, dass gar nichts geht, muß man nicht mit sich kämofen, ob man irgendetwas macht, obwohl es einem damit nicht gut geht. Wenn jedoch eine gewisse Fähigkeit wieder da ist, ist doppelte Achtsamkeit nötig, das habe ich heute morgen gerade wieder gemerkt in einer eher banalen Situation, in der ich gegen mein Gefühl gehandelt habe, was gar nicht nötig gewesen wäre.

Das mit der Tresorübung hast du gut beschrieben. Und auch auf das eigene Gefühl hören, was gerade erträglich ist und was lieber noch im Tresor bleiben sollte, was ich aber regelrecht üben muß. Es wird besser, aber so wie neulich quillt manchmal ungefragt alles aus dem Tresor heraus.

Die Reha besteht aus jeweils ca. 9 Monaten medizinischer und beruflicher Reha. Alles in Form von Praktika mit begleitenden Gesprächen und Gruppen, wobei im medizinischen Teil der Schwerpunkt darauf liegt, wie es einem geht, und im beruflichen Teil, inwieweit man langsam wieder normale Anforderungen erfüllen kann. Wie das genau aussehen soll, weiß ich nun auch noch nicht. Ich denke anfangs ähnlich wie meine jetzige Arbeitstherapie, wo ich z.B. heute morgen diese Situation besprochen habe, in der es mir plötzlich viel zu eng und unruhig wurde und ich nicht auf die Idee gekommen bin, in einen ruhigeren Raum zu gehen, weil ich doch fertig kopieren mußte und mich selber unter extremen Zeitdruck gesetzt habe, der gar nicht da war. Es geht darum, Lösungen zu finden für Pobleme.

Besseerung, ich danke dir für dieses Posting, da ist wirklich viel drin!


Liebe Susan,

das Elternthema haben wir ja gemeinsam, und da schwimme ich noch ganz schön, ich glaube, da hast du schon eher einen Weg gefunden, wie du mit deinen Eltern umgehst, auch wenn er noch nicht zuende ist.

Ja, Wollen ist so ziemlich das wichtigste überhaupt, denn dann ist auch die nötige Energie vorhanden und sicherlich auch die Bereitschaft, Hindernisse und Unannehmlichkeiten zu überwinden. Wenn ich etwas will, setze ich alles daran, dass es klappt. Wenn ich es nur tue, weil ich es muß oder glaube, dass ich es muß oder anderen zuliebe tue, dann bricht die Energie beim kleinsten Problem zusammen, der Antrieb fehlt einfach.

Dürfen Eltern nichts fordern? Als Kind hat man Anspruch auf die Fürsorge der Eltern, aber später? Sind wir mitverantwortlich, dass es unseren Eltern gut geht? Dürfen wir ihnen Schmerz zufügen, indem wir uns lösen? Was hat meine Mutter gelitten, als mein Bruder mit 35 Jahren (!!!) aus dem Dorf weggezogen ist und sie ihn nicht mehr von vorn bis hinten bemuttern konnte! Das war absolut die richtige Entscheidung von ihm, aber ich zweifle immer noch oder schon wieder an mir, ob es nicht an mir liegt, dass ich mit meiner Geschichte nicht klarkomme.

Neulich habe ich was gelesen, warum ein Kind den Fehler bei sich sucht, wenn zu Hause was schief läuft. Denn wenn es die Ursache bei den Eltern suchen würde, würde es an ihrer Fähigkeit, für es zu sorgen, zweifeln, und sich damit quasi selbst das Geborgenheitsgefühl nehmen. Da ist es das kleinere Übel, selber irgendwie nicht i.O. zu sein. (Hoffe, ich habe das richtig verstanden).

Susan, warum mußt du dich denn mit dem Frühling erst anfreunden?

So, genug der Probleme. Mir fehlt diese Woche meine Therapiestunde (wg. Urlaub), stattdessen habe ich vorhin gemalt. Und mit meinem Meerschwein gekuschelt, obwohl Purzel lieber bei seinen Damen gewesen wäre als bei mir auf dem Sofa - da muß er nun durch, warum ist er auch so kuschelig?

Mal wieder sehr froh, euch zu "kennen",
liebe Grüße
Annette




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susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Besserung

da kommt ja einiges zusammen bei dir, kein Wunder, dass es dir schwer fällt, den Überblick zu behalten und herauszufinden, was nun gut und richtig ist. Hilfreich könnte sein, alles, was zu erledigen ist, aufzuschreiben, Prioritäten zu setzen und so herauszufinden, was gleich getan werden muss und was noch warten kann. Mir geht es besser, wenn ich unliebsame Dinge, alles, was mir schwer fällt, zuerst abarbeite, so ist der Rest erträglicher. Aber du weißt sicher am besten, welche Herangehensweise für dich die Beste ist. Wünsche dir sehr, dass es überschaubarer wird und die Kraft ausreicht, Schritt für Schritt all das zu tun, was nötig und wichtig ist für dich.

Es ist verständlich, dass dir das Ende der Achtsamkeitsgruppe zu schaffen macht. Immerhin war es ein wichtiger Halt. Da ist es schon gut, wenn du dich umschaust, was diesen Halt ersetzen kann. Die Therapie intensiver zu gestalten birgt immer die Gefahr, dass es zu viel wird. Da kommt es drauf an, die richtige "Dosierung" zu finden und von therapeutischer Seite achtsam und umsichtig zu sein. Denkst du, dass deine Therapeutin dem zustimmt? Was heisst für dich intensiver, von den Themen her oder eher öfter als es jetzt der Fall ist? Für die Therapiestunde am Freitag alles Gute, dass du all das ansprechen kannst, was dir auf dem Herzen liegt und dass ihr Wege findet, die dir den Halt geben, den du jetzt brauchst.

Was für dich der "heile Kern" ist, ist für mich mein Lebensenergiefunke Ich muss sehr fürsorglich mit ihm umgehen, immer darauf bedacht, ihn am Leben zu erhalten und sein Wachstum zu ermöglichen. Diese Vorstellung hilft mir und ich bin immer wieder auf der Suche nach neuen Energiequellen, die das Lebendige in mir vermehren. Oft ist es ein Kampf, weil der Funke so klein ist und ich kann ihn dann kaum fühlen. Dann scheint alles, was bisher half, was sein Leben ermöglichte, unerreichbar und es hilft nur der Glaube, dass es nur eine Sache des Fühlens ist, nicht aber die Realität.

Ich weiss nicht, ob mein Therapeut eine Ausbildung in Traumatherapie hat. Es scheint aber immer wichtiger für mich zu werden. Gerade, weil ich nicht weiss, welchen Weg es geben könnte, erlebte Traumata zu verarbeiten. Werde mich in der nächsten Stunde danach erkundigen.


Liebe Annette,
das mit dem Frühling fällt mir deshalb so schwer, weil ich mich aufgrund meines Näheproblems wohler gefühlt habe z.B. beim Spazierengehen, wenn nicht so viele Menschen unterwegs waren. Nun sind Ferien, die Sonne scheint und es ist zunehmend lebendiger und unruhiger. Ich suche auch jetzt eher nach ruhigen Ecken, doch die sind nicht so leicht zu finden....

Liebe Martina,
wie geht es dir? Ich denke oft an dich und hoffe, dass die Forumabstinenz ein gutes Zeichen ist. Sag mal "piep", wenn du kannst...

Euch allen eine gute Restwoche mit möglichst vielen sonnigen Momenten sowie Zeit und Raum für alles, was euch gut tut!

Liebe Grüße
Susan


susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

Eltern und Fordern?
Man kann für Liebe und Zuwendung, die man den Kindern gegeben hat, nichts einfordern. Natürlich hofft man als Mutter/Vater, dass diese Liebe auch erwidert wird, aber es ist kein MUSS. Meine Eltern haben Regeln aufgestellt, von denen sie erwarten, dass ich sie erfülle. Und sie lassen es mich wissen, wie schlecht es ihnen geht, wenn ich mich nicht daran halte. Um dieses "Spiel" geht es, ich will das nicht mehr. Ich habe meine eigenen Vorstellungen vom Leben und ich habe das Recht - auch als Kind - NEIN zu sagen.

Eltern, die das nicht akzeptieren und dem Kind ein schlechtes Gewissen einreden, sind keine guten Eltern. Es geht auch bei der Elternseite um einen Ablösungsprozess, so dass beide Seiten ein eigenständiges Leben führen können. Und es geht dabei um Grenzen, die durch permanentes Fordern immer wieder überschritten werden.

Die Weisheit von Khalil Gibran passt ganz gut hierher:

***
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Es sind die Töchter und Söhne der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst.
Sie kommen durch euch, doch nicht von euch;
und sind sie auch bei euch, so gehören sie euch doch nicht.
Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, doch nicht eure Gedanken,
denn sie haben ihre eigenen Gedanken.
Ihr dürft ihrem Leib ein Haus geben, doch nicht ihre Seele,
denn ihre Seele wohnt im Hause von morgen, das ihr nicht zu betreten vermöget,
selbst nicht in euren Träumen.
Ihr dürft euch bestreben, ihnen gleich zu werden,
doch suchet nicht, sie euch gleich zu machen.
Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es beim Gestern.
Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile entsandt werden.
***

Gruss an alle
Susan


Bellasus
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Bellasus »

Hi Susan,

puh, deine Zeilen von heute morgen gehen mir durch und durch...

Das Verhalten deiner Eltern grenzt ja an Erpressung. Bist du dann die böse Tochter, nach dem Motto "wir haben doch alles für dich getan, und jetzt bist du so undankbar? Da fest zu sich zu stehen muß sehr schwer sein. Vielleicht ist es ja auch noch anders, aber es erfordert ganz bestimmt von dir einen festen Stand und die feste Überzeugung, dass es dein Recht ist, mindestens so sehr an dich wie an deine Eltern zu denken.

Meine Mutter macht das anders, ganz subtil. Wenn ich, auch nur nebenbei, von irgendetwas erzähle, was bei mir nicht so rund läuft, hat sie die nächsten Tage nichts anderes zu tun als sich Gedanken über meine Probleme zu machen, in ihrem Freundeskreis rumzufragen und mich mit 1000 gutgemeinten Ratschlägen zu bombardieren. Das meiste davon sind für mich eh Binsenweisheiten, und sie ist tödlich beleidigt, wenn ich sie bitte, mir das doch zu überlassen. Sie hat es doch nur gut gemeint - wie der Titel des schon öfter erwähnten Buches. Ich kann gar nicht genau benennen, was an diesem Verhalten so schlimm ist, aber mich macht es fertig, es bindet mich auf eine Art an sie, die ich nicht ertrage, irgendwie macht sie mich damit verantwortlich für ihr Wohlbefinden, zumal sie immer dazusagt, dass sie sich doch Sorgen um mich macht.

Ja, Sorgen macht sie sich gerne um mich und erzählt mir das auch, damit ich mir Sorgen machen kann, weil sie grübelnd zu Hause sitzt. Aber wirklich geholfen hat sie mir noch nie. Sie zwingt mich mit ihrem Verhalten, ihr nichts mehr zu erzählen. Vielleicht ist das ja auch ihr Ziel, obwohl sie immer ganz unglücklich war, wenn ich gesagt habe, dass ich bald gar nichts mehr erzähle ("Ich mache auch immer alles falsch" kommt dann von ihr).
Egal, das habe ich ja vorerst abgestellt.

Die Weisheit ist schön, gefällt mir sehr gut!

Das mit dem Frühling und den vielen Menschen, die unterwegs sind, verstehe ich total gut! Unter dem Aspekt geht es mir ähnlich, aber ich bin fast nur mit Auto unterwegs, und um meinen Garten ist ein hoher Zaun, so dass ich sie nicht so direkt treffe. Wenn ich mal Fahrrad fahre, sind mir auch zu viele unterwegs.

Apropos Energiequelle: Manchmal findet man völlig unvermutet eine kleine Quelle. Mein Auto hat heute leider das Zeiltiche gesegnet, lohnt sich nicht mehr, da noch was reinzustecken. Also bin ich mit Fahrrad gefahren, und der Sonne wegen den ganzen Weg von 15 km. In letzter Zeit war ich immer erschöpft, körperlich so schnell k.o., und heute tat es richtig gut, mich zu bewegen. Ist Bewegung etwa wirklich gut gegen Depri? Ich glaube, es war eher die Notwendigkeit, irgendwie hinzukommen wo ich hinmußte, und ich hoffe die Energie reicht, mich um ein neues Auto zu kümmern (habe zum Glück einen kompetenten Helfer).

Sonne gibts hier reichlich, und es soll zum Wo-Ende wärmer werden. Laßt die Sonnenstrahlen in euch einsickern, ich sauge sie regelrecht auf.

Machts erstmal gut
Annette




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dasBöse

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von dasBöse »

hallo susan,

mit der frage, was für regeln meine eltern aufstellen und welche wünsche ich ihnen davon erfüllen kann/will und welche nicht, habe ich mich höchstens bis mitte 20 auseinandergesetzt - danach war das thema für mich abgehakt.

bist du die susan, die ein bild von sich in die chat-galerie gestellt hat? wenn ja, wundert mich eines sehr: auf dem bild sieht man eine, naja, reifere dame. über deine eltern und deine abhängigkeit von ihnen schreibst du hingegen, als wärst du in der pubertät oder ein junges mädchen von 20 jahren.

ist nicht böse gemeint, ist mir nur aufgefallen.

herzliche grüße

sewi
susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »



susan
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Liebe Annette, liebe Mitleser

so wie du das Verhalten deiner Mutter beschreibst, fordert sie es ja geradezu heraus, dass du dich immer mehr vor ihr verschliesst. Mit ihrer Für-sorge erreicht sie genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich wollte.

Was meine Eltern betrifft, kommt bei mir oft die Botschaft an: Wenn du dich nicht so verhältst, wie wir es brauchen, dann geht es uns nicht gut. Genau das ist IHR Problem. Indem ich mir sage, dass nur sie allein entscheiden wie sie sich fühlen, und ich weder Schuld bin noch verantwortlich dafür, gewinne ich ein grosses Stück Freiheit.

Die gestrige Therapiestunde lief ganz gut. Er hat gesagt, dass ich mich nicht scheuen soll, das Krisentelefon zu nutzen. Es ginge vor allem darum, sich das Belastende von der Seele zu reden. Hast du diese Krisennummer schon mal genutzt?

Auch mir hilft Bewegung sehr, meist gehe ich spazieren. Der Kontakt zur Natur bringt mich auf andere Gedanken und tut mir sehr gut. Es geht immer wieder darum, Dinge für sich zu entdecken, die Freude machen und die Kraft spenden. Ich habe in der letzten Zeit eine Reihe von Entspannungsübungen gemacht. Das hilft mir, innerlich ruhiger zu werden und Anspannung loszulassen.

Dir und allen hier einen sonnigen Freitag!

Liebe Grüße
Susan


Caroline1
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Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von Caroline1 »

Hallo sewi

Schön für dich, dass du dich mit der Elternproblematik nur bis Mitte 20 zu beschäftigen brauchtest. Es gibt auch Leute, die werden länger mit der Thematik konfrontiert, deshalb sind sie aber nicht "unreif" oder sonstwie minderbemittelt.

Deine Bemerkung zu einem Foto in der Chatgalerie hier ins Forum zu posten, find ich allerdings schwer daneben! Du sagst, es ist nicht böse gemeint, es ist dir "nur" aufgefallen. Na und, dann lass es doch beim "nur auffallen", welche Botschaft willst du denn damit an Susan senden?? Wie ist es denn gemeint? Ist das hilfreich für Susan?

Das Thema Fotogalerie ist extra mit Kennwörtern versehen, so bitte ich dich darum, dass du dich auch daran halten sollst, und nicht hier im Forum irgendwelche Bemerkungen dazu postest, OK?

Gruß von

Caroline
dasBöse

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von dasBöse »

ich habe nur einen gedanken von mir gepostet. ich bin leider nicht mutter theresa noch psychotherapeut noch die caritas oder mit übermäßiger weisheit gesegnet, so daß ich nicht mit jedem meiner postings helferlein spielen kann oder will.

ist es nicht erlaubt, einfach mal einen gedanken zu posten?

ich verstehe nicht, warum du, susan, dein foto in den chat gestellt hast, wenn du dort nie auftauchst.

des weiteren habe ich das gefühl, daß du dich nach mehreren jahren forum mit der erreichten anzahl von über 2200 postings, was deine sorgen betrifft, ziemlich im kreis drehst. scheinbar helfen dir die antworten der anderen hier doch nicht wirklich weiter, da du bei der bearbeitung deiner seelischen probleme ständig von vorne anfangen musst.

danke, daß ich diesen gedanken posten durfte, ohne damit helferische absichten zu verfolgen.

herzliche grüße

sewi
susan
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: step by step - der Weg ist das Ziel

Beitrag von susan »

Hi Sewi,

um was du dir alles Gedanken machst.... Was spricht aus dir: Neid? Frust?

Was treibt dich immer wieder dazu, andere anzugreifen? Ich muss und will es nicht verstehen, du hast hier in diesem thread noch nichts Konstruktives beigetragen.

So, das war mein letzter Beitrag an dich - lass mich einfach in Ruhe.

Susan


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