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Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 7. Okt 2004, 18:01
von butterfly7
liebe Antje und @all,
bin, wie du/ihr? nicht gut drauf.
fiel mir ein altes lied ein:
...das kann doch nicht alles gewesen sein, das bißchen fußball und führerschein.
da muss doch noch irgendwas........
beliebig interpretierbar
Biermann war´s
tel.sorry dust

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 00:15
von chimera
Liebe Antje,

Deine Posting macht mich sehr betroffen. Du hattest doch mal ein ganz verzweifeltes Posting hier reingesetzt, und dann wurde der ganze Thread gelöscht, oder? Ist auch bei mir so, daß die meisten Erkenntnisse in meinem Kopf hängen bleiben. Fühlt sich für mich so an, als seien die Ängste und Blockaden zu groß, als daß sie überwindbar seien. Keine Ahnung...

Suchen, ja, das tue ich auch die ganze Zeit, der Leidensdruck ist höllisch. Gerade habe ich auch nicht die Kraft, meinen Zustand einfach so zu akzeptieren, und es tut mir schon wieder leid, daß ich hier so pseudo-kluges Zeug geschrieben hatte.

Ich komme nicht zur Ruhe, muß irgendwie noch funktionieren, um ein paar Verpflichtungen zu erfüllen, aber ich will nicht funktionieren, ich weiß nicht warum. Keine Freude, keine Vision, nichts mehr da, schon lange nicht mehr, nur Angst und Schmerzen. Das macht mich verrückt, ich weiß nicht, wofür ich leben soll. Aber dennoch habe ich nie SM- oder SV-Gedanken, habe nur das Gefühl, seelisch bereits gestorben zu sein. Und wenn ich mir dann eine Pseudo-Motivation zum Weiterleben suche, habe ich sofort das Gefühl, mich zu belügen... Ich glaube, das wichtigste Thema meines Lebens ist der allgegenwärtige Zweifel, dazu wollte ich auch einen Thread eröffnen, frage mich die ganze Zeit, was Zweifel ist...

Auf Deine Frage, ob ich noch Hoffnung habe: Ich weiß es leider nicht, kommt darauf an, wen Du fragst... Meine Seele sagt nein, mein Verstand sagt: Ich werde mich niemals geschlagen geben... Naja, um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, wer was sagt...

Ach, irgendwie triggert mich das ganze Zeug, was Jessi so schrieb, ist echt die Hölle, überfordert mich alles... Was konstruktives habe ich somit heute nicht beizutragen, sorry. Aber es ist echt ein toller Thread...


Viele liebe Grüße,
Chimera

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 01:31
von Data
Hey Chimera, nix leidtun! Du hast mich mit deinen klugen Sprüchen ein ganzes Stück vorangebracht, sagt mir mein Gefühl, und dafür danke ich dir sehr! Nun bist du halt selber mal dran mit vorwärtskriechen! Kannst mal sehen, wie das ist, du alter Schinder!

Brüderliche Grüße, Data

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 14:38
von Alina1
Lieber chimera,data,liebe Jessie und alle anderen!
Bin ich gut genug? Daran werde ich wohl immer zweifeln.Gut genug für Mama und Papa,meinen Gatten,meine Tochter,überhaupt für andere Menschen.Wer kann es schon dauerhaft mit mir aushalten? Was passiert mit mir,wenn die Antwort heißt:Du bist völlig unwichtig!Es liebt dich niemand und auch du hast nie wirklich geliebt!Was für ein vergeudetes Leben.Ich fühl mich so hilflos.Ich kann mich anstrengen,versuchen,perfekt zu sein und werde es trotzdem nicht bekommen.
"Und du beginnst zu hassen,was du nicht lieben kannst",heißt es in einem Lied von Klaus Hoffmann.Wie wahr!Aber ich will so nicht enden.Wer weiß,wieviel Zeit noch bleibt.So will ich nicht enden!!!!

Kann man denn gar nichts tun?

Antje

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 15:09
von Jessi02
hallo antje,

jetzt muß ich auch mal kurz genau dazu etwas sagen. ich weiß genau, was du meinst, ständig dieses gefühl, nicht gut genug zu sein, mehr leisten zu müssen, um geliebt zu werden, immer mehr tun, machen, sich regelrecht aufopfern, den mund halten, weil es könnte falsch verstanden werden und dann wird man nicht mehr gemocht. ich kenn das selbst alles viel zu gut und auch wenn ich genau weiß, daß dieses denken total besch.... ist, daß niemand perfekt ist und wahrscheinlich auch nie sein wird, aber es ist da, es quält einen, die angst vor fehlern, die angst vor den konsequenzen. ziemlich erschreckend für mich, daß ich nicht damit umgehen kann, wenn andere anders handeln, als ich es tun würde, wenn andere mit worten verletzen und ich es nicht schaffe, mich zu wehren, einfach nur aus angst, dann abgelehnt zu werden. dadurch sitzen die schläge immer sehr tief und man frisst es in sich hinein, aber auch das muss man ertragen, irgendwie.

ich fühle mit dir.

gruss
jessi

p.s.: sitze gerade über einer liste voller zahlen und % und brabbelte vor 5 minuten noch vor mich her, wie sehr ich doch meinen perfektionismus hasse, wie passend gerade.

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 16:22
von chimera
Kurzes Zwischengequassle um noch ein wenig mehr in die Perversion abzudriften: Ich habe mir seit frühester Kindheit umfangreiche, subtile Taktiken zugelegt, damit man mich liebt. Und es funktioniert sogar, ich werde geliebt: Andauernd bekomme ich gesagt, was für ein angenehmer, sympathischer und attraktiver Mensch ich bin. Und ich brauche es, es ist wie eine verdammte fucking Droge, ein krankes System. Geliebt werden zu wollen, sich daran aufzugeilen. Und keine Liebe ist mir genug, auch die Liebe *einer* Frau würde mir nicht reichen, nein, ich bräuchte am besten fünf davon, natürlich nur die hübschesten und klügsten. Ich will net daran erinnert werden, was für ein Wurm ich bin, deswegen muß die Maske perfekt sitzen. Nein, ich kann mit Ablehnung nicht umgehen, ich verrecke daran. Ich will aus der Ferne angehimmelt werden, will unerreichbar sein, deswegen kann ich keine Gefühle mehr entwickeln... Die verdammte Arroganz, der fucking Narzißmus, die ich immer wieder in mir fühle, machen mich wahnsinnig. Es fühlt sich ebenso beschissen an, anderen überlegen zu sein, wie es sich anfühlt, ihnen unterlegen zu sein... Aber ich bin niemandem überlegen, es ist nur die Fassade, um nicht verletzbar zu sein... Und es irritiert mich, daß ich dennoch sehr selbstlos, sehr gebend sein kann, ich will niemanden benutzen, will nur helfen. Nur der kranke Trieb, angehimmelt zu werden, und dadurch dennoch unglücklich zu sein, der ist irgendwie immer da... Krankes System, Depression als Folge einer fucking Persönlichkeitsstörung... Sorry, daß ich hier so reinmülle, es muß halt irgendwie raus...

P.S.: Bitte nicht mißverstehen, das ist nur ein Ausschnitt, ein Versuch, mir kranke Teile meiner Selbst plakativ vor Augen zu führen... Ich bin nicht so, aber ich will meine Augen nicht vor diesen Neigungen verschließen...

P.P.S.: Gell, Data, Perfektionismus...

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 16:40
von chimera
Liebe Antje, vor einer halben Stunde entsprang meinem kranken Hirn wieder eine Idee, wie man dem Leben von einer ganz anderen Seite begegnen könnte. Hörte sich vielversprechend an, aber ich habe sie wieder vergessen...

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 17:43
von ben1
Hallo Chimera @ all

der Perfketionismus ist schon ein Kreuz. Immer alles schaffe, machen zu müssen, um sich Liebe und Anerkennung zu erkaufen, das nimmt schon brutal viel Energie.

Ja und wer sind wir, wenn wir die Maske absetzen? Bleibt da tatsächlich nur ein "Wurm" übrig? Ich denke mal Nein, oder?

Das Problem ist wohl das, das wir nie erfahren durften, das wir so, wie wir sind, ganz ok sind (ok, keine Supertypen, aber auch keine Looser, mehr so Normaltrottel wie die anderen auch (und das ist jetzt KEINE Herabsetzung!!!)

Also ich für mich kann sagen, das ich mittlerweile ein Normaltrottel bin und es geht mir hervorragend dabei. Das bedeutet übrigens nicht (wie mein Perfektionist gleich zu bedenken gab) das ich nix mehr zustande bringe - ganz im Gegenteil, das Leben läuft und fliest dahin und ich schwimme im Strom mit. Und ich staune, wie gut es das Leben mit mir meint, wenn ich ihm nicht immer Hindernisse (durch meinen Verstand) entgegenstelle, sondern vertraue und "mitfliese".

Das Leben und die Anforderungen, die der Perfektionist in uns leben möchte, ist unmenschlich und unrealistisch. Es gibt auch in meinem Leben noch Teile, die ich den PErfektionisten gerne übernehmen lasse (Steuererklärungen z.B.) und andere, wo er einfach nix zu suchen hat.

Ben

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 8. Okt 2004, 18:09
von Alina1
Chimera,ich bitte dich! Versuch um Gottes Willen,dich zu erinnern! Ich brauche neue Ideen!!!!!!

Antje

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 11. Okt 2004, 08:31
von deep
"Das Leben und die Anforderungen, die der Perfektionist in uns leben möchte, ist unmenschlich und unrealistisch. Es gibt auch in meinem Leben noch Teile, die ich den PErfektionisten gerne übernehmen lasse (Steuererklärungen z.B.) und andere, wo er einfach nix zu suchen hat."

Ach Ben, was habe ich bei diesem Satz gelacht, weil das genau ist der Punkt, an den ich auch (wieder?) kommen will, zu wissen, wann mein Perfektionismus wohl angebracht ist und wann ich ihn in die hinterste Ecke verbannen sollte, weil es ihn einfach nix angeht.

Richtig schön auf den Punkt gebracht...

Ist Perfektionismus aber nicht etwas, dass wir erlernt haben und das man auch wieder verlernen kann?

Liebe Grüße
Karin

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 11. Okt 2004, 09:18
von ben1
Hallo Karin

Perfektionbismus ist etwas, was wir lernen mußten, um uns zu schützen! Das war mal ganz, ganz wichtig für uns, zu funktionieren - gerade in der Phase der totalen Abhängigkeit. Daher gilt, denke ich, erst mal die Arbeit des Perfektionisten, sie er bisher geleistet hat, zu würdigen und ihm einen Platz im System zuzuweisen. Eigentlich ist er ganz froh, nicht mehr die ganze Verantwortung tragen zu müssen - meiner wars zumindest. Und geholfen hat ihm, wenn ich in kleinen und kleinsten Schritten wieder Erfahrungen des "Scheiterns" gesammelt habe und erkannt habe, das das zum Menschsein gehört und mich nicht umwirft (und da waren so Sachen dabei, wie mal zuzugeben, das man was verbockt hat oder mal eine Bitte abzuschlagen - und zu erkennen, das das nicht den Untergang bedeutet). Verlernen ist der richtige Begriff - am Besten geht das meiner meinung nach mit dem Lernen des Gegenteils. Also nicht "ich will meinen Perfektionismus verlernen" sondern "ich will menschlich leben lernen"

Ben

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 11. Okt 2004, 12:10
von deep
"Perfektionbismus ist etwas, was wir lernen mußten, um uns zu schützen! Das war mal ganz, ganz wichtig für uns, zu funktionieren - gerade in der Phase der totalen Abhängigkeit"

Aha. Das verstehe ich jetzt gerade nicht. Wie meinst Du das?

Ehrlich um Antwort bittet

Karin

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 11. Okt 2004, 21:13
von ben1
Hallo Karin,

wer so ehrlich bittet, soll nicht enttäuscht werden! Ich meine, folgendes Erkannt zu haben.


Sehr früh in unserer Entwicklung haben wir erkennen müssen, das nicht "unser" Weg der "richtige" ist sondern der unserer Eltern oder sonstigen Bezugspersonen.
(Klein)kinder haben eine hohe Sensitivität für das, was Eltern übermitteln (ob bewußt oder unbewußt) und teilen Verhalten schnell in "erwünscht" und "unerwünscht" auf. Eine Phase früher gab es einfach nur "mein" Verhalten, weil ich diese Unterscheidung noch nicht treffen konnte. Durch dieses "Abchecken", was in der Außenwelt ankommt und was nicht, haben wir uns nach und nach "aus der Fühlung verloren".
Das Ziel ist ein ganz einfaches - wir wollen es uns mit den Menschen, denen wir auf Gedeih und Verderben ausgeliefert sind (unseren Eltern) nicht verscherzen - und da entwickelt halt jeder einen "Bewacher", der entscheidet, welches Verhalten gut und welches schlecht ist. Nun ist das Problem, das dieser Bewacher noch sehr aktiv in uns ist, immer besorgt, wir könnten in Lebensgefahr geraten (was ja wahrscheinlich früher zumindest subjektiv so empfunden wurde (wenn mich die Mama nicht mehr mag, krieg ich nix mehr zu essen oder keine Liebe mehr ...)) und uns mit "tu das" und "lass das" durchs Leben steuert. Aber die Gefahr ist eigentlich nicht mehr real (war wahrscheinlich auch nie real (meine Mutter hätte mcih nie verhungern lassen), wurde aber vom Kleinkind so interpretiert).

So erklär ich mir das. Würde mich interessieren, ob Du dem zustimmen kannst.

Ganz wichtig - das ist kein Vorwurf an die Eltern! Eltern können auch nur das geben, was sie selbst haben und vor diese Aufgabe - das "selber-leben-müssen", wird wohl jeder in seinem Leben kommen dürfen.

Ben

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 11. Okt 2004, 21:28
von butterfly7
@Antje und @all,
nicht wurm sein, sondern raupe.
meint:"entpuppen"!
sorry
dust (diese AD,s machen mir zu schaffen)
bin zum falschen zeitpunkt wach und zum richtigen müde. m.a.w. lebe im luftleeren raum.

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 08:36
von deep
Hallo Ben,

ich verstehe Perfektionismus anders, daher mein Nichtverstehen.
Wenn Du Perfektionismus so herleitest, dann bin ich mit Deiner Aussage einverstanden.

Allerdings erklärt mir das nicht, wieso wir dann im späteren Leben Alles mögliche versuchen so perfekt (=fehlerfrei) zu machen, also eine emotionale Erfahrung (die meintest Du doch?) so rationalisieren, dass wir versuchen eine Sache (Arbeit, Hemden bügeln, Steuererklärung) perfekt hinzubekommen und darüber wiederum ein echtes emotionales Problem bekommen, dass unser Körper "verrückt spielt".

Sind wir emotional so abhängig von Mächtigen? Und was bringt uns dazu, ihnen diese Macht zu geben?
Sorry, wenn ich da vielleicht ein wenig Offtopic gerate, aber Macht ist gerade im Moment ein echtes Thema für mich, das mich sehr belastet.

Arghh, ist das Alles schwierig...

Liebe Grüße
Karin

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 09:32
von ben1
Hallo

nur ganz kurz - mein Perfektionist sagt, ich muß zur Arbeit

Ich denke, das funktionieren müssen entsteh aus der Angst, was passiert, wenn ich nicht funktioniere. Diese Erfahrung will uns unser innerer Antreiber nicht machen lassen müssen - er versucht hier wirklich alles, um uns diese Gefühl zu ersparen (daher eine durchaus löbliche Intention). Und ich denke, nur wenn wir umlernen, wenn wir mit eben solchen Situationen (etwas nicht perfekt zu machen oder gar nicht zu schaffen) weniger negative Erfahrungen machen, dann kommt wieder Bewegung und Spielraum ins Leben.

Also ich finde eine spannende Frage "Wenn ich dieses oder jenes jetzt nicht (oder nicht perfekt) mache, was passiert dann eigentlich?" Und ich habe bei mir festgestellt, das in der "Außenwelt" eigentlich gar nix passiert (ob ich jetzt mit dem frisch gewaschenen Auto irgendwo aufkreuze oder nicht, ist den Leuten ziemlich wurst) - aber im inneren schleicht sich so ein unangenehmes Gefühl ein "He, bist Du vielleicht gar nicht besser als all die anderen Menschen?" - und ich kann mittlerweile sagen "richtig, ich bin keine Spur besser oder schlechter als die anderen Menschen, ich darf Fehler machen und kann aus ihnen lernen, ich bin ein Durchschnittstrottel" - das nimmt eine Menge druck!

Also nochmal zusammenfassend (war so viel, das ich das für mich nochmal sortieren muß)
Wenn man sich entschließt, den Perfektionismus nicht mehr leben zu wollen, wird man mit Gefühlen in Kontakt kommen, die erst mal nicht sehr angenehm sind (s.o.)und vor denen uns unser Antreiber immer bewahren wollte. Aber diese Phase geht vorüber, weil wir immer mehr Erfahrungen machen dürfen, auch Fehler machen zu dürfen, ohne das die Welt untergeht. Verabschieden müssen wir uns dann auch von einem "Idealselbstbild" - und das bedeutet nicht, vom Winner zum Looser zu werden, sondern sich wieder in die Reihe der ganz normalen Menschen einzureihen.

Hoffentlich nicht zu viel von

Ben

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 11:40
von Alina1
Ach herrje nochmal,
Ich fühl mich eigentlich überhaupt nicht besser als andere Menschen,sondern immer und in allem nur schlechter!Mir fehlen einfach die korrigierenden Erfahrungen im Leben,jemand,der mal sagt:"Antje,das find ich gut an dir und damit gehst du mir total aufn Zwirn!"Ehrliche Auseinandersetzungen mit mir als Menschen,daran fehlt es.Aber da ich bisher niemandem wichtig war:wer sollte sich auch mit mir auseinandersetzen,mir feedback geben?

Eine Einschränkung:In diesem Forum und im Chat konnte ich einige gute Erfahrungen machen,was konstruktive Auseinandersetzung angeht,und das find ich klasse!!!

Grüßelchen
Antje

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 11:50
von deep
Hallo Antje,

das, was Du sagst, ist mir auch spontan durch den Kopf geschossen, auch wenn ich Ben's Ansatz irgendwo auch verstehe:
Ab einem gewissen Punkt scheinen Depris dazu zu neigen, sich für "besser" zu halten, weil sie sich mehr mit sich beschäftigen, zumindest kann es einem so vorkommen. Das soll keinerlei Kritik sein, um Himmels willen!!! Und ich schließe mich selbst dabei ausdrücklich ein!!!

Mir fehlt aber eigentlich genau das/der, was Du gesagt hast: Jemand der sagt: "Da biste klasse und da find ich Dich doof" und das bitte auch sehr unverblümt, damit ich es auch sicher kapiere.

Ich hoffe, das, was ich oben gesagt habe, kriegt keiner in den falschen Hals, es ist einfach nur so ein Gefühl, das mich manchmal überkommt, ich meine damit niemanden persönlich!!! Und will auch damit nicht werten!!!

Liebe Grüße
Karin

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 12:12
von Jessi02
hm, ich glaube, letztendlich muss jeder merken, dass es kein perfektionismus gibt. der weg dahin ist nur so steinig, dass man das gefühl hat, man geht daran kaputt.
ich neige dazu, für alles und jeden mitzudenken, versuche zu denken, was könnte der/diejenige von mir erwarten, was ich jetzt sage. was könnte der/diejenige selbst wünschen, wie kann ich es richtig machen. ich befinde mich da in einem extremum, das bereits seit ich denken kann, sodaß die eigenen wünsche, vorstellungen etc. total auf der strecke geblieben sind. derzeit versuche ich, ab und an eigene wünsche zu äußern, die rückschläge sind aber so heftig, daß ich damit noch nicht umgehen kann. die entäuschung, wenn es nicht funktioniert, die entäuschung, wenn es von anderer stelle dann abgelehnt wird, ist riesig. hm, kurzes bespiel:
ich wollte mit meinem partner in urlaub fahren. er hat zugesagt und ich habe mich darauf gefreut. jetzt schafft er es zeitlich nicht. ich bin natürlich traurig darüber, gleichzeitig habe ich aber auch ein schlechtes gewissen, weil ich nicht mitgedacht habe, weil ich mich auf etwas gefreut habe, was von vornerein nicht gegangen wäre, weil ich zwar verständnis dafür habe, deswegen auch nichts sagen kann, aber dennoch entäuscht bin. ich habe halt nicht mitgedacht, perfektionismus läßt sich nunmal nicht in jeder lebenslage mit eigenen wünschen in verbindung bringen, denn man kann es nicht allen recht machen, aber vor allem sich selbst nicht. nur damit umzugehen ist ziemlich schwierig.

hm, weiß nicht, ob es jetzt dazu passt, aber das ist mir gerade dazu eingefallen.

gruss
jessi

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 15:20
von deep
Hallo Jessi,

schön von Dir zu hören!

Eine Frage habe ich:
Wieso hättest Du wissen müssen, dass das nicht klappt, wenn er Dir doch zugesagt hat?

Liebe Grüße
Karin

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 15:49
von Jessi02
na, weil er ziemlich viel zu schaffen hat im nächsten halben jahr, das war vorher auch schon bekannt, spitzt sich jetzt aber noch weiter zu. naja, und er hat halt gemerkt, das ich mich drauf freue, und da das so selten ist, wollte er zusehen, das er das irgendwie hinkriegt, aber es zeichnet sich jetzt schon ab, das das nichts wird. ich habe ihm das bereits vor 6 wochen gesagt, als wir uns darüber unterhalten haben, das er sich das gut überlegen soll wegen dieses und jenes. ich wußte es im grunde genommen und habe mich dennoch drauf gefreut. jetzt darüber entäuscht zu sein ist eigentlich absolut fehl am platz, aber ich bins halt trotzdem. aber ich reiß mich ihm gegenüber schon zusammen, denn ich kann seine lage sehr gut verstehen und will ihm da nicht noch mehr probleme machen.

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 12. Okt 2004, 23:22
von ben1
Hallo KArin und Antje

Perfektionismus schliest ein (wenns auch paradox klingt), sich schlechter als andere zu fühlen - eben weil unser Bewertungsschema sagt "gut ists, wenns perfekt ist" - und auch dann findet unser Bewacher noch Sachen, die verbessert werden sollten (und wenn er uns dann nur vorwirft, uns zu wenig um uns zu kümmern - und wenn wir das machen, wirft er uns Egoismus vor - der Bewacher gewinnt dieses Spiel immer!)


Jessi Danke für Dein Beispiel - das ist genau die Situation. Wenn ich a mache und das klappt nicht, hätte ich b machen sollen. Wenn a doch geklappt hat, habe ich c vernachlässigt usw. Es gibt immer einen Grund, sich Schuldig zu fühlen - egal, wie was läuft (und wenns wirklich gut läuft, kann ich mich dafür schlecht fühlen, das es mir gut geht, wo doch so viele Menschen auf der Welt leiden). Wie kommt man da raus? Welchen Zugang bietet der Verstand bei diesem Dilemma?

Ich denke, wichtig ist erstmal zu erkennen, das es die richtige Lösung nicht gibt! Egal, welches Problem man mit diesem Glaubenssatz betrachtet - man wird immer Perspektiven finden, die die eigene Lösung "falsch" machen. So gibt es auch nicht den richtigen Weg durch mein Leben, sondern nur meinen Weg. Wenn man das verstanden hat und sich trotzdem auf den Weg macht, hat man gewonnen!
Noch ein Beispiel zur Illustration (einfach, weil ich das Thema so wichtig finde) - die Partnerwahl

Man hat also einen Partner gefunden, die Phase der Hormonsteuerung ist vorbei (die Schmetterlinge im Bauch haben sich beruhigt) undschon kommen die Zweifel. "Ist er/sie wirklich die richtige für mich?" Es wird in jeder Partnerschaft viele Fakten geben, die dafür sprechen - und viele, die dagegen sprechen - je nach Perspektive. Es gibt jetzt 2 Lösungen - ich bleibe alleine und suche weiter nach der sprichwörtlichen "blauen Blume", oder ich erkenne (!) das es die blaue Blume nicht gibt und lasse mich auf eine "unperfekte" Partnerschaft ein (weils ja im großen und ganzen passt). Welcher Weg ist wohl der gesündere?

Ben

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 13. Okt 2004, 08:39
von deep
Hallo,

@Jessi
Jetzt habe ich es verstanden und ich kann das auch nachvollziehen, es geht mir oft genauso. Und jetzt enttäuscht zu sein, finde ich auch absolut legal. Irgendwie hat er ja ein Versprechen nicht halten können. Blöd ist das, vor Allem, wenn er nix dafür kann, dass es schief gegangen ist.
Aber kannst Du das mit dem gemeinsamen Urlaub nicht irgendwie so (ver)schieben, dass es machbar wird? Wenn seine arbeitsintensive Phase vorbei ist oder so? Oder Dich mal alleine für ein paar Tage ausklinken und nur das tun, was Du magst?

@Ben
Das, was Du zum Perfektionismus sagst, bedeutet, dass unserer innerer Zensor immer und grundsätzlich mit anderen vergleicht. Ich denke, das ist es nicht. Problematisch ist für mich viel mehr, dass ich/mein Zensor (was ja das Selbe ist, irgendwie) ein Idealbild geschaffen hat, das nix mit der Realität zu tun hat und ich im Vergleich damit unterliege. Da habe ich natürlich ein Problem, wenn ein anderer Mensch in diesem Teilbereich meinem Ideal näher kommt, aber im Grunde genommen geht es doch weiter... Wie oft fühle ich mich doch auch "besser", eben weil ich so hehre Ansprüche habe...

Ich kann es nicht richtig in Worte fassen, aber irgendetwas in mir sträubt sich ein wenig gegen deine Aussage, ich weiß aber noch nicht genau, wie ich es sagen soll. Wenn mich die Inspiration überfällt, melde ich mich

Liebe Grüße
Karin

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 13. Okt 2004, 12:52
von Jessi02
Hallo Karin,

klar läßt sich der Urlaub verschieben, frühstens jedoch auf nächstes Jahr Juni/Juli. Ist halt einfach nur schade. und mir tut es eben leid, daß ich ihn überhaupt in diese Situation gebracht habe. Letztendlich war er in der Zwickmühle, ich hätte, bzw. habe es ja vorher schon gesehen und hätte den Vorschlag gar nicht machen müssen. Aber so ist das eben, manchmal denkt man eben nicht nach. Allein in Urlaub könnte ich natürlich, aber das will ich nicht, da ich bereits im Februar eine Woche mit Freunden weg fahre. Mir ging es um ein paar schöne Tage mit ihm zusammen, aber das machen wir dann halt nächstes Jahr. War ja auch nur ein Beispiel, ist schon ok soweit.

Gruss
Jessi

Re: was hab ich eigentlich getan???

Verfasst: 13. Okt 2004, 14:17
von deep
Hallo Jessi,

ich glaube halt, das ist der Punkt:

Du glaubst, ihn in eine Zwickmühle gebracht zu haben, weil Du nicht dran gedacht hast, welche Probleme ihm dein Wunsch/Vorschlag machen könnte und machst Dir deshalb selbst Vorwürfe.

Quasi von außen betrachtet sieht es für mich aber so aus:

Du hast ihm einen Vorschlag gemacht, einen Wunsch geäußert. Er hat sich entschieden, deinem Wunsch zu entsprechen. Jetzt klappt es nicht.
Ist es nicht sein Ding, sich vor einer Zusage zu überlegen, ob er Deinen Wunsch erfüllen kann? Was ich meine ist, dass Du Dich zwar ärgern/enttäuscht sein/traurig sein kannst, dass es nicht klappt - aber für die Wunscherfüllung und die dazu erforderlichen Maßnahmen nicht zuständig bist, sprich Dich darauf verlassen musstest, weil Du gar nicht an alle Eventualitäten denken kannst, wenn es um einen anderen Menschen geht.

Ich weiß nicht, ob ich wirklich rüberbringen kann, was ich meine. Wenn es um erwachsene Menschen geht, kann ich nicht Alles voraus bedenken, ich kann nur für mich denken. Ab einem gewissen Punkt entzieht sich das meiner Verantwortung, was bei einem anderen passiert, er muss es selber tun. Und weil es ab diesem Punkt nicht mehr meine Verantwortung ist, darf ich mir daraus keine Vorwürfe machen.

Beispiel:
Alle wissen,dass Rauchen zu Lungenkrebs führen kann.
Ich kann das meinem erwachsenen Partner sagen, argumentieren und machen und tun - ob er aufhört ist aber sein Ding, da habe ich keinen Einfluß drauf. Wenn er dann an Lungenkrebs erkrankt, wäre es dann richtig, wenn ich mir deswegen den Vorwurf mache, ihn krank gemacht zu haben?

Ist vielleicht krass, aber mir fällt gerade nix Besseres ein, ich hoffe, Du verstehst es nicht falsch.

Liebe Grüße
Karin