Macht die Arbeit krank?

Mountainbiker
Beiträge: 236
Registriert: 19. Sep 2020, 18:15

Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mountainbiker »

Das ist doch toll, da hast du ja richtig viel erreicht. Allein schon in eine Akutklinik zu gehen, finde ich ich ein sehr guter Schritt. Und wenn du dort zur Ruhe gekommen bist, umso besser für dich. Ich freue mich für dich. Ich habe mich nicht im Job verletzt, das war als ich an meinem Auto geschraubt habe. Aber alles gut. Ich habe heute eine Biketour gemacht und da gab es keine Probleme.
Was deine Therapie betrifft, muss wohl jeder das passende für sich finden. Ich mag Yoga und Klangschalen. Für dein Wiedereinstieg wünsche ich dir alles gute. Gibt es eine Wiedereingliederung in den Job?

LG Der Mountainbiker
Das Leben ist wie Radfahren. Man fällt nicht, solange man in die Pedale tritt.
Mongolin
Beiträge: 345
Registriert: 1. Okt 2020, 10:44

Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Mongolin »

Hallo ,
Ich habe mal meinen alten thread raus gesucht. Fing vor fast zwei Jahren an und habe damals im Forum echt hilfe bekommen.
Heute ist mein erster Urlaubstag.
Ich habe letztes Jahr im September meinen Führungsjob abgeben und dann 1 Jahr in teilzeit, 23 Stunden, als Erziehungsurlaubsvertertung in einem anderen Referat meiner Dienststelle gearbeitet.
Am Anfang nicht leicht, neues Thema, neue Kollegen, wieder einen direkten, leicht wirren und inkompetenten, aber netten Chef.
Die Entscheidung war aber richtig.
Jetzt ist Die Zeit der Vertretung zum 1.09 um. Gestern war Abschied aus dem alten Referat. Sehr nett und ich gehe mit einem guten Gefühl. Hab auch echt etwas auf den Weg gebracht, weil ich so bin.
Ab 1.09 hab ich dann einen neuen Job, unbefristet, wieder ein neues Aufgabengebiet, aber ich hab Lust darauf. Teilzeit, jetzt 28 Stunden
Ich habe viel gelernt. Bin jetzt im reinen damit , meine Führungsposition aufgegeben zu haben. Habe viel positive Rückmeldung bekommen.
Für alle, die vor einer ähnlichen Situation stehen, ja, es geht, wieder in die zweite Reihe zu treten.
Jetzt habe ich ein paar Tage frei.
Depression ist immer noch ein Thema, aber irgendwie geht es.
Ich bin jetzt 58 und möchte nicht ein paar gute Jahre haben.
Ja, es war mir irgendwie ein Bedürfnis noch mal fazit hier zu ziehen.
@Falls Zara nicht irgendwie hier im Forum unterwegs ist, du hast mir in den schlimmen Zeiten sehr geholfen.
Liebe Grüße
Mongolin
Ifightdepression79
Beiträge: 297
Registriert: 22. Jul 2022, 13:44

Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von Ifightdepression79 »

Hi Zusammen,

ich denke, dass ich schon vor der Arbeit krank war und selbst wenn nicht dann hat mich krank gemacht, dass ich mich nicht abgrenzen konnte und mich über Gebühr verausgabt habe, um ein ganz toller Performer zu sein. Das positive Selbstbildnis durfte nicht zerbrechen.
Krank gemacht hat mich, dass ich gerade am Arbeitsplatz immer wieder Traumatrigger hatte, die mich Dinge sagen und schreiben ließen, die Konflikte nach sich zogen.
Krank gemacht hat mich Erfolg und Lebenszufriedenheit nur über Arbeit und Leistung zu definieren.
Jetzt arbeite ich gar nicht, habe wenig Geld und trotzdem Erfolg, wenn ich zum Beispiel im guten Kontakt mit meinen Kindern bin oder mir etwas schönes koche.

Arbeit ist nicht alles im Leben.
Und kein Arbeitgeber sagt dir:"Schön, dass ich dich habe."
Das wäre allerdings auch eher Aufgabe der Eltern gewesen.
Diesen Moment haben die Eltern leider verpasst.

VG
Malte
Viele Grüße

Malte

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"Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts."
niri76
Beiträge: 104
Registriert: 26. Aug 2022, 10:06

Re: Macht die Arbeit krank?

Beitrag von niri76 »

Liebe Mongolin!

Vielleicht ist es gar nicht die Arbeit die Dich krank macht, sondern deine Sicht darauf und Dein Umgang damit.

Das musste ich selber in vielen Therapiestunden lernen. Ich habe mich nie abgegrenzt. Bei jedem noch so kleinen Fehler den ich gemacht habe, fühlte ich mich als Versagerin. Und das nur mir solche dummen Fehler passieren. Außerdem wollte ich immer alles perfekt machen. Meine Chefin ist dann gern auf den Zug aufgesprungen und hat mir zusätzlich noch Vorwürfe gemacht, wie z.B. Ich hätte schon erwartet, dass Du das weißt. Oder: Sowas geht gar nicht. Das führte zu so einem Druck, dass mir vor jedem Montag tatsächlich total gegraust hat. Außerdem war mein Selbstvertrauen tief erschüttert.

In der Therapie habe ich gelernt, dass auch 70% mal reichen. Außerdem habe ich bemerkt, dass die anderen genau so viele Fehler machen. Und selbst die Chefin macht Fehler. Wenn sie mich jetzt wieder zurechtweisen will, sag ich ihr genau das. Und was soll ich sagen: Ihre Zurechtweisungen kommen nur noch sehr selten.

Liebe Grüße
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