Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe alle,

die Arbeit ist gerade derart viel und überwältigend, dass ich kaum zu Euch und hier komme.
Es gäbe so viel zu sagen, so viel was auf der Seele liegt, was mich rumtreibt, mir auf den Magen und die Seele schlägt.

Diese Tage habe ich aber das Gefühl, wenn ich anfange zu schreiben, wird es mich überwältigen und lähmen, und mich noch mehr einnehmen.

Ich warte darauf, dass die Tage besser werden, in ca. 6 Wochen ist eine Phase der freieren Arbeitsmöglichkeiten, eine geringere Schlagzahl drin. Ich will mich in der Zeit ein wenig um mich kümmern und um wohin ich will, was ich will, wie ich es will.

Meine Mutter ist jetzt noch krank geworden, die Galle, und damit ist uns diese Woche alle Orga zusammengebrochen, für meine Pendelei. Ein fragiles System. Ihr geht es aber wieder etwas besser, und das beruhigt mich. Denn immerhin ist sie 80, und man macht sich ja so seine Gedanken (und mein Vater lebt ja schon lange nicht mehr).

Ich schreibe hier gern, ich fühle mich hier freier als irgendwo, keine so tun als ob, kein Lächeln, wenn es nicht geht, kein Lachen, kein Zusammenreißen, die ganze Kraft, die man dafür braucht, so zu tun als wäre man jemand anders, sie muss hier nicht aufgebracht werden.

Ich kann gerade nicht gut schreiben, aber das Bedürfnis ist da...

Ich verspreche auf mich aufzupassen.

Aber macht das auch bei Euch!
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Bitte schreibe nur dann, wenn du das Bedürfnis hast und du das Gefühl hast, dass es gut für Dich ist.

Was du hier beschreibst, kenne ich selbst auch sehr gut - wenn es um mich geht, egal ob hier, in der Therapie oder sonst wo...
Diese Tage habe ich aber das Gefühl, wenn ich anfange zu schreiben, wird es mich überwältigen und lähmen, und mich noch mehr einnehmen.
Lass Dir Zeit! Höre auf Dich! Sei gut zu Dir!


Ich wünsche Dir viel Kraft

einen Sonnenstrahl


Herzliche Grüße

Camille
El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Ihr Lieben,

im Moment bin ich von all meinen Aufgaben und Anfordernissen so überwältigt, dass ich nicht so recht weiß, wie es mir geht, was los ist, wie ichmein Leben auf Dauer führen will und kann.

Nachem nun meine Mutter krank ist, und dann meine kleine auch nach krank wurde, sich alle Deadlines türmten und türmen, und die letzten Inseln der Ruhe wegzuschwimmen scheinen, meine Beziehung mir gestern erklärt hat, dass er dass gar nicht gut findet, dass ich mich nicht ausreichend freue, wenn wir im März einen Termin finden, an dem wir eine Nacht zusammen haben, dass meine Frustration diesbezüglich nicht gerechtfertigt sei (wir reden von zwei Nächten verteilt auf sechs Monate), nachdem ich auf die Frage, was ich ihm bedeute, nicht mehr antworten kann, als viel, und auf den Wunsch hin das zu konkretisieren meinte, das mache er gerne in (Zitat)" absehbarer Zeit", nachdem ich mich durch jeden Tag und jede Nacht kämpfe, kaum schlafe, und denke ich werde gar niemanden und nichts mehr gerecht, weiß ich nicht mehr so recht, was richtig oder falsch ist...

Mir gehen die Grundlagen meins Handelns abhanden, wann habe ich ein Recht auf Pause, wann darf ich müde und abgeschafft sein, bin ich doch nur faul und jammrig, woran finde ich noch Freude...

Ich hab Angst allein zu sein, aber auch gleichzeitig keine Kraft für Gesellschaft...
Zur Dunkelheit gesellt sich eine Art Leere.

Entschuldigt bitte, wenn ich hier Tiraden raushaue, aber etwas anderes geht irgendwie gerade nicht...

Ich würde gerne in einer warmen kuscheligen Ecke sitzen, jemand hat mich Arm, und streichelt mich und lässt mich weinen, einfach weinen, bis alles raus ist...und ich erschöpft einschlafe für ein/zwei Tage.. und wenn ich wieder aufwache, dann ist diese Person nach da, und hat keinen Respekt vor mir verloren, sondern mich noch genauso gern, wie vorher...

Ich sende Euch liebe liebe liebe Grüße
El
anna54
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El
nur anseitsweise kann ich mir vorstellen,was du alles stemmst und aushalten (willst) und musst.
Es sind keine Tiraden,es sind Hilferufe.
Der Leidensdruck ist da,er geht auch nicht weg,wenn du ihn wegdrückst,ihn verdrängst.
Was kann ich dir wünschen,genau das, was du dir wünscht,einen geschützen Ort,an dem endlich Weinen und Trost möglich sind.
Wo gibt es diesen Ort? Ich kenne Rettungsinseln,eine gute Therapeutin(auch wenn Termine rar und selten sind).
Letztlich komme ich nach jahrzehntelanger Erfahrung als Betroffene und auch als Angehörige auf den wunderbaren Ansatz zurück,dass Genesungsbegleiter hilfreich sind.
Sie haben die eigene Krankheitserfahrung mit einer fundierten Ausbildung verknüpft und wissen,was die Krankheit bedeutet und wo Lösungen gefunden werden können.

Liebe El,dein Beitrag macht mich betroffen,ich finde ihn wunderbar,du hast die richtigen Worte gefunden.
Ich möchte dir auch auf diese lange Entfernung sagen,ich denke an dich,ich fühle mit dir,ich mache eine Kerze an,ich glaube an dieses Symbol,schon immer und gerade jetzt wieder.

In meinem großen Bauernhaus gibt es eine verwinkelte Ecke,sie ist mittendrin und doch sehr geschützt.
Dort steht ein Bett mit vielen Decken und gemütlichen Kissen,das ist oft genutzt,meist von Kindern,aber auch von Menschen,die einfach eine Auszeit brauchen und ich decke jeden zu.
Mein Hund wacht,er geht ihnen nicht von der Seite,wunderbar geborgen.

Dass du behütet und geborgen sein mögest,in Gedanken an deiner Seite.
anna54
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe Anna, Liebe El
Ich würde gerne in einer warmen kuscheligen Ecke sitzen, jemand hat mich Arm, und streichelt mich und lässt mich weinen, einfach weinen, bis alles raus ist...und ich erschöpft einschlafe für ein/zwei Tage.. und wenn ich wieder aufwache, dann ist diese Person nach da, und hat keinen Respekt vor mir verloren, sondern mich noch genauso gern, wie vorher...
Leider können wir dich hier nicht in den Arm nehmen - aber, wenn es Dir helfen sollte, dann weine und schreibe und fühle dich gehalten von uns. Ich werde lesen und an dich denken.

Anna hat so liebevoll dir eine Zuflucht beschrieben, einen Ort der Geborgenheit. Vielleicht gelingt es Dir, Dir dieses Bett vorzustellen - zumindest in Gedanken.

Diese Sehnsucht - ach wenn doch ein Engel käme und mir sagte, ich solle mich hinlegen und ausruhen. Er sorge für mich, solange ich es bräuchte. Wie bei Elias in der biblischen Geschichte.- Ich bin kein gläubiger Mensch, aber viele Geschichten und Bilder, besitzen eine tiefe Wahrheit für mich.


Und abends lasse ich mich sinken im Gefühl von etwas "Höherem und Größerem" gehalten zu werden und ich stelle mir vor, wie ich meine Last an all dieser Verantwortung ablegen kann und zu Ruhe kommen darf. Meist gelingt es - auf alle Fälle wirkt irgendwann dann das Quetiapin...


Weine dich hier aus, wenn es Dir gut tun sollte.

Fühle dich gehalten, von uns.


Camille
El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Anne, liebe Camille,

das bedeutet mir so wahnsinnig viel das von Euch zu lesen.

Annes Zufluchtsort entsprecht der Sehnsucht, die ich habe und die wächst und wächst... diese innere Müdigkeit, die unendliche Traurigkeit, sie werden in diesen Tagen so schwer wie Blei. Ich halte mich mit Durchhalteparolen über Wasser und bis auf meine beste Freundin höre ich auch nur solche. Bzw. es ist so völlig klar, der Gaul wird geritten bis er tot ist. Für mich gibt es keine Entschuldigungen oder Pausen, von mir wird erwartet, das ich es schaffe, und so reite ich den Gaul weiter... aber die Frage wächst mit der Dunkelheit: wofür?, was bleibt? Was wird am Ende sein? Wer wird noch da sein, wenn ich Misserfolge habe, wer wird da sein?, wenn ich krank bin? Wer wird mich halten, wenn ich stolpere?

Meine Wertigkeit sinkt und sinkt: ich bitte meine Beziehung um Hilfe, und es wird gleich ein Kampf, in dem ich zu viel verlange, oder nicht sehen würde, was er alles anbietet, ich weiche zurück, ich nehme alles Bitten zurück bis auf die Um Verzeihung, und der Selbstrespekt sinkt. Ich bin oft furchtbar hungrig, weil alles Energie kostet, dann esse ich Süßigkeiten, und ich fühle wie ich die Kontrolle über den Körper diesbezüglich verliere, und mich unattraktiv fühle (Essstörungen waren immer Thema bei mir); und da ich ja nun mal die Geliebte bin (und ich kann es mir ja schön reden, aber so ist es nun mal) ist meine körperliche Attraktivität Teil meines Beziehungskapital. Aber ich finde keine Kraft;

ich schlafe abends mit einem autogenen Training ein, in dem mir jemand sagt, vom band, den ich nicht kenne, dass ich einfach mal alles sein lasse darf, dann kommt die Müdigkeit und überwältigt, die Gedanken und ich schlafe...

Dann kommt der nächste Tag und ....

Ich danke Euch für den Ort, den ihr mir hier gebt, an dem ich mich geschützt fühlen darf, ich sein darf,
ich danke Euch für die Insel und die Anker, die ihr hier seid.
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Liebe El,

Sehnsucht ist ein Wort - dessen Stärke ich erst in den letzten Jahren erkannt habe. Sehnsucht ist ein ganz tief empfundener Wunsch - nach etwas, was unserem "Inneren" fehlt.

Ich lese sehr viel Sehnsucht in deinen Schreiben - Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit.

Immer wieder versuche ich es mit Gedichten, gegen mein Grübeln und Gedankenkreisen anzukommen - dabei entfalten einzelne Zeile oder Strophen für mich ganz eigene tröstende Bilder.

Sehnsucht - entspricht für mich der letzten Zeile von Eichendorffs Gedicht Mondnacht

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel auf
Flog durch die stillen Lande
Als flöge sie nach Haus.

Es steckt für mich alles drin. Meine gefangenes, unterdrücktes Inneres darf sich entfalten, lässt alles Irdische, Belastende und Schwere unter sich, fliegt frei - ganz in Ruhe und Stille, ganz ungestört - und es gibt Heimat und zu Hause....

Ich lese bei Dir, soviel Belastendes. Soviel Druck. Deine Arbeit, deine Beziehung. Deine Ansprüche an dich - deine Strenge zu Dir selbst, deine Kontrolle - du reitest dich, bis du umfällst, lässt deinem Gaul keine Pause, gibst ihm nicht das nötige Futter....

Pass auf dich auf
Camille
Gertrud Star
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo El,
vielleicht kannst du versuchen zu unterscheiden, ob du ein Ende der gegenwärtigen Belastungssituation noch vorstellen kannst, oder ob dir nur das Gefühl, die Überlastung nimmt kein Ende so sehr zu schaffen macht. Vielleicht kannst du so einige Zeit leichter durchhalten.
Ich wünsche dir eine Prise mehr Leichtigkeit.

Hallo Camille,
dass Sehnsucht im übertragenen Sinne nach Hause führt, ist ein sehr tröstlicher Gedanke.
So habe ich das nicht gesehen.

LG Gertrud
anna54
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El,liebe Camille
Sehnsucht ist genau das Wort,das es ausdrückt.
Lange können einseitige Belastungen kompensiert werden,ohne nur zu ahnen,wo und wie unsere Seele eine Heimat braucht,die sie nährt und auch hält.
Ich kenne diese Welt da draußen kaum noch ,wo so ein Druck "normal scheint",wie es El berichtet.
Möchte dich in den Arm nehmen und dich fragen,wo bist du Geliebte,bist du nicht Frau?
Wie können Süssigkeiten deinen Hunger nach Fürsorge,ja auch nach Leben stillen.

Es mag ein Spiel im Leben geben,wo Frauen auch einen Part leben und leben möchten,wo sie sich gesehen und geliebt fühlen,es ist eine Rolle,sie sind Geliebte und leider bleiben sie es.
Mir fehlt da das Selbstbewußtsein,zu sagen,ich liebe mich,ich liebe meinen tollen Körper,ich nehme mir,was möglich ist,auch die Rolle der Geliebten.
Nicht als Falle,sondern als bewußte Entscheidung.
Da fehlt aber der Part,den eine Beziehung bietet,Schutz und Raum für das ,was Leben eben ist,schwer und verletzlich auf allen Ebenen.
Liebe El,ich kann gut verstehen,dass es Berufe und Positionen gibt,die nach außen stark und wie unantastbar scheinen.
Aber das erfordert die zweite Ebenen,wo genau "hinter den Kulissen" Mensch sein dürfen,schwach sein dürfen,verletztbar sein dürfen gelebt werden kann.
Wenn alle Ebenen nur noch den schönen Schein wollen und "erzwingen",dann sitzt du auf einem totem Gaul.
Kannst du die Liebe zu deinen Kindern und deren uneingeschränkte Liebe als die tiefste Quelle von Leben spüren.
Das ist der tiefste Sinn von Leben überhaupt,der größte Schatz den wir dem Leben schenken und der sich uns wieder und wieder schenkt.
Es ist die Quelle für alle Lebensbereiche,wir müssen nicht die Versorger vor Ort sein,das können Väter und Großmütter auch.
Aber sich dieser Quelle bewußt sein,voller Stolz und Selbstbewußtsein Mutterschaft leben,das würde ich dir so sehr wünschen.
Geliebte bis du auf Zeit,irgendwann geben Frauen diese Rolle auf,Männer nicht,sie profitieren.

Sei bitte du die Erste,die für sich fordert,weil du es dir wert bist.
anna54
Camille
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Ihr Lieben,

Anna du schreibst so viel von Selbstbewusstsein - sich selbst mögen, für sich zu fordern - weil man sich selbst wert ist.

Ja liebe El - danach schreist du in deinem Schreiben. So hört es sich für mich auch an. Oder meinst du es anders? Du ackerst und ackerst - und spürst dich selbst immer weniger. Verstehe ich das richtig? Und weißt nicht, was einmal für dich "übrig" bleibt.

Was bedeutet Dir deine Arbeit? Gibt es da Bereiche, auf die du "stolz" bist? - wenn du so ganz ruhig in dich hinein hörst. Könnte es da etwas geben?


Wenn du in Ruhe an deine KInder denkst. Gibt es etwas, was dich erreicht? Vielleicht wie das Haar riecht, wenn du eine auf dem Schoß hast.

Ich wünsche mir, mich mal von Dir zudecken zu lassen - liebe Anna.

Camille
El-R17
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Anna, liebe Gertrud, liebe Camille,

Ihr seht sehr weit und sehr tief, wo meine Probleme liegen.

Liebe Gertrud,
ja, gerade ist die Situation extrem, und ich sehe kleinere Pausen, und ich werde sehr sehr mich selbst "disziplinieren" müssen, sie auch zu nehmen, für mich. Nur für mich. Ich lebe mit dem Gefühl, sie nicht zu verdienen; auf der einen Seite weiß ich, dass es nicht so ist, aber ich kann mich nicht davon lösen, davon hinter den Erwartungen geblieben zu sein.

und da kommen wir zu dem, was Camille fragt: eigentlich habe ich einiges geleistet, habe vielviel mehr in meinem Bereich erreicht, als viele viele andere, ich hab mein Ding gemacht, ich war mir immer treu, darauf bin ich stolz, aber dann kommt der Zweifel, ich hätte da , ich hätte dort, ich bin doch nur eine Blenderin usw usw.

Meine Mädels sind unglaublich, schön, schlau, stark; oft fehlt mir aber die Geduld, die Muße, die Freiheit der Gedanken, ich weiß nicht, ob sie es wissen oder merken, dass es so ist. Ich schäme mich da oft; sie sind da, sie lieben mich bedingungslos, egal, wie traurig, wie zornig, wie ungeduldig oder fahrig ich bin. Sie haben sicherlich mehr verdient.

ich wollte nie Geliebte sein, niemals, vom Moralischen abgesehen, war es kein Part, kein Konzept, keine Idee, die mir jemals für mich in Frage kam. Nur habe ich den Absprung nicht geschafft. Ich liebe in dieser Beziehung hemmungslos, besinnungslos, und dumm. Selbstaufgebend, selbstlos, und selbstbewusstsein.... und mit immer mehr Sehnsucht, und Traurigkeit. Ja, das ist was fehlt, niemals gibt es Sicherheit, Geborgenheit, niemals reiche ich, niemals reicht, was ich bekomme. Selbst ich weiß, dass ich in dieser Beziehung sehr wenig bekomme, und dass ich sicherlich mehr verdiene, aber immer, wenn es hart auf hart kommt, so weiche ich zurück bzw. tue alles um es mir zu bewahren und zu retten. Ich habe die Einsamkeit gesehen, ich weiß wie das ist, wenn man sich selbst nicht genügt. Mein Vater war der einzige den meine Mutter je liebte, bis zu seinem Tod vor 17 Jahren, und so ist es geblieben, und so kam die Einsamkeit, und kein Weg führt sie daraus. Das fürchte ich so sehr....
Aber natürlich ist die Sehnsucht nachdem, was Anna beschreibt, eben diese, nach Geborgenheit, nach Sein dürfen, nach einfach die Augen schließen, und geborgen sein, einmal kein Kampf, ich bin des Kämpfens so müde...

Ich sehe Annas Winkel in ihrem Haus und ich denke, du hast sehr kluge Entscheidungen getroffen... sehr. Und ich hoffe mein Weg führt mich auch zu solchen

In Sehnsucht
El
Peter1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo El
Selbst wenn du deine Beziehung aufgibst, heißt das noch lange nicht, das es dir so ergeht, wie deiner Mutter. Die zwei Frauen kann man nicht vergleichen. Deine Mutter wurde in einer Zeit erzogen, wo das Zusammenleben ohne Trauschein noch eine Schande für die ganze Sippe war.
Bei dir ist das ganz anders, nur vernebelt dir die Depression die Sicht der Dinge.
Du schreibst ja selbst, das du in deinem Beruf mehr Leistung gebracht hast, als viele andere, also bist du schon mal keine Blenderin. Deine Kinder würden dich nicht so lieben, wenn du so eine miese Mutter wärst, wie du schreibst.
Die Sehnsucht nach Geborgenheit kennen wir wohl alle, vor allem ich, als sehr emotionaler Mann. Ich habe noch mit 63 eine Frau, für den Rest unseres Lebens gefunden, warum soll dir nicht das Gleiche gelingen ? Natürlich müsstest du nach einem Mann“suchen“, wenn du erst wieder „auf dem Markt“ bist. :lol:

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Aida1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Aida1 »

.
Zuletzt geändert von Aida1 am 28. Aug 2019, 19:58, insgesamt 1-mal geändert.
Man muss sich selber lieben lernen - also lehre ich - , mit einer heilen und gesunden Liebe:
dass man es bei sich selber aushalte und nicht umherschweife. -Friedrich Nietzsche-
Gertrud Star
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Gertrud Star »

Liebe El,

auch wenn Scheidung und auch das teilweise Verlassen der Kinder wegen Arbeit heute kein solch Drama mehr sind wie früher, das Mutterideal lebt weiter. Die meisten Leute werden es vielleicht noch etwas seltsam finden, aber doch verstehen. Die Zeiten haben sich schon geändert, und ändern sich durch die neuen beruflichen Anforderungen (vor allem auch Mobilität) an beide Geschlechter gerade noch einmal mehr.
Vielleicht haben deine Kinder das viel besser verkraftet und verstanden, als es dich schmerzt.
Ich habe nichts vernommen, dass der Abschied jedesmal ein Mordsdrama ist, oder die Kinder daheim leiden wie sonstwas.

Ich erinnere mich gerade an den Moment, als meine Mutter mich als Kind im Krankenhaus alleine lassen musste. Ich war 6, und wurde von dem KKH in eine weit entfernte Kurklinik verlegt, ohne erwachsene Begleitung. Meine Mutter erklärte mir erst alles, dann drehte sie sich weg und schluckte die Tränen runter. Für mich war das weniger schlimm mit der Trennung. Ich nahm es so hin, ziemlich rational und gefasst, weil ich wusste wieso, wohin und wie lange das etwa dauert, und wer mich abholen wird.

Eine größere Belastung waren für mich andere Dinge, nämlich die Überlastung daheim und niemand der mir erklärte und mich auffing, wenns dolle wurde und ich nicht verstand, oder auch mal einen Schoß brauchte zum draufklettern oder eine Schulter zum ausweinen, oder einen erwachsenen Verstand, der hilfreich erklärte oder zur Seite stand.

Bei mir war der Vater in einer entscheidenden Phase jahrelang weg zum Studium, zu weit weg, im Internat. Ich und meine Mutter kamen nicht zusammen, wieso auch immer. Die Kommunikation ging heftig aneinander vorbei, wobei ich fast verstummte.

Ich bin der Meinung, dass eine bessere Kommunikation vieles hätte abwenden können bei allen Familienmitgliedern. Das scheint ihr viel besser zu machen.
So kann das Schwere leichter werden für alle.

Habe ich es richtig verstanden, dass dein Vater recht jung starb, als du noch sehr jung warst?
Das kenne ich bei mir. Ich war Anfang 20, er Anfang 40, als ihn eine Krankheit tötete.
Die Einsamkeit kenne ich auch von jung an: Die Einsamkeit, wenn man angefegt wird und keine Erklärung bekommt, die Einsamkeit des schlauen Mädchens, das auf Abiturwunsch keine Antwort bekommt. Die Einsamkeit, wenn der Vater zu früh stirbt. Die Einsamkeit, wenn man plötzlich in der Fremde als Hilfsarbeiterin arbeiten muss, obwohl man ein Unidiplom hat. Die Einsamkeit, die dann sich schon fast tödlich anfühlt, wenn man dann in der Fremde dann Psychodiagnosen bekommt und privat niemanden hat, mit dem man sprechen kann. Die Einsamkeit in den Pensionszimmern. Die Einsamkeit wegen des Gefühls der großen Unzulänglichkeit und der Meinung über sich selbst, dumm zu sein. Die Einsamkeit, wenn man viele Jahre falsche Behandlung und das Abdriften in die soziale Bedeutungslosigkeit verkraften muss. Die Einsamkeit, wenn die Mutter, die immer gerackert hat bis zur Selbstaufgabe, einem dann Faulheit und Arroganz vorwirft, wenn man nicht mehr kann und weiter will. Die Einsamkeit, wenn man bemerkt, dass andere viel weiter im Leben kommen und das auch noch lockerer und lebenserfahrener.
Ganz schön viel Einsamkeit.

Meine Mutter hatte dann noch weitere Männer, aber nie mehr so enge Beziehungen. Sie war die viele Arbeit damit leid.
Ich selber bin immer Single geblieben. Ich wollte erst in der Therapie geklärt haben, was mit mir los ist, und stabilere Lebensumstände, also normaler und pflegeleichter sein. Dazu kam es leider nie. Ich war ja immer die Große, die den Kleinen den Vortritt ließ, schon ab Ende des Kleinkindalters.
Dazu das häufige (meist Fern-)Pendeln wegen Ausbildung/Beruf. Will man da gebunden sein, bleiben nur Beziehungen auf Zeit, Fernbeziehungen oder einen mitwandernden Partner, oder eben lockere Beziehungen nur wegen Sex, oder ganz Single bleiben.
Dem steht meist doch die weibliche Sozialisation im Weg. Frau zieht zum Mann bzw. mit Mann mit, Frau steckt beruflich zurück. Oder man macht es wie du, und lernt dann, damit kein schlechts Gewissen mehr zu haben. Denn für deine Kinder scheint gesorgt zu sein.
Früher spielten da noch ökonomische Abhängigkeiten eine viel größere Rolle als heute.

Ob Frauen immer einen Beschützer suchen, oder ob ihnen das eingeredet wird, oder die Anforderungen des Lebens so groß sind, dass man es (zumindest) mit Kindern nicht alleine schaffen kann, das wird bei jeder anders sein. Die traditionelle Erziehung befördert jedenfalls ersteres, und die meisten Frauenverdienste und das Ehegattensplitting befördern die Tradition.
Ist frau krank oder eingeschränkt, wird es auch schwierig ohne Unterstützung.

Wüsstest du, wo du dir eine feste Beziehung wünschen würdest? am Arbeitsort oder dem Heimatort? Kehrst du zurück, bleibst du, oder wanderst du weiter? Ist da etwas abzusehen?

Kennst du eigentlich den Trick, mit denen sich viele Männer ihren letzten Tag bei der Armee vor Augen führten, an dem es zurück zu Frau, Freundin, Kindern, Familie und Kollegen geht?

LG Gertrud
Bittchen
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Bittchen »

Liebe Aida1,

kein Mensch weiß, was ein Leben lang reicht.
Heute ist es gut,nur das zählt.

Liebe morgendliche Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo
@Bittchen
Es stimmt, was du geschrieben hast, aber hat man nicht immer den Wunsch, es würde bis zum Ende halten ? Ich hatte das Glück, zwei wunderbare Frauen lieben zu dürfen. An ein Ende habe ich nie gedacht. Na ja, manchmal kommt es eben anders, als man denkt.

Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
Bittchen
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Bittchen »

Lieber Peter,

ich bin mit meiner zweiten großen Liebe schon sehr lange verheiratet.
Das waren gute und schlechte Zeiten.
Da hoffe ich, es kommen noch viele Jahre hinzu.
Goldene Hochzeit würde ich sehr gerne feiern.
Das könnte für dich und deine Barbara schwierig werden,darum zählt jeder Tag den ihr zusammen glücklich seid doppelt.

Zitat :"Nicht die Jahre in unserem Leben zählen,sondern das Leben in unseren Jahren ."Adlai Stevenson
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Peter1
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Bittchen

Ich würde sehr gerne, mit meinem Schatz, die Renten Versicherung noch 50 Jahre ärgern !

Alles Liebe und Gute Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
anna54
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von anna54 »

Liebe El,liebe Camille
was Einsamkeit bedeutet,wie sie gefühlt,gelitten wird,das ist wohl sehr unterschiedlich.
Sicher taucht sie an den Bruchstellen des Lebens immer wieder auf.
Selbst in rauher Wildnis kann ich geborgen sein,wenn ich ein solides Fundament besitze,besitzen darf.
Sicher ist das bei Menschen mit psychischen Erkrankungen brüchig,von nix kommt nix.
Da baut man dann Mauern und Sicherheitszonen,damit ja nicht noch mehr Wunden geschlagen werden.

Es gibt in meinem Haus,auf unserem Hof Orte der besonderen Begegnung,der Offenheit und der Geborgenheit.

Gern würde ich das transportieren,in Worte,in Gesten.
Ich decke dich zu,liebe Camille,in Gedanken begleitet das mich in jeden Abend.
Immer öfter werden mir Situationen bewußt,die unendlich verletzen,gerade mich verletzten,ohne dass der andere nur ahnen kann, warum.
Nicht mehr aushalten kann ich oberflächliche Zuwendung und gespieltes Interesse.
Ich wehre ab,ich spiele selbst Oberflächlichkeit vor,ich zeige meine Wunde nicht,sie ist nicht vorzeigbar.
Das ist die Wunde,nicht gesehen zu sein,obwohl alles gegeben wurde.
Je tiefer sie sich wühlen kann,um so mehr Abwehr,ich nehme irgendwann nichts mehr an,es ist zu flüchtig,zu unwahr.
Dass ich mich verliere in diesem Chaos ist unausweichlich.
Niemand sieht das verletzte Kind,wo auch,nicht vorzeigbar.
Trotzdem können wir uns selbst trösten,heil werden lassen.

Das war mein Weg,bis ich endlich begriffen habe,dass ich mich selbst tröste,wenn ich Kindern zur Seite stand und immer noch stehe.
Der Schmerz der anderen ist meiner,sonst würde er mich nicht berühren.
Lernschritte,die ich unbewußt aber doch zeilstrebig verfolgt habe.
Da war jede Therapie nur Hintergrund,ein Raum um zu begreifen,irgendwann.
Ich sehe deinen Schmerz,das ist das Forum,das macht es zu dem was es ist,Überlebenshilfe aus erster Hand.
anna54
SunIsWhatINeed
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von SunIsWhatINeed »

Hallo alle zusammen,

es ist schon eine WEile ruhig in diesem Eintrag , aber ich wollte trotzdem kurz schreiben. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Ich selbst finde mich auch sehr in EL`s Beschreibungen wieder...
bin alleinerziehend mit meine 7jährigen Tochter und dieses "immer funktionieren müssen" ist ein Gefühl, was mich immer begleitet.

Ich wollte nochmal aufgreifen..ich lese so raus , dass viele hier oder vielleicht die meiste , die Depression als ein ständigen Begleiter erleben. Es ist also etwas, was nicht dauerhaft geheilt wird sondern man nur lernt damit umzugehen, wie eine dauerhafte irreversible Behinderung? Ich frage so genau, weil ich immer noch nach 20 Jahre k<rankheits-und Therapiegeschichte hoffe, es irgendwann als geschlossenes Kapitel hinter mir lassen zu können aber vielleicht ist das nur eine Illusion. das gleichzeitig macht mich sehr traurig, denn es bestärkt ja den Gedanken, dass dieses "gegenankämpfen" nie aufhören wird und es immer so "anstrengend" bleibt...

was für Gedanken habt Ihr zu diesem Punkt? Ich würde mich sehr freuen von Euch zu lesen.
VG sun
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Camille »

Hallo Sun,

Von mir auch ein herzliches Willkommen und einen guten Austausch.

Ich habe gerade nicht viel Zeit - daher nur kurz.

Jede "Depression" verläuft anders - was du hier liest und welche Erfahrungen andere gemacht haben, muss nicht gleich bedeuten, dass es bei Dir genau so verlaufen wird. Viele die nicht mehr "gegenankämpfen müssen", weil es Ihnen gut geht, schreiben hier nicht (mehr) im Forum mit. Das einfach nur zur Info.

Ich verstehe es sehr gut, dass es dich "traurig" macht zu lesen, dass manche ein Leben lang nicht von dieser "Störung" loskommen. Ich selbst empfinde das Wort "traurig" , das du benutzt hast, für mich als nicht ganz passend - für mich fühlt sich dieser Gedanke eher unendlich und abgrundtief verzweifelt an - nicht aushaltbar.


Ich habe momentan aufgehört "dagegen" anzukämpfen - ich versuche zu akzeptieren - was oft nicht gut gelingt. Aber ich versuche es - mich und mein Erleben und meine "Störung" als Teil meiner selbst anzunehmen. Damit gelingt es mir, mir meine Schwächen und Fehler und pessimistischen Gefühle besser zu zugestehen.


Auch der Austausch hier hilft mir.


Camille
Katerle
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Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Katerle »

El-R17 hat geschrieben:Liebes Katerle, lieber Win10,

danke für Eure Antworten. Das alles ist für mich oft überwältigend, und wie viele schreiben, eben ein steter Kampf.

Katerle:
Das mit dem von der Seele schreiben, oder reden, das halte ich auch für wichtig für mich. Ich habe nur auch Angst davor, alles laut auszusprechen oder geschrieben zu sehen. Ich weiß natürlich, dass ich an allem die dunkle Seite sehe, dass ich der Dunkelheit eine Macht über mich gebe, die sie nicht haben soll. Sie frisst alles weg, die Freude an der Arbeit, die Freude an den Freunden, die Freude an meinen Kindern, an alle dem, was vor zwei Jahren noch schön war. Wenn die Dunkelheit kommt, sehe ich keine Zukunft, dann ist alles im Dunkeln. Viele werden das Gefühl kennen, das mit diesen schweren Phasen einherkommt: nicht gut genug für irgendetwas zu sein, versagt zu haben, keine Perspektiven zu sehen, in Nichts Licht zu sehen.
Ich sehe die Menschen um mich herum, und frage mich, wie sie das machen, wie stehen sie auf, wie haben sie Freude an etwas, wie genießen sie, woher nehmen sie die Zuversicht, wieso sind sie eins mit sich...
Natürlich "weiß" ich "rational", dass weder die einen so glücklich sind, wie ich meine, noch ich so schlecht bin, wie ich es fühle.
Aber bei mir kommt dann alles an, alles sticht sofort ins Herz, jeder dumme Spruch, jede kleine Bemerkung, jede Falte unter dem Auge, jeder Fehler, den ich wirklich mache...

Win10: ich finde es unglaublich tröstend zu lesen, dass sich das Leben wieder balancieren kann, dass es wieder gut werden kann. Ich habe die letzten 12 Jahre in einem sehr belastenden Arbeitsverhältnis agiert, immer in Zeitverträgen zudem, also in totaler Abhängigkeit; dazu kam dann am Ende ein systematisches Mobbing bzw. Bossing, dass selbst unser personalrat (kummer gewöhnt) blass wurde, ich habe bevor ich die Stelle jetzt wechselte, viel viel Kraft und federn gelassen, alles Kraft, die mir fehlte, um mit meiner Depression umzugehen,und die diese noch befördert habe. Jetzt habe ich vor diesem ausgesetzten Arbeitsverhältnis erstmal Ruhe, aber ich merke, dass ich es nicht verwunden habe, die Verletzungen noch offen sind; ein Teil in mir weiß, ich bräuchte Abstand, Pause, ne Kur, was weiß ich, aber ein anderer Teil ist fest, fest in der Überzeugung, dass ich das nicht darf und nicht kann, insbesondere in einem Umfeld, in dem man befristet ist, Höchstleistungen erwartet werden, und als Frau mit Kindern man dreimal beweisen muss, dass man es drauf hat.
Zudem ging meine Ehe in die Brüche, wobei mein Mann Freund, Unterstützung und Weggefährte geblieben ist.

Man sagt ja, Ratschläge sind auch Schläge, aber ehrlich gesagt, ich höre lieber von Euch, Meinungen und Tips, kleine und große Strategien, Erfahrungswerte, als verloren mich zu fühlen.

Ich danke Euch für's Hier sein dürfen
E
Hallo El,

vieles was du geschrieben hast, kommt mir sehr bekannt vor, wie du dich fühlst in solchen Momenten. Nur zum Glück gibt es auch wieder bessere Phasen und wenn es mir schlechter geht, versuche ich mich daran zu erinnern, was mir dann geholfen hatte, mich langsam wieder besser zu fühlen.

Wünsche dir weiterhin viel Kraft, Durchhaltevermögen und Zuversicht,
Katerle
Katerle
Beiträge: 11311
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Katerle »

@ Camille

Deinen letzten Absatz kann ich nur bestätigen, indem was du geschrieben hast.
Nur, ich denke, wer hier nicht mehr schreibt, das bedeutet nicht zwangsläufig, dass es vielen besser geht... Ist nur mein Gedanke...

Liebe Grüße
Katerle und wünsche dir auch weiterhin Kraft.
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von Peter1 »

Hallo El, Sun, Camille und alle Anderen
@Sun Zuerst einmal ein herzliches Willkommen auch von mir.
Auch ich bin dankbar, hier sein zu dürfen. Das Forum hat mir in den schlimmeren Zeiten geholfen, den Mut nicht zu verlieren, und die Zuversicht, das es eines Tages besser wird.

VlG Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
El-R17
Beiträge: 101
Registriert: 5. Jan 2019, 23:22

Re: Wenn die Dunkelheit kommt... was tut Ihr ?

Beitrag von El-R17 »

Liebe Sun!

Auch ein herzliches Willkommen von mir!

Liebe alle!

Danke für Eure lieben Beiträge,

Anna, deine Worte sind immer unglaublich tröstend. Ich finde Kraft daran zu lesen, wie du deinen Weg gefunden hast; wie du deinen Frieden gemacht hast und machst, dich befreist, von dem, was andere meinen, und meinen mitteilen zu müssen.

Ich hatte gestern eine sehr aufwühlende Situation, in einer eh angespannten öffentlichen Arbeitssituation sah ich nach mehr als einem halben Jahr zum ersten Mal meine Ex-Chefin wieder. Ein befreunder Kollege sagte mir, sie würde kommen. Und alle Emotionen, der Schmerz, das Bossing, die Verletzungen, die Missachtung kamen hoch wie ein Tsunami. Ich war wie verloren. Gefangene meiner Angst.
Ich hab das im wahrsten Sinne des Wortes durchgeschwitzt, habe mir liebe Kollegen zu Seite genommen und als Barrieren aufgebaut, aber ich wusste, es nutzt nichts, es wegzudrängen; das konnte nur passieren, weil ich es nicht aufgearbeitet habe, weil ich um zu funktionieren, es weggeschoben habe...


Wegen der Beziehung: ich wollte ein bisschen erklären, dass es mir nicht um Scheidung oder Wahrnehmung davon im generellen geht. Ich denke, das ist für mich kein grosses Thema. Es ist die Angst solche Liebe nie mehr zu spüren, oder nie mehr geliebt zu werden, kein zu Hause mehr zu finden. Ich kam ja auf die großartige Idee zu parshippen, um mich vielleicht damit neuen Situationen auszusetzen und zu befreien in gewisser Weise von dem Gedanken niemanden zu finden. Da wird schnell klar, jemand wie ich, der beruflich ganz tief drin ist, der zwei Kinder hat und nicht die Beigabe, das Accessoire sein will, der ist schon too much. Und da haben wir ja die Krankheit noch nicht mitbeachtet. Aber auch das alles sind Kleinigkeiten. Es geht um die tiefsitzende Angst, ohne Liebe sein zu müssen, ohne echte Liebe, und so bleibe ich, und halte es fest, was ich habe, mit aller Macht und auch Kraft.

Ich sehe mich heute, jetzt unterwegs zum Arbeitsevent, und denke, was ein Mist, in unserer Gesellschaft doch exisistiert; da gehe ich jetzt und lächele mich durch den Tag, alles, was man fühlt oder gefühlt hat, alles, was einen Kraft gekostet hat, wird weggelächelt und weggesperrt: alles war mühelos. Dann ist es vorbei, du gehst, und bist allein... Die Wahrheit ist, ich bin nicht alleine, aber es fühlt sich so an. Und das ist die Krankheit.

Hier finde ich Zuversicht, Offenheit und Vertrauen. Und das trägt.

Etwas in Eile, wie immer, und konfus, und mit lieben lieben Grüße
El
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