Haben Depressionen immer einen Auslöser?

qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

@lemur

und was ist daran schlimm wenn ich mir aussuchen kann mit wem ich zusamenleben will oder auch alleine? in früheren zeiten musste ich mit menschen auskommen auf engsten raum, die ich im zweifel nicht ausstehen konnte, nur weil ich mit denen zufällig verwand war. das nenn ich stress. singelhaushalt heißt ja nich automatisch alleine oder gar einsamkeit.

@otterchen
das mit den medien ist sicher zwiespältig. es gibt sicher menschen die sich einreden lassen wie man zu leben hat. das mag durch aus die mehrheit sein. es gibt aber auch menschen die erfahren das es auch anders geht und das ihre situation nicht für alle zeiten in stein gemeißelt sein muss. also können sie ja vielleicht was ändern. und das kann nicht schlecht sein.

@silkesilke, bittchen65
das mit der genetik sehe ich geanu anders rum. in punkto depression wird einem immer versucht einzureden das man ja ach soviel machen kann und wenn man denoch eine depression hat ist man ja selberschuld, man macht halt nicht genug. man muss sich halt nur drauf einlassen usw. ich will jetzt gar nicht auf die grotten schlechten quoten hinaus. aber wenn genetische einstellunge vorliegen ist die handlungsmacht des menschen eher begrenzt. man kann sicher das eine oder andere versuchen nur ob es funktioniert oder nicht hängt nicht vom einsatz ab.
Inertia
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Inertia »

Lemur hat geschrieben:Wir erleben ja auch eine zunehmende Vereinzelung der Gesellschaft. In Berlin ist schon jeder zweite Haushalt ein Single-Haushalt. Das ist eine Form von Stress, ...
Das verstehe ich nicht. Was soll den daran schlimm sein, dass es immer mehr Single-Haushalte gibt? Ich halte das eher für eine gute Nachricht. Mag sein, dass das manche Menschen in die Depression zieht, aber es gibt auch genug die freiwillig alleine leben.
riverflow
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von riverflow »

Ich bin da ganz bei Lemur. Vereinzelung entsteht ja nicht nur aufgrund der zunehmenden Singlehaushalte sondern auch durch den erneuten Beschleunigungsschub in der späten Moderne und somit durch Individualisierung, Pluralisierung der Lebensformen, Mobilisierung, Flexibilisierung...

Zu den Singlehaushalten habe ich Folgendes gefunden:


"Nach Untersuchung verschiedener depressiver Patienten scheinen folgende Faktoren neben den aufgeführten Mechanismen die Entstehung einer Depression zu begünstigen:

weibliches Geschlecht;
Single-Dasein;
Großstädter;
wenig gesellschaftliche Kontakte;
niedriger Ausbildungsgrad;
Arbeitslosigkeit;
Cannabis-Konsum und Alkohol-Missbrauch."

http://www.neurologen-und-psychiater-im ... /ursachen/" onclick="window.open(this.href);return false;

oder...

"Depressionen und Einsamkeit gehen oft miteinander einher und bedingen sich wahrscheinlich gegenseitig. Eine neue Studie hat diesen komplexen Zusammenhang am Beispiel von Singles untersucht. Gemeint sind hier Leute, die in ihrer Wohnung alleine leben und dabei eine feste Beziehung haben können oder auch nicht. Wir haben die Presseerklärung des Herausgebers der Studie von Ende März übersetzt, die zeigt, wie andere Faktoren das Zusammenspiel von Depressionen und Einsamkeit beeinflussen:

Die Anzahl der Menschen, die alleine leben, hat sich in den letzten dreißig Jahren verdoppelt. In Großbritannien und den USA ist heute jeder Dritte ein Single. Eine neue Studie, die jetzt in dem frei erhältlichen Journal BioMed Central Public Health erschienen ist, zeigt, dass das Risiko an Depressionen zu erkranken (für die Zwecke dieser Studie definiert als jemand, der Antidepressiva nimmt) bei Alleinstehenden um fast 80 Prozent höher ist als bei Menschen, die in irgendeiner sozialen Gruppe oder Familie leben.

Bei Frauen ließ sich ein Drittel dieses Risikos auf soziodemografische Faktoren wie mangelnde Bildung und geringes Einkommen zurückführen. Bei Männern waren die wichtigsten Einflussfaktoren ein schlechtes Arbeitsklima, fehlender Rückhalt am Arbeitsplatz oder im Privatleben und übermäßiger Alkoholkonsum.

Es ist bekannt, dass ältere Menschen und alleinerziehende Eltern, die alleine leben, ein erhöhtes Risiko für psychische Probleme haben können, aber man weiß nicht viel darüber, wie sich das Leben als Single auf Menschen im arbeitsfähigen Alter auswirkt. Für die Studie beobachteten Forscher in Finnland sieben Jahre lang 3500 Männer und Frauen im arbeitsfähigen Alter und verglichen ihre Lebensverhältnisse mit psychosozialen, soziodemografischen und gesundheitlichen Risikofaktoren wie Rauchen, übermäßigem Alkoholkonsum, mangelnder Bewegung und der Einnahme von Antidepressiva. Die Informationen über die Einnahme von Antidepressiva stammten aus einem landesweiten Register von ärztlichen Medikamentenverordnungen.

Dr. Laura Pulkki-Råback, die die Untersuchung am finnischen Institut für Arbeitsmedizin durchführte, erklärt: „Unsere Studie zeigt, dass Menschen, die alleine leben, ein erhöhtes Risiko haben an Depressionen zu erkranken. Insgesamt war das erhöhte Depressionsrisiko bei alleinstehenden Männern und Frauen gleich. Schlechte Wohnverhältnisse (besonders bei Frauen) und fehlender sozialer Rückhalt (besonders bei Männern) waren die wichtigsten Faktoren, die zu dem erhöhten Risiko beitrugen.“

http://www.praxis-dr-shaw.de/blog/haben ... ressionen/" onclick="window.open(this.href);return false;

Und auch den in Charlotte Jurks Dissertation "Der niedergeschlagene Mensch" befragten Probandinnen war eine Vereinsamung gemein.

Ein bisschen geht auch Alain Ehrenberg in "Das erschöpfte Selbst" in die Richtung, indem er von der Depression quasi als Kehrseite des spätmodernen Individualisierungs"zwangs" spricht: Der Mensch ist von der Aufgabe, sich selbst zu sein, für sich selbst verantwortlich zu sein ohne auf bewährte kulturelle Leitlinien zurückgreifen zu können, überfordert, so dass letztendlich gar nichts mehr geht.

Richard Sennett schreibt ebenfalls über die Gefahren der Vereinzelung...

Ich denke, das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Punkt. ;-)
bingo123

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von bingo123 »

@riverflow

der beitrag ist sehr wertvoll und aufschlussreich!

danke dafür!
Inertia
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Inertia »

Die Frage ist natürlich: Lebt man alleine, weil man depressiv ist, oder wird man depressiv, weil man alleine lebt? Diese Frage hab ich mir über mich selbst auch schon oft gestellt. Ich würde tippen, dass Ersteres häufiger ist. Die Isolation folgt wohl häufiger aus der Depression, als anders herum. Das verfälscht solche Zahlen natürlich deutlich.

Dann gibt es auch noch viele Menschen, die gerade durch den sozialen Druck der ihnen aufgrund ihres "Alleinseins" engegengebracht wird, gestresst sind oder gar in eine Depression verfallen. Vielleicht würde es manchem depressiven Single viel besser gehen, wenn ihm nicht ständig reingedrückt würde wie wichtig und erfüllend es doch ist, einen Partner zu haben; und dass er nicht normal wäre, solange er keinen hat. Ich hab jedenfalls schon lange die Schnauze voll davon, dass immer so getan wird als wäre es das Erstrebenswerteste überhaupt, einen Partner und/oder eine eigene Familie zu haben. Ich lass mich davon nicht unter Druck setzen, aber es gibt genügend Leute die das tun.
otterchen
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von otterchen »

Hallo Inertia,

da muss ich Dir beispringen ;-)

Früher (wann immer das war) war es kaum möglich, alleine zu leben. Gott sei Dank hat sich das geändert! Wir können und dürfen alleine leben. Wir sind nicht mehr angewiesen darauf, dass andere uns in ihrer Gemeinschaft wohnen lassen (und das gilt besonders für Frauen, die kein eigenes Einkommen hatten).

Ich würde es schlimm finden, wenn ich mit jemandem zusammenleben müsste, weil ich an meiner Situation gar nichts ändern kann! Ich kann nicht weg, ich kann nicht alleine leben - das fände ich schrecklich. "Sei lieb, sei dankbar, füge dich, denn du hast Glück, dass du bei mir wohnen darfst" - uh, das wäre nichts für mich.

Was wohl den Depressionen ENTGEGEN wirkt, sind die MÖGLICHKEITEN, die man hat. Ok, oftmals sieht man seine Möglichkeiten gar nicht, aber das kann man üben (und wenn man schon nicht die Situation ändern kann, dann die Art, wie man mit ihr umgeht).
Und macht uns wirklich das Alleinleben depressiv? Oder ist es eher die abhanden gekommene Fähigkeit, mit uns selbst und anderen umzugehen? Mit anderen Worten: wären diese Personen wirklich glücklicher, wenn sie jemanden um sich hätten? Oder wären damit neue, andere Konflikte vorprogrammiert? Denn diese andere Person muss ja dann bitte schön auch gewisse Eigenschaften vorweisen, damit ich mit ihr klarkomme, und wenn dies nicht der Fall ist, dann scheitert das Ganze schon wieder.

Last but not least: die Sicht auf das, was ist: schätzen lernen, was man hat.
Man kennt das ja: man wünscht sich oft genug genau das Gegenteil von dem, was man hat...
Ich kenne einige Leute, die offen sagen, dass das Leben als Paar kein Zuckerschlecken ist; voll von Kompromissen, Generve, Reibereien...
Und wenn ich mir wünsche, dass hier ein Partner an meiner Seite ist, dann denke ich an meine letzte Beziehung zurück - und dann fällt mir wieder alles ein, von dem ich weg wollte.
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Lemur
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Lemur »

Ich denke, es ist der Wegfall sozialer Bindungen generell, unabhängig von der Wohnsituation, der Depressionen begünstigt. Also der Wegfall sozialer Netzwerke, die einen auffangen, tragen usw. In früheren Zeiten erfüllte das Kollegium am Arbeitsplatz oft so eine Funktion. Heutzutage herrscht in der Arbeitswelt eher ein Kampf jeder gegen jeden. Im privaten Bereich übernehmen Familie, Freunde usw. die Funktion des sozialen Netzes. Bei Alleinlebenden existiert eine Familie mit dieser Funktion aber häufig nicht (mehr), also bleiben nur die Freunde.

Ich habe lange in einem "3.-Welt"-Land gelebt und bin dort dort sehr viel Armut und Elend begegnet - aber kaum jemals einem Menschen, der depressiv oder "mies drauf" wirkte, selbst im elendesten Slum nicht. Der Unterschied zu uns ist, dass dort jeder in ein ausgedehntes soziales Netzwerk eingebunden ist, das ihn durch sämtliche Lebenssituationen trägt.
riverflow
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von riverflow »

@ Bingo,

hab ganz lieben Dank.

@ Inertia,

ich denke, es bedingt sich wechselseitig. Ein Mensch mit Depressionen wird aufgrund von Rückzugstendenzen und eventuell seiner Ausstrahlung und seiner Art zu kommunizieren schwieriger einen Partner finden, das wiederum kann aber auch wieder die Depression befeuern.

Die Resilienzforschung hat gezeigt, dass es Risikofaktoren und Schutzfaktoren gibt.
Eine zuverlässige Bezugsperson ist ein nicht zu unterschätzender Schutzfaktor.
Alte Menschen, die alleine leben, weil der Partner gestorben ist, werden oft depressiv, der Auszug der Kinder stellt oft eine kritische Lebenssituation dar, Säuglinge, die mit Nahrung versorgt werden, aber keine menschliche Zuwendung erhalten, sterben und die Marienthal-Studie hat gezeigt, wie schnell Menschen depressiv werden, wenn sie ihre Arbeit verlieren und gleichzeitig die Aussicht, eine neue zu finden nicht vorhanden ist.
Ich denke schon, dass der Mensch irgendwo ein soziales Wesen ist, das auf die Gesellschaft/ Rückmeldung anderer angewiesen ist und somit auf einen Wegfall sensibel reagieren kann.

Ich gehe da mit Lemur konform, dass es insgesamt das Wegbrechen sozialer Bindungen ist, das Depressionen begünstigt - sich einen Partner aufgrund "normativer Erwartungen" zuzulegen, kann es ja echt nicht sein.

@ Otterchen,

es gibt nicht nur die zwei Seiten, entweder partnerlos zu leben oder in einer unglücklichen Anhängigkeit zu verharren.

Ich denke, eine Beziehung ist immer auch Beziehungsarbeit, damit ein Zusammenleben auf Dauer gelingt.
Wahrscheinlich ist fast keine Beziehung immer und einfach so harmonisch und eitel Sonnenschein, es bedeutet Arbeit, sich mit dem anderen und dessen Bedürfnissen auseinanderzusetzen, um letztendlich einen Weg auszuhandeln, der für beide gangbar ist.
Gerade den Umgang mit anderen lernt man nicht mit sich selbst. Und ich selbst kann mir nicht allein das geben, was ich von einer anderen Person erhalten kann: Wenn ich mich z. B. selbst berühre fühlt sich das ganz anders an, als wenn mich eine andere Person berührt.

Für mich finde ich es nicht schlecht, mich auseinandersetzen zu müssen und so eine gewisse Art "sozialen Schliff" zu erhalten, der daraus resultiert, dass ich nicht immer meinen Kopf durchsetzen kann, sondern auch in gewisser Weise Rücksicht nehmen muss - wie auch im optimalen Fall auf mich Rücksicht genommen wird.
Ich finde es gut, einen Ansprechpartner zu haben, bei dem ich mich rückversichern kann, ob mein Verhalten jetzt ok oder daneben war.
Ich finde es gut, emotionalen Rückhalt bekommen zu können, ohne dass ich mich dafür überwinden muss sozial aktiv zu werden, indem ich jemanden anrufe.
Ich finde es gut, Anerkennung und positive Rückmeldung zu erhalten und im Großen und Ganzen in meinem Sosein akzeptiert zu werden, auch wenn mein Verhalten mal nicht ok war.
Kuchenbacken macht mir erst so richtig Spaß, wenn es jemanden gibt, der sich darüber freut. Ich liebe den Geruch von Gebackenem, aber allein würde ich wohl wochenlang an nem Kuchen futtern und somit erst gar keinen backen (es kommt mir hier nicht auf den Kuchen an, das Beispiel ist übertragbar gemeint).
Ich finde es einfach schön, dass da jemand nach Hause kommt und da ist. Atmet.
Auch wenn ein Zusammenleben oft schwierig und steinig ist, weil zwei eigenständige Persönlichkeiten aufeinandertreffen - ich würde mir mitnichten das Gegenteil von dem wünschen, was ich habe.
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

ich darf mal die von riverflow zitierten begünstigungen auseinander nehmen:

weibliches Geschlecht; aber nur weil die depression immer noch als typisch weiblich gilt und bei männern wenn dann viel später gestellt wird und auch die ausprägungen häufig anders ist.
Großstädter; fachärzte sind dort wesentlich häufiger, also werden auch präzisere diagnosen gestellt. die hälfte lebt eh dort und wer kann sich auf dem land in diesem engen geflecht den leisten eine stigmatisierte erkrankung zu haben?
Single-Dasein; wenig gesellschaftliche Kontakte; ursache-wirkungsbeziehung wurde ja schon auseinander genommen.
niedriger Ausbildungsgrad; auch hier ursache-wirkung wer eine depression kompensieren muss kann im zweifel keine großen anderweitigen leistungen erbringen. die meisten menschen haben eienen niedrigeren ausbildungsgrad und wenn die wahrscheinlichkeit sich gleich verteilen würde sind dort natürlich auch mehr menschen. mit steigendem iq wird die wahrscheinlichkeit an einer psychischen erkrankung im allgemeinen und einer depression im besonderen zu erkranken immer höher. im übrigen auch je niedriger um so wahrscheinlicher, dann allerdings nicht unbedingt depression.
Arbeitslosigkeit; ursache-wirkungsproblem wie bei der ausbildung
Cannabis-Konsum und Alkohol-Missbrauch auch hier was war den zu erst da? ich habe hier irgendwann mal eine forschungsarbeit zur selbstmedikamentation mit nikotin reingestellt. das geht auch mit anderem zeug.

solche aussagen kommen immer zustande wenn man rückwirkend versucht, gemeinsamkeiten zu finden und diese dann als ursachen uminterpretiert.
ich will jetzt gar nicht darauf eingehen wie merkwürdig es zum cannabisverbot gekommen ist. es wird aber immer wieder behauptet cannabis sei eine einstiegsdroge, weil ja die meisten heroin o.ä. konsumenten früher cannabis genommen hätten. die selben leute haben früher aber auch milch getrunken, ist milch deswegen eine einstiegsdroge?
das problem ist nichtmal diese das man nach gemeinsamkeiten sucht, sondern das damit die menschen in schubladen gesteckt werden und das wird in zeiten von bigdata immer schlimmer.
zukünftig werden die merkmale frauen, unverheiratet, lebt in einer städtiscehn umgebung, kein facebookprofil, kein doktortitel schon ausreichen um keine kv mehr zu bekommen weil man ja angeblich zu depression neigt und die sind teuer.
das ist keine scifi, in amerika bekommt man keine kv oder nur zu einem viel höheren preis wenn man kein aktives facebookkonto hat.
Inertia
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Inertia »

qwertzuiop hat geschrieben:in amerika bekommt man keine kv oder nur zu einem viel höheren preis wenn man kein aktives facebookkonto hat.
Was? Tatsächlich? Diese Welt enttäuscht mich jeden Tag mehr.

Wird das wirklich damit begründet, dass Leute die nicht bei Facebook sind häufiger an bestimmten Krankheiten leiden? Oder ist es eine geschickte Werbeaktion? Auch das würde mich bei den Verbrechern von Facebook nicht wundern.
riverflow
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Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von riverflow »

Qwertzuiop

und was ändert sich jetzt durch das "Auseinandernehmen"?

Manches würde ich auch differenzierter betrachten.

Es wurde ja eine Verbindung zwischen weiblichem Geschlecht und Verarmung dargestellt. Frauen verdienen immer noch schlechter als Männer, Alleinerziehende müssen den Spagat zwischen Kindererziehung und Berufsausübung irgendwie erfolgreich bewerkstelligen, was auch heute noch schwierig genug ist. Nach einer Trennung sind viele Frauen von Verarmung bedroht, was wiederum die Ausbildung einer Depression begünstigt.

Dass in Großstädten präzisere Diagnosen gestellt werden, würde ich bezweifeln. Psychiatrische Diagnosen ansich sind nicht wirklich valide (wie auch Thomas Insel, der Direktor des National Institute of Mental Health und somit des weltweit größten Instituts für seelische Gesundheit, zugibt) und auch über die Reliabilität lässt sich streiten. Oft erstellen verschiedene Fachleute unterschiedliche Diagnosen beim selben Patienten (das kann Kliniken auch etwas damit zu tun haben, dass bei schweren Diagnosen einfach seltener Anträge auf Verlängerung ausgefüllt werden müssen, also weniger Schriftkram anfällt).
An der hiesigen Uni ist mal untersucht worden, dass dort, wo sich Kliniken befinden, mehr Menschen eine psychische Störung diagnostiziert wird (das ist wohl auch auf psychiatrische Praxen übertragbar): Es sind Wirtschaftssysteme, die eine gewissen Belegung brauchen, um effizient zu laufen.
Auch so kann mans aufzäumen.

Die Großstadt galt übrigens schon vor ca. 150 Jahren als "Verdächtige" für die Ausprägung psychischer Störungen, denn dort kulminieren neue Technik, verschiedenartige Reize, Lärm (oft ist es schwer, Ruhe zu finden), ein gewisses Pulsieren, Beschleunigung, Stau, Smog, Enge, volle Straßen und Verkehrsmittel, die Notwendigkeit zu pendeln usw. Heute kommt noch mehr und mehr Anonymität und Vereisamung hinzu.... das alles zusammen kann schon einen Risikofaktoren darstellen.

Ich hab mal in einem Fachbuch Zahlen dazu gesehen, dass Depressionen oft bei weniger intelligenten Menschen diagnostiziert werden. Bei den intelligenteren wird das häufiger mit Burnout umschrieben.
Auf der anderen Seite wurde ja auch in einer Studie bereits hinterfragt, ob Menschen mit Depressionen nicht einfach eine realistischere Wahrnehmung haben als "Gesunde" und sich so die schlechten Sachen der Welt einfach nicht genügend "schön malen" können.
Vielleicht haben auch "intelligentere" Menschen somit eine differenziertere Wahrnehmung?
Vielleicht gibt es hier wirklich Spitzen zu beiden Seiten.
Auf jeden Fall sind Armut und niedriger Bildungsstand oft Risikofaktoren.

Arbeitslosigkeit umfasst mehr als das von Dir unter Ausbildungsgrad angeführte Kompensieren einer Depression.
Für den ungelernten Fabrikarbeiter z. B. gibt es heutzutage keinen Job mehr, da diese Art von Arbeit oft automatisch abläuft. Diese Menschen sind also gezwungen, sich umzuorientieren, Nischen zu suchen. Je nach Alter ist das aber oft nicht mehr möglich.
Bzw. haben ältere Menschen oder Frauen, die aufgrund von Kindererziehung eine längere Pause eingelegt haben, per se schlechter Chancen überhaupt noch eine Stelle zu bekommen.
Dieses verfrühte "Rausfallen" aus dem Berufsleben und das Gefühl des Nichtmehrgebrauchtwerdens, des Stillstands während die Welt um sie herum ununterbrochen weiterrast, stellt einen Risikofaktor dar. Es kann - muss aber also kein Ursache-Wirkungs-Problem vorliegen.
Die Marienthalstudie hat sehr schön herausgearbeitet, dass Menschen ohne Perspektive auf Arbeit recht schnell depressive Tendenzen zeigen - gemessen u. a. an Schrittgeschwindigkeit oder Aktivität.

Auch die Resilienzforschung spricht von Vulnerabillitäts- bzw. Risikofaktoren. Minutiös (wann diese zur Belastung werden, wie sie zusammenwirken, wie sich demgegeüber Schutzfaktoren auswirken) ist das, wenn ich mich recht erinnere, im Handbuch Resilienzförderung aufgedröselt.
Diese Risikofaktoren stimmen zum Teil mit den vorher von mir zitierten überein (ich kanns auch genau nachschlagen). Ich gehe also schon davon aus, dass sich die Fachleute in dem Bewusstsein von Ursache und Wirkung Gedanken gemacht und nicht nur blauäugig uminterpretiert haben.



Von der Kopplung von Krankenversicherung und Facebookprofil habe ich noch nicht gehört - ist es wirklich so?
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von Botus »

Inertia hat geschrieben: Dann gibt es auch noch viele Menschen, die gerade durch den sozialen Druck der ihnen aufgrund ihres "Alleinseins" engegengebracht wird, gestresst sind oder gar in eine Depression verfallen. Vielleicht würde es manchem depressiven Single viel besser gehen, wenn ihm nicht ständig reingedrückt würde wie wichtig und erfüllend es doch ist, einen Partner zu haben; und dass er nicht normal wäre, solange er keinen hat. Ich hab jedenfalls schon lange die Schnauze voll davon, dass immer so getan wird als wäre es das Erstrebenswerteste überhaupt, einen Partner und/oder eine eigene Familie zu haben. Ich lass mich davon nicht unter Druck setzen, aber es gibt genügend Leute die das tun.
Hallo Inertia,

das kann ich aus meiner früheren Singlezeit wirklich nur bestätigen. Damals hatte ich anderes um die Ohren, das mich sehr auf Trab hielt und großes Glück bedeutete. Ich vermisste nichts. Zudem bekam ich damals von wirklich allen meinen Freunden, die ausnahmslos verheiratet waren nur Elend berichtet. Die waren richtig richtig fertig mit den Nerven. Außerdem war die Hälfte von ihnen untreu. Das bestätigte mich zusätzlich, über sowas gar nicht erst nachzudenken. Aber immer, wenn ich bei denen war, wurde ganz anders geredet. Dann wurde ich von den Frauen gefragt, warum ich denn keine Freundin hätte und dabei mitleidig angeschaut, so als sei ich unheilbar krank. Die daneben stehen Freunde haben darüber gelacht und gegenüber ihren Frauen so getan, als würde ich das machen, was sie tun, nämlich jeder Frau hinterher hecheln. Das war echt ätzend damals. Ich habe so manche Einladung deshalb auch abgesagt. Sozialer Druck (auch viel verlogener sozialer Druck von unglücklich Verheirateten, die trotzdem zusammen bleiben) ist ein echtes Problem, wenn man Single ist.

Dass es in einer Beziehung Tiefen gibt, die durchquert werden wollen und dass an einer Beziehung ständig gearbeitet werden muss, finde ich gut und richtig, wenn eine Beziehung auf Augenhöhe vorliegt. Ich beobachte aber oft, dass diese Ansicht häufig von einem unterlegenen Partner in einer Beziehung vertreten wird, während der überlegene Partner immer wieder neu dazu überredet werden muss. Da geht es oft nur darum, jemanden, der innerlich schon längst weg ist, mit allen Mitteln physisch irgendwie da zu halten. Sowas entspricht in meinen Augen nicht dem Sinn von Beziehungsarbeit.

Liebe Grüße vom Dobi
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

da euch das mit facebook und kv so interessiert habe ich mal versucht was zu finden.
leider efolglos. ich weiß noch das es sich um einen fehrnsehbericht handelte in dem ein deutscher reporter davon berichtete, dass er wärend seines usa aufentahltes dort von seinem arbeitgeber krankenversichert werden sollte. da er kein facbookprofil hat. konnte das nur zu einem höheren preis geschehen, die begründung war, das ja nicht kontrolliert werden konnte ob er ein riskantes verhalten zeigt. ich habe zwar posts gefunden die das gleiche sagten nur halte den bericht nicht. wenn das jemand besser kann, immer her damit ich wurde nur mit werbung zu geballert.
über zwei sachen bin ich dann aber doch gestolpert.
http://www.go-windows.de/forum/vista-ne ... ldern-ein/" onclick="window.open(this.href);return false;
http://www.spiegel.de/wirtschaft/servic ... 30062.html" onclick="window.open(this.href);return false;

ich verweise auch darauf das schon vor 5,6 jahren oder mehr amerikanische forscher mit einer
über 80% wahrscheinlichkeit die sexuelle orientierung nur anhand des facebookprofile vorhersagen konnten. obwohl in den profile nichts davon stand. in einem homophoben land wie amerika kann das schnell tödlich enden.
qwertzuiop

Re: Haben Depressionen immer einen Auslöser?

Beitrag von qwertzuiop »

und zu der ausgangsfrage von inertia habe ich noch eine "schöne" idee.
wie siehts mit viren aus? ich beziehe mich speziell auf das borna-virus, es wird mit depression und schizophrenie in verbindung gebracht. genauso wie herpesviren soll es sich in zellen verstecken, wenn das imunsystem schwächelt bspw stress brechen sie aus. betroffen sind wohl vor allem astozyten,astrozyten oder so ähnlich. die sind übrigens am dopaminsystem beteiligt.
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